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Sächsische Zeitung Zittau

(fast) alle Artikel zusammengetragen (Text) aus den Ausgaben Zittau ( oder Löbau.. oder Görlitz ) der Sächsischen Zeitung mit der Erwähnung: “Mandaukaserne” der Jahre 2022 – 1997

2022

Sächsische Zeitung – Löbau vom 10.09.2022, Seite 21 / Lokales

Angucken oder Denk-mal?

Am Sonntag findet der Tag des offenen Denkmals statt. Auch die katholische Marienkirche in Zittau ist für interessierte Menschen über den sonntäglichen Gottesdienst hinaus offen. Erfahrungsgemäß werden viele Menschen unterwegs sein. Man kann sich freilich in einer sehr unterschiedlichen Haltung auf den Weg machen. Eine Möglichkeit besteht darin, sich etwas anzugucken. Das Auge erfreut sich gern an schönen Dingen. Es gibt aber auch eine weitere Möglichkeit. Sie erschließt sich, wenn ich “offenes Denkmal” ganz anders höre, nämlich als Aufforderung: Denk mal an diesem Ort in aller Offenheit über das hinaus, was das Auge sieht! Bei einer Kirche liegt dieser Gedanke nahe. Schließlich versammeln sich ja hier regelmäßig viele Menschen, um zu beten sowie um Gemeinschaft mit Gott und untereinander zu praktizieren. Ein offenes Nachdenken ist aber auch an den anderen Orten in vergleichbarer Weise möglich. Als Zittauer Pfarrer habe ich mir unter diesem Blickwinkel einmal speziell das Programm der Stadt angeschaut. Es ist voll von solchen Impulsen! Da ist das Christian-Weise-Gymnasium geöffnet, eine Bildungseinrichtung. An dieser Stelle kommt mir sofort der Gedanke, dass doch Bildung mehr ist als Wissensvermittlung. Auch die Herzensbildung und die Bildung einer sozialen Kompetenz sind wichtig für das Leben, für unser aller Zusammenleben. Ein anderes Beispiel ist die Mandaukaserne, ursprünglich eine militärische Einrichtung. Dass man hier ganz schnell auch über den gegenwärtigen Krieg in der Ukraine und über Wege zum Frieden nachdenkt, liegt fast auf der Hand. Darüber hinaus gibt es weitere Impulse: “Denk-mal!” über den Frieden im Kleinen nach, über die Kleinkriege im Alltag und darüber, was diese befrieden könnte. Ein Besuch im Pilgerhäusl von Hirschfelde wiederum konfrontiert vielleicht mit einem ganz anderen Thema: Menschen machen sich immer wieder auf den Jakobsweg, die einen aus religiösen Gründen, andere dagegen suchen einen neuen Sinn, eine neue Ausrichtung für das eigene Leben. An diesem Ort kann ich sicher auch gut ins Nachdenken über die eigenen Lebenswege kommen: Darüber, was mich trägt, und darüber, wonach ich mich sehne.

Das sind nur wenige Beispiele, die diesem Tag des offenen Denkmals durchaus auch Tiefe geben können, die weit über das reine Angucken hinausgeht. Das wünsche ich Ihnen von Herzen, wenn Sie sich in Zittau oder anderswo auf den Weg machen.

Thomas Cech ist katholischer Pfarrer von Zittau.

Sächsische Zeitung – Löbau vom 12.08.2022, Seite 14 / Lokales

Abriss Kantstraße: Denkmalschützer geben nicht auf
Die Petition gegen den Abriss in Zittau läuft weiter – aus einem bestimmten Grund.

Obwohl der Abriss der Häuser in der Zittauer Kantstraße bereits begonnen hat, bitten die Denkmalschützer um Mandaukasernen-Besitzer und Stadtforum-Mitglied Thomas Göttsberger weiter um Unterschriften für ihre Petition gegen den Rückbau (Link unten). Vielleicht könne man damit noch die 2023 und 2024 geplanten Abrisse verhindern, sagte Göttsberger der SZ. Bis Donnerstagmittag sind 474 der 500 angepeilten Unterschriften zusammengekommen. Die Aktion läuft noch fünf Tage.

Die Zittauer Wohnbaugesellschaft (WBG) will bis 2024 ihre fünf der insgesamt neun verbliebenen Gebäude mit einer Adresse an der Kantstraße abreißen und damit 84 weitere Wohnungen vom Markt nehmen. Sie begründet das unter anderem mit dem Zustand der Gebäude und dem Zittauer Wohnungsmarkt. In diesem Jahr fallen die ersten beiden Gebäude. Trotzdem ist der Abriss umstritten und sammeln die Denkmalschützer Unterschriften. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung – Görlitz vom 08.08.2022, Seite 13 / Lokales

Der Herr der verfallenen Häuser

Immobilienbesitzer Thomas Göttsberger aus Ostritz kauft mit Vorliebe abrissreife Bauten, die ungenutzt leer stehen. Was will der Mann eigentlich damit?

An diesem Nachmittag ist Thomas Göttsberger wieder mal zu einem seiner Häuser nach Zittau gekommen. Ab und zu muss er nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Die Inspektionsrunde einmal rund ums Gebäude ist lang: 13.000 Quadratmeter Grundstücksfläche, 12.000 Quadratmeter Nutzfläche im Haus. Die berühmte Zittauer Mandaukaserne ist wahrlich ein stattlicher Bau – und die mit Abstand größte Immobilie in Göttsbergers Besitz.

Vor acht Jahren hat der Finanzbeamte aus Ostritz das fast 100 Meter lange, stark verfallene Baudenkmal aus der Mitte des 19. Jahrhunderts gekauft. Das steht da schon jahrelang leer und droht bereits in Teilen einzustürzen. Leer steht die Zittauer Mandaukaserne bis heute. Und auch ihr Besitzer hat kein Nutzungskonzept und keine Perspektive für das imposante Objekt, allerhöchstens ein paar Ideen. Aber wenigstens wird die Mandaukaserne jetzt nicht mehr einstürzen. Thomas Göttsberger hat viel Geld in den Kauf und die Sicherung gesteckt. Erst vor zwei Jahren hat er den Mittelbau sichern lassen, der zum Teil schon eingestürzt war. Eine “mittlere fünfstellige Summe”, habe allein das gekostet, sagt er. Das ist aber auch das einzige, das er preisgibt auf die Frage nach dem Geld.

Wie er seine Immobilien-Käufe finanziert, darüber spricht Thomas Göttsberger nicht. Er nennt auch keine Zahl, wie viele Gebäude inzwischen in seinem Besitz sind. Man weiß vom barocken Graetzschen Haus in Zittau, von der alten Klostermühle in Ostritz, von Bürgerhäusern in Görlitz. Es seien “mehrere Objekte” in Zittau, Ostritz und Görlitz, bestätigt er, und noch “ein paar weitere” in anderen Orten der Oberlausitz. Nicht alle stehen leer. In Ostritz und Görlitz hat Göttsberger Stadthäuser für Mieter saniert. Die Wiese um die Zittauer Mandaukaserne ist frisch gemäht – das Werk von zehn Kamerunschafen, die Thomas Göttsberger freudig entgegenlaufen. Der 13 Jahre alte Dacia, aus dem er aussteigt, passt allerdings so gar nicht ins Bild vom großen Immobilienhai. Göttsberger schmunzelt. Er kaufe diese baufälligen Häuser doch nicht mit Gewinnabsichten, sagt er. Er kaufe sie, um sie vor Abriss und Verfall zu bewahren, um sie “über die Zeit zu retten”, wie er es gerne formuliert. Er blickt an der bröckelnden Fassade der Mandaukaserne nach oben und zeigt, was er meint: “Diese Fenster dort sind noch original aus der Bauzeit. Holz! Mehr als 150 Jahre alt! Und immer noch gut erhalten”, schwärmt er. “Die halten auch noch viel länger.”

Man müsse die alten Gebäude, für die sich gerade kein Nutzer findet, doch nur sichern, sagt er. “Irgendwann wird es wieder eine Nutzung geben. Da bin ich überzeugt. Selbst, wenn ich das vielleicht gar nicht mehr erlebe.” Thomas Göttsberger ist jetzt 55. Die Häuser, die er der Nachwelt erhalten will, sollen ihn alle überdauern. Er lebt allein, hat keine Erben. Er werde Vorsorge treffen, was eines Tages mit seinen Immobilien passieren soll, sagt er und schmunzelt wieder. “Noch rechne ich aber mit vielen Jahren Lebenszeit.”

Alte Häuser und Baudenkmale zu retten, sind der große Inhalt dieses Lebens. Göttsberger kämpft um jeden Dachziegel, um jeden Pflasterstein, manchmal beinahe verbissen. Er hat das Görlitzer und das Zittauer Stadtforum gegründet, eine lose Gruppe von Enthusiasten wie ihm, die sich ehrenamtlich für die Rettung und mögliche Wiederbelebung von Baudenkmalen engagieren. Er kauft die Häuser, sichert sie vor weiterem Verfall – und wartet ab. In der Branche ist dieses Handeln umstritten. Nicht alle finden es gut, wenn marode Häuser so marode stehenbleiben über Jahre und Jahrzehnte. Zuletzt ist Thomas Göttsberger Sturm gelaufen gegen den Abriss der alten Mietshäuser an der Kantstraße. “Wie kann man denn so etwas machen, einen ganzen Straßenzug aus dem Stadtbild nehmen.” Er konnte die Geschäftsführung der Zittauer Wohnungsbaugesellschaft nicht überzeugen. Die Abrissbagger haben sich schon an die Arbeit gemacht. Das ärgert ihn maßlos. Da könnte er sich in Rage reden. Göttberger rollt das “R” nicht wie die Oberlausitzer, sondern unverkennbar wie die Oberbayern. Ein Wessi. Er stammt aus der Nähe von Traunstein, nicht weit weg vom Chiemsee. Trotzdem zog es ihn nach Görlitz. Der so völlig unbekannte Osten habe ihn damals nach der Wende als jungen Mann sehr interessiert, sagt er. Mit einem Kumpel sei er damals gleich losgefahren. Eine Tour von Rügen bis nach Zittau. In Görlitz habe er staunend in dieser verfallenen Historie gestanden. Was für ein Schatz! Schon damals hätten es ihm die alten Gebäude angetan. Er beginnt, sich im Denkmalschutz zu engagieren, lernt Gottfried Kiesow kennen, den 2011 verstorbenen Gründungsvater der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem auch die Oberlausitz sehr viel zu verdanken hat. Einen berühmten Satz Kiesows hat sich Thomas Göttsberger zum Leitmotiv gemacht: “Der Denkmalschutz ist unser Dank an die Vergangenheit für das reiche kulturelle Erbe, die Freude daran in der Gegenwart und das Geschenk an die kommenden Generationen.” Besser könne man das nicht sagen, sagt Göttsberger. Als der junge Freistaat Sachsen Mitte der 1990er Jahre beim Freistaat Bayern um personelle Hilfe für den Aufbau der neuen Finanzverwaltung bittet, meldet sich Thomas Göttsberger freiwillig. Den jungen, alleinstehenden Finanzbeamten hält nichts am Chiemsee. Er wolle nur nicht nach Dresden oder Leipzig, sondern wenn schon, dann nach Görlitz, lautet damals seine Bedingung. Seitdem ist der Oberbayer Oberlausitzer. Bis heute arbeitet er im Görlitzer Finanzamt. 1997 zieht er von Görlitz nach Ostritz, wo er sein erstes Haus kauft und saniert: Das Bürgerhaus am Marktplatz, in dem er wohnt. “Ich fühle mich hier sehr zu Hause”, sagt Thomas Göttsberger und schwärmt von der herrlichen Landschaft, die alles hat: historische Städte, Berge, Seen. Was will er da am Chiemsee. Sein Engagement wird ja vor allem hier gebraucht. Die nächste Immobilie, die er kaufen wird, hat ein hölzernes Umgebinde. Der Notartermin steht schon. Ein Finanzbeamter muss aber auch korrekt sein. Bevor er also noch nicht unterschrieben hat, sagt er auch nicht, was und wo. Nur eines: Es ist ein Haus, dass leer steht und abgerissen werden könnte, wenn er sich da nicht einmischt. Irgendwann wird sich vielleicht ein Nutzer finden.

An der Mandaukaserne ist an diesem Nachmittag nichts mehr zu tun. Thomas Göttsberger verschließt sorgfältig das Tor im großen Bauzaun und steigt wieder in den alten Dacia.

Jana Ulbrich

2017

Sächsische Zeitung – Löbau vom 28.06.2022, Seite 12 / Lokales

Abriss der Kantstraße-Häuser startet trotz Kaufangebot

Ein Investor hat Interesse an den fünf Gebäuden mit 84 Wohnungen in Zittau bekundet. Aus diesen Gründen hält die Wohnbaugesellschaft an ihren Plänen fest – und legt los.

Trotz eines Kaufangebotes für die fünf zum Abriss vorgesehenen Häuser an der Zittauer Kantstraße hält die Wohnbaugesellschaft Zittau als Eigentümer an ihren Plänen zum Rückbau fest. “Die Bauanlaufberatung für die zwei Objekte, welche in diesem Jahr vom Markt genommen werden, ist datiert auf den 12. Juli 2022”, teilte Geschäftsführerin Uta-Sylke Standke auf SZ-Anfrage mit. “Begonnen wird mit der Entkernung.”

Die Denkmalschützer vom Stadtforum Zittau haben noch zuvor versucht, den Abbruch zu verhindern. “Beim Stadtforum Zittau hat sich ein Interessent gemeldet, der sich – akzeptable Verkaufsbedingungen vorausgesetzt – vorstellen könnte, diese Gebäude zu erwerben”, hat Thomas Göttsberger, Vize-Chef und Besitzer zahlreicher historisch wertvoller Gebäude wie der Mandaukaserne, an die Geschäftsführerin geschrieben. Auf SZ-Anfrage betonte er, dass er in diesem Fall selber nicht der Investor ist, sondern das es sich um einen Dritten aus Westdeutschland handelt, der öffentlich nicht in Erscheinung treten will.

Das Stadtforum kämpft prinzipiell um den Erhalt historischer Gebäude und will den Abriss an der Kantstraße unter anderem verhindern, weil “gerade in unserer heutigen Zeit Nachhaltigkeit und unser ökologischer Fußabdruck eine immer größere Rolle spielen.” In jedem Gebäude stecke sogenannte graue Energie, die bereits einmal für den Bau aufgewendet wurde und mit dem Abriss verloren geht. “Vor diesem Hintergrund werden Sie gebeten, Ihre Abrissentscheidung, die Wohnbau sicherlich auch finanziell belasten wird, zu überdenken und sich für entsprechende Verhandlungen mit dem Interessenten bereitzuerklären”, so Göttsberger in seinem Schreiben.

Die Wohnbaugesellschaft hat die Verhandlungen abgelehnt. Zur Begründung nannte die Geschäftsführerin erneut die Situation auf dem Zittauer Mietmarkt. Er ist wegen tausender leerstehende Wohnungen aus dem Gleichgewicht geraten und soll bereinigt werden. Zudem ist der Zustand und die Bausubstanz der fünf in den sogenannten Magerjahren erbauten Häuser derart schlecht, dass die Sanierung mehr als fünf Millionen Euro kosten würde und damit in Zittau kaum refinanzierbar wäre. Darüber hinaus haben die 84 Wohnungen noch Ofenheizungen. Die Schornsteine müssten kurzfristig saniert werden, weil sonst die Stilllegung droht und die Wohnungen unbewohnbar würden.

Göttsbergers Argument mit der grauen Energie kontert Standke: “Gerade, weil in unserer heutigen Zeit Nachhaltigkeit und unser ökologischer Fußabdruck eine immer größere Rolle spielen, werden Materialien des Rückbaus entweder weiterverwendet beziehungsweise wieder so aufbereitet, dass sie eingesetzt werden können”, hat sie dem Stadtforum geantwortet. “Die sogenannte graue Energie wird genutzt und verfeinert. Darauf ist bei jedem Rückbau durch die Bauherren zu achten und dies begrüße ich ausdrücklich.” Sie hat dem Stadtforum aber angeboten, mit dem Interessenten auf den Kauf anderer Gebäude zu verhandeln.

Die Wohnbaugesellschaft will die Hauseingänge Kantstraße 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28, 30 und 32 und damit fünf der verbliebenen neun Gebäude mit einer Adresse an der Straße in den nächsten zwei Jahren abreißen. Zwei sollen in diesem, Jahr fallen, zwei 2023 und eins 2024.

Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Löbau vom 19.02.2022, Seite 18 / Lokales

Zittauer Rathaus verhandelt mit Robur-Interessenten

Auch das Stadtforum wirft dem Rathaus vor, nicht alles für den Erhalt zu tun. Die Stadtverwaltung hält dagegen und erklärt ihre Strategie.

Das Stadtforum Zittau hat sich der Kritik des letzten Robur-Direktors Johannes Düntsch am Zustand des einst bedeutenden Werkes am Bahnhof in Bezug und dem Engagement der Stadt für den Erhalt angeschlossen. Es werde suggeriert, “die Stadt könne nichts machen und man müsse dem Verfall – soweit nicht die Verkehrssicherheit beeinträchtigt wird – zusehen”, teilte Thomas Göttsberger, Vizechef des Stadtforums und Besitzer vieler historischer Gebäude, wie der Zittauer Mandaukaserne, mit. “Diese Aussage kann man so nicht stehenlassen. Natürlich hat eine Kommune entsprechende Instrumente, um Einfluss zu nehmen und dem Verfall nicht tatenlos zusehen zu müssen.” So könne die Stadt zum einen mit dem Eigentümer eine einvernehmliche Lösung suchen. Zum anderen könnte Zittau – zumindest für die denkmalgeschützten Bereiche – die Denkmalbehörde bitten, Maßnahmen zum Erhalt des Gebäudes durchzusetzen. “Man kann sich natürlich nicht ganz sicher sein, ob man die dafür aufgewendeten Kosten zurückerstattet erhält, wenn der Eigentümer nachweist, dass er wirtschaftlich nicht in der Lage ist, diese Maßnahmen vorzunehmen”, so Göttsberger.

Das Rathaus dagegen teilt auf SZ-Anfrage mit, dass die Stadt bereits alles in ihrer Kraft Stehende für den Erhalt unternimmt. “Die Stadtverwaltung Zittau hat das Gebäudeensemble der ehemaligen Robur-Werke durch ihre Bauaufsicht in der kontinuierlichen Überwachung”, so Rathaussprecher Kai Grebasch. “Sämtliche sicherheitsrelevanten Anforderungen sind durch den Eigentümer regelmäßig erfüllt worden.” Die historische Gebäudestruktur sei stabiler, als es dem baustatischen Laien erscheinen mag. Nur bei Gefahr für die öffentliche Sicherheit darf die Stadt von sich aus tätig werden. Zudem verhandelt die Stadt mit dem privaten Besitzer. Neben Forderungen zum Erhalt seien auch mehrmals Angebote platziert worden, die aus Sicht der Stadt Zittau eine Lösung für die Gesamtsituation ermöglicht hätten, so Grebasch. “Bisher ist darüber noch keine Einigung erzielt worden.” Auch über die Nutzung und eventuell Wiederbelebung des Gebäudeensembles versucht die Stadtverwaltung, zwischen dem aktuellen Eigentümer und Interessenten so zu vermitteln. Dabei sucht sie auch nach Wegen, wie das Vorhaben über öffentliche Zuschüsse unterstützt werden kann. Über Details will sich das Rathaus mit Verweis auf den ausdrücklichen Wunsch der Beteiligten nicht äußern. “Wir verhandeln mit jemandem, dessen Interesse und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von uns als seriös und ernstzunehmend eingeschätzt wird”, so Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm). “Das werden wir auf keinen Fall gefährden und respektieren den verständlichen Wunsch auf Diskretion.”

Der letzte Robur-Direktor Johannes Düntsch hatte die Stadt vor wenigen Tagen kritisiert. “Wir haben jetzt einen Zustand, der einen Erhalt der Bausubstanz wohl kaum noch zulässt”, hatte er gesagt und eine regionale Initiative und mehr Engagement von der Stadt gefordert.

Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Löbau vom 14.02.2022, Seite 8 / Lokales

Mutterglück an der Mandaukaserne

Die kleine Schafherde auf dem Grundstück der Mandaukaserne in Zittau ist wieder größer geworden. Ende Januar kamen zwei Lämmer auf die Welt. “Eines wollte sogleich das Umfeld des Martin-Wehnert-Platzes erkunden”, berichtet Eigentümer Thomas Göttsberger. Polizei und Ordnungsamt konnten das aber unterbinden, wofür er sich bedankt. Schließlich sollen die Lämmer mithelfen, das Gras auf dem 13.000 Quadratmeter großen Grundstück kurzzuhalten. Die tierischen Helfer sind schon seit Jahren im Einsatz. Bereits voriges Jahr gab’s Nachwuchs. Foto: Uwe Preuß

Sächsische Zeitung – Löbau vom 19.01.2022, Seite 15 / Lokales

Wo in Zittaus Innenstadt gesichert und saniert wird

Die Innere Weberstraße 24 wird nun auch von außen schick. Für das Haus und 25 weitere Bauten hat die Stadt Millionen-Zuschüsse beantragt. Nicht alle Vorhaben sind realistisch.

Von der Fassade des barocken Gebäudes Innere Weberstraße 24 ist derzeit kaum noch etwas zu sehen. Ein Gerüst mit riesiger Plane verdeckt die Vorderseite des Zittauer Innenstadthauses. Das Baugestell ist ein Zeichen dafür, dass die Sanierung des Objektes fortschreitet. Eigentümer Rainer Scholz bestätigt das auch der SZ. Dach und Fassade sowie die Fenster sollen auf Vordermann gebracht werden.

2018 hatte der Dresdner Architekt das Barockhaus Innere Weberstraße 24 bei einer Auktion erworben, um dem 1764 erbauten Gebäude wieder seinen alten Glanz zurückzugeben. Zuerst richtete er die Räume im ersten Obergeschoss als Wohnung her, in der er wohnt, wenn er in Zittau ist. Im Frühjahr 2021 wurden einige Fenster erneuert. Doch dann stockte der Umbau — wegen der Sanierung der Inneren Weberstraße. Ende November wurde der Straßenbau abgeschlossen und Rainer Scholz konnte nun das Gerüst an der Vorderfassade aufstellen lassen. Nachdem Dach, Fassade und der Rest der Fenster erneuert sind, soll es mit dem Ausbau des zweiten und dritten Obergeschosses weitergehen. Die beiden oberen Etagen will er zu einer Maisonette-Wohnung umgestalten. Sie soll entweder vermietet oder als Ferienwohnung genutzt werden.

Rainer Scholz wäre es lieber gewesen, wenn seine künftigen Mieter oder Nutzer der Ferienwohnung direkt vor dem Haus parken könnten. Doch das ist seit der Straßensanierung nicht mehr möglich. Die Anzahl der Parkplätze auf der Inneren Weberstraße ist in dem Zuge deutlich verringert worden. Die Sanierung des Gebäudes wird mit öffentlichen Mittel gefördert.

Es ist bei weitem nicht die einzige Baumaßnahme, für die Bund, Land und Stadt Geld zuschießen. Für das laufende Jahr hat die Stadt Fördermittel von Bund und Land in Höhe von knapp drei Millionen Euro für 26 Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen in der Innenstadt beziehungsweise knapp außerhalb des Stadtringes beantragt. Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung dafür grünes Licht gegeben. Die Gesamtkosten für die Baumaßnahmen liegen wegen der Eigenanteile der Eigentümer und Zuschüssen der Stadt weit höher.

Gespräche mit Hausbesitzern Bereits angelaufen ist die Sicherung der Äußeren Oybiner Straße 4. Unter anderem wurden Hinterhausteile abgerissen. Schon gesichert ist die Amalienstraße 2. Das Haus taucht nur noch aus formell-finanziellen Gründen in den Listen der Stadtentwicklungs GmbH (ZSG) auf. Darüber hinaus sollen die Häuser Hochwaldstraße 19 und 21 – stadtauswärts auf der linken Straßenseite an der Ecke zum Külzufer – gerettet werden. Ein Deutsch-Amerikaner hatte die maroden Häuser vor rund zehn Jahren gekauft, aber kaum etwas daran gemacht. Bereits seit Jahren sind sie durch Bauzäune abgesperrt und ist deshalb der Fußweg davor unpassierbar. Ob es wirklich 2022 zur Sicherung kommt, ist unklar. Die Stadtentwicklungsgesellschaft ist zwar eigenen Angaben zufolge mit dem Besitzer im Gespräch. Aber ob er willens und in der Lage ist, die Sicherung – auch wenn er Zuschüsse bekommt – umzusetzen, steht noch nicht fest. Über die Innere Weberstraße 24 von Rainer Scholz hinaus hat Zittau Zuschüsse für die Sanierung weiterer 21 Bauten beantragt. Die Böhmische Straße samt Gehwegen soll ab dem Frühjahr vom Ring bis kurz vor das Rathaus saniert werden. Nur noch fertiggestellt werden müssen:

Stadthotel “König Albert”, Albertstraße 6

das Torhaus des Kinos, Amalienstraße 4 mit einer Ferienwohnung; das Vorderhaus (Markt 9), die “Sonne”, war bereits im Herbst fertiggestellt worden

die Reichenberger Straße 26 die Theodor-Körner-Allee 3

die Kita-Querxenhäus’l in der Juststraße Optimistisch ist die ZSG, dass dieses Jahr die Neustadt 25 – das Eckhaus obere Neustadt/Frauenstraße – saniert werden kann. Bautzener haben es gekauft und bereiten die Arbeiten vor. Das Gleiche trifft auf die von Familie Richard erworbene Innere Weberstraße 31 zu. Weniger sicher ist, ob es 2022 mit der Sanierung der Hausnummern 14, 16 und 18 in der Albertstraße losgeht. Die ZSG sieht Verhandlungsbedarf zwischen den Eigentümern der Immobilien. Vorgesehen sind auch Sanierung der Gebäude Rathausplatz 14 – ehemals Schuhhof – und der Inneren Weberstraße 20/Lindenstraße 11. Das Graetzsche Haus gehört noch Mandaukasernen-Besitzer Thomas Göttsberger. Aber laut ZSG gibt es Interessenten, die es erwerben, sanieren und nutzen wollen.

Vor zwei Jahren war die Stadt auch noch optimistisch, dass der damals neue Besitzer des Külzufers 17 – das Eckhaus mit der Hochwaldstraße gegenüber der Mensa – die Sanierung in Angriff nimmt. Mittlerweile glaubt Susanne Mannschott nicht mehr so recht daran. Denn trotz der geplanten Zuschüsse und aller vonseiten der Stadt abgeschlossenen Vorbereitungen legt der Besitzer aus Süddeutschland nicht los.

Spätestens ab 2024 will die Wohnungsgenossenschaft Oberland die Juststraße 8 sanieren. Dafür ist schon jetzt Geld vorgesehen. Ob es auch bewilligt wird, steht auf einem anderen Blatt. In dem entsprechenden Fördertopf ist nicht genug Geld für alle Wünsche. Das betrifft auch die Vorhaben Breite Straße 2, 2b, Amalienstraße 13 und Böhmische Straße 30. Für sie gibt es Sanierungsabsichten. Wenn Zuschüsse frei werden, könnte es bei dem einen oder anderen Gebäude noch in diesem Jahr losgehen.

Jan Lange Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Löbau vom 13.01.2022, Seite 16 / Lokales

Petition gegen Corona-Protest wird ausgeweitet

Online hat das Bündnis “Zittau gemeinsam” bereits über 4.700 Unterstützer gefunden. Die Aktionen gefallen nicht jedem.

Die Petition gegen die Corona-Proteste vom Bündnis “Zittau gemeinsam” kann nun auch auf Papier unterschrieben werden. Das sagt Sven Rössel, Mit-Initiator und Direktor der Kreismusikschule Dreiländereck. In seiner Einrichtung am Markt 4 sowie im Senfladen an der Neustadt 22 liegen entsprechende Unterschriftenlisten aus. An beiden Stellen können Öffnungszeiten und Barrierefreiheit gewährleistet werden. “Wir kommen damit vielen Nachfragen aus der Bürgerschaft nach, die nicht online unterschreiben können oder möchten”, sagt er. Bisher hat die Petition im Internet fast 4.750 Unterstützer gefunden.

Das Bündnis ist ein Zusammenschluss der Zivilgesellschaft und steht nach eigenen Angaben für ein friedliches Engagement, das Polarisierung und Polemisierung entgegentritt. So haben die Organisatoren nach der wöchentlichen “Licht aus”-Aktion inzwischen eine Impf-Kampagne gestartet. An rund 30 Standorten hängen oder hingen Banner mit den Worten “Geimpft – für dich, für mich, für uns alle”. Doch schon kurz nach dem Start im Dezember kamen die ersten Banner weg, in der Nacht zu diesem Dienstag weitere an der Mandaukaserne, am Hotel “Dresdner Hof” und bei den Stadtwerken. Das Bündnis hat bereits Anzeige bei der Polizei gestellt, denn der Schaden geht in die Hunderte Euro. “Das ist intolerant und auf dem gleichen Niveau, wie das Totengedächtnis wegzuleuchten”, so Rössel.

Damit spielt er auf die neueste Aktion des Bündnisses an: Nachdem die Veranstalter bereits am Montag vor einer Woche Kommentare von Petitions-Unterzeichnern ans Rathaus projizieren ließen, erleuchteten diesen Montag Kerzen in digitaler Form und dem Text: “In Stille gedenken wir der Pandemie-Opfer. Im Landkreis Görlitz sind 1.445 Menschen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion verstorben”. Einige Demonstranten versuchten jedoch, dieses Gedenken, das laut Sven Rössel ausdrücklich alle zu beklagenden Opfer einschließt, zu überstrahlen. Letztlich erfolglos. Zeitgleich blieben öffentliche Gebäude erneut unbeleuchtet. Das Bündnis hat zudem eine kleine Demo veranstaltet, um mit Andersdenkenden im Dialog zu bleiben. “Wir wollen der stillen Mehrheit noch mehr Gesicht verleihen”, sagt Rössel. Deshalb plant das Bündnis, dass ihre Stimmen dauerhaft in Zittau zu sehen sein sollen. In welcher Form, will er noch nicht verraten. Auch ist unklar, ob die gestohlenen Impf-Banner ersetzt oder lieber andere Aktionen gemacht werden sollen. Klar ist für Sven Rössel: Künftig sind offene Formate nötig, um die Demokratie unvoreingenommen zu stärken und diese nicht als “Diktat einer alles bestimmenden Mehrheit” abwerten”, wie ein an viele Haushalte im Raum Zittau verteilter Handzettel des Bürgerbündnisses “Grüner Ring Zittau” vermitteln will. (SZ/tc)

2021

Sächsische Zeitung – Löbau vom 25.11.2021, Seite 16 / Lokales

Leserbriefe

Thomas Göttsberger vom Helferkreis der Mandaukaserne Zittau schreibt: Geld für Reparaturmaßnahmen in der Mandaukaserne
Der Helferkreis der Mandaukaserne Zittau bedankt sich sehr herzlich für eine Förderung in Höhe von 500 Euro, die durch den Landkreis Görlitz ausgereicht wurde. Hierbei handelt es sich um Gelder des Freistaates Sachsen zur Unterstützung ehrenamtlicher Akteure im Landkreis Görlitz. Das Geld wird für Reparaturmaßnahmen in der Mandaukaserne verwendet. Der Freistaat Sachsen unterstützt bereits im dritten Jahr alle ehrenamtlichen Akteure im Landkreis Görlitz bei ihrer Arbeit für das Gemeinwohl. 160 000 Euro werden über das Portal “unbezahlbar.land” direkt vergeben. Das Programm ist breit gefasst, Einzelpersonen, Gruppe oder Vereine, alle Akteure und alle Anlässe können daran teilhaben. Unterstützt wird insbesondere das Engagement in den Bereichen Soziales, Umwelt, Sport und Kultur. Die Unterstützungsleistung in Höhe von 200 Euro erhalten die Antragsteller schnell nach Prüfung der Angaben. Für einen Förderbetrag von 500 Euro entscheidet eine Jury, die einmal pro Woche die eingereichten Vorhaben bewertet. Für das Jahr 2021 sind die Mittel jedoch schon erschöpft.

Leserbriefe sind persönliche Meinungen der Schreiber. Meinungen senden Sie bitte an: SZ Löbau, Neumarkt 8, 02708 Löbau bzw. an sz.loebau@sächsische.de; SZ Zittau, Neustadt 18, 02763 Zittau bzw. sz.zittau@sächsische.de.

Im Interesse der Wiedergabe möglichst vieler Leserbriefe behalten wir uns das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Sächsische Zeitung – Löbau vom 20.10.2021, Seite 15 / Lokales

“Altbauten müssen oberste Priorität haben”

Rund um die Zittauer Mandaukaserne entstehen derzeit und in naher Zukunft viele Neubauten. Besitzer Thomas Göttsberger und Tuzz-Chefin Birgit Kaiser diskutieren darüber, ob es nicht auch anders geht.

Links von der Mandaukaserne ist eine neue Arztpraxis entstanden, rechts daneben wird eine gebaut. Dahinter plant die Hochschule einen Neubau, für den Platz davor lässt die Stadt den Bau einer Rettungswache prüfen. Nicht weit entfernt will das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein neues Technikum errichten. Um die Mandaukaserne ist es aber ruhig. Könnte sie nicht in die Pläne einbezogen werden? Müssen es immer Neubauten sein oder könnten neue Nutzungen nicht in historischen Gebäuden untergebracht werden? Über diese Fragen diskutieren Thomas Göttsberger, Kasernen-Besitzer, Denkmalschützer und Mitglied der Stadtforen Görlitz und Zittau aus Ostritz, und Birgit Kaiser, Chefin des Vereins “Tradition und Zukunft Zittau”, Stadtführerin und frühere Chefin der Stadtentwicklungsgesellschaft, auf Bitten der SZ.

Herr Göttsberger, Ihre Mandaukaserne könnte bald von Neubauten umgeben sein. Aber die Kaserne bleibt leer, oder?

Göttsberger: Grundsätzlich ist es schön, dass sich Zittau zu einer prosperierenden Stadt entwickelt und gebaut wird. Allerdings sollte der Fokus auf der Altbausubstanz liegen. Es gibt so viele Gebäude wie die ehemalige Brauerei, das ehemalige Finanzamt oder Robur, die dringend einer Nutzung bedürfen. Wenn große Institute wie das DLR kommen, sollten sie unbedingt prüfen, wie solche Gebäude einbezogen werden können.

Das DLR hat eigenen Angaben zufolge eine Reihe historischer Bauten wie die Mandaukaserne geprüft und ist zu dem Schluss gekommen, dass sich keines eignet.

Göttsberger: Das DLR hat Büros und eine Forschungshalle geplant. In der Mandaukaserne können die Büros untergebracht werden. Das Grundstück ist 13.000 Quadratmeter groß und würde reichlich Platz für den Neubau einer Halle bieten. Wie intensiv die Mandaukaserne tatsächlich geprüft wurde, kann ich nicht sagen. Auf mich ist niemand zugekommen.

Können Sie sich eine neue Rettungswache in einem Bestandsgebäude vorstellen?

Kaiser: Ja und nein. Theoretisch geht bei Bestandsgebäuden sehr viel. Aber es gibt viele Probleme wie bei uns in Zittau mit dem Baugrund. Außerdem ist die Frage: Wie viel der Gebäudestruktur soll, kann, müsste, erhalten werden? Lässt man nur die Kubatur stehen? Oder soll die Struktur komplett erhalten bleiben? Außerdem machen es uns Gesetze wie das zum Brandschutz schwer. Da sind wir ganz schnell bei der Finanzierungsfrage. In so einem Fall ist der einfachere und billigere Weg oft ein Neubau.

Damit stellen Sie der öffentlichen Hand ein Alibi aus: Angesichts der Finanzen kann sie gar nicht anders als neu zu bauen.

Kaiser: Ein Alibi würde ich nicht sagen. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben ein Herz für die historische Stadt. Aber Zittau ist von Finanzierungspartnern abhängig, die sehr genau auf das Geld achten.

Was sollte die Stadt tun?
Göttsberger: Man sollte eine Meinungsbildung durchführen: Was will man eigentlich? Es gibt ein Stadtentwicklungskonzept, das auch auf der Beteiligung der Bürger fußt.

Göttsberger: Es wird aber zu oft danach entschieden, welches Fördermittelprogramm gerade aktuell ist. Man sollte herausarbeiten, dass Zittau nicht nur eine Sport-, sondern auch eine Denkmalstadt ist. Altbauten müssen die oberste Priorität haben. Natürlich nicht auf Biegen und Brechen. Eine Blaulichtmeile kann auch ich mir nicht in der Mandaukaserne vorstellen, weil die Eingriffe zu stark wären. Aber warum nicht auf dem Robur-Gelände? Auf alle Fälle ist wichtig, dass die Stadtstruktur nicht weiter geschwächt wird, auch klimapolitisch. Altbausubstanz hat graue Energie, die schon da ist. Jeder Neubau braucht neue Energie, neue Ressourcen. Vom Tourismus her gesehen hat Zittau alles, was eine Urlaubsregion braucht: Berge, einen See und eine historische Stadt. Die Touristen kommen nicht, um sich irgendwelche neu gebauten Klötze anzusehen. Unsere Aufgabe ist es, die historische Stadt weiter zu erhalten.

Wollen Touristen Häuser mit leeren Fensterhöhlen sehen?

Göttsberger: Ich denke, dass das Empfinden eines Ost- und eines Westdeutschen unterschiedlich ist. Ein Ostdeutscher wird im Regelfall sagen: Das ist ein Schandfleck, das muss weg. Viele Westdeutsche freuen sich, dass eine Stadt noch original erhalten ist.
Aber die Einwohner müssen sich auch wohlfühlen.
Göttsberger: Man kann sich auch in so einer Innenstadt wohlfühlen.

Kaiser: In meinem neuen “Berufsleben” als Stadtführerin habe ich viel mit Gästen zu tun. Obwohl Bemerkungen wie “Da habt ihr aber noch zu tun” oder “Hier steht aber noch was leer” kommen, bewundern sie die Stadt und schwärmen, wie schön sie ist.

Frau Kaiser, sieht der Verein Tradition und Zukunft es wie Herr Göttsberger, dass Altbauten die oberste Priorität haben sollten?

Kaiser: Ähnlich. Wir haben uns unter anderem den Erhalt historischer Gebäude auf die Fahnen geschrieben. Der Verein macht auf die Probleme aufmerksam, in dem er zum Beispiel die ungenutzten Fleischbänke immer wieder aktiviert, über “Ring on Feier” zeigt, wie schön unser Ring und seine Gebäude sind oder darum kämpft, sein historisches Vereinshaus an der Milchstraße am Leben zu erhalten. Auf der anderen Seite ist mir klar, dass in Zittau noch zu viel Infrastruktur vorhanden ist. Wir werden weiter in die Stadtstruktur eingreifen müssen. Mut macht mir das sanierte Sonnen-Hotel am Markt. Auch da hat es Jahre gedauert, um das Gebäude zu entwickeln.

Göttsberger: Ich muss entschieden widersprechen. Nein, wir müssen uns nicht gesundschrumpfen. Natürlich haben wir Leerstand. Man kann ihn aber auch als Chance begreifen. Er bedeutet ein Platzangebot für neue Nutzer. Die großen Städte sind übernutzt. Die Wohnqualität wird geringer, die Mieten steigen. Da heißt der Trend: raus aufs Land. Zittau hat dafür die Flächen. Schon jetzt ist ein Zuzug in die Oberlausitz zu erkennen, viele Weggezogene kehren zurück. Dabei helfen auch die Erfahrungen mit dem Home-Office in der Corona-Zeit.

Aber eine junge Familie saniert doch kein denkmalgeschütztes Mehrfamilienhaus. Sie will lieber ein neues Eigenheim im Grünen, oder?

Kaiser: Das ist unterschiedlich.

Göttsberger: In Görlitz gibt es Überlegungen, Mehrfamilienhäuser zu teilen und Eigentümergemeinschaften zu bilden, die sie gemeinsam sanieren. Muss man also unbedingt Neubaugebiete ausweisen oder versucht man, die Nachfrage zu steuern?

Kaiser: Das ist mir zu pauschal. Man muss alle Facetten betrachten. So ist Zittau in die Gemeinden des Umlandes eingebettet. Sie machen Zittau mit ihren Einfamilienhaus-Siedlungen Konkurrenz. Ich gehe mit Ihnen konform, dass sich eine Stadt nicht gesundschrumpfen muss. Aber sie muss Prioritäten festlegen, unter anderem aus städtebaulicher und finanzieller Sicht. Das ist nicht einfach, weil wir oft über Privateigentum sprechen. Für mich ist es zum Beispiel richtig, das ehemalige Armeegebiet wegzunehmen. Die Gebäude dort für eine spätere Nutzung zu sichern, ergibt für mich keinen Sinn. Sie stehen seit 30 Jahren leer und eine Änderung ist nicht in Sicht. Schöner wäre, wenn wir dort wieder eine freie Fläche hätten, die wir entwickeln könnten.

Göttsberger: Spiegelt man nur die Realität oder denkt man an die Zukunft? Beim Armeegelände sagt die Stadt: Wir haben keine Nutzung. Das muss alles weg. Aber es gründet sich in einem der Gebäude gerade eine Bürgeruni. Wenn die sich etabliert und wächst, hätte sie mit dem Armeegelände einen tollen Campus. Es ist ein kleines Pflänzchen, aber wenn man es gießt, könnte es zum Hoffnungsschimmer werden. Es gibt jedenfalls keinen Grund, die vor über 100 Jahren erbauten, massiven Gebäude mit viel Geld abzureißen. Man muss sie nur sichern, dann fressen sie nicht viel Brot.

Kaiser: Oh doch, zum Beispiel müssen sie dauerhaft gegen das Betreten gesichert werden. Auch ist die Gebäudesubstanz nicht so toll wie Sie sagen. Solche Pflänzchen wie die Bürgeruni gibt es, ja. Die Mandauhöfe zum Beispiel. Aber da hat man viele Pflänzchen gebündelt und das nicht draußen im Armeegelände.

Göttsberger: In dem Punkt stimme ich Ihnen zu: Wenn man schon abreißen muss, dann von außen nach innen. Aber was ist, wenn man etwas wegnimmt und sich später doch eine Nutzung auftut? Dann braucht man Flächen in Gebäuden und hat keine mehr.

In Zittau stehen knapp 4.000 Wohnungen leer.

Göttsberger: Die leerstehenden Gebäude sind keine Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt. Um den in Ordnung zu bringen, müsste man sanierte Häuser abreißen.

Kaiser: Da hat Herr Göttsberger recht. Eigentlich müsste Wohnraum vom Markt genommen werden. Damit macht man sich aber nicht viele Freunde.

Göttsberger: Ja, ich weiß. Alle Interessen unter einen Hut zu bekommen, ist schwierig. Trotzdem plädiere ich dafür, den schwierigeren Weg zu gehen und die historischen Gebäude zu erhalten, weil es sich für die Zukunft lohnt. Dazu gehört auch, dass man die Strukturen nicht aufbricht und einzelne Häuser aus Straßenzügen entfernt. Das ist wie bei einem Orchester: Sie können einen Musiker rausnehmen und noch einen, aber irgendwann verstummt das Orchester.

Zurück zu den Neubauten rund um die Mandaukaserne. Kann die Mandaukaserne davon profitieren?

Göttsberger: Ich würde mir wünschen, dass sich die Hochschule ernsthaft mit der Mandaukaserne befasst, bevor sie an der Hochwaldstraße neu baut. Es wäre gut für die Kaserne, für die Begrüßungssituation aus Richtung Grenzübergang und nicht weit zum Campus. Eine sanierte Kaserne wäre ein Aushängeschild für Zittau und ein schöner Anblick für die Touristen, die mit der Kleinbahn vorbeifahren. Um zu sanieren, brauche ich einen langjährigen Mieter.

Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass der Freistaat für die Hochschule Räume mietet.

Göttsberger: Ich bin für alle Varianten offen. Letztendlich geht es mir nur darum, die Kaserne über die Zeit und wieder in Nutzung zu bringen.

Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Löbau vom 04.10.2021, Seite 9 / Lokales

Grünes Licht für neues Forschungszentrum in Zittau

Der Stadtrat hat die Planung für einen Neubau des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums angeschoben. Was die Forscher vorhaben und warum sie nicht in die Mandaukaserne ziehen.

Der erste Schritt für den Neubau eines weiteren Forschungszentrums in Zittau ist gegangen: Einstimmig hat der Stadtrat am Donnerstag dem Antrag des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums auf die Erstellung eines Bebauungsplanes für das ins Auge gefasste Gelände in Zittau-Süd stattgegeben. “Der Flächennutzungsplan der Großen Kreisstadt Zittau stellt den vorgesehenen Geltungsbereich des Bebauungsplanes als Sondergebiet Schulen/Hochschule/Verwaltung dar”, heißt es in der Beschlussvorlage. “Das Planungsziel des Bebauungsplanes ist die Ausweisung eines Sondergebietes mit der Zweckbestimmung Forschungseinrichtung des DLR.” Die Kosten dafür trägt das DLR als Bauherr.

Während der Stadtratssitzung stellte Karin Eichentopf, Leiterin Administration und Infrastruktur des DLR aus Berlin, den bisherigen Stand der Ansiedlung vor:

Was will das DLR bauen?

Eine Kombination aus Forschungshalle und Bürotrakt, die geschätzt mindestens so groß wie das Fraunhofer-Technikum am Stadtring wird. Viel tiefer ließ sich Karin Eichentopf öffentlich noch nicht in die Karten gucken. Details, wie das genaue Aussehen der Immobilie, ständen erst nach der Planung fest, sagte sie im Stadtrat. Auch über die Kosten ist bisher nichts Genaues bekannt. Klar aber ist, dass viele Millionen Euro verbaut werden müssen. Ziel ist die Fertigstellung 2025.

Warum will das DLR auf dieser Fläche bauen?

Das Forschungszentrum soll im Viereck Hain-, Friedrich-Schneider und Schrammstraße entstehen, jeweils hinter den bestehenden Wohn- beziehungsweise Hochschulgebäuden. An der Ostseite grenzt das Areal an die Fläche, auf der einst die Studentenwohnheime A, B, C standen. Auf dem Gelände ist genug Platz für den Bau und eine eventuelle spätere Erweiterung. Es liegt nahe am Hochschulcampus und – was dem DLR auch wichtig ist – zu Mensa und Bibliothek. Eine Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass die Fläche prinzipiell den Anforderungen entspricht und für den Neubau geeignet ist.

Warum nutzt das DLR nicht vorhandene Gebäude?

Das DLR hat sich verschiedene Immobilien angesehen, aber als ungeeignet eingeschätzt und sich deshalb für den Neubau entschieden. Diese Gebäude und Flächen standen unter anderem zur Auswahl:

Mandauhöfe: baustatisch ungeeignet, Decken zu niedrig Ehemalige Stempelfabrik, Zirkusallee: gänzlich ungeeignet

Martin-Wehnert-Platz: mögliche Verrußung und Erschütterungen durch die Schmalspurbahn; Zentrum hätte auf beiden Seiten der Friedensstraße errichtet und damit geteilt werden müssen

Baugewerkeschule: nur Büros möglich, Forschungshalle hätte an anderem Standort errichtet werden müssen Mandaukaserne: nur Büros möglich, Forschungshalle hätte an anderem Standort errichtet werden müssen

Robur: zu weit vom Hochschulcampus entfernt, Sanierung zu teuer und unklar, ob die Anforderungen des DLR überhaupt erfüllt werden könnten

Was will das DLR in Zittau erforschen?

In Zittau arbeitet das 2019 gegründete DLR-Institut für CO2-arme Industrieprozesse, das einen zweiten Standort in Cottbus hat. Die Forscher wollen der Industrie Lösungen beim Thema “Energiewende” anbieten und damit der Lausitz beim Strukturwandel helfen. Die Forscher untersuchen, wie der Schadstoffausstoß verringert werden und welche alternativen Methoden es zur Erzeugung und Speicherung von Energie geben könnte. Dabei arbeitet das DLR eng mit der Hochschule, die wegen ihrer Energie-Kompetenz der Hauptgrund für die Ansiedlung des Instituts in Zittau war, zusammen. Auch Partner aus der Industrie, wie Siemens und BASF sind dabei.

Beginnt die Forschung erst 2025?

Nein. Das Institut hat 2019 in Zittau mit drei Mitarbeitern begonnen. Derzeit sind es rund 20. Sie sitzen in Büroräumen des Hauses VII der Hochschule im Armeegebiet und betreiben in Olbersdorf eine Forschungshalle. Im Sommer wollen sie in die Mandauhöfe umziehen. Nach Angaben von Karin Eichentopf wächst die Mannschaft dann auf 50 an. Nach der Einweihung des neuen Forschungszentrums sollen es 60 sein, je zu einem Drittel von Bund, Land und Auftraggebern der Forschung bezahlt. Institutsleiter Prof. Uwe Riedel geht sogar davon aus, dass es bis zu 80 werden könnten.

Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Löbau vom 23.09.2021, Seite 16 / Lokales

So gedenkt Zittau seiner Militär-Historie

Gedenktafeln erinnern an Kasernen-Standorte in der Stadt. Ein Blick in eine 600-jährige Geschichte, die nach 1990 endete.

Nun hängen alle Gedenktafeln, die an die Militärhistorie der Stadt Zittau erinnern. Darauf sind die Einheitsbezeichnungen und die Dauer ihrer Präsenz in den jeweiligen Kasernen aufgelistet. Nachdem bereits Ende Februar die erste Tafel am Eingang der ehemaligen König-Ludwig-Kaserne – bis 1990 Kaserne an der Sachsenstraße, heute Technisches Rathaus – angebracht werden konnte, fand neben zwei weiteren an der Ecke Pfarrstraße/Klosterstraße die letzte am 25. August an einer Sandsteinsäule vor der ehemaligen Mandaukaserne ihren Ehrenplatz. Möglich gemacht haben das Spenden der Firma Digades, der Sparkasse und des Deutschen Bundeswehrverbands. Über den Inhalt der Tafeln gab es Abstimmungen mit Vertretern des Zittauer Geschichts- und Museumsvereins, der Städtischen Museen, des Kulturhistorischen Museums Franziskanerkloster, der Partei “Die Linke” und dem Vorstand der Kameradschaft.

Genau 400 Jahre reichen die militärischen Traditionen in Zittau zurück. Alles begann mit der Aufstellung von Stadtsoldaten anno 1621. Fortan gehörten die Militärangehörigen verschiedenster Couleur zum Stadtbild. Von 1821 bis 1831 befanden sich der Stab und das 1. Bataillon des Königlich-Sächsischen Infanterie-Regiments 102 in Zittau. Damals vermutlich noch in Unterkünften der Stadt. Von 1831 bis 1849 war nur das 1. Bataillon in Zittau stationiert. Ab 1836 wurde mit der alten Kaserne an der Pfarrstraße den militärischen Einheiten ein Gebäude zugewiesen, wo diese ständig untergebracht waren. Zittau wurde zur echten Garnisonsstadt. Da von dieser alten Kaserne nur das Portal vorhanden ist, wurde eine Fotomontage der Kaserne angefertigt. Auf der ist auch eine Originalaufnahme von 1898 enthalten. Sie findet sich auf einer der beiden Tafeln rechts neben dem Tor. Das 1. Bataillon war vermutlich 1836 die erste Einheit, die in dieser Kaserne untergebracht wurde.

Nächste Station ist die Mandau-Kaserne am Martin-Wehnert-Platz. Deren feierliche Grundsteinlegung durch den damaligen Stadtbaurat Emil Trummler erfolgte im April 1868. Es war wohl der damals modernste Kasernenbau im deutschsprachigen Raum. Nach Fertigstellung 1869 zog hier das 3. Königlich-Sächsische Infanterie-Regiment Nr. 102. ein. Allerdings verblieben die 9. und 11. Kompanie des 3. Bataillons in der Kaserne Pfarrstraße. Nach der Verlegung des Regiments im Jahre 1919 wurde der dominante Gebäudekomplex vorwiegend zu Wohnzwecken, aber auch von Ämtern und Institutionen genutzt.

Der militärische Reigen schließt sich mit der ehemaligen “König-Ludwig-Kaserne” an den Kaiserfeldern. Dort zogen 1902 die Soldaten des Königlich-Sächsischen 3. Infanterie-Regiments Nr. 102 “Prinz-Regent Luitpold von Bayern” ein. Dieses war bereits 1709 aufgestellt worden und beging in Zittau das 200-jährige Bestehen. Alles fand ein vorläufiges Ende mit den Verträgen von Versailles. Die Zittauer Truppenteile wurden aufgelöst. Erst im Oktober 1937 zog die Wehrmacht in dem recht gut erhaltenen Areal ein. Nach Kriegsende und Gründung der DDR wurde dort 1950 die Kasernierte Volkspolizei stationiert.

Der entscheidende Abschnitt in der jüngeren Geschichte begann im Herbst 1963 mit der Konzentration der bisherigen acht Offiziersschulen der Landstreitkräfte der Nationalen Volksarmee an den Standorten Löbau und Zittau. Anlässlich des 8. Jahrestages der Gründung der NVA wurden ihnen am 1. März 1964 die Truppenfahne und der Name “Ernst Thälmann” verliehen. Der reguläre Betrieb ging mit dem letzten Wachaufzug am 2. Oktober in NVA-Uniform und der Ablösung am nächsten Tag in Uniform der Bundeswehr zu Ende. Die Schließung der zentralen militärischen Lehr- und Bildungseinrichtung erfolgte 1992.

Groß ist die Anzahl derer, die sich noch heute – mit teilweise unterschiedlichen Gefühlen – an ihre eigene aktive Zeit hier im Areal zwischen Sachsen- und Kantstraße erinnern. Insbesondere die Mitglieder der Kameradschaft Ehemalige, Reservisten und Hinterbliebene Zittau im Deutschen BundeswehrVerband fühlten sich dieser Traditionen verpflichtet, weil viele von ihnen noch in dieser Kaserne ihren Dienst versahen. Die Kameradschaft hatte schon im Jahr 2019 den Antrag gestellt, den militärischen Traditionen der Stadt eine ähnliche Würdigung zu erweisen, wie den “Zeitspuren-Jahreszahlen aus der Geschichte” auf dem Marktplatz. Dem wurde schließlich stattgegeben.

Rolf Hill

Sächsische Zeitung – Löbau vom 23.09.2021, Seite 15 / Lokales

Amt: Rechnung der Gegner des Parkschul-Ausbaus ist falsch

Vor dem Bürgerentscheid am Sonntag in Zittau wird weiter um den richtigen Weg gestritten – und es werden neue Vorschläge gemacht.

(…)
Alternative 2: Container kaufen statt anbauen

Mit einer weiteren Idee haben sich die Denkmalschützer vom Stadtforum jetzt gemeldet: Container kaufen statt mieten. Laut einer Mitteilung von Mitglied Thomas Göttsberger, auch Ostritzer Stadtrat und Mandaukasernen-Besitzer, gibt es einen Anbieter, der passende Container-Module für die gewünschten sechs Klassenzimmer samt Nebenräumen so günstig verkauft, dass die Kosten für die Stadt deutlich unter denen des Anbaus liegen würden. Zudem “könnten die Container nach Gebrauch für 30 bis 50 Prozent des ursprünglichen Wertes weiterverkauft werden”, so Göttsberger. Stadtrat Johne als Architekt sagte beim Bürgerforum am Dienstagabend dazu, dass er nicht daran glaubt, dass die Lösung am Ende viel günstiger wird als die bisher geprüften Alternativen. Warum ausgerechnet Denkmalschützer auf die Container-Lösung setzen, macht Göttsberger auch klar: “Auch aus ökologischer Sicht sollte, wenn nur temporär ein Mehrbedarf vorliegt, auf den Parkschulanbau verzichtet werden”, so Göttsberger, weil jedes Gebäude Ressourcen verbraucht. Bei einem langfristigen Bedarf sollte Zittau ein anderes historisches Gebäude ertüchtigen, statt einen Neubau zu errichten. “Die Parkschulanlage ist streng symmetrisch angeordnet, der geplante linksseitige Anbau würde dieses Ensemble empfindlich stören”, so Göttsberger. Zudem werde der Neubau dem hohen ästhetischen Anspruch des historischen Schulhauses nicht gerecht.

Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Löbau vom 13.09.2021, Seite 7 / Lokales

Viel zu erleben am Wochenende: Alte Häuser, alte Autos, alte Feuerwehrtechnik

Zum Tag des offenen Denkmals war viel los im Landkreis. So konnte am Sonntag auch die Mandaukaserne in Zittau besichtigt werden. Uwe Preuß (rechtes Foto, links im Bild) richtete dieses Wohnzimmer im Stil der 1960er Jahre ein. Ehemalige Bewohner trafen sich hier gestern zu einer zu einer gemütlichen Kaffeerunde. – – Kurzer Halt für einen Erinnerungs-Stempel am Löbauer Rathaus für diesen Adler Trumpf, Baujahr 1937 (Foto Mitte). Zahlreiche liebevoll gepflegte Oldtimer sind am Sonnabend durch die Oberlausitz gerollt und waren unter anderem in Löbau, Zittau, Ostritz und Görlitz zu bewundern. Den Landstrich hat sich die DDV-Mediengruppe in diesem Jahr als Ziel für ihre “Rallye Elbflorenz” ausgesucht, die in diesem Jahr schon zum neunten Mal stattfand. 222 Teilnehmer hatten sich angemeldet. – Die Mitglieder der Jugendfeuerwehr von Neusalza-Spremberg wissen bereits, wie die alte Handruckspritze bedient wird. Das zeigten sie am Wochenende beim Feuerwehrfest in Neusalza Spremberg (Foto rechts). Den Besuchern wurden von den Feuerwehrleuten auch Rundfahrten, eine Technikschau und verschiedene Kinderbelustigungen geboten. Fotos: Matthias Weber

Sächsische Zeitung – Löbau vom 11.09.2021, Seite 22 / Lokales

Angebote zum Tag des offenen Denkmals

Am 12. September öffnen zum Tag des offenen Denkmals wieder zahlreiche Denkmale im Landkreis Görlitz ihre Türen. Ob vor Ort oder digital: Abwechslungsreiche Einblicke, neue Eindrücke und spannende Geschichten aus der Denkmalwelt warten auf Besucher – hier eine Auswahl:

Zittau: Zu den “European Heritage Days” (EHD) können die Kultur- und Denkmalinteressierten am 11. September in Liberec und am 12. September in Zittau Denkmale entdecken und erleben. So ist die ehemalige “Sonne” am Zittauer Markt geöffnet. Die Sanierung des Gebäudes und der Umbau zum Hotel sind kurz vor dem Ende. Die Mandaukaserne kann bei einem kleinen Angebot von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden. Die Hillersche Villa, Klienebergerplatz 1, bietet um 10, 11.30 und 13 Uhr Führungen durch das Haus an. Es ist von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Nicht nur die Schauburg öffnet ihre Türen, sondern auch erstmals die Musikschule T’n’T Music. Die Sanierungsarbeiten der alten Tanzräume laufen noch. Die Frauenkirche, Hammerschmiedtstraße 6, ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Dort gibt es Informationen zur Sanierung der Kirche und es werden Kirchen- und Friedhofsführungen angeboten. Das Stadtbad, Töpferberg 1, öffnet von 10 bis 17 Uhr, ebenso das Alte Gymnasium am Johannisplatz 2. Durch das Rathaus, Markt 1, gibt es um 10.30, 12 und 13.30 Uhr Führungen. Die Katholische Kirche, Lessingstraße 16, ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Beim Kreuzfriedhof und der Kirche zum Heiligen Kreuz, Frauenstraße 23, gibt es 11 Uhr eine Führung.

Sächsische Zeitung – Löbau vom 15.05.2021, Seite 19 / Lokales

Linke wollen Abrisshaus an Göttsberger verkaufen

Die Hauptstraße 20/22 in Pethau war schon dem Rückbau geweiht. Nun könnte das Gebäude wieder eine Zukunft bekommen.

Das von der Zittauer Stadtverwaltung für den Abriss vorgesehene Gebäude Hauptstraße 20/22 in Pethau soll nun wirklich eine Zukunft bekommen: Die Linke im Stadtrat hat beantragt, dass das Haus an Thomas Göttsberger, Denkmalschützer und Besitzer der Mandaukaserne, verkauft wird. Der entsprechende Beschluss soll während der Pethauer Ortschaftsratssitzung am Montag vorberaten werden. “Durch den Verkauf wird gewährleistet, dass keine weitere Abrisslücke im Stadtgebiet entsteht”, begründet Jens-Hentschel-Thöricht, Fraktionschef der Linken, den Antrag unter anderem. “Hierzu hatte sich der Stadtrat vor längerer Zeit schon dahingehend positioniert, dass an Ein- und Ausfahrtsstraßen keine weiteren Abrisslücken mehr entstehen sollen.”

Das Gebäude ist marode. Einen Käufer fand die Stadt bisher nicht. Um die teurere Notsicherung oder Sanierung ohne Nutzungsaussicht nicht zahlen zu müssen, war der Abriss vorgesehen worden. Kurz vor dem entsprechenden Beschluss meldete sich Göttsberger und bot an, das Haus kaufen und sichern zu wollen. Die Linke schlägt nun vor, ihm das offensichtlich wertlose Haus für einen Euro zu verkaufen und einen Zuschuss für die Sicherung in Höhe von 54.000 Euro Sicherung zuzuschießen. Das ergebe vor dem Hintergrund der Abrisskosten in Höhe von 108.500 Euro eine Einsparung von 54.500 Euro, so Hentschel-Thöricht. Im Gegenzug müsste Göttsberger das Haus innerhalb von neun Monaten sichern. Der aus Ostritz stammende Eigentümer der Zittauer Mandaukaserne besitzt eine ganze Reihe ähnlicher Immobilien in Zittau, Ostritz und Görlitz. Der Denkmalschützer will sie für bessere Zeiten erhalten.

Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Löbau vom 09.04.2021, Seite 15 / Lokales

Wird die Zittauer Mandaukaserne nun Oberschule?

Die Stadt hat den Vorschlag des Eigentümers geprüft und tendiert zu einer Entscheidung. Zuvor will sie aber Zahlen sehen.

Auf der Suche nach zusätzlichen Unterrichtsräumen für Oberschüler hat die Stadt Zittau ein Angebot von Mandaukasernen -Besitzer Thomas Göttsberger zur Nutzung des Nordflügels geprüft und steht dem eher skeptisch gegenüber. Zum einen trifft die Mandaukaserne wie auch Vorschläge zur Nutzung anderer Bestandsgebäude auf Vorbehalte bei Schulleitern und Lehrern, so Rathaussprecher Kai Grebasch. Zum anderen ist die Außenstelle einer Schule in der Mandaukaserne aus rechtlicher Sicht schwierig: Außenstellen sind an Grund- und Oberschulen generell nicht zulässig. Ungeachtet dessen hat die Stadt das Angebot nicht gänzlich zurückgewiesen. “Auch wenn angesichts der Situation des Gesamtgebäudes eine Nutzung als Schule nicht auf der Hand liegt, hat die Stadt Herrn Göttsberger zur Konkretisierung seines Angebots eingeladen”, so Grebasch. “Ob durch eine langfristige Mietzahlung durch die Stadt tatsächlich eine kostenschonendere Variante im Vergleich zur geförderten Investition entstünde, lässt sich ebenfalls erst nach konkreter Berechnung sagen.”

Zittau hat laut Schulnetzplan zu wenig Platz für Oberschüler und ist aufgefordert, zusätzliche Räume zu finden oder zu schaffen. Einen bereits vorbereiteten Neubau an der Parkschule hat der Stadtrat mit Stimme von AfD, Linken und FUW/FWZ/FDP vor allem aus Kostengründen abgelehnt. Daraufhin hatte sich Göttsberger an den OB gewandt und ihm vorgeschlagen, den Nordflügel auf seine Kosten als Schule sanieren zu lassen, wenn sich die Stadt als Betreiber der Oberschulen einmietet. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung – Löbau vom 31.03.2021, Seite 15 / Lokales

Parkschul-Außenstelle in Mandaukaserne?

Besitzer Thomas Göttsberger hat sich bei der Suche nach zusätzlichen Oberschul-Räumen in Zittau mit einem Vorschlag an den OB gewandt.

Nach der Ablehnung des Parkschul-Neubaus durch den Zittauer Stadtrat muss die Suche nach zusätzlichen Räumen für Oberschüler weitergehen. Einen Vorschlag hat jetzt Thomas Göttsberger, Besitzer der Mandaukaserne und Ostritzer Stadtrat, dem OB unterbreitet. “Damit die Zittauer Schüler optimale Lernbedingungen erfahren, möchte ich Ihnen Flächen in der Mandaukaserne, genauer im Nordflügel der Mandaukaserne, anbieten und würde mit Ihnen gerne hierüber ins Gespräch kommen”, hat er an Thomas Zenker (Zkm) geschrieben. “Da ein Neubau durch die Stadt nicht realisiert werden kann, kann gerne über eine Sanierung der benötigten Flächen durch mich und eine längerfristige Anmietung durch die Stadt Zittau gesprochen werden. Dies ist die haushaltsschonendste Variante.” Eine Reaktion der Stadtverwaltung steht noch aus. Zittau hat laut Schulnetzplan zu wenig Räume für Oberschüler. Den Neubau eines Gebäudes an der Parkschule am Stadtring hat der Stadtrat zweimal mit Stimmen von AfD, Linken und FUW/FWZ/FDP abgelehnt. Die Mandaukaserne gehört Göttsberger seit 2016, ist notgesichert und steht leer. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung – Löbau vom 27.03.2021, Seite 19 / Lokales

Baufälliges Haus muss notgesichert werden

Das seit Jahren leerstehende Gebäude an der Äußeren Oybiner Straße in Zittau steht unter Denkmalschutz. Ein Abriss kommt nicht infrage.

Immobilienbesitz kann eine große Last sein. Und die Stadt Zittau kann ein Lied davon singen: Zahlreiche einst prachtvolle Villen und Bürgerhäuser im Stadtgebiet stehen heute leer, sind baufällig und teilweise sogar einsturzgefährdet. Nicht alle maroden Bauten gehören Privateigentümern, auch die Stadt selbst besitzt mehrere solcher Objekte, darunter die Hälfte eines markanten Gebäudes an der Äußeren Oybiner Straße, das nun einzufallen droht.

Das Haus aus der Gründerzeit steht seit Jahren leer, Decken sind eingebrochen, Schwammbefall hat sich breitgemacht. Ein Abriss aber kommt nicht infrage, erklärt Zittaus Bauamtsleiter Ralph Höhne. Zum einen steht das Gebäude unter Denkmalschutz, zum anderen würde der Abbruch auch ein großes statisches Problem nach sich ziehen. Denn die Stadt Zittau ist nur der Eigentümer einer Hälfte des als Doppelhaus errichteten Baus. Die andere Hälfte ist in Privatbesitz. Würde die Zittauer Hälfte abgerissen, müsste die frei werdende Giebelwand des anderen Gebäudeteils aufwendig und teuer gesichert werden. Im städtischen Bauamt hat man sich deshalb für eine umfangreiche Notsicherung entschieden. “Das ist aus unserer Sicht die langfristig beste Variante”, so hat es Ralph Höhe den Stadträten im Technischen und Verwaltungsausschuss (TVA) jetzt erklärt.

Für eine Summe von mehr als 280.000 Euro soll das Haus nun statisch gesichert werden. Die alten Holzbalkendecken sollen durch Stahlbetondecken ersetzt werden. Außerdem wird das undichte Dach repariert, damit das Gebäude langfristig vor neuen Schäden durch eindringende Feuchtigkeit geschützt ist. Zuletzt sollen der lose Putz an der Fassade abgeschlagen und die freiliegenden Fassadenflächen neu verputzt werden.

Die Stadt bekommt für das Vorhaben Fördermittel aus einem Bund-Länder-Programm. Die Mitglieder des zuständigen Stadtrats-Ausschusses haben dem Vorhaben zugestimmt. Die Bauleistungen sollen jetzt so schnell wie möglich ausgeschrieben werden. Einen Plan für die Zukunft des Gebäudes gibt es bisher nicht. Ein ebenfalls marodes Doppelhaus an der Hauptstraße im Ortsteil Pethau will die Stadt hingegen abreißen. Die Entscheidung wurde aber vertagt, weil Mandaukasernen-Besitzer Thomas Göttsberger kurzfristig ein Kaufangebot vorgelegt hatte, das nun erst geprüft werden soll. In Zittaus Innenstadt war am 1. März ein baufälliges Hinterhaus an der Inneren Weberstraße eingestürzt.

Jana Ulbrich

Sächsische Zeitung – Löbau vom 22.03.2021, Seite 9 / Lokales

Abrissreifes Haus bleibt vorerst stehen
Der Technische Ausschuss vertagt die Entscheidung über den Abbruch. Aus einem Grund.

Der Abriss eines markanten Doppelhauses an der Hauptstraße im Zittauer Ortsteil Pethau ist nicht wie vorgesehen am Donnerstagabend besiegelt worden. Der zuständige Ausschuss im Stadtrat hat die Entscheidung vertagt und die Beschlussvorlage mehrheitlich von der Tagesordnung gestrichen. Grund ist ein alternatives Angebot, das den Stadträten kurz vor ihrer Sitzung zugegangen war: Im Namen des Zittauer Stadtforum-Vereins, der es sich zum Ziel gemacht hat, baufällige Häuser in der Stadt zu retten, will Mandaukasernen-Besitzer Thomas Göttsberger nun auch dieses Haus von der Stadt kaufen und erhalten. Die Stadt solle das Angebot erst prüfen, ehe endgültig über den Abriss entschieden werde, so das Argument von Stadtrat Matthias Böhm (CFG), dem die Mehrheit der Ausschussmitglieder folgte. OB Thomas Zenker (Zkm) hatte sich gegen die Zurückweisung des Beschlusses ausgesprochen, weil durch den Zeitverzug Fördermittel verlorengehen könnten. Unter den Stadträten ist das Angebot Göttsbergers umstritten. Allein eine Notsicherung reiche nicht. Es müsse auch eine Nutzung geben, hieß es am Rande der Sitzung. (SZ/ju)

Sächsische Zeitung – Löbau vom 12.03.2021, Seite 10 / Lokales

Photovoltaik-Streit nun vor dem Strafrichter
Die Löbauer Schützen haben Ärger mit einem Unternehmen – dessen Methoden sind mitunter fragwürdig.

Die Sonne, die sollte es bringen für die “Privilegierte Schützengesellschaft Löbau”. Solar-Module wollten sich die Schützen auf ihr Vereinsheim in der Georgewitzer Straße montieren lassen, um mit dem so erzeugten Strom die Vereinskasse aufzubessern. Die Bauarbeiten begannen, blieben aber bis heute unvollendet. Und ein Gutachten ergab: Alles, was mit der Installation bisher abgeliefert wurde, ist Murks. Mit welchen Methoden dieses Unternehmen dennoch Geld von seinen enttäuschten Kunden einzutreiben versucht, das ist zurzeit Gegenstand eines Betrugs-Prozesses am Görlitzer Amtsgericht.

Hintergrund des Strafverfahrens gegen den “Technischen Leiter” jenes Unternehmens aus dem Landkreis Bautzen sind nicht die leidigen Erfahrungen der Löbauer Schützen, sondern die eines anderen Kunden, der sich geprellt fühlt: der Ostritzer Stadtrat Thomas Göttsberger. Der besitzt zahlreiche Alt-Immobilien im Kreis, darunter etwa die Zittauer Mandaukaserne und auch Häuser in Görlitz. Auf dem Dach eines dieser Häuser wollte er eine Photovoltaik-Anlage errichten lassen.

Kurz vor deren Fertigstellung rügte Göttsberger Baumängel und verweigerte deshalb die Zahlung einer letzten Tranche. Eigentlich zivilrechtliches Allerweltsgeschehen – doch im Streit um die Bezahlung verließ die Firma ganz offensichtlich den Pfad der vorgesehenen zivilrechtlichen Streitkultur. Zum einen erwirkte die Firma einen Vollstreckungsbescheid über die geforderte Summe. Den aber ließ sie nicht, wie es üblich wäre, an Göttsberger selbst zustellen, sondern an die Adresse eines Hauses in Ostritz, dass Göttsberger zwar gehört, aber leer steht. Seltsamerweise befand sich dafür sogar ein Briefkasten mit Göttsbergers Namen an diesem Haus, der vorher nie da war.

Auch Thomas Göttsberger betroffen

Das Landgericht Görlitz ließ die Firma mit diesem “Briefkasten-Trick” jedoch abblitzen, als sie Göttsberger auch aufgrund jenes Vollstreckungsbescheides auf Zahlung der geforderten Summe verklagte. Göttsberger hat wegen der Briefkasten-Sache auch Betrugsanzeige erstattet – gegen Unbekannt, weil er keinen Beweis hat, dass die Firma selbst diesen Briefkasten hatte anbringen lassen.

Doch der “Technische Leiter” griff noch zu einem weiteren Mittel. Und das brachte ihn nun vor den Strafrichter des Amtsgerichts – wegen Angabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung und versuchten Betruges. Demnach hatte der Mann im Januar beim Amtsgericht Görlitz die Grundbuch-Eintragung einer sogenannten “Bauhandwerker-Sicherungs-Hypothek” über 11.900 Euro als Belastung von Thomas Göttsbergers Görlitzer Grundstück beantragt – genau als Sicherheit für jene dritte Tranche, deren Zahlung Göttsberger verweigert hatte. Zu diesem Zweck hatte der Mann eine eidesstattliche Versicherung vorgelegt, in der er unter anderem erklärte, 322 Solar-Module auf dem Dach jenes Hauses installiert und die für den Betrieb nötigen Wechselrichter in dem Haus angebracht zu haben.

Nun ist Göttsberger nicht nur ein streitbarer Mensch, sondern mitunter auch ein sehr penibler. Er zählte die Solarmodule selbst nach – und kam bloß auf 321. Und jene Gleichrichter fand er nicht im, sondern außen am Haus installiert. Und damit waren die Angaben der eidesstattlichen Versicherung, mit der schließlich in Göttsbergers Vermögen eingegriffen werden sollte, nicht zutreffend – wenn auch nur in winzigen Details. Für Haarspalterei hält Göttsberger das aber keineswegs. “Mit nur 321 Modulen würde die Anlage nicht die versprochene Leistung bringen”, sagt er. Und ohne die versprochene Leistung gebe es keinerlei Handhabe zur Eintragung jener Sicherungs-Hypothek ins Grundbuch. “Weil der Mann wusste, dass nur 321 Module verbaut waren, hat er auch wissentlich die Unwahrheit in der eidesstattlichen Versicherung erklärt”, so Göttsberger.

Der Angeklagte erklärte nun vor Gericht, nicht er selbst habe jene Erklärung formuliert, sondern sein damaliger Anwalt. Und ja, beim Unterschreiben habe er dann vielleicht nicht genau genug auf jene kleinen Details geachtet – die Forderung auf Eintragung jener Hypothek jedenfalls sei dem Grunde nach berechtigt gewesen. Das Amtsgericht lehnte damals den Antrag auf Eintragung dieser Sicherungshypothek ab. Das Strafgericht nimmt die Anklage dennoch sehr ernst – denn schließlich gehe es nicht nur um die Zahl der Module, sondern darum, ob der Angeklagte mit dieser, wenngleich winzigen Falscherklärung, in betrügerischer Absicht gehandelt haben könnte. Das Gericht hat sich nun vertagt, um jenen damaligen Anwalt als Zeugen zu laden. Dabei geht es um die Klärung der Frage, ob möglicherweise Übertragungsfehler zum Aufsetzen dieser eidesstattlichen Versicherung geführt haben könnten. Wäre das der Fall, wäre nicht mehr Vorsatz, sondern nur noch Fahrlässigkeit im Spiel – die in diesem Fall nicht strafbar wäre.

Markus van Appeldorn

Sächsische Zeitung – Löbau vom 10.03.2021, Seite 16 / Lokales

“Es tut not, der Schule Geltung zu verschaffen”
Heute vor 435 Jahren wurde das Alte Gymnasium, das erste in Zittau, feierlich eröffnet.

(…)
Der Komplex zwischen Johannisplatz und Kirchstraße wurde bis in die Neuzeit unterschiedlich genutzt, so als Koch- und Gewerbeschule, als Bibliothek, als Gasschlosserei und Laternenwächterlokal. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren darin ein Heimkehrerlager, ein Lehrlingsheim, eine Schülertagesstätte sowie ein Heim für schwer erziehbare Jungen untergebracht.

1997 zog die Wohnbaugesellschaft (WBG) aus der Mandaukaserne in das Gebäude, nach dem es 1996 und 1997 saniert worden war. 23 Jahren später steckte die WBG wieder rund 200.000 Euro in ihren repräsentativ anzusehenden Sitz in der Innenstadt.

Rolf Hill

Sächsische Zeitung – Löbau vom 30.01.2021, Seite 19 / Lokales

Neue Lämmchen für die Zittauer Mandaukaserne

Das eine schwarz, das andere scheckig: Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr sind auf dem Grundstück der Mandaukaserne in Zittau neue Lämmchen auf die Welt gekommen. “Sie erkunden bereits neugierig ihr neues Umfeld”, schreibt Eigentümer Thomas Göttsberger. Betreut werden die mittlerweile zehn Tiere vom ehrenamtlichen Hausmeister Uwe Preuß. Dass auch den Zittauern die Schafe nicht egal sind, beweisen laut Göttsberger viele Brotspenden, die am Zaun an die Schafe verfüttert werden. Seit einigen Jahren kümmern sich die Schafe aus Ostritz darum, das Gras an der Mandaukaserne klein zu halten. Foto: privat

Sächsische Zeitung – Löbau vom 20.01.2021, Seite 15 / Lokales

Zuwachs an der Mandaukaserne
Die Schafherde an dem historischen Gebäude in Zittau ist seit einigen Tagen um ein Lämmchen reicher.

In den ersten Tagen im neuen Jahr hat die kleine Schafherde auf dem Grundstück der Mandaukaserne Zuwachs bekommen. Ein kleines, schwarzes Lämmchen wurde geboren. “Den Schafen geht es bestens”, teilte Mandaukasernen-Besitzer Thomas Göttsberger mit. “Sie können sich frei auf dem 13.000 Quadratmeter großen umzäunten Gelände der Mandaukaserne bewegen. Zu futtern gibt es derzeit Kraftfutter, Heu und natürlich auch Brot, das auch viele Zittauer am Zaun füttern.” Dafür bedankt sich Göttsberger. Die tierischen Helfer sind seit Jahren an der Mandaukaserne im Einsatz und kümmern sich um die Grünflächen. (SZ)

2020

Sächsische Zeitung – Löbau vom 14.12.2020, Seite 8 / Lokales

Zittau soll Abriss-Teile retten

Der Stadtrat hat die Verwaltung beauftragt, die Einrichtung eines Lapidariums zu prüfen. 2020 gab es mehrere Anlässe dafür.

Wenn Gebäudeabrisse unvermeidbar sind, soll die Stadt wenigstens wichtige Bauteile von historischem Wert bergen, aufbewahren und gegebenenfalls wiederverwenden, ausstellen oder weitergeben. Deshalb soll der Oberbürgermeister prüfen, ob die Stadt ein Lapidarium einrichtet. Einen entsprechenden Antrag der Fraktion FW/FUW/FDP hat der Stadtrat in der jüngsten Sitzung abgesegnet. Demnach sollen Experten vor einem Abriss Bauten sichten und sagen, welche Teile gesichert werden sollten. Zum Fachleute-Gremium könnten Vertreter des Museums, des Geschichts- und Museumsvereins, des Stadtforums, des Bauamtes und der Stadtentwicklungsgesellschaft gehören.

Das Stadtforum um Thomas Göttsberger, Denkmalschützer und Mandaukasernen-Besitzer, sammelt bereits von sich aus solche Bauteile. So haben die Mitglieder unter anderem die Pfähle des historischen Zauns vor dem Abriss der Kaserne Villingenring 2 gesichert und bewahren sie im Hof der Mandaukaserne auf. Klar wurde, dass nicht große Mengen Bausubstanz, sondern nur wirklich erhaltenswerte Details gesichert werden können. Auch private Bauherren sollen motiviert werden, sich daran zu beteiligen. Die gesicherten Materialien sollen gelagert und auf den Weiterverkauf oder eine Ausstellung zum Beispiel im Museum geprüft werden. Als Beispiel wurde die Bauteile-Börse der Stiftung Umgebindehaus in Ebersbach-Neugersdorf genannt. Besitzer von Umgebinde- und Fachwerkhäusern haben nach Angaben der Stiftung die Möglichkeit, historische Bauteile für den Wiedereinbau in ihren Gebäuden zu bekommen oder diese anderen Besitzern zur Verfügung zu stellen. Anlässe für Sicherungen von historisch wertvollen Gebäudeteilen gibt es in Zittau fortlaufend. Allein zwischen 2016 und 2019 sind in der Stadt über 40 Gebäude abgerissen worden. In diesem Jahr waren es unter anderem: Kaserne Villingenring 2, Äußere Weberstraße 78, 80, 82, Bergstraße 2a, altes Lafazit-Gebäude Lusatiaweg, Teichstraße 10 in Schlegel, Flachsspinnereistraße 20 in Hirschfelde. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung – Löbau vom 05.12.2020, Seite 22 / Lokales

Lichtblick an der Mandaukaserne

Als “Ein Licht im Dunkel” bezeichnet Thomas Göttsberger seinen Herrnhuter Stern, den er seit einigen Tagen wieder an der Mandaukaserne in Zittau leuchten lässt. “Der Stern soll in diesen widrigen Zeiten Hoffnung geben, Zuversicht und auch Frieden in diesen so bewegten Zeiten, in denen ein Stück des bisherigen Lebens und damit viel Vertrautes zu verschwinden droht”, schreibt der Eigentümer dazu. Foto: privat

Sächsische Zeitung – Löbau vom 20.11.2020, Seite 17 / Lokales Löbau

Leserbriefe

Heinz Grundmann und seine Skatbrüder schreiben: Einmal mehr: Über das Lachen der Skatbrüder

Leider gab es nur wenig zum Lachen. Zittau ist nicht mehr die “Reiche”, aber blüht auf, der Schuhhof macht dicht. Da kann Rossmann gleich umziehen, die Luftblase “City-Center” wird da platzen. Die Wohnbaugesellschaft hat ihren Palast, das Alte Gymnasium, renoviert, viele Platten verfallen – aber die Mieten werden wieder steigen. Es gibt eine Sensation: Ruinensammler Göttsberger hat für sein Eigentum, die Mandaukaserne, Arbeiten am Dachstuhl selbst bezahlt. Auch der Vielschreiber Genosse Bruns hat viel vor, der will Ausländer verstärkt zu uns holen. Er sollte sich da um die hier Wohnenden oder nur um die “einen Tag im Monat”-Wohnenden kümmern. Die Mehrzahl der Ausländer ist nur am “Gehaltstag” anwesend, die andere Zeit irgendwo verschwunden. Die Haupttätigkeit ist in den Wohnheimen schlafen, wenige lernen Deutsch oder nehmen die Angebote von Land, Kreis, Betrieben oder Vereinen an. Durch Zittau ziehen schwarze Gestalten mit einem Sarg, keinen stört das. Was kommt da noch? Die Boote auf der Neiße, die gegen den Braunkohleabbau getobt haben. Bei Niedrigwasser wurden Pflanzen und Tiere platt gemacht – keinen stört das, die Grünen waren dabei. Aber gelacht haben wir über die Soldaten auf dem Markt, die vielen Poller. Es fehlen nur noch die Schilder “Betreten verboten”.

Sächsische Zeitung – Löbau vom 08.10.2020, Seite 15 / Lokales Löbau

Einsturz der Mandaukaserne verhindert

Der Mittelteil des historischen Gebäudes in Zittau ist jetzt für viel Geld notgesichert worden. Nun verkündet der Besitzer eine frohe Botschaft.

Thomas Göttsberger ist froh und stolz. Schließlich hat der Besitzer der Zittauer Mandaukaserne in den zurückliegenden Monaten den Einsturz des Mittelteils verhindert und ihn notgesichert. Mit Unterstützung von Firmen, die ihm im Preis entgegengekommen sind, wie er dankbar sagt. Und mit Hilfe von Architekt Benjamin Pfefferkorn, der genauso leidenschaftlich Denkmale schützt wie der Ostritzer selber. Eine mittlere fünfstellige Summe hat Göttsberger die Notsicherung des Mittelteils dennoch persönlich gekostet.

Wie Göttsberger berichtet, hat das Problem mit dem Mittelteil mit einem alten Loch im Dach begonnen. “Aus dem kleinen Schaden ist ein großer geworden”, sagt er. In den letzten Monaten hätte sich die Situation zusehends verschlimmert: Dachbalken seien nicht mehr standsicher gewesen, Decken durchgebrochen, die Löcher im Dach immer größer geworden. Wenn es geregnet habe, sei sogar das Erdgeschoss eine Tropfsteinhöhle gewesen, beschreibt der Finanzbeamte den Zustand. “Es ist ein Wunder, dass es gehalten hat.” Nun sind die Decken abgestützt, das Dach erneuert, der Mittelteil dicht. Ungefähr 100 Tonnen Schutt und viele im Gebäude gewachsene Bäume seien entfernt worden, sagt Göttsberger. Jetzt könne er wieder ruhiger schlafen. Und das nicht nur wegen des Mittelteils, sondern wegen der gesamten Mandaukaserne: Seinen Angaben zufolge ist mit diesem Abschnitt das gesamte Gebäude nun so gesichert, dass es viele Jahre überdauert. Nun müsse er nur noch ab und zu nach dem Rechten sehen und sich gegebenenfalls um kleinere neue Schäden kümmern, die großen sind behoben.

Thomas Göttsberger hat die Mandaukaserne 2016 gekauft. Eigentlich wollte und sollte er nur für eine kurze Übergangsfrist Besitzer sein, bis sich ein Projektentwicklungsbüro aus Dresden auf Bitten der Stadt Zittau um das ehemalige Armeegebäude gekümmert hätte. Göttsberger knüpfte aber an den Weiterverkauf die Forderung, dass die Kaserne in weiteren Teilen wie im historischen Original erhalten werden müsste. Daraufhin zogen sich Stadt und Projektentwickler zurück – und verzichteten sogar auf vier Millionen Euro Fördergeld vom Bund. Der Ostritzer hatte bereits zu dieser Zeit unter anderem mit Hilfe von Unterstützern und eigenem Geld begonnen, die Kaserne zu sichern.

Wie viel er dafür inzwischen ausgegeben hat, will er nicht sagen. Auch darüber, wie es mit der Nutzung der Mandaukaserne weitergehen soll, hüllt er sich in Schweigen und sagt nur: “Vieles ist im Fluss.” Auch bei vielen anderen historischen Gebäuden in seinem Besitz ist das ähnlich. Als Denkmalschützer geht es ihm eher darum, die historischen Gebäude bis in eine Zeit, in der sie wieder gebraucht werden, zu retten als aktuell auf Biegen und Brechen eine Nutzung zu finden.

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Löbau vom 07.10.2020, Seite 16 / Lokales Löbau

Aus der Chronik

(…)
VOR 60 JAHREN wurde die ehemalige Mandaukaserne von der Zittauer Kommunalen Wohnungsverwaltung übernommen.

Sächsische Zeitung – Löbau vom 12.08.2020, Seite 15 / Lokales Löbau

Mandaukaserne: Dach repariert

In dem prägnanten Zittauer Gebäude hat’s einen Arbeitseinsatz gegeben, um Schäden am Beton zu beseitigen. Ein weiterer ist bereits geplant.

In der Mandaukaserne haben Helfer undichte Stellen im Dach repariert. Die sind bei den regelmäßigen Sichtkontrollen auf der rund 3.300 Quadratmeter großen Fläche gefunden worden. Seit DDR-Zeiten ist das Dach mit Betonziegeln eingedeckt. “Allerdings wird im Laufe der Zeit jetzt der eine oder andere Ziegel undicht”, so Eigentümer Thomas Göttsberger. Deshalb lief kürzlich ein ganztägiger Arbeitseinsatz zweier Mitglieder des Helferkreises, um die Schäden zu beseitigen. Daran beteiligt waren Uwe Preuß als ehrenamtlicher Hausmeister der Kaserne und Thomas Neumann aus Spitzkunnersdorf, die an diesem Tag zehn undichte Stellen in der Dachfläche reparierten. Demnächst ist ein weiterer ganztägiger Arbeitseinsatz geplant. (SZ)

Sächsische Zeitung – Löbau vom 01.08.2020, Seite 18 / Lokales Löbau

Der Menschenfänger
Seit fünf Jahren ist Thomas Zenker Zittaus Oberbürgermeister. Eine persönliche Betrachtung.

Es sind Auftritte wie der im Februar letzten Jahres in der Sächsischen Ländervertretung in Brüssel: Locker, souverän und ganz ohne Pathos steht Thomas Zenker da auf der Bühne. Er spricht mit sympathischen und klugen Worten, beinahe im Plauderton.

Seine Rede von der großen Idee zur Kulturhauptstadt-Bewerbung dauert nur wenige Minuten. Aber die reichen dem Oberbürgermeister der kleinen Stadt Zittau, um den Amtskollegen aus den Großstädten Dresden und Chemnitz die Schau zu stehlen. Die Herzen seien ihm in Brüssel nur so zugeflogen, wird es später heißen. Mancher sagt, Thomas Zenker ist ein Menschenfänger. Heute vor fünf Jahren hat der 45-Jährige sein Amt im Zittauer Rathaus angetreten.

Er kann aber auch wirklich großartig reden, emotional, energiegeladen, begeisternd, oft auch mit einem kleinen Nebensatz ins Persönliche. Er schafft es fast immer, seine Zuhörer zu überzeugen von dem, was er sagt und will. Als es zum Beispiel letztes Jahr in Großschönau darum geht, dass die Gemeinde wieder in die von ihm geführte Touristische Gebietsgemeinschaft (TGG) eintreten – und einzahlen – soll, was die Gemeinderäte aber nicht so recht wollen, taucht er spontan in der entscheidenden Gemeinderatssitzung auf – und redet. Großschönau ist nun wieder drin in der TGG.

Thomas Zenker hat neben Geschichte und Germanistik auch Kommunikation studiert, seine Rhetorik ist ausgezeichnet geschult. Für einen Mann im Amt eines Stadtoberhaupts ist das von großem Vorteil. Das verblasste Ansehen der Stadt hat in den fünf Jahren seiner Amtszeit wieder an Glanz gewonnen – deutschlandweit und auch darüber hinaus. Mit Zwickau wird Zittau nur noch höchst selten verwechselt. Reisejournalisten loben die Stadt und die Gegend drumherum in höchsten Tönen als Geheimtipp. Das Verhältnis zu den Nachbarn im Dreiländereck ist so freundlich und konstruktiv wie noch nie.

Nicht zuletzt dieser kühnen Idee der Kulturhauptstadt-Bewerbung ist das zu verdanken. Was aus der Bewerbung geworden ist, ist bekannt. Es ist Thomas Zenker und seinem Team nicht gelungen, die große Idee auch mit konkreten Inhalten zu füllen. Die internationale Jury wollte mehr sehen als schöne Präsentationen, wollte wissen, was sich hinter den wohlklingenden Worten verbirgt.

Aber der Mann für die kleinen Dinge ist Thomas Zenker eher nicht. Er ist der Stratege, der Vordenker, der Visionär. Der Name seiner Wählervereinigung, “Zittau kann mehr”, ist sein Programm. Um die Dreckecken in der Stadt will er sich nicht selber kümmern müssen. Und eigentlich müsste er das auch gar nicht – auch wenn mancher Zittauer das von seinem Oberbürgermeister erwarten mag.

Zenker hätte gern einen Mann für die städtischen Alltagsaufgaben gehabt. Er hat in den fünf Jahren seiner Amtszeit das halbe Rathaus umgekrempelt und die neue Struktur darauf ausgerichtet, dass er einen Beigeordneten bekommt, einen zweiten Bürgermeister, dem er die reinen Verwaltungsaufgaben delegieren kann. Dann hätte er mehr Zeit und Kraft für sein Ding: die strategische Stadtentwicklung, für die große Linie und langfristige Projekte.

Die Strategie aber, auf der der Verwaltungsumbau basiert, ist nicht aufgegangen. Im Rathaus fehlt ihm der zweite Mann. Die Wahl des Beigeordneten ist mit dem falschen Bewerber zuerst eine Farce, mit dem zweiten dann eine Notlösung – im Stadtrat nur knapp zustande gekommen und nicht von Dauer: Kein halbes Jahr nach seiner Wahl zum Bürgermeister hat Philipp Fay schon wieder das Handtuch geworfen.

Den Bürgermeister-Posten doch noch zu besetzen, dafür wird Zenker in dieser Amtszeit im Stadtrat keine Mehrheiten bekommen. Und hier steckt im Grunde das größte Problem des Oberbürgermeisters von Zittau: Im Stadtrat, in dem seit der letzten Kommunalwahl vor anderthalb Jahren die AfD stärkste Kraft ist, braucht er nicht nur den Rückenhalt seiner eigenen Wählervereinigung Zkm, sondern auch Unterstützer aus den anderen Interessengrüppchen, Parteien und Wählervereinigungen. Er muss überzeugen, wenn er Beschlussvorlagen in seinem Sinne durchsetzen will.

Das ist für ihn umso schwieriger, weil im Zittauer Stadtrat neben Partei-, Fraktions- und Wählervereinigungs-Interessen oft auch persönliche Befindlichkeiten regieren oder private Machtkämpfe ausgetragen werden. Da platzt dem OB auch schon mal der Kragen. Vor allem, wenn er es mit vermeintlichem Kleingeist zu tun hat, mit Ablehnung aus Prinzip oder Geht-nicht-Sagern. Das sind dann meist barsche Worte.

Die Machtkämpfe im Stadtrat machen es Thomas Zenker schwer. Das wirkt auch nach außen und auf seine Arbeit als Chef der Verwaltung. Es sind große Steine, die er da immer wieder aus dem Weg räumen muss, um auf seiner Linie zu bleiben.

Kritiker und Gegner kann er da nicht brauchen. Gleich gar nicht im Rathaus. Manche Personalentscheidungen als Dienstherr der Verwaltung aber sind umstritten. Und sie sind auch nicht immer glücklich: Eine leitende Angestellte, die Zenker 2017 fristlos kündigt, hat voriges Jahr vor dem Arbeitsgericht einen Vergleich erwirkt. Die Kämmerin, der er 2016 öffentlich ihre Arbeit am Haushaltsplan um die Ohren wirft, ist seitdem krank. Erst letzten Monat hat ihm der Stadtrat die Zustimmung zum Rausschmiss eines Referatsleiters verwehrt, den er loswerden will.

Als es vor Kurzem aber darum geht, zu einem unsäglichen Twitter-Post seines Pressesprechers und Duz-Freundes, Kai Grebasch, Stellung zu beziehen, bleibt der Oberbürgermeister ungewöhnlich zurückhaltend. Zenker, sonst nie und zu keinem Thema um eine Wortmeldung verlegen, sagt in diesem Fall – nichts.

Wer ihn auf dem kommunalpolitischen Parkett erlebt, gewinnt den Eindruck, dass er seine Kleinstadt wohl gerne größer hätte. Nicht etwa, weil er sich und seine Stadt überschätzt, sondern vor allem auch, weil sie sich selber viel zu oft kleiner macht, als sie ist. Auch deshalb sein Plan von der Kulturhauptstadt-Bewerbung und sein stetiger Appell an mehr Selbstbewusstsein.

Dafür, die Stadt selbstbewusster zu machen, hat Zenker in den bisherigen fünf Jahren seiner Amtszeit einiges getan: Er sicherte der Stadt wieder Mitspracherecht am Theater. Er rief Rückkehrer- und Vergabe-Börsen ins Leben, um Fachkräfte in die Region zu holen und einheimischen Firmen Planungssicherheit zu geben. Er hat die Sanierung der Schulen vorangetrieben, den Bau eines neuen Kindergartens und den Abriss im alten Armeegelände.

Mit den beiden großen Problem-Ruinen lief und läuft es weniger gut: und Roburbrache verfallen weiter vor sich hin – ohne Investor und ohne Idee. Dabei waren für die Sicherung der schon Fördermittel zugesagt.

Und auch vom frischen Wind, den er in den Tourismus bringen wollte, ist bisher höchstens ein Lüftchen zu spüren. Der Fremdenverkehr in der Stadt und im Naturpark Zittauer Gebirge wird unter dem Dach der Stadtentwicklungsgesellschaft mehr verwaltet als gemanagt. An den angekündigten neuen, innovativen Vermarktungs-Ideen für die Region fehlt es noch.

Die verbleibenden zwei Jahre seiner ersten Amtszeit werden für Thomas Zenker nicht leichter. Im Gegenteil. Er wird mangels ausreichend Geld in der Stadtkasse weiter unpopuläre Entscheidungen treffen – und im Stadtrat durchsetzen – müssen: höhere Kita-Gebühren, Kürzungen bei der Feuerwehr und bei freiwilligen Aufgaben, Rückstellungen von Investitionen.

Und er wird dafür sorgen müssen, dass sein guter Plan, Projekte und Ideen aus der Kulturhauptstadt-Bewerbung weiter zu verfolgen, auch tatsächlich eine ganz konkrete Umsetzung findet – in Form von Bau- und Sanierungsmaßnahmen. Das wird mehr brauchen als begeisternde Worte und eine “Stadtwerkstatt”.

Von Jana Ulbrich

Sächsische Zeitung – Löbau vom 04.05.2020, S. 10 / Lokales

Spende für Zittaus Mandaukaserne

Zittau. Der Helferkreis der Mandaukaserne Zittau freut sich über eine Förderung in Höhe von 500 Euro, die der Verein vom Landkreis Görlitz bekommen hat. Dabei handelt es sich um Gelder des Freistaates Sachsen zur Unterstützung ehrenamtlicher Akteure im Landkreis Görlitz. Das Geld wird für Reparaturmaßnahmen in der Mandaukaserne verwendet, teilt der Verein mit. Die bisherigen Baumaßnahmen an der Mandaukaserne wurden durch viele Spenden, Zuschüsse des Landkreises (für die Sicherung des Nordflügels), einen Zuschuss der Denkmalstiftung Leipzig und durch Mittel des Eigentümers realisiert. Sachsen unterstützt bereits das zweite Jahr ehrenamtliche Akteure im Landkreis Görlitz bei ihrer Arbeit. 160.000 Euro werden über das Portal “unbezahlbar.land” direkt vergeben. Neu ist dieses Jahr die Splittung der Fördersumme. Der erste Antragslauf fand Ende März statt, hier wurde ein Betrag in Höhe von 80 000 Euro bereitgestellt. Anträge für den verbleibenden Betrag können voraussichtlich ab September erfolgen. Das Programm ist breit gefasst: Einzelpersonen, Gruppen oder Vereine, alle Akteure und alle Anlässe können teilhaben. Unterstützt wird insbesondere das Engagement in den Bereichen Soziales, Umwelt, Sport und Kultur. Die Unterstützung in Höhe von 200 Euro erhalten Antragsteller schnell nach Prüfung der Angaben. Für einen Förderbetrag von 500 Euro entscheidet eine Jury, die die eingereichten Vorhaben bewertet.

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Angela Preibisch vom Helferkreis der Mandaukaserne zeigt vor der Kaserne den Scheck mit der Fördersumme. Foto: Axel Preibisch

Sächsische Zeitung – Löbau vom 04.05.2020, S. 9 / Lokales

Denkmalschützer sichern Schuhwerkstatt

Stadtforum Zittau birgt Mobiliar und Maschinen aus dem geschlossenen Laden in der Luxemburg-Straße. Und findet Schätze.

Die Schuhmacherei von Wolfgang Rücker ist wie eine Schatzkiste. Eine Schatzkiste voller historischer Kostbarkeiten. Die älteste Maschine der Zittauer Schuhhersteller-, Schuhverkäufer- und Reparaturdynastie an der Rosa-Luxemburg-Straße stammt von 1911. Ein Bild des Gründers hängt seit Anbeginn im Geschäft. Das Mobiliar stammt aus den Zeiten der Großeltern. “Laden- und Werkstatt-Einrichtung hat sich in all den Jahren nicht geändert”, so Kerstin Rücker, Tochter des 2019 verstorbenen Schuhmachermeisters. Auch Schuhmuster, Kasse, Werkzeuge und das Scherengitter vor den Schaufenstern haben die Jahrzehnte überdauert.

Und sie werden die Zeit weiter überdauern. In Absprache mit den Erben von Wolfgang Rücker sichert das Stadtforum Zittau die Hinterlassenschaft. “Uns ist wichtig, sie zu bergen, zu retten”, sagt Mitglied Thomas Göttsberger. Der Kontakt zu den Erben kam über einen Dresdner Architekten zustande, der sich mit der Zittauer Historie befasst und ein Haus in der Inneren Weberstraße sanieren will. Kerstin Rücker freut das: “Wir sind sehr froh, dass der Laden und die Werkstatt unseres Vaters und Ehemanns der Nachwelt erhalten und sein Andenken gewahrt bleibt.” Die Erben wollen den 2019 geschlossenen Laden in dem spätklassizistischen, zu DDR-Zeiten umgebauten Haus zu privaten Zwecken nutzen.

Gegründet worden war das Geschäft von Wendelin Rücker 1897, damals noch in der Weinau-, jetzt Hammerschmidtstraße. 1909 zog das Geschäft in der Rosa-Luxemburg-, früher Frauenthorstraße, in das Gebäude, in dem zuvor eine Seilerei, eine Zigarrenhandlung sowie ein Barbier und Friseur beheimatet waren. 1918 kaufte er laut der Erben das Haus.
1924 übernahm sein Sohn Erich das Geschäft. Er war lange Zeit Obermeister der Zittauer Schuhmacherinnung. Während des Krieges führte laut Kerstin Rücker der Altgeselle das Geschäft. “Nach dem Krieg, aus dem er erkrankt zurückkam, steckte er zwei seiner Kinder an”, schreibt sie. “Die Tochter verstarb. Der ältere Sohn überlebte zwar, hatte aber nur noch eine halbe Lunge und war nicht mehr arbeitsfähig.” So musste Sohn Wolfgang mit 14 Jahren eine Schuhmacher-Lehre beginnen, um den Lebensunterhalt der Familie und der Angestellten zu sichern. In dieser Zeit übernahm seine Mutter Elfriede Rücker provisorisch das Geschäft, da Wolfgang noch nicht volljährig war. Etwa 1960, mit 18 Jahren. übernahm er als frischgebackener Schuhmachermeister das Geschäft und führte es bis zu seinem Tod im April 2019.

Wie in einer Zeitkapsel Der Schuhmachermeister hat trotz Mangelwirtschaft immer versucht, die Wünsche der Kunden zu erfüllen, so Kerstin Rücker. “Sein Motto: Die Schnürsenkel sind noch gut, alles andere kann repariert werden.” Die dahinter stehende Sparsamkeit können die Mitglieder des Stadtforums bestätigen. “Kein Rücker hat etwas weggeworfen”, sagt Thomas Göttsberger. Neben Maschinen aus der Kaiserzeit finden sich Gebrauchsmuster aus der Vorkriegszeit und DDR-Chemie aus Nünchritz. “Es ist, als wäre die Zeit stehengeblieben, als befände man sich in einer Zeitkapsel”, sagt Göttsberger begeistert. Zwei Funde haben ihn besonders beeindruckt: Zum einen hat Wolfgang Rücker 1997 zum 100. Gründungsjubiläum des Geschäfts ein Schild ins Fenster gehängt – dessen Rückseite er 20 Jahre später wieder bemalte und als Hinweis auf das neuere Jubiläum aushängte. Zum anderen ist das eine wohl über 100 Jahre alte Postkarte, auf der die verschiedenen Uniformen des in Zittau bis 1918 untergebrachten 102. Infanterie-Regiments des Kaiserreiches zu sehen sind. Das Regiment war in Göttsbergers Mandaukaserne untergebracht.

Mithilfe einer Firma katalogisiert und sichert das Stadtforum, das sich vor allem dem Denkmalschutz verschrieben hat, nun das Inventar. Eines Tages soll es der Öffentlichkeit präsentiert werden. Wie und wann steht noch nicht fest. Man habe aber bereits mit dem Direktor der Städtischen Museen Zittau Kontakt aufgenommen, so Göttsberger. Bis dahin bleibt der historische Schatz an einem sicheren Ort.

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Thomas Göttsberger vom Stadtforum Zittau steht in der ehemaligen Schuhmacherei Wolfgang Rücker in der Rosa-Luxemburg-Straße. Die Aufnahmen sind vor der Corona-Krise entstanden. Fotos: privat/Göttsberger, Stadtforum Zittau Bildunterschrift:
So kennen die meisten Zittauer das Geschäft.
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So sah der Verkaufsraum aus
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& und so die Werkstatt.

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Löbau vom 04.04.2020, S. 19 / Lokales

Lämmchen erkunden Mandaukaserne

Die Kamerunschafe haben Nachwuchs bekommen. Auf dem 13.000 Quadratmeter großen Gelände in Zittau finden sie paradiesische Zustände vor.

Erst wenige Tage alt, erkunden das braune und schwarze Lämmchen mit ihrer Mama das Gelände der Zittauer Mandaukaserne. Am 27. März kamen sie auf die Welt. Bereits kurze Zeit später staksten sie neugierig über das 13.000 Quadratmeter große Gelände, um ihre neue Heimat zu erkunden. “Die Schafe finden auf dem Gebiet der Mandaukaserne geradezu paradiesische Zustände vor”, sagt Eigentümer Thomas Göttsberger. Aufgrund des großen Angebots fressen die Schafe nach seinen Angaben nur die schmackhaftesten Pflanzen.
Die tierischen Helfer sind schon seit Jahren an der Mandaukaserne im Einsatz und kümmern sich um die Grünflächen. Aktuell befinden sich fünf Kamerunschafe auf dem Gelände – nun gehören auch die zwei Lämmchen zur Herde. Die Tiere zeichnen sich durch einen kleinen, kurzen Schwanz aus. Sie haben einen länglichen Kopf und kleine Ohren. “In der Haltung sind die Schafe unkompliziert und kälteunempfindlich”, so Thomas Göttsberger. “Im Regelfall sind Kamerunschafe eher ängstlich bis zurückhaltend und fluchtbereit.” Die Schafe an der Mandaukaserne hätten sich aber an den Kontakt mit den Helfern inzwischen gewöhnt und seien mittlerweile sehr zutraulich geworden. Jeden Tag sieht der ehrenamtliche Hausmeister der Mandaukaserne, Uwe Preuß, nach ihnen. (SZ)
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Zwei neue Lämmchen für die Mandaukaserne. Foto: Uwe Preuß

Sächsische Zeitung – Löbau vom 31.03.2020, S. 18 / Lokales

Wenn Scheichs scharf auf die Kleinbahn sind
Fast jedes Jahr schickt die SZ ihre Leser in den April. Bei der Veräppelei werden bestimmte Muster erkennbar.

Morgen ist der 1. April. Obwohl die aktuellen Corona-Zeiten kaum für Aprilscherze taugen, etwas Humor sollte man sich dennoch bewahren. Hilfreich kann das Blättern in alten Ausgaben der Sächsischen Zeitung Löbau und Zittau mit dem Erscheinungsdatum 1. April sein, wobei auffällt, dass sich die Zeitungsscherze in bestimmte Gruppen einteilen lassen. Anknüpfung an Aktuelles Wie oft ist schon über die Zittauer Mandaukaserne geschrieben worden. Am 1. April 2019 präsentierte die SZ die Lösung: Das Gebäude soll künftig wieder militärischen Zwecken dienen. 2.000 Soldaten des 102er Panzerregiments der Bundeswehr könnten hier stationiert werden. Allerdings reiche die derzeitige Fläche nicht, das Hauptgebäude müsse in gespiegelter Form ein zweites Mal errichtet werden. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer habe nicht von ungefähr betont, neue Bundeswehrstandorte vorrangig in den neuen Ländern einzurichten. (…)

Von Bernd Dreßler

Sächsische Zeitung – Löbau vom 28.03.2020, S. 19 / Lokales

Warum Herrnhuter Sterne jetzt leuchten

An Gebäuden wie der Mandaukaserne in Zittau erstrahlen die Sterne jeden Abend – als ein Zeichen der Solidarität und Hoffnung.

An der Zittauer Mandaukaserne leuchtet jetzt aktuell wieder jeden Abend ein Herrnhuter Stern. “So soll in dieser schwierigen Zeit”, sagt Eigentümer Thomas Göttsberger, “ein Zeichen der Solidarität, Hoffnung und Zuversicht erstrahlen, das uns allen wieder Mut macht”.
Anlass ist ein Aufruf der Herrnhuter Sterne GmbH auf ihrer Facebook-Seite. Darin steht: “Es sind für uns alle schwierige Zeiten. Dennoch müssen wir Hoffnung und Zuversicht haben. So möchten wir gemeinsam mit Euch nicht nur eure Sterne wieder leuchten lassen, sondern auch eure Herzen.” Der damit verbundene Appell: Zu Hause bleiben. “Nur gemeinsam schaffen wir das”, heißt es weiter. “Schickt uns Bilder von euren leuchtenden Sternen und setzt ein Zeichen, das uns auf der ganzen Welt verbindet.”

Das Stadtforum Zittau und die Helfer der Mandaukaserne wollen ihre Verbundenheit mit all denen zeigen, die gesundheitliche, persönliche oder wirtschaftliche Beeinträchtigungen bewältigen müssen. Der Herrnhuter Stern soll so lange leuchten, bis die schweren Zeiten halbwegs überwunden sind und die von allen wieder herbeigesehnte Normalität eingezogen ist.
Zuvor haben bereits Menschen aus dem Erzgebirge aufgerufen, die Schwibbögen wieder in die Fenster zu stellen. Tausende Häuser erstrahlen daher seit Tagen zwischen Schwarzenberg und Freiberg im Licht der Zuversicht, so wie es seit Jahrhunderten in der Weihnachtszeit Tradition ist.

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Der Herrnhuter Stern leuchtet an einem Fenster der Mandaukaserne. Foto: Uwe Preuß

Sächsische Zeitung – Zittau vom 07.03.2020, S. 16 / Lokales

Muss jedes alte Haus gerettet werden?

Denkmalschützer Thomas Göttsberger aus Ostritz sagt “ja”, Immobilien-Entwickler Klaus Reepen aus Zittau dagegen sagt “nein”. Ein SZ-Streitgespräch.

Der eine wird für seine fundamentale Haltung als Denkmalschützer, für den Kauf und den Erhalt historischer Gebäude vor allem in Görlitz, Ostritz und Zittau bewundert – und angefeindet: Thomas Göttsberger, Finanzbeamter, Ostritzer Stadtrat und Mitglied in den Stadtforen Görlitz und Zittau. Der andere wird für seine unkonventionelle Art, leer stehende Gebäude vor allem in Zittau, aber auch anderswo im Landkreis zu vermarkten oder abzureißen und dann die Grundstücke zu entwickeln, bewundert – und angefeindet: Klaus Reepen aus Schlegel, Zittauer Stadtrat und Beamter der Bundespolizei. Die SZ hat beide zum Streitgespräch über den Erhalt historischer Häuser eingeladen.
Herr Reepen, Herr Göttsberger, wie viele Häuser haben Sie schon abgerissen?
Göttsberger (G.): Noch keins.
Reepen (R.): Fünf.
Alle in Zittau?
R.: Ja.
Herr Reepen, würden Sie auch die Mandaukaserne abreißen?
R.: Nein, weil Herr Göttsberger der Eigentümer ist.
G.: Er kann nicht und ich mach es nicht.
Andersherum: Herr Göttsberger, hätten Sie die Gebäude von Herrn Reepen wie die Lessingstraße 11 oder die Friedensstraße 29 in Zittau, die abgerissen sind, erhalten?
G.: Das in Wittgendorf kenne ich nicht, die anderen schon. Sie hätten erhalten werden sollen. Da ist zum Beispiel die Friedensstraße 29, ein spätklassizistisches Gebäude, ein Doppelhaus. Die andere Hälfte steht jetzt isoliert wie ein einzelner Zahn. Sie gehen ja mit einem kranken Zahn auch nicht zum Zahnarzt und sagen: Machen Sie ihn raus, damit es ordentlich aussieht, sondern lassen ihn reparieren oder ersetzen. Solche Bau-Strukturen gehören erhalten. An Einfall- und Ausfallstraßen sowieso. Dazu hat sich die Stadt bekannt, handelt aber nicht immer danach, was sehr schade ist. Auch volkswirtschaftlich gesehen machen Abrisse keinen Sinn, da werden Werte vernichtet. Von der Vernichtung der sogenannten “grauen Energie”, die in den Häusern steckt, ganz abgesehen.
Herr Göttsberger, Sie wollen Häuser für die Nachwelt erhalten. Für welche Nachwelt denn, bei dem Einwohnerschwund?
G.: Es wird auch irgendwann wieder aufwärtsgehen, in Zittau und der Oberlausitz. Schon jetzt ist es so, dass Kulturschaffende aus Dresden, Leipzig und Berlin, die von den hohen Mieten vertrieben werden, so langsam in die Oberlausitz einsickern. Für sie sind solche leer stehenden Gebäude ein Anreiz, herzukommen.
Haben Sie schon jemals eine der Immobilien an so einen Künstler verkaufen können?
G.: Es ist alles im Werden. Man muss in Zeitphasen denken, zehn, 15 Jahre weiter, auch wenn mir bewusst ist, dass der Bedarf derzeit noch nicht sehr hoch ist. Ich habe den Eindruck, speziell in Zittau und der Stadtverwaltung, dass sie eher von heute auf morgen denken: Man hat zu viele Gebäude, da muss die Zahl unbedingt angepasst werden. In anderen Städten hat man das bitter bereut. Aber wenn man schon schrumpfen will, dann von außen nach innen und sollte nicht hier und da mal ein Haus rausnehmen.
Der Rückbau von außen nach innen ist erklärtes Ziel der Stadt.
G.: Es ist zum Teil ungeordnet. Wenn die Wohnbaugesellschaft zwei Gebäude gegenüber vom Bahnhof oder in der Schrammstraße als Einzelgebäude abreißt, dann hat das wohl eher fördertechnische als stadtplanerische Gründe. Geordnet wäre, wenn man versuchen würde, die Altneubauten am Rande der Stadt abzureißen und die Leute in die Innenstadt zu kriegen.
Die Stadt versucht das zumindest, aber viele Altneubauten gehören ihr nicht. Wie sehen Sie das, Herr Reepen?
R.: Man muss die Besitzverhältnisse beachten. Es gibt auch viele Besitzer alter Gebäude, die sich überhaupt nicht um die Immobilien kümmern. Da ist oft an die Falschen verkauft worden. Es kann nur entwickelt, gestaltet oder abgerissen werden, wenn der Besitzer den Willen hat, mitzumachen.
Was verstehen Sie unter “entwickeln”?
R.: Wir können nicht zugucken, wie sich jemand nicht um sein Gebäude kümmert, denn dann liegt es eines Tages auf der Straße. Dann muss es auf Kosten der Stadt, die ohnehin klamm ist, zurückgebaut werden. Wir müssen dafür sorgen, dass Häuser, deren Besitzer sich nicht kümmern und nicht einmal die Grundsteuer bezahlen, zwangsversteigert werden und an Käufer veräußert werden, die sich um die Immobilien kümmern.
Wie entwickeln Sie Ihre Immobilien?
R.: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich etwas kaufe und ein Schild drannagele, bald jemand um die Ecke kommt, der eine Idee hat. Und wenn ich abreiße, kommen oft ganz schnell Leute, die sagen, hier würden wir gern bauen. So wie in der Lessingstraße 11.
Verstehen Sie die Menschen, die sagen: Das Haus passt dort überhaupt nicht hin?
R.: Ja, weil sie etwas anderes gewohnt waren. Aber am Ende ist das ein Stück Entwicklung. Wir müssen Neues zulassen, auch wenn die Harmonie zurzeit vielleicht kritisch ist. Aber vielleicht gibt es in fünf oder zehn Jahren Menschen, die sagen: Das sieht aber harmonisch aus, weil sie es nicht anders kennen. Außerdem muss man da der Stadt einen kleinen Vorwurf machen: Hätte sie eine Gestaltungssatzung für das Gebiet, wäre das Haus so nicht entstanden.
G.: Ich kann die Leute in der Lessingstraße schon verstehen, wenn sie sagen, dass da ein Fremdkörper ist. Es gibt eine Untersuchung der TU Chemnitz, dass diese Harmonie objektivierbar ist. Die besagt: Je mehr Neubauten in einer Straße mit Altbausubstanz stehen, desto schlechter gefällt das den Leuten. Wenn Herr Reepen sagt, alles verändert sich, halte ich dagegen: nicht immer zum Besseren. Gegen Neubauten ist nichts einzuwenden. Aber nicht in Altbaubereichen.

Gilt das für alle Bereiche, also genauso für die Innenstädte von Zittau und Görlitz mit ihren Tausenden Baudenkmalen, wie für die Stadtränder?
G.: In Zittau herrscht seit vielen Jahren die Ansicht: Wir haben viele Baudenkmale und können damit nachlässig umgehen. Wer hat diese Ansicht?

G.: Das hört man immer wieder. Man hört: Wir haben so viele Baudenkmale, da müssen wir nicht jedes erhalten. Aber das ist der falsche Ansatz. Die Geschlossenheit der Stadt ist wichtiger als das einzelne Denkmal. Zittau hatte nach der Wende ganz wenige Baulücken. Mittlerweile hat sich das Verhältnis umgekehrt. Das ist woanders nicht so. Görlitz zum Beispiel versucht, jedes Haus zu halten. In Zittau ist der Grundsatz: Wenn ein Haus schwächelt, tendieren wir eher zum Abriss. Da sollte man umsteuern, denn was ist das für ein Signal nach außen, wenn man immer die Flinte ins Korn wirft? Noch schlimmer: Irgendwann denken die Menschen, das muss so sein.

R.: Es sind in Zittau und Görlitz nicht nur Abrisse, sondern auch Einstürze. Da geht man in Zittau vielleicht ein bisschen anders heran, weil die Mitarbeiter der Bauaufsicht immer mit einem Bein im Gefängnis stehen, weil sie für die öffentliche Sicherheit auch bei Privateigentum zuständig sind. Das muss man auch verstehen.
G.: Die Stadt Görlitz ist in solchen Fällen relativ schnell mit Notsicherungen. Auch das gibt das Gesetz her. Sie fangen schon frühzeitig, wenn der Schädigungsgrad noch nicht so hoch ist, an. Sie sagen, lieber nehme ich mal 5.000 Euro in die Hand als später 100.000. Das sollte auch ein Ansatz in Zittau sein.

R.: Wir haben gar nicht die finanziellen Mittel, um die vielen Häuser zu sichern. Görlitz hat ganz andere Möglichkeiten. Und dann ist da noch die Bauaufsicht. Wie sollen die wenigen Mitarbeiter die ganzen Schäden erheben?
Diese Übersicht gibt es in Zittau bereits.
G.: Görlitz hat in Relation zur Größe auch nicht mehr Geld. Es ist eine Frage des politischen Wollens. Görlitz hat sich entschieden, die Stadt zu erhalten.

Verstehen Sie Herrn Reepens Argumentation trotzdem, dass Hunderte Häuser schon aus finanziellen Gründen für die Stadt nicht zu halten sind?
G.: Erstens: Wie viele Häuser sind wirklich notleidend? Zweitens sollte man als Stadt nicht als Alleinunterhalter tätig sein, sondern sich andere ins Boot holen. Wir vom Stadtforum zum Beispiel helfen gern. Wir gehen mit wachen Augen durch die Stadt, sehen, wenn ein Dachziegel oder ein Fallrohr fehlt und sprechen mit den Eigentümern. Und wenn einer finanziell nicht kann, ist es durchaus auch so, dass wir auf unsere Kosten tätig werden.

Herr Reepen, Sie entwickeln Immobilien und suchen dafür vor allem Käufer?
R.: Nicht immer. Manche Häuser lassen sich nicht verkaufen. Bei der Brunnenstraße 21, dem ehemaligen Zittauer Bürgermeisterhaus, war das anders. Das habe ich aus der Insolvenz geholt, beräumt und zum Tag des offenen Denkmals geöffnet. Da kamen auch die Investoren. Ich selber habe davon nicht viel. Wer glaubt, dass man hier mit dem Verkauf historischer Gebäude Millionen verdienen kann, irrt. Bei der Brunnenstraße 21 zum Beispiel sind gerade die Selbstkosten wieder reingekommen, wenn überhaupt.
Sind Sie eine Art Hobby-Immobilienmakler?
R.: Nein. Ich habe privat Interesse, dass es vorwärtsgeht. Ich bin Stadtrat und will Zittau etwas zurückgeben. Außerdem wählt einen niemand, wenn man für die Stadt nichts macht. Die Leute an der Herwigsdorfer Straße sind mir zum Beispiel dankbar, dass ich die Fläche des ehemaligen Kohlehandels aufgeräumt habe. Ich glaube, wenn Herr Göttsberger in Zittau zur Stadtratswahl angetreten wäre, hätten ihn auch viele wegen seines Engagements für die Mandaukaserne gewählt. Ich persönlich schätze sein Tun und ziehe den Hut davor. Was daraus wird, werden wir in Zukunft sehen. Am Ende werden erst nachfolgende Generationen sagen können, ob Herr Göttsberger oder Herr Reepen recht hatten. Mein Grundsatz ist: Ein Gebäude hat eine Aufgabe. Ein Gebäude soll Leben beherbergen. Wenn es aber leer steht, lebt dort niemand, der die Stadt fördert und voranbringt.
G.: Auf Ihren Leerflächen lebt doch aber auch niemand mehr. Bei den leeren Häusern besteht wenigstens die Chance, dass sich das wieder ändert.
R.: Es kommen doch auch wieder Menschen auf die Flächen, auf denen ich Häuser abgerissen habe. Wie eben zum Beispiel in der Lessingstraße 11 in Zittau.
Haben Sie jemals ein Gebäude gesichert oder saniert?
R.: Ich bin ja gerade am alten Schlachthof an der Zittauer Chopinstraße dran. Ich habe die Genehmigung zum Abriss der DDR-Anbauten und schon angefangen. Aber das geht immer nur, wenn Geld dafür da ist. Vom Denkmalamt habe ich Geld für die Sanierung der ersten Dächer bekommen. Damit will ich anfangen, wenn ich mit dem Abriss in der Teichstraße 10 in Schlegel fertig bin. Ich hoffe, dass wie bei anderen Immobilien dann ein Käufer kommt und das eine oder andere Gebäude des Schlachthofes übernimmt und sich darum kümmert.
G.: Sie sind der Eigentümer, stehen im Grundbuch und sind verantwortlich. Mir ist bekannt, dass Sie auch mindestens eins, wenn nicht zwei Gebäude wieder aufgegeben und für herrenlos erklärt haben, weil Sie den Anforderungen nicht gerecht werden wollten.
R.: Das war ein bisschen anders. Ich hatte von der Verwaltung die Zusage, dass ich eine Abrissverfügung bekomme, wenn ich kaufe. Als ich dann Eigentümer war, sind die Herrschaften um die Ecke gekommen und haben gesagt: Sie müssen jetzt sichern. Da habe ich mich verschaukelt gefühlt. Aber es gab dann eine Aussprache und die Sache ist geklärt.
G.: Sie kaufen also Gebäude, um sie abzureißen.
R.: Nein, nicht generell, auch wenn es in diesen beiden Fällen so war.
Herr Göttsberger: Sie kaufen historische Häuser nicht, um sie zu entwickeln, sondern um sie zu erhalten. Wie viele besitzen Sie denn schon?
G.: Einige. Viele historische Häuser sind derzeit nicht marktgängig, müssen aber trotzdem erhalten werden. Konkreter wollen Sie also nicht werden. Verraten Sie, wie viele es in Zittau sind?
G.: Ich will es mal so sagen: Ich bin ein Eigentümer, der der gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird. Ich möchte, so wie es in meinen Möglichkeiten steht, etwas für die Nachwelt erhalten. Ich will auch nicht Profit aus den Gebäuden ziehen. Das heißt, was von dem einen als Überschuss kommt, fließt in das andere.
Herr Reepen, wie viele Immobilien entwickeln Sie derzeit?
R.: Fünf in Zittau, insgesamt sieben.
Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Wie soll es mit den maroden, historischen Häusern in Zittau weitergehen?
G.: Umdenken in Gesellschaft, Stadtverwaltung, Politik. Sie müssen sich des historischen Erbes bewusst werden und es nach allen Kräften versuchen zu halten. Und in Stufe zwei, viel, viel später, werden die Abrisslücken wieder geschlossen.
R.: Ich denke, der Mittelweg ist richtig. Ein Teil wird gerettet, ein Teil wird entwickelt und ein Teil wird erst einmal brachliegen bleiben. Vielleicht findet sich auch eine Mehrheit im Stadtrat, nicht nur Geld für den Abriss zu geben, sondern auch Herrn Göttsbergers Ideen, mit dem Stadtforum kleine Sicherungsmaßnahmen vorzunehmen, zu finanzieren. Das ist ein schöner Ansatz.
G.: Es gibt noch einen Weg, wie man die Altbausubstanz erhalten kann. Es gibt Kommunen, die weisen seit zehn Jahren keine Neubaugebiete mehr aus. Das heißt, wenn jemand herzieht, muss er sich mit dem Angebot, was da ist, arrangieren. Aber in den letzten 30 Jahren sind die Familien, wenn sie in Zittau nicht neu bauen konnten, ins Umland gezogen.
G.: Zittau allein kann das nicht. Das muss die südliche Oberlausitz gemeinsam machen. Sonst entsteht ein Donut: außenrum der fette Bereich, innen gar nichts.
Bildunterschrift:
Thomas Göttsberger (links und kleines Bild oben) und Klaus Reepen (rechts, kleines Bild unten) im Gespräch mit SZ-Redaktionsleiter Thomas Mielke. Foto: Rafael Sampedro, SZ-Archiv

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Löbau vom 17.02.2020, S. 15 / Lokales

Göttsberger will nächsten Abriss-Kandidaten retten
Der Denkmalschützer und Mandaukasernen-Besitzer hat der Zittauer Wohnbaugesellschaft ein Angebot gemacht.

Nicht nur das Stadtforum, sondern auch sein prominentestes Mitglied bedauert den geplanten Abriss von mehr als zehn historischen Zittauer Häusern in diesem Jahr. Der Ostritzer Stadtrat und fundamentale Denkmalschützer Thomas Göttsberger ist deshalb jetzt auf die Wohnbaugesellschaft Zittau mit einem Angebot für ihren Abriss-Kandidaten Friedrich-Haupt-Straße 1b zugegangen: “Ich halte einen Abriss für unzweckmäßig, da jeder Abriss die städtischen Strukturen noch weiter schwächt und das perforierte Stadtbild schon überdeutlich erkennbar ist”, hat er an die städtische Tochterfirma geschrieben. “Aus den vorgenannten und weiteren Gründen erkläre ich hiermit meine Bereitschaft zum Kauf des Objektes.”
Begeistert von dem Vorschlag ist die WBG nicht. “Die Wohnbau verfolgt auf allen Rückbauflächen eigene Ziele”, heißt es in dem Antwortschreiben. “Alle unsere Unternehmensziele werden in den Gremien besprochen, um die notwendigen Schritte mit und in der Stadt abzusprechen. Dazu gehört zu allererst die Frage nach der Zweckmäßigkeit.” Der SZ gegenüber hatte das Unternehmen vor dem Hintergrund seiner hohen Leerstandsquote erklärt, dass es für den Wohnraum in dem Haus keinen Bedarf gibt. Zumal der Abriss gefördert wird. Stattdessen bietet die Firma Göttsberger andere Gebäude an: “Sie können gern Objekte erwerben.” Dazu solle er bei dem beauftragten Immobilienbüro vorsprechen. “Dort sind sehr viele Objekte in der Vermarktung über alle Eigentümerportfolios Zittaus”, heißt es in dem Antwortschreiben.
Zudem weist die Wohnbaugesellschaft darauf hin, dass sie selbst mit der Sanierung des denkmalgeschützten Objektes auf der Görlitzer Straße 42/44 begonnen hat. Göttsberger besitzt eine ganze Reihe Häuser, vor allem in Ostritz, Görlitz und Zittau. Einen Teil davon hat er nur gekauft, um sie in die Zeit zu retten, in der es wieder Bedarf gibt. Die bekanntesten Zittauer Gebäude dürften die Mandaukaserne und das Graetz’sche Haus an der Inneren Weberstraße sein.
Bildunterschrift:
Die Friedrich-Haupt-Straße 1b in Zittau soll abgerissen werden. Thomas Göttsberger gefällt das nicht. Fotos: Matthias Weber/ SZ-Bildstelle(Montage)

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 28.01.2020, S. 14 / Lokales

Randalierer treibt in Zittau sein Unwesen

Am Markt und am Rathausplatz sind mehrere Fensterscheiben von Geschäften kaputt. Der Täter wurde schnell gefasst.

( …)

Darüber hinaus berichtet Thomas Göttsberger, Eigentümer der Mandaukaserne, von Beschädigungen an dem historischen Gebäude. Demnach verschafften sich unbekannte Täter Zugang auf das umfriedete Gelände der Mandaukaserne und warfen mit herausgebrochenen Ziegeln einer Begrenzungsmauer Fensterscheiben am Nordflügel ein. Festgestellt wurde der Schaden am Sonntag. Ob die Taten am Markt und an der Mandaukaserne in Verbindung stehen, ist noch unklar. (…)

Von Jan Lange

2019

Sächsische Zeitung – Löbau vom 31.12.2019, S. 16 / Lokales

Trauer um prominente Mitbürger

(…) Die Mandaukaserne in Zittau war für Renate Weber zur Lebensaufgabe geworden. Als Mitglied der Bürgerinitiative “Bessere Mitte” setzte sie sich für deren Rettung ein. Sie organisierte Häkel- und Strickaktionen oder wechselte über 180 kaputte Scheiben aus. Renate Weber setzte sich auch für den Erhalt anderer historischer Zittauer Gebäude ein, protestierte gegen das geplante Fachmarktzentrum an der Albertstraße und rief einen Literaturkreis ins Leben. Nach schwerer Krankheit starb sie am 15. März mit 75 Jahren. (…)

Von Jan Lange

Sächsische Zeitung – Zittau vom 11.12.2019, S. 17 / Lokales

Stricken und Häkeln für die Mandaukaserne

Zittau. Auch in diesem Jahr läuft wieder die Aktion “Stricken und Häkeln für die Mandaukaserne”. Diese originelle Idee hatte die Zittauerin Renate Weber erstmals für das Jahr 2016 ins Leben gerufen. Alle Helfer, die Socken, Schals, Mützen, Stulpen für Hände und Beine oder andere Bekleidung gestrickt oder gehäkelt haben, werden gebeten, die fertigen Handarbeiten beim Herrenausstatter Gullus in Zittau am Rathausplatz abzugeben. Der Verkauf der Handarbeiten findet am 14. Dezember in der Zeit von 14 bis 17 Uhr in der Mandaukaserne statt. Der Erlös aus dem Verkauf fließt in die weitere Notsicherung der Mandaukaserne. Initiiert wird die Aktion durch das Stadtforum Zittau und die Bürgerinitiative “Bessere Mitte”. (SZ)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 18.11.2019, S. 14 / Lokales

Kinder dürfen an der Mandaukaserne grillen

Zittau. Thomas Göttsberger bietet Lee und Lynn Vu aus Zittau-Süd an, ihren kommenden Geburtstag mit Familie und Freunden im Hof der Mandaukaserne zu feiern. Anlass ist der Ärger, den die Kinder in der Anlage der Wohnbaugesellschaft Zittau (WBG) um die Albert-Schweitzer- und die Dr.-Sommer-Straße haben. Dort bittet der Vermieter nach Anwohnerbeschwerden in einem Aushang darum, das Ballspielen zu unterlassen. Da Lee und Lynn an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Juli Geburtstag haben, grillten sie zudem im Hof gemeinsam. Das ist inzwischen gänzlich verboten.
Nach einem SZ-Beitrag dazu unterbreitete Göttsberger nun das Angebot an die Familie. Ob Strom, Wasser oder Flächen: An der Mandaukaserne liegt alles vor. “Zusammen mit dem Hintergebäude ergibt sich eine schöne Hofsituation – da fühlt man sich wohl”, so der Eigentümer. Was den Ärger in der Wohnanlage angeht, hat er eine klare Haltung: “Wo Kinderlärm fehlt, da stirbt eine Stadt.” Die Interessen aller Generationen müssten berücksichtigt werden. (SZ/tc)

Sächsische Zeitung – Löbau vom 15.11.2019, S. 9 / Lokales

Leserbriefe

Leserbriefe sind persönliche Meinungen der Schreiber.

Bildunterschrift:
Vereinsjubiläum gefeiert Der Verein “Freunde der Mandaukaserne Zittau” hat im September zehnjähriges Vereinsjubiläum gefeiert. Knapp 40 von aktuell 114 Mitgliedern des Vereins waren zu der Feier nach Zittau gekommen. Foto: Verein

Sächsische Zeitung – Zittau vom 01.11.2019, S. 10 / Lokales

Nachrichten

Stadtforum Zittau räumt auf an der Mandaukaserne
Zittau. Das Stadtforum Zittau lädt ein zum Arbeitseinsatz an der Mandaukaserne am Sonnabend ab 9 Uhr. Auf dem Grundstück wird aufgeräumt und der Garten gepflegt. Handschuhe sollten mitgebracht werden. Mittags gibt es einen kleinen Imbiss. Jeder Helfer ist willkommen, so Thomas Göttsberger. Der Zugang zum Grundstück befindet sich am Nordturm. (SZ)

Sächsische Zeitung – Löbau vom 18.10.2019, S. 9 / Lokales

Feuerwehr rettet Lamm aus Schacht

Die Zittauer Kameraden haben an der Mandaukaserne ein junges Tier aus seiner hilflosen Lage befreit. Es war nicht der erste Einsatz dieser Art für sie.

Eine tierische Rettungsaktion haben die Kameraden der Zittauer Feuerwehr am Mittwochabend an der Mandaukaserne vollbracht. Aus einem Schacht zogen sie ein Lamm heraus, das dort hineingefallen war. Ein Mitarbeiter der Kraftverkehrsgesellschaft Dreiländereck (KVG) meldete sich gegen 20.35 Uhr bei der Rettungsleitstelle. “Er hörte, wie ein Lamm herumjammerte”, berichtet Feuerwehrchef Uwe Kahlert. Sofort machten sich fünf hauptamtliche Kräfte mit Löschfahrzeug und Drehleiter zum Grundstück der Mandaukaserne.

Den Lauten folgend, fanden sie das Tier in einem etwa zwei Meter tiefen Schacht stehend. Die Drehleiter diente dabei zum Ausleuchten der Einsatzstelle. Um heranzukommen, befreiten die Kameraden nach Aussage von Kahlert zuerst die Schachtkrone vom Gestrüpp und anschließend das Lamm. “Es war unverletzt”, berichtet der Feuerwehrchef. Die besorgte Mutter kam sofort angelaufen und nahm ihren Nachwuchs glücklich in Empfang. Beide sausten nach der Zusammenkunft davon.

“Wir haben auf den Schacht noch eine Holzpalette gelegt, damit nichts passieren kann”, erklärt der Feuerwehrchef. Seine Kameraden waren 21.11 Uhr zurück im Depot. Für die Zittauer Feuerwehr ist das die zweite Rettungsaktion eines Lammes dieses Jahr gewesen. Bereits im Frühjahr mussten sie eins am Campingplatz an der Brückenstraße befreien. “Das wollte unter dem Maschendrahtzaun durch und kam weder vor noch zurück”, so Kahlert. Auch das konnten die Kameraden aus seiner prekären Lage retten – unverletzt. (SZ/tc)

Bildunterschrift:
Nachdem die Feuerwehrleute das hilflose kleine Lamm gefunden hatten, konnten sie es aus dem etwa zwei Meter tiefen Schacht herausholen. Foto: Erik-Holm Langhof

Sächsische Zeitung – Zittau vom 20.09.2019, S. 16 / Lokales

Wie Zittaus OB die Olbersdorfer gewinnt

Lange haben die Gemeinderäte auf Thomas Zenker gewartet. Am Mittwoch war er da: Ein Auftritt, der sich gelohnt hat.

Die Olbersdorfer Gemeinderäte sind am Mittwochabend die ersten, die es aus dem Mund des Zittauer Oberbürgermeisters erfahren: Das Kulturhauptstadt-Bewerbungsbuch ist fertig! “Es ist geschafft. Wir haben die Dateien heute Nachmittag zum Druck freigegeben”, verkündet Thomas Zenker (Zkm) und wirkt sichtlich gelöst. Für Änderungen ist es jetzt also zu spät.
Wie bitte? Alles fertig? Und wo bleibt Olbersdorf? Seit Monaten schon mahnt Bürgermeister Andreas Förster (FDP) beinahe gebetsmühlenartig an, der Zittauer Amtskollege möge sich doch endlich auch bei seinem Gemeinderat blicken lassen, um die Idee von der Kulturhauptstadt-Bewerbung offiziell vorzustellen. Und vor allem, um über die doch so nahe liegende Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde zu beraten.

Thomas Zenker kommt spät. Aber er kommt. Und um es gleich vorwegzunehmen: Er kommt und siegt. Redegewandt wie immer, braucht der Zittauer OB keine halbe Stunde, um den Olbersdorfer Gemeinderat auf seine Seite zu ziehen – und seinem Amtskollegen Andreas Förster ein Schmunzeln zu entlocken.
Die Olbersdorfer Gemeinderäte sind bei dieser Gelegenheit nun sogar die allerersten, die schon mal einen Blick auf die fertigen Seiten des Bewerbungsbuches werfen können. Thomas Zenker hat seine Präsentation mitgebracht – und was darin steht, das kann auch jeder Olbersdorfer anstandslos unterschreiben. Sogar Gemeinderat Matthias Frei, der als ehemaliger Stadtkämmerer von Zittau schon von Ex-Berufs wegen immer zuerst aufs Geld schaut, hat nichts zu kritisieren. Dabei wird es – sollte die Zittauer Kulturhauptstadtbewerbung für 2025 erfolgreich sein – um riesige Summen gehen. Zenker spricht ganz vorsichtig von einer “dreistelligen Millionenhöhe”.
Aber was mit diesem Geld alles werden soll: die Roburbrache saniert und die Mandaukaserne gesichert, der Dreiländereck-Punkt neu gestaltet und ein Umgebindehaus-Programm neu entwickelt, Straßen, Plätze und Radwege gebaut, neue Verkehrskonzepte angeboten werden. Das alles und noch viel mehr steht drin im Bewerbungskonzept. Und natürlich ist Olbersdorf dabei: Thomas Zenker spricht von einer Landesgartenschau 2.0 – einer Wiederbelebung und Neuerschließung des gesamten Areals rund um den Zittauer Westpark und den Olbersdorfer See, von Mountainbike-Trails im Zittauer Gebirge und neuen Angeboten für Aktivtouristen. (…)

Von Jana Ulbrich

Sächsische Zeitung – Löbau vom 30.07.2019, S. 13 / Lokales

75 Häuser öffnen am Denkmalstag

Landkreis. Zum diesjährigen Tag des offenen Denkmals am 8. September werden insgesamt 75 Objekte im Landkreis Görlitz ihre Türen für interessierte Besucher öffnen. Darüber informierte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz auf SZ-Anfrage. Allein 24 Denkmäler können in der Stadt Görlitz besichtigt werden, darunter das Bischöfliche Ordinariat in der Carl-von-Ossietzky-Straße, die Stadthalle sowie das Loensche Gut und der Niederhof, beide in Biesnitz.

Auch aus den Städten Zittau und Löbau beteiligten sich wieder eine Reihe von Eigentümern von historischen Gebäuden am Denkmalstag. Zu den insgesamt 18 geöffneten Denkmäler gehören beispielsweise der Alte Schlachthof in der Chopinstraße, der Wasserturm, das ehemalige Fischhaus in der Inneren Weberstraße, die Mandaukaserne, die Schauburg und die Uhreninsel. Im Gerhart-Hauptmann-Theater finden an dem Tag Führungen statt, um 10 und 11.30 Uhr. Zu den acht in Löbau geöffneten Denkmälern gehören unter anderem die Nikolaikirche, die Fleischbänke auf dem Altmarkt und das Schloss Kittlitz. Das Motto des Denkmaltages 2019 lautet “Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur”. Bereits seit 1993 laden Denkmäler immer im September zum Besuch ein. Das vollständige Programm für dieses Jahr wird Anfang August veröffentlicht. (SZ/jl)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 06.09.2019, S. 8 / Lokales

Ein Blick hinter die alten Schlachthof-Mauern

Klaus Reepen will den Zittauer Gebäudekomplex bald auf Vordermann bringen. Am Sonntag zeigt er ihn aber erst einmal öffentlich.

Für die jüngeren Zittauer ist der alte Schlachthof unbekanntes Terrain, als sie aufgewachsen sind, war er bereits geschlossen. Die Älteren haben ihn dagegen noch in Aktion erlebt. Alt und Jung können am Sonntag einen Blick hinter die Mauern des alten Schlachthofes werfen, Unbekanntes entdecken oder sich an längst Vergessenes wieder erinnern. Der frühere Zittauer Schlachthof ist eines von rund 140 Objekten im Landkreis Görlitz, das zum Tag des offenen Denkmals Besucher erwartet.

Alle Gebäude des ehemaligen Schlachthofes wird Eigentümer Klaus Reepen aber nicht öffnen, das lasse der bauliche Zustand nicht zu. Denn der Komplex ist jahrelang vor sich hin verfallen. Unbekannte haben hier immer wieder ihren Sperrmüll hingekippt, die Wände sind mit Graffiti besprüht worden und das Gelände zugewuchert. Kein schöner Anblick. Das hat Klaus Reepen bei Besichtigungen mit potenziellen Investoren feststellen müssen. Der Zustand habe sie noch zu sehr abgeschreckt, erzählt der Schlegler. Ein Interessent wollte demnach den alten Schlachthof zum Casino machen. Gestorben. Ein anderer eine Schaubrauerei einrichten. Auch daraus wurde nichts.
Reepen will deshalb erst mal selbst tätig werden. Bei den Gebäuden an der Chopinstraße sollen die Dächer und nach Möglichkeit auch die Fassaden hergerichtet werden. Für den Innenausbau sollen dann die Investoren sorgen. Die denkmalschutzrechtliche Genehmigung für die Dachsanierung habe er schon, erklärt Reepen. Das bedeutet aber nicht, dass es nun losgehen kann. Erst wenn Fördermittel fließen, wird die Erneuerung beginnen.
Und das kann durchaus zu einer längerfristigen Sache werden, wie andere Projekte des Schleglers zeigen. So wollte er frühere LPG-Gebäude an der Teichstraße in Schlegel bereits 2017 mit Fördermitteln abreißen. Die wurden ihm aber nicht genehmigt. Reepen will nun erneut eine Förderung beantragen. Auch auf dem Schlachthof-Gelände will er Gebäude abreißen lassen – die Anbauten aus DDR-Zeiten. “Es wird nach und nach kommen”, verspricht Reepen. Er rechnet nicht damit, dass in diesem Jahr noch mit der Umsetzung der ersten Bauabschnitte begonnen wird.
Angefangen hat er aber mit der Beräumung des Geländes – wegen des Denkmaltages. Am Sonntag will er die ehemalige Schlachthalle zeigen. Dafür hat er sie von Müll und Schutt beräumt und einen Zugang geschaffen, sodass die Besucher durchgehen können. Dass er gerade die Schlachthalle zeigen will, begründet er damit, dass an dem Gebäude noch am meisten dran sei. So können Besucher zum Beispiel die alten Schlachtscheinwerfer sehen.
Neben dem ehemaligen Gasthaus – der Schriftzug hängt noch am Gebäude – direkt an der Chopinstraße hat Reepen zuletzt noch eine zugewachsene Ecke beräumt, um hier den Besuchern Kaffee und Kuchen sowie Bier und Gegrilltes anbieten zu können. Nach seiner Aussage werde er dabei von der Zittauer Jugendfeuerwehr und dem Verein “Freunde der Mandaukaserne” unterstützt. Bei gutem Wetter soll alles im Hof, bei schlechtem in der Schlachthalle stattfinden.
Der Alte Schlachthof in Zittau ist am Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere geöffnete Denkmäler finden Sie unter www.tag-des-offenen-denkmals.de
Bildunterschrift:
Klaus Reepen öffnet den alten Schlachthof in Zittau am Sonntag für Besucher. Foto: Jan Lange

Von Jan Lange

Sächsische Zeitung – Zittau vom 01.07.2019, S. 14 / Lokales

Es blüht vor der Mandaukaserne

Die Wiese vor dem historischen Gebäude ist eine von mehreren Flächen, die von der Stadt Zittau für eine besondere Aktion ausgewählt wurde.

Die heutige Zeit ist geprägt von gepflegten Rasen und großen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Zum Nachteil von Schmetterlingen. Die finden im Frühjahr zwar noch Nahrung, aber im Sommer wird es immer schwieriger für sie, weiß Doris Schwetz vom Zittauer Tierpark. Sie verhungern dann. Mit dem Anlegen von Schmetterlingswiesen, die Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten sind, soll Abhilfe geschaffen werden.

Nachdem es im Zittauer Raum schon mehrere Schmetterlingswiesen gibt – so im Tierpark oder am Trixi-Park will auch die Stadt Zittau mit einer insektenfreundlichen Bewirtschaftung von bestimmten Flächen einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten, wie Pressesprecher Michael Scholze ankündigt. Obwohl Zittau bereits eine sehr grüne Stadt sei, soll noch mehr getan werden. Dabei werden zwei Wege beschritten: Bei bestimmten Flächen wird das Mahdregime verändert, andere werden als Blumenwiesen ertüchtigt, erklärt Daniel Brendler, Geschäftsführer der Städtischen Dienstleistungs-GmbH (SDG) Zittau. Angelegt werden die insektenfreundlichen Wiesen noch 2019. Dazu wird eine spezielle Samenmischung ausgebracht. Ausgewählt wurden zum Beispiel ehemalige Flächen der Kleingartenanlage “Zur Weinau” an der Chopinstraße, die Wiese vor der Mandaukaserne und an der Tongasse gegenüber der Bahnunterführung. Hier wie auch auf den Baumscheiben an der Mittelstraße blüht es in Zukunft insektenfreundlich.
Wie Michael Scholze mitteilt, war es wichtig, dass die Flächen nicht zu kleinteilig sind und dass sie nicht innerhalb des Grünen Rings liegen. Es sollten auch möglichst Flächen sein, die in absehbarer Zeit sowieso regeneriert oder umgestaltet werden müssen – zum Beispiel nach dem Abriss von Gebäuden oder der Entfernung von Hecken, Sträuchern und Bäumen. Die Flächen müssen vom Boden und der Sonneneinstrahlung her für das Vorhaben geeignet sein. Sie sollten auch etwas verstreut im Stadtgebiet und in den Ortsteilen liegen. “Jede ausgewählte Fläche war eine Einzelfallentscheidung, bei der die Kriterien unterschiedlich gewichtet wurden”, so Scholze. Die Nähe von Wohnhäusern spielte nach seinen Worten bei der Auswahl keine Rolle. Dennoch gestaltet die Stadt vorerst nicht zu viele Flächen zu Blumenwiesen um, da erst Erfahrungen gesammelt und die Reaktionen der Bürger abgewartet werden sollen.
Ein verändertes Mahdregime gilt auf Teilflächen des Martin-Wehnert-Platzes, der Görlitzer Straße 1 in Hirschfelde, der Hauptstraße 40a in Pethau, auf der großen Parkwiese im Westpark und auf den Flächen vor der Sporthalle auf der Südstraße. “Aufgrund des denkmalgeschützten Charakters ist die Einbeziehung der historischen Innenstadt schwierig”, sagt Brendler. Dennoch ist auch hier eine Fläche ausgewählt worden: Auf der Pfarrstraße an der Museumsrückseite wird das veränderte Mahdregime praktiziert.
Darüber hinaus gibt es in Zittau sogenannte extensiv gepflegte Wiesenflächen, die nur einmal jährlich im Herbst gemäht werden. Dort stellte sich bereits auf natürlichem Weg die gewünschte Vegetation ein. Beispiele sind die Friedrich-Schneider-Straße 16 und 20, die Gubenstraße 31, die Feldstraße zwischen den Kleingartenanlagen und die Leipziger Straße gegenüber Tankstelle. Die Anlegung der Schmetterlingswiesen sei kein Grund, um weniger mähen zu müssen, betont Scholze. SDG und Stadt rechnen auch kaum mit Einsparungen bei den Kosten für die Grasmahd.
Durch die SDG werden die ausgewählten Flächen bei der Initiative “Puppenstuben gesucht” angemeldet. Über diese werden Hinweisschilder bereitgestellt, die vor Ort angebracht werden. Finanziert wird die Maßnahme laut Stadt zum Teil aus dem Preisgeld des Citywettbewerbes “Ab in die Mitte 2018 – Zittau gärtnert”. (SZ/jl)
Bildunterschrift:
Die Grünfläche vor der Mandaukaserne soll eine Schmetterlingswiese werden. Foto: Stadt

Sächsische Zeitung – Löbau vom 18.06.2019, S. 16 / Lokales

Als König und Prinz Zittau besuchten

Drei Tage wurde im Juni 1909 in der Mandaustadt das 200-jährige Bestehen des 3. Infanterie-Regiments Nr. 102 gefeiert.

Es war ein großes Fest: Vom 13. bis 15. Juni 1909 wurde in Zittau das 200-jährige Bestehen des 3. Infanterie-Regiments Nr. 102 “Prinz-Regent Luitpold von Bayern” gefeiert. Wie immer zu festlichen Anlässen war die Stadt prächtig geschmückt. Vom Bahnhof, durch alle Straßen der Stadt wehten Fahnen und Wimpel . Zu Tausenden reisten ehemalige Regimentsangehörige in die Stadt ihrer alten Garnison an, um das Wiedersehen mit alten Kameraden, Freunden und Bekannten zu feiern. Aber natürlich auch, um ihre geliebte Mandaukaserne zu besuchen, in der sie einst ihren Militärdienst absolvierten.

Im Jahr 1702 gründete Marktgraf von Ansbach ein Grenadier-Bataillon und überließ es dem Reich als Soldtruppe. So ging das Bataillon während des spanischen Erbfolgekrieges im Heer des Prinzen Eugen bei der Belagerung 1708 von Lille auf. Den anwesenden Kurfürst von Sachsen, August der Starke, beeindruckte das stattliche Bataillon so sehr, dass er es kurz entschlossen zum Preis von 18 000 Talern für seine Armee kaufte. Der Vertragsabschluss erfolgte am 19. Februar 1709. Damit wurde es der Stamm des Königlich-Sächsischen 3. Infanterieregiments Nr. 102. In Sachsen angelangt, wurde aus diesem Bataillon ein Regiment zu zwei Truppeneinheiten von je sechs Kompanien und führte, wie damals üblich, nach seinem Kommandeur den Namen “Kurfürstliches Sächsisches Grenadier-Regiment von Seckendorff”.

200 Jahre später verstand es Zittau, das Jubiläum als sächsische Truppe zu feiern. Viele der Anreisenden wurden schon auf der Bahnhofstraße mit einem großen Menschenspalier empfangen und Musik begleitete die Festgäste bis zum Markt. Ab dem frühen Nachmittag gab die Regimentskapelle ein großes Konzert in der Weinau, am Abend – im Blickfeld der Mandaukaserne – begann das Treffen auf der Schießwiese, wo riesige Kavallerielagerzelte in einem Viereck aufgebaut waren. Auch ein großes Schützenzelt war aufgebaut. Die Mandaukaserne strahlte prächtig, alle Fenster und ebenso der über dem Portal angebrachte königliche Namenszug “1709-1909” leuchteten um die Wette. Nach den Feierlichkeiten begab man sich in Zittauer Lokalitäten – d as Restaurant “Schlachthof”, “Hütters-Hotel”, das Hotel “Schwarzer Bär” und “Stadt Zittau” in Hörnitz: Jede Kompanie hatte ein Stammlokal.

Der zweite Festtag, der 14. Juni 1909, begann früh um 6.30 Uhr. Da ließ die Regimentskapelle den lauten Weckruf erschallen. Um 7 Uhr legte eine Abordnung am Kriegerdenkmal auf dem Frauenfriedhof Kränze nieder. Die Grabtafeln im Rathaus und in der Mandaukaserne wurden mit geflochtenen Girlanden und Kränzen prächtig geschmückt. Um 8.30 Uhr begann die Aufstellung für den großen Festumzug in der Äußeren Weber- und der Dresdner Straße. Um 9.15 setzte sich der Menschenzug zur neuen “König-Ludwig-Kaserne” in Bewegung. Der Zug mit seinen 6 000 Teilnehmern aus allen Teilen Deutschlands war drei Kilometer lang. Die Aufstellung auf dem Kasernenhof sah dann vor, dass die ehemaligen Angehörigen drei Seiten des Platzes einnahmen, die vierte Seite des Platzes war den Aktiven des Regimentes zur Parade vorbehalten. Um 10.21 Uhr, so vermerkte es der Chronist, traf König Friedrich August III. am Bahnhof ein. Begleitet wurde er von seinen beiden ältesten Söhnen Georg und Friedrich Christian. Neben dem König ging Prinz Ludwig von Bayern, als Vertreter des Prinzregenten Luitpold von Bayern. In Begleitung des Königs waren der Kriegsminister, General der Infanterie Freiherr von Hausen, der General der Kavallerie von Broizem, Generaladjutanten, Generalleutnants, Oberste, Majors und Rittmeister. Prinz Ludwig von Bayern hatte als Begleitung den Bayrischen Gesandten am sächsischen Hof, den Bayrischen Generalmajor und Brigadekommandeur und seinen persönlichen Adjutanten dabei.

Auf dem Bahnhof hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden, die mit Oberbürgermeister Oertel und seinen Mitarbeitern die Fürstlichkeiten begrüßten. Über die Bahnhofsstraße ging die Fahrt zur Promenade, wo in einem Zwischenstopp das erst kürzlich enthüllte König-Albert-Denkmal besichtigt wurde.
Die Regimentsparade war auf 11 Uhr angesetzt. Die Fürstlichkeiten nahmen Aufstellung vor dem errichteten Altar für den folgenden Feldgottesdienst, den die Regimentskapelle einleitete. Im Anschluss schritten der König und Prinz Ludwig von Bayern mit den zahlreichen Generälen die Paradeaufstellung ab. Die Rede des Königs beeindruckte die Anwesenden sehr, lauter Beifall wurde bei der abschließenden Ordensverleihung gespendet. Darauf ergriff Prinz Ludwig von Bayern das Wort und übermittelte dem Regiment die herzlichsten Grüße des Prinzregenten Luitpold von Bayern und verlieh in dessen Namen bayrische Ordensauszeichnungen an Regimentsangehörige. Es erfolgte ein dreimaliges Hurra auf den König. Als die lauten Klänge über den Kasernenhof verhallt waren, spielte die 102er Regimentskapelle den Präsentiermarsch und die Nationalhymne. Als die militärische Zeremonie beendet war, begaben sich die hohen Gäste in das Offizierskasino. Nach einem Imbiss lud der König seinen bayerischen Gast nach Oybin ein, um ihm dort den imposanten Berg zu zeigen. Um 13 Uhr fand dann der Marsch mit Blasmusik zur Mandaukaserne regen Zuspruch – eine willkommene Gelegenheit für die ehemaligen Soldaten, ihre alten Kompanie-Reviere zu besichtigen.

Nach der Rückkehr aus Oybin begaben sich die hohen Gäste ins Hotel “Reichshof”, gegenüber dem Kaiserlichen Postamt gelegen, das um 16 Uhr mit einem geschmückten Bürgersaal aufwartete, um dort am Festessen des Offizierskorps teilzunehmen. Eingeladen waren rund 250 Gäste, darunter alle Aktiven und Reserveoffiziere. Nachdem der Regimentskommandeur Oberst Blaßmann ein Hoch auf seine Majestät ausgesprochen hatte, hielt König Friedrich August III. eine längere Rede. Nachdem die Tafel aufgehoben war, begab man sich in die angrenzenden Räumlichkeiten des Rathauses. Nach 19 Uhr erfolgte die Rückreise von König Friedrich August III. im Sonderzug nach Dresden. Die Stadt hingegen feierte diesen Tag ausgelassen. Im großen Festzelt auf der Schießwiese spielte am Nachmittag die gesamte Kapelle des Infanterie-Regiments Nr. 103. Nicht nur Blasmusik gab es, der Pethauer “Dianasaal”, nur wenige Schritte von der Endstation der elektrischen Straßenbahn entfernt, bot erstklassige Ballmusik. Es war eine regelrechte Völkerwanderung, die gegen 19 Uhr zum Zeltlager auf der Schießwiese einsetzte.
Der dritte Festtag war dann für viele Gäste Anlass für einen Ausflug in das Zittauer Gebirge. Sonderzüge fuhren halbstündig vom Zittauer Vorstadt-Bahnhof nach Oybin. Der Ort und die Gaststätten waren auf den Ansturm vorbereitet. Auch für Zittau war dieser Tag noch mal ein großes Ereignis. Wieder strömten die Besucher zur Blasmusik auf die Schießwiese und der Nachstellung verschiedener Regiments-Szenen am Nachmittag. Bis zum krönenden Tagesabschluss spielten die beiden vereinten Musikkapellen des Infanterie-Regimentes Nr. 102 und 103 im großen Festzelt im Doppelkonzert. Am Abend wurde dann mit krachenden Böllerschüssen das abschließende Feuerwerk eingeläutet.

Meine Großmutter, damals 19 Jahre jung, hat mir viele Male von diesen drei denkwürdigen Tagen erzählt. Drei Tage, die lange im Gedächtnis der Zittauer und Gäste blieben.
Bildunterschrift:
Zum Jubiläum “200 Jahre 102er Regiment in Zittau” gab es auch eine große Parade für den sächsischen König Friedrich August III. Foto: Sammlung U. Preuss

Bildunterschrift:
Die Mandaukaserne – einst Sitz des Königlich-Sächsischen 3. Infanterieregiments 102 – steht heute leer und verfällt zusehends. Foto: privat

Von Frank Brandt

Sächsische Zeitung – Zittau vom 31.05.2019, S. 8 / Lokales

Zittaus größte Bauherrin

In 30 Jahren hat Birgit Kaiser die halbe Innenstadt gerettet – über alle Hindernisse und Geldsorgen hinweg, allen Zweiflern und Nein-Sagern zum Trotz.

Birgit Kaiser nimmt Abschied in Turnschuhen. Die laufen sich am besten auf Zittauer Kopfsteinpflaster. Es ist ja auch ein sehr langer Weg, den sie an diesem Spätfrühlingsabend übers Pflaster geht: Von Haus zu Haus, von Straße zu Straße, kreuz und quer durch die ganze Innenstadt. Fast an jedem Gebäude hier hat Birgit Kaiser ihre Spuren hinterlassen, so manches Haus hat es auch ihr zu verdanken, dass es überhaupt noch steht.

Der lange Weg übers Kopfsteinpflaster, er hat an diesem Frühlingsabend vor ein paar Tagen etwas sehr Symbolisches: 30 Jahre lang war Birgit Kaiser – wenn man so will – Zittaus größte Bauherrin. In den stürmischen Wendezeiten 1989 kam sie im Zittauer Rathaus ins Amt für Stadtentwicklung, machte nach der Wende aus dem Amt ein Unternehmen. Die Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft hat einen herausragenden Ruf – bei Denkmalschützern wie Investoren gleichermaßen. Diesen Spagat muss einer erstmal schaffen.

Das wohl höchste Lob bekam sie 2016 von der Expertengruppe der Bundesregierung für den Städtebaulichen Denkmalschutz: “Wir sehen, was geleistet wurde, und das ist hier enorm viel.” Auf der anderen Seite hatte sie Ärger mit Fördermittelgebern, Terminketten und veränderten Vorschriften, gab es regelmäßig Kritik über den Weg der Stadtsanierung – kein Wunder, tragen doch die Zittauer ihre Stadt im Herzen. Ganz besonders dicke Streit-Brocken, mit denen Birgit Kaiser zu kämpfen hatte, waren zum Beispiel die Mandaukaserne, die Breite Straße 2 oder das alte Finanzamt am Markt. Dicke Brocken, bei denen am Ende alles gut wurde, sind unter anderem das Stadtbad, die Johanniskirche und das Salzhaus.

Rund 150 Millionen Euro Fördermittel hat Frau Kaiser in den fast 30 Jahren für die Stadtentwicklung organisiert. Alles in allem sind laut Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) Baumaßnahmen im Wert von 550 bis 600 Millionen Euro über ihren Schreibtisch gegangen.
Über ihre Aufgaben für Zittaus Sanierung hinaus hat sie “nebenbei” noch andere Aufgaben gemeistert. So war sie unter anderem Chefin des Zittauer Technologiezentrums. Inzwischen verantwortet sie auch die Tourismuszentrale und das Kulturhauptstadtbüro. Mit den Aufgaben, von denen die Stadtentwicklungsgesellschaft auch einige für die Umlandgemeinden erfüllt, wuchs die Zahl ihrer Mitarbeiter von sechs auf 17.

Birgit Kaiser lächelt beim Rundgang fast verlegen. Die Bauingenieurin ist keine, die sich gern über den grünen Klee loben lässt. Sie ist bescheiden geblieben, trotz ihrer Erfolge. In diesem Jahr ist sie 63 geworden. Und heute ist ihr letzter Arbeitstag in ihrem kleinen Büro im denkmalgerecht sanierten Haus der Stadtentwicklungsgesellschaft in der Inneren Weberstraße. Zu einer Abschiedsfeier hat die Stadt bereits vor einigen Tagen eingeladen. In die ehemalige “Sonne” am Markt – in eines der alten Zittauer Bürgerhäuser und dem voraussichtlich künftigen Sitz der Stadtentwicklungsgesellschaft. Die Räume waren voll mit Weggefährten, Kollegen, Geschäftspartnern und Auftragnehmern. Ein großes Loblied auf Birgit Kaiser stimmte dort unter anderem Gerd Arnold, ehemaliger Technischer Bürgermeister Zittaus als Laudator, an. “Ich bin dankbar für das dicke Fell, was Frau Kaiser manchmal haben musste”, sagte der OB. Und die Mitarbeiter haben ihr zu Ehren eigens ein Video produziert.
Der Ruhestand ist lange geplant gewesen. Eigentlich wollte Birgit Kaiser schon früher gehen, aber die Suche nach jemanden für ihren Posten dauerte länger als geplant. Ihre Nachfolgerin hat Birgit Kaiser schon eingearbeitet. Künftig wird die “Kaiserin”, wie einige sie nennen, mehr Zeit für ihre Hobbys wie den Volleyball, den Lions Club oder die Arbeit im Verein “Tradition und Zukunft Zittau” haben.
Was Birgit Kaiser in der Rückschau über Schwerpunkte bei der Zittauer Innenstadtsanierung sagt hat, ist im Internet zu lesen: www.sächsische.de
Bildunterschrift:
Birgit Kaiser (vorn) auf ihrem Abschieds-Stadtrundgang. Foto: Foto: Matthias Weber
Bildunterschrift:
Die Idee vom Pop-Art-Viertel (links) war anfangs schwer zu vermitteln. Jetzt finden das Quartier alle toll. In der Baderstraße (rechts) hat die Stadt mehrere mit Fördermitteln saniert, und diese dann verkauft. Fotos: Matthias Weber
Bildunterschrift:
Die Idee vom Pop-Art-Viertel (links) war anfangs schwer zu vermitteln. Jetzt finden das Quartier alle toll. In der Baderstraße (rechts) hat die Stadt mehrere mit Fördermitteln saniert, und diese dann verkauft. Fotos: Matthias Weber

Von Jana Ulbrich

Sächsische Zeitung – Zittau vom 20.05.2019, S. 14 / Lokales

Wird Mandaukaserne Teil der Hochschule?

Eigentümer Thomas Göttsberger hat bislang größere Eingriffe in das Gebäude abgelehnt. Doch ein Besuch der Zittauer Grünen brachte Bewegung in die Sache.

Könnte die Mandaukaserne in den Hochschulcampus integriert werden? Zumindest gab es jetzt bei einem Ortstermin der Zittauer Grünen einen regen Austausch, das Gebäude für die Hochschule und geplante neue Institute zu nutzen. Eigentümer Thomas Göttsberger hatte bisher größere Eingriffe in die Gebäudesubstanz abgelehnt. Nun zeigt er sich aber bereit, Wände herauszunehmen und kleinere Hörsäle über zwei Etagen einzubauen – bei Bedarf. Horst Schiermeyer von den Zittauer Grünen, der die Veranstaltung leitete, ist daher vorsichtig optimistisch, dass die Mandaukaserne für die Hochschule geeignet ist: “Für das, was nicht im Gebäude untergebracht werden kann, wie größere Hörsäle und Labors, ist hinter der Kaserne genügend Platz”, schreibt er. “Und wenn Zittau 2025 Kulturhauptstadt wird, muss mit diesem das Stadtbild prägenden Gebäude ohnehin etwas passieren”. Daher waren sich alle Teilnehmer einig, dass Stadt und Land aktiv werden müssen: “Der Immobilien-Staatsbetrieb sollte die Mandaukaserne in den Planungen für den Hochschulcampus berücksichtigen”, so Schiermeyer. (SZ)

Sächsische Zeitung – Löbau vom 15.05.2019, S. 16 / Lokales

VERLAGSSERVICE

SZ-Veranstaltungs- Kalender für heute

(…) 17:30 Uhr Mandaukaserne Zittau Martin-Wehnert-Platz Mandaukaserne als Teil des Hochschulcampus? Führung und Diskussion vor Ort. Bündnisgrüner Horst Schiermeyer lädt zur Besichtigung und Diskussion über die Nutzung der Mandaukaserne ein. Eine Idee ist die mögliche Nutzung als Teil des Hochschulcampus. Für den Rundgang sind Pünktlichkeit und festes Schuhwerk erforderlich. Eintritt frei (…)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 14.05.2019, S. 14 / Lokales

Wahlkampfkalender

(…) Zittau. An der Zittauer Hochwaldstraße soll ein Hochschulcampus entstehen. Dorthin sollen die Hochschuleinrichtungen umziehen, die bislang im ehemaligen Armeegelände untergebracht sind. Nebenan steht groß und ungenutzt die Mandaukaserne. Die Zittauer Bündnisgrünen schlagen vor, die Mandaukaserne in den Hochschulcampus einzubeziehen. Ob das Gebäude dafür geeignet ist, davon wollen sich die Grünen vor Ort am 15. Mai, 17.30 Uhr, ein Bild machen und dies auch mit dem Eigentümer diskutieren. Interessierte sind eingeladen. Pünktliches Erscheinen und festes Schuhwerk sind notwendig. (SZ) (…)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 10.05.2019, S. 8 / Lokales

B 90/Grüne: Bürgerbeteiligung

Sozial, gerecht und ökologisch: Wir wollen eine klimagerechte Stadtentwicklung und Verkehrsplanung, das gemeinsame Europa wollen wir ausbauen. Dabei ist uns eine rege Bürgerbeteiligung wichtig.
Erhalt und Entwicklung historischer Bausubstanz, Reagieren auf Klimawandel mit Schmetterlingswiesen, Frischluftschneisen, Lärm und Feinstaub mindern durch umweltfreundliche Mobilität (besserer Stadtbus).

Uns geht es eher darum, die Einnahmesituation zu verbessern durch eine gezielte Wirtschafts- und Tourismusförderung, aber auch die maßvolle Grundsteuer-Erhöhung beziehungsweise Einführung einer Tourismusabgabe.
Unser Motto lautet: von der Kohleausstiegsregion zur Kulturhauptstadtregion. Die Bewerbung kann ein wichtiger Baustein im notwendigen Strukturwandel werden!

Als Kulturhauptstadt könnten wir “Brennpunkte” anpacken (Robur, Mandaukaserne). Zittau würde bekannter: nicht nur als Urlaubsort, auch für Menschen, die sich hier entfalten und einbringen wollen.
Bildunterschrift:
Kandidaten: M. Böhm, M. Herling, K. Kayser, H. Schiermeyer, Ph. Schwarzbach, M. Israel, F. Dingeldey, L. Stöckmann

Sächsische Zeitung – Zittau vom 10.04.2019, S. 14 / Lokales

Zittau gedenkt Zeit als Soldatenstadt
Der Zittauer Stadtrat hat grünes Licht für eine Erinnerungsstätte gegeben. Doch wo soll sie hin?

Die Stadt Zittau wird eine Erinnerungsstätte für ihre Zeit als Soldaten- und Garnisonsstadt einrichten. Wohl wissend, dass die Armeegeschichte nicht bei allen Menschen positive Gefühle weckt, wie es im jüngsten Stadtrat hieß. Weil die Armee aber über Jahrhunderte ein fester Bestandteil der Stadt und ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor war, stimmte der Stadtrat dem Antrag der Linken auf eine Gedenktafel zu. An die Linken hatte sich mit einer entsprechenden Bitte der “Deutsche Bundeswehrverband, Kameradschaft Zittau” gewandt.

Der Oberbürgermeister wird nun in Zusammenarbeit mit dem “Deutschen Bundeswehrverband, Kameradschaft Zittau”, dem Zittauer Geschichts- und Museumsverein und interessierten Bürgern eine Gedenktafel erarbeiten lassen. Wo sie angebracht werden soll, ist aber noch unklar. Ursprünglich bestand der Wunsch, sie am Markt zu installieren. Das lehnte OB Thomas Zenker (Zkm) mit Blick auf die im Pflaster eingelassenen Tafeln ab: Er wolle den Markt nicht wieder aufreißen lassen. Er selber schlug das noch erhaltene Portal der ehemaligen Stadtkaserne an der Kirchstraße vor. Stadtrat Matthias Böhm (Grüne) dagegen hatte schon mit Mandaukasernen-Besitzer Thomas Göttsberger gesprochen und sagte, dass dieser nichts gegen das Anbringen einer Gedenktafel habe. Am Ende einigte sich der Stadtrat darauf, dass die Tafel an einem “geeigneten Platz im Stadtzentrum” installiert wird. Die endgültige Entscheidung soll zusammen mit dem Bundeswehrverband, dem Geschichts- und Museumsverein und den interessierten Bürgern gefunden werden. Die Armee war spätestens seit dem 17. Jahrhundert Teil der Zittauer Geschichte. Damals leistete sich die Stadt noch eigene Soldaten. Später kam dann die staatliche Armee dazu, wurden Kasernen gebaut und Zittau Garnis- sionsstadt. Die DDR bildete in der Stadt sogar Offiziere aus. Zum Jahreswechsel 1992/93 endete die Militärära. (SZ/tm)

Bildunterschrift:
Einer der letzten Auftritte von Soldaten in Zittau war das öffentliche Gelöbnis 1997 auf dem Markt. Foto: SZ-Archiv

Sächsische Zeitung – Zittau vom 02.04.2019, S. 13 / Lokales

Brunnen, Militär, Bier: alles Fake-News

Bernstadt/Zittau/Eibau. Na klar, es war wieder 1. April. Und das hieß auch in diesem Jahr, dass sich an diesem Tag die eine oder andere erfundene Geschichte in die Sächsische Zeitung geschmuggelt hat – Fake News, wie es heute so schön heißt. Die erste Falschmeldung betrifft die Zittauer Mandaukaserne, in die natürlich kein Militär Einzug hält. So sehr dem markanten Gebäude eine Nutzung auch zu wünschen wäre – ein zweites Haus dieser Art am Martin-Wehnert-Platz wäre dann doch zu viel des Guten. (…) (SZ)

Sächsische Zeitung – Löbau vom 01.04.2019, S. 14 / Lokales

Hat hier bald das Militär das Sagen?

Die Bundeswehr will das Gebäude in Zittau für ihr Panzerregiment nutzen – und das genau 100 Jahre, nachdem die Soldaten dort auszogen.

Was wird nur aus der Mandaukaserne? Der Diskussion will Eigentümer Thomas Göttsberger nun ein Ende setzen. Das Gebäude soll künftig wieder militärischen Zwecken dienen, verrät er der SZ. Nach seiner Auskunft könnten 2 000 Soldaten des 102er Panzerregiments der Bundeswehr in Zittau stationiert werden.
Allerdings reicht die derzeitige Fläche von 12 000 Quadratmetern dafür nicht aus. Erste Pläne sehen daher vor, das Hauptgebäude in gespiegelter Form ein zweites Mal zu errichten. Die Größe entspricht den Anforderungen der Bundeswehr, so Thomas Göttsberger. “So wird Zittau seinem Ruf als jahrhundertelangem Militärstandort wieder gerecht.” Bis 1919 waren Soldaten in der Mandaukaserne untergebracht.

Auf dem Martin-Wehnert-Platz sollen nach den Plänen die erforderlichen Panzerhallen entstehen. Möglicherweise könnte dieser dann zum militärisches Sperrgebiet erklärt werden. Nicht ganz unschuldig an der Entwicklung für die Mandaukaserne ist Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Dieser forderte vor einigen Wochen beim Thema Strukturwandel, neue Bundeswehrstandorte vorrangig in den neuen Ländern einzurichten.
Bildunterschrift:
Zieht hier bald wieder Militär ein? Foto: SZ-Archiv/tompic

Von Thomas Christmann

Sächsische Zeitung – Löbau vom 20.03.2019, S. 15 / Lokales

Stadtbekannte Denkmalschützerin ist tot

Die Mandaukaserne war für Renate Weber zu einer Art Lebensaufgabe geworden. Nun ist sie nach einer schweren Erkrankung verstorben.

Von ihrer schweren Krankheit ließ sich Renate Weber, Jahrgang 1944, nicht stoppen. Noch im Januar forderte sie, die Mandaukaserne zu einem trinationalen Zentrum zu machen. Zittau als Kulturhauptstadt würde das gut zu Gesicht stehen, da es ihrer Meinung nach in der Stadt kein ähnliches Gebäude mit dieser Ausstrahlung gibt. Das markante Gebäude am Martin-Wehnert-Platz ist für Renate Weber zu einer Art Lebensaufgabe geworden. Als Mitglied der Bürgerinitiative “Bessere Mitte” hat sie sich für die Rettung der Mandaukaserne eingesetzt – und das nicht nur mit Worten. So organisierte sie unter dem Motto “Stricken für die Mandaukaserne” Häkel- und Strickaktionen, deren Einnahmen dem Baudenkmal zugute kamen. Erst beim letzten Zittauer Weihnachtsmarkt verkaufte sie wieder selbst gehäkelte Mützen und Schals. Im Vorjahr wechselte die engagierte Zittauerin auch über 180 kaputte Scheiben des riesigen Gebäudes aus.
Nun müssen die Bürgerinitiative und das Stadtforum Zittau ohne Renate Weber weiter für den Erhalt der Mandaukaserne streiten. Denn am 15. März ist sie an den Folgen ihrer schweren Erkrankung verstorben. “Sie war eine überaus kluge und gebildete Frau, wusste durch ihr umfassendes Wissen rund um die Stadtgeschichte und Geschichten Zittaus, welchen wichtigen Stellenwert diese Stadt im Dreiländereck national und international hat”, beschreibt Elke Fasler die Verstorbene, mit der sie sich oft zu Hause getroffen und Ideen entwickelt hatte. Aber es waren nicht nur Gespräche im Kleinen. Renate Weber konnte alle an einen Tisch bringen – Einzelhändler, Wissenschaftler, Vertreter der Industrie- und Handelskammer, Denkmalschützer, Unternehmer und normale Bürger. Mit ihnen gemeinsam entwickelte sie Ideen für die Zukunft der Stadt. Und die sah die frühere Lehrerin keinesfalls in der Errichtung moderner Häuser. Gegen das geplante Fachmarktzentrum an der Albertstraße hat sie heftig protestiert, sogar Mahnwachen gehalten. Die alte Bausubstanz sollte vielmehr erhalten werden. Das galt für sie nicht nur bei der Mandaukaserne, sondern auch für die zahlreichen anderen historischen Gebäude in der Stadt. Sie entrümpelte das eine oder andere Haus auf eigene Faust – ohne dabei auf die eigene Gesundheit zu achten. “Ihre tiefste Überzeugung war, dass Zittau über ein großes Potenzial verfügt, und sie schonte keine Mühe und am wenigsten sich selber, um detailliert und mit konkreten Fakten aufzuzeigen, warum und wie der Reichtum an historischen Baudenkmälern im Zusammenhang mit Zittaus hochwertigen Kunst-, Kultur- und Bildungsmöglichkeiten für den Fortschritt der Stadt genutzt werden kann und muss”, berichtet Elke Fasler. Als begeisterte Demokratin habe sie alle Möglichkeiten genutzt, um den Oberbürgermeister und die Stadträte auf Missstände aufmerksam zu machen. “Dabei ging es ihr nie einseitig darum, zu kritisieren, sondern sie packte persönlich an “, weiß Frau Fasler. “Mit bewundernswerter Hartnäckigkeit, einer seltenen Geradlinigkeit und mitreißendem Optimismus hat sie ihre Mitmenschen begeistert – selbstlos, uneitel, mit einer tief berührenden Herzlichkeit zum Wohl der Stadt Zittau und der hier lebenden Menschen”, fügt ihre Bekannte hinzu. Dabei war es Renate Weber unwichtig, ob sie sich mit ihrem Einsatz beliebt machte oder aneckte. Elke Fasler findet, dass Renate Weber eine postume Ehrung im Goldenen Buch der Stadt Zittau verdient hätte. Und dass man ihre Stadtentwicklungsvorschläge noch mal prüfen und bestmöglich vollenden sollte. “Das ist eine große Herausforderung, aber lohnenswert für die Zukunft Zittaus”, steht für Frau Fasler fest. Dass sich Renate Weber so stark für die Mandaukaserne einsetzte, lag auch an der besonderen Beziehung, die sie zu diesem Haus hatte. Ihre Mutter war nach dem Krieg Lehrerin an der Parkschule und unterrichtete dort auch viele Kinder, deren Familien aus den heute polnischen und tschechischen Gebieten vertrieben wurden und die in der Mandaukaserne Unterschlupf fanden. (SZ/jl)
Bildunterschrift: In den letzten Jahren hat sich Renate Weber für die Rettung der Mandaukaserne engagiert. Foto: Matthias Weber

Sächsische Zeitung – Zittau vom 13.02.2019, S. 17 / Lokales

Leserbriefe

(…) Zum Leserbrief von Hartmut Becker, Gemeinderat Bertsdorf-Hörnitz, wegen Abriss “Stadt Zittau” in der SZ vom 8. Februar, Seite 9, schreibt Thomas Göttsberger, Stadtforum Zittau, folgende Zeilen:
Wir vom Stadtforum können nicht jedes Zittauer Haus retten Selbstverständlich hatte das Stadtforum Zittau vor der entscheidenden Abstimmung über die Zukunft der Gaststätte “Stadt Zittau” telefonisch Kontakt mit dem Bürgermeister Ihrer Gemeinde aufgenommen. Unser Eindruck war, dass dieser den Abriss der historischen Gaststätte favorisiert, alternative Ideen konnten daher nicht diskutiert werden. Herr Becker, sehen Sie es uns bitte nach, die Mitglieder des Stadtforums können nicht jedes bedrohte Haus durch Kauf retten. Und da Sie mich persönlich angesprochen haben: Ich war zum damaligen Zeitpunkt vollauf mit der Mandaukaserne beschäftigt und musste Prioritäten setzen.

Leserbriefe geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion wieder. (…)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 06.02.2019, S. 15 / Lokales

Leserbriefe

(…) Renate Weber und Alfons Haseneder von der Zittauer Bürgerinitiative “Bessere Mitte” schreiben zum Artikel “Zenker: Keine Schulden durch Kulturhauptstadt” (SZ vom 28. Januar, Seite 15) folgende Zeilen::

Wir vermissen eine konkrete Aussage zur Mandaukaserne
Aufmerksam lasen wir den Artikel zum Workshopgespräch und waren sehr verwundert, dass als einzig konkretes Sanierungsgebiet das Gelände um den Bahnhof genannt wurde; zumal dieses Areal im Artikel “Der Stadtumbau geht weiter” vom 19. Juni 2018 nicht beteiligt ist und in der beigefügten Skizze vor allem die Innen- und Südvorstadt im Mittelpunkt stehen. Als vordringlich wird in diesem die Mandaukaserne genannt. Eine konkrete Aussage zu diesem denkmalgeschützten, historisch wertvollem Gebäude vermissen wir, obwohl der Anteil der Bevölkerung, dieses Gebäude zu erhalten, groß ist. Als trinationales Zentrum würde es einer Kulturhauptstadt gut zu Gesicht stehen, da Zittau kein ähnliches Gebäude mit dieser Ausstrahlung aufweisen kann. (…)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 04.02.2019, S. 14 / Lokales

Die Mandaukaserne war eine ärgerliche Episode

Nach der Hälfte der Amtszeit: Zittaus OB Thomas Zenker über Erfolge, Niederlagen und die Bedeutung der Diplomatie.

Dreieinhalb Jahre ist Thomas Zenker (Zkm) in diesen Tagen Oberbürgermeister der Stadt Zittau – Halbzeit der Amtsperiode. Der 43-jährige Mitbegründer der Wählervereinigung “Zittau kann mehr” hat sich eingelebt, dem Amt seinen Stempel aufgedrückt und zieht im Gespräch mit der SZ Bilanz.
Herr Zenker, was waren Sie in den vergangenen dreieinhalb Jahren: Visionär, Pragmatiker oder Diplomat?

Es wäre gelogen, wenn ich mich für eins entscheiden würde. Vordenker zu sein, gehört zu den grundsätzlichen Aufgaben eines OBs, Pragmatismus braucht man immer. Vor allem der Diplomat war und bleibt nötig, da wir hier immer noch unsere Kirchtürme bewachen.
Sie hatten bei Amtsantritt im Stadtrat heftigen Gegenwind, haben mit vier Räten von “Zittau kann mehr” nach wie vor keine eigene Mehrheit. Haben Sie diese Nuss geknackt?

Es war eine harte Nuss und ist noch immer eine. Durch den Rückgang der klassischen Parteien im Kommunalen und das Aufkommen immer mehr kleinerer Wählervereinigungen – wo ich ja selbst auch dazu gehöre – ist es nicht leichter geworden, die Interessen unter einen Hut zu bekommen.
Haben nicht auch der sehr emotionale Wahlkampf und die Verletzungen dazu beigetragen?

Ich höre das immer wieder, aber ich verstehe es nicht: Wahlkampf ist dazu da, sich auseinanderzusetzen. Ja, da gab es wohl auch Verletzungen. Aber ich habe mich sehr bemüht, das zu bereinigen, was mir wohl nicht ganz gelungen ist.
Apropos gelungen: Während Ihnen mit den Amtskollegen in Tschechien und Polen ein vorbildlicher Start gelungen ist, kriselt es im direkten Umfeld – vor allem im Gebirge – immer wieder. Wie sehen Sie die Situation vor allem im Streit um die Tourismusstruktur?

Das kann man nicht so pauschalisieren. Klar gibt es noch Luft nach oben. Aber es gibt auch Grenzen: Man kann sich Ziele setzen oder bekommt, so wie ich, den Auftrag, eine neue Struktur zu erarbeiten. Am Ende kann ich keinen zwingen, das mitzutragen. Tourismus ist wichtig, aber kein Allheilmittel für die strukturelle Lage. Dennoch müssen wir größer denken, um mehr Wirkung zu erzielen. Wir versuchen gerade immer noch, neue Wege zu gehen, was auch heißt mit benachbarten Touristischen Gebietsgemeinschaften mehr zusammenzuarbeiten und Kräfte zu bündeln.

Alle Kräfte haben Sie bei der Mandaukaserne gebündelt, aber es hat nicht gereicht. Sie hatten sowohl Finanzzusagen zum Abriss des Gebäudes als auch zur Sanierung. Wie sehr ärgert Sie der Misserfolg?
Das ist eine sehr, sehr ärgerliche Episode und war eine echte Herausforderung, als ich ins Amt kam. Zunächst musste ich die Reißleine ziehen, weil das Gebäude einzufallen drohte. Wir wollten es abreißen und hätten Entwicklungsflächen geschaffen. Das verursachte heftige Diskussionen in der Bürgerschaft, und so habe ich erneut die Reißleine gezogen und eine Sanierung anvisiert. Eine Bürgerinitiative hat sich ja auch mit der Turmsanierung sehr engagiert. Es entwickelte sich in der Folge ein spannendes Miteinander mit dem Freistaat und dem Projektentwickler. Ich hatte sogar schon das Messingschild auf meinem Schreibtisch liegen, das man nach einer vom Bund geförderten Sanierung anbringen soll. Aber am Ende sind wir nicht zum Zuge gekommen, der damalige Besitzer hat nicht mit sauberen Karten gespielt, mit dem neuen konnten wir uns nicht einigen und es ist offen, wie es weitergeht.

Nun haben Sie eine Brache in der Stadt, es geht nicht vor und nicht zurück und Sie haben kaum Handhabe.
Diese Zwangslage, ein Gebäude zu kaufen, obwohl ein millionenschwerer Rattenschwanz dranhängt, ist mit dem neuen Besitzer auch nicht aus der Welt, ähnlich wie beim Roburgebäude. Mein Amtsvorgänger hätte damals auch fast das alte Finanzamt erwerben können. Es bleibt weiter eine entscheidende Frage für Zittau, wie man in solchen Fällen zukünftig vorgeht. Auf dem Armeegelände zum Beispiel haben wir mit Immobilienkäufen eine unkontrollierte Entwicklung verhindert. Sonst müssten wir dort eine riesige, teure Infrastruktur auch in Zukunft vorhalten.
Was würden Sie unter dem Stichwort Erfolg noch verbuchen?
Mich beeindruckt bis heute der tragfähige Kompromiss zum Markt, der uns nach dem Riesenärger zuvor gelungen ist. Es war schon Thema im OB-Wahlkampf, dann haben wir es über den Bürgerentscheid gelöst. Sehr froh bin ich, dass wir bei der Sanierung der Schulen weit vorangekommen sind. In meiner ersten Stadtratssitzung 2015 hatte ich noch einen Nachtragshaushalt zu verantworten, den ich bis dahin nur als Stadtrat begleitet hatte. Inzwischen haben wir rund vier Millionen Euro in die Schulen investiert und machen auch so weiter. Der Ringtausch von Schülern und Lehrern, der für die Arbeiten nötig war, war äußerst umstritten, aber man muss eine Strategie auch mal durchhalten. Als ich 2016 in Schulen gekommen bin, mit Sanitär- und Elektroanlagen, wie ich sie aus meiner Schule exakt so kannte, die ich 27 Jahre zuvor verlassen hatte, war mir klar, dass die Schulsanierungen Priorität haben. Dass man dafür anderes nicht machen kann, ist mir klar.
Baustellen haben Sie ja auch mit Blick auf Zittauer Straßen begleitet…
Und das wird noch anstrengender in den nächsten zwei, drei Jahren. Freistaat und Landkreis planen umfangreiche Arbeiten, wir sind beteiligt und werden selbst die Amalienstraße und die Innere Weberstraße sanieren. Da auch der Ring betroffen sein wird, wird das Ganze sicher für alle ziemlich nervig, aber am Ende werden wir uns freuen, wenn alles geschafft ist.
In diesem Jahr wird ein neuer Stadtrat gewählt – was wünschen Sie sich?
Vernünftige, konstruktive und demokratische Räte, die die Bevölkerung von Zittau repräsentieren und auch den Altersdurchschnitt im Rat erweitern.
Sie selbst stehen für grenzüberschreitende Kooperation, für den Traum eines Agglomerationsraums Zittau-Liberec und nicht zuletzt für die Kulturhauptstadt. Die Worte Arbeitsplätze, Neuansiedlungen fallen bei Ihnen eher selten. Ist das nicht riskant in Zeiten, in denen nationale Töne lauter werden?
Ich bin in Zittau, der Stadt am Dreiländereck geboren und aufgewachsen. Denkt man sich die Grenze geschlossen, hat Zittau nur noch ein Viertel seines Umfeldes. Wer grenzüberschreitende Dinge ernst nimmt, muss größer denken, weit über kleine Projekte hinaus. Was das Thema Neuansiedlung betrifft: Wir bleiben natürlich dran. Aber die Flächen für ein Unternehmen mit tausend Arbeitsplätzen, so wie es sich viele wünschen, haben wir gar nicht. Trotz des extremen Strukturwandels seit den 1990ern hoffen noch manche auf Unternehmen mit möglichst viel Personal, wie in den Hochindustrie-Phasen zu DDR-Zeiten. Da müssen wir umdenken. Wenn wir heute eine erfolgreiche Ansiedlung haben, stehen in einer Halle von hoch spezialisierten Firmen mit richtig Potenzial eben nur noch 15 Arbeitskräfte. Aktuell ist die größte Herausforderung für die gesamte Region der weitere Strukturumbau und der demografische Wandel. Das sind auch echte Chancen. Wenn wir als Stadt was reißen wollen, schaffen wir das nur, wenn die Region stark ist. Das ist für mich Zukunftsentwicklung.
Bildunterschrift:
Thomas Zenker beim SZ-Gespräch im Zittauer Rathaus. Foto: Matthias Weber

Von Anja Beutler

Sächsische Zeitung – Zittau vom 02.02.2019, S. 16 / Lokales

Bürgermeister mit amerikanischem Akzent und SPD-Parteibuch

Der Noch-Amerikaner Gerald Wood hat ein bewegtes Arbeitsleben in Politik und Wirtschaft hinter sich – und mit der Stadt viel vor.

Ein gewinnendes Lächeln, feiner Zwirn, Brille, drahtige Figur, kräftiger Händedruck – das ist der erste Eindruck von Gerald Wood. Davon, ob das immer so ist, werden sich demnächst viele Zittauer selbst überzeugen können: Der Noch-Potsdamer übernimmt den wiedergeschaffenen Bürgermeisterposten der Stadt und wird hinter Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) der zweite Mann der Stadtverwaltung. Der Stadtrat hat ihn mit großer Mehrheit im ersten Wahlgang für sieben Jahre als politischen Wahlbeamten ins Rathaus geholt.

Der 54-Jährige ist eher zufällig auf die Oberlausitz aufmerksam geworden. Eine Freundschaft mit einer Zittauerin führte ihn vor etwa einem Vierteljahrhundert das erste Mal an die Mandau. Damals habe sich Wood in die Stadt verliebt, sagt eine Zittauerin, die ihn schon kennt. Die Freundschaft hat bis heute gehalten, die Liebe zu Zittau offenbar auch. Denn als Wood eigenen Angaben zufolge durch die langjährige Freundin von der ausgeschriebenen Bürgermeisterstelle erfuhr, hat er sich beworben. Um “im Herzen Europas” zu arbeiten, wie er am Donnerstag bei seiner Vorstellungsrede zu den Stadträten gesagt hat.

In einer öffentlichen Verwaltung war der begeisterte Laufsportler bisher noch nie tätig, in der Politik schon: Nach der Wende war er der erste Pressesprecher des Brandenburger Landtags – trotz seines Akzents. Geboren als Sohn eines amerikanischen Offiziers und einer Deutschen in Kassel, wächst er dort auf, wo der Vater dient, zum Teil in Deutschland, zum Teil in Amerika. Als Kind habe er acht Jahre in den Staaten gelebt, erzählt Wood der SZ. Seine Schwester ist dort geblieben. Hinter dem großen Teich hat er auch an der Uni studiert, Germanistik und Kommunikation. Bis heute hat, er SZ-Informationen zufolge, die amerikanische Staatsbürgerschaft – wird sich nun aber für die deutsche entscheiden.
Wood selber tritt Medienberichten zufolge erst in die Fußstapfen des Vaters und wird Nachrichtensoldat. Nach Turbulenzen mit der Army geht er zur Wende in die deutsche Politik, arbeitet viel mit dem damaligen Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) und lässt sich in Potsdam nieder. In dieser Zeit wird er auch SPD-Genosse. “Ich bin eine Karteileiche”, sagt er heute zu seinem Parteibuch. Beruflich macht er erst im wirtschaftlichen Sektor der öffentlichen Hand – als Marketing-Chef bei den Stadtwerken Potsdam – und später in der Privatwirtschaft Karriere. Wood leitet eigenen Angaben zufolge unter anderem sechs Jahre das Meinungsforschungsinstitut Gallup oder verantwortet sechs Jahre den Bereich “Kundenorientierung & Nachhaltigkeit” des Handelsriesen Metro. Seit 2013 ist er Chef einer eigenen Beratungsfirma. Er habe zum Beispiel dabei geholfen, die 157 “Real”-Märkte wieder aus einer Schieflage aufzurichten, sagt Wood.
Nun also Zittau. In den letzten Monaten war er häufiger hier. “Ich kenne mich auch schon ganz gut aus”, sagt Wood, von seiner Frau getrennt lebender Vater einer erwachsenen Tochter und eines fast erwachsenen Sohnes, mit dem er im Sommer den Oberlausitzer Bergweg absolvieren will. Als wichtige Themen hat er zum Beispiel die B 178 und die Mandaukaserne ausgemacht. Unabhängig von den Besitzverhältnissen hat er schon Ideen, wie man mit der alten Dame umgehen könnte: Er kenne eine Chicagoer – ja, die amerikanische Großstadt – Firma, die sich erfolgreich um solche Gebäude gekümmert habe, sagt Wood. Vielleicht lässt sich da was mit Public-private-Partnership machen. Das “Kleine Dreieck” aus Bogatynia (Reichenau), Hrádek (Grottau) und Zittau sieht er in einem größeren Rahmen, im Dreieck Breslau, Prag, Dresden – und damit einen Wirtschaftsraum mit Millionen Menschen und einem hohen Ansiedlungspotenzial für Firmen. Dafür brauche es aber die entsprechende Infrastruktur, sagt Wood.
Auf alle Fälle will er ein bisschen wirtschaftlichen Wind in die Verwaltung bringen. Er spricht in seiner Vorstellungsrede von Effizienz, Leistungs- und Ergebnisorientierung, von Bürgernähe. Dabei will er die Mitarbeiter der Stadtverwaltung motivieren, mitnehmen und auf Augenhöhe mit ihnen kommunizieren. “Ich bin ja auch kein großer Mann”, scherzt er angesichts seiner Körperhöhe über sich selber. “Ich will nicht Verwaltung verwalten, sondern gestalten”, heißt sein Ziel. “Ich bewege gern Dinge nach vorn.”
Auf Fragen der Stadträte gibt Wood mehr oder weniger konkrete Antworten. Die Feuerwehr sei samt Nachwuchs zu fördern, die Nah- und Arzt-Versorgung zu sichern, nennt er ziemlich beliebige Beispiele für mögliche Ziele. Ganz konkret wird der Noch-Potsdamer, der sich bereits erste Wohnungen in Zittau angesehen hat, zur angedachten neuen Verwaltungsstruktur, der Rolle des Beigeordneten darin und der Zusammenarbeit mit dem OB. Ihm ist bewusst, dass er die Ämter bekommt, mit denen die Bürger am ehesten zu tun haben werden. An der neuen Struktur will er nicht rütteln. Erst, wenn sie sich als nicht tragfähig erweisen sollte, würde er gemeinsam mit dem Oberbürgermeister daran feilen. Und in Richtung Thomas Zenker (Zkm), mit dem er “professionell” und “kollegial” zusammenarbeiten will, sagt er: “Herr Zenker, Sie sind zwar mein Dienstherr, aber ich bin nicht Ihr Diener.” Er habe seine eigene Meinung und hoffe, dass er auf Offenheit für seine Ideen stoße.

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 01.02.2019, S. 7 / Lokales

Das sind die Pläne für Zittaus Campus
Kompakter Standort für Hochschule und IHI statt Lautex-Brache: Für Zittau wäre das eine städtebauliche Revolution.

Die neue Zielplanung des Freistaates für die Hochschule Zittau/Görlitz gleicht einer städtebaulichen Revolution: Der Campus soll rund um Haus I an der Hochwaldstraße großflächig erweitert werden – auf beiden Straßenseiten. Dort würde auch das Internationale Hochschulinstitut (IHI) sein neues Zuhause finden und seinen Sitz am Markt aufgeben. Im Gegenzug könnte die Hochschule viele im Stadtsüden versprengte Lehr- und Laborgebäude verlassen.

Wird die Zielplanung Bau des Sächsischen Immobilien- und Baumanagement (SIB), der freistaateigene Immobilien verwaltet, für die Hochschule Zittau/Görlitz umgesetzt, entsteht zwischen der Sporthalle am Ottokarplatz und dem Haus I ein Laborgebäude fast in Form der Zahl 6, das auf dem Papier zu einer Geraden gezogen deutlich länger als Haus I der Hochschule wäre. Wie das Haus am Ende aber aussehen wird, soll laut Norbert Seibt, Leiter der SIB-Niederlassung Bautzen, erst ein Architektenwettbewerb zeigen. In das Gebäude sollen vor allem die derzeit noch im Armeegelände beheimateten Labore der Hochschule einziehen. Sie würden den Teil der sogenannten Panzerhallen im ehemaligen Armeegelände in Zittau-Süd verlassen. Das SIB hat bereits mit der Stadt Gespräche über den Kauf des Areals aufgenommen. “Zittau ist gewillt, dem SIB die benötigte Fläche zu verkaufen”, teilte Michael Scholze von der Stadtverwaltung auf SZ-Anfrage mit.

Auch der Platz des nunmehr abgerissenen Hauses III – des im Volksmund Klugscheißeraquarium genannten Gebäudes am Stadtring – soll wieder bebaut werden. Zwischenzeitlich sind nach SZ-Informationen Parkplätze vorgesehen. Werden aber in einigen Jahren die Pläne des SIB umgesetzt, entsteht auf der Fläche ein neues Lehrgebäude – größer als das ehemalige Verwaltungsgebäude der Hochschule. Auch dieses Haus ähnelt in der derzeitigen Visualisierung der Zahl 6. Doch auch hier gibt es einen Architektenwettbewerb. In dem zum Ring hin stehenden Teil soll das Internationale Hochschulinstitut – derzeit am Zittauer Markt beheimatet – sein neues Zuhause finden. Der hintere Teil ist für die Hochschule reserviert. Vorausgesetzt, dass keine Neuorganisation vorgenommen wird, könnten dort die Studenten ausgebildet werden, die bisher in Haus VI – dem blauen Gebäude an der Ecke Mandaustraße/Külzufer – und Haus VII im ehemaligen Armeegelände lernen. Die Gebäude würden im Gegenzug von der Hochschule aufgegeben.

Die SIB-Pläne sind mit der Hochschule, der Stadt und dem Internationalen Hochschulinstitut abgesprochen. “Wir begrüßen sie”, sagte Karin Hollstein, Kanzlerin der Hochschule. Mit der “Zielplanung Bau” sollen gleich mehrere Ziele erreicht werden. Laut Norbert Seibt gehören dazu die Konzentration der Hochschule auf einen zusammenhängenden Campus und das Zusammenziehen der Hochschule mit dem Internationalen Hochschulinstitut, um Synergien zum Beispiel bei der Verwaltung oder der Nutzung von Laboren zu heben. Auch die Stadt profitiert von den Plänen des Freistaats: Die Lautex-Brache und die aufgerissene Gebäudefront am Ring verschwinden, der langfristig geplante Rückbau der Gebäude im Armeegelände könnte vorankommen. Die Mandaukaserne spielte bei den Überlegungen für den erweiterten Campus dagegen nur kurz eine Rolle: Für einen konzentrierten Campus sei sie zu weit weg, sagte SIB-Chef Norbert Seibt. Außerdem ist es sehr schwierig und teuer, moderne Lehr- und Forschungsräume in so ein altes Gebäude einzubauen.

Ob es wirklich so kommt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Die aus einer Bestandserfassung, einer Bedarfsermittlung und Abwägungen hervorgegangene Planung liegt derzeit zur Prüfung beim Wissenschaftsministerium in Dresden. Danach muss der Landtag das Geld für die Neubauten – voraussichtlich einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag – bewilligen. Das kann frühestens mit dem Doppelhaushalt 2021/2022 passieren. Außerdem soll ein Architektenwettbewerb gestartet werden. Im besten Fall könnte 2022, 2023 mit dem Bau begonnen werden, sagte Norbert Seibt. Werden die Pläne in Zittau Realität, würden mindestens sieben Häuser künftig nicht mehr für Hochschule und IHI gebraucht. Das passiert mit ihnen:

Was aus den nicht mehr benötigten Gebäuden wird (Auszug)
Bildunterschrift:
Der Sitz des IHI am Markt Noch ist nicht klar, was mit dem Gebäude passiert beziehungsweise wie es wieder genutzt wird. “Das Gebäude am Markt ist zum Teil angemietet und zum Teil im Eigentum des Freistaates”, heißt es seitens des SIB. “Eine Nachnutzung für das sich im Besitz des Freistaates befindliche Gebäude wurde noch nicht geprüft.”
Bildunterschrift:
Das Niedrigenergiehaus Einst der Stolz der Zittauer Hochschule ist das Niedrigenergiehaus in die Jahre gekommen und wird, wenn die neuen Gebäude stehen, nicht mehr benötigt. Laut Norbert Seibt, Niederlassungsleiter des SIB in Bautzen, kann sich der Freistaat vorstellen, das Gebäude hinter den Studentenwohnheimen zu Wohnzwecken zu verkaufen.
Bildunterschrift:
Haus VI Der in den 1990er Jahren hergerichtete Sitz der Fakultät Natur- und Umweltwissenschaften ist in die Jahre gekommen. Das Gebäude müsste saniert werden. “Die Raumstrukturen sind für Lehre und Forschung aber ungeeignet”, heißt es von der SIB. “Eine Nachnutzung für das Gebäude wurde noch nicht geprüft”, wird mitgeteilt. Fotos: SZ-Archiv Bildunterschrift:
Haus VII und Labore in Süd Nach dem Umzug auf den neuen, erweiterten Campus werden das Lehrgebäude am Schwenninger Weg und die Laborgebäude in den ehemaligen Panzerhallen nicht mehr gebraucht. Die Gebäude werden laut SIB auf Grundlage eines Erbpachtvertrages genutzt. An dieser Stelle ist mit Gebäudeabriss zu rechnen.

Von Thomas Mielke

2018

Sächsische Zeitung – Löbau vom 14.12.2018, S. 10 / Lokales

Zittau

Benefizaktion für Mandaukaserne

Zum verkaufsoffenen Verkauf von Strick- und Häkelwaren für die Mandaukaserne wird an diesem Wochenende nach Zittau eingeladen. Der Benefizverkauf findet am Sonnabend und Sonntag jeweils 14 bis 18 Uhr im Durchgang zwischen Rathausplatz und den Fleischbänken, Nähe Herrenausstatter Gullus, statt. Angeboten werden Socken, Schals und Mützen. Der Erlös aus dem Verkauf fließt in die Notsicherung der Mandaukaserne.

Sächsische Zeitung – Löbau vom 13.11.2018, S. 15 / Lokales

Leserbriefe

Rainer Scholz, Architekt aus Dresden, schreibt zur Bewerbung Zittaus um den Titel Europäische Kulturhauptstadt: Europäische Kulturhauptstadt 2025 “Zittau” Ich denke, dass Zittau diesen Titel unbedingt erhalten muss. Nirgendwo lässt sich das kulturelle Zusammenwachsen Europas besser darstellen. Zittau, ehemals “Die reiche Stadt”, im Sechs-Städte-Bund und im Zentrum Europas ist heute “Die vergessene Stadt”, eingezwängt zwischen drei Landesgrenzen und aus dem Bewusstsein der meisten Menschen verschwunden.
Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel die alte Ordnung des monarchischen Europas und durch den, sich ausbreitenden Kommunismus und den Zweiten Weltkrieg, wurde Europa in zwei Blöcke geteilt. Nirgendwo in Europa kann man das heute noch so nacherleben wie in Zittau. Nach dem Mauerfall 1989 vollzog sich der endgültige Niedergang der Industrie und Bedeutung der Stadt Zittau, die Bewohner wanderten ab. Wer zurückblieb, klammert sich an ein Stück Hoffnung auf eine Zukunft dieser wunderschönen, und im Krieg nicht zerstörten Stadt. Diese Hoffnung wurde oft enttäuscht, durch massiven Abriss und Rückbau, Einstellung von Projekten und die fehlende Anbindung, sodass mehr und mehr Menschen aufgegeben haben. Lediglich durch umfangreiche Förderungen konnten viele Gebäude gerettet und saniert werden. Trotzdem zieht sich der Leerstand durch die gesamte Stadt. Bis heute ist der Verfall allgegenwärtig. Wer den Zerfall und die Teilung Europas heute erleben will, kann das in Zittau immer noch sehen. Aus der Mitte Europas wurde Zittau zu einer Grenzlage zum “Ostblock”.
Die Bewerbung Zittaus , zusammen mit Tschechien und Polen, als “Europäische Kulturhauptstadt 2025”, kann die Stadt wieder in das Bewusstsein der Menschen zurückbringen und ein großes Beispiel werden, dass Europa zusammenwächst, dass geschichtliche, kulturelle und sprachliche Grenzen in den Köpfen verschwinden können. Hier kann man die Grenzen dreier Länder in wenigen Minuten überschreiten . Nur hier kann man das kulturelle Zusammenwachsen Europas in einer einmaligen Weise präsentieren und langfristig die ganze Region wieder zu neuem Leben erwecken. Die Chance zur nachhaltigen Entwicklung als “Europäische Kulturhauptstadt 2025” ist in Zittau gegeben, da die Stadt alle Möglichkeiten bietet: eine wunderschöne Altstadt mit Stadtring und Parkanlagen, Kirchen, Theatern, Museen, Barockpalais, Dampfeisenbahn und die Lage im Dreiländereck. Die Mandaukaserne, als ehemals königlich preußische Militärkaserne, könnte ein “europäisches Kulturzentrum” mit überregionaler Bedeutung werden. Zittau kann so wieder in die Mitte Europas rücken. Besucher werden sich fragen, wie konnte solch eine schöne Stadt überhaupt in Vergessenheit geraten. Ja, zu Europa! Rainer Scholz, Dresden

Sächsische Zeitung – Zittau vom 03.11.2018, S. 14 / Lokales

Spenden für Mandaukaserne fließen
Die Unterstützung für das Baudenkmal hält an, sagt Besitzer Göttsberger. Nur der Mandaukasernenverein ist raus.

Thomas Göttsberger, Besitzer der Mandaukaserne widerspricht gegenüber der SZ dem Vorsitzenden des Vereins “Freunde der Mandaukaserne” René Nestler. Nestler hatte im SZ-Artikel “Neuer Friedensrichter vereidigt” geäußert, das Spendenaufkommen für die Mandaukaserne sei zum Erliegen gekommen, seit diese sich in Privatbesitz befinde. “Dem ist nicht so. Seit mehr als zwei Jahren besteht ein Spendenkonto bei der Leipziger Denkmalstiftung, das rege genutzt wird”, stellt Göttsberger klar. Die Zusammenarbeit zwischen dem Verein “Freunde der Mandaukaserne” und Grundstücksbesitzer Thomas Göttsberger ist wegen unüberbrückbarer Differenzen, zu denen beide Seiten sich nicht äußern, bereits vor zwei Jahren beendet worden. Informationen zur Notsicherung und zum Spendenkonto können im Internet unter www.stadtforum-zittau.de nachgelesen werden. Zusätzlich stehen Spendenbüchsen in Geschäften, so bei Herrenausstatter Gullus, Modeexpress No. 1, Blumengeschäft Krusekopf und Bäckerei Schedel. Um Verwechslungen mit dem Verein künftig auszuschließen, will Göttsberger demnächst eine Internetseite zur Mandaukaserne schalten.

Spendenkonto: Leipziger Denkmalstiftung,
IBAN DE 8886 0555 9211 0090 2453, Verwendungszweck: Notsicherung Mandaukaserne

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 26.10.2018, S. 8 / Lokales

100 000 Euro für Graetzsches Haus

Weitere Fördergelder fließen in die Notsicherung in Zittau. Das 300 Jahre alte Ensemble aus dem Barock ist ein Fass ohne Boden.

Das Graetzsche Haus in der Inneren Weberstraße 20 und Lindenstraße 11 wird seit November 2016 notgesichert. Der Technische und Vergabeausschuss des Stadtrates hat am Donnerstag Fördermittel in Höhe von 100 000 Euro zur Fortsetzung der Notsicherung freigegeben, weil zusätzliche Leistungen zur Verbesserung der Statik nötig geworden sind. Die Bauarbeiten sind umfangreicher als vom Bauherrn und der Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft (ZSEG) zunächst angenommen. Bisher sind 250 000 Euro Fördergelder in das 60 Meter tiefe Gebäudeensemble mit Durchfahrt und zwei Höfen geflossen. Eigentümer Thomas Göttsberger ließ unter anderem Deckenbalken austauschen, die Giebelwand zum Nachbarhaus aufbauen, barocke Schornsteinköpfe wieder herstellen und das Dach abdichten. Birgit Kaiser, Geschäftsführerin der ZSEG bezeichnete das 300 Jahre alte Ensemble als “ein Fass ohne Boden”. Inzwischen gebe es aber erste Vorüberlegungen für eine mögliche Nutzung, so Frau Kaiser. Ein Lüneburger Kaufmann ließ das Gebäude auf dem Grundstück eines ehemaligen Bierhofes errichten. Das Ensemble aus Kontoren, Lagerräumen und Stallungen ermöglichte einen regen Handelsverkehr . In den Obergeschossen zeugten prächtig ausgestattete Wohnräume vom Wohlstand. Die Lindenstraße 11 ist bereits 1712 erbaut, vor 152 Jahren aufgestockt worden.

Thomas Göttsberger , der Bauherr aus Ostritz ist in Zittau vor allem als Besitzer der Mandaukaserne bekannt. In seinem Wohnort sitzt er im Stadtrat und besitzt mehrere Immobilien. Der Finanzbeamte engagiert sich in den Stadtforen Görlitz und Zittau, die sich für den Erhalt denkmalgeschützter Gebäude einsetzen. (mh)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 07.09.2018, S. 8 / Lokales

Geplanter Abriss historischer Häuser sorgt für Kritik

Der Zittauer Stadtrat hat den Plänen der Rossmann-Gruppe zugestimmt. Damit ist aber nicht jeder in der Stadt einverstanden.

Der Verkauf mehrerer Häuser in der Zittauer Innenstadt an die Rossmann-Gruppe für Läden und der geplante Abriss zweier Gebäude in der Reichenberger Straße sind beschlossene Sache (SZ berichtete). Nach der Entscheidung des Stadtrates melden sich nun die Denkmalschützer von der Bürgerinitiative “Bessere Mitte Zittau” und des Stadtforums Zittau in zwei Pressemitteilungen zu Wort. Darin kritisieren sie die Pläne und die Entscheidung des Rates.

Man sei, was das Abstimmungsverhalten des Stadtrates zu Rossmann und die Akzeptanz der beiden Abrisse von Gebäuden der Reichenberger Straße angeht, gelinde gesagt, verwundert, heißt es in einer Mitteilung der Bürgerinitiative “Bessere Mitte Zittau”. So erklärt Renate Weber: “Wir können nicht verstehen, dass die Mehrzahl der Stadträte, die an und für sich für den Erhalt der besonders wertvollen historischen Innenstadt gewählt wurden, dieses Pfund nun Haus für Haus schleifen, ohne den Wählerwillen zu respektieren. Diese historischen Gebäude müssen unbedingt erhalten bleiben, es wurde schon viel zu viel in Zittau abgerissen.”

Für Thomas Göttsberger vom Stadtforum Zittau, dem auch die Mandaukaserne gehört, seien die Planungen, die historischen Häuser Reichenberger Straße 15 und 17 abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen, nicht akzeptabel. “Stadtplanerisch wäre es das Gebot der Stunde, die Lücke auf der Neustadt und die Brachflächen auf der Albertstraße durch einen architektonisch hochwertigen Neubau zu schließen, anstatt in die bestehende Bebauung einzugreifen und historische Bausubstanz preiszugeben”, sagt Göttsberger.

Das Stadtforum Zittau bedauert das Vorgehen der Stadt und des Stadtrates, den geänderten Rossmann-Plänen zuzustimmen, noch aus einem anderen Grund: Diese hätten mit dem ursprünglichen Vorhaben nichts mehr gemein, heißt es in der Mitteilung. Der bündnisgrüne Stadtrat Matthias Böhm, der auch Mitglied im Stadtforum Zittau ist, sieht in der alleinigen Verlagerung des Magnetunternehmens Rossmann aus der noch funktionierenden Fußgängerzone Frauenstraße keine positive Entwicklung der Einkaufsinnenstadt.

Von Alexander Buchmann

FreitagSZ vom 10.08.2018, S. 1 / Lausitz

Die Fenstermacherin

Renate Weber hat 187 Scheiben in der Zittauer Mandaukaserne gewechselt. Gehen wieder Spenden ein, macht sie weiter.
Seit mehreren Wochen verbringt Renate Weber viel Zeit in der Zittauer Mandaukaserne. Zwischen 8 und 15 Uhr arbeitet die 74-Jährige freiwillig und ehrenamtlich in der “Werkstatt” im Erdgeschoss des riesigen Gebäudes. Dort steht ein großer Tisch mitten im Raum. Auf dem liegt einer der unzähligen Fensterflügel, dessen Scheiben kaputt sind oder ganz und gar fehlen. Kaputte Scheiben in verlassenen Gebäuden gelten gemeinhin als Zeichen dafür, dass Verwahrlosung und Zerfall einsetzen. Renate Weber und andere Ehrenamtliche, die bei der Notsicherung der Mandaukaserne helfen, wollen genau dieser Wahrnehmung entgegenwirken. Die Rentnerin begann deshalb, zerschlagene Scheiben an der Vorderseite des maroden Gebäudes auszuwechseln. Der Ablauf ist immer derselbe: Als erstes schlägt sie gemeinsam mit Benjamin Pfefferkorn die kaputten Scheiben aus den Fensterrahmen. Der Berliner Architekt hilft immer, wenn es kompliziert oder schwer wird. Er misst auch die Größe der Fenster fachgerecht aus und bestellt die neuen Scheiben. Renate Weber reinigt indes die alten Fensterrahmen und ölt diese ein. Die neue Scheibe setzt der Architekt dann mit Glaserecken in den Rahmen. “Das kann ich nicht. Ich hab Angst die Scheibe kaputtzumachen”, sagt die ehemalige Deutschlehrerin. Sitzt die neue Scheibe im Rahmen, rollt sie den Fensterkitt zu dünnen Würstchen. Die Würstchen drückt sie dann vorsichtig mit dem Kittmesser zwischen Fensterrahmen und Scheibe ein. “Das geht nur mit sehr viel Fingerspitzengefühl”, sagt Grundstücksbesitzer Thomas Göttsberger anerkennend. Den genauen Ablauf der einzelnen Arbeitsschritte entnahm die unentwegte Helferin einem Anleitungsvideo aus dem Internet.

187 kaputte Fensterscheiben hat Renate Weber inzwischen gewechselt und zusätzlich auch unbeschädigte Fensterflügel nachgekittet. 30 Kilogramm Fensterkitt verarbeitete die Zittauerin in den vergangenen Wochen. Nun ist das Geld alle. Das Material wurde bislang mit den zahlreichen Spenden finanziert. “Wir warten jetzt ab, bis Spenden eingehen, dann machen wir weiter”, sagt sie. Renate Weber zieht auch selbst mit der Sammelbüchse los oder häkelt für die Mandaukaserne, damit wieder Geld reinkommt. Sammelbüchsen für die Notsicherung stehen in der Kammbaude in Oybin-Hain sowie in Zittau beim Herrenausstatter Gullus, in der “Büroklammer”, bei “Blumen am Rathaus” und im “Modeexpress” in der Inneren Weberstraße. Ein Gang um die Mandaukaserne genügt, um zu erkennen, dass dieses monströse Haus am Martin-Wehnert-Platz ein Fass ohne Boden ist. Mit den 187 Scheiben hat die unermüdliche Rentnerin schätzungsweise 20 Prozent der kaputten Fenster wieder flott gemacht. Da wartet noch sehr viel Arbeit auf die Helfer, jedes der großen Doppelfenster hat 16 Scheiben. “Die Mandaukaserne ist eine Art Aushängeschild, sie wird als erstes wahrgenommen, wenn Gäste aus den Nachbarländern in die Stadt kommen”, sagt Göttsberger. Der Ostritzer freut sich deshalb über das bürgerschaftliche Engagement der 15 freiwilligen Helfer, die in regelmäßigen Abständen Reparaturarbeiten an dem alten Gemäuer durchführen, um den weiteren Verfall zu stoppen, auch wenn die Frage nach einer künftigen Nutzung des Baudenkmals weiterhin ungeklärt ist.

Spendenkonto: Leipziger Denkmalstiftung,
IBAN DE 88 860 555 9211 0090 2453, Verwendungszweck: Notsicherung Mandaukaserne Bildunterschrift:

Renate Weber schaut aus dem Fenster des Werkstattraumes in der Mandaukaserne, in dem sie kaputte Scheiben auswechselt. Foto: Matthias Weber

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung – Löbau vom 19.07.2018, S. 15 / Lokales

Leserbriefe

R. Geißler aus Olbersdorf schreibt zu dem Artikel: “Wie viele Bomben liegen noch im Boden?” in der SZ am 28. Juni, Seite 13, folgende Zeilen:
Lange konnten wir
keine Flieger mehr hören

Als knapp Fünfjährige habe ich den unverhofften Fliegerangriff auf die Mandaukaserne miterlebt! Eine Bombe traf durch den Gang der oberen Etage, sodass ein großes Loch klaffte und man nicht auf die andere Seite konnte. Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir Hausbewohner in die Keller stürzten. Eins meiner Geschwister purzelte gleich die Treppe herunter, da schon ein Teil kaputt war. Der Keller war voller Menschen und die Kinder schrien. Später hieß es, dass wir großes Glück hatten, da unter den Bomben Blindgänger dabei waren. Nur ringsherum war alles zerstört. Wenn ich auch sehr klein noch war, aber die Erinnerung ist stark und den Geruch von verbrannten Ziegeln hatte ich ewig in der Nase! Lange konnten wir auch keine Flieger mehr hören. Es sollte nicht sein, dass die Mandaukaserne zerstört wurde, und ich hoffe auch, dass sie noch lange stehen wird. Sie ist so ein schönes Gebäude! (…)

Sächsische Zeitung – Niesky vom 19.07.2018, S. 18 / Lokales

Falkennachwuchs in Mandaukaserne

Fünf Vögel sind in diesem Jahr in einem geschützten Bereich des historischen Gebäudes in Zittau geschlüpft und nun flügge.

Das dritte Jahr in Folge haben in der Zittauer Mandaukaserne Falken erfolgreich gebrütet. “Fünf Falken sind dieses Jahr in der Mandaukaserne aufgewachsen und mittlerweile flügge”, teilte Kasernenbesitzer Thomas Göttsberger aus Ostritz mit. “Die Vögel wachsen in einem geschützten Bereich der Kaserne auf, der für diese Zeit weder für Besucher noch Helfer zugänglich ist.” Ständig sichtbar für alle sind jedoch die “tierischen Rasenmäher”, die mithelfen, das Gras um die Mandaukaserne kurz zu halten. Drei Schafe halten sich derzeit im Gelände auf, davon zwei Kamerunschafe. Kamerunschafe sind laut Göttsberger kleine, kurzschwänzige Hausschafe mit länglichem Kopf und kleinen Ohren. Das Haarkleid ist dicht und eng anliegend. “Oftmals sind die Schafe, zur Freude der Zittauer Kinder, im Bereich vor der Kaserne anzutreffen”, so der Ostritzer. (SZ/tm) Bildunterschrift:

Drei der fünf jungen Falken, die in diesem Jahr in der Zittauer Mandaukaserne geschlüpft und aufgewachsen sind. Foto: privat/Uwe Preuß

Sächsische Zeitung – Görlitz vom 28.06.2018, S. 13 / Lokales

Wie die Millionen organisiert wurden

Die Schlüsselrolle spielte der Görlitzer Michael Kretschmer. Erst als Bundestagsabgeordneter, jetzt als Ministerpräsident.

Es war ein Fingerzeig, den Michael Kretschmer im März vergangenen Jahres auf die Zukunft der Stadthalle gab. Es könne nicht wie bei der Synagoge in Etappen weitergehen, sagte er bei einer Podiumsdiskussion des Aktionskreises für Görlitz. Doch der Hinweis fiel so beiläufig, dass in der Runde damals niemand bei Kretschmer nachfragte, was das denn bedeutete. Damals war er noch Bundestagsabgeordneter, und niemand an der Neiße ging davon aus, dass er dieses Amt bei der Wahl im September 2017 verlieren könne.
Doch so kam es. Und auch für die Stadthalle dachten nun viele, dass selbst das zarteste Pflänzchen Hoffnung damit ausgetreten worden wäre. Dann aber kam Kretschmers Berufung als sächsischer Ministerpräsident, und wer ihn dann in den ersten Tagen im vergangenen Dezember traf und sprach, der wurde von ihm gleich zum Thema Stadthalle ins Gespräch verwickelt. So entstanden Pläne und Ideen, die sich immer wieder um die eine Frage drehten: Wie wird das mit dem Geld gelingen?
Schon schnell war klar, dass die Stadt selbst am wenigsten beitragen kann. Die Gelder aus dem Verkauf der Stadtwerke sind entweder in die Schulen und Kitas geflossen oder in die Tilgung von Haushaltslöchern aus den Zeiten von Oberbürgermeister Rolf Karbaum. Neue Kredite will die Stadt nicht aufnehmen, Oberbürgermeister Siegfried Deinege meint sogar, sie könne es auch gar nicht, weil sie eine Haushaltskonsolidierungsgemeinde sei – also eine Kommune, die sparen müsse, damit ihr Haushalt überhaupt im Lot gehalten wird. Mit diesem Hinweis hatte Michael Kretschmer noch als Bundestagsabgeordneter jeweils zwei Millionen Euro beim Bund locker gemacht, um die schlimmsten Bauprobleme an der Stadthalle zu beheben und erste Schritte zur Sanierung zu gehen. Da sich der Freistaat mit derselben Summe beteiligte, waren es vier Millionen Euro, die in den vergangenen Jahren verbaut werden konnten und bis nächstes Jahr noch investiert werden. Doch so konnte es nicht weitergehen. Das war allen Beteiligten in diesem Frühjahr schnell klar, Bürgermeister Michael Wieler machte das auch bei der Mitgliederversammlung des Fördervereins der Stadthalle öffentlich.
Da hatte Kretschmer bereits seine Kontakte nach Berlin spielen lassen, mit der Spitze der CDU-/CSU-Fraktion gesprochen und deren Haushältern. Andere wie SPD-Mann Thomas Jurk unterstützten seine Initiative. Ziel war es dabei, eine Finanzierung für die Stadthalle hinzubekommen ähnlich des Dresdner Schlosses: Gelder, die ohne große Bedingungen für die Sanierung des Gebäudes bereitgestellt werden. Vor allem kein Förderprogramm mit Nebenbedingungen. Schließlich war der erste Sanierungsanlauf an solchen “Kleinigkeiten” im Herbst 2012 gescheitert. Da Görlitz nicht von heute auf morgen die Sanierung beginnen kann, war es sinnvoll, die Gelder für einen längeren Zeitraum bereitzustellen.
Bevor aber am gestrigen Mittwoch der Haushaltsausschuss des Bundes die Gelder beschloss, hatte Kretschmer nochmals mit der Görlitzer CDU und der Wählervereinigung “Bürger für Görlitz” telefoniert und sie gefragt, ob sie die Sanierung auch wirklich wollen, ob also der gemeinsame politische Wille in der Stadt für die Stadthalle vorhanden ist. Kretschmer ist in dieser Frage durch ein Ereignis in Zittau ein gebranntes Kind. Da hatte er bereits die Gelder für den Abriss der Mandaukaserne organisiert, und dann entschloss sich die Stadt doch kurzerhand anders. Das sollte in Görlitz nicht passieren.
Während sich Kretschmer bei der CDU sicher war, konnte er das bei den “Bürger für Görlitz” nicht voraussetzen. Dann aber schwor deren Vorsitzender Michael Wieler auf der Mitgliederversammlung Ende Mai seine Mitglieder auf eine mögliche neue Situation ein. Wenn Bund und Land ein Millionenpaket für die Stadthalle schnüren, mit Konditionen für die Stadt, wie sie sonst nur bei der Sanierung des Dresdner Schlosses gelten, erklärte Wieler damals, dann führe auch für die “Bürger für Görlitz” kein Weg an der Sanierung vorbei. Damit war klar: Die wichtigsten politischen Akteure in der Stadt wollen die Stadthalle nun sanieren. Der Rest war gestern im Haushaltsausschuss nur noch Formsache. Auf ein Wort
Bildunterschrift:
Ach, ist die Stadthalle schön, und die Orgel erst: Reinhard Seeliger (3. v. links) erklärt Politikern 2013 die Orgel. Foto: Pawel Sosnowski
Bildunterschrift:
So sieht ein Entwurf für den geplanten Anbau an der Stadthalle aus. Vorlage: Stadt Görlitz

Von Sebastian Beutler

Sächsische Zeitung – Löbau vom 19.06.2018, S. 17 / Lokales

Der Stadtumbau geht weiter
Zittau will in den nächsten zehn Jahren 20 Millionen Euro Fördergeld ausgeben, um die Innenstadt zu stärken.

Knapp 20 Millionen Euro will Zittau in den nächsten zehn Jahren für den Stadtumbau ausgeben oder an private Eigentümer weiterreichen. Das hat der Stadtrat beschlossen. Zudem hat er das Gebiet, in das die Millionen aus dem Stadtumbau-Fördertopf “Aufwertung” fließen sollen, erweitert. Noch geht es nicht um Einzelprojekte, sondern um das Gesamtpaket.

Wofür soll das Geld
ausgegeben werden? Bei Begehungen und auf Basis ihres Zittau-Wissens hat die Stadt über 60 Gebäude, Straßen und Plätze aufgelistet, an denen aufgrund des maroden Zustandes dringend etwas passieren müsste. Dazu gehören unter anderem die Mandaukaserne, die Huckelpiste Amalienstraße oder einige große Häuser an der Humboldtstraße. Allerdings gehören viele der Immobilien nicht der Stadt. Sie muss auf das Mittun der Eigentümer hoffen. In der Innenstadt und im Süden sollen vor allem Immobilien aufgewertet, also gesichert oder saniert werden. Zudem ist geplant, Straßen auszubauen, das Wohnumfeld und die Infrastruktur zu verbessern. Abrisse stehen nicht im Mittelpunkt der Anträge. “Wir wollen möglichst wenig Geld ausgeben, mit dem sich Privateigentümer ihrer Ruinen entledigen”, sagt Birgit Kaiser, Chefin der Stadtentwicklungsgesellschaft. Trotzdem bedeute Aufwertung in manchen Fällen auch Abriss. Generell heißt die Stoßrichtung: die Innenstadt durch Sicherung und Sanierung von Häusern stärken, städtebauliche Strukturen erhalten, attraktive Wohnumfelder schaffen und den Wohnungsmarkt durch den Rückbau einzelner Gebäude bereinigen. Im zweiten Stadtumbaugebiet, in Zittau-Ost, geht es vor allem um den Rückbau der Mehrgeschosser zugunsten der Innenstadt und die Bereinigung des Wohnungsmarktes. Auch dort soll das Umfeld für die Menschen verbessert werden.
Warum fließt das Geld in Zittaus Süd- und Innenstadt und nicht nach Nord? Weil die historische Innenstadt Zittaus gute Stube und besonders erhaltenswert ist. Darüber hinaus musste die Stadt Prioritäten setzen, weil nicht alles gleichzeitig zu schaffen ist. Man habe sich gefragt, wo die städtebaulichen Missstände noch am gravierendsten sind, sagt Birgit Kaiser von der Stadtentwicklungsgesellschaft. Deshalb und wegen der Touristen und anderer Besucher hat sich die Stadt für die großen Ausfallstraßen Richtung Grenzübergänge und Gebirge entschieden. Außen vor sind die Löbauer Straße, weil sie zu weit von dem Innenstadt-Umbaugebiet entfernt ist, und die Chopinstraße, weil es dort vergleichsweise wenig Handlungsbedarf gibt. Welche Vorhaben stehen ganz oben
auf der Zuschussliste? Laut Birgit Kaiser von der Stadtentwicklungsgesellschaft sind das unter anderem der Ausbau der Amalienstraße und die Sanierung der Uhreninsel. “Schön wäre auch, wenn wir einen Impuls für den Mandauer Berg setzen könnten”, sagt sie. Die dahinter stehende Hoffnung, die sich schon mehrfach an anderer Stelle bestätigt hat: Wenn ein Besitzer mit der Sanierung beginnt, ziehen andere nach.
Reichen die 20 Millionen Euro
für den restlichen Stadtumbau? Nein, die Summe reicht nicht. Laut Birgit Kaiser von der Stadtentwicklungsgesellschaft müsste Zittau knapp 40 Millionen Euro Fördermittel ausgeben oder ausschütten, um allein alle Vorhaben, die jetzt in den Plänen stehen, umzusetzen. Da die Mittel für die Aufwertung im Stadtumbau-Förderprogramm zu je einem Drittel von Bund, Land und Stadt bezahlt werden, wäre Zittau noch mehr finanziell überfordert. Zudem muss die Stadt über ihre eigenen Projekte hinaus genügend private Eigentümer finden, die sanieren oder sichern wollen. Das ist laut Frau Kaiser in den letzten Jahren schwerer geworden. Ganz Zittau komplett in Ordnung zu bringen wäre ein Milliardenprojekt, spitzt sie zu.
Warum bringt die Stadt
jetzt die Anträge auf den Weg? Bund und Länder haben den “Stadtumbau Ost” und “Stadtumbau West” zum “Stadtumbau” zusammengeführt. Dabei gab es neue Regeln zu beachten. So durften die Kommunen zum Beispiel das Umbaugebiet ändern. Neben dem seit 2016 bestehenden Teilgebiet Zittau-Ost ist das schon viel länger bestehende Innenstadtgebiet nun unter anderem in südwestliche und südöstliche Richtung ausgedehnt worden.

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 14.06.2018, S. 15 / Lokales

Nachrichten

(…) Einsatz an der Mandaukaserne
Zittau. Das Stadtforum Zittau lädt am 16. Juni ab 9 Uhr zum nächsten Arbeitseinsatz an der Mandaukaserne ein. Darüber informiert Thomas Göttsberger von Stadtforum. Es ist geplant, Aufräumarbeiten im Gebäude und auf dem Grundstück durchzuführen. Mittags gibt es einen kleinen Imbiss. Jeder Helfer ist willkommen, so Thomas Göttsberger. Der Zugang zum Grundstück befindet sich am Nordturm. (SZ) (…)

Sächsische Zeitung – Löbau vom 30.04.2018, S. 18 / Lokales

Ramadama an der Mandaukaserne

Die Mandaukaserne ist den Menschen in Zittau eines der liebsten Denkmäler – auch wenn sie ungenutzt im Dornröschenschlaf schlummert. Zur Vorbereitung für den Tag des offenen Denkmals lud Eigentümer Thomas Göttsberger Freiwillige zu einem großen Ramadama. 15 Fans der Kaserne kamen. Sie haben das Gelände von Wildwuchs befreit. Und auch das Innere der Kaserne haben sie aufgehübscht. So entfernten sie in manchen Räumen unansehnlich gewordene Tapeten. Jetzt strahlt die Mandaukaserne wieder ein bisschen heller. Foto: Rafael Sampedro

Sächsische Zeitung – Zittau vom 27.04.2018, S. 10 / Lokales

Nachrichten

Frühjahrsputz
um die Mandaukaserne
Zittau. In und an der Mandaukaserne findet am Sonnabend ab 9 Uhr ein Arbeitseinsatz statt. Gemeinsam soll der Außenbereich am Martin-Wehnert-Platz 2 weiter in Ordnung gebracht werden, daneben werden in der Kaserne einige Räume gereinigt. Zugang ist am Nordturm. Besitzer Thomas Göttsberger ruft im Namen des Stadtforums zur Teilnahme auf. (SZ) www.mandaukaserne.de (…)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 06.04.2018, S. 10 / Lokales

Rauchschutztüren für das Technische Rathaus
Die Stadt investiert in die marode Immobilie, obwohl es Umzugspläne gibt.

Im Technischen Rathaus sind Rauchschutztüren eingebaut worden. Die bereits im Vorjahr geplante Baumaßnahme wird bis Mitte April von der Tischlerfirma abgeschlossen, erklärte Stadtsprecher Kai Grebasch auf Anfrage der SZ. Außerdem sind partiell kleine Ausbesserungen durch die Maler im Wandbereich geplant. Die Gesamtkosten betragen rund 36 000 Euro und werden aus dem Reparaturhaushalt finanziert. Weil das Technische Rathaus seit mehr als 15 Jahren in die Innenstadt umziehen soll, wurde in das marode Gebäude an der Sachsenstraße im ehemaligen Armeegelände nicht mehr investiert. Das Gebäude verursacht Jahr für Jahr immense Energiekosten. Das Baudezernat, das Referat Sozialwesen und die Forstwirte des Eigenbetriebs Kommunale Dienste arbeiten seit 26 Jahren in den Räumen, weit weg vom städtischen Rathaus. Der Stadtrat forderte die Verwaltung in der Vergangenheit auf, wenigstens für die Sicherheit der Mitarbeiter zu sorgen.

Wann der Stadtratsbeschluss zum Umzug des Technischen Rathauses umgesetzt werden kann, bleibt indes weiterhin unklar. In der Märzsitzung des Stadtrats wurde deutlich, dass für die Umzugspläne derzeit weder Geld zur Verfügung steht noch eingeplant ist. Bislang konnten sich Verwaltung und Stadtrat noch nicht mal auf ein Gebäude einigen, in das die Mitarbeiter nach dessen Sanierung umziehen. Immer neue Objekte bereicherten in der Vergangenheit die schier endlose Diskussion. Auf der Liste im kommunalen Suchspiel: die ehemalige SED-Kreisleitung, das Technologiezentrum, der Bahnhof, die Baugewerkeschule, die Mandaukaserne, die Jugendzahnklinik, das geplante Einkaufscenter Neustadt/Albertstraße und das Haus in der Breitestraße 2.

Bildunterschrift:
Vor dem Technischen Rathaus lagerten die ausgebauten Türen. Foto:privat

Sächsische Zeitung – Löbau vom 14.03.2018, S. 16 / Lokales

Abriss unter Polizeischutz

Jetzt soll es einen Kauf- interessenten für das einsturz- gefährdete Umgebindehaus geben. Die Bauaufsicht greift trotzdem durch.

Abgefahrene Autoreifen, alte Eimer, verrottete Balken, Dachziegel, Bauschutt und jede Menge Müll sind über das verwahrloste Grundstück in der Görlitzer Straße 13 in Ostritz verteilt. Wildwuchs und armdicke Stämme sind ein klarer Beleg des jahrzehntelangen Leerstands. An der Rückseite ist das alte Umgebindehaus schon offen. Mauern und ein Teil des Dachstuhls sind eingestürzt, immer wieder fallen Ziegel vom Dach. Deshalb ist die Bundesstraße 99, an der das schiefe Haus steht, auch halbseitig gesperrt. Zwei Bauarbeiter der Firma Köhler & Sohn stehen neben dem Bagger und harren der Dinge, die da kommen. Am Hintereingang des Umgebindehauses diskutieren zwei Polizeibeamte mit Alexander Junge, dem Ostritzer Stadtrat Thomas Göttsberger (Wählervereinigung Siedlung) und dem Berliner Architekten Benjamin Pfefferkorn. Zwischendurch wird immer wieder telefoniert. Das Landratsamt Görlitz hat den Abriss des Gebäudes verfügt. Die drei Männer sind am Montagvormittag vor Ort, weil sie den Abriss des 300 Jahre alten Hauses noch verhindern wollen. Die Diskussion dauert Stunden. Mehrfach versuchen die ehrenamtlichen Denkmalschützer, einen zuständigen Mitarbeiter der Bauaufsicht ans Telefon zu bekommen. Ohne Erfolg. Die Polizisten verweisen die Männer des Grundstücks. Benjamin Pfefferkorn ist wütend. “Das ist Demokratie”, schimpft Alexander Junge, der nach eigenen Angaben eine Generalvollmacht der Erbengemeinschaft für das Grundstück besitzt. Er beschwert sich, nicht über den Abriss informiert worden zu sein. Punkt 11.38 Uhr startet der Baggerfahrer die Baumaschine. Er hatte am Morgen die Polizei gerufen, weil Junge und Pfefferkorn drohten, sich auf das Dach zu setzen. Langsam zieht er den Baggerlöffel über das Dach, sofort rutschen die porösen Ziegel herunter und zerschellen auf der Erde. Stück für Stück seziert der Baggerführer das Gebäude. Er trennt Holz, Ziegel, Metall und Müll schon beim Einreißen und verteilt alles auf die bereitstehenden Container. “Höchste Zeit, dass die alte Bude wegkommt”, sagt eine ältere Dame im Vorbeigehen. Am Gartenzaun beobachten Nachbarn und Passanten das Geschehen.

Thomas Göttsberger, dem viele alte Häuser und die Mandaukaserne in Zittau gehören, hält die Abrissverfügung des Landratsamtes für rechtswidrig, weil die Eigentümer “nicht in Verzug gesetzt”, also über die Androhung der Ersatzvornahme informiert worden seien. Ersatzvornahme bedeutet in diesem Fall, die Bauaufsicht des Landkreises lässt das einsturzgefährdete Haus anstelle des Eigentümers auf dessen Kosten abreißen.

Für den Landkreis ist der Fall eindeutig, auf Göttsbergers Vorwürfen geht man in Görlitz nicht ein. Es handele sich um ein Gebäude, das durch den jahrelangen Leerstand und die vernachlässigten Eigentümerpflichten in einen Zustand gekommen ist, durch den es zur Gefahr für die Allgemeinheit wurde, erklärt Pressesprecherin Susanne Lehmann auf Anfrage der SZ. Als erste Maßnahme zur Gefahrenabwehr erfolgte bereits die halbseitige Sperrung der Bundesstraße. Letztlich bestand eine akute Einsturzgefahr. Die nun vom Landkreis in Auftrag gegebenen Arbeiten waren daher zur Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit unumgänglich, so der Landkreis.
Bei dem Gebäude handele es sich um eines der ältesten Ostritzer Umgebindehäuser, das unbedingt erhalten werden muss, schreibt Göttsberger am Montag in einer E-Mail an den Kreis und fordert, den Abriss unverzüglich zu stoppen. Dies sei möglich, da am Montag lediglich die dem Garten zugewandte Seite des Gebäudes abgerissen wurde. Außerdem gebe es einen Ostritzer, der das Grundstück erwerben möchte. Dieser habe bereits angekündigt, Schadenersatzansprüche, die durch einen rechtswidrigen Abriss entstehen, prüfen zu lassen, schreibt Thomas Göttsberger an das Amt. Der Kreis ließ sich am Dienstag von den Einwänden des Ostritzer Stadtrats nicht beirren und lies den Rückbau fortsetzen.
Meinungen auf Facebook
Ingeborg Baake: Warum haben die Denkmalschützer das Haus dann nicht geschützt, indem sie es gepflegt haben, jetzt wo es zu spät ist, wachen sie auf. Kann man nicht verstehen.
Rolf Theurich: Da versuchen zwei “Bau-Experten”, die Sicherheit der Bevölkerung und des Straßenverkehrs zu behindern! Man begreift’s nicht!
Thomas Göttsberger: Die B 99 ist in Höhe des Gebäudes halbseitig gesperrt.
Maik Weber: Das ist natürlich besser!?! Nicht nur, dass Gefahr vom Gebäude ausgeht, ruhen wir uns darauf aus, auch noch eine Behinderung des fließenden Verkehrs, welche wiederum eine Gefahrenquelle darstellt, als Lösung anzupreisen. Es gibt einfach Dinge, die muss man mit der Zeit gehen lassen. Die Mandaukaserne in Zittau zählt da auch dazu!
Gunther Schwarzbach: Diese Denkmalschützer hätten doch das Haus kaufen können und sanieren. Aber dazu sind diese wahrscheinlich zu bequem.
Hei Drun: Wie viel Denkmalschützer haben selbst ein Denkmal oder denkmalgeschütztes Gebäude saniert? Das kostet Geld und Zeit. Diese Schreibtischtäter haben keine Ahnung.
Rolf Knothe: So ein Umgebindehaus ist nicht ewig zu halten in der Altstadt von Ostritz. Eine Begehung durch das Bauamt gab es bestimmt?
Heidemarie Zill: Manches ist einfach nur lachhaft, bezüglich Denkmalschutz.
Joachim Faitsch: Nicht das Haus ist (war) das Problem, sondern die Straße.
Bildunterschrift: Der Rest des Abrisshauses an der B99 am Dienstagnachmittag. Foto: Rafael Sampedro

Sächsische Zeitung – Zittau vom 12.02.2018, S. 15 / Lokales

Nachrichten

1 000 Euro aus Häkel-Verkauf für Mandaukaserne

Zittau. Aufgrund der großen Resonanz in der Bevölkerung wird die Aktion “Stricken und Häkeln für die Mandaukaserne” 2018 weitergeführt. Das teilen die Initiatoren, das Stadtforum Zittau und die Bürgerinitiative “Bessere Mitte”, mit. “Wer also Zeit und Muße hat, kann schon jetzt in Ruhe das ganze Jahr über entsprechende Artikel, zum Beispiel Socken, Schals, Mützen, Stulpen für Hände und Beine für unsere Zittauer Mandaukaserne stricken”, heißt es. Zudem bedanken sich die Initiatoren für das Engagement der Zittauer. Der jüngste Verkauf der gestrickten und gehäkelten Dinge Ende 2017 habe einen Betrag in Höhe von rund 1 000 Euro für die weitere Notsicherung der Mandaukaserne erbracht. (SZ)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 25.01.2018, S. 16 / Lokales

Modellbauer führt durch seine Ausstellung

Zittau. Sehenswürdigkeiten aus dem Dreiländereck und Europa stellt Modellbauer Bernd Sonsalla in der Kreuzkirche aus. Sie sind dort noch bis Sonntag, 28. Januar, zu sehen. Die Mandaukaserne steht dort in Nachbarschaft zum Gemeindehaus der Herrnhuter Brüder unweit einer Stabkirche in Norwegen und doch nah zum Zittauer Franziskanerkloster, wie das Museum in einer Pressemeldung mitteilt. Sonsalla schuf seine Modelle im Maßstab 1:50. Durch Bauaufnahmen und Fotodokumentation entstanden Modelle einzigartiger Detailtreue.

Für Sonntag, den 28. Januar, 15 Uhr, laden Bernd Sonsalla und Dr. Peter Knüvener zu einem abschließenden Rundgang ein und stellen die Kunstwerke und deren Historie vor sowie sich den Fragen der Besucher. (SZ)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 13.01.2018, S. 10 / Lokales

Exklusiver Rundgang durch Modellschau

Zittau. Die Sehenswürdigkeiten aus dem Dreiländereck und Europa liegen in Zittau nur wenige Meter voneinander entfernt: Die Mandaukaserne steht in Nachbarschaft zum Gemeinehaus der Herrnhuter Brüder unweit einer Stabkirche in Norwegen und doch nah zum Zittauer Franziskanerkloster. Erstmalig wird auch das Kaiser-Franz-Joseph-Bad (Lazne) aus Liberec ausgestellt.

Der Modellbauer Bernd Sonsalla stellt in der Zittauer Kreuzkirche bis zum 28. Januar seine detailgetreuen Modelle im Maßstab 1:50 aus. In jedem dieser Modelle stecken unzählige Stunden Arbeit, bis aus der realen Kirche eine detailgetreue Kirche en miniature wird. Sogar Orgel und Innenausstattung wurde nachgebaut. Die Innenbeleuchtung lässt die Gebäude in besonderem Licht erstrahlen.
Für Sonntag, 15 Uhr, lädt Sonsalla zu einem exklusiven Rundgang ein und stellt seine Kunstwerke (SZ)

Sächsische Zeitung – Bautzen vom 02.01.2018, S. 19 / Feuilleton

Im Kleinen
In Zittau und Senftenberg gibt es Miniaturen – zwei Ausstellungstipps für Januar.

Einst hat Bernd Sonsalla Schiffe gebaut. Doch nach der Wende gab es keine Baupläne für Modellbauer mehr. Stattdessen bot der Handel Bausätze an. “Doch das war nicht meiner Vorstellung. Nicht aus meiner Hand”, sagt der Zerspaner und Richtfunkmechaniker, der als Dreher und in verschiedenen Mechaniker-Funktionen gearbeitet hat.
In den 1990er Jahren begann Bernd Sonsalla dann damit, Gebäudemodelle zu fertigen. Mit seinem ersten Versuch, einer Nachbildung der Kirche Wang im polnischen Karpacz (Krummhübel) war der Zittauer nicht zufrieden. Doch er machte weiter. Inzwischen sind zahlreiche Modelle von Bauwerken vor allem aus dem sächsisch-polnisch-tschechischen Dreiländereck. Große Detailtreue ist Bernd Sonsalle dabei wichtig.

Einige seiner Arbeiten sind jetzt in der Heilig-Kreuz-Kirche in Zittau zu sehen, vor dem Großen Fastentuch. Darunter sind die Dorfkirche von Cunewalde, das Umgebindehaus “Alte Mangel” in Ebersbach, der Betsaal der Herrnhuter Brüdergemeine, die Kirche aus dem polnischen Opolno-Zdrój (Bad Oppelsdorf) nahe Zittau – eines von wenigen Objekten im Ort, das nicht dem Tagebau Turów weichen muss. Oder auch die riesige Zittauer Mandaukaserne mit einigen Hundert Fenstern. Rund 2 500 Arbeitsstunden stecken allein in diesem Modell, den Aufriss nicht mitgerechnet.

Momentan stellt der Modellbauer die Zittauer Klosterkirche fertig – sie ist allerdings auch in der Ausstellung zu betrachten. Außerdem entsteht unter seinen Händen das einstige Kaiser-Franz-Joseph-Bad in Liberec (Reichenberg). Es bestehe bis jetzt aus circa 2 000 Einzelteilen. “Ich habe schon über 700 Stunden daran gesessen”, so Bernd Sonsalla. Dem Bad möchte er künftig wohl noch die Poliklinik und das Liebigmuseum zugesellen – also den gesamten Kreuzungsbereich mit Straßenbahn. Die Schau in der Museumskirche zeigt zudem mehrere Pyramiden aus Holz von Bernd Sonsalla. In ihrem Aufbau greifen sie oft Details von Gotteshäusern auf.

2017

Sächsische Zeitung – Zittau vom 30.12.2017, S. 18 / Lokales

Was uns dieses Jahr bewegt hat

Die Mandaukaserne schien fast gerettet, nun ist wieder alles offen. Klar sind dagegen die Umstände eines Familiendramas. Ein Blick zurück auf 2017

Es hätte 2017 noch viel mehr für die Mandaukaserne geschehen können. Nicht, dass sich Besitzer Thomas Göttsberger sowie seine Denkmalschutz-Freunde und Helfer nicht genügend Mühe um den Erhalt und die Notsicherung des Militär-Denkmals geben würden. Aber um ein Haar hätte es sogar zu Sanierung und Wiederbelebung kommen können: Ziemlich überraschend hatte die Stadt rund vier Millionen Euro für das marode Gebäude am Martin-Wehner-Platz in Aussicht gestellt bekommen. Ihre Bewerbung mit der Mandaukaserne um Geld aus dem bundesweiten Fördermittelprogramm “Nationale Projekte des Städtebaus” – an dem sich nur Kommunen, aber keine Privatleute beteiligen dürfen – war in Berlin auf offene Ohren gestoßen. Nur reichlich 20 Vorhaben in ganz Deutschland waren ausgewählt worden, darunter ein Dokumentationszentrum für das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und die Planung für einen Tunnel unter dem Englischen Garten in München. Aus Sachsen hatte es überhaupt nur die Mandaukaserne auf die Liste geschafft. Doch dann begann der Streit um die Umsetzung. Einer der Hauptgründe für die Auseinandersetzung war die zentrale Forderung des Besitzers, dass mindestens 80 Prozent der Gebäudesubstanz erhalten bleiben müssen. In der Stadtverwaltung, die gemeinsam mit einem Projektpartner die Konzeptskizze für die Bewerbung erarbeitet und so die Aufnahme in das Förderprogramm erst möglich gemacht hatte, schüttelte man darüber den Kopf. Ihre Fachleute sind der Überzeugung, dass sich kaum Mieter oder Nutzer für die Mandaukaserne finden oder sich das Projekt zumindest nicht refinanziert, wenn die vor 150 Jahren erdachte Kubatur und die damals genutzten Materialen wieder verwendet werden müssen. Ganz zu schweigen von heutigen Anforderungen an den Brandschutz und anderen Vorgaben. Und so standen sich Göttsberger als Besitzer und die Stadt, der die Millionen in Aussicht gestellt worden waren, in einer Art Patt-Situation gegenüber. Göttsberger hätte die Millionen gern zur Rettung eingesetzt. Die Stadt ist der Meinung, dass die über 20 Millionen Euro-Wiederbelebung eine Nummer zu groß für den Ostritzer ist und wollte sie mit ihren Projekt-Partnern umsetzen. Der Besitzer durfte dennoch den Stadträten seine Pläne vorstellen – die ihnen entschieden zu unausgereift waren. Da nützte es auch nichts, dass Göttsberger beteuerte, dass aufgrund des Verfahrensstandes noch niemand konkretere Pläne hätte vorlegen können. Am Ende hätte er die Mandaukaserne sogar an die Stadt und ihre Partner verkauft – wenn seine zentrale Forderung erfüllt worden wäre. Doch dazu kam es nicht. Der Stadtrat hob den Antrag auf die Millionenförderung im September auf. Für die Mehrheit der Räte überwogen die Risiken die Chancen. Wie es nun weitergeht, ist offen. Besitzer Göttsberger möchte sich derzeit nicht zur Mandaukaserne äußern.

Bildunterschrift:
Thomas Göttsberger aus Ostritz hat die Mandaukaserne gekauft. Wie es nach dem monatelangen Kampf um die Sanierung weitergeht, ist unklar. Foto: Matthias Weber

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 22.12.2017, S. 11 / Lokales

Leserbriefe

Zur Aktion “Stricken und häkeln für die Mandaukaserne” schreibt Renate Weber aus Zittau:
Zittau-Bewahrer werden unentwegt gebraucht
Es gibt Ereignisse, die glücklich, sprachlos und demütig werden lassen, weil sie ganz einfach überwältigend auf uns einstürzen – und so hoffe ich, doch Worte zu finden, um all denen von ganzem Herzen zu danken, die mit bewundernswertem Fleiß, mit Ausdauer und vor allem unerschütterlichem Optimismus strickten, häkelten und nähten, um uns eines der schönsten und dominantesten Gebäude Zittaus zu retten und damit der Nachwelt zu erhalten und zu übergeben. Sie, liebe Zittau-Bewahrer, werden unentwegt gebraucht, können unheimlich stolz auf sich sein, dass Sie mithelfen, unsere Stadt so zu erhalten, dass sie auch nach nochmal 800 Jahren von den Einwohnern geliebt wird und man denen dankt, die dieses durch fleißige Arbeit ermöglichten. Zittau lebt – danke an Sie, die Sie mithelfen, von allen, die an die Stadt und ihre Menschen glauben.

Sächsische Zeitung – Zittau vom 18.12.2017, S. 1 / Titelseite

Zittau

Erfolg bei Aktion für Mandaukaserne

Zittau. Bei der Aktion “Stricken und Häkeln für die Mandaukaserne” sind am Wochenende rund 680 Euro zusammengekommen. Das Geld soll für die Notsicherung der Mandaukaserne genutzt werden. Die Summe ist aber noch nicht das Endresultat, denn die Aktion geht am Mittwoch in eine zweite Runde: Zum Markttag gibt es vor dem Herrenausstatter Gullus am Rathausplatz einen zweiten Strickwaren-Verkauf zur Unterstützung der Mandaukaserne.
Die Aktion findet dieses Jahr zum zweiten Mal statt: Die Zittauer waren in den vergangenen Wochen aufgerufen, Accessoires und Kleidungsstücke zu häkeln oder zu stricken. Die Sachen wurden am Sonnabend in und für die Mandaukaserne verkauft. Initiatoren der Aktion sind das Stadtforum Zittau und die Bürgerinitiative “Bessere Mitte”. (SZ)
Bericht – Seite 17

Sächsische Zeitung – Zittau vom 16.12.2017, S. 17 / Lokales

Nachrichten

Handarbeitsverkauf
für die Mandaukaserne
Zittau. Socken, Schals, Mützen und Stulpen werden am heutigen Sonnabend, ab 14 Uhr, in der Mandaukaserne zugunsten des Denkmals verkauft. Zum wiederholten Mal hatten Unterstützer aufgerufen, für die Mandaukaserne zu stricken und zu häkeln. Der Erlös wird für die Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen verwendet. (SZ/tm)
Laptops und Akkuschrauber aus Firma gestohlen
Zittau. Unbekannte sind in der Nacht zum Donnerstag in eine Zittauer Firma eingedrungen. Das meldete ein Sprecher der Polizeidirektion Görlitz. Demnach entwendeten die Diebe aus der Werkhalle an der Goethestraße einen Laptop der Marke HP sowie zwei Akkuschrauber. Ein Verantwortlicher schätzte den Schaden auf etwa 600 Euro. Polizisten sicherten Spuren vor Ort, deren Auswertung noch andauert. Die Kriminalpolizei hat die weiteren Ermittlungen aufgenommen. (SZ)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 28.11.2017, S. 15 / Lokales

Göttsberger sichert Graetzsches Haus

Der Besitzer der Mandaukaserne will sich auch in der Innenstadt engagieren. Ein Nutzungs- und Refinanzierungskonzept gibt es noch nicht.

Mancher Autofahrer stöhnt angesichts der seit August gesperrten Lindenstraße über die Kurverei durch die Innenstadt. Doch die Baustelle dient einem guten Zweck: Der neue Eigentümer, Thomas Göttsberger aus Ostritz, lässt die Gebäude um das Graetzsche Haus zwischen Innerer Weber- und Lindenstraße notsichern. Begonnen hat er mit der Rückseite, der Lindenstraße 11.

Das Graetzsche Haus gehört mit seinen Nebengebäuden wie der Lindenstraße 11 zu den bedeutendsten Barock-Ensembles der Stadt und ist exakt vor 300 Jahren fertiggestellt worden. Ein Lüneburger Kaufmann ließ es auf dem Grundstück eines ehemaligen Bierhofes errichten. Das 60 Meter tiefe Durchhaus mit einer breiten Durchfahrt und zwei Höfen ermöglichte einen regen Handelsverkehr mit Kontoren, Lagerräumen und Stallungen. In den Obergeschossen zeugten prächtig ausgestattete Wohnräume vom Wohlstand des Besitzers.

Die Lindenstraße 11 ist bereits 1712 erbaut, vor 152 Jahren aufgestockt worden und bekam so ihr heutiges Aussehen. Fast. Denn inzwischen hat der Zahn der Zeit derart an dem Gebäude genagt, dass es schief und krumm war und “der Giebel einzustürzen drohte”, wie Thomas Göttsberger sagt. Der Ostritzer ist in Zittau vor allem als Besitzer der Mandaukaserne bekannt. In seinem Wohnort sitzt er im Stadtrat und besitzt eine ganze Reihe von Immobilien. Außerdem engagiert sich der Finanzbeamte unter anderem in den Stadtforen Görlitz und Zittau, die vehement für den Erhalt denkmalgeschützter Gebäude eintreten.

Der Erhalt des Graetzschen Hauses samt Nebengebäuden in seiner historischen Form ist auch Göttsbergers Motiv für den Kauf gewesen. “Ich habe mich bereiterklärt, auch was für die Innenstadt zu machen”, sagt er mit Blick auf die Mandaukaserne. Zudem wäre es schlimm, wenn eines der Lindenstraßenhäuser einfiele, denn noch sei der Straßenzug intakt.
Im November 2016 hat Göttsberger das leerstehende Gebäude im Zentrum erworben, nur kurz nach dem Kauf des monumentalen Denkmals am Martin-Wehnert-Platz. Zuvor hat das Haus Peter Wünsche gehört, der ursprünglich aus der Gegend stammte, früh mit den Eltern nach Westdeutschland zog und dort als Unternehmer erfolgreich war. Wegen enger verwandtschaftlicher Beziehungen in der Region hatte er sich ein Häuschen in Jonsdorf ausgebaut und das prächtige Kaufmannhaus in Zittau zur Sanierung erworben. Der Bauantrag für das Projekt mit Wohnungen, Läden und Arztpraxen war 2011 laut früherer Angaben Wünsches bereits genehmigt worden. Woran die Umsetzung scheiterte, ist unklar. Wünsche, inzwischen im Rentenalter, war für eine Anfrage der SZ nicht zu erreichen. Neu-Besitzer Göttsberger sagt nur zur Notsicherung: “Er wollte es nicht mehr machen und hat einen Käufer gesucht”. Der Ostritzer hat eigenen Angaben zufolge über die Stadt von Wünsches Verkaufsabsichten erfahren.
400 000 Euro soll die Notsicherung des gesamten Graetzschen Ensembles laut Stadtentwicklungsgesellschaft kosten. Maximal 250 000 Euro davon bekommt Göttsberger als Fördermittel. Die Stadt schießt diesmal aber kein Geld zu. Wie sich Göttsbergers Anteil einmal refinanzieren soll, weiß der Ostritzer noch nicht. Er hat bisher kein Nutzungskonzept. Wohnungen favorisiert er nicht, weil das Gebäude-Ensemble dann für die Öffentlichkeit kaum noch zugänglich wäre. “Wünschenswert wäre eine öffentliche Nutzung” sagt er.
Göttsberger hat an der Lindenstraße 11 seit Mai unter anderem Deckenbalken austauschen, die barocken Schornsteinköpfe originalgetreu wieder herstellen und das Dach abdichten lassen. Die Suche nach Ziegeln hätte ihn viel Zeit gekostet, sagt er. Denn er habe 300 Jahre altes sogenanntes Barockbiber zusammengesucht. Wie lange die Notsicherung noch dauert, weiß Göttsberger nicht. “Das ist witterungsabhängig”, sagt er. Bis es so weit ist, wird die Lindenstraße wegen der Baustelle noch gesperrt bleiben müssen.
SZ-Geschichten, die inspirieren und motivieren
Bildunterschrift:
Besitzer Thomas Göttsberger lässt seit Mai die Lindenstraße 11 notsichern. Das Haus bildet die Rückseite des Gebäude-Ensembles um das Graetzsche Hauses in der Inneren Weberstraße (kleines Foto). Fotos Matthias Weber/Jens Böhme

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 21.11.2017, S. 15 / Lokales

Stadtrat Hiekisch wirft Stadtverwaltung Zensur vor

Die Mitarbeiter haben einen zur Veröffentlichung im Stadtanzeiger eingereichten Satz gestrichen. Zu Recht, heißt es aus dem Rathaus.

Stadtrat Torsten Hiekisch (Bürgerbündnis) hat erneut die Stadtverwaltung scharf kritisiert: “Die Rathausspitze unter Oberbürgermeister Thomas Zenker hat die von Stadtrat Torsten Hiekisch verfasste Kritik am OB im Rahmen eines Beitrages im Zittauer Stadtanzeiger zensiert”, meldete sich der Hirschfelder bei Facebook zu Wort. Bei seiner Kritik geht um die jeden Monat von den Stadtratsfraktionen und -gruppen veröffentlichten Beiträge im Stadtanzeiger, den die Stadt verantwortet. Aus dem Bürgerbündnis-Beitrag für das Oktober-Heft ist folgender Satz gestrichen, also nicht veröffentlich worden: “Dass OB Zenker sein Rederecht zur Stadtratssitzung ausschweifend ausnutzte, um die aktuelle Konzeptstudie (zur Mandaukaserne, Anm. der Red.) in Grund und Boden zu reden, wenige Minuten später die Kosten zur Bewerbung als Kulturhauptstadt augenscheinlich dann jedoch nebensächlich schienen, ist beredtes Zeugnis, wie er als OB agiert.”
Die Verwaltung bestreitet nicht, den Satz gestrichen zu haben. Sie beruft sich auf die Redaktionsrichtlinie für den Stadtanzeiger, die der Rat selbst beschlossen hat. Darin heißt es: “Im Amtsblatt werden nicht veröffentlicht: Berichte, die gegen die Stadt Zittau oder Einzelne gerichtet sind oder Angriffe auf Dritte enthalten.” Der OB selber war zum Zeitpunkt der Entscheidung eigenen Angaben zufolge im Urlaub.

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 20.11.2017, S. 14 / Lokales

Stricken und Häkeln für die Mandaukaserne

Zittau. Auch in diesem Jahr gibt es wieder die Aktion “Stricken und Häkeln für die Mandaukaserne”. Diese originelle Idee hatte sich die Zittauerin Renate Weber erstmals für das Jahr 2016 einfallen lassen. Alle Zittauer sind aufgerufen, Socken, Schals, Mützen, Stulpen für Hände und Beine oder andere Bekleidung zu stricken oder zu häkeln, informieren die Initiatoren.
Die fertigen Handarbeiten können jederzeit beim Herrenausstatter Gullus am Rathausplatz in Zittau abgegeben werden. Der Verkauf der Handarbeiten findet dann am 16. Dezember, in der Zeit von 14 bis 17 Uhr, in der Mandaukaserne statt. Der Erlös aus dem Verkauf der Strick- und Häkelwaren fließt in die weitere Notsicherung der Mandaukaserne. Initiiert wird die Aktion vom Stadtforum Zittau und der Bürgerinitiative “Bessere Mitte”. (SZ)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 24.10.2017, S. 15 / Lokales

Mandaukaserne bei der Zittauer Kulturnacht ausgeladen
Die Stadtverwaltung befürchtet, dass den Kultureinrichtungen Besucher entzogen werden.

Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) hat den Besitzer der Mandaukaserne, Thomas Göttsberger, per Brief darüber informiert, dass die Stadt kein Interesse an dessen Teilnahme an der Zittauer Kulturnacht am kommenden Sonnabend habe. Göttsberger plante “Führungen im Fackelschein” durch das Baudenkmal und hatte diese Veranstaltung bei der Stadtverwaltung angemeldet. Die Initiative stieß bei der Stadt auf wenig Begeisterung, weil die Organisatoren befürchten, dass den Kultureinrichtungen die Besucher entzogen werden. Dies sei umso problematischer, als das die Einrichtungen auf Eintrittsgelder angewiesen seien, schreibt Zenker in seinem Brief zur Begründung. “Die Mandaukaserne ist in dem Sinne keine Kultureinrichtung und das angedachte Format nicht unterstützenswert”, so der Oberbürgermeister. Das Kulturreferat der Stadtverwaltung werde die geplante Veranstaltung in der Mandaukaserne deshalb nicht in das Programmheft aufnehmen, kündigt er an.

Das Stadtforum Zittau, dem Göttsberger angehört, bedauert die Entscheidung des OB und kritisiert, dass gerade in Zeiten, in denen Zittau sich für den Titel “Kulturhauptstadt Europas” im Jahr 2025 bewerben möchte, bürgerschaftliches Engagement nicht behindert, sondern gefördert werden sollte. Eine Kulturhauptstadt bestünde gerade aus kreativen Aktionen vieler Bürger, die sich für eine lebendige Stadt einbringen, so Stadtforum-Vorstand Silvio Thamm in einer Presseerklärung.

Zahlreiche Anfragen aus der Bevölkerung würden zudem zeigen, dass das Interesse der Öffentlichkeit an der Mandaukaserne und an einer temporären Zugänglichkeit, bestünde. Das Stadtforum weist darauf hin, dass Zenker im Wahlkampf großen Wert auf Bürgerbeteiligung gelegt habe. Wann und wie diese Beteiligung erfolge, sollte man den Bürgern überlassen, so das Stadtforum.

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 30.09.2017, S. 1 / Titelseite

Zittau

Aus für Sanierung der Mandaukaserne

Zittau. Die Mandaukaserne wird zumindest vorerst nicht saniert und wiederbelebt. Der Zittauer Stadtrat hat am Donnerstagabend entschieden, den Antrag auf die Förderung aus dem Bundesprogramm “Nationale Projekte des Städtebaus” nicht aufrecht zu erhalten. Damit verzichtet die Stadt auf einen Zuschuss in Höhe von knapp 3,9 Millionen Euro.
Vor allem zwei Gründe führten zu der Entscheidung. Zum einen war dem Stadtrat das Nutzungs- und Finanzierungskonzept des Eigentümers nicht ausgereift genug. Zum anderen scheute er das Risiko angesichts anderer Aufgaben, möglicherweise weit über eine Million Euro zuzahlen zu müssen. Dieser Eigenanteil der Stadt ist eine Bedingung für den Zuschuss aus dem Bundesprogramm. Er kann allerdings auch von Dritten übernommen werden. (SZ/tm)
Bericht – Seite 19

Sächsische Zeitung – Zittau vom 30.09.2017, S. 19 / Lokales

Zittau verzichtet auf Millionen für Mandaukaserne
Das Konzept des Eigentümers hat die Stadt nicht überzeugt. Noch ist die Tür aber nicht zu.

Eigentümer Thomas Göttsberger muss zumindest vorerst ohne Zittaus Unterstützung bei der Wiederbelebung der Mandaukaserne auskommen: Die Stadt wird ihren Antrag auf Fördermittel aus dem Bundesprogramm “Nationale Projekte des Städtebaus” nicht aufrechterhalten. Das hat der Stadtrat am Donnerstagabend bei sechs Enthaltungen mit zehn zu fünf Stimmen entschieden. Damit verzichtet Zittau auf den vom Bund für die Mandaukaserne in Aussicht gestellten Zuschuss in Höhe von fast 3,9 Millionen Euro.

Nutzungskonzept nicht ausgereift

Aus der langen Diskussion kristallisierten sich zwei Hauptgründe ab, warum Zittau den Weg zur Millionenförderung nicht weiter beschreitet. Zum einen waren den Stadträten das vorgelegte Finanzierungs- und das Nutzungskonzept des Eigentümers zu unkonkret. “Die Finanzierung steht in meinen Augen in keinster Weise”, sagte zum Beispiel Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm), der von der ersten Minute an kein Hehl daraus machte, dass er das Projekt derzeit für nicht umsetzungsreif hält und den finalen Antrag auf die Millionenförderung nicht unterschrieben hätte. Man entscheide “nicht für oder gegen die Mandaukaserne, sondern für oder gegen ein Projekt – aber dafür müsste eins vorliegen”, machte auch CDU-Fraktionschef Andreas Johne klar, wie er Göttsbergers Nutzungskonzept bewertet.
Laut Vorstellung des Konzepts im August-Stadtrat könnte sich Göttsberger neben der Mehrzweckhalle hinter der Mandaukaserne in dem Gebäude selber Umkleideräume, Büros für Firmen oder Verwaltungen, Wohnungen oder ein Sportlerhotel mit 60 Betten vorstellen. Von der Stadt übernommen hat er die Idee, dass die Hochschule zum Beispiel mit Laboren einzieht. Vor- oder gar fertige Mietverträge konnte er nicht vorlegen. Auch die Frage der Räte, wie er sich an der Finanzierung beteiligen will, ließ der Ostritzer offen. Nach dem Stadtrat warb er in dessen Ausschüssen und Fraktionen sowie mit einem Brief an alle Stadträte für das Konzept. Dabei machte er mehrfach auf die Schwierigkeiten aufmerksam, mit denen er kämpft: Die Hochschule als potenzieller Hauptmieter positioniert sich frühestens am Jahresende zu ihrem künftigem Platzbedarf. Erst dann besteht überhaupt die Möglichkeit, Verhandlungen aufzunehmen. Ohne Mieter bekommt aber kein Investor eine Bankzusage für die Finanzierung …
Göttsberger hatte in seinem Brief an die Räte auch noch einmal angeboten, die Kaserne an die Stadt zu verkaufen. Als Bedingungen dafür formulierte er unter anderem die denkmalgerechte Sanierung durch die Stadt, dass nur die Stadt Eigentümer werden darf und für immer bleiben muss, die Stadt die Kaserne für “ewige Zeit erhalten muss”, sie anderenfalls an ihn zurückfällt und kein Dritter Nutzungsrechte erhalten darf. OB Zenker machte im Stadtrat deutlich, dass diese Bedingungen unerfüllbar sind. Bei der Debatte im Stadtrat wurde diese Option auch nicht mehr thematisiert.
Der andere Grund, aus dem Zittau nun aus dem Projekt aussteigt, ist der hohe Eigenanteil, den die Stadt noch auf den Bundeszuschuss drauflegen müsste. Dieser darf zu einem Großteil von Dritten übernommen werden. Der ursprüngliche Projektpartner der Stadt hatte die Übernahme zugesichert. Dem neuen Eigentümer traute der Stadtrat nicht zu, dass auch dieser der Stadt die finanzielle Last abnimmt. Das Risiko, 1,3 Millionen Euro zahlen zu müssen, könne sich die Stadt aber angesichts anderer Aufgaben nicht leisten, sagte Andreas Mannschott (FBZ). “Tatsächlich hatte ich jedoch angeboten, zwei Drittel zu übernehmen, sodass die Stadt einen Eigenanteil von rund 400 000 Euro hätte leisten müssen”, teilte Göttsberger im Nachgang der Sitzung der SZ mit.
Generelle Zweifel am Eigentümer
Der OB und die Zkm-Fraktion äußerten generelle Zweifel daran, dass Göttsberger das auf rund 24 Millionen Euro geschätzte Projekt als Privatperson stemmen kann.
Zumindest Bedenken, ob die Stadt schon endgültig aussteigen muss, meldeten Matthias Böhm (Grüne), Torsten Hiekisch (BB) und die Fraktion FUW/FBZ/FDP an. So zollte Thomas Krusekopf (parteilos) Göttsberger Respekt, dass er sich privat an so ein Projekt wagt. Man solle ihm doch noch Zeit geben, belastbarere Unterlagen vorzulegen, schlug Fraktionskollege Thomas Kurze (FBZ) vor. Darum hatte Göttsberger selbst noch einmal gebeten, als ihm der Stadt erneut das Rederecht einräumte. Jörg Gullus (FDP) erinnerte daran, dass in Göttsbergers Konzept der Bau einer Turnhalle steht und Zittau dringend überdachte Sportflächen braucht.
Der Stadtratsbeschluss war nötig, weil der Bund eine Positionierung der Stadt im September gefordert hatte. Eigentlich hätte der Antrag samt Finanzierungs- und Nutzungskonzept bereits Monate eher eingereicht sein müssen. Damals bekamen Stadt und Göttsberger noch Aufschub.
Aus dem Bundes-Fördertopf können nur Kommunen Geld abschöpfen. Deshalb hatte Zittau einen Antrag gestellt, den die Stadt zusammen mit einem Projektpartner erarbeitet hatte. Göttsberger hatte die Kaserne aber in der Zwischenzeit gekauft, um die denkmalgerechte Sanierung durchzusetzen und Spekulanten vorzubeugen. Damit war der Projektpartner der Stadt aus und Göttsberger in dem Spiel.
Göttsberger bedauert Entscheidung
Der Eigentümer der Mandaukaserne bedauert die Entscheidung des Zittauer Stadtrats. “Damit hat sich Zittau eine große Chance vertan”, teilte er am gestrigen Freitag mit. Er bedankt sich bei den vielen Unterstützern und Helfern, die sich engagiert für die Mandaukaserne einsetzen.
Komplett abreißen lassen will die Stadt die Verbindung zu Göttsberger nicht. Der OB will dem Bund mitteilen, dass die Stadt die Mandaukaserne weiter als wichtiges Gebäude ansieht und darum bitten, einen eventuellen neuen Antrag später wohlwollend zu prüfen. Auch habe er Göttsberger Hilfe bei der weiteren Notsicherung der Mandaukaserne zugesagt, so der OB, der wie alle Stadträte betonte, dass das Gebäude ein wichtiges für Zittau ist. Zudem wurden Stadtverwaltung und OB unter anderem vom FUW/FBZ/FDP-Fraktionschef Krusekopf gebeten, Göttsberger bei anderen Projekten weiter zu unterstützen. So hat der Ostritzer unter anderem das Graetzsche Haus zwischen Innerer Weberstraße und Lindenstraße gekauft. Das Gebäude wird derzeit notgesichert.

Bildunterschrift:
Abgelehnt: So stellte sich Eigentümer Thomas Göttsberger die Mandaukaserne nach der Sanierung vor. Doch daraus wird nichts, weil ihn die Stadt nicht weiter unterstützt, Grafik: Björn Mühlberg/Montage: SZ-Bildstelle

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 28.09.2017, S. 17 / Lokales

Göttsberger wirbt bei Stadträten

Zittau. Thomas Göttsberger hat sich mit einem persönlichen Brief an die Stadträte gewandt und für die Mandaukaserne geworben. Der Brief liegt der SZ-Redaktion vor. Der Stadtrat entscheidet in seiner Sitzung am Donnerstag, ob die Stadt Zittau die Teilnahme am Projekt “Nationale Projekte des Städtebaus” fortführt. Da Göttsbergers Pläne von den ursprünglichen Plänen der Stadt erheblich abweichen, bezweifelt die Verwaltung die Förderfähigkeit des Projektes. In dem Brief versucht Göttsberger, bestehende Zweifel an der Durchführbarkeit seines Konzepts auszuräumen. Er fügt ein Schreiben der hiesigen Sparkasse an, die eine Finanzierung der Mandaukaserne nach Prüfung der Kapitaldienstfähigkeit nach Vorlage langfristiger Mietverträge und solventer Mieter zusagt. Sollte sich herausstellen, dass ein privater Eigentümer das Vorhaben nicht umsetzen könne, bietet Göttsberger an, die Immobilie an die Stadt zu verkaufen, stellt aber Bedingungen für die denkmalgerechte Sanierung. (mh)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 27.09.2017, S. 17 / Lokales

Entscheidung über Mandaukaserne

Zittau. Der Zittauer Stadtrat soll am Donnerstag in seiner Sitzung darüber befinden, ob die Stadt ihren Antrag auf die Millionen-Förderung des Bundes zur Wiederbelebung der Mandaukaserne aufrecht erhält. Zwar formuliert die Stadtverwaltung in der Beschlussvorlage erhebliche Zweifel am Konzept von Mandaukasernen-Besitzer Thomas Göttsberger. Dennoch schlägt sie vor, dass der Stadtrat “den Oberbürgermeister beauftragt, alle notwendigen Schritte zur Fortführung der Teilnahme der Stadt Zittau mit dem Objekt Mandaukaserne am Projekt “Nationale Projekte des Städtebaus” vorzunehmen.”
Den Zuschuss aus dem Fördertopf bekommen nur Kommunen, die ihn an Eigentümer weitergeben können. Grundlage für die Aufnahme der Mandaukaserne in das Förderprogramm war ein Konzept der Stadt. Das von Eigentümer Göttsberger vorgelegte Papier sieht dagegen zum Beispiel Wohnungen in der Mandaukaserne vor. Das würde aber “den “stadtentwicklerischen Druck” auf die Innenstadt erhöhen”, heißt es in der Beschlussvorlage. Das will die Stadt aber auf keinen Fall. (SZ/tm)
Termin öffentliche Sitzung des Stadtrates: Donnerstag, 17 Uhr Bürgersaal im Rathaus

Sächsische Zeitung – Zittau vom 16.09.2017, S. 9 / Lokales

Nachrichten

Zittau. Die Freien Bürger treffen sich am Dienstag, von 18 bis 20 Uhr, zur Vorbereitung auf die kommende Stadtratssitzung im Wirtshaus “Zum Alten Sack”. Das teilt diese mit. Unter anderem wollen die Mitglieder erfahren, wie die Bürger zu einer möglichen Bewerbung der Stadt Zittau um den Titel “Kulturhauptstadt Europas 2025” stehen und aufgrund der Mandaukaserne zum Programm “Nationale Projekte des Städtebaus 2017”. Zudem steht eine Beratung über das zu beschließende energiepolitische Arbeitsprogramm von Zittau für den Zeitraum 2017 bis 2020 an. (SZ)

Sächsische Zeitung – Dresden vom 11.09.2017, S. 6 / Politik

Offene Kaserne

Mehr als 700 Gebäude hatten zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag in Sachsen ihre Türen für Besucher geöffnet. Darunter war die Mandaukaserne in Zittau. Ein Besucher genießt vom Treppenhaus, das die sieben Stockwerke verbindet, den Ausblick aus dem ab 1868 errichteten Areal in Ostsachsen. Bundesweit standen mehr als 7 500 Denkmale offen, darunter Burgen, Rathäuser und Schlösser. In Sachsen wurde der Denkmalstag auf Schloss Hartenfels in Torgau eröffnet. Eine neue Schau widmet sich dort Kurfürst Johann Friedrich I. Foto: Rafael Sampedro

Sächsische Zeitung – Zittau vom 11.09.2017, S. 15 / Lokales

Hier ist sonst abgeschlossen

Unzählige Stufen auf- und absteigen, Türen öffnen, die sonst verschlossen sind – das haben sich am Sonntag viele nicht entgehen lassen. Zahlreiche Anwohner und Besucher haben sich zum Tag des Denkmals in Zittau auf den Weg gemacht. Zum Beispiel zur 150 Jahre alten Hauptturnhalle, die derzeit saniert wird und in der 2018 wieder Sport getrieben werden soll. Oder zur Brunnenstraße 21, einst eines der wertvollsten Kaufmannshäuser Zittaus. Oder zum Klassiker: der Mandaukaserne. (SZ) Fotos Rafael Sampedro

Sächsische Zeitung – Zittau vom 08.09.2017, S. 8 / Lokales

Landkreis

Denkmale öffnen ihre Türen
“Macht und Pracht” heißt das Motto des Denkmaltages.

An vielen Orten im Landkreis öffnen am Sonntag, ab 10 Uhr, Denkmale ihre Türen. Das Motto des diesjährigen Denkmaltages heißt “Macht und Pracht”. Dieses bietet Anlass, beim Besuch der geöffneten Denkmale der Frage nachzugehen, welcher Gattung die jeweiligen Denkmale eher zugehören: “Macht und Pracht” oder eben dem weiten Feld des Schlichten und Bescheidenen.

Höhepunkte in Görlitz sind das Forellhaus (Promenadenstraße 57), in das die Besucher seit Langem wieder einen Blick werfen können, das sanierte Stallgewölbe im Tauchritzer Gutshof und die deutschlandweit bedeutsame Sgraffito-Fassade des Ober-Neundorfer Schlosses. Auf dem Untermarkt wird es einen Handwerkermarkt mit 30 Teilnehmern geben. Der Förderverein der Stadthalle hat Musik im Großen Saal organisiert, der ebenfalls besichtigt werden kann. Aus Sicherheitsgründen darf allerdings immer nur eine bestimmte Zahl von Besuchern gleichzeitig in den Saal.
In Zittau werden viele Besucher sicherlich die Mandaukaserne aufsuchen, in der es Führungen geben wird. Auch die noch im Umbau befindliche Hauptturnhalle, der ehemalige “Sächsische Hof” auf der Neustadt sowie das Gerhart-Hauptmann-Theater sind zu besichtigen.
Viele Orte machen beim Denkmaltag mit. In Bad Muskau zum Beispiel kann man den seit Jahren leer stehenden Brauereikomplex besichtigen.
Die am Denkmaltag geöffneten Gebäude sind in der Regel von 10 bis 18 Uhr anzuschauen. (SZ)
Bildunterschrift:
Vor einem Jahr gab es in der Görlitzer Stadthalle noch den letzten Tanz auf dem Parkett des großen Saales. Inzwischen ist der Fußboden raus. Wer es sich anschauen will, hat am Sonntag die Chance. Foto: Nikolai Schmidt

Sächsische Zeitung – Zittau vom 08.09.2017, S. 9 / Lokales

Stadtgespräch

Ostritzer Glücksfee

Eigentlich ist Ostritz Bürgermeisterin Marion Prange (parteilos) zum jüngsten Zittauer Stadtrat gekommen, um sich privat die Präsentation des Ostritzers Thomas Göttsberger zur Zukunft seiner Mandaukaserne anzusehen. Aber wie es der Zufall wollte, brauchten die Zittauer an diesem Abend eine Glücksfee, um das Patt bei der Wahl der Mitglieder für den Vorstand der neuen Museumsstiftung “Franzikanerkloster” per Los-Entscheid aufzuheben. Frau Prange kam der Bitte mit einem Lächeln nach, schwebte im dunklen Kleid elegant durch den Bürgersaal und verschaffte der Linken und Zkm einen Sitz in dem Gremium. Ob die unterlegene FUW/FBZ/FDP-Fraktion auch von der Ostritzer Glücksfee angetan war, ist nicht überliefert. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 07.09.2017, S. 18 / Lokales

Festveranstaltung zum Tag des offenen Denkmals
Gemeinsam mit der Partnerstadt Liberec bietet Zittau ein vielfältiges Programm am Wochenende.

Mit einem vielfältigen Programm locken die Partnerstädte Zittau und Liberec am 9. und 10. September zum diesjährigen Tag des offenen Denkmals. Dieser steht in diesem Jahr unter dem Motto “Macht und Pracht”, welches in unterschiedlichen Kunstaktionen, musikalischen Darbietungen und Ausstellungen präsentiert wird.
Einen Höhepunkt wird am Sonnabend die gemeinsame Festveranstaltung bilden, die um 18 Uhr in der Klosterkirche inmitten der viel beachteten Epitaphienausstellung in Zittau stattfinden wird. Die Eröffnungsveranstaltung des Tages des offenen Denkmals findet dabei im Rahmen des deutsch-tschechischen Projekts “Epitaphien & Musik – Scratch 2017”, welches von der Europäischen Union gefördert wird, statt.

Der Sonnabend steht ansonsten im Zeichen von Liberec, wo unter anderem die Ausstellung “Die vergessene Geschichte der Stadt Liberec” die wichtigsten Meilensteine der Geschichte von Liberec – Reichenberg aufzeigt. Zudem warten mehrere Workshops oder der Lufschutzbunker auf die Besucher.
Am Sonntag, dem 10. September, öffnen schließlich in Zittau und den Ortsteilen Hartau, Hirschfelde und Wittgendorf sowie und den Kurorten Lückendorf und Oybin die Denkmäler zwischen 10 und 17 Uhr ihre Pforten. Im Mittelpunkt stehen dabei Ausstellungen etwa im Kronenkino oder der Schkola – Ergodia. (SZ)

Besichtigungsobjekte (Auszug)
Kunst/Künstler
Geöffnete Kulturdenkmäler in Liberec (9.September): Rathaus, Ausstellung – Die vergessene Geschichte der Stadt Liberec; Luftschutzbunker; Bürgerhaus; Kirche zum Heiligen Kreuz; Wallensteinhäuser, Appelthaus, Kirche des heiligen Antonius, Villa von Johann Liebieg dem Jüngeren, Villa Stross, Volksgarten, Nordböhmisches Museum, Stadtbad, Technisches Museum, Untere Kaserne, Kirche des heiligen Vinzenz aus Paula, Marienkapelle, Kirche des heiligen Bonifatius, Berghotel Jea ted Geöffnete Denkmäler in Vratislavice nad Nisou: Dreifaltigkeitskirche, Wasser- und Bekohlungsturm
Geöffnete Kulturdenkmäler, Ausstellungs- und Veranstaltungsorte in Zittau und Ortsteilen (10. September): Kronenkino, Böhmische Str. 32, Brinitzer-Str. 4 b, Schkola-Ergodia, Kreuzkirche und Friedhof, Wasserturm, Lutherhaus, Wächterhaus, Innere Weberstraße 18, Graetzsches Haus, Innere Weberstraße 34, ehem. Fischhaus, Johanniskirche, Altes Gymnasium, Petri-Pauli-Kirche und Franziskanerkloster, Kath. Mariae-Heimsuchung-Kirche, Emil-Vereinshaus, Rathaus, Markt 1, Noacksches Haus, Hospitalkirche, Mandaukaserne, Vereinshaus Milchstraße, Ehemaliger Sächsischer Hof, Zwei Kronen Haus, Schauburg, Reitbahnstraße 1, Hauptturnhalle, Brunnenstraße 21, Theater, Jüdischer Friedhof, Pilgerhäusl Hirschfelde, Wassermühle Wittgendorf, Röhrhäusel/Ortsführung Hartau
Stadtrundgänge bzw. Führungen des begleitenden Programms:
Führung Macht und Pracht. Grüfte und Gräber auf dem Kreuzkirchenfriedhof mit Herrn Dr. Pietschmann 12 und 14 Uhr; Führung Macht und Pracht – Zittaus Epitaphienschatz mit Herrn Dr. Knüvener 16 Uhr; Vortrag zur Theatergeschichte im Gerhart-Hauptmann-Theater mit Herrn Prof. Dr. Tomlow 10 Uhr und 11.30 Uhr mit anschließender Führung durch das Gerhart-Hauptmann-Theater mit Herrn Sawade; Stadtbilder – Zweiter Teil eines Spaziergangs durch Zittau, Zittauer Geschichts- und Museumsverein e.V., beginnend 10.30 Uhr Treff am Rathaus/Tourismuszentrum
Ausstellungen, Konzerte und Aktionskunst:
Künstler des Oberlausitzer Kunstvereins sowie weitere Künstler stellen zeitgenössische Kunst in den Gebäuden Reitbahnstraße 1, Innere Weberstraße 20 sowie Innere Weberstraße 44 aus; Musikdarbietungen (jeweils 20 Minuten): Musikgruppe Camerata aus Liberec, 10 Uhr; Musikalischer Auftakt für den Tag des offenen Denkmals und die Ausstellung Denk-mal Kunst vor dem Rathaus Markt 1 (Marktseite), 11 Uhr; vor dem Rathaus Markt 1 (Marktseite) Zittauer Stadtpfeifer (Trompetenquartett) , 11.15 Uhr; vor dem Gerhart-Hauptmann-Theater, 12 Uhr; Neustadt, Tango Amoratato – Argentinischer Tango, 14, 15 und 16 Uhr Neustadt 35/37

Sächsische Zeitung – Zittau vom 05.09.2017, S. 15 / Lokales

Göttsberger will Hinterhaus der Mandaukaserne abreißen

Der Eigentümer und Denkmalschützer hat im Stadtrat seine Pläne für das historische Gebäude vorgestellt. Die Reaktionen darauf tendieren alle in eine Richtung.

Im feinen Zwirn ist Mandaukasernen-Eigentümer Thomas Göttsberger jetzt vor den Zittauer Stadtrat getreten, um seine Pläne für das historische Gebäude zu präsentieren. Der Grund dafür: In diesem Monat wollen die Zittauer darüber beraten, ob sie ihren Antrag auf die Fördermittel in Höhe von knapp vier Millionen Euro für die Belebung des Denkmals aus dem Bundesprogramm “Nationale Projekte des Städtebaus” aufrechterhalten. Das Förderprogramm richtet sich an Städte. Sie dürfen das Geld an Private weiterleiten, müssen sich aber finanziell beteiligen. Die Präsentation selber überließ der Ostritzer Andreas Vogel früheren Geschäftsführer des Vereins Görlitzer Fortbildungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege und, aktuell wie Göttsberger Mitglied im Stadtforum Görlitz. Zuvor erinnerte Göttsberger noch einmal daran, dass vor zwei Jahren der Abriss der Mandaukaserne schon mal beschlossene Sache war. Dann gab es wieder Hoffnung und damit eine Aufbruchstimmung. Der Denkmalschützer appellierte an den Stadtrat, diese Stimmung zu nutzen und mit ihm dafür zu kämpfen, dass das stadtbildprägende Gebäude an zwei wichtigen Ausfallstraßen und als Bindeglied zwischen Alt- und Südvorstadt erhalten bleibt.

Nutzung: Wohnungen, Umkleideräume, Büros, Mehrzweckhalle, Labore
Getreu des städtischen Konzepts zum Antrag auf die Bundesfördermittel spielt auch in Göttsbergers Vorstellungen der Neubau einer großen Sporthalle, die für Veranstaltungen genutzt werden kann, eine zentrale Rolle. Allerdings soll sie nun nicht mehr an die Mandaukaserne angebaut, sondern ein Stück entfernt errichtet werden – auf dem Platz, auf dem jetzt noch das marode Hinterhaus steht. Das solle abgerissen werden, hieß es während der Präsentation. Stadtrat Dietrich Thiele (FUW) wollte in der Fragerunde danach wissen, warum die Halle versetzt werden soll. “Das hat gestalterische Gründe”, sagte Göttsberger. Der Neubau soll die Ansicht der Mandaukaserne nicht stören. Im Südflügel könnten Umkleideräume für die Sporthalle entstehen. Eventuell wird von dort zur Halle ein Gang errichtet. Für das restliche Gebäude kann sich Göttsberger Büros für Firmen oder Verwaltungen, Wohnungen oder ein Sportlerhotel mit 60 Betten vorstellen. Ebenfalls von der Stadt übernommen hat er die Idee, dass die Hochschule zum Beispiel mit Laboren in die Mandaukaserne zieht. “Sie merken schon, das Gebäude hat Potenzial”, sagte Vogel. Allerdings gibt es noch lange nicht genügend Ideen für die gesamte Mandaukaserne. Zudem müssen rund 140 Parkplätze gebaut werden. Doch dafür reicht der Platz nicht, so dass Göttsberger Nachbargrundstücke erwerben müsste.
Sanierung/Bau: Eigentümer arbeitet schon an Fachplanungen
Der bauliche Zustand der Mandaukaserne sei sehr schlecht, sagte Göttsberger. Ohne die Fördermittel sei die Sanierung nicht zu stemmen. Andreas Vogel erinnerte daran, dass Göttsberger, weitere Denkmalschützer und Helder ab April 2016 den Südturm der Mandaukaserne gerettet und danach den Nordflügel gesichert haben. Nun sind bereits Fachplanungen für die Sanierung angelaufen. Göttsberger will mindestens 80 Prozent der Bausubstanz erhalten.
Finanzierung: Sanierungs- und Baukosten basieren auf Fördermitteln
Eigentümer Thomas Göttsberger geht davon aus, dass die Sanierung der Mandaukaserne 16,7 Millionen Euro kosten wird. Dazu kommt der Bau der Dreifelder-Halle. Sie schlägt mit 7,9 Millionen Euro zu Buche. Darin noch nicht enthalten ist der notwendige Bau von Parkplätzen. Göttsberger selber will die Planung und Entwicklung bis hin zu Abschlüssen von Verträgen mit potenziellen Mietern zahlen. Die Baukosten sollen über die Fördermittel des Bundes und dem dazugehörigen Eigenanteil der Stadt sowie einem Kredit zusammenkommen. “Wenn es Mieter gibt, gibt es auch Banken, die das Projekt begleiten”, sagte Göttsberger in der Fragerunde nach der Präsentation. Die mehrfache Anfrage, wie viel er selbst in den Bau zu stecken gedenkt, beantwortete er nicht. “Ich kann nicht den Alleinunterhalter geben”, sagte er. “Ich bin darauf angewiesen, dass alle mitwirken.” Entscheidend seien also Vorverträge mit potenziellen Mietern, stellte Bürgerbündnis-Stadtrat Torsten Hiekisch fest. Zkm-Fraktionschef Thomas Schwitzky wollte wissen, ob es dazu bereits Gespräche gebe. Ja, sagte Göttsberger. “Es ist aber nicht so, dass ich schon sagen könnte: Hier ist ein Mietvertrag.” So hat sich zum Beispiel die Hochschule noch nicht positioniert, ob sie tatsächlich Räume in der Mandaukaserne mieten würde. Sie prüft ihren künftigen Raumbedarf noch und will sich laut Göttsberger erst um den Jahreswechsel äußern. Eine, wenn nicht die Haupteinnahmequelle soll, wie im Konzept der Stadt vorgesehen der Schulsport und der Veranstaltungsbetrieb in der zu errichtenden Halle sein. “Das Leben besteht aus Kompromissen”, kommentierte Göttsberger die Übernahme des Stadtkonzepts und die dafür nötige Errichtung des Neubaus. Reaktionen: Stadträte sehen Projekt eher kritisch
Da in diesem Monat in den Ausschüssen weiterdiskutiert wird, gab es nur wenige Bewertungen der Präsentation. Die aber hatten es in sich: “Was vorgestellt wurde, überzeugt mich nicht”, sagte Gerd Witke (CDU), der bis zur Rente Chef der Zittauer Bauaufsicht war. “Das ist Null.” Auch CDU-Fraktionschef Andreas Johne sagte angesichts von fehlenden Aussagen zur Finanzierung und zum Nutzungskonzept: “Ich habe meine Zweifel.” Er kann sich auch nicht vorstellen, dass noch einmal Wohnungen in der Mandaukaserne entstehen. Christian Lange (SPD) machte ebenfalls deutlich, dass ihm das Konzept inhaltlich zu dünn ist. Eigentümer Göttsberger konterte: “Wir stehen noch ganz am Anfang.”
Bildunterschrift: So soll die Mandaukaserne nach den Plänen des Eigentümers, Thomas Göttsberger aus Ostritz, aussehen, wenn sie eines Tages saniert sein sollte. Auf dem kleinen Bild ist der derzeitige Zustand zu sehen. Grafik: Björn Mühlberg/Repro: SZ-Bildstelle/Archivbild: Thomas Eichler

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 30.08.2017, S. 15 / Lokales

Macht und Pracht

Zittau. Voriges Jahr sind Besucher scharenweise zum Tag des offenen Denkmals zur Mandaukaserne gepilgert, um einen Blick ins Gebäude zu werfen. Auch beim diesjährigen “Tag des offenen Denkmals” ist das möglich. Am 10. September öffnen sich erneut die Türen des riesigen Gebäudes. Es werden Führungen angeboten, wie Eigentümer Thomas Göttsberger informiert. Buchverkauf, Trödelmarkt und ein Imbiss runden den Denkmaltag ab. Regionale Künstler präsentieren in einer Ausstellung Malerei und Fotografie. Ansichten und Fotos aus alter Zeit werden gezeigt. Darüber hinaus sind Modellbauten der Mandaukaserne zu sehen. Gleichzeitig kann man mit den Kasernenrettern ins Gespräch kommen. Diesen Donnerstag stellt Göttsberger bereits in der Stadtratssitzung sein Sanierungsprojekt vor. Vielleicht gelingt auch ein Blick auf die “ersten Bewohner” der Zittauer Mandaukaserne nach jahrelangem Leerstand. Im Nordflügel haben sich abermals Turmfalken niedergelassen, die hier ihren Nachwuchs aufziehen.
Die Mandaukaserne ist eines von vielen Denkmälern, die öffnen. Mehr als 30 Gebäude können besichtigt werden, darunter zahlreiche Gotteshäuser wie die Johannis-, Kreuz- und Marienkirche, das Noacksche Haus, die noch im Umbau befindliche Hauptturnhalle, der ehemalige “Sächsische Hof” auf der Neustadt sowie das Gerhart-Hauptmann-Theater. Die Denkmäler präsentieren sich unter dem Motto “Macht und Pracht”. (SZ/jl)
Bildunterschrift:
Schon im Vorjahr öffnete die Mandaukaserne (großes Foto) in Zittau ihre Türen am Denkmaltag und gehörte zu den Besuchermagneten an diesem Tag. Auch diesmal kann ein Blick hinter die Mauern geworfen werden – so wie beispielsweise auch bei der Johanniskirche (kleines Foto oben) und dem Pilgerhäusl in Hirschfelde (kleines Foto unten), das zu den wenigen geöffneten Denkmälern in den Zittauer Ortsteilen gehört. Fotos: Rafael Sampedro / Wolfgang Wittchen / Matthias Weber

Sächsische Zeitung – Zittau vom 11.08.2017, S. 9 / Lokales

Eigentümer darf über Mandaukaserne berichten

Zittau. Der neue Eigentümer der Mandaukaserne, Thomas Göttsberger aus Ostritz, darf seine Ideen für die Wiederbelebung des historischen Gebäudes dem Stadtrat vorstellen. “Die Fraktionsvorsitzenden haben über den möglichen Tagesordnungspunkt beraten”, teilte Benjamin Zips, Büroleiter des OB, auf SZ-Anfrage mit. “Dieser wird sehr wahrscheinlich auf der Tagesordnung des kommenden Stadtrates stehen.” Die Sitzung findet am 31. August, ab 17 Uhr im Bürgersaal des Rathauses statt und ist öffentlich.

Der Stadtrat soll demnächst entscheiden, ob er den Zittauer Antrag auf die Förderung der Wiederbelebung in Höhe von knapp vier Millionen Euro durch den Bund aufrecht erhält. Der Bund hatte signalisiert, dass Zittau das Geld bekommen könnte. Allerdings gibt es Differenzen zwischen der Stadt und dem Eigentümer unter anderem über die Vorgehensweise und das Konzept der Stadt zur Wiederbelebung, auf dem der Antrag beruht und für das die Fördermillionen in Aussicht gestellt wurden. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 05.08.2017, S. 18 / Lokales

Unvergessen

Zittau war Soldatenstadt

Die SZ erinnert an Gebäude, Menschen und Ereignisse, die jeder kennt, die aber nicht mehr da sind. Heute: Die König-Ludwig-Kaserne.

Bis in das Jahr 1621 reicht die militärische Vergangenheit der Stadt Zittau zurück. Die begann mit der Aufstellung sogenannter Stadtsoldaten. Wie abrupt diese plötzlich zu Ende gehen würde, konnten sich wohl nur wenige vorstellen. Schließlich hatte das Militär immer zum Zittauer Straßenbild gehört. Der erste Kasernenbau geht auf das Jahr 1839 zurück, als das ehemalige Zucht- und Waisenhaus an der Pfarrstraße für diese Zwecke umfunktioniert wurde. 1868 wurde die Mandaukaserne eingeweiht. Als dritter Neubau wurde 1902 die König-Ludwig-Kaserne an den Kaiserfeldern eingeweiht. Dort zogen die Soldaten des Königlich-Sächsischen 3. Infanterie-Regiments Nr. 102 “Prinz-Regent Luitpold von Bayern” ein.

Ein vorläufiges Ende fand die Garnison mit den Verträgen von Versailles nach dem Ersten Weltkrieg. Erst im Oktober 1937 kehrte die Armee, die nun Wehrmacht hieß, in das wohl recht gut erhaltene Areal zurück. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches zog 1950, ein Jahr nach der Gründung der DDR, die Kasernierte Volkspolizei ein. Um den Dienenden etwas sinnvolle Freizeit zu verschaffen, wurde 1952 das neue Kino und Kulturhaus erbaut – ein für diese Zeit typischer riesiger Kasten im stalinistischen Baustil. Heute beherbergt es sowohl das Kreisarchiv als auch den Wissenschaftlichen und Altbestand der Christian-Weise-Bibliothek.

Der entscheidende Abschnitt in der jüngeren Geschichte begann im Herbst 1963 mit der Konzentration der bisherigen acht Offiziersschulen der Landstreitkräfte der Nationalen Volksarmee (NVA) an den Standorten Löbau und Zittau. Anlässlich des 8. Jahrestages der Gründung der NVA wurden ihnen am 1. März 1964 die Truppenfahne und der Name “Ernst Thälmann verliehen. Anfang der 70er Jahre platzte die Kaserne förmlich aus allen Nähten. Um Platz zu schaffen, wurde die angrenzende Kleingartenanlage “Fichte” liquidiert, und eine rege, langanhaltende Bautätigkeit begann. Beispiele waren das neue Versorgungsgebäude, modern ausgestattete Hörsäle, die heutige Zweigstelle des Landratsamtes, die 1977 beziehungsweise 1979 fertiggestellte Sport- und Schwimmhalle sowie das 1982 eröffnete Stadion.

Durchstreift man heute das frei zugängliche Gelände, können die vielen dem Verfall preisgegebenen Gebäude traurig stimmen. Einzig das ehemalige Stabsgebäude, noch immer Sitz des Technischen Rathauses, die beiden Asylbewerberheime, die Zolldienststelle im Block fünf, daneben der nun umgesiedelte Stammsitz der Kreismusikschule, der Stützpunkt des THW-Ortsverbandes und die Einrichtungen der HSG Turbine sind sowohl ansehnlich als auch funktionstüchtig. Auch die Städtische Dienstleistungsgesellschaft und der Bauhof bilden Ausnahmen.
Einige Straßen tragen jetzt die Namen Zittauer Partnerstädte. Menschen aus Villingen, Pistoia oder Portsmouth, die sich aufmachen, um diese Wege zu suchen, könnten unangenehm überrascht werden.
Bildunterschrift:
Die Kaserne Ecke Sachsen-/Kantstraße früher und heute. Fotos: privat, Rafael Sampedro

Von Rolf Hill

Sächsische Zeitung – Zittau vom 02.08.2017, S. 15 / Lokales

Fördermittelbetrug bei Schrammstraßen-Abriss?
Zwei Grünen-Politiker erheben schwere Vorwürfe gegen die Zittauer Wohnbaugesellschaft. Die sieht’s gelassen.

Der Abriss der Schrammstraße 37 und weitere geplante Rückbauten der Wohnbaugesellschaft Zittau werden ein Thema für Sachsens Regierung. Wolfram Günther, denkmalschutzpolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, hat eine Kleine Anfrage an sie gestellt. Darin will er zum Beispiel wissen, ob die Verwendung der Fördermittel aus dem Programm “Rückbau Wohngebäude” “in diesen Fällen zulässig ist, da es sich durchweg um seit gut 20 Jahren leer stehende Ruinen handelt, die auch kurzfristig aufgrund zugemauerter Fenster und fehlender Innenausstattung nicht bewohnbar gemacht werden könnten”. In einer Mitteilung an die SZ wird er deutlicher: “Die Förderbedingungen sagen eindeutig, dass der Rückbau von unbewohnbaren, ruinösen Wohngebäuden nicht förderfähig ist.” Damit steht der Vorwurf des Fördermittelbetrugs im Raum. Außerdem fordert Günther Auskunft darüber, warum die Fördermittel bewilligt wurden oder werden, obwohl der Rückbau der fünf Objekte dem Stadtentwicklungskonzept widerspricht. Dessen Vorgaben werden bei der Zuschussvergabe besonders berücksichtigt. Im Zittauer Fall steht Günthers Angaben zufolge unter anderem in dem Konzept, dass die Achse Bahnhof-Innenstadt entwickelt werden soll. Das würde zumindest die Abrisskandidaten Bahnhofstraße 34/36 betreffen. “Der Rückbau von Hütters Hotel direkt gegenüber dem Bahnhofsvorplatz dürfte doch als Negativ-Beispiel ausreichen: Wenn man als Gast der Stadt Zittau aus dem Bahnhofsgebäude tritt, blickt man nun auf haushohe Birken”, ergänzt Stadtrat Matthias Böhm (Grüne). In diesem Zusammenhang kritisiert Günther auch das Land: “Wenn der Freistaat die Existenz eines Stadtentwicklungskonzeptes als Fördervoraussetzung verlangt, erwarte ich natürlich von der Bewilligungsbehörde, hier der Sächsischen Aufbaubank, dass sie den beantragten Rückbau mit diesem Konzept abgleicht.” Neben der Bahnhof- 34/36 und der Schrammstraße 17 sind die Dr.-Friedrichs- 7 und die Dornspachstraße 31 betroffen. Für den Abriss aller fünf Häuser soll Zittau reichlich 72 000 Euro Zuschuss vom Freistaat bekommen.

Über die hinterfragte Fördermittelvergabe hinaus wirft Günther Zittau vor, städtebauliche Grundsätze zu missachten: “So sollte der Abriss von Eckhäusern, insbesondere an Kreuzungen, wo noch alle vier Eckgebäude vorhanden sind, eigentlich tabu sein – drei der fünf Abrisskandidaten sind jedoch Eckhäuser.”
Im Kern geht es bei den Vorwürfen darum, dass Stadtrat Böhm und das ihm nahe stehende Stadtforum um den neuen Mandaukasernen-Besitzer Thomas Göttsberger den Abriss von Denkmalen beziehungsweise historischen Gebäuden verhindern wollen. Das haben sie auch bei den fünf Gebäuden auf verschiedenen Wegen versucht. Nun nutzen sie einen Passus des Förderprogramms, in dem es heißt: “Nicht förderfähig sind der Teilrückbau und der Rückbau von unbewohnbaren, ruinösen Wohngebäuden.” Die alles entscheidende Frage lautet also: Waren beziehungsweise sind die Häuser ruinös oder nicht?

Die Aufbaubank als Fördermittelverteiler definiert nicht ruinös als “standsicher, trocken und warm”. “Dies trifft nicht vollumfänglich auf alle Grundstücke zu, aber alle Gebäude waren/sind verkehrssicher”, teilte Kai Grebasch, Sprecher der Stadtverwaltung, für die Stadt, ihre Wohnbaugesellschaft und die Stadtentwicklungsgesellschaft auf SZ-Anfrage mit. Dennoch: “In den Antragsunterlagen war der Zustand der Gebäude klar erkennbar. Mit der Bewilligung ist der Freistaat bewusst auf die Situation in Zittau eingegangen”, so Grebasch. Nämlich, “den Leerstand von Wohngebäuden zu reduzieren, städtebauliche Missstände und Funktionsverluste zu reduzieren und den Standort an die demografische Entwicklung anzupassen” – so wie es im Förderprogramm als Ziel formuliert ist.
Ob dem wirklich so ist, wird die Sächsische Aufbaubank laut Ivonne Wasewitz vom Vorstandsstab noch einmal prüfen.
Auch den Vorwurf, dass städtebauliche Grundsätze missachtet werden, weisen die Stadt und ihre Tochterfirma zurück. “Der Umgang mit unserem Immobilienbestand steht im Zusammenhang und in Übereinstimmung mit dem Stadtentwicklungskonzept”, so Grebasch. “Bei Differenzen zur städtebaulichen Bewertung und der wirtschaftlichen Situation werden diese ausdiskutiert und umsetzbare Kompromisse gesucht.” Er weist noch einmal darauf hin, wie schwierig die Situation ist: Auf der einen Seite steht der Wunsch, historische Gebäude und die Stadtstruktur zu erhalten. Auf der anderen Seite stehen wirtschaftliche Zwänge aufgrund von Bevölkerungsschwund, Leerstand und Verfall.
Bildunterschrift:
In den letzten Wochen ist die Schrammstraße 17 in Zittau abgerissen worden. Ist dafür zu Recht Fördergeld geflossen? Fotos: Bernd Gärtner/privat

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 01.08.2017, S. 15 / Lokales

Tierische Mandaukaserne

Erneut sind in dem historischen Gebäude Falken-Junge flügge geworden. Und außerdem gibts nun vierbeinige Rasenmäher.

Die Helfertruppe der Mandaukaserne hat Zuwachs erhalten – und zwar tierischen. “Drei Schafe helfen seit einigen Wochen bei der Grundstückspflege des doch ziemlich großen Grundstückes mit”, teilte Besitzer Thomas Göttsberger mit. “Die Schafe können sich im Grundstück frei bewegen und sind mittlerweile recht zutraulich geworden.” Viele Passanten und kleine Kinwürden sich freuen, wenn sie die Schafe vor der Kaserne sehen. “Zumal Tiere im innerstädtischen Bereich doch eher selten anzutreffen sind”, so der Ostritzer.

In der Mandaukaserne leben noch seltenere Tiere: “Wie bereits im vorigen Jahr haben sich wieder Falken an einer extra vorbereiteten Stelle am Nordflügel der Zittauer Mandaukaserne niedergelassen”, so Göttsberger. “Während der Aufwuchszeit war dieser Bereich für alle Helfer und Besucher der Kaserne nicht zugänglich.” Inzwischen ist der Nachwuchs flügge. Bildunterschrift:
Der Falken-Nachwuchs und die drei Schafe, die derzeit in und an der Mandaukaserne leben. Foto: privat/ Uwe Preuß

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 22.07.2017, S. 10 / Lokales

Kein doppelter Zuschuss für Mandaukaserne?

Zittau. Das sächsische Innenministerium widerspricht einem Schreiben der unterstellten Landeskonservatorin. Diese hatte darin die Verdopplung des Bundeszuschusses für die Revitalisierung der Mandaukaserne in Aussicht gestellt. “Dem Staatsministerium des Innern ist von einer landesseitigen Verdopplung nichts bekannt”, teilte Pressereferentin Patricia Vernhold auf SZ-Anfrage mit. Landeskonservatorin Rosemarie Pohlack äußerte sich dazu trotz mehrfacher Anfrage nicht. Ihr Schreiben hatte die SZ zur Kenntnis erhalten.

Die Mandaukaserne ist vom Bund in das Förderprogramm “Nationale Projekte des Städtebaus” aufgenommen worden. Damit ist ein möglicher Zuschuss in Höhe von rund vier Millionen Euro verbunden. Derzeit ist aber unklar, ob die Sanierung und Wiederbelebung umgesetzt werden. Zwischen der Stadt als Antragsteller auf den Zuschuss und dem neuen Eigentümer gibt es Differenzen. Eine Einigung ist derzeit offenbar nicht in Sicht. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 15.07.2017, S. 9 / Lokales

“Wir werden weiter abreißen”

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Stadtentwicklungsgesellschaft zieht Chefin Birgit Kaiser Bilanz. Für die Mandaukaserne sieht sie schwarz.

Birgit Kaiser ist seit 25 Jahren in Zittau für Stadtentwicklung und -sanierung verantwortlich. Zunächst im Amt für Stadtsanierung und Städtebauförderung, seit 1992 als Geschäftsführerin der Stadtsanierungsgesellschaft, aus der 2005 die Stadtentwicklungsgesellschaft hervorging. Der Geschäftsführervertrag der Bauingenieurin ist jetzt vom Aufsichtsrat bis Mai 2019 verlängert worden.
Frau Kaiser, Sie gehen im Mai 2019 in den Ruhestand. Wie sieht die Mandaukaserne zu diesem Zeitpunkt aus?
Die Mandaukaserne wird gesichert sein und ohne Nutzung stehen.
Sie haben das Projekt also schon beerdigt?
Nein nicht beerdigt, aber ich glaube nicht daran, dass ein tragfähiges Konzept mit einem einzelnen Eigentümer in dem vorgegebenen Zeitraum umgesetzt werden kann. Die jetzt im Raum stehende Projektidee ist traumtänzerisch. Ich kenne niemanden, der 20 Millionen Euro übrig hat, ohne dass eine realistische Aussicht auf Refinanzierung besteht. Bei den größten Projekten, die wir in der Vergangenheit ge-stemmt haben, wie das Stadtbad, das Gerhart-Hauptmann-Theater oder die Museen, lag die Investitionssumme nie höher als sieben bis acht Millionen Euro. Derzeit kreist die Diskussion zur Mandaukaserne um eine Sporthalle, die an der Rückseite integriert werden soll. Das war ursprünglich nicht das Thema, sondern eine multivalent einsetzbare Mehrzweckhalle, natürlich auch für Sport nutzbar. Reine Schulsporthallen unterliegen der Fachförderung und unterstreichen meiner Meinung nach nicht den Charakter eines Denkmals mit nationaler Bedeutung. Es ging ursprünglich um innovative Ideen, das Flächenpotenzial mit Bedarfen zu decken.
Das Stadtbild hat sich in den vergangenen 25 Jahren sichtbar verändert. Sind Sie mit der Arbeit der Stadtentwicklungsgesellschaft zufrieden?
Ja. Zu den Aufgaben der Gesellschaft gehört allerdings neben dem sichtbaren Stadtumbau auch die weniger sichtbare strategische und konzeptionelle Arbeit bei der Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes. Wir haben in Zittau das Glück, dass wir Teile unserer eigenen Konzepte auch selbst umsetzen können. Das ist nicht überall so, aber oft von Vorteil. Zwischen 1995 und 2005 sind die Veränderungen im Stadtbild am sichtbarsten geworden, als eine Fassade nach der anderen in neuem Glanz erstrahlte. Damals ist sehr viel Geld in die Sanierung geflossen und wir waren imstande, privaten Bauherrn finanziell unter die Arme zu greifen. Ab 2005 haben wir auch mit dem Rückbau begonnen. In den letzten Jahren ist es schwieriger geworden, Fördermittel zu bekommen. Die Bedingungen sind für alle Kommunen gleich und berücksichtigen in keiner Weise die Besonderheiten der jeweiligen Standorte. Man kann die Probleme in Zwickau nicht mit denen in Zittau vergleichen.
In Zittau werden fleißig Gebäude abgerissen. Hat das irgendwann ein Ende?
Für die Zahl der Einwohner haben wir immer noch zu viel Infrastruktur, wir werden also weiterhin zurückbauen. Das ist aber ein langfristiger Prozess, bei dem alle Wohnungsunternehmen und Eigentümer mitziehen müssen. Nehmen Sie Zittau-Ost. Viele Mieter leben gern dort, die kann man nicht einfach “umsiedeln”. Vermutlich würden sie ganz wegziehen, da hätten wir gar nichts gewonnen.
Könnten Sie die Förderpolitik ändern, was würden Sie anders machen?
Ich würde den Kommunen mehr Handlungsfreiheit lassen und ihnen Mittel geben, damit sie selbst Investitionspakete schnüren und Missstände beseitigen können. Es reicht nicht, Schulen und Kitas zu sanieren, wenn im Umfeld die Infrastruktur bröckelt. Ein Beispiel: Die Verwaltungsvorschriften verlangen, dass wir Fördergebiete per Beschluss festlegen. Steht drei Meter neben dem Gebiet ein Haus, in dem die Fördermittel dringend gebraucht würden, sind uns die Hände gebunden.
Nennen Sie drei Objekte, die Ihnen besonders auf den Nägeln brennen und die Sie bis 2019 noch angehen wollen.
Das Graetzsche Haus, also Innere Weberstraße 20/Lindenstraße 11 und das Quartier Baderstraße/Breite Straße/Rosenstraße mit der Amalienstraße würde ich gern weiter auf den Weg bringen.
Der Bürger will neuerdings in allen Belangen mitreden. Wie stehen Sie zur Bürgerbeteiligung?
Wir müssen uns der Sache stellen, unsere Arbeit ist nur sinnvoll, wenn die Bedürfnisse der Bürger berücksichtigt werden. Ich mache das gern, auch wenn es viel Kraft und Zeit kostet. Es muss nicht immer so eine heftige Debatte sein wie beim geplanten Fachmarktzentrum. Ich würde mir wünschen, dass bei den Bürgerforen zur Stadtentwicklung, die wir organisieren, mehr Menschen teilnehmen und konstruktiv mitwirken. Die neuen Stadträte schauen aber genauer hin, was wir tun, sie wollen mehr Informationen, mehr Fakten und es wird intensiver diskutiert als früher.
Steht Ihnen der Stadtrat manchmal im Weg?
Nein, das kann ich nicht sagen. Ich kann allerdings darauf verzichten, wenn ein männlicher Stadtrat mir als Frau erklärt, dass die Beschlussvorlage nicht gendergerecht formuliert ist.
Bildunterschrift:
Das Noacksche Haus auf dem Markt ist fertig saniert, bald zieht die Kreismusikschule ein. Auch bei diesem Vorhaben unterstützte die Zittauer Sanierungsgesellschaft den Bauherrn und beschaffte die Fördergelder. Foto: Bernd Gärtner Bildunterschrift:
Birgit Kaiser, Geschäftsführerin der Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft. Foto: Archiv/R.Sampedro

Sächsische Zeitung – Zittau vom 15.07.2017, S. 1 / Titelseite

Zittau

Mandaukaserne weiter umstritten

Zittau. Die im Raum stehende Projektidee zur Mandaukaserne sei “traumtänzerisch”. Das sagt Birgit Kaiser, Geschäftsführerin der Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft in einem Interview der SZ. Die Chefin der Stadtentwicklung sieht keine Chance, ein tragfähiges Konzept für die Mandaukaserne in dem vorgegebenen Zeitraum mit dem Eigentümer umzusetzen.
Frau Kaiser kommt wohl Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) zuvor, der ankündigte, im September eine Entscheidung herbeiführen zu wollen. Hintergrund: Der Bund erwartet in der zweiten Jahreshälfte ein Konzept für Sanierung, Umbau und Nutzung der Mandaukaserne, ansonsten ist der Zuschuss von vier Millionen Euro weg. Die Stadt als Antragsteller müsste das Konzept einreichen, für das der Eigentümer zuständig ist. Der legte bislang nichts vor. (mh) Interview – Seite 9

Sächsische Zeitung – Zittau vom 06.07.2017, S. 15 / Lokales

Mandaukaserne im September Thema
OB Thomas Zenker bekommt in Berlin eine Urkunde und kündigt eine Entscheidung an.

In Berlin sind 23 “Nationale Projekte des Städtebaus” ausgezeichnet worden. Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) erhielt vergangene Woche aus den Händen von Bundesbauministerin Barbara Hendricks die Urkunde für das Projekt Mandaukaserne. Stadtverwaltung und Stadtrat stimmen überein, dass ein Projekt dieser Größenordnung nur mit externer Hilfe umgesetzt werden könne, sagte Zenker. Deshalb werde es im September eine Grundsatzentscheidung des Stadtrates zur weiteren Vorgehensweise geben, kündigte das Stadtoberhaupt an.

Um die in Aussicht gestellten Fördermillionen zu bekommen, muss die Stadt vor Ablauf des Jahres einen Antrag einreichen, der vom Stadtrat abgesegnet ist. Grundlage dafür sei ein überzeugendes Konzept und eine tragfähige Finanzplanung, so der OB. Er habe deshalb mit dem Erwerber der Immobilie, dem Ostritzer Thomas Göttsberger, noch einmal verhandelt und den weiteren möglichen Zeitplan dargelegt. Was bei dem Treffen konkret herausgekommen ist oder vereinbart wurde, bleibt indes unklar. Zenker möchte sich dazu nicht äußern. (mh)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 30.06.2017, S. 11 / Lokales

Nachrichten

Entscheidung über Technisches Rathaus vertagt
Zittau. Die endgültige Entscheidung über den Umzug des Technischen Rathauses vom Armeegelände an die Breite Straße ist erneut vertagt worden. Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) nahm das Thema von der Tagesordnung der jüngsten Ratssitzung. Zur Begründung sagte er, dass er dem Stadtrat mit dem Beschlussvorschlag die Finanzierung vorlegen will. Diese ist noch nicht abschließend geklärt. (SZ/tm)
Zenker nennt Investoren für Mandaukaserne nicht
Zittau. Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) wird dem neuen Eigentümer der Mandaukaserne die ihm bekannten potenziellen Investoren, die bei der Stadt angefragt haben, nicht nennen. Es sei Vertraulichkeit vereinbart worden, sagte Zenker auf eine Anfrage von Stadtrat Jörg Gullus (parteilos) während des jüngsten Stadtrates. Allerdings werde er die Investoren bitten, sich bei dem neuen Eigentümer zu melden. Gullus bezog sich bei der Anfrage auf die Bitte des Eigentümers an die Stadt, ihm die Investoren zu nennen. (SZ/tm)
Trödelmarkt in der Kinderbibliothek
Zittau. Am nächsten Dienstag beginnt um 11 Uhr in der Kinderbibliothek im Salzhaus ein Trödelmarkt mit Büchern, CDs und Kassetten, Gesellschafts- und Computerspielen für alle kleinen und großen Kinder. Bis 17.30 Uhr können sie für kleines Geld erworben werden. (SZ)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 23.06.2017, S. 7 / Lokales

Mehr Zeit für Mandaukaserne
Der Bund wird seine Zusage für den Millionenzuschuss nicht zum 28. Juni zurückziehen.

Die Stadt Zittau und der neue Eigentümer können weiter am Konzept zur Belebung der Mandaukaserne arbeiten. Der Bund wird die Zusage für einen Zuschuss in Höhe von knapp vier Millionen Euro vorerst nicht zurückziehen. “Wichtigstes bisheriges Ergebnis der Abstimmungsgespräche ist, dass das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung der Stadt hierfür den erforderlichen Zeitraum zugesagt hat”, teilte Andreas Kübler, Pressesprecher des Bundesbauministeriums in Berlin, auf SZ-Anfrage mit. Eine unendliche Verschiebung ist aber nicht möglich. “Aus haushaltsrechtlichen Gründen muss über die Vergabe der Bundesmittel an die Stadt Zittau spätestens in der zweiten Jahreshälfte 2017 entschieden werden”, so Kübler. Die Stadt als Antragsteller für das Geld hätte das fertige Konzept bis 28. Juni einreichen müssen. Der Eigentümer, der seit dem Kauf zuständig ist, legte es aber nicht vor. Über die Gründe dafür gibt es Streit zwischen Stadt und Eigentümer. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 16.06.2017, S. 11 / Lokales

Leserbriefe

Frank Dingeldey aus Zittau schreibt zur Diskussion um die Zittauer Mandaukaserne:
Stadt sollte Thomas Göttsberger unterstützen
Es ist eine paradoxe Situation. Auf der einen Seite: Wer hätte vor 18 Monaten gedacht, dass die Mandaukaserne heute in diesem Zustand ist – der Südturm gesichert und ein offener Teil des Daches abgedichtet? Wer hätte das Herrn Göttsberger mit seinen Unterstützern zugetraut? Die andere Seite: Die Stadt hat einen der Öffentlichkeit unbekannten Projektentwickler für die Mandaukaserne favorisiert. Entgegen den Erwartungen ist nun Herr Göttsberger der Eigentümer der Mandaukaserne. Der Oberbürgermeister traut ihm offensichtlich nicht zu, die Sanierung erfolgreich umzusetzen. Aus diesen Gründen ist die Kooperation vermutlich schwierig . Aber es geht um die Mandaukaserne und die Stadtentwicklung und um knapp vier Millionen Euro Fördergelder, die drohen, für die Mandaukaserne verloren zu gehen. Herr Göttsberger hat das städtische Konzept übernommen. Aber es fehlt noch an Mietern für die Mandaukaserne. Die Stadt wäre für die Turnhalle und Umkleideräume etc. ein Großmieter. Die Nutzung durch die Hochschule ist ebenso angedacht. Damit gäbe es zwei Ankermieter, die das Objekt auch für andere Nutzer attraktiv machen dürften. Es wäre also wünschenswert, wenn hier Mietvorverträge abgeschlossen würden. Es mag Vorbehalte gegen Herrn Göttsberger als Investor geben. Aber mindestens zwei Sachen sprechen für ihn. Er hat Verantwortung übernommen, Geld in die Hand genommen und das Gebäude gekauft und gesichert. Und er lebt in der Region. Auswärtige Investoren verlassen oft schon bei aufkommenden Stürmen ihre Schiffe, wie das Fachmarktzentrum zuletzt gezeigt hat. Ich finde, die Stadt sollte ihn unterstützen.

Sächsische Zeitung – Zittau vom 15.06.2017, S. 15 / Lokales

“Stadt hat bislang keine Unterlagen übergeben”
Mandaukasernen-Eigentümer Thomas Göttsberger sagt, dass die Belebung ohne Zuarbeit des Rathauses nicht geht.

Die Zukunft der Mandaukaserne ist wieder sehr ungewiss. In der vergangenen Woche musste die Stadtverwaltung der Bundesregierung mitteilen, dass sie das für einen Zuschuss in Höhe von 3,88 Millionen Euro bis Ende Juni vorzulegende Konzept für die Belebung des Denkmals nicht einreichen wird. Es liegt schlichtweg nicht vor. Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) befürchtet nun, dass Zittau die Fördermittel verliert. Er und Sächsische Landeskonservatorin haben deshalb dem neuen Eigentümer, der die vom Rathaus und dem Dresdner Projektentwicklungsbüro Petschow + Thiel entworfenen Konzeptskizze hätte weiterentwickeln müssen, schwere Vorwürfe gemacht. Die Sicht des Denkmalschützers aus Ostritz ist naturgemäß eine völlig andere:

Herr Göttsberger, werden Sie jetzt vom Notretter der Mandaukaserne zum Verhinderer der Belebung?
Das trifft natürlich nicht zu. Dass ich Eigentümer geworden bin, hat folgenden Grund: Das notariell eingeräumte Vorkaufsrecht für die Stadt lief Mitte Juni 2016 aus und wurde nicht verlängert. Danach hätte jeder – auch jeder Spekulant – die Mandaukaserne erwerben können. Ich wurde durch einen Anruf von Frau Prof. Dr. Pohlack, der Sächsischen Landeskonservatorin, Ende August 2016 dringend gebeten, das zu verhindern und mich zu bemühen, das Ankaufsrecht zu erlangen. Das ist mir gelungen. Damals sah ich mich als Zwischenerwerber. Angedacht war eine Übertragung auf das Projektentwicklungsbüro Petschow + Thiel. Entsprechende Gespräche liefen. Bei der letzten Verhandlungsrunde war Herr Zenker anwesend und schlug die Einrichtung eines Gestaltungsbeirates mit Vetorecht vor. In der Folge haben Petschow und Thiel die Verhandlungen abgebrochen. Die Stadt hatte zehn Monate Zeit, die Kaserne zu kaufen. Leider hat sie sich ihrer Verantwortung nicht gestellt.
Von anderer Seite hieß es bisher, die Verhandlungen seien an Ihrer Forderung, 80 Prozent der Bausubstanz zu erhalten, gescheitert. Stimmt das nicht?
Natürlich war auch die Qualität der Sanierung Thema der Verhandlungen. Sie kann in Anbetracht der Wichtigkeit des Gebäudes nur denkmalgerecht erfolgen. Den Ansatz einer kompletten Entkernung im Innenbereich halte ich für falsch.
Also finden Sie sich jetzt notgedrungen in der Rolle des Eigentümers und Investors wieder?
Ich habe Ihrem Interview mit Herrn Zenker vom 10. Juni entnommen, dass es weitere Projektentwicklungsbüros und Investoren gibt, die Interesse bekundet hätten. Selbstverständlich werde ich mit allen sprechen, sobald mir Herr Zenker deren Kontaktdaten zugearbeitet hat.
Haben Sie ihn mal danach gefragt?
Ja, ich habe am vergangenen Wochenende schriftlich danach gefragt.
Haben Sie schon eine Antwort?
Nein.
Warum haben Sie seit Ende der Verhandlungen mit dem Projektentwickler im November 2016, seit klar ist, dass Sie die Verantwortung allein tragen müssen, nicht am Konzept gearbeitet?
Das Konzept der Stadt ist erst seit 3. März aktuell, weil erst seitdem feststeht, dass die Fördermittel fließen könnten. Nach Ablauf der Frist für das Vorkaufsrecht für die Stadt Zittau Anfang des Jahres hatte ich ein eigenes Konzept entwickelt und der Stadt vorgelegt. Es hatte zum Ziel, dass sehr viel Bürgerbeteiligung in der Mandaukaserne stattfinden kann. Wegen der in Aussicht gestellten Fördermittel muss aber das Konzept der Stadt umgesetzt werden. Wesentlicher Bestandteil ist eine Drei-Feld-Multifunktionshalle. Ohne sie gibt es keine Fördermittel. Trotz mehrmaliger Bitten und Nachfragen hat die Stadt bislang keinerlei Unterlagen zu der Halle an mich übergeben und sich in den letzten Monaten auch nicht zur Auslastung bekannt. Das Konzept kann aber nicht weiterentwickelt werden, wenn verbindliche Aussagen zur Halle fehlen. Erst seit dem SZ-Interview vom 10. Juni ist mir bekannt, dass die Stadt die Halle zu zwei Dritteln auslasten würde. Ich habe Herrn Zenker nochmals dringend gebeten, mir die entsprechenden Unterlagen wie zum Beispiel die Bedarfsanforderung zur Verfügung zu stellen, damit die Konzepterstellung vorangetrieben werden kann. Zudem ist mir aus dem Konzept der Stadt bekannt, dass man sich einen Hochschulumzug aus dem ehemaligen Armeegebiet vorstellen kann, weil das die Innenstadt nicht schwächen und ihr keine Nutzung entziehen würde.
Weiß die Hochschule schon von ihrem Glück?
Es sind Gespräche geführt worden. Die Hochschule plant bis Jahresende ihre weitere Entwicklung. Erst dann steht der Bedarf fest.
Sie haben also noch keinen Mieter?
Jeder Investor hätte die gleichen Probleme, die es gemeinsam zu lösen gilt. In den Verhandlungen mit dem früheren Projektentwickler war auch der Standort des Technischen Rathauses ein Thema. Dieser Ansatz sollte wieder aufgegriffen werden.
Wenn die Hochschule noch bis zum Jahresende braucht, um den Bedarf zu ermitteln, wird es dann auch frühestens zum Jahresende ein Konzept geben?
Wenn die Stadt mir die erforderlichen Unterlagen für die Drei-Feld-Multifunktionshalle zuarbeitet, kann das Konzept fertiggestellt werden. Zudem müssen mit der Hochschule und anderen potenziellen Mietern weitere Gespräche geführt werden.

Haben Sie einen Investor an der Hand, der das Projekt über die Fördermittel hinaus finanziert?
Wenn ein Projekt wirtschaftlich darstellbar ist, ist auch eine Bank bereit, es zu begleiten. Auch ein Investor würde nur Geld in die Hand nehmen, wenn sich das Projekt wirtschaftlich darstellen lässt.
Ist das Projekt nicht eine Nummer zu groß für Sie als Einzelperson?
Es geht nicht um mich, sondern um die Mandaukaserne. Ich bin offen für alle Ideen. Von Herrn Zenker gab es zum Beispiel vor etwa einem Jahr die, dass der Projektentwickler und ich das Vorhaben gemeinsam umsetzen. Diesen Vorschlag empfand ich als sehr positiv. Dass es nicht so gekommen ist, lag nicht an mir.
Laut Herrn Zenker haben Sie durch den Kauf der Mandaukaserne noch offene Schulden bei der Stadt. Wann zahlen Sie die? Herr Zenker hatte mir bei einem Gespräch im vergangenen Jahr zugesichert, dass einem zukünftigen Eigentümer der Mandaukaserne diese Forderungen erlassen werden. Monate später hat Herr Zenker seine Zusage revidiert und mitgeteilt, dass ein Erlass nur erfolgen kann, wenn ein Konzept vorgelegt wird. Ich habe ihm daraufhin mitgeteilt, dass ich erst das Konzept vorlege und dann einen Erlassantrag stelle. Aber – wie gesagt – ich komme ohne die Zuarbeit der Stadt mit dem Konzept nicht weiter. Zudem habe ich Herrn Zenker bei einem Gespräch in Görlitz darauf hingewiesen, dass Informationen über städtische Forderungen dem Dienstgeheimnis unterliegen, das auch Herr Zenker zu wahren hat. Generell wäre es im Sinn der Mandaukaserne, wenn die Forderungen erlassen werden würden. Ich würde das Geld lieber für weitere Notsicherungen einsetzen. Bis jetzt haben viele Spender die Notsicherung unterstützt. Die Stadt hat bislang keinen Cent gegeben.
Würden Sie immer noch an Petschow + Thiel oder einen anderen verkaufen?
Ich würde mich damit ergebnisoffen auseinandersetzen. Um großen politischen Schaden abzuwenden, muss es Ziel sein, dass Zittau die Fördermittel zuerkannt bekommt. Außerdem habe ich – wie gesagt – erst kürzlich aus der Zeitung erfahren, dass es weitere Interessenten gibt.
Wie geht es denn nun mit der Mandaukaserne weiter?
Derzeit ist viel im Fluss. Ich appelliere an alle, zum Wohle der Mandaukaserne konstruktiv zusammenzuarbeiten. Auseinandersetzungen über die Presse sind kontraproduktiv. Herr Zenker hatte vor einiger Zeit sogar vorgeschlagen, dass man nur gemeinsame Pressemitteilungen herausgibt, damit man mit einer Sprache spricht. Ich fand den Vorschlag begrüßenswert und habe zugestimmt. Ich stehe auch, wie verschiedentlich vorgeschlagen, selbstverständlich für einen Runden Tisch zur Verfügung. Einen solchen gab es bislang nicht.
Bildunterschrift:
Mandaukasernen-Eigentümer Thomas Göttsberger vor dem Südturm, dessen Notsicherung er maßgeblich vorangetrieben hat. Foto: Weber

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 13.06.2017, S. 15 / Lokales

Doppelte Millionen noch nicht bestätigt

Zittau. Auch Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) hat erfahren, dass der Freistaat den angekündigten Zuschuss des Bundes in Höhe von 3,88 Millionen für die Belebung der Mandaukaserne verdoppeln will. Das sagte er während des Verwaltungs- und Finanzausschusses auf Anfrage von Stadtrat Jörg Gullus (parteilos), der sich auf einen Bericht der SZ bezog. Eigenen Angaben zufolge hat der OB nun das Landesamt für Denkmalpflege gebeten, diese Aussage offiziell zu untermauern. Auf Anfrage der SZ äußerte sich das Amt bisher nicht zu der Förderung des Zittauer Projekts. Der SZ liegt ein Papier vor, in der von der möglichen Verdopplung die Rede ist.

Die Stadt Zittau hatte auf ihren Antrag und ihre Konzeptidee hin vom Bund eine Förderung von knapp vier Millionen Euro für die Mandaukaserne in Aussicht gestellt bekommen. Derzeit befürchtet der OB aber, dass Zittau das Geld nicht erhält und an einen Investor weiterreichen kann, weil der neue Eigentümer der Mandaukaserne die Konzeptidee nicht wie vom Bund gefordert bis Ende Juni qualifizieren wird. Die Stadt hat den Bund deshalb gebeten, Zittau und dem Eigentümer Zeit bis zur Klärung der Situation einzuräumen. Der neue Eigentümer sagt, er kann nicht weitermachen, weil sich keine Mieter finden. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 10.06.2017, S. 10 / Lokales

“Eigentümer hat sich mit der Mandaukaserne zu viel vorgenommen”

Oberbürgermeister Thomas Zenker sagt im SZ-Gespräch, wie seiner Meinung nach die Fördermillionen noch zu retten wären.

Bis zum 28. Juni hätte die Konzeptskizze für die Sanierung und Nutzung der Mandaukaserne beim Bund in Berlin mit Zahlen und Fakten untermauert sein müssen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass der angekündigte Zuschuss in Höhe von 3,88 Millionen Euro fließt. Am Dienstag wurde bekannt, dass daraus nichts wird: Es gibt kein Konzept. Die Skizze hatten die Stadt und ein Projektentwickler, der die alte Kaserne mit einem Investor kaufen wollte, entworfen. Qualifizieren müsste sie nun aber der neue Eigentümer, der das Denkmal zwischenzeitlich gekauft hat und das Konzept übernehmen wollte. Er sagt, dass es nicht vorwärtsgeht, weil er keine Mieter gefunden hat. Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) befürchtet nun den Verlust der Fördermittel und des Zittauer Ansehens. In der SZ sagt er, wie die Kuh noch vom Eis zu bekommen wäre:

Herr Zenker, ist die Mandaukaserne nun verloren?
Ich bin nicht bereit, die Mandaukaserne verloren zu geben. Es war ein teils schmerzhafter Prozess, in dem klar wurde, dass dieses Gebäude viel mehr Menschen wichtig ist, als manche glauben. Unser Antrag beginnt mit den Worten: Die Mandaukaserne gehört zum stadtbildprägenden, baukulturellen Erbe Zittaus im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien. Das ist doch nicht nur Antragslyrik!
Warum haben Sie dann dem Bund mit dem kürzlichen Schreiben klargemacht, dass Sie die Millionenförderung eventuell zurückgeben müssen?
Da muss ich erst einmal unmissverständlich klarstellen: Wir haben diese Förderung noch gar nicht. Um sie überhaupt nutzen oder weiterreichen zu können, müssen wir ein tragfähiges Nutzungs- und ein realistisches Finanzierungskonzept vorlegen. Zudem müsste die Stadt Zittau Eigenmittel mindestens in Höhe von zehn Prozent der Fördersumme stemmen. Konzeptionell liegt mir allerdings nach der Skizze nichts mehr vor und so habe ich nichts in der Hand, um den Stadtrat überhaupt fragen zu können, ob er die Eigenmittel bewilligt.
Aber die Fördermillionen waren der Stadt doch in Aussicht gestellt worden.
Ja und das ist ein großer Erfolg unserer Arbeit. Wir haben mit externer Hilfe und Partnern vor Ort eine Konzeptskizze erstellt, die die Experten der Bundesregierung überzeugt hat. Als eines von 24 Projekten in ganz Deutschland. Leider ist die Realisierung in weite Ferne gerückt.
Die Skizze zum Konzept entwickeln und umsetzen müsste der neue Eigentümer, Thomas Göttsberger aus Ostritz?
Ja, er oder jemand anderes. Ich habe schon beim Bürgerforum zur Mandaukaserne im November 2015 erklärt, dass die Stadt Zittau nicht im Ansatz die Ressourcen hat, ein solches Projekt zu stemmen. Wir haben auch noch genug andere Aufgaben. Die finanziellen Risiken und die Gefahr eines langen Rechtsstreits waren die Gründe für Stadtrat und Verwaltung, sich im Januar 2017 gegen die Übernahme der Mandaukaserne auszusprechen. Unser Antrag fußt aber auch darauf, dass wir bereit wären, in der geplanten Halle als Großmieter zwei Felder selbst zu nutzen.
Also ist der Eigentümer am Zug. Kann er den Bund nicht überzeugen, die Millionen doch nach Zittau zu überweisen?
Er hat dem Bund, dem Land und uns gegenüber erklärt, dass er bereit ist, die beantragte Konzeptskizze umzusetzen, gegebenenfalls mit ein paar Veränderungen. Seitdem sind aber keine Fortschritte zu erkennen.
Ist der Eigentümerübergang an Herrn Göttsberger abgeschlossen?
Nein, noch nicht vollständig. Der Stadtrat hat einer Niederschlagung der Forderungen, die die Stadt Zittau an den vorherigen Eigentümer hatte, beim Eigentumsübergang nicht zugestimmt. Diese sind bis heute nicht erfüllt.
Heißt das, dass Sie im Zweifelsfall – wie in ähnlichen Fällen üblich – die Zwangsversteigerung einleiten?
Das wäre die Extremvariante. Angesichts der Bedeutung des Projekts und in Anerkennung der geleisteten Schritte zur Rettung haben wir bisher davon abgesehen.
Glauben Sie, dass der neue Eigentümer das Projekt in der vom Bund festgelegten Zeit noch umsetzen könnte?
Nein, das kann mit dem derzeitigen Stand weder Herr Göttsberger noch jemand anderes. Dafür ist die Zeit zu knapp. Der Bund legt für seine Fördermittel eindeutig fest, in welchem Jahr wie viel davon ausgegeben werden müssen. Allein 2017 müssten es bei der Mandaukaserne noch rund 800 000 Euro sein. Hier wäre der Ansatz, eine Flexibilisierung zu erreichen. Aber es gibt ja, wie gesagt, noch nicht einmal ein tragfähiges Nutzungs- oder ein realistisches Finanzierungskonzept. Diese Crux haben wir nun seit April.
Wie könnten Sie die Kuh noch vom Eis bekommen?
Wir laufen Gefahr, eine großartige Chance für Zittau zu vertun. Neuerdings scheinen ja sogar noch weitere Fördermittel denkbar. Dafür müsste auch ein großes Büro in kurzer Zeit erhebliche Anstrengungen unternehmen. Als Stadt sind uns die Hände gebunden. Wir können weder dem Eigentümer vorschreiben, was er mit seiner Immobilie macht, noch dem Fördermittelgeber sagen, er soll sein Geld ohne ein Konzept auf gut Glück zur Verfügung stellen. Wir können den Förderer maximal bitten, uns zur Klärung der Situation mehr Zeit einzuräumen. Und den Eigentümer, den Weg für eine Entwicklung freizumachen, die er allein offensichtlich nicht bewerkstelligt bekommt. Beides haben wir getan.
Sollte Herr Göttsberger verkaufen: Steht Ihr ursprünglicher Partner, mit dem die Konzeptskizze erarbeitet wurde, noch zur Verfügung?
Ja, sowohl dieser Projektentwickler als auch andere, die ich als seriös und leistungsfähig einstufe, haben Interesse signalisiert.
Sicher wäre auch eine Beteiligungsgesellschaft möglich gewesen. Wir haben das Thema und Projekt “Mandaukaserne” überregional so bekannt gemacht, dass sich daneben auch mehrere Investoren dafür interessieren. Als Partner im Sinn einer erfolgreichen Stadtentwicklung wünschen wir uns die Hochschule mit all ihren Instituten, Labors und anderen Einrichtungen. Der Zeitpunkt ist günstig: Die Hochschule schreibt derzeit ihr Entwicklungskonzept fort. Erste Gespräche habe ich geführt, doch um über eine Nutzung überhaupt nachzudenken, braucht es eine klare Perspektive, was mit dem Gebäude werden soll. Das ist schwierig, aber eben die klassische Aufgabe eines Projektentwicklers.

Sind Sie – wie bereits vor einigen Monaten – noch über den Verkauf mit Herrn Göttsberger und Ihren Projektentwickler im Gespräch?
Ich habe versucht, entsprechende Verhandlungen zu moderieren. Das ist an den Forderungen von Herrn Göttsberger gescheitert. Ich habe ihm auch meinen Eindruck vermittelt, dass er sich mit dem Projekt Mandaukaserne zu viel vorgenommen hat. Retten und in Nutzung bringen sind zwei völlig verschiedene Aufgaben.

Um welchen Aufschub werden Sie die Bundesregierung bitten?
Um keinen speziellen, denn ich habe in der derzeitigen Situation keine Frist vor Augen, in der die beiden Konzepte entstehen könnten. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung könnte für uns eine generelle Flexibilisierung signalisieren. Aber es gibt natürlich auch jede Menge anderer Projekte, die konzeptionell deutlich weiter sind.
Die SZ hat auch den neuen Eigentümer der Mandaukaserne um ein Interview gebeten. Bisher hat er abgelehnt. Bildunterschrift:
Die Zukunft der Mandaukaserne sah – nachdem ein Abriss im Raum stand war – wieder rosig aus. Der Bund hatte Millionen für die Belebung in Aussicht gestellt. Nun könnte das Geld verloren sein. Deshalb spricht Zittaus OB (kleines Foto) im Interview Tacheles. Fotos: PR, Sampedro

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 09.06.2017, S. 10 / Lokales

Kritik an Eigentümer der Mandaukaserne
Das Spiel mit dem Millionen- Zuschuss sei eine vertane Chance, findet die oberste Denkmalpflegerin von Sachsen.

Scharfe Kritik am Eigentümer der Zittauer Mandaukaserne, Thomas Göttsberger, hat jetzt Professor Rosemarie Pohlack, Chefin des Landesamtes für Denkmalpflege, geübt. So bezeichnet sie sächsische Landeskonservatorin in einem der SZ vorliegenden Schreiben an Göttsberger die aktuelle Situation um das Kulturdenkmal, die der Eigentümer ihrer Meinung nach verschuldet habe, mehrfach als Fiasko.

Für die Mandaukaserne und die Stadt Zittau werde nach ihren Worten eine großartige Chance vertan. Dies beziehe sich nicht nur auf die Bund-Landesförderung, sondern gelte vor allem für die bis dahin geplante überregional ausstrahlende Nutzung für das Gebäude und damit für die Entwicklung Zittaus. Für das von der Stadt eingereichte, nach Meinung von Frau Pohlack überzeugte Konzept, ist eine Förderung von 3,88 Millionen Euro zugesichert worden. Diese Summe könnte laut SZ-Informationen sogar noch vom Freistaat Sachsen verdoppelt werden.

Der Verein, der sich in den vergangenen Monaten um die Sicherung der Mandaukaserne kümmerte, könne aus Sicht des Landesamtes dieses sehr große Projekt nicht stemmen. Die obersten Denkmalpfleger haben deshalb der Stadt Zittau vor Monaten empfohlen, das Vorkaufsrecht wahrzunehmen. “Eine Einbindung des Vereins als Förderverein, wie an anderen derartigen Projekten üblich, schien uns sinnvoll, machbar und angemessen”, schreibt Frau Pohlack. Als sich Thomas Göttsberger allein die Kaufoption sicherte und die Stadt Zittau und den Projektentwickler mit all seinen Konzeptbeteiligten ins Leere laufen ließ, sei dieser Erfolg zum Fiasko geworden, meint die Chefin des Landesamtes für Denkmalpflege.

Die Stadt Zittau wird der Bundesregierung am Freitag mitteilen, dass es kein umsetzungsfähiges Konzept zur Rettung der Mandaukaserne gibt. Damit könnte die zugesicherte Förderung verloren gehen. Die weitere Erhaltungszuständigkeit des Kulturdenkmals liege nun bei Thomas Göttsberger als dem alleinigen Eigentümer, steht für die oberste Denkmalpflegerin Sachsens fest.

Von Jan Lange

Sächsische Zeitung – Zittau vom 08.06.2017, S. 15 / Lokales

Ohne Konzept

Zittau könnte für die Belebung der Mandaukaserne nicht nur vier Millionen Euro verlieren – sondern sogar das Doppelte.

Die Stadt Zittau wird der Bundesregierung bis Freitag mitteilen, dass es kein umsetzungsfähiges Konzept zur Rettung der Mandaukaserne gibt. Davon sind aber die 3,88 Millionen Euro Zuschuss aus Berlin abhängig, die von dort als Unterstützung zur Belebung des denkmalgeschützen, leer stehenden Gebäudes signalisiert worden waren. Darüber hinaus könnte es um noch viel mehr Geld gehen: Der Freistaat Sachsen hat nach SZ-Informationen der Stadtverwaltung mitgeteilt, dass er noch einmal die gleiche Summe drauflegen würde.

Wie es mit dem Zuschuss für die Belebung der Mandaukaserne nun weitergeht, ist offen. Der Bund entscheidet, ob er dem Eigentümer und Zittau Aufschub gewährt oder den Zuschuss streicht. Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) befürchtet, dass der Stadt die Förderung für das stadtbildprägende Gebäude verliert: “Wir haben bedauerlicherweise keine Handlungsgrundlage, um die Bedingungen des Programms zu erfüllen und daher sehe ich mich gezwungen, dem Fördermittelgeber offen die Situation darzustellen.”

Als Ursache nennt die Stadtverwaltung in einer am Mittwoch verschickten Pressemitteilung die ausstehende Entwicklung des Konzepts durch den Eigentümer. “Der neue Eigentümer der Mandaukaserne hatte sich nach Übernahme des Bauwerks bereit erklärt, das ursprünglich beantragte Konzept zu realisieren und mit eigenen Planungen zu untersetzen”, heißt es darin. “Diese Untersetzungen liegen der Stadtverwaltung Zittau – auch nach mehrmaliger Aufforderung – nicht vor.” Damit Thomas Göttsberger Zeit hat, das Projekt an seine Vorstellungen anzupassen, hatte die Stadt Zittau eigenen Angaben zufolge bereits im April in Berlin um eine Fristverlängerung ersucht. “Uns wurde signalisiert, dass eine Flexibilisierung der Zeitabläufe möglich wäre, allerdings müssen dafür klare Planungsschritte erkennbar sein”, so Zenker.

Thomas Göttsberger selbst hatte laut dieser Pressemitteilung erklärt, das Projekt wegen fehlender Mietinteressenten nicht vorantreiben zu können. Das bestätigte er am Mittwoch im Prinzip gegenüber der SZ. Von der Hochschule als einem potenziellen Hauptmieter sei wohl erst Ende des Jahres eine verbindliche Aussage zu erwarten, ob sie sich einmietet, teilte er unter anderem mit. “Weitere potenzielle Mietinteressenten haben derzeit keine verbindlichen Absichtserklärungen abgegeben”, so Göttsberger. Auch die Betreibung der ins Auge gefassten Sporthalle in der Mandaukaserne als Basis für die Belebung funktioniert seiner Meinung nach so wie ursprünglich von der Stadt vorgesehen nicht. Zudem habe Zittau den zu leistenden Eigenanteil noch nicht festgezurrt. Über diese Probleme habe er die Stadt am 16. Mai informiert und angeregt, eine Abstimmung mit dem Bund vorzunehmen, ob der Inhalt des Konzeptes angepasst werden kann und gegebenenfalls die Fristen verlängert werden können, so Göttsberger, “Jeder Investor hätte mit denselben Problemen bei der Entwicklung der Mandaukaserne zu kämpfen, da der Fördermittelantrag im Wesentlichen nicht konkret untersetzt war.”

Das umsetzungsfähige Konzept hätte bis Ende Juni eingereicht werden müssen. Geht das nicht, muss der Antragsteller für den Zuschuss – bei der Mandaukaserne die Stadt Zittau – bis 9. Juni erklären, dass es nicht bis zum vorgeschriebenen Zeitpunkt vorliegt und warum. Die Konzeptskizze zur Mandaukaserne mit einer Turnhalle, die Basis für den signalisierten Zuschuss war, ist von der Stadt und einem Projektentwickler sowie mit Unterstützung des Freistaates erstellt worden. Zwischenzeitlich hatte Göttsberger als erklärter Denkmalschützer eigenen Angaben zufolge einen vom Projektentwickler verpassten Termin für das Vorkaufsrecht genutzt und das Gebäude gekauft, um eine denkmalgerechte Sanierung durchzusetzen. Er wäre bereit gewesen, das Gebäude weiterzugeben. Der Verkauf an den Projektentwickler scheiterte laut Stadtverwaltung aber an Göttsbergers Forderungen zur Sanierung.

Als Lösung des Problems sieht die Stadt zwei Wege: “Die letzte Chance für den Erhalt der Fördermittel besteht darin, dass sich der private Eigentümer mit einem Investor auf eine klare Terminkette bis zur Erstellung der notwendigen Unterlagen verständigt. Nur durch eine solche Positionierung des Eigentümers ist eine Fristverlängerung durch die Stadt beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung zu erwirken.” Oder aber er verkauft die Mandaukaserne doch noch ohne schwer- wiegende Auflagen an den von der Stadt favorisierten Projektentwickler. Selber Eigentümer werden will die Stadt unter anderem wegen der finanziellen Risiken und eines drohenden Rechtsstreits mit Göttsberger nicht. Deshalb hatte es der Stadtrat Anfang des Jahres abgelehnt, dass Zittau ein Vorkaufsrecht ausübt.

Die Zuschüsse aus dem Programm “Nationale Projekte des Städtebaus 2017” werden vom Bund ausschließlich an die Kommunen ausgezahlt, die sie beantragt haben. Diese wiederum können ihn nutzen, wenn sie Eigentümer der Immobilie sind, oder an den Eigentümer zur Umsetzung des eingereichten Konzepts weitergeben. Zudem sind sie verpflichtet, einen Eigenanteil beizusteuern. Im Fall von Zittau und der Mandaukaserne sind das 400 000 Euro.
Bildunterschrift:
Eigentümer Thomas Göttsberger zeigte sich vor einigen Monaten stolz vor seiner Mandaukaserne, weil ihm und Partnern die Notsicherung des Südturmes gelungen war. Archivfoto: Matthias Weber

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 08.06.2017, S. 1 / Titelseite

Zittau

Scheitert die Belebung der Mandaukaserne ?

Zittau. Die von der Bundesregierung in Aussicht gestellte Unterstützung für die Wiederbelebung der Mandaukaserne in Höhe von knapp vier Millionen Euro könnte ungenutzt verfallen. Grund dafür ist nach Angaben der Zittauer Stadtverwaltung das weiterhin fehlende Konzept, das der Eigentümer bis Ende Juni beim Bund einreichen müsste. Da das aber nicht abzusehen ist, sieht sich die Stadt gezwungen, Berlin rechtzeitig darauf hinzuweisen. Ob der Bund Zittau und dem Eigentümer Aufschub gewährt, ist unklar.

Der Antrag und das Signal für die millionenschwere Unterstützung basiert auf einer Konzeptskizze der Stadt und eines Partners. Der neue Eigentümer wollte laut Stadt diese Skizze übernehmen und weiterentwickeln. Das ist bisher nicht geschehen. Warum, steht im Lokalteil. (SZ/tm)
Seite 15

Sächsische Zeitung – Zittau vom 13.04.2017, S. 1 / Titelseite

Zittau

Mandaukaserne kann auf Geld hoffen

Zittau. Die Stadt bleibt beim Kampf um Fördergelder aus dem Bundesprogramm “Nationale Projekte des Städtebaus 2017” im Rennen. Das ist das Ergebnis eines Treffens im Zittauer Rathaus mit Vertretern des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, das die Denkmalschutzprojekte für den Bund begleitet.
Die im Februar in Aussicht gestellten Fördergelder in Höhe von 3,88 Millionen Euro für das Projekt “Mandau-Forum” stehen weiterhin zur Verfügung, erklärte Oberbürgermeister Thomas Zenker. Die Ausgangslage hat sich seit der Antragstellung durch einen Eigentümerwechsel jedoch völlig verändert. Der Ostritzer Thomas Göttsberger ist neuer Grundstücksbesitzer und will das Projekt selbst umsetzen. Das bisherige Dresdner Projektbüro und der dazugehörige Investor sind raus. (mh)
Bericht – Seite 10

Sächsische Zeitung – Zittau vom 13.04.2017, S. 10 / Lokales

Ringen um die Mandaukaserne
Eigentümer Thomas Göttsberger will das Vorhaben selbst stemmen. Der bisherige Investor ist damit raus.

Eine gute Nachricht zuerst: Die Stadt Zittau darf ihren Förderantrag zur Mandaukaserne im Programm “Nationale Projekte des Städtebaus 2017” weiter entwickeln. Die in Aussicht gestellten Fördergelder in Höhe von 3,88 Millionen Euro stehen weiterhin zur Verfügung. Soweit die Aussage von Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm).
Am Dienstag tagte eine große Runde im Rathaus, um über den im Februar von der Stadt eingereichten Projektentwurf “Mandau-Forum” zu beraten. Zwei Vertreter des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, jeweils ein Vertreter des sächsischen Finanz- und Innenministeriums, die sächsische Landeskonservatorin, Vertreter des Landkreises, der Stadt Zittau und der neue Grundstückseigentümer Thomas Göttsberger nahmen teil. Gleich zu Beginn der Beratung informierte der OB über die neue Ausgangslage. “Wir haben neue Eigentumsverhältnisse”, erklärte er. Die von der Stadt eingereichten Umbau- und Sanierungspläne sehen vor, eine Dreifeldersporthalle an die historische Kaserne anzubauen, die für den Schul-, Vereins- und Hochschulsport, für Events vorgesehen ist. In der sanierten Bausubstanz der Kaserne sollen Büros, Säle für Tagungen, Hotelzimmer sowie Räume für Kunst-, Kultur- und länderübergreifende Projekte Platz finden. Das Projektbüro Petschow + Thiel aus Dresden hat entsprechende Pläne für das rund 20 Millionen Euro teure Projekt erarbeitet und nach eigenen Aussagen einen Investor in der Hinterhand, der den Umbau und die Sanierung der Mandaukaserne finanzieren will. Die einfachste Lösung wäre wohl, wenn Eigentümer Thomas Göttsberger das Grundstück nun an den Investor, der hinter dem Dresdner Projektbüro steht, verkaufen würde. Göttsberger habe jedoch erklärt, das Vorhaben mit einem Projektentwicklungsbüro aus Magdeburg selbst umsetzen zu wollen, so der OB. Soweit die neue, völlig veränderte Ausgangslage.

Die Fördermittelgeber machten deutlich, dass die in Aussicht gestellten Fördermillionen nur nach Zittau fließen, wenn die “Struktur des Konzeptes” erhalten bleibe, so Zenker. Nur als Gesamtprojekt sei das Vorhaben förderfähig, es gehe nicht darum, nur das Baudenkmal Mandaukaserne zu sanieren. Die Stadt Zittau erklärte sich am Dienstag bereit, den Projektantrag in Abstimmung mit dem Bundesinstitut und dem Eigentümer weiterzuentwickeln.

“Der Ball liegt jetzt beim neuen Eigentümer”, formulierte Zenker diplomatisch. Der Ostritzer Stadtrat Thomas Göttsberger muss nun alle Gremien, einschließlich des Zittauer Stadtrats, davon überzeugen, dass er das Projekt finanziell stemmen kann. Ohne einen Eigenanteil der Stadt wird das Vorhaben nicht auskommen. Die Chancen, dass der Freistaat diesen Part übernimmt, stünden nicht schlecht, wenn Göttsberger ein überzeugendes Konzept vorlegt, so der OB. Durch den Eigentümerwechsel ist allerdings ein weiteres Problem entstanden. “Die angedachte Terminkette ist unter diesen Umständen nicht zu halten”, so der Oberbürgermeister. In den Ministerien wolle man deshalb prüfen, inwieweit es möglich ist, den Beteiligten mehr Zeit einzuräumen. Zur Erinnerung: Das Förderprogramm “Nationale Projekte des Städtebaus 2017” läuft nicht irgendwann, sondern in diesem Jahr.

Thomas Göttsberger ist optimistisch. Er werde das vorliegende Projekt “Mandau-Forum” im Großen und Ganzen übernehmen. Das Magdeburger Projektentwicklungsbüro arbeite bereits, habe auch erste Unterlagen eingereicht und eine neue Kostenschätzung erarbeitet, so der Ostritzer.
Bildunterschrift:

Das Schicksal der Mandaukaserne bewegt die Zittauer seit Jahren. Neben den Menschen, die das Baudenkmal retten möchten, gibt es auch Abriss-Befürworter. Foto: Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 31.03.2017, S. 9 / Lokales

Dutzende Problemhäuser

Allein in den letzten vier Jahren hat die Stadt Eigentümer von über 150 Bauwerken ermahnt, für Sicherheit zu sorgen – oder durchgegriffen.

(…). Wie das bei Zittaus prominentestem maroden Gebäude – der Mandaukaserne – ist, bleibt abzuwarten. Es ist zwar der absolute positive Ausnahmefall, dass sich Privatleute zusammentun und mit Hilfe von eigenem Geld sowie Spenden ein Gebäude, das ihnen nicht gehört, notsichern. Die Kosten aber, die unter anderem für den von der Verwaltung angeordneten, über Jahre stehenden, Absperrzaun aufgelaufen sind, belasten immer noch die Stadtkasse. Dem neuen Eigentümer könne man sie nicht in Rechnung stellen, da er zu dieser Zeit nicht zuständig war, sagt Stadtsprecher Grebasch. Die Wahrscheinlichkeit, dass der alte Besitzer zahlt, ist sehr gering. Derzeit berät der Stadtrat, wie Zittau mit den offenen Forderungen umgehen soll. Vermutlich muss die Stadt die Kosten am Ende als Verlust verbuchen. (…)

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 25.03.2017, S. 1 / Titelseite

Zittau

Schutzzaun weg vor Mandaukaserne

Zittau. Der Bauzaun vor der Mandaukaserne, der bis zur nahen Straße reichte, ist jetzt zurückgesetzt worden. Passanten können den Fußweg entlang der Kaserne wieder benutzen, weil keine Gefahr durch herabfallende Teile mehr besteht, bestätigte die Bauaufsicht der Stadtverwaltung.
Der Grund: Die Sicherung der Nordseite ist abgeschlossen, erklärte der Eigentümer gegenüber der SZ. Insgesamt soll die Notsicherung 111 000 Euro gekostet haben. Im vergangenen Jahr war die durch den Bauzaun abgesperrte Grundstücksfläche aus Sicherheitsgründen weiträumig ausgedehnt worden. Ab sofort soll der Bauzaun das Grundstück lediglich vor unbefugtem Zutritt schützen, so der Eigentümer. Immer wieder betreten Jugendliche das Grundstück und hinterlassen Schäden, wie beispielsweise aufgebrochene Türen. (mh) Bericht – Seite 20

Sächsische Zeitung – Zittau vom 25.03.2017, S. 20 / Lokales

Mandaukaserne vorerst gerettet
Von dem Baudenkmal geht keine Gefahr mehr aus. Der neue Eigentümer gibt sich jetzt zu erkennen.

In Absprache mit der Bauaufsicht ist der Bauzaun vor der Mandaukaserne, der bis zur Fahrbahn reichte, jetzt zurückgesetzt worden. Der Fußweg vor dem Gebäude kann wieder benutzt werden. “Gefahr durch herabfallende Teile besteht nicht mehr”, erklärte Stadtsprecher Kai Grebasch gegenüber der SZ. Der Eigentümer hat alle Auflagen der Stadt zur Notsicherung des Gebäudes erfüllt. Im vergangenen Jahr war die mit dem Bauzaun abgesperrte Fläche aus Sicherheitsgründen weiträumig ausgedehnt worden.

“Ab sofort dient der Zaun nur noch als Grundstückseinfriedung”, sagt Thomas Göttsberger vom Stadtforum Zittau. Er berichtet auch, dass der Bauzaun Jugendliche nicht davon abhalte, das Grundstück unberechtigt zu betreten, Türen aufzubrechen und sich im Innern aufzuhalten. Er selbst habe kürzlich während einer Begehung eine Gruppe Jugendlicher erwischt, die durch das Haus zogen.

Der Ostritzer Stadtrat wird nach SZ-Informationen am Sonnabend öffentlich bekannt geben, dass er seit November der neue Eigentümer der Mandaukaserne ist. Bisher machte Thomas Göttsberger ein Geheimnis daraus, wer die marode Immobilie von den Erben des verstorbenen früheren Besitzers gekauft hat. Bekannt war hingegen, dass hinter ihm eine Gruppe ehrenamtlicher Helfer steht, die seit Monaten das Denkmal vor dem Verfall retten und den Südturm auf Vordermann gebracht haben. Der zweite Bauabschnitt zur Notsicherung der Nordseite ist nun abgeschlossen, so Göttsberger. Das Dach an der Nordseite und eine einsturzgefährdete Außenmauer sind ausgebessert. 111 000 Euro hat die Notsicherung gekostet, rund 82 000 Euro davon waren Fördermittel, der Eigenanteil des Bauherrn betrug 30 000 Euro.

Dass man in Berlin über die Mandaukaserne Bescheid weiß, daran hat wohl auch Renate Weber einen bescheidenen Anteil. Die Rentnerin schrieb im Februar schon zum zweiten Mal an Bundeskanzlerin Angela Merkel. “Ich bin so alt, mir kann keiner mehr was”, kommentiert sie den Briefwechsel mit dem Staatsoberhaupt. In ihrem Brief berichtet sie der Kanzlerin in eindringlichen Worten von ihrer “grenzenlosen Sorge” um die Heimatstadt. “Die Stadt überstand nahezu unzerstört den zweiten Weltkrieg und wurde seitdem so vernachlässigt, dass es kaum noch originale Straßenzüge gibt”, schrieb Frau Weber, die sich in der Bürgerinitiative “Bessere Mitte” und dem Stadtforum Zittau engagiert. “Die Stadt ähnelt heute, ohne Aussicht auf Veränderung, einem unsanierten Gebiss”, so die Rentnerin voller Verbitterung. Sie könne sich nicht damit abfinden, dass man das Kulturgut dem Verfall preisgäbe und dafür kein Geld da sei. Scharf kritisiert die Zittauerin in dem Brief auch die Sanierung von Plattenbauten außerhalb des Stadtkerns, wofür Millionen ausgegeben würden. “Ich bitte Sie, diese Kulturstadt zu retten, die deutschlandweit einmalig ist”, so der Appell der alten Dame, die in der Weihnachtszeit die Aktion “Stricken und Häkeln für die Mandaukaserne” ins Leben gerufen und rund 500 Euro erwirtschaftet hatte.

Vor einigen Tagen erhielt Renate Weber überraschend Post von dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Der Verfasser Karl-Ludwig Backsmann erklärt darin, gebeten worden zu sein, den Brief an die Kanzlerin zu beantworten. Backsmann würdigt in seinen Zeilen die Bedeutung der Zittauer Altstadt und weist darauf hin, dass seit 1991 insgesamt 31,8 Millionen Euro Bundesfinanzhilfen für Maßnahmen in der historischen Altstadt geflossen sind, mit denen beispielsweise Salzhaus und Theater saniert werden konnten. Der Bund habe die Mandaukaserne im Februar in die Förderung “Nationale Projekte des Städtebaus 2017” aufgenommen und eine Förderzusage von vier Millionen Euro erteilt, so der Verfasser.

Das vom Bund in Aussicht gestellte Geld ist an einen von der Stadt eingereichten Projektentwurf gebunden. Inwieweit das geplante “Mandau-Forum” mit den Plänen des Eigentümers in Übereinstimmung gebracht werden kann, wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Kommen Stadt, Eigentümer und Investor nicht zu einer Einigung, läuft das Förderprogramm aus und die Fördermillionen wären ein für alle Mal weg. Das Schicksal des monumentalen Bauwerks stünde dann wieder in den Sternen.

Bildunterschrift:
Der Fußweg entlang der Mandaukaserne ist wieder freigegeben. Foto: Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 23.03.2017, S. 15 / Lokales

Was der Staat für die Oberlausitz tut
Bund und Land bezuschussen zum Beispiel ansiedlungswillige Ärzte und Firmen. Und erfüllen Sonderwünsche.

Fehlende Großbetriebe, unfertige B 178 und schrumpfende Infrastruktur – vor allem in der südlichen Oberlausitz fühlen sich viele Menschen abgehangen. Lauter werdende Stimmen wie die der AfD verstärken dieses Gefühl. Aber ist dem wirklich so? Die SZ hat die für die Region Löbau-Zittau zuständigen CDU-Landtagsabgeordneten Stephan Meyer und Heinz Lehmann sowie Bundestagsabgeordneten Thomas Jurk (SPD) und Michael Kretschmer (CDU) nach Beispielen gefragt, was der Staat für die südliche Oberlausitz und deren Einwohner tut. Das sind einige der Antworten:

(…)
Stadt-/Dorfbelebung: Millionen für Neubauten und Sanierungen

Der Bund beteiligt sich seit der Wende an der Stadtsanierung und dem Erhalt von denkmalgeschützter Architektur, zum Beispiel in Löbau, Ebersbach-Neugersdorf und Zittau. Aktuell soll Zittau zur Wiederbelebung der Mandaukaserne vier Millionen Euro erhalten. Insgesamt habe allein die Mandaustadt “bis 2014 mehr als 38 Millionen Euro Städtebauförderung vom Bund bekommen”, teilt Bundestagsabgeordneter Thomas Jurk mit. Darüber hinaus hat der Bund für die Rettung und Sanierung des Kanitz-Kyaw ́schen Schlosses in Hainewalde 400 000 Euro, für die Sanierung der Lutherkirche in Niederoderwitz 210 000 Euro und für die Sanierung und Restaurierung des alten Speichergebäudes des Zinzendorfschlosses in Berthelsdorf 190 000 Euro dazugegeben. “Die Stadt Bernstadt auf dem Eigen erhält zudem aus dem Mauerfonds Mittel in Höhe von mehr als 100 000 Euro für die Sanierung und Restaurierung des Innenraumes der Friedhofskapelle”, so der Abgeordnete aus dem Norden des Kreises. (…)

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 16.03.2017, S. 17 / Lokales

17 Millionen für Investitionen und kein Geld für die Grasmahd OB Thomas Zenker erklärt Bürgern den Haushalt. Einige Wünsche bleiben jedoch offen.

Ein in der Weinau lebender Zittauer fragt den Geschäftsführer der Städtischen Dienstleistungsgesellschaft (SDG), Daniel Brendler, warum die Fußwege in der Weinau im Winter nicht geräumt werden. Bevor Brendler antworten kann, legt der Rentner nach und fragt, weshalb die Stadt den Eckartsbach nicht mehr pflege, der sei völlig zugewachsen und bei einem Hochwasser bestünde die Gefahr, dass die Tennisplätze in der Weinau überschwemmt werden. Brendler erklärt dem Mann, dass die SDG nur Arbeiten erledigen könne, die zuvor von der Stadtverwaltung in Auftrag gegeben worden sind. Er kann dem Mann nicht helfen, notiert sich aber die Probleme und verspricht, zu prüfen, was sich da machen lasse. Dies war eines von mehreren Gesprächen am Dienstagabend im Bürgersaal des Rathauses.

Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) hatte zur dritten Einwohnerversammlung seit seinem Amtsantritt eingeladen, um den Doppelhaushalt der Stadt zu erklären und den Zittauern die Möglichkeit zu geben, ihre Fragen an die Verwaltung loszuwerden. In den Vorjahren folgten nur wenige Bürger der Einladung. Diesmal waren immerhin rund 35 Zittauer gekommen, um an den Tischen mit Amtsleitern, Mitarbeitern der Verwaltung und der städtischen Betriebe ins Gespräch zu kommen.

Den Gesprächen vorausgegangen war die Rede des Oberbürgermeisters, der sich zu aktuellen Themen äußerte, bevor er den Doppelhaushalt erläuterte. Mit “verhaltenem Enthusiasmus” betrachte er die Vorgänge um die Mandaukaserne, so der OB. Ob die in Aussicht gestellten Fördermillionen fließen, werde in den nächsten Monaten entschieden . Nach Nahverkehr, Parkgebührenordnung, Innenstadtbelebung und B 178n kam das Stadtoberhaupt zum Tourismus. Zittau soll künftig mehr Verantwortung übernehmen. “Da ist im Moment viel Bewegung drin”, so Zenker. (…)

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 10.03.2017, S. 9 / Lokales

Landratsamt erteilt Umzug in Mandaukaserne endgültig Absage

Der Landrat hat im Januar noch angedeutet, dass er einen neuen Sitz des Amtes unter bestimmten Voraussetzungen für möglich hält. Davon ist keine Rede mehr.

Selbst wenn sich der neue Besitzer und der von der Stadt favorisierte Investor ganz schnell einigen und der Umbau der Mandaukaserne schon in den nächsten Monaten starten würde: Das Landratsamt wird nicht in das denkmalgeschützte Gebäude einziehen. “Wir haben einen Kreistagsbeschluss und die dringende Notwendigkeit, die technische Infrastruktur des Gebäudes Hochwaldstraße auf den neuesten Stand zu bringen, damit die Verwaltung weiterhin ihre Aufgaben erfüllen kann”, ließ Thomas Gampe, erster Beigeordneter, auf SZ-Anfrage mitteilen. “Im Sommer 2017 sollen die Bauarbeiten beginnen. Finanzierung und Fördermittel sind gesichert.” Dass die Stadt Zittau jetzt vier Millionen Euro zur Sanierung der Mandaukaserne zur Verfügung hat, “ändert nichts an der von uns geplanten Baumaßnahme, da überhaupt nicht absehbar ist, ob und wann es zu einer Komplettsanierung kommt.”

Landrat Bernd Lange (CDU) hatte einem Umzug des Landratsamtes von der Hochwaldstraße in die Mandaukaserne bereits im Januar eine Absage erteilt. Allerdings ließ er durchblicken, dass er sich die Verlegung des Standortes unter anderen Voraussetzungen hätte vorstellen können. “Wenn es ein tragfähiges Konzept gäbe und der Kreis nicht mehr als 2,1 Millionen Euro zuschießen müsste, dann vielleicht. Aber das sehe ich nicht”, sagte er. Zudem dränge die Zeit wegen der angeschobenen Arbeiten in der Hochwaldstraße.

Inzwischen könnten sich diese Voraussetzungen unter Umständen aber ziemlich schnell einstellen. Die Stadt hat einen Investor an der Hand, der die Mandaukaserne sanieren und umbauen lassen will. Seine Bedingung war, dass die Stadt Fördermittel dafür organisiert. Vor wenigen Tagen hat der Bund einen Zuschuss in Höhe von vier Millionen Euro zugesagt. Das größte Problem derzeit: Die Mandaukaserne gehört weder der Stadt noch dem Investor, sondern einem Dritten. Er hatte das Gebäude im November gekauft. Gegenüber der SZ sagte er, dass er die Mandaukaserne ohne nennenswerte Aufschläge an den Investor weiterveräußern würde, wenn sich dieser verpflichte, 80 Prozent der Bausubstanz originalgetreu zu erhalten. Das lehnen die Stadt und der Investor ab, weil dadurch die Kosten deutlich steigen würden und sich so kein öffentlich genutztes Gebäude herstellen ließe.

Der Investor will ein “Forum Mandau” mit einer Multifunktionshalle, in erster Linie für den Sport, und Büros errichten.

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 04.03.2017, S. 19 / Lokales

Zittau bekommt vier Millionen Euro für die Mandaukaserne

Der Bund hat das Gebäude als “Nationales Projekt” anerkannt. Es gibt aber ein Problem: Die Stadt ist nicht Besitzer und will das Geld auch nicht an den Eigentümer weiterleiten.

Ob sich der Stadtrat anders entschieden hätte, wenn er Ende Januar die frohe Botschaft von Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) schon gekannt hätte? Ob er dann den schwierigen Weg gegangen wäre und vom Vorkaufsrecht der Stadt für die Mandaukaserne Gebrauch gemacht hätte? Fakt ist: Frau Hendricks hat am Freitag verkündet, welche Denkmäler als “Nationale Projekte des Städtebaus” anerkannt und mit Millionen Euro gefördert werden. “Eine interdisziplinär besetzte Expertenjury hat sich für die Förderung von 24 Projekten in ganz Deutschland ausgesprochen”, heißt es in ihrer Mitteilung. “Als einziges Förderprojekt in Sachsen kann sich die Stadt Zittau mit ihrem Antrag zur Wiederbelebung der Mandaukaserne durchsetzen und mit einer Zusage in Höhe von vier Millionen Euro rechnen”, konkretisierte Bundestagsabgeordneter Thomas Jurk (SPD) am Freitag. Damit befindet sich die Mandaukaserne unter anderem auf Augenhöhe mit dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände, auf dem das Dokumentationszentrum ausgebaut wird, und der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen, die eine internationale Begegnungsstätte bekommt.

Den Antrag auf die Förderung hat die Stadt Zittau gestellt. Im ersten Anlauf, 2016, lehnte der Bund noch aus formalen Gründen ab: Die Planungen waren nicht so, wie er es verlangt hatte. Auf einem Sonderstadtrat Anfang Dezember beschloss Zittau, es mit überarbeiteten Unterlagen erneut zu versuchen. Herzstück der Umbau- und Sanierungspläne ist ein “Forum Mandau”. Demnach soll an die historische Kaserne eine Dreifeldersporthalle angebaut werden, die für den Schul-, Vereins-, Leistungs- und Hochschulsport sowie für Events von lokaler und überregionaler Bedeutung vorgesehen ist. In der sanierten Bausubstanz sollen unter anderem Büros für Existenzgründer, Säle für Tagungen, Hotelzimmer sowie Räume für Kunst-, Kultur- und länderübergreifende Projekte Platz finden. Mit potenziellen Nutzern wie der Hochschule war die Stadt bereits im Gespräch. Einen Partner für das insgesamt rund 20 Millionen Euro teure Projekt hatte die Stadt auch schon gefunden: das renommierte Projektbüro Petschow + Thiel mit Sitz in vielen deutschen Großstädten, unter anderem in Dresden. Und dieses Büro hat laut Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) einen Investor in der Hinterhand, der den Umbau und die Sanierung der Mandaukaserne finanzieren will und bereits ähnliche Großprojekte gestemmt hat. Ohne einen Zuschuss der öffentlichen Hand rechnet sich das Projekt aber auch für ihn nicht. Deshalb stellte die Stadt den Antrag an den Bund. Wohl wissend, dass sie einen Eigenanteil schultern muss, will sie beide Teile der Förderung an die Partner weiterreichen.
Doch die Pläne der Stadt gehen derzeit nicht auf – weder sie noch ihr Partner besitzen das Gebäude. Eine Option auf Kauf der Mandaukaserne, die sie an den Partner weitergereicht hatte, verstrich im Sommer 2016 wegen der damals ausgebliebenen Förderung ungenutzt. Im November schlug ein anderer Käufer zu. Nach SZ-Informationen soll es sich dabei um den Ostritzer Thomas Göttsberger, einen strikten Denkmalschützer, handeln. Er selbst hat den Kauf bisher trotz Anfrage nicht bestätigt, gehört aber zu den Initiatoren der derzeit laufenden Notsicherung und spricht öffentlich im Namen des neuen Besitzers. Seine Forderung: Mindestens 80 Prozent der historischen Bausubstanz der Mandaukaserne müssen bei Umbau und Sanierung erhalten bleiben. In diesem Fall würde er das Gebäude ohne nennenswerte Aufschläge an den von der Stadt favorisierten Investor weiterverkaufen. Das aber lehnen Stadt und Partner ab, weil sich die Mandaukaserne so nicht in ein modernes, öffentliches Gebäude umgestalten lässt.
Das Vorkaufsrecht, das die Stadt gehabt hätte, nutzte Zittau auf Beschluss des Stadtrates Ende Januar nicht – vor allem wegen der nicht abzusehenden finanziellen Risiken. Ohne Bundesförderung hätte sich die Stadt ohne einen Partner um das marode Gebäude kümmern müssen.
Der neue Eigentümer hat ebenfalls Pläne vorgelegt, wie er mit der Mandaukaserne vorgehen will: Schrittweise notsichern, schrittweise sanieren, schrittweise einer Nutzung zuführen. Der OB glaubt aber nicht, dass der ihm bekannte Besitzer die finanzielle Kraft hat, das Großprojekt zu stemmen. Auch ist die Stadtverwaltung nach Prüfung des vorgelegten Konzepts überzeugt, dass es nicht tragfähig ist. Dazu kommt: Die vier Millionen Euro fließen auf Basis des von der Stadt eingereichten Projekts und nicht auf der des Eigentümer–Konzepts. “Nach den intensiven Diskussionen um die Eigentümerschaft ist es in meinen Augen jetzt an der Zeit, dass die Retter, die sich um das Gebäude sehr verdient gemacht haben, den Weg für einen leistungsfähigen Investor freimachen”, teilt Zenker am Freitag mit und meint damit Petschow + Thiels Investor. “Dies sieht auch die deutliche Mehrheit des Stadtrates so.”
Zenker wird nun auf den neuen Besitzer zugehen und mit ihm darüber verhandeln, ob er den Weg freimacht. Spätestens im Sommer muss eine Entscheidung gefallen sein. Sonst könnte die vier Millionen-Euro-Zusage verfallen.
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Bildunterschrift:
Fleißig sind Teile der Mandaukaserne in den letzten Monaten auf eine Privatinitiative hin notgesichert worden. Wie es nun weitergeht, ist offen. Archivfoto: Thomas Eichle

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 10.02.2017, S. 9 / Lokales

Wie Zittau Spekulanten abschreckt
Mit einer Drohung mindert die Stadt den Wert von Gebäuden im Armeegebiet – um sie selber kaufen zu können.

Es gibt immer wieder Fälle wie das ehemalige Finanzamt am Markt, in denen Spekulanten Häuser in Zittau nur kaufen, um sie später gewinnbringend weiterzuveräußern. Mit so einem Fall hat es die Stadt jetzt auch im Armeegebiet zu tun. Weil der Eigentümer seine Außenstände nicht zahlte, beantragte die Verwaltung die Zwangsversteigerung der ehemaligen Kasernen Villingenring 4, 5 und 6. Getreu ihrem Motto “Rückbau von außen nach innen” und einem Konzept aus dem Jahr 2011, das den schrittweisen Rückbau des Armeegebiets vorsieht, will sie die maroden Gebäude an der Straße um den alten Exerzierplatz kaufen und abreißen.

Im November beschäftigte sich das Landgericht Görlitz mit den Immobilien. Unerwartet tauchte bei der Versteigerung ein zweiter Bieter auf. Ein Berliner Immobilienbüro trieb den Preis kräftig in die Höhe, so hoch, dass der Vertreter der Zittauer Verwaltung die Zwangsversteigerung abbrechen ließ. Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) sagte der SZ, dass man danach das Gespräch mit den Berlinern gesucht hätte. Dabei stellte sich heraus, dass sie kaum Ahnung von den Immobilien, ihrer Lage und keine Nutzung hatten,…

Damit so etwas nicht wieder passieren kann, hat die Verwaltung mit Zustimmung des Stadtrates nun ein deutliches Signal gesetzt: Über weite Teile des Armeegebiets wird ein Bebauungsplan gelegt. “Der Aufstellungsbeschluss hat für den einzelnen Eigentümer noch keine Auswirkung”, sagte Matthias Matthey, Chef-Stadtplaner der Verwaltung, während der jüngsten Ratssitzung. Aber er ist ein deutliches Zeichen: Sollten wieder Spekulanten versuchen, alte Kasernen zu kaufen, kann die Stadt auf Basis des Plans eine sogenannte Veränderungssperre verhängen. In diesem Fall könnten Eigentümer nur mit ihrer Zustimmung Immobilien umbauen oder anders nutzen. Auf der einen Seite sinkt so der Wert der Immobilie und damit das Interesse von Spekulanten. Auf der anderen Seite kann die Stadt ihre Entwicklungsziele weiter verfolgen. Die meisten der Besitzer von betroffenen Immobilien im Armeegebiet, wie Hochschule, Landratsamt und Studentenwerk, sind laut Zenker von der Stadt über das Vorgehen informiert worden.

Während der Stadtratssitzung beantragte Matthias Böhm (Grüne), dass die Fläche des Bebauungsplans vergrößert werden soll. Er befürchtet, dass die anstehende Sanierung des Landratsamtes für mehr als zwei Millionen Euro dazu führt, dass die Behörde noch auf Jahre am Rand der Stadt ihr Domizil behält und damit die Zittauer Ziele, das Armeegebiet abzureißen und die Stadt von außen nach innen zu verkleinern, torpediert werden. Warum nicht dem Landkreis durch den Bebauungsplan einen Wink mit dem Zaunspfahl geben, fragte er. Mit der Einbeziehung von Haus VII der Hochschule sei doch dem Freistaat genau dieses Zeichen gegeben worden. Die Gefahr, dass der Kreis das in der aktuellen Debatte um die Ämterkonzentration in Görlitz zum Anlass nehmen und die Zittauer Außenstelle schließen könnte, sieht Böhm nicht. Als neuen Standort für das Landratsamt brachte er die Mandaukaserne ins Gespräch. OB Zenker antwortete ihm, dass Zittau zwar nicht ” vor dem Landratsamt wie das Kaninchen vor der Schlange sitzt”. Aber “ich bin nicht bereit, dem Landrat hier vor das Bein zu treten”, so Zenker. Schließlich sende dieser mit der Millionen-Investition gerade ein deutliches Zeichen, dass der Zittauer Standort erhalten wird. In anderen Städten, wie Löbau, sieht das derzeit anders aus. Der Stadtrat lehnte Böhms Antrag daraufhin ab. Mit dem Bebauungsplan im Rücken wird die Stadtverwaltung wieder vor das Landgericht Görlitz ziehen. “Das Zwangsversteigerungsverfahren wird fortgesetzt”, teilte Rathaussprecher Kai Grebasch mit.

Bildunterschrift:
Diese ehemaligen Kasernen im Armeegebiet will die Stadt kaufen und abreißen. Doch eine von ihr angebahnte Zwangsversteigerung scheiterte an einem höheren Gebot von Spekulanten. Foto: Rafael Sampedro

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Görlitz vom 09.02.2017, S. 13 / Lokales

Zweifel an Stadthalle als Kreis-Sitzungssaal

Görlitz. Landrat Bernd Lange (CDU) sieht offensichtlich wenig Chancen, den kleinen Saal der Stadthalle in Zukunft als Sitzungssaal für den Kreistag nutzen zu können. Das sagte er jetzt während einer Pressekonferenz. Auslöser war die Frage, ob die Zittauer Mandaukaserne in Zukunft vom Landkreis als Außenstelle genutzt werden könnte. Bernd Lange sieht das nicht als realistisch – einerseits wegen der Finanzen, andererseits wegen des Zeitplanes. Der Kreis will seine Ämter verstärkt in Görlitz konzentrieren. “Wir hatten in dem Zusammenhang auf den kleinen Sitzungssaal in der Stadthalle gehofft. Aber das hat ja nicht geklappt”, so der Landrat. Bisherige Planungen sehen vor, dass der Landkreis auf dem geplanten Verwaltungscampus zwischen Berliner Straße und Salomonstraße vielleicht einen eigenen Saal für Kreistagssitzungen baut. (SZ/mk)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 31.01.2017, S. 13 / Lokales

Landratsamt wird Pendleramt
In Görlitz sollen künftig 700 Kollegen der Kreisverwaltung arbeiten. Fast alle Außenstellen sind vom Umzug betroffen.

Das Landratsamt plant die Mega-Verwaltung. In Görlitz sollen nach 2021 über 700 Angestellte des Kreises arbeiten. Acht Altbauten an der Berliner Straße und der Salomonstraße in Görlitz werden dafür saniert, mit dem bestehenden Landratsamt zu einem Verwaltungscampus verbunden. (…)

Zittau bleibt die größte Außenstelledes Landratsamtes

270 Angestellte hat die Außenstelle in Zittau, 20 werden künftig zusätzlich nach Görlitz pendeln müssen. Und: An und in den Gebäuden von Anfang der 1990er Jahre steht eine Teilsanierung an. Insgesamt steckt der Kreis 2,75 Millionen Euro in Dach, Fassade und Netzwerktechnik. Der Kreis hofft dazu auf Fördermittel aus dem Programm “Brücken in die Zukunft”.
Eine Alternative, das Amt in Zittau in die Innenstadt zu verlegen, sieht Landrat Bernd Lange nicht, schon gar nicht verteilt auf mehrere Gebäude. “Wir wollen die Verwaltung ja konzentrieren”, sagt er. Auch der Mandaukaserne als Standort gibt der Landrat keine Chance. “Wenn es ein tragfähiges Konzept gäbe und der Kreis nicht mehr als 2,1 Millionen Euro zuschießen müsste, dann vielleicht. Aber das sehe ich nicht”, sagt Bernd Lange. Zudem dränge die Zeit. (…)

Von Matthias Klaus

Sächsische Zeitung – Zittau vom 30.01.2017, S. 15 / Lokales

“Der Investor hat noch Interesse”
Zittaus OB Thomas Zenker sagt nach dem Verkauf an einen Unbekannten, wie es mit der Mandaukaserne weitergeht.

Eigentlich hätte das Projektbüro Petschow + Thiel und sein Investor die Mandaukaserne kaufen sollen. Sie wollten das Denkmal sanieren sowie eine Sport- und Eventhalle einbauen. Weil die Fördermittel dafür aber noch nicht sicher sind, kauften sie nicht. Dafür hat ein Unbekannter zugeschlagen. Nun steht das Projekt mit der Halle auf der Kippe. Wie es weitergeht, sagt Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm):
Herr Zenker, wissen Sie, wer der Käufer der Mandaukaserne ist?
Natürlich. Das ist mir im Rahmen meiner Amtstätigkeit bekannt geworden. Um bisherige und etwaige weitere Verhandlungen nicht zu gefährden, entsprechen wir noch seiner Forderung und nennen seinen Namen nicht. Persönlich habe ich wenig Verständnis für diese Geheimniskrämerei.
Auf der einen Seite steht der neue Besitzer, auf der anderen das Projektbüro und der Investor, mit dem die Stadt den Plan von der Sanierung der Mandaukaserne und den Einbau der Halle entwickelt hat. Wie geht es nun weiter?
Wir müssen mit dem Stadtrat abwägen, ob wir den Fördermittelantrag für das vielversprechende Projekt mit Petschow + Thiel aufrechterhalten. Dafür ist es nötig, mit dem neuen Eigentümer zu klären, ob er bereit ist, zu verkaufen oder das Projekt anderweitig zu ermöglichen. Sobald ich das weiß, werde ich auf den Stadtrat zugehen.
Aus dem Umfeld des neuen Besitzers heißt es, dass er verkaufen würde, wenn der Investor mindestens 80 Prozent der Mandaukaserne denkmalschutzgerecht saniert &
Die Pauschalzusage, dass 80 Prozent der Baustruktur im originalgetreuen Zustand erhalten werden, kann niemand geben. Weder der Investor noch das Büro, mit dem wir das Projekt entwickelt haben und das bereits sehr erfolgreich solche Großvorhaben umgesetzt hat. Ich halte das für das riesige Gebäude auch für unrealistisch. So eine Zusage würde bedeuten, dass zum Beispiel die historischen Holzbalkendecken im gesamten Gebäude erhalten bleiben müssten, was eine öffentliche Nutzung sehr erschwert, wenn nicht gar unmöglich macht.
Warum sagen Sie nicht: Na gut, es gibt einen neuen Besitzer, dann ziehen wir unser Vorhaben mit dem durch?
Wir haben unseren Antrag und das Konzept mit einem professionellen Projektbüro erarbeitet, das einen Investor mitgebracht hat. Da ist es nicht nur moralisch fraglich, dass wir diese Arbeit mit einem anderen umsetzen. Auch Leistungsfähigkeit und Erfahrung spielen eine Rolle. Zudem habe ich kein Signal vom Erwerber, dass er einen finanziellen Unterstützer hat.
Sie gehen also davon aus, dass er nicht genügend Geld für so ein Projekt hat?
Es fällt mir zumindest sehr schwer, das zu glauben. Immerhin schätzen Fachleute, dass das Projekt bis zu 20 Millionen Euro kosten würde.
Der von Ihnen erwähnte Investor war bei Ihrem Neujahrsempfang im Theater. Was sagt er zu der Situation?
Auch für einen sehr interessierten Investor ist die Situation schwierig. Trotzdem hat er noch Interesse an dem gemeinsamen Projekt bekundet. Es ist aber klar, dass die Art und Weise der Verhandlung durch den neuen Besitzer bisher ein gutes Ergebnis verhindert hat.
Sie haben im Stadtrat gesagt, dass Sie zwischen beiden Seiten vermitteln wollen. Was sind Ihre nächsten Schritte?
Wie gesagt: zuerst geht es um eine Verständigung mit dem Stadtrat, ob und wie wir an dem Projekt festhalten wollen. Dann werde ich versuchen vom Fördermittelgeber zu erfahren, ob wir unter den momentanen Voraussetzungen weiter Chancen haben. Danach werden wir das weitere Vorgehen mit dem Stadtrat beraten.
Sie haben auch gesagt, dass Sie bereits mit öffentlichen Nutzern wie der Hochschule gesprochen haben. Würden diese die Mandaukaserne nutzen?
Mit der Hochschule bin ich ständig im Gespräch über Themen wie die Stadtentwicklung. Wir haben auch konkret über dieses Gebäude gesprochen und das Nutzungspotenzial für die Hochschule im Blick. Darüber hinaus sind wir mit drei weiteren potenziellen Nutzern im Gespräch.
Verraten Sie, um wen es sich handelt?
Nein. Das gebietet die Fairness.
Bildunterschrift:
Thomas Zenker ist seit 2015 Oberbürgermeister von Zittau. Foto: PR
Bildunterschrift:
Die Mandaukaserne. Archivfoto: Eichler

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 28.01.2017, S. 14 / Lokales

Verkauf der Mandaukaserne an neuen Besitzer ist perfekt

Die Stadt wird ihr Vorkaufsrecht nicht ausüben. Ihr Plan für eine 20-Millionen-Investition mit dem Einbau einer Sport- und Eventhalle ist trotzdem noch nicht vom Tisch.

Die Stadt wird den Verkauf der Mandaukaserne am 14. November von den Erben des verstorbenen, früheren Besitzers an einen bislang Unbekannten nicht unterbinden. Der Stadtrat hat während seiner Sitzung am Donnerstag auf das Vorkaufsrecht verzichtet. Hauptgrund ist, dass die Stadt zumindest für die Notsicherung hätte sorgen müssen. Das könne sie aber nicht, sagte Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) mit Blick auf die Finanzen. Zwar hat sie einen Antrag auf eine millionenschwere Förderung des Bundes für den Umbau und die Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes gestellt. Dieser ist aber noch nicht bewilligt, also steht das Geld auch noch nicht zur Verfügung.
Die Stadt hätte das Vorkaufsrecht aufgrund von Denkmalschutz-Vorschriften ausüben können. Dafür müsste sie aber nachweisen, dass sie die Mandaukaserne besser sichern kann als der neue Besitzer. Da er aber offensichtlich schon dafür gesorgt hat, dass mit der Notsicherung begonnen wurde, würde das der Stadt schwerfallen. Ein möglicher juristischer Streit zwischen ihr und dem Erwerber um den Kauf der Mandaukaserne könnte so zu einem jahrelangen Stillstand führen. Der Freistaat, der das Vorkaufsrecht auch hätte nutzen können, hatte ebenso abgelehnt.
Hinter der Notsicherung steht eine Gruppe um Thomas Göttsberger, Ostritzer Stadtrat und passionierter Denkmalschützer. Nach SZ-Informationen ist der neue Besitzer Mitglied dieser Gruppe. Dazu, ob er es selbst ist, wollte sich Göttsberger trotz wiederholter Anfrage nicht äußern.
Der Stadt nimmt die gestartete Notsicherung ein Stück Handlungsdruck: Einfallen wird das Gebäude nun sehr wahrscheinlich vorerst nicht.
Zenker betonte während der Ratssitzung, dass die erst kürzlich bekannt gewordenen Pläne eines Investors für die Mandaukaserne trotzdem nicht vom Tisch sind. Die Sanierung und der Einbau einer Event- und Sporthalle kann demnach starten, wenn der Bund die Fördermittel bewilligt und sich der Investor und der neue Besitzer handelseinig werden. Bisherige Gespräche sind allerdings im Sand verlaufen. Nach SZ-Informationen aus der Initiativgruppe sind die Verhandlungen nicht an finanziellen Forderungen gescheitert. Vielmehr soll der Investor nicht auf die Bedingung der Gruppe eingegangen sein, mindestens 80 Prozent der Mandaukaserne denkmalsgerecht zu erhalten. Der Investor hat laut Stadtverwaltung daraufhin erklärt, dass er nicht mehr mit dem neuen Besitzer verhandeln will. Dabei hätte er die Mandaukaserne bis zum Sommer selber kaufen können, er hat die Option aber vermutlich wegen der ausstehenden Fördermittel nicht gezogen.
Für den Fall, dass es nicht zu einer Einigung kommt, hat der neue Besitzer ein alternatives Nutzungskonzept. Laut Göttsberger will er das Gebäude Schritt für Schritt sanieren und nutzbar machen. Die Stadtverwaltung bezeichnet dieses Nutzungskonzept allerdings als “Ideensammlung, maximal als eine Konzeptskizze”. Göttsberger betonte, dass einem Weiterverkauf an den Investor weiterhin nichts im Wege steht, wenn er die Mandaukaserne denkmalsgerecht saniert.
Die Stadt will nun zwischen dem von ihr favorisierten Investor und dem neuen Besitzer vermitteln. “Unsere Aufgabe wird es sein, die verschiedenen Interessen auf einen Nenner zu bringen”, sagte der Oberbürgermeister zu den Stadträten. “Die Perspektiven für das Gebäude werden uns mit Sicherheit noch beschäftigen.”
Hätte die Stadt vom Vorkaufsrecht Gebraucht gemacht, wäre zusätzlicher juristischer Ärger abzusehen gewesen: Der neue Besitzer geht laut Göttsberger davon aus, dass Frist für die Entscheidung über das Vorkaufsrecht bei der Stadtratssitzung bereits abgelaufen war. Sie beträgt acht Wochen ab dem Zeitpunkt, an dem der Stadt der Verkauf bekannt geworden ist. Das war am 23. November, wie die Stadtverwaltung während der Ratssitzung bestätigte. Zu diesem Zeitpunkt fehlte aber noch eine Genehmigung. Am 13. Dezember bekam die Verwaltung laut Justiziar Horst Schiermeyer die Mitteilung, dass diese Genehmigung nicht nötig ist. Deshalb geht die Verwaltung davon aus, dass die Frist erst am 13. Februar ausläuft. Bildunterschrift:
Das jahrelange Ringen um Zittaus Mandaukaserne geht weiter. Archivfoto: Thomas Eichler

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 27.01.2017, S. 12 / Lokales

Zehn Zittauer erhalten Ehrenurkunden

Für ihren ehrenamtlichen Einsatz sind unter anderem Jürgen Kloß, Horst Werner, Felix Weickelt und Winfried Bruns geehrt worden.

Zu den ehrenamtlich Aktiven, die in diesem Jahr von der Zivita-Bürgerstiftung mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet worden sind, gehören auch zehn Zittauer. Damit kommen die meisten der Ausgezeichneten aus der Mandaustadt – vergeben wurden insgesamt 27 Ehrenurkunden. Geehrt worden sind Hans Klecker als Hauptinitiator des Oberlausitztages, Felix Weickelt für seine Initiativen zur Rettung des Glockenspiels der Zittauer Blumenuhr und zur Instandsetzung der Uhrenbeleuchtung am Johanneum, Horst Werner, langjähriger Vorsitzender des Eichgrabener Kulturvereins, Winfried Bruns als Sprecher der sächsischen Aktivgruppe “aktiv im Leben trotz Epilepsie”, und der Landfrauenkreisverein Görlitz, der seinen Hauptsitz in Hirschfelde hat und engen Kontakt zu Landfrauen in Polen und Tschechien pflegt. Darüber hinaus erhielten Jürgen Kloß, Präsident des Ostsächsischen Sportvereins (OSV) Zittau, Mario Renner, seit über 30 Jahren bei der Hochschulsportgemeinschaft (HSG) Turbine aktiv, der Gymnasiast August Friedrich für die von ihm initiierten Spendensammlungen für Flüchtlinge, Rene Nestler, Vorsitzender des Vereins “Freunde der Mandaukaserne”, sowie der Verein “Tradition und Zukunft Zittau” eine Ehrenurkunde. (SZ/jl)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 26.01.2017, S. 17 / Lokales

Landratsamt in Mandaukaserne?

Zittau. Die Zittauer Stadtverwaltung will jetzt für große Teile des ehemaligen Armeegeländes einen Bebauungsplan aufzustellen lassen. Damit soll das Zittauer Stadtentwicklungskonzept (Seko) umgesetzt, die bestehenden Gebäude zurückgebaut und eine Frischluftschneise für die Stadt geschaffen werden. Einbezogen werden soll auch Haus 7 der Hochschule. Die Zittauer Bündnisgrünen begrüßen dieses Vorhaben. Das passe gut “zu unserem Vorschlag, über eine Verlagerung des Hauses 7 in die Mandaukaserne nachzudenken”, sagte Vorstandssprecher Philipp Schwarzbach. Noch schöner wäre es, wenn das Gebäude des Landratsamtes in den Plan einbezogen würde, so Stadtrat Matthias Böhm. Das will er diesen Donnerstag im Stadtrat beantragen. Dem Ratsbeschluss würde eine Veränderungssperre für alle Immobilien im Armeegebiet folgen.

Der Landkreis will für 2,6 Millionen Euro das Landratsamt ertüchtigen. Dann bleibe das Amt bestimmt noch weitere 20 Jahre an der Stelle, fürchtet Böhm. Allerdings gibt es bei den Bündnisgrünen auch Bedenken, dass der Landrat die Pläne auch zum Anlass nehmen könnte, die Verwaltung ganz aus Zittau abzuziehen. Vorstands-Co-Sprecher Horst Schiermeyer hielt dagegen, dass der Aufstellungsbeschluss noch keine direkten Auswirkungen habe. Sollte der Landrat ein Gebäude suchen, in das die Zittauer Landkreisverwaltung hineinpasse, könnte dieses die Mandaukaserne sein. Schließlich hat sich der Kreis schon mit über 100 000 Euro Fördermitteln für den Erhalt engagiert. (SZ)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 24.01.2017, S. 15 / Lokales

Verzichtet die Stadt auf Mandaukaserne?

Zittau. Die Verwaltung empfiehlt dem Stadtrat, das Vorkaufsrecht für die Mandaukaserne nicht wahrzunehmen. Das geht aus dem Beschlusstext für die Sitzung am Donnerstag hervor. Als Hauptgrund nennt sie die mit dem Kauf verbundenen finanziellen Risiken. Selbst wenn die Stadt Fördermittel bekommt, müsste sie eine hohe Summe für die millionenschwere Sanierung aufbringen. Auch der Freistaat nimmt das Vorkaufsrecht nicht wahr.

Im November hatte ein Unbekannter die Mandaukaserne erworben. Was er damit plant, ist ebenfalls unbekannt. In dem Beschlusstext der Stadt heißt es dazu nur: “Es liegt nunmehr ein Papier vor, das als Ideensammlung bezeichnet werden, aber maximal als Konzeptskizze dienen kann.” Die Verwaltung sollte prüfen, ob die Stadt ihr Recht zum Vorkauf in Anspruch nimmt und damit den Verkauf an den Unbekannten im Nachhinein verhindert.

Ursprünglich wollte ein Projektbüro mit einem Investor im Rücken die Kaserne kaufen, sanieren und umbauen. Zentraler Bestandteil sollte eine Sport- und Eventhalle werden. Das Interesse besteht weiter, allerdings will das Büro nicht mit dem neuen Eigentümer verhandeln. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 19.01.2017, S. 15 / Lokales

Nachrichten

Lesezirkel widmet sich Schillers Balladen
Zittau. Der Lesezirkel “Schwarz auf Weiß” lädt am Donnerstag, um 19 Uhr, zu einem Leseabend in die Komturstraße 21 (Parterre) ein. Im Mittelpunkt stehen Goethes und Schillers Balladen, gelesen einzeln, im Team und mit verteilten Rollen. Jeder kann gern mitlesen, teilen die Veranstalter mit. Texte sind auch vorhanden. Der Eintritt ist frei. Spenden kommen der Bausicherung der Zittauer Mandaukaserne zugute. (SZ/jl)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 02.01.2017, S. 13 / Lokales

Was die Glaskugel sagt

Landratsamt und Technisches Rathaus ziehen in die Mandaukaserne, Kreuzfahrtschiff auf Berzdorfer See – 2017 hält einiges bereit. Oder?

Was passiert im neuen Jahr? Keiner weiß es, nur die große Glaskugel hat es im Blick. Doch verrät sie alles? Und ist alles ernst gemeint, was sich ihr entlocken lässt? Das ist die große Frage, doch das macht den Blick in die Kugel so spannend. Und so konnten die SZ-Mitarbeiter in Löbau und Zittau ihrer Faszination auch dieses Mal nicht widerstehen und haben sich ansagen lassen, was das begonnene Jahr für die südliche Oberlausitz bringen wird. Man darf gespannt sein, was wirklich eintritt. Das eine oder andere Augenzwinkern wird auf alle Fälle dabei sein. (…)

Landratsamt und Technisches Rathaus ziehen in die Mandaukaserne

Für die Mandaukaserne wird 2017 ein gutes Jahr. Der bisher unbekannte Käufer einigt sich mit dem von der Stadt favorisierten Projektentwickler und dessen Investor. Die Kaserne wird beim Wettbewerb des Bundes als “nationale Aufgabe” anerkannt, die Sanierung und der Umbau mit Millionen gefördert. So kann begonnen werden, die Turnhalle für Zittauer Schulen und Vereine sowie für die Hochschule, die nun auch definitiv zugesagt hat, geplant und anschließend gebaut werden. Und nicht nur das: Der Landkreis trennt sich von seinem Landratsamt ganz am Rand der Stadt, gibt die für die Sanierung des in die Jahre gekommenen Amtskomplexes geplanten 2,75 Millionen Euro zum Umbau der Mandaukaserne dazu, zieht dorthin um und ist dann fast in der Innenstadt zu Hause. Platz ist für die 250 nicht nach Görlitz umgesiedelten Mitarbeiter genug. Anders als in den 90er Jahren, wo es viel mehr waren. Parkplätze zu schaffen, wäre am Wehnert-Platz sicher kein Problem. Das alte Amt im Süden der Stadt aber kann abgerissen werden, womit Zittau noch einem Ziel näher kommt: dem Rückbau des ehemaligen Armeegeländes. Darüber hinaus entscheidet auch die Stadt, einen weiteren Teil zum Erhalt der Mandaukaserne beizutragen: Weil sie mit Sporthalle und Landratsamt ohnehin zu einem öffentlichen Ort ausgebaut wird und die Stadt endgültig die über zehn Jahre dauernde Diskussion satt hat, entscheidet sie, dass das Technische Rathaus statt in die Innenstadt in die Mandaukaserne umzieht. (SZ/tm)

2016

Sächsische Zeitung – Zittau vom 30.12.2016, S. 14 / Lokales

In die Mandaukaserne kommt Bewegung
Im Januar wackelte noch der Südturm. Jetzt geht es um Fördermillionen für neue Pläne. Eine Chronik.

Über kein Gebäude in der Stadt ist in diesem Jahr mehr geschrieben worden als über die Mandaukaserne. Deren Abriss war im Herbst 2015 eigentlich schon beschlossene Sache, da regte sich Widerstand im Volke. Mehrere Bürgerinitiativen riefen zur Rettung des 145 Jahre alten Baudenkmals und zu Spenden für die Sicherung des einstürzgefährdeten Südturms auf. Dessen Krone drohte abzustürzen.

Im Januar schafften die ehrenamtlichen Denkmalschützer Tatsachen. Sie begannen mit der Sicherung des Turmes, während die Debatte über Sinn und Unsinn der Rettungsaktion volle Fahrt aufnahm. Im Februar erklärte der ehemalige Landrat Heinz Eggert (CDU) den Lesern der SZ noch einmal, warum die Mandaukaserne in den 1990er Jahren nicht zum Landratsamt umgebaut wurde. Im März startete ein Spaßvogel eine Petition: Aus der maroden Kaserne könne eine Moschee für die Neuankömmlinge aus Syrien und Afghanistan werden, so der Vorschlag. Der Besuch der Expertengruppe “Städtebaulicher Denkmalschutz” der Bundesregierung konnte da schon ernster genommen werden. Die Experten stellten klar, gibt es für die Kaserne keine Nutzung, sprechen sich auch Denkmalschützer gegen den Erhalt aus.

Sachsens Landeskonservatorin Rosemarie Pohlack sendete jedoch geheime Zeichen, dass man sich auch in Dresden um eine Lösung bemühe. Das Geheimnis währte nicht lange, ein Förderprogramm der Bundesregierung mit dem Titel “Nationale Projekte des Städtebaus” soll es richten, so der Plan. Worin die nationale Bedeutung des Gebäudes besteht, muss wohl noch untersucht werden.
Im April ließ das Zittauer Stadtforum Bilder an den Mittelteil der Fassade projizieren, die zeigen sollten, wie die sanierte Mandaukaserne einmal aussehen könnte. Die Effekthascherei konnten sich die Retter leisten, weil zu diesem Zeitpunkt die Notsicherung des Südturms schon kurz vor dem Abschluss stand. Im Juni konnte die Stadtverwaltung die aus Bauzäunen bestehende Sicherheitszone, die Teile der Fahrbahn der Südstraße einschloss, nach fast zwei Jahren wieder aufheben. Im Juni fiel das Baugerüst um den Südturm, der in frischer Farbe erstrahlte. Die Intention der Retter: Das Gebäude sichern, damit es dauerhaft erhalten bleibt, auch wenn noch keine Nutzungsmöglichkeit absehbar ist.
Im Juli retteten Bauarbeiter die Eier eines Falkenpaares an einem Mauervorsprung am Nordflügel. Die Mandaukaserne konnte sich als Bioreservat bewähren, der Nachwuchs ist flügge. Im August flog das Projekt Mandaukaserne schon bei der ersten Auswahlrunde zum Förderprogramm “Nationale Projekte des Städtebaus” raus. Dem Tiefschlag folgte ein Hoffnungsschimmer. Der Freistaat stellte Anfang November rund 82 000 Euro für die Notsicherung des Nordflügels bereit und überwies das Geld an den Ostritzer Thomas Göttsberger, der die Immobilie kurz zuvor erworben haben soll. Einige Tage später stellte das Projektbüro Petschow + Thiel ein Nutzungskonzept und Pläne für den Umbau des Gebäudes zum “Forum Mandau” vor. Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) sagte im Stadtrat, dass potenzielle Nutzer am Tisch saßen und Verhandlungen begonnen hätten. Die unklaren Besitzverhältnisse sorgten im Stadtrat jedoch für einigen Wirbel und verhinderten zunächst einen Beschluss zur erneuten Bewerbung um Fördergelder. Erst ein im letzten Moment einberufener Sonderstadtrat gab den Weg zur Bewerbung frei. Gleichzeitig beauftragte der Rat den OB zu prüfen, ob die Stadt ein Vorkaufsrecht gelten machen könne, um die Immobilie privaten Händen zu entreißen. Ein Blick in den Projektaufruf “Nationale Projekte des Städtebaus” macht Hoffnung, denn dort ist die Umnutzung von Militärflächen ausdrücklich als Förderschwerpunkt hervorgehoben. Eine Chance, die vermutlich so schnell nicht wiederkommt.
Bildunterschrift:
Die marode Mandaukaserne bewegt die Gemüter der Zittauer mehr als je zuvor. Bürgerinitiativen sichern das Denkmal und treiben die Behörden vor sich her. Foto: Thomas Eichler

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 28.12.2016, S. 15 / Lokales

Stricken und Häkeln für die Mandaukaserne

Zittau . Der Verkauf von selbst gestrickten oder gehäkelten Sachen in der Mandaukaserne brachte einen Erlös von 533,20 Euro. Darüber informierte Renate Weber, die Initiatorin der ungewöhnlichen Aktion. Sie hatte die Zittauer in der Weihnachtszeit im Internet und auf Flugblättern zum “Stricken und Häkeln für die Mandaukaserne” aufgerufen. Der Erlös aus dem Verkauf fließt in die Notsicherung der maroden Mandaukaserne. Die Zittauer strickten und häkelten Schals, Mützen, Socken oder andere Bekleidung, die am 17. Dezember in der Mandaukaserne und in den Tagen danach beim Herrenausstatter Gullus verkauft wurden.

“Könnte ich Sie alle umarmen, ich würde es tun”, mit diesen Zeilen bedankte sich Frau Weber auf handgeschriebenen Zetteln bei denen, die Kunstwerke schufen und bei denen, die sie erwarben. Sie sei von der Resonanz völlig überwältigt gewesen, so Renate Weber, die sich in den Bürgerinitiativen “Bessere Mitte” und Stadtforum Zittau engagiert. (mh)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 24.12.2016, S. 19 / Lokales

“Stadtentwicklung wäre sinnvoller”

Die Zittauer Außenstelle des Landratsamtes an der Hochwaldstraße wird demnächst für 2,75 Millionen Euro saniert. Darüber hat der Landkreis informiert. Das wird auf der Facebookseite der Zittauer Zeitung diskutiert.
Uwe Lemberg: Die Schrammstraße hätte es nötiger, finde ich.
Thomas Brückner: Ihr könnt ja die Kaserne dafür nehmen.

Steffen Hänsch: Für so einen Quark ist Geld da. Schämen sollten die sich. Typisch Politiker …
Elke Biegel: Immer sinnlos raus mit der Kohle! Es gibt ja auch wirklich nichts Wichtigeres, oder!?
Klara Fall: Na klar, schmeißen wir noch mehr Geld raus. Es gibt so viele wichtige Dinge, die man damit machen kann.
Doreen Widuckel: In das Faultierhaus? Stadtentwicklung wäre sinnvoller.
Dominicus Hantke: Genau da ist es notwendig! Was man wohl mit 2,75 Millionen Euro an der Mandaukaserne machen könnte!? Aber es gibt ja keine Alternative für 250 Verwaltungsmitarbeiter!
Stefan Richter: Die Platte war von Anfang an eine Fehlentscheidung für das Landratsamt. Aber nun ist es zu spät. Die Kaserne käme nicht in Frage… Da käme die Sanierung bestimmt das Zehnfache!
Danilo Palm: 2,75 Millionen. Völlig überteuert. Das ist ja eine Vollsanierung. So schlecht sieht das dort gar nicht aus. Ist bestimmt was für Mario Barth. Torsten Zschoppe: Das Landratsamt ist ein Objekt im Eigentum des Landkreises. Und nach fast 20 Jahren der Nutzung muss sicher das eine oder andere wieder mal auf den neusten Stand der Dinge gebracht werden. Und über andere Dinge zu spekulieren bringt doch keinem etwas, schon gar nicht dem Projekt Mandaukaserne.
Florian Zeitz: Jeder, der jetzt andere Projekte benennt, muss bedenken, ob diese der Stadt, dem Kreis, dem Land oder dem Bund zugeordnet sind. Die Infrastruktur in der Hochwaldstraße ist gegeben, viel Platz, Parkplätze usw. Wer nun die Mandaukaserne ins Spiel bringt, muss das berücksichtigen. Dazu dann auch die denkmalgerechte Sanierung, welche sicherlich teurer ist und den Verfall eines bereits existierenden Gebäudes (das jetzige). Ämter vor Ort sind im Übrigen auch “Stadtentwicklung”. Aber das merkt mancher erst dann, wenn er bestimmte Dinge nur noch in der Kreisstadt erledigen kann. Henry Terbeck: Das jetzige Gebäude ist gut, wie es ist, im Gegensatz zu den meisten Straßen in und um Zittau, die für mich größere Priorität habe, da diese auch keinen guten Eindruck auf Besucher unserer Region machen. Der nächste Punkt ist, jetzt wird es saniert und in zwei Jahren zieht es am Ende doch nach Görlitz, wo schon Millionen reingebuttert wurden.
Florian Zeitz: Genau das meinte ich. Sind es Bundesstraßen? Kreisstraßen? Staatsstraßen? Gemeindestraßen? Dann kann man in zwei Jahren immer noch meckern.
Steffen Lehmann: Warum muss es ein Gebäude für 250 Mitarbeiter sein? Kann man die Mitarbeiter nicht auf verschiedene Gebäude in Zittau aufteilen? Es muss doch möglich sein, denn das Kommunalamt ist z.B. jetzt auch in Görlitz. Geht nicht, heißt, ich will nicht, hat mir mal jemand gesagt.
Steffi Thomsch: Das Schlimme ist, dass es dort innerhalb von ein paar Wochen den Fördermittelbescheid geben wird. Woanders im Zittau muss darum gebettelt werden. Das ist es, was einfach nicht sein kann.

Sächsische Zeitung – Zittau vom 21.12.2016, S. 15 / Lokales

Die Heinzelmännchen der Mandaukaserne
Bauherr und Bauleiter stehen oft im Rampenlicht. Das Engagement der freiwilligen Helfer ist hingegen kaum bekannt.

Es ist kalt und ungemütlich da oben. Uwe Preuß und Thomas Neumann arbeiten am offenen Dach der Mandaukaserne. Ziegel für Ziegel decken sie die offene Wunde, den Nordflügel wieder ein. Die Männer gehören zu einer Gruppe von 20 unermüdlichen Männern und Frauen, die seit Monaten viele Stunden ihrer Freizeit in oder auf der Mandaukaserne verbringen. Ehrenamtlich ohne Bezahlung und mit viel Enthusiasmus. Wird über das Baudenkmal gesprochen oder gestritten, dann fallen die Namen des Bauherrn Thomas Göttsberger und des Bauleiters Benjamin Pfefferkorn. Über die stillen Heinzelmännchen im Hintergrund ist hingegen nichts bekannt.

Uwe Preuß ist kein Dachdecker, er arbeitet in der Endkontrolle beim Automobilzulieferer Ibex im Gewerbegebiet Weinau und hat eine ganz besondere Beziehung zur Immobilie. Die Mandaukaserne ist ein Stück seines Lebens, weil seine Familie von 1981 bis 1985 darin wohnte. Für die anderen ist Preuß inzwischen der “Hausmeister der Mandaukaserne”, weil er so viel Zeit im Haus verbringt. Seine Mutter, Ellen Preuß, versorgt ihn und die anderen Helfer mit Kaffee und Kuchen. Sie erinnert sich an das Leben in der Mandaukaserne. “In den Wohnungen gab es kein Wasser”, erzählt sie. Wollte die Familie in der Zinkbadewanne ein Bad nehmen, musste das Wasser zuvor in Eimern aus dem Hausflur geholt werden, wo sich auch die Toiletten befanden, so die 69-Jährige. Am Wochenende spielten sich kuriose Dinge in der ehemaligen Kaserne ab. So klingelte nachts um eins öfters mal ein Offiziersschüler an der Wohnungstür und suchte ein Mädchen, das er zuvor in der Disco kennengelernt hatte, erinnert sich die Zittauerin. Wenn die Mädels früher sagten: “Ich wohne in der Mandaukaserne”, dann war es für die Verehrer eine Herausforderung, die Angebetete in dem riesigen Bau aufzuspüren, so Frau Preuß.

Uwe Preuß reicht Thomas Neumann den nächsten Ziegelstein. Die Männer sind ein eingespieltes Team und aus Sicherheitsgründen immer zu zweit auf der Baustelle unterwegs. Thomas Neumann kommt aus Spitzkunnersdorf, ist bei der Bundespolizei in Ebersbach, gelernter Tischler und engagiert sich seit März in der Kaserne. “Der langjährige Verfall und die Untätigkeit haben mich gestört”, versucht er seine Motivation in wenige Worte zu packen. Als im März die Notsicherung des Südturms begann, habe er gedacht: “Da musst du mithelfen”. Seither arbeitete er über 100 Stunden am Baudenkmal. “Die scheinbar unlösbare Aufgabe sehe ich als echte Herausforderung”, so der alleinerziehende Vater und ergänzt: “Egal, wie das Haus später genutzt wird, es muss jetzt gesichert werden”.
Nur wenige Meter neben Preuß und Neumann sägt ein Mitarbeiter der Zimmerei Jens Vogt aus Waltersdorf dicke Balken für den Dachstuhl zurecht. Ganz ohne professionelle Hilfe kommen auch die freiwilligen Denkmalretter nicht aus. Sechs Männer sind an diesem Freitagnachmittag auf dem maroden Dachboden zugange. Im Erdgeschoss schmücken Frank Brandt und Ellen Preuß indes den Weihnachtsbaum. Eine Weihnachtsfeier im warmen Aufenthaltsraum des Südturms gönnten sich die Helfer am vergangenen Wochenende. Eine Feierstunde mit viel Gemeinschaftsgefühl, Grammofon, Schellackplatten und einem bekannten Gast. Landtagsabgeordneter Stephan Meyer (CDU) folgte der Einladung des “Stadtforums Zittau” und nutzte die Gelegenheit zum Austausch. Meyer hatte die Vergabe der Fördermittel zur Notsicherung des Nordflügels ohne Nutzungskonzept öffentlich kritisiert. “In der Sache sind wir uns einig”, sagte er nach der Feier. Die Sicherung historischer Bausubstanz müsse deren Nutzung zum Ziel haben. “Es ist ein positives Aufbruchsignal, dass es nun ernsthafte Nutzungsabsichten gibt und so viele Freiwillige das Gebäude gesichert haben”, so der Abgeordnete anerkennend.
Ob die Nutzungspläne für die Mandaukaserne umgesetzt werden können, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Das Gebäude kann wohl nicht so lange warten, denn noch immer gibt es undichte Stellen im Dach und Schäden, so etwa zwischen Süd- und Mittelteil, wo bereits zwei Geschossdecken durchgebrochen sind.
Bildunterschrift:
Uwe Preuß und Thomas Neumann auf dem Dach der Mandaukaserne Zittau. Sie gehören wie Frank Brandt und Ellen Preuß (kleines Bild unten) zu einer Gruppe von freiwilligen Helfern, die regelmäßig an dem Denkmal arbeiten. Fotos: Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 17.12.2016, S. 17 / Lokales

Mandaukaserne an den Freistaat?

Zittau. Zittaus Bündnisgrüne haben am Montag die Zukunft der Mandaukaserne diskutiert. Das teilte das Büro der Partei mit. Demnach waren die Diskutanten zwiegespalten: Beteiligen sich die einen Grünen aktiv an der Notsicherung des Denkmals, fürchten die anderen, dass das 26-Millionen-Euro-Vorhaben nur mit starker städtischer Beteiligung umgesetzt werden könnte, die dann wiederum für die Innenstadtentwicklung fehlt. Einig sind sich die Grünen, dass ein Erhalt dieses imposanten Gebäudes schon sinnvoll wäre, wenn dies nicht zulasten anderer wichtiger Vorhaben der Stadt geht.

Skepsis äußerten die Grünen bezüglich der jetzt vorgelegten Skizzen für ein Nutzungskonzept. “Eine neue Turnhalle wird doch an der Weinauschule viel dringender gebraucht als im Süden der Stadt, wo es schon fünf größere und kleinere Turnhallen gibt”, meinte Vorstandssprecher Horst Schiermeyer. Auch der Bedarf für Kletterhalle, Hotel und Büroräume wird bezweifelt. Stadtrat Matthias Böhm ist optimistischer und verweist auf Kooperationsmöglichkeiten mit der Hochschule. Dies veranlasst Schiermeyer zu dem Hinweis, dass ja nach dem Denkmalschutzgesetz nicht nur die Gemeinde, sondern auch der Freistaat Sachsen ein Vorkaufsrecht für “Denkmale mit überörtlicher Bedeutung” habe.

Die oberste Denkmalschützerin des Freistaates, Frau Professor Pohlack, hatte sich in den vergangenen Monaten intensiv für den Erhalt der Mandaukaserne eingesetzt. All das zeige: “Hier ist vorrangig der Freistaat gefragt und nicht die Stadt”, so Schiermeyer. (SZ)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 10.12.2016, S. 18 / Lokales

Stricken und Häkeln für die Mandaukaserne

Zittau. Eine besonders originelle Idee in der Weihnachtszeit hat sich die Zittauerin Renate Weber einfallen lassen. Sie ruft im Internet und auf Flugblättern zum “Stricken und Häkeln für die Mandaukaserne” auf.
Die Zittauer sollen Schals, Mützen, Socken oder andere Bekleidung stricken und häkeln. Die fertigen Handarbeiten können beim Herrenausstatter Gullus am Rathausplatz abgeben werden. Am 17. Dezember werden die Arbeiten zwischen 14 und 17 Uhr in der Mandaukaserne verkauft, erklärt Jörg Gullus. In seinem Geschäft wurden bereits mehrere Pakete mit Stricksachen und Gehäkeltem abgegeben, so Gullus. Der Erlös aus dem Verkauf fließt in die Notsicherung der maroden Mandaukaserne. Hinter der Aktion stehen die Zittauer Bürgerinitiative “Bessere Mitte” und das Stadtforum Zittau. (mh)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 02.12.2016, S. 9 / Lokales

Stadtrat bekennt sich zur Mandaukaserne
Die Bewerbung um viel Geld ist raus. Jetzt hofft die Stadt auf Millionen und ein Vorkaufsrecht.

Sprichwörtlich auf den letzten Drücker hat Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) am Mittwochnachmittag einen Sonderstadtrat einberufen. Grund: Am Mittwoch, um 24 Uhr, lief die Frist zur Einreichung der Anträge zum Projektaufruf “Nationale Projekte des Städtebaus” ab. Um einen Antrag für die Sanierung der Mandaukaserne einreichen zu können, schreibt der Bund einen entsprechenden Beschluss der Kommune vor. Dieser lag am Mittwochnachmittag jedoch noch nicht vor, sodass die Sondersitzung am Abend notwendig wurde. Die Stadt erhofft sich vom Bund einen Zuschuss von sieben Millionen Euro für den Investor, der die marode Mandaukaserne zum “Forum Mandau” umgestalten soll.

In der eilig einberufenen Sondersitzung beschloss der Stadtrat dann einstimmig, den Antrag zur Aufnahme der Mandaukaserne in das Bundesprogramm zu stellen. “Die Bürger von Zittau warten auf dieses Signal”, argumentierte Stadtrat Andreas Mannschott (parteilos) in der vorausgegangenen Diskussion. Die Entscheidung ist den Räten wohl auch deshalb etwas leichter gefallen, weil der Beschluss lediglich vorsieht, dass die Stadt sich um die Fördermittel des Bundes bewirbt. Birgit Kaiser, Geschäftsführerin der Stadtentwicklungsgesellschaft konnte so nach der Sitzung den Antrag vor Ablauf der Frist per E-Mail abschicken. Die einmalige Chance auf einen warmen Geldregen aus Berlin bleibt somit erhalten. Ob die Zittauer Bewerbung die K.-o.-Runde der Jury übersteht und es in die zweite Runde des Bundesprojektes schafft, entscheidet sich erst im März.
Bis dahin kann die Stadt die Eigentumsverhältnisse klären. In der vergangenen Woche sei die Stadt darüber informiert worden, dass die Mandaukaserne am 14. November verkauft worden sei, so der Oberbürgermeister. Nach SZ-Informationen hat der Ostritzer Thomas Göttsberger den Kaufvertrag unterschrieben. Göttsberger wollte das gegenüber der SZ weder bestätigen noch dementieren. In einem weiteren Beschluss beauftragten die Räte deshalb den Oberbürgermeister, zu prüfen, ob die Stadt Zittau das Vorkaufsrecht am Grundstück Martin-Wehnert-Platz 2 durchsetzen kann. Nach Paragraf 17 des Sächsischen Denkmalschutzgesetzes besteht für Freistaat und Kommune ein Vorkaufsrecht, wenn es sich um ein unbewegliches Kulturdenkmal mit überörtlicher Bedeutung handelt, wovon bei der Mandaukaserne ausgegangen werden kann. Der Oberbürgermeister hat jetzt sieben Wochen Zeit, um Klarheit in die Besitzverhältnisse zu bringen. Er ließ keinen Zweifel daran, dass er alles versuchen werde, damit die Stadt wieder “das Heft des Handelns in die Hand nehmen” könne. Die Kaufoption, die bis Juni des Jahres bestand, habe die Stadt allerdings verstreichen lassen, behauptet ein Insider, der nicht genannt werden möchte.
Wegen der unklaren Besitzverhältnisse und vieler anderer Fragezeichen war die Beschlussvorlage zur Einreichung der Anträge in der November-Sitzung noch gescheitert. Die Räte forderten damals mehr Informationen zum Investor, zum Nutzungskonzept und zur Finanzierung.
Der einstimmige Beschluss lässt die Vermutung zu, dass es dem OB am Mittwoch im nichtöffentlichen Teil der Sitzung gelungen ist, bestehende Zweifel zu zerstreuen und den Rat von den Entwicklungsmöglichkeiten der Immobilie zu überzeugen. Anders als gewöhnlich wurde der erste Tagesordnungspunkt unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt. Das führte dazu, dass die Gäste eine Stunde vor dem Ratssaal warten mussten, bevor sie eingelassen wurden. Belohnt wurden die Wartenden mit einem Blick in die Zukunft. Schöne Bilder aus der Präsentation des Projektbüros Petschow + Thiel aus Dresden zeigten das “Forum Mandau” nach seiner Vollendung. Die Projektentwickler planen, eine Dreifelderhalle für den Schul- und Vereinssport hinter dem Baudenkmal zu errichten. Im bestehenden Baukörper sollen hingegen Büros,Wellness-Räume, Tagungssäle, Lokale und Räume für Kunst und Kultur entstehen.
Die gigantische Größe der Aufgabe wurde deutlich, als Investitionssummen von 7, 18 und 26 Millionen Euro durch den Ratssaal schwirrten. Wie hoch die Kosten sein werden und wer sie bezahlt, diese Fragen spielen ab März eine Rolle, sollte die Zittauer Bewerbung Erfolg haben.
Bildunterschrift:
Noch sieht sie ziemlich trostlos aus. Die marode Mandaukaserne am Donnerstag. Foto: Thomas Eichler

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 01.12.2016, S. 17 / Lokales

Sonderstadtrat zur Mandaukaserne

Zittau. Sprichwörtlich auf den letzten Drücker hat Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) am Mittwoch einen Sonderstadtrat einberufen, weil Mitternacht die Frist zur Einreichung der Anträge zum Projektaufruf “Nationale Projekte des Städtebaus” ablief. Alle drei Tagesordnungspunkte behandelten die Mandaukaserne. Die Beschlüsse zur Ausübung des Vorkaufsrechts der Stadt Zittau und zur Beteiligung am Projektaufruf wurden im öffentlichen Teil behandelt, die Entwicklungsperspektiven des Denkmals dagegen im nichtöffentlichen Teil. Wegen der bislang ungeklärten Besitzverhältnisse war in der jüngsten Stadtratssitzung eine Beschlussvorlage gescheitert, die vorsah, einen Antrag zur Aufnahme der Mandaukaserne in das Bundesprogramm zu stellen.

Die Stadt erhofft sich einen Zuschuss von sieben Millionen Euro für den Investor, der die Kaserne zum “Forum Mandau” umgestalten soll. Ein Nutzungskonzept sieht vor, eine Dreifelderhalle anzubauen. Im bestehenden Baukörper sollen Büros, Tagungssäle sowie Räume für Kunst und Kultur entstehen. Das Ergebnis der Sitzung lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor, ist aber unter sz-online.de abrufbar. (mh)

Sächsische Zeitung – Zittau vom 24.11.2016, S. 15 / Lokales

Streit um Mandaukaserne
CDU-Politiker Meyer kritisiert die Vergabe von Fördermitteln zur Notsicherung. Die Denkmalpfleger sehen das anders.

Landtagsabgeordneter Stephan Meyer (CDU) hat sich nun in die Debatte um die Mandaukaserne eingemischt. “Ich halte es für einen Schnellschuss, wenn öffentliche Mittel in die Zittauer Mandaukaserne investiert werden, ohne dass deren Eigentumssituation und die perspektivische Nutzung geklärt sind”, so der Abgeordnete in einer Presseerklärung.
Meyer reagiert damit auf die Ankündigung des Zittauer Stadtforums. Thomas Göttsberger vom Stadtforum hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass der Freistaat 82 000 Euro Fördermittel zur Notsicherung des Nordflügels bereitstellt. Der Ostritzer berichtete außerdem, dass die Sicherungsarbeiten am Nordflügel der Mandaukaserne bereits begonnen haben. Nach SZ-Informationen ist Göttsberger am Kauf des Objektes interessiert und schießt den erforderlichen Eigenanteil zur Finanzierung der Notsicherung vor, die insgesamt 111 000 Euro kosten soll. Er ist Antragsteller, Empfänger der Fördergelder und verfügt über eine Vollmacht des Grundstückseigentümers.

Wegen der bislang ungeklärten Besitzverhältnisse scheiterte in der Stadtratssitzung am vergangenen Donnerstag eine Beschlussvorlage, die vorsah, einen Antrag zur Aufnahme der Mandaukaserne in das Bundesprogramm “Nationales Projekt des Städtebaus” zu stellen. Die Stadt erhofft sich einen Zuschuss von sieben Millionen Euro für den Investor, der die marode Kaserne zum “Forum Mandau” umgestalten soll. Ein vom Dresdner Projektbüro Petschow + Thiel erarbeitetes Nutzungskonzept sieht vor, eine Dreifelderhalle für den Schul- und Vereinssport sowie Events anzubauen. Im bestehenden Baukörper sollen Büros für Existenzgründer, Säle für Tagungen sowie Räume für Kunst und Kultur entstehen, so Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) bei der Stadtratssitzung. Die Planungen der Projektentwickler, hinter denen Investoren stehen, die für die Baukosten aufkommen würden, enthalten derzeit allerdings noch zu viele Fragezeichen und unbekannte Größen.
“Wir sind mit der Stadt Zittau, dem Innenministerium und den Projektentwicklern im Gespräch, um die Voraussetzungen zu schaffen”, so Stephan Meyer. “Vor einer Klärung der fundamentalen Fragen halte ich den Einsatz von Denkmalschutzmitteln für falsch”, so die Kritik des CDU-Politikers.
Die Sächsische Landeskonservatorin Rosemarie Pohlack sieht das völlig anders. Sie möchte sich nicht in die Vergabe der Fördermittel einmischen, stellt aber klar: “Die Mittel sind für die Notsicherung vorgesehen, um Gefahr für Leib und Leben abzuwenden.” Die Schäden am Nordflügel sind inzwischen so groß, dass Gefahr im Verzug sei. In so einem Fall gelte es zu handeln, unabhängig davon, ob ein Nutzungskonzept vorliege oder nicht, so Sachsens oberste Denkmalpflegerin. Sie freue sich zudem darüber, dass der Landkreis, der die Mittel ausreicht, sich zur Mandaukaserne bekennt. “Es ist grundsätzlich möglich, für in Not geratene Kulturdenkmale Mittel zur Notsicherung auszureichen”, erklärt das Landratsamt auf Anfrage der SZ.
Die Stabilität des Nordflügels ist akut gefährdet, die Innendecken sind teilweise durchgebrochen und auch ein Teil der Außenmauer sowie der Dachstuhl wackeln, berichtet Göttsberger. Ein weiteres Abwarten, etwa bis ein Nutzungskonzept vorliegt, würde die Schäden vergrößern oder könnte sogar den Einsturz einzelner Wände zur Folge haben, so der Ostritzer. Er möchte, dass die Handwerker das Dach bis zum Jahresende abgedichtet haben.
“Den Verfall muss man jetzt bekämpfen”, hält Göttsberger dem CDU-Abgeordneten entgegen. Selbst wenn es zur Sonderstadtratssitzung kommen sollte, selbst wenn die Mandaukaserne wirklich als “Nationales Projekt des Städtebaus” anerkannt würde und sich Investoren fänden, die das Gebäude sanieren, würde vor dem Jahr 2018 nichts passieren. Da liegt er vermutlich nicht ganz falsch, denn erst Ende 2017 entscheidet eine Kommission über die Vergabe der Fördermittel aus dem Bundesprogramm. Ein weiteres Jahr würde wohl vergehen, bis Gutachten und Planungsleistungen erbracht sind, bevor die Sanierungsarbeiten beginnen könnten.
Ein Blick in den Projektaufruf “Nationale Projekte des Städtebaus 2017” gibt indes Anlass zur Hoffnung. Für das Jahr 2017 ist dort die Konversion (Umnutzung) von Militärflächen ausdrücklich als Förderschwerpunkt hervorgehoben. Eine Chance für die alte Kaserne, die vermutlich so schnell nicht wiederkommt.
Bildunterschrift:
Sachsen unterstützt die Notsicherung des Nordflügels mit 82 000 Euro. Foto: SZ Archiv/Thomas Mielke

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 19.11.2016, S. 17 / Lokales

Auf ein Wort

Noch kein Anlass für Freudensprünge über die Pläne für die Mandaukaserne

Gemach, gemach, noch ist die Mandaukaserne nicht gerettet. Zu Freudensprüngen gibt es noch keinen Anlass. Ja, baulich bemühen sich Thomas Göttsberger aus Ostritz und Partner um die Notsicherung, sodass die alte Dame in den nächsten Jahren nicht einfällt. Und da es Fördermittel dafür gibt, liegt der Schluss nahe, dass die Mandaukaserne stehen bleibt. Aber die jetzt bekannt gewordenen Nutzungspläne sind eine noch sehr, sehr vage Hoffnung. Die Projektentwickler scheinen zwar seriös zu sein, sieht man sich im Internet die Liste der Vorhaben an, die sich bisher verwirklicht haben. Aber ein 18-Millionen-Euro-Projekt stemmen auch sie nicht ohne Fördermittel. Sollte der Zittauer Stadtrat – dessen Bedenken nachvollziehbar sind – nicht bis Ende November den Antrag auf den Zuschuss billigen, ist völlig offen, ob das Projekt umgesetzt werden kann. Selbst wenn er zustimmt, muss sich das Mandaukasernen-Projekt erst einmal in Berlin gegen viele Mitbewerber durchsetzen, um gefördert zu werden. Darüber hinaus müssen eine Menge Partner mitziehen, damit sich die Nutzungsidee wirtschaftlich trägt. Auch diese Voraussetzung ist noch lange nicht festgezurrt. Zudem ist die Eigentumsfrage offen. Lange gab es keinen ernsthaften Interessenten für den historischen Bau. Nun gibt es offenbar gleich zwei. Das Projektbüro und einen Unbekannten, dessen Pläne unklar sind. Und nicht zuletzt ist angesichts der vielen bisher gescheiterten Pläne eine gehörige Portion Skepsis angebracht.

Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 19.11.2016, S. 17 / Lokales

Wird die Mandaukaserne eine Sport- und Event-Halle?
Ein renommiertes Projektbüro hat konkrete Pläne für das historische Gebäude. Doch die hängen am seidenen Faden.

Die Mandaukaserne könnte für 18 Millionen Euro saniert und umgebaut werden. Das geht aus den Unterlagen und der Diskussion am Donnerstagabend im Zittauer Stadtrat hervor. Demnach soll die historische Kaserne unter dem Arbeitstitel “Forum Mandau” umgestaltet werden. Zentraler Teil würde eine angebaute Dreifelderhalle, die für den Schul-, Vereins-, Leistungs- und Hochschulsport sowie für Events von lokaler und überregionaler Bedeutung vorgesehen ist. In der bestehenden Bausubstanz sind unter anderem Büros für Existenzgründer, Säle für Tagungen, Hotelzimmer sowie Räume für Kunst-, Kultur- und länderübergreifende Projekte geplant. Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) sagte, dass er potenzielle Nutzer bereits an einen Tisch gebracht habe und sie Verhandlungen aufgenommen hätten.

Das Nutzungskonzept stammt vom Projektbüro Petschow + Thiel mit Sitz in fünf deutschen Großstädten, darunter in Dresden. Die Fachleute haben eigenen Angaben zufolge unter anderem an so renommierten Projekten wie dem Bau des Herzzentrums der Sana-Kliniken in Dresden, der Revitalisierung des Thyssen-Hochhauses in Essen und dem Bau eines Luxushochhauses in der Hamburger Hafencity mitgewirkt. Laut Aussagen im Stadtrat stehen hinter den Projektentwicklern Investoren, die für die Baukosten aufkommen würden. Die Stadt Zittau selbst will weder Eigentümer der Mandaukaserne werden noch investieren. Sie würde sich aber sehr wahrscheinlich mit einem Teil des Sportunterrichts ihrer Schulen in die Halle einmieten, sagte Zenker. Zittau braucht dringend eine weitere Turnhalle, könne aber einen Neubau demnächst nicht stemmen.

Auf die Tagesordnung war die Mandaukaserne gekommen, weil der Stadtrat einen Antrag auf Fördermittel bewilligen sollte. Zittau will die Mandaukaserne im zweiten Anlauf als “Nationales Projekt des Städtebaus” in ein Bundesprogramm aufnehmen lassen und erhofft sich sieben Millionen Euro Zuschuss für den Investor. Den Antrag für dieses Förderprogramm darf aber nur eine Kommune stellen. Sie gibt das Geld dann weiter.

Die Stadträte bewilligten den Antrag allerdings nicht. Er sei ein Lotteriespiel, sagte beispielsweise Andreas Johne, CDU-Fraktionschef. Weder Stadt noch Investor besitzen bisher die ehemalige Kaserne, hieß es unter anderem zur Begründung. Zudem liegen dem Stadtrat kein genauer Finanzierungsplan des Investors und keine genaue Projektstudie vor. Auch hätte der Stadtrat gern Absichtserklärungen potenzieller Nutzer vor seiner Zustimmung. Insgesamt war ihm das mögliche Risiko für die Stadt zu hoch, denn die Stadt müsste für den Zuschuss einen Eigenanteil aufbringen. Bei einer Förderung von sieben Millionen Euro und zehn Prozent Eigenanteil wären das immerhin 700 000 Euro. Die Höhe der Förderung steht aber noch nicht fest.

Der Antrag – zu dem die Stadt nach dem gescheiterten Versuch in diesem Jahr vom Bund ermutigt wurde – muss bis 30. November eingereicht sein. Weil die Zeit drängt, will OB Zenker eventuell bis zum Monatsende eine Sonderstadtratssitzung einberufen. Voraussetzung ist, dass es Neuigkeiten von den Verhandlungen über den Verkauf der Mandaukaserne an die Projektentwickler gibt oder diese auch ohne einen absehbaren Kauf ihre konkreten Pläne im Rat vorstellen. Laut Zenker sind sie dazu prinzipiell bereit, wollten bisher aber den Kauf vorher abwickeln.

Wie Dieter K. Burkart, mit dem Verkauf der Mandaukaserne beauftragter Ingenieur aus Buggingen, auf SZ-Anfrage bestätigte, gibt es neben dem Projektentwicklungsteam einen weiteren Kauf-Interessenten. Weitere Angaben wollte er mit dem Verweis auf vereinbarte Vertraulichkeit nicht machen. Er sagt nur: “Es konkretisiert sich.” Burkart hofft, dass der Verkauf bis Weihnachten abgeschlossen ist.

Nach SZ-Informationen soll es sich bei dem zweiten Kauf-Interessenten um den Ostritzer Thomas Göttsberger handeln, der die Mandaukaserne mit Partnern Stück für Stück notsichert. Göttsberger wollte sich auf SZ-Anfrage nicht äußern.
Sollte der Zittauer Stadtrat den Antrag bis 30. November nicht bewilligen, kann sich die Stadt nicht um die Millionenförderung bewerben. Ob das Förderprogramm zu den nationalen Projekten des Städtebaus 2018 erneut aufgelegt wird, ist bisher nicht klar. Auf ein Wort

Bildunterschrift:
Die Mandaukaserne vor der Notsicherung des Südturms. Archivbild: Thomas Mielke

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 19.11.2016, S. 1 / Titelseite

Zittau

Zwei Interessenten für Mandaukaserne

Zittau. Es gibt Nutzungspläne und offenbar auch einen Investor für die Sanierung und den Umbau der historischen Zittauer Mandaukaserne. Das wurde im jüngsten Zittauer Stadtrat bekannt. Laut Informationen der Stadtverwaltung soll die Kaserne unter dem Arbeitstitel “Forum Mandau” umgestaltet werden. Zentraler Teil würde eine angebaute Dreifelderhalle, die für den Schul-, Vereins-, Leistungs- und Hochschulsport sowie für Events von lokaler und überregionaler Bedeutung genutzt werden könnte. Die Stadt versucht, für das Vorhaben Fördermittel zu bekommen. Der Stadtrat hat einen entsprechenden Antrag aber vorerst nicht beschlossen. Laut Aussage des mit dem Verkauf beauftragten Ingenieurs gibt es daneben einen zweiten Interessenten für die Mandaukaserne. Über dessen Pläne ist aber noch nichts bekannt. (SZ) Bericht – Seite 17

Sächsische Zeitung – Zittau vom 15.11.2016, S. 15 / Lokales

Notsicherung der Mandaukaserne geht weiter
Der Freistaat stellt rund 82 000 Euro bereit. Mit dem Geld soll der Nordflügel gerettet werden.

Thomas Göttsberger schaut am Montagnachmittag nach Dienstschluss noch einmal auf der Baustelle vorbei, denn die Bauarbeiten an der Mandaukaserne gehen weiter. Zwei Baugerüste stehen am Nordflügel. Die bröcklige Fassade des Profanbaus ist in warmes Licht gehüllt. Die einsamen Schläge eines Vorschlaghammers hallen aus dem Dachgeschoss über das Gelände. Nach erfolgreicher Sanierung des Südturms hat Göttsberger einen Antrag in Dresden gestellt, um die Rettung des maroden Gebäudes voranzutreiben. “Ziel der Notsicherung ist die Beseitigung der akuten Einsturzgefahr des Nordflügels”, sagt der Finanzbeamte, der sich ehrenamtlich im Stadtforum Zittau engagiert.

111 000 Euro sind für die bauliche Sicherung des Nordflügels veranschlagt. Rund 82 000 Euro stellt der Freistaat an Fördermitteln dafür zur Verfügung. Die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises, das Landesamt für Denkmalpflege in Dresden, die Bauaufsicht der Stadt und Architekt Benjamin Pfefferkorn zogen an einem Strang, um einen zeitnahen Beginn zu ermöglichen, sagt Thomas Göttsberger. Den Eigenanteil von rund 30 000 Euro schießt er aus der eigenen Tasche vor, weil die Zeit drängt und die Fördermittel jetzt fließen sollen. Das Stadtforum, der Freundeskreis Mandaukaserne und die Bürgerinitiative “Bessere Mitte” wollen ab sofort Spenden einwerben, um den Eigenanteil finanzieren zu können.
Erstmalig fließen nun öffentliche Gelder in die Mandaukaserne. Damit sind alle Abrisspläne de facto vom Tisch, denn kein Land reicht Fördermittel für Objekte aus, die auf der Abrissliste stehen. Ein eindeutiges Bekenntnis der Stadt zum Erhalt der Mandaukaserne ist bislang aus den verschiedensten Gründen ausgeblieben, nun aber auch nicht mehr zwingend erforderlich. Die Stadt sucht ohnehin weiterhin nach einem Nutzungskonzept für das Bauwerk. Schon am Donnerstag steht die Mandaukaserne erneut auf der Tagesordnung des Stadtrates. Der Rat soll beschließen, dass Zittau sich um Mittel aus dem Bundesprogramm “Nationale Projekte des Städtebaus” bewirbt. Eine ähnliche Bewerbung ist im vergangenen Jahr schon einmal gescheitert.
Für Göttsberger ist das noch Zukunftsmusik, für ihn steht die Notsicherung des Nordflügels im Vordergrund. Mit den Fördergeldern sollen die Innendecken und ein einsturzgefährdeter Teil der Außenmauer stabilisiert werden. Außerdem wird der Dachstuhl des Nordflügels instand gesetzt. Dessen Zustand verschlechterte sich in den letzten Monaten rapide. Das Dach ist inzwischen abgenommen worden und soll nun mit Abdeckplatten und noch verwendbaren Dachziegeln geschlossen werden. Regionale Handwerksbetriebe führen die Arbeiten bis zum Jahresende aus. Bauhelfer oder Ehrenamtliche können inzwischen nichts mehr tun. “Da können nur noch Fachleute ran”, sagt Göttsberger. Er hofft aber auf breite Unterstützung, um die Eigenmittel einzuwerben. Spenden können auf ein Konto der Leipziger Denkmalstiftung eingezahlt werden, bei Angabe der Adressdaten erhalten Spender eine Spendenquittung übersandt. “Jeder Euro ist wichtig”, so der Mann vom Stadtforum.
Am Montagabend hat Göttsberger 20 ehrenamtliche Helfer vom Freundeskreis und der Bürgerinitiative zum Essen in den “Schwarzen Bär” eingeladen, um sich für deren Engagement zu bedanken. Sie werden wohl auch weiterhin Spenden sammeln müssen, denn im nächsten Jahr ist der Mittelbau dran, erst nach dessen Sicherung ist das Haus gerettet. Spendenkonto: Leipziger Denkmalstiftung
IBAN DE 8886 0555 9211 0090 2453
Verwendungszweck: Notsicherung Mandaukaserne
Bildunterschrift:
Thomas Göttsberger am rückseitigen Nordflügel der Mandaukaserne. Foto: Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung – Zittau vom 15.11.2016, S. 1 / Titelseite

Zittau

Mandaukaserne bleibt stehen

Zittau. Erstmalig unterstützt der Freistaat die Notsicherung der Mandaukaserne in Zittau mit Fördergeldern. Damit sind alle Abrisspläne aus der Vergangenheit endgültig vom Tisch. Kein Land reicht öffentliche Gelder für Objekte aus, die auf der Abrissliste stehen. Der Zuschuss des Freistaates für die Notsicherung des Nordflügels beträgt rund 82 000 Euro.
Das Zittauer Stadtforum ist im Besitz einer Vollmacht des Eigentümers und beantragte die Gelder in Dresden. Der erforderliche Eigenanteil soll durch Spenden aus der Bevölkerung finanziert werden, so Thomas Göttsberger vom Stadtforum. Die Initiative setzt sich für den Erhalt historischer Baudenkmale ein und finanzierte im vergangenen Jahr die Notsicherung des baufälligen Südturmes an der Bericht – Seite 15

Sächsische Zeitung – Zittau vom 25.10.2016, S. 14 / Lokales

Ein Holzschnitzer, Maler und Grafiker von großem Format

Vor 40 Jahren starb Karl Wilhelm Schmidt aus Zittau. Mit einer Ausstellung erinnert die Galerie “Ambiente” an den Künstler.

(…) Die Ausstellung kommt zur rechten Zeit. Als vor zehn Jahren das Museum Dittelsdorf eine Schau mit Werken Karl W. Schmidts und des Bautzener Gebrauchsgrafikers Rudolf Warnecke zeigte (beide betrieben in den 1920er Jahren in der Zittauer Mandaukaserne ein gemeinsames Reklame-Atelier), bemerkte SZ-Rezensent Sebastian Beutler, dass Schmidt Lebensbilder aus dem 20. Jahrhundert erzähle. Sie seien “noch nah genug für das Erinnern und doch angesichts der modernen Zeit schier unendlich fern”. Die “Ambiente”-Gedenkausstellung hat diese Ferne bis 7. November wieder in greifbare Nähe verwandelt. (…)

Von Bernd Dressler

Sächsische Zeitung – Zittau vom 12.09.2016, S. 15 / Lokales

Ein heißer Tag des offenen Denkmals

4 000 Besucher sind am Sonntag in Zittaus geschichtsträchtige Mauern geströmt. Kunst und Kultur gab es gratis dazu.

Gnadenlos brennt die Mittagssonne auf den Planeten. Hanna Janßen aus Ostfriesland und Eric Neumann aus Radgendorf haben eine Flasche Wasser dabei, als sie an der Mandaukaserne ankommen. Temperaturen um die 30 Grad Celsius haben das Paar und Hunderte Besucher am Sonntag nicht davon abgehalten, den Tag des offenen Denkmals zu nutzen, um das sonst verschlossene Gebäude von innen zu betrachten.

In einem alten Holzregal zeigt der Verein “Freunde der Mandaukaserne” alte Radios, historisches Küchengerät, verrostete Werkzeuge und andere Fundsachen. Einige Meter weiter läuft ein Videofilm, in dem die Kaserne aus der Luft gezeigt wird. In den ehemaligen Stuben der Soldaten hängen alte Fotos des Königlich Sächsischen Infanterieregiments und anderer Militärs. Im Treppenhaus schieben die schwitzenden Menschen ihre Körper aneinander vorbei und werfen einen Blick in die endlos scheinenden, abgesperrten Flure des monströsen Bauwerkes.

Die Mandaukaserne zählte am Sonntag zweifellos zu den Hauptanziehungspunkten. Etwas ruhiger und angenehm kühl zeigte sich die ehemalige Jugendzahnklinik in der Reitbahnstraße 1, die notgesichert, an normalen Tagen ebenfalls nicht zugänglich ist. Auf drei Etagen präsentierten acht Künstler des Oberlausitzer Kunstvereins ihre Werke. Die Bandbreite reichte von Malern der alten Schule bis zu den jungen Wilden. Die Ölfarbe an Konrad Riedels Bildern leuchtete noch feucht. Er arbeitete am Vortag noch bis spät in die Nacht an seinem Vierteiler, den Porträts älterer Herren. Zwei Etagen höher präsentierte Elisa Keller aus Großschweidnitz Glasschmuck und unterm Dach zeigte Yvonne Schäfer aus Hirschfelde Aktzeichnungen. Insgesamt nutzten 21 Künstler den Tag, um mit den Zittauern ins Gespräch zu kommen. “In Zittau kommen die Künstler zu den Bürgern, nicht umgekehrt”, sagt Frank Förster, der die Ausstellungen mitorganisierte.

Nur einen Steinwurf entfernt, erklärte Bauherr Thomas Bohlbrock den Besuchern seiner Baustelle in der Böhmischen Straße 32, weshalb er das marode Gebäude überhaupt gekauft habe. Einziger Grund des 69-Jährigen: Er wollte verhindern, dass sein bereits saniertes Nebenhaus beschädigt wird. Im Gebäude entstehen derzeit drei mondäne Wohnungen. Der Rohbau steht kurz vor dem Abschluss. Schon jetzt sind die großzügigen Grundrisse der Räume erkennbar. Besonders staunten die Besucher, als sie die 270 Quadratmeter große, vom Tageslicht durchflutete Dachgeschosswohnung sahen.

Die Installation der Berliner Künstlerin Micheline Richau im Zweikronenhaus auf der Neustadt, inspirierte viele Besucher, den Fotoapparat zu zücken. Kein Wunder, wann bekommt man im Raum schwebende Stühle und Tische zu sehen? Eine Uhr im Raum schwebend, stehengeblieben. Zeit und Gäste hielten inne und lauschten den Stimmen. Eine optisch, akustische Installation mit philosophischem Ansatz für einen Tag. Vor dem Nebenhaus, bei Pasta Fantastica gaben sich zwei Tänzer am Nachmittag sichtlich Mühe, die Passanten zu bewegen, es ihnen nachzutun und Tango zu tanzen. Nicht nur im Stadtzentrum, überall waren Menschen in Straßen und Cafés anzutreffen. In der ehemaligen Societätsbrauerei in der Bahnhofstraße konnten Besucher des Denkmaltages sehen, wie der historische und inzwischen ausgeschlachtete Industriebau langsam in sich zusammenfällt. “Hier drin wurden die Flaschen abgefüllt”, sagte ein Vater zu seinem Sohn beim Blick durch die zerschlagenen Industriefensterscheiben. Das Gelände der Brauerei bietet ein Bild des Niedergangs und ist allenfalls noch als Endzeit-Filmkulisse nutzbar. Darüber kann auch die originelle Wandmalerei an einem Nebengebäude nicht hinwegtäuschen. Kurz vor dem Ende des Denkmaltages gab die Stadtentwicklungsgesellschaft als Veranstalter bekannt, dass bei einer internen Zählung über 4 000 Besucher in den 51 Denkmalen gezählt wurden.

Bildunterschrift:
Hanna Janßen aus Aurich und Eric Neumann besichtigten die Mandaukaserne (großes Bild). Kunst wurde im Zweikronenhaus (Bild oben) und in der ehemaligen Jugendzahnklinik (Bild Mitte) geboten. Das Wandbild unten ist im Hof der ehemaligen Societätsbrauerei zu sehen. Fotos: Bernd Gärtner (1), Mario Heinke (3)

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 07.09.2016, S. 15 / Lokales

170 Jahre Bücher am Markt

Seit dem Start der Pahl’schen Buchhandlung gibt es viel zu erzählen – wie über 52 andere Denkmale, die Sonntag öffnen.

(…) Am Denkmaltag sind Häuser für Besucher zugänglich, deren Türen ansonsten fest verschlossen sind. So kann beispielsweise der Südturm der Mandaukaserne besichtigt werden. Die gefährlichen Bereiche des maroden Gebäudes sind abgesperrt, erklärt Thomas Göttsberger vom Stadtforum. Wegen des erwarteten Besucheransturms haben die Initiatoren keine Führungen eingeplant. (…)

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 05.08.2016 Seite 11 / ZIT Zittau Lokales

“Vom Stadtbummel-Flair weit entfernt”

Die SZ hatte am Dienstag in dem Artikel “Warum Zittau weitere Wächterhäuser braucht” am Dienstag darüber berichtet, dass Experten der Bundesregierung der Stadt Zittau sechs Empfehlungen für ihre Entwicklung gegeben haben. Diese lauten: Unsanierte Häuser müssen oberste Priorität haben, Verbot von großflächigen Neubauten, Über Nutzungen am runden Tisch diskutieren, Historische Reklame und Inschriften erhalten, Brachflächen und Innenstadtkante begrünen und die Mandaukaserne erhalten. Facebook-Freunde der Sächsischen Zeitung diskutierten angeregt über dieses Thema.

Rosi Speer : “Übersetzt heißt das: Wohnungserhalt für kulturelle Vielfalt, oder anders gesagt, nehmt mehr Flüchtlinge auf!” Thomas Handke : “Zittau hat ohne Zweifel einen schönen Stadtkern, den man begrenzt erhalten sollte. Aber was nützt einem der Stadtkern, wenn kein Grund besteht, in die Stadt zu gehen. Für mich persöhnlich besteht kaum Interesse, die Stadt zu besuchen, weil einfach die Anreize fehlen.”

Uwe Wiedemann: “Was wären für dich denn Gründe, dafür in eine historische Altstadt zu gehen?”
Thomas Handke : “Was mir fehlt, sind ordentliche Einkaufsmöglichkeiten, die aber aufgrund von kleineren Räumlichkeiten durch die Baugegebenheiten nicht zustande kommen können, es sei denn, man ändert bei einigen Gebäuden die Verkaufsflächen durch Zusammenschluß, was aber wiederum ein Ändern der Gebäude vorraussetzt. Parken kann ich verschmerzen, da die Parkplätze in der Umgebung ausreichend sind.
Kurzzeitparkplätze auf der Kinoseite finde ich auch in Ordnung. Aber vom Stadtbummel-Flair […] ist die Stadt weit entfernt. Seien wir doch mal ehrlich, außer Cafés und Dönerbuden, die reichlich vorhanden sind, gibt es nur eine Hand voll Läden. Na ja, wem’s gefällt. Ich selbst komme ab und zu mit dem Fahrrad zur Bibliothek, Bank , Schwerdtner, Theile und Wagner und dann war es das für mich. Ansonsten bleibt die Fahrt nach Bautzen oder Dresden. Ach so, den Frischemarkt am Sonnabend finde ich auch noch ganz ok.”
Silvio Thamm: “Die Experten haben die Stadt Zittau und die bisher geleistete Arbeit gelobt und Anregungen für den zukünftigen Umgang mit der Innenstadt gegeben. Ein Grund zur Freude und auch um ein bisschen stolz auf unsere Stadt zu sein.”
Steffen Lehmann : “Haben die Experten auch den Plan für die Umsetzung der Empfehlungen beigelegt?”
Anna Moll: “Der tollste Stadtkern bringt nichts, wenn außerhalb die Stadt auseinander fällt und aussieht wie im Krieg.” Christian Schwarzbach: “Das ist ermutigend, nachdem vor Kurzem erst die Demographie-Studie erschien, die ja leider eher nicht so positive Vorschläge machte …”
Arnd Krenz : “Experten der Bundesregierung! Hat dazu noch jemand Fragen?”
Christian Schwarzbach: “Was ist jetzt falsch an den Experten?”
Ingo Finger : “Sind halt Experten!”

Sächsische Zeitung vom 04.08.2016 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Mandaukaserne keine nationale Aufgabe

Die Mandaukaserne ist schon bei der ersten Auswahlrunde zum Förderprogramm “Nationale Projekte des Städtebaus” durchgefallen. “Die Jury hat sich ihre Entscheidung nicht leicht gemacht”, teilte ein Sprecher des Bundesbauministeriums in Berlin auf SZ-Anfrage mit. Doch wären alle 118 Anträge bewilligt worden, hätte der Bund zehnmal so viel Geld für die Förderung ausgeben müssen als geplant. Deshalb wählte eine Jury aus. Warum konkret die Mandaukaserne nicht aufgenommen wurde, wollte der Sprecher mit Verweis auf die Vielzahl der Projekte nicht mitteilen.

Die nächste Möglichkeit zur Bewerbung besteht für das Jahr 2017. “Städte und Gemeinden erhalten somit erneut die Gelegenheit, sich um eine Förderung für ein Premiumprojekt zu bewerben”, so ein Sprecher. Die Ausschreibung ist bereits veröffentlicht. Zittau hatte sich beworben, um aus dem Zuschuss des Bundes eine Studie zur möglichen Nutzung der leerstehenden, vom Verfall bedrohten Mandaukaserne zu finanzieren. Laut Zittaus OB war die Stadt unter anderem von Sachsens oberster Denkmalschützerin und der Bundesexpertengruppe für den Städtebau zur Bewerbung aufgefordert worden.

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 02.08.2016 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Warum Zittau weitere Wächterhäuser braucht

von der historischen Innenstadt hat sich die Expertengruppe der Bundesregierung für den Städtebaulichen Denkmalschutz bei ihrem Treffen im März in Zittau begeistert gezeigt. Neben der Diskussion aktueller, bundesweiter Themen hat sich das hochkarätige Gremium mit Professoren und führenden Denkmalschützern aus der ganzen Republik die Entwicklung Zittaus angesehen und mit den Fachleuten vor Ort gesprochen. Nun liegen ihre Empfehlungen für die Stadtentwicklung schriftlich vor. Das sind die Eckpunkte:

Bilanz: Zittau hat vieles richtig gemacht
Wie bereits im März mündlich, ist die Expertenkommission auch in ihrer schriftlichen Ausarbeitung des Lobes voll über den Zustand des historischen Zentrums und die Arbeit der Verwaltung. Sie “sieht in der Altstadt von Zittau ein überregional bedeutendes Ensemble von herausragendem Denkmalwert und zugleich einen attraktiven Stadtraum mit Aufenthaltsqualität und hohem Wohnwert”, heißt es in dem Papier. “Zittau hat den Prozess der Stadterneuerung in den vergangenen Jahren aktiv begleitet und öffentliche wie private Investitionen zielorientiert auf den Weg gebracht.” Als positive Beispiele werden die Sanierung des Stadtbades durch den Stadtkonzern, die der Baderstraße 2, 4, 6 und 8 durch die Stadt und die Unterstützung alternativer Nutzungs- und Eigentumsformen wie das Wächterhaus in der Inneren Weberstraße genannt. Zudem sind weitere, wichtige stadtbildprägende und für die Stadtidentität bedeutsame Gebäude wie zum Beispiel das Theater oder das Salzhaus erhalten und saniert worden. “Trotz starken Bevölkerungsverlusts und hohen Gebäudeleerstands ist es gelungen, die Stadtstruktur beizubehalten”, loben die Experten den Umgang der Stadt mit ihren Problemen. Dabei bescheinigen sie der Verwaltung und der Entwicklungsgesellschaft, dass diese Instrumente und Zuschüsse des Bundesprogramms “Städtebaulicher Denkmalschutz” “konsequent genutzt” haben. “Auch angesichts künftiger Herausforderungen zeigt die Stadt Entschlossenheit zum Handeln und ein problemorientiertes Vorgehen, zum Beispiel bei der Stabilisierung der Altstadt und der Rettung der von Verlust bedrohten Baudenkmale”, heißt es. Dennoch gebe es weiterhin akuten Handlungsbedarf.

Empfehlung 1: Unsanierte Häuser müssen oberste Priorität haben
Zwar wissen die Experten um die Impulswirkung von hübsch sanierten Straßen und Plätzen. “Die zentrale Bedeutung kommt aber der Rettung der gefährdeten, unsanierten Baudenkmale zu”, stellen sie klar. “Wo eine grundlegende Sanierung derzeit mangels Nachfrage noch nicht möglich ist, sind mit überschaubarem Mitteleinsatz Sicherungsmaßnahmen vorzunehmen, um für die nächsten Jahre weiteren Verfall zu verhindern und damit Zeit zu gewinnen.” Als Erstes soll sich die Stadt eine Prioritätenliste aufstellen, in der steht, welche Gebäude unbedingt zu erhalten sind. Dabei soll sie besonders darauf achten, dass keine weiteren Lücken am Ring entstehen. Als Beispiel für ein drohendes Loch nennen die Experten die Ecke Franz-Könitzer-/Reichenberger Straße. In solchen Fällen soll die Stadt sogar in Vorleistung gehen und – kostengünstig, zum Beispiel gemeinsam mit der Hochschule – selber planen, um Angebote für potenzielle Nutzer zu entwickeln und Impulse für Investitionen zu setzen. Als anderen Weg zur vorläufigen Rettung vom Verfall bedrohter Gebäude empfehlen die Denkmalschützer von nationalem Rang weitere Zwischennutzungen. “Hier kommt den kreativen Milieus, die bereits jetzt zur Belebung der Altstadt beitragen und Bewohner nach Zittau ziehen, eine besondere Rolle zu”, heißt es. Deshalb sei die Einrichtung weiterer Wächterhäuser, ähnlich dem in der Inneren Weberstraße, dringend erforderlich. Wächterhäuser werden vom Besitzer kostenlos für Nutzer zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug verpflichten sich die Nutzer, zum Erhalt des Gebäudes beizutragen.

Empfehlung 2: Verbot von großflächigen Neubauten
Wenn in der Innenstadt schon Neubauten errichtet werden müssen, dann soll unbedingt darauf geachtet werden, dass sie an die kleinteilige Struktur der Stadt angepasst sind. “Das gilt auch für die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes”, betonen die Experten. Gemeint ist damit die offiziell noch anstehende Ansiedlung des Centers an der Ecke Albertstraße/Neustadt. “Die gestalterische Qualität sollte höchsten Standards genügen”, betont die Expertenrunde. “Deshalb sind bei Neubauprojekten Architekturwettbewerbe durchzuführen.” Der Abriss von Baudenkmalen für Neubauten sei nicht zuzulassen.

Empfehlung 3: Über Nutzungen am runden Tisch diskutieren
Die Experten des Städtebaulichen Denkmalschutzes schlagen vor, dass unter Federführung des Oberbürgermeisters und eines Vertreters der Landesregierung ein Runder Tisch zu Nutzungen der Gebäude in der historischen Innenstadt eingerichtet wird. Dort soll diskutiert werden, wie die wertvollen Häuser künftig genutzt werden könnten. Zudem wäre damit eine Runde geschaffen, in der mit bereits vorhandenen Nutzern darüber geredet werden könnte, was nötig ist, damit sie bleiben.

Empfehlung 4: Historische Reklame und Inschriften erhalten
Wenn historische Gebäude saniert werden, sollen eventuell vorhandene Inschriften oder alte Reklamen erhalten bleiben – so wie es zum Beispiel der Besitzer eines Hauses an der Franz-Könitzer-Straße kürzlich gemacht hat. Er ließ bei der Sanierung des jetzigen Wohnhauses den Schriftzug “Damensalon” gleich mit erneuern. “Diese aussagekräftigen Geschichts- und Gebrauchsspuren, die von früheren Nutzern der Bauten Zeugnis ablegen, sind ein hohes Gut für Zittau, zumal sie in anderen Städten durch unsensible Sanierungen weitestgehend verloren gegangen sind”, heißt es dazu.


Empfehlung 5: Brachflächen und Innenstadtkante begrünen

Brachen und Lücken sollen bis zur Wiederbebauung mit wenig Geld begrünt oder anders – die “Kante” zum Ring zum Beispiel mit Mauern – gestaltet werden.

Empfehlung 6: Mandaukaserne erhalten
Die Städtebau- und Denkmalfachleute empfehlen Zittau, alles zu tun, um die Mandaukaserne zu erhalten. “Die Anlage hat einen hohen Denkmalwert und eine große städtebauliche Bedeutung als Auftakt zur Stadt”, heißt es. Sie soll möglichst eine Nutzung mit überregionaler Strahlkraft erhalten, die nicht zulasten der Angebote in der Innenstadt geht.

Ausblick: Experten sehen gute Chancen für Zittau
Die Experten sehen Zittau insgesamt auf einem guten Weg. Darin werden sie durch die Beobachtungen in anderen Mittelstädten Ostdeutschlands bestärkt, die sich trotz geringer Wirtschaftskraft und geografischer Randlage gut entwickelt haben. “Dafür gibt es auch in Zittau Anzeichen, darunter die Stabilisierung der Bevölkerungszahl in der Altstadt und das hohe Potenzial der kreativen Milieus”, so die Expertengruppe. Deshalb begrüßt sie auch die Strategie der Stadt zum Erhalt der kulturellen Vielfalt. Zudem sieht sie die Lage im Dreiländereck als besondere Chance für die Entwicklung kultureller Angebote. “Hier bieten sich zudem hervorragende Anknüpfungspunkte für die grenzüberschreitende Stärkung des Tourismus”, heißt es in dem Papier.
Bildunterschrift:
Als wertvolles historisches Kleinod sehen auch die Denkmalschutz-Experten der Bundesregierung das Zittauer Zentrum. Jetzt haben sie Empfehlungen für den Erhalt vorgelegt. Archivfoto: J. Neumann

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 01.08.2016 Seite 14 / ZIT Zittau Lokales

Durchwachsene Bilanz

Heute vor einem Jahr ist Thomas Zenker (Zkm) als neuer Oberbürgermeister in das Büro seines Vorgängers Arnd Voigt (Freie Bürger) eingezogen. Nach einem Lagerwahlkampf und unter großem Erwartungsdruck hat er begonnen, die Geschicke der Stadt zu steuern. Während der Wahl hatte er seine Ziele in einem Sieben-Punkte-Programm gebündelt und damit für sich geworben. Was ist daraus geworden? Womit kämpft der 41-Jährige? Wie wird er wahrgenommen?

Wahlprogramm: Umsetzung läuft,
aber bisher nur wenige Ergebnisse
Die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden und Kreisen in Polen und Tschechien wollte Zenker intensivieren. Das ist ihm zumindest bei der tschechischen Seite gelungen. Mit dem Umzug des Liberecer Vize-OBs für zwei Wochen nach Zittau und Zenkers nach Liberec hat die neue Zusammenarbeit sogar überregional Aufmerksamkeit erregt. “Besonders in Tschechien ist binnen kurzer Zeit Zittau sehr deutlich als Kommune wahrgenommen worden, die aktiv die Zusammenarbeit sucht und leistet”, sagt der OB. Sein Ziel, die Idee eines trinationalen Wirtschaftsstandortes wieder aufzunehmen, hat öffentlich bisher keine Rolle gespielt.
Zenker wollte auch die Kräfte von Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Stadtentwicklung bündeln sowie der Verwaltung klare Zielvorgaben machen und ihr ein höheres Servicebewusstsein einimpfen. Den Umbau hat Zenker, wie er selber sagt, nach wie vor auf der Agenda. Nach außen sichtbar geworden ist bisher allerdings nur eine Neu-/Umbesetzung: die seines persönlichen Referenten. Stattdessen betont Zenker, nachdem er die Verwaltung von innen kennengelernt hat, dass die meisten Mitarbeiter gute Arbeit leisten und er dafür dankbar ist.
Die von Zenker anvisierte bessere Zusammenarbeit mit der Hochschule läuft – nicht zuletzt dank seiner guten persönlichen Kontakte zu IHI und Hochschule. Allerdings steht die von ihm anvisierte Gründung eines Fonds für Absolventen noch aus und streiten die Stadt und die Hochschule aktuell darüber, ob die Hochschule Daten über Studenten rausgibt, damit die Stadt die Zweitwohnungssteuer eintreiben kann.
Zenker wollte sich zudem für die Suche nach einem oder mehreren Hausärzten vor allem für die nördlichen Ortsteile einsetzen. Das hat er getan. “Enttäuschend ist für mich, dass trotz großem Engagement und viel Nachdruck und Netzwerken mit allen Beteiligten nichts erreicht werden konnte”, teilte er auf Anfrage mit.
Auch das Thema Tourismus hat er ganz oben auf der Agenda. Er weiß, dass fast alle Beteiligten im Naturpark Zittauer Gebirge unzufrieden sind und will mit der Stadt die Führerschaft in einem Neuordnungsprozess übernehmen. Die Voraussetzungen mit der tollen Natur, Kultur- und Sportangeboten sind sehr gut, sagt Zenker. “Doch an mehreren Stellen haben wir inzwischen eine Patt-Situation. Es geht nicht so richtig weiter.” Deshalb ist er froh, dass er mit einem Auftrag des Stadtrates im Rücken loslegen kann: “Hier gibt es nach zahlreichen Gesprächen auf allen Ebenen, die ich geführt habe, hoffentlich bald einen gemeinsamen Neuanfang.” Das wäre ein großer Erfolg, sei aber auch nur ein Etappensieg.
Ebenfalls in Zenkers Wahlprogramm findet sich eine bessere Beteiligung der Bürger. Tatsächlich hat er sich jederzeit – unabhängig vom Ausgang – für den Bürgerentscheid zum Markt eingesetzt. Er ließ mehrere Bürgerforen wie das zur Mandaukaserne ansetzen und erstmalig die Verwaltung den Haushalt vor den Zittauern verteidigen. Allerdings ist die Veröffentlichung der neuen Stadt-Internet-Seite, die laut Zenkers Wahlprogramm ein Bürgerportal für einen aktiven Dialog werden soll, immer wieder verschoben worden.
Stadtrat: Der Lagerwahlkampf ist weitergegangen
Eines der größten Probleme mit dem Stadtrat teilt Zenker mit seinem Vorgänger: Er hat keine eigene Mehrheit. Die Zkm-Fraktion ist zu klein. In den anderen großen Fraktionen – die sich oft gegenseitig unterstützen – sitzen ehemalige Mitbewerber um das Amt des OB. Ob aus diesem oder einem anderen Grund: Der Ton zwischen ihnen und OB/Verwaltung war oft rau und von wenig Ausrichtung auf das Ziel “Zittau voranzubringen” geprägt. “Es sind nicht nur Meinungsunterschiede und vielleicht ideologische Differenzen, auch persönliche Empfindlichkeiten machen es derzeit für alle Beteiligten schwer”, so Zenker.
Repräsentation: Zittau wird stärker wahrgenommen
Seit Zenker im Amt ist, wird Zittauer stärker wahrgenommen. Er meldet sich regelmäßig öffentlich zu Wort – ob über die Medien oder die von ihm rund um die Uhr genutzten Internet-Möglichkeiten. Er pflegt alte und neue Netzwerke, unter anderem zu vielen Amtskollegen der Region, zu Land- und Bundestagsabgeordneten und über seine Mitgliedschaft im Vorstand des sächsischen Städte- und Gemeindetages. Er holte zum Beispiel auch den Bundespräsidenten und die Expertenrunde des Bundes für die Städtebauförderung nach Zittau und damit die Stadt in die überregionale Wahrnehmung. Mit seiner hervorragenden Rhetorik hat Zenker nicht nur beim Neujahrsempfang oder bei einem Vortrag vor Unternehmern gepunktet. Die nutzt er auch, um ein weiteres Ziel zu erreichen: Die Zittauer zu überzeugen, dass es in ihrer Stadt viel mehr Gutes als Schlechtes gibt.
Größtes Problem: Der Haushalt muss konsolidiert werden
Ohne Geld kann niemand gestalten. Dass weiß Zenker und hat deshalb im ersten Jahr seiner Amtszeit als größtes Ziel die Konsolidierung des Haushaltes ausgegeben. Spätestens in zwei Jahren will er das Ziel erreicht haben.
Fazit: Voller Einsatz, aber noch wenige Ergebnisse
Zenker geht in seinem Amt auf und bis an die persönlichen Belastungsgrenzen. So ist er fast dauerpräsent. Mit seinem Charisma und seinem Drang, Zittau wieder eine Stimme zu verleihen, sorgt er für eine bessere Wahrnehmung der Stadt. Zudem profitiert er von Netzwerken und setzt sich für die Kultur ein. Im Stadtrat wird der OB indes einen Weg finden müssen, die Lage zu entschärfen und Mehrheiten zu organisieren. Vor allem aber sieht die Bilanz, was die harten Fakten angeht, noch nicht gut aus. Zenker dazu: Ziele bereits nach einem Jahr erreichen zu wollen, sei nicht realistisch. Da es um nachhaltige Veränderungen gehe, brauche es ausreichend Vorbereitungszeit. Tatsächlich hat er das auch schon vor einem Jahr gesagt. Noch hat er bis 2022 Zeit, die Bilanz zu verbessern.

Bildunterschrift:
So haben sich Thomas Zenkers Anhänger über den Wahlsieg gefreut. Inzwischen hat der neue OB unzählige Veranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt besucht und pflegt Kontakte mit mehreren Kollegen aus den Nachbargemeinden wie bei einer Tour durch die Naturparkgemeinden (Zenker im Hintergrund). Fotos: SZ-Archiv

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 21.07.2016 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Falkennachwuchs auf der Mandaukaserne

An einem Mauervorsprung am Nordflügel der Zittauer Mandaukaserne haben sich Falken niedergelassen. Die Eier lagen ungünstig auf einem Mauervorsprung, dass sie drohten, herunter zu fallen, so Thomas Göttsberger vom Stadtforum. Bauarbeiter befestigten die Stelle deshalb. Inzwischen ist der Nachwuchs flügge. (mh) Foto: Uwe Preuß, Freundeskreis Mandaukaserne

Sächsische Zeitung vom 09.07.2016 Seite 17 / GOS Görlitz Lokales

Wo bleibt die Weitsicht der Stadt?

Sam Garbarski war beeindruckt. Die verlassene Gründerzeit-Zeile auf der James-von-Moltke-Straße kurz vor der Kreuzung zur Kahlbaumallee passte perfekt. Hier würde er seine Hauptdarsteller Moritz Bleibtreu und Antje Traue einander näher kommen lassen. Anfang Mai drehten sie hier Szenen für den Spielfilm “Auf Wiedersehen Deutschland”. Er spielt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.

Sam Garbarski und die Produzenten des Films waren längst nicht die Ersten, die zum Drehen nach Görlitz kamen wegen der komplett erhaltenen Gründerzeit-Straßenzüge. “Der Vorleser”, “Jeder stirbt für sich allein”, aktuell “Werk ohne Autor” – immer schätzen die Produzenten Görlitz wegen der Bausubstanz. Und dass sie eben noch nicht überall perfekt saniert ist.
Auch Thomas Göttsberger freut das. Er ist Mitglied im Verein Stadtforum Görlitz. Bauingenieure, Architekten, oder Finanzbeamte wie er selbst haben sich hier zusammengeschlossen, um sich für den Erhalt von Denkmälern einzusetzen. Die DDR-Mosaike aus der alten Schwimmhalle haben sie gerettet, was mit ihnen wird, wissen sie noch nicht. Zurzeit sind sie beim Restaurator. Erstmal sichern, eine Nutzung wird sich irgendwann finden – das ist das übergreifende Motto der Vereinsmitglieder. Sie sehen sich auch nur als Zwischeneigentümer.

Dem Rathaus sind sie mit ihrer offensiven Art inzwischen wohl ein Dorn im Auge. Bevor der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung die sogenannte Matrix verabschiedete – ein Papier, das Erkenntnisse und das Fachwissen zum Denkmalschutz zusammenfasst und Trends für Entscheidungen vorgibt- da verteilte der Verein ein Schreiben an die Räte. Darin warnte man vor dieser Matrix. Sie würde den Weg ebnen, großzügiger mit Denkmalen umzugehen, sie unter Umständen teilweise oder ganz abzureißen. Die Schelte für diesen Vorstoß gab es direkt im Stadtrat. Bürgermeister Michael Wieler verurteilte das Handeln des Vereins, bezeichnete ihn als inkompetent.

Der Verein möchte sich davon nicht entmutigen lassen. Gegenwind ist er gewöhnt. Ganz aktuell hat Thomas Göttsberger mit dem Verein Stadtforum Zittau die dortige Mandaukaserne vorm Abriss gerettet, indem sie die Notsicherung des Südturms des Gebäudes bezahlten. Das dortige Rathaus sah die Aktionen des Stadtforums zunächst auch mit großer Skepsis, mittlerweile hat Oberbürgermeister Thomas Zenker den Abriss abgeblasen.

Thomas Göttsberger hat auf ähnliche Weise auch Häuser in Ostritz gerettet, wo er selbst wohnt. In Zittau kaufte er zudem die Schauburg. “Man muss doch etwas machen”, sagt er sich immer, wenn ein denkmalgeschütztes Gebäude aufgegeben werden soll. Seine Leidenschaft für Denkmäler hat er schon seit der Jugend in Oberbayern, sagt er. Er kennt die meisten Städte in den alten Bundesländern. In mancher stehen gerade noch eine Handvoll Gründerzeithäuser. Wenn Touristen mit bewundernden Blicken durch die Stadt laufen, kann Göttsberger das nachvollziehen. Wo sonst können alle Bauepochen so gut abgelesen werden wie in Görlitz? Vielen Görlitzern, so glaubt er, ist vielleicht gar nicht bewusst, welches Juwel sie da haben. “Schauen Sie sich im Ruhrgebiet um, da sieht man, wie man Städte verunstalten kann.” Umso wichtiger ist es ihm und seinen Vereinskollegen, dass Görlitz bleibt, wie es ist. Und zwar ohne wenn und aber. Ohne vielleicht und eventuell.

In der Matrix – jenem Papier, das das Stadtentwicklungsamt erstellt und das der Stadtrat verabschiedet hat – sieht Göttsberger “Sprengkraft ohne Ende”. Straßenzüge wie eben jeder auf der James-von Moltke-Straße, die jahrzehntelang leerstehen und langsam verfallen, könnten die ersten sein, wo – durch das neue Papier legitimiert – drastische Eingriffe möglich sind, fürchtet er. Das Rathaus hält dagegen, beteuert weiter, dass das keine Abriss-Matrix sei, sondern lediglich ein Papier, was die Erfahrungen und Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte zusammenfasse und Investoren zeigen könne, was möglich ist. Und genau das stört das Stadtforum Görlitz: Die Investoren werden vor den Denkmalschutz gestellt, glauben sie. “Entscheidungen werden heute nicht mehr den Denkmälern zuliebe gefällt, sondern den Investoren.” Sie wünschen sich knallharte, unabhängige Denkmalschützer, die keinerlei Abstriche dulden. Göttsberger erinnert daran, was zu DDR-Zeiten geschafft wurde: “Gerade in den 1950er Jahren war der Denkmalschutz in Görlitz führend. Hier hat man sich echte Gedanken um die Gründerzeit gemacht, das war andernorts nicht der Fall.” Vor allem um die Eckgebäude wurde damals gekämpft. Kann das nun zunichte gemacht werden?

All die Sorgen, die das Stadtforum Görlitz äußert, kann Bürgermeister Michael Wieler weder verstehen noch gut heißen. Alle fachliche Kompetenz, die die Stadt in Sachen Denkmalschutz zu bieten hat, sei in die Erarbeitung der Matrix geflossen, das Landesdenkmalamt sei beteiligt gewesen. “Wir haben da Monate dran gesessen”, so Wieler. Die Behauptung, die Stadt würde Grundlagen für den Abriss von Denkmalen schaffen, sei schlichtweg völlig falsch. Und Wieler beteuert nochmals: “Wir können als Stadt nicht machen, was wir wollen. Das letzte Wort hat immer das Landesamt für Denkmalpflege.” Auch das bezweifelt Göttsberger. Gewisse Entscheidungen dürfe die Stadt durchaus allein fällen. Wieler weist das von der Hand mit dem Argument, Thomas Göttsberger fehle der fachliche Einblick.

Der wiederum sagt: Dem Rathaus fehlt es an Weitblick. Sein Rezept für Häuser, die jahreslang leerstehen und für die weit und breit kein Investor in Sicht ist: Notsichern. Statische Probleme lösen, das Dach abdichten. “Dann kann ruhig Zeit vergehen, irgendwann kommen wieder andere Zeiten und damit neue Nutzungen. Man muss den Mut haben, Strukturen zu erhalten. Eine gewisse Gelassenheit ist dazu natürlich schon auch nötig.” Wenn die schönen historischen Görlitzer Straßenzüge dann noch ab und an auf der Kinoleinwand zu sehen sind, kann das doch nur neue Zuversicht und Hoffnung geben.

Bildunterschrift: Denkmäler sind seine Leidenschaft: Thomas Göttsberger vom Verein Stadtforum Görlitz in der James-von-Moltke-Straße vor einem Häuserzug, der seit Jahren leer steht. Solche Häuserzeilen trotzdem zu retten, sieht er als Aufgabe der Stadt. Foto: Nikolai Schmidt

Von Daniela Pfeiffer

Sächsische Zeitung vom 08.07.2016 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Zittau

40 000 Euro Spenden für Mandaukaserne

Zittau. Die Sanierung des Südturms der Zittauer Mandaukaserne ist beendet. Das Baugerüst um den Turm ist gefallen. Die wegen des baufälligen Gebäudes gesperrte Fahrbahn auf der Südstraße ist bereits vor einigen Tagen wieder freigegeben worden.
Neben statischen Holzarbeiten an Dachstuhl und Zwischendecken im Innenbereich wurden das Dach und die Dachentwässerung repariert. Außerdem erhielt die Fassade neuen Putz und neue Farbe. Die Sanierung des Südturms erfolgte unter Federführung des Stadtforums Zittau. Daneben engagierten sich Freunde und Freundeskreis Mandaukaserne, die Bürgerinitiative “Bessere Mitte” und Helfer aus Zittau und Umgebung bei der Sanierung, Sie brachten insgesamt 40 000 Euro dafür auf. Die Bürger verhinderten den ursprünglich geplanten Abriss des Baudenkmals. (mh) Bericht – Seite 10

Sächsische Zeitung vom 08.07.2016 Seite 10 / ZIT Zittau Lokales

Südturm der Mandaukaserne strahlt wieder

Das Gerüst ist gefallen. Der Südturm erstrahlt in der Mittagssonne. “Einen Leuchtturm setzen”, nennt Thomas Göttsberger die abgeschlossene Sanierung des Südturms, der sich von der restlichen, maroden Fassade der Mandaukaserne wohltuend abhebt. Ursprünglich wollten Göttsberger und die Initiativen den Südturm lediglich notsichern, Das heißt die erforderlichen statischen Holzarbeiten an Dachstuhl und Zwischendecken erledigen, das Dach und die Entwässerung reparieren sowie fehlenden Putz ersetzen. Dass der Turm nun komplett verputzt und gemalt ist, sei kurzfristig entschieden worden, weil das Gerüst einmal stand, so der Ostritzer. Er ist im Besitz einer weitreichenden Vollmacht des Grundstücksverwalters, die eine Fortführung der Notsicherung zulässt.

Noch im November stritten die Zittauer über einen möglichen Abriss. Geht es nach Göttsberger, sind die Abrisspläne ein für alle Mal vom Tisch.Er macht keinen Hehl daraus, dass die Spender, das Zittauer Stadtforum, die Freunde der Mandaukaserne , der Freundeskreis Mandaukaserne, die Bürgerinitiative “Bessere Mitte” und viele Privatpersonen mit der Sanierung vollendete Tatsachen geschaffen haben. Die Intention, die alle eint: Das Gebäude sichern, damit es dauerhaft erhalten bleibt, auch wenn noch keine Nutzungsmöglichkeit absehbar ist.
“Dornröschenschlaf ist besser als Abriss”, sagt Göttsberger. Der Finanzbeamte zückte dafür sogar seine private Geldbörse. Nach eigenen Angaben kostete die Sanierung des Südturms insgesamt 40 000 Euro. 19 000 Euro Spenden sind bis dato eingegangen. Architekt Benjamin Pfefferkorn steuerte weitere 4 000 Euro bei und Göttsberger füllte den Fehlbetrag mit 17 000 Euro auf. Neben den Geldleistungen unterstützten engagierte Bürger die Sanierung, indem sie mit Spendenbüchsen loszogen, den Rasen an der Mandaukaserne mähten oder auf der Baustelle zupackten. Auch eine Gruppe polnischer Jugendlicher, die in Görlitz eine Fortbildung absolvierte, ließ sich vor Ort in traditionelle Handwerkstechniken am Bau einweisen. Dass die Rettung der ehemaligen Regiments-Unterkunft für einige Zittauer eine richtige Herzensangelegenheit ist, belegt die Spende einer 70-Jährigen, die 1 000 Euro beisteuerte.
Die Notsicherung geht in den kommenden Monaten weiter. Als Nächstes soll das Flachdach im Mittelteil des Monumentalbaus repariert werden. Das sei notwendig, um zu verhindern, dass weiterhin Wasser ins Innere läuft und dort Schäden anrichtet, sagt Göttsberger. Weitere Schäden am Nordflügel und Nordturm, die zu einer Gefahr werden können, behalte man im Auge. Dort sei aber sofortiges Handeln nicht erforderlich. Während Göttsberger die Gebäudesicherung vorantreibt, verhandelt die Stadt parallel mit dem Verwalter der Immobilie über den Ankauf. Das erklärte Stadtsprecher Kai Grebasch auf Anfrage der SZ. Außerdem sei man mit einem Projektentwickler und potenziellen Fördergeldgebern im Gespräch. Die Frage, ob die Stadt einen Abriss wieder ins Auge fasst, wenn die Gespräche scheitern oder ergebnislos bleiben sollten, bleibt unbeantwortet. Grebasch erklärt stattdessen: “Angesichts der Tatsache, dass sich zahlreiche Menschen für den Erhalt der Mandaukaserne deutlich über das übliche Maß hinaus engagieren, erscheint es aktuell nicht angebracht, weiterhin den Abriss des Gebäudes zu thematisieren.” Entscheidend sei, dass die Mandaukaserne den städtischen Haushalt nicht belasten darf. Diese Aussage von Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) vom November 2015 gelte immer noch. Mit dem Stadtrat sei einvernehmlich festgelegt worden, dass die Stadt Zittau ausschließlich Projekte unterstützt, die der Innenstadt keine Nutzung entziehen, so Grebasch.
Damals nahm Zenker eine Beschlussvorlage zum geplanten Abriss im Stadtrat von der Tagesordnung, nachdem es Proteste aus der Bevölkerung gab und sich überregionale Institutionen für den Erhalt des Baudenkmals aussprachen.
Göttsberger zeigt Verständnis für die Sicht der Stadt und versichert: “Bisher ist noch kein Cent städtisches Geld in das Gebäude geflossen und das soll auch so bleiben.” Würde allerdings jeder Zittauer nur vier Euro geben, könnte das Gebäude für die nächsten 20 Jahre gesichert werden, sagt er. Das Bauwerk brauche einfach Zeit. Er glaubt fest daran, dass sich irgendwann einmal eine sinnvolle Nutzung für die Mandaukaserne ergibt. Das Denkmal sei keine Belastung für künftige Generationen, sondern eine Chance.
Mit dieser Meinung steht er offensichtlich nicht ganz allein. Das beweist die Rettung des Südturms im Handstreich durch engagierte Bürger, die vollendete Tatsachen schaffen. Nicht zum ersten Mal verhinderten Zittauer so den Abriss eines Denkmals. Auch die Stunden der Schauburg schienen gezählt, bis Bürger sich einmischten. Heute spricht dort niemand mehr über Abrisspläne.
Spendenkonto: Freunde der Mandaukaserne e.V.
IBAN: DE17 1207 0024 0568 8833 60
Verwendung: Notsicherung Südturm Mandaukaserne
Bildunterschrift:
Thomas Göttsberger vom Stadtforum Zittau vor der Mandaukaserne. Foto: Matthias Weber
Bildunterschrift:
Das reparierte Dach des Südturms von einer Drohne aus fotografiert. Foto: Bernd Sonsalla

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 23.06.2016 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Fahrbahn am Südturm der Mandaukaserne wieder frei

Zittau. Der Südturm der Mandaukaserne ist jetzt gesichert, dass die Stadt die erweiterte Sicherheitszone um den einstigen Militärbau aufgehoben hat. Darüber informierte Thomas Göttsberger vom Zittauer Stadtforum. Grundlage dafür war seinen Aussagen zufolge ein neues Gutachten über die Standsicherheit des notgesicherten Südturms, das er und seine Mitstreiter bei der Stadtverwaltung eingereicht hatten.

Im September vergangenen Jahres weitete die Bauaufsicht die Sicherheitszone um das marode Gebäude bis auf eine Fahrspur vor dem Kraftverkehr aus, nachdem das Grundstück bereits im November 2013 wegen Baufälligkeit eingezäunt worden war. Lose Mauerteile und Steine aus der Dachkrone drohten herabzustürzen.
Der Verein “Freunde der Mandaukaserne” und das Stadtforum organisierten daraufhin eine Spendenaktion und sicherten den Südturm. Die seit 2013 aus Bauzäunen bestehende Sicherheitszone um die ehemalige Kaserne bleibt dagegen bestehen. “Auch wenn wir uns mit den Rettern des Südturms nicht über alle Schritte einig waren und sind, ist es bewundernswert, mit wie viel persönlichem Engagement und Risikobereitschaft die Sicherung umgesetzt wurde”, erklärte Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm). Dank der Aktivitäten der Retter konnten die großflächigen Absperrungen an der Südstraße zurückgenommen werden. Das sei anzuerkennen, und dafür sei er dankbar, so der Oberbürgermeister gegenüber der SZ. Trotz der Absperrung versuchten Neugierige in der Vergangenheit, immer wieder das marode Gebäude zu betreten. Das bereitet der Stadt nach wie vor Sorgen.

Eine dauerhafte Lösung für das denkmalgeschützte Gebäude ist allerdings noch nicht in Sicht, sagt Stadtsprecher Kai Grebasch. Oberbürgermeister und Stadtrat müssen die gesamte Stadt im Auge behalten und die Prioritäten ständig neu abwägen, so der Stadtsprecher. Die Stadt bemühe sich derzeit um externe Hilfe, da es bislang weder eine klare Nutzungsidee gibt noch eine Finanzierungsmöglichkeit absehbar ist. Eine Projektentwicklungsgruppe für Standortentwicklung soll versuchen, eine sinnvolle Nutzung für das Baudenkmal zu finden.

Bildunterschrift:
Die abgesperrte Spur an der Mandaukaserne kann seit Dienstag wieder befahren werden. Foto: Matthias Weber

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 15.06.2016 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Nachrichten

Lesezirkel nimmt sich Shakespeare vor
Zittau. Der Lesezirkel “Schwarz auf Weiß” lädt Donnerstag, um 19 Uhr, zur nächsten Lesung ein. Diesmal nimmt er sich anlässlich des 400. Todestages von William Shakespeare dessen Klassiker “Macbeth” vor. Das Thema des Stückes sind menschliche Abgründe wie Machtgier, Mord und die Rolle des Gewissens. Der Lesezirkel will das Mitlesen des Publikums fördern, deshalb sind das Mitbringen eigener Reclam-Ausgaben und das Vortragen selbstgewählter Passagen erwünscht. Als kulinarische Häppchen gibt es Spinat-Taschen, Käse und Wein. Der Leseabend findet in der Komturstraße 21, im Erdgeschoss, statt. Der Eintritt ist frei. Spenden zugunsten der Renovierung der Mandaukaserne seien aber willkommen, so die Veranstalter. (jl)

Sächsische Zeitung vom 26.04.2016 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Projektion an der Zittauer Mandaukaserne

Am Sonnabend ist ab 21 Uhr eine Projektion am Mittelteil der Fassade der Mandaukaserne zu sehen. Die Bilder zeigen mögliche Zukunftsansichten des sanierten Gebäudes. Das kündigte das Zittauer Stadtforum an. “Wir wollen zeigen, wie die sanierte Mandaukaserne einmal aussehen könnte”, sagt Thomas Göttsberger vom Stadtforum. Die Notsicherung des Südturms der Mandaukaserne stehe kurz vor dem Abschluss. Dank zahlreicher Spenden und vieler freiwilliger Helfer konnte der Südturm vor dem Einsturz gerettet werden. Die Bauarbeiten sollen auch nach der Sicherung des Südturms weitergehen. “Als Nächstes gehen wir die statische Sicherung des Nordflügels an”, so Göttsberger. Den Blick in die Zukunft setzen Thoralf Möbius, der eine Beamervermietung in Oderwitz betreibt, und der Leutersdorfer Künstler Thomas Stern in Bildern um.
Die Stadt sucht weiterhin nach einer Nutzung und will die Mandaukaserne im neuen Förderprogramm der Bundesregierung “Nationale Projekte des Städtebaus” unterbringen.

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 19.04.2016 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Nachrichten

Einbruch in der Mandaukaserne
Zittau. Am vergangenen Wochenende ist der Aufenthaltsraum im Südturm der Mandaukaserne aufgebrochen worden. Dabei zerstörten die unbekannten Täter neu verglaste Fenster, stahlen Werkzeug und rissen neu verlegte Elektroleitungen aus der Wand. Darüber informierte Thomas Göttsberger vom Stadtforum Zittau. Er stellte den Einbruch am Montagmorgen fest und erstattete Anzeige. Die Polizei habe den Schaden vor Ort aufgenommen, so Göttsberger gegenüber der SZ. (mh)

Sächsische Zeitung vom 02.04.2016 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

April, April

So schön wie es auch wäre: Der Betreiber des überaus erfolgreichen “Centrum Babylon” in Liberec (Reichenberg) interessiert sich nicht für die Zittauer Mandaukaserne. Der Artikel “Übernimmt das Liberecer Babylon die Mandaukaserne?” (1. April, Seite 10) war ein SZ-Aprilscherz. Ungeachtet dessen tut sich wirklich etwas: Der Stadtrat hat am Donnerstagabend beschlossen, das denkmalgeschützte, marode Gebäude bei der Bundregierung als “nationale Aufgabe” anzumelden. Laut Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) ist die Stadt dazu unter anderem von Sachsens oberster Denkmalschützerin und der Bundesexpertengruppe für den Städtebau aufgefordert worden. Sollte Zittau den Zuschlag erhalten, wird in einem ersten Schritt im Jahr 2017 eine Machbarkeitsstudie zur Nutzung des Gebäudes entstehen. Die Entscheidung soll im Oktober fallen. Auch der gestern auf den Sportseiten vermeldete Transfer Petr Cechs von Arsenal London zum FCO in Neugersdorf kommt nicht zustande. Die Veröffentlichung am gestrigen 1.April war ein Aprilscherz der SZ. (SZ/tm, fth)

Sächsische Zeitung vom 01.04.2016 Seite 10 / ZIT Zittau Lokales

Übernimmt das Liberecer Babylon die Mandaukaserne?

Läden, Gaststätten, ein Kinder-Vergnügungspark, eine Badelandschaft mit Wellness, Bowlingbahnen, eine Disco, ein Hotel, ein Kongresscenter, Laser-Spiele, 4D-Kino, ein Wissenschaftspark … – gibt’s das bald alles nicht nur im Liberecer (Reichenberger) Centrum Babylon, sondern auch in der Zittauer Mandaukaserne? Nach SZ-Informationen trägt sich Daniel Vajner, Generaldirektor des Babylons, mit den Gedanken, die ehemalige Kaserne zu übernehmen, zu sanieren und das überaus erfolgreiche Konzept dorthin zu übertragen. Offiziell zu den Plänen äußern wollte er sich auf SZ-Anfrage aber noch ebenso wenig äußern wie die Zittauer Stadtverwaltung und die Eigentümer des denkmalgeschützten, leer stehenden und verfallenden Gebäudes.

Vajners Firma hat Erfahrung auf dem Gebiet der Wiederbelebung verlassener Immobilien. Als seine Familie das Babylon übernahm, war es eine stillgelegte, marode Textilfabrik mit einer Nutzfläche von 30 000 Quadratmetern. Die Mandaukaserne bietet nur rund ein Drittel so viel Platz.
Ab 1996 wurden die Babylon-Pläne der Familie Vajners schrittweise umgesetzt. Zur Eröffnung 1998 gab es nur das Einkaufsdörfchen, das aus vielen kleinen Häusern in einer der ehemaligen Produktionshallen besteht. Kurze Zeit später folgten die Disko, Gaststätten und der Lunapark für Kinder. Zuletzt kamen ein Hotel mit 1 000 Betten und das 1 000 Quadratmeter große Kongresscenter dazu. Heute ist das Babylon nach dem Prager Hradschin der zweitgrößte Besuchermagnet Tschechiens.

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 31.03.2016 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Wird Mandaukaserne zur nationalen Aufgabe?

Zittau. Die Stadtverwaltung will die Mandaukaserne im neuen Förderprogramm der Bundesregierung “Nationale Projekte des Städtebaus” unterbringen. Mit den Zuschüssen soll eine Studie finanziert werden, die zeigt, für was das denkmalgeschützte Gebäude künftig genutzt werden könnte. Über diesen Antrag von Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) soll am heutigen Donnerstag der Stadtrat beschließen. Ihm steht eine in vielen Punkten außergewöhnliche Sitzung bevor: Fünf Landtagsabgeordnete werden wegen des Haushaltsbeschlusses anwesend sein. Die Sitzung soll laut Einladung fünf Stunden und 40 Minuten dauern – was erfahrungsgemäß nicht reichen wird. Auch inhaltlich geht es zur Sache. Neben dem Haushalt mit seinen Steuererhöhungen und der Studie für die Mandaukaserne stehen unter anderem Beschlüsse zum Verteilungsstopp für die Weltstadt-Broschüre und zur finanziellen Unterstützung des Umbaus der Hillerschen Villa und der O-See-Challenge auf der Tagesordnung. (SZ/tm)

Termin öffentliche Sitzung im Bürgersaal: heute, 16 Uhr

Sächsische Zeitung vom 29.03.2016 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Lieber erhalten, statt abreißen

Nach dem Besuch der Expertengruppe Städtebaulicher Denkmalschutz in Zittau blickt Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) mit Tatendrang in die Zukunft. Er habe die Gruppe bewusst eingeladen, um zu erfahren, auf welchem Stand die Stadt beim Denkmalschutz ist. “Wir haben in Sachen Städtebau und Denkmalschutz zwar schon viel erreicht, aber inzwischen sind die Herausforderungen noch einmal gewachsen”, so Zenker. Die verbliebenen unsanierten Gebäude böten besondere Herausforderungen bei der Restaurierung. Das sei vor allem wegen des notwendigen Aufwands, der Lage oder der Größe der Fall. So seien die kleinen Häuser für Investoren kaum attraktiv und die besonders großen brächten ein enormes Risiko mit sich.

Zenker hält an dem Standpunkt fest, lieber Häuser zu erhalten, als abzureißen und die Brachflächen dann zu gestalten. Zu dieser Auffassung war auch die Expertengruppe gekommen. Ein Problem, was das mit sich bringt: “Dafür brauchen wir private Investoren, denen wir dann auch den Anteil aus dem städtischen Haushalt zahlen müssen, der ihnen laut Förderung zusteht”, so Zenker. Das sei angesichts der Haushaltslage der Stadt schwierig. “Wir sind haushalterisch nicht in der Lage, größere Schritte im Städtebau zu gehen.”
Das hat auch Auswirkungen auf die Zukunft der Mandaukaserne. Auch die Expertenkommission bestätigt: Dort darf nur eine Idee umgesetzt werden, die der Innenstadt nicht schadet. Doch dazu müsse die Stadt wieder Handlungssicherheit erlangen. Auch eine Notsicherung sei erst einmal eine Option. Doch auch dafür bräuchte die Stadt Unterstützung, so Zenker. (SZ)

Sächsische Zeitung vom 19.03.2016 Seite 19 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

Ursula Melcher aus Olbersdorf schreibt zur Zittauer Schauburg Folgendes:
Schauburg-Förderer nicht auf halbem Weg im Stich lassen
Jahrzehnte war die Schauburg dicht, keine Hoffnung in Sicht, dem Verfall preisgegeben. Jetzt endlich hat sich etwas getan, ja, es haben sich sogar Menschen gefunden, die viel Kraft und Geld in das Projekt gesteckt haben und es jetzt voranbringen wollen. Ich habe große Achtung vor Frau Schäfer und Herrn Schmidt, sich so ein Projekt aufzuladen. Und die jetzt statt Unterstützung nur Arschtritte kassieren.
In so einem Fall sollte doch gerade vom OB Unterstützung zu erwarten sein, eventuell auch mit einem vorläufigen Kompromiss. Man kann doch dieses Projekt und seine Förderer nicht auf halbem Weg allein lassen. Wollen wir etwa zuschauen, dass die Schauburg die nächsten Jahre weiter verfällt? Nein, stattdessen werden immer wieder neue Projekte diskutiert und angefangen, siehe Mandaukaserne.
Wenn schon so ein “kleines” Projekt wie die Schauburg keine Unterstützung der Stadtväter bekommt, was sind da 10 000 Euro Spendengelder für die Mandaukaserne? Sowieso geht ja ohne Spenden kaum noch etwas. Ich erinnere nur an die Uhr am Johanneum oder das Glockenspiel an der Blumenuhr. Und was die Broschüre “Weltstadt Zittau” betrifft, ist das nicht ein bisschen zu arrogant? Ich mag meine Stadt und es gibt in und um Zittau viele tolle Dinge zu erkunden. Wie wäre es denn, wenn solche wie auch andere Aufträge (z. B. Fahrradständer) an Firmen der Region vergeben würden? Wir haben in Zittau ein Unternehmen, welches GWZ heißt und bestimmt so einen Auftrag im Interesse der Region ausgeführt hätte.

Sächsische Zeitung vom 17.03.2016 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Städtebau-Fachleute machen Zittau Mut

Eine Trendwende setzt ein: Nicht nur boomende Großstädte wie München oder Dresden ziehen Menschen an und wachsen. Auch Kleinstädte wie Quedlinburg mit seinen rund 24 000 Einwohnern haben wieder Zukunft. Bedingungen dafür sind vor allem, dass sie eine schöne, attraktive Innenstadt, eine kulturelle Vielfalt und eine tolle Umgebung besitzen. “Das alles trifft auch auf Zittau zu”, sagte Arnold Bartetzky, Vorsitzender der Expertengruppe “Städtebaulicher Denkmalschutz” der Bundesregierung, am Mittwoch. Deshalb seien die Aussichten für Zittau sehr positiv – vor-ausgesetzt die Stadt schafft es, ihr attraktives Zentrum zu erhalten.

Bartetzky und die anderen Mitglieder der Gruppe waren zwei Tage in der Stadt und haben über bundesweite Probleme in Zusammenhang mit dem Bund-Länder-Förderprogramm Städtebaulicher Denkmalschutz – aus dem neben Zittau weitere 540 Städte bezuschusst werden – beraten. Fünfmal im Jahr treffen sie sich in einer dieser Städte. Auf Einladung von Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) waren sie am Dienstag und Mittwoch zum insgesamt dritten Mal seit der Gründung der Gruppe 1991 an der Mandau. Den Besuch in den Städten nutzen sie auch, um zu ergründen, wie die Fördermittel verwendet wurden. Man gucke vor ›Ort, was gut laufe, was nicht und in welchen Punkten das Förderprogramm weiterentwickelt werden müsse, sagte Bartetzky, der hauptberuflich an der Universität Leipzig arbeitet. Aus dem Bild, das sie sich durch Berichte der Verwaltungen, Diskussionen und bei Rundgängen gewinnen, leiten sie Empfehlungen ab.

Bevor Bartetzky am Mittwoch die Empfehlungen für Zittau aussprach, überschüttete er die Stadt und ihre Verwaltung mit Lob. “Wir sind sehr gern hier gewesen”, sagte er. Beeindruckt habe zum Beispiel die Menge und die Qualität der vielen Denkmäler in der Stadt. Die Stadtverwaltung und die Stadtentwicklungsgesellschaft hätten sich in den Gesprächen mit der Gruppe nicht selbst oder ihre Stadt gelobt, sondern Tacheles geredet, sagte der Vorsitzende der Expertengruppe. “Wir sehen, was geleistet wurde, und das ist hier enorm viel.” Zittau habe die Hände nicht in den Schoß gelegt, aktiv für den Erhalt der Innenstadt gekämpft und die Entwicklung nicht allein dem Markt überlassen. “Auch wenn, wie in all den anderen Städten auch, dabei einiges schiefgelaufen ist”, wie Bartetzky sagte. Er hob besonders hervor, dass so “dicke Brocken” wie das Stadtbad, das Salzhaus und das Theater gerettet wurden, Zittau zum Beispiel beim Baderberg als Bauherr auftritt und die Stadt alternative Nutzformen wie das Wächterhaus in der Inneren Weberstraße unterstützt. “Zittau ist auf einem sehr, sehr guten Weg”, sagte Bartetzky. Dabei betonte er, dass er das vor dem Hintergrund sagt, dass die Experten durch ihre Reisen den Vergleich zu anderen Städten ziehen können und aus der Außensicht sprechen. Ihm ist klar, dass die Innensicht sehr viel skeptischer ist. Trotz des Lobes bleibt auch noch viel zu tun. 120 zum Teil hochwertige Denkmäler – also Gebäude – in der Stadt verfallen, etwa 15 sind akut vom Einsturz bedroht. Deshalb empfiehlt die Expertenrunde Zittau, eine Prioritätenliste dazu aufzustellen, welche Häuser zuerst gerettet werden müssen. Zu berücksichtigen ist, welchen Denkmalswert sie haben, ob sie an einem besonders städtebaulich wichtigen Ort stehen und wie akut gefährdet sie sind. Bei der Rettung sollte stärker auf Notsicherungen als auf Sanierungen gesetzt werden. Weil sie günstiger sind, könnten mehr Gebäude erhalten werden, bis sich jemand findet, der sie saniert. Für diesen Zweck sollte die Stadt auch das Geld einsetzen, dass sie für die Verschönerung von Plätzen und Straßen in der Innenstadt vorgesehen hat. Weiterhin empfiehlt die Experten-Gruppe Zittau darauf zu achten, dass die Ränder der Altstadt – also die Häuserfront am Ring – nicht weiter aufgebrochen werden. Der dabei auftretenden Probleme ist sich die Expertenkommission bewusst und nimmt sie zur Bundesregierung mit. So kann die Stadt nicht nur in den Erhalt von Denkmalen, sondern muss auch in Kitas und Schulen investieren. Zudem hat sie oft keinen Zugriff auf die Gebäude, weil sie Privatleuten gehören.

Auch zur Mandaukaserne äußerte sich die Runde: Das Gebäude sei ein wichtiges und auf Richtung Grenze gesehen, der imposante Auftakt der Stadt, hieß es. Trotzdem: Die Innenstadt hat oberste Priorität. Würde ihr für die Kaserne eine Funktion oder Nutzung entzogen, würden sich sogar die Denkmalschützer gegen den Erhalt aussprechen. Allerdings muss es nicht dazu kommen. Wie schon Oberbürgermeister Zenker deutete auch Rosemarie Pohlack, Sachsens Landeskonservatorin und Mitglied der Gruppe an, dass sich eine Lösung abzeichnet. “Ich bin optimistisch, dass es gelingt”, sagte sie, ohne auf Details einzu- gehen. Auf ein Wort

Die Experten
Prof. Dr. Gerd Weiß , früherer Präsident des Landesamts für Denkmalpflege Hessen, Dr. Markus Harzenetter , Präsident des Landesamtes Denkmalpflege Hessen, Rita Werneke , Referatsleiterin im Infrastrukturministerium Brandenburg, Prof. Ingrid Burgstaller , Architekturprofessorin in Nürnberg, Dr. Rosemarie Wilcken , Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsches Hilfswerk und Mitglied des Stiftungsrates der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Prof. Mara Pinardi , Professorin für Denkmalpflege-Bauen im Bestand in Berlin, und viele weitere
www.staedtebaulicher-denkmalschutz.de
Bildunterschrift:
Alfons Haseneder (links) von der Zittauer Bürgerinitiative “Bessere Mitte” übergab Arnold Bartetzky, Vorsitzender der Expertengruppe, am Mittwoch im Gemeindesaal in der Pfarrstraße eine Mappe mit Arbeitsmaterial. Auch die Freunde der Mandaukaserne und das Stadtforum überreichten der Kommission einen Brief und eine Denkmalzeitschrift mit einem Artikel über Zittau. Foto: Matthias Weber

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 15.03.2016 Seite 14 / ZIT Zittau Lokales

In der Mandaukaserne gab es die ersten Räume

In einem Imagefilm, den man auf der Internetseite der WBG Zittau findet, heißt es : “Wenn Wir ein Zuhause formen…” Und genau dies ist es, was die Mitarbeiter des größten ortsansässigen Vermieters der Stadt vorantreibt: Menschen aller Altersklassen ein Zuhause geben. “Ich denke, das ist uns in den 25 Jahren schon ganz gut gelungen”, freut sich Geschäftsführerin Uta-Sylke Standke, die im Januar 2008 die Nachfolge von Wilhelm Hergovits antrat.

Als alles am 1. März 1991 begann, übernahm die frisch gegründete GmbH zu ihren bis dahin schon 2 500 eigenen rund 6 500 überwiegend städtische Wohnungen. Eine gewaltige Aufgabe für die damals 84 Mitarbeiter und drei Auszubildenden. Zu letzteren zählte auch Yvonne Urban. Die heutige Assistentin der Geschäftsführung erinnert sich genau an die damaligen Räumlichkeiten in der Mandaukaserne. “Es war schon gruselig dort, zumal ich auch noch im Keller Akten vernichten musste”, lacht sie heute. “Dort war es feucht und dunkel, kein Vergleich zu hier”, meint sie.

Das jetzige Domizil der WBG bietet ein ganz anderes Ambiente. Hell und freundlich wirken selbst die verwinkelten Gänge in dem Gebäude, das zwischen Johanniskirche und Klosterkirche liegt. Die Sanierung 1996 bis 1997 war eine der ersten großen Projekte der WBG. Aufwendig wurde das alte Gymnasium in ein Schmuckstück verwandelt. Heute arbeiten hier 21 Mitarbeiter und zwei Azubis. Zu betreuen haben sie immer noch rund 2 500 eigene und 1 000 fremde Wohnungen.

“Allein im Innenstadtbereich gehören uns 26 Objekte. Davon konnten wir bereits 15 sanieren”, berichtet die heutige Geschäftsführerin. Ein sehr gelungenes Projekt ist zum Beispiel die betreute Wohnanlage auf der Brunnenstraße. “Dies ist ein Schmuckstück geworden “, strahlt die Chefin. “In alle unsere Objekte flossen von 1992 bis 2015 in Summe etwa 72 Millionen Euro für Instandhaltungsleistungen und Investitionen.” Weitere 8,5 Millionen stehen für die kommenden vier Jahre auf dem Plan. Darin enthalten ist auch das jüngste Projekt der Wohnbaugesellschaft, die Sanierung Breite Straße 10-14. Durchdachte Grundrisse für Einzelpersonen bis hin zur Familie machen schon jetzt Lust auf eine neue Wohnung. Bereits im Mai können sich Interessierte zu einem Tag der offenen Tür ein Bild machen. “Mit der Sanierung dieses Komplexes leisten wir einen weiterer Beitrag zur lebendigen Zittauer Innenstadt”, so die Geschäftsführerin. Uta-Sylke Standke verschweigt aber auch nicht, mit welchen Problemen ein Vermieter in manchen Objekten zu kämpfen hat. So machen dem Unternehmen aktuelle Mietrückstände im sechsstelligen Bereich zu schaffen. Und aufgrund der allgemeinen Kostenentwicklungen sei es unbedingt notwendig, dass der Landkreis die Betriebskosten für Leistungsempfänger bald neu kalkuliert.
Natürlich ist auch das Thema Unterkünfte für Asylbewerber brisant. “Wir stellen in Zittau für asylsuchende Familien 30 Wohnungen im gesamten Stadtgebiet zur Verfügung, achten aber darauf, dass es für die jetzigen Mieter verträglich ist. Das heißt, maximal zwei Wohnungen pro Haus”, so Frau Standke.
Für die Zukunft wünscht sich die Geschäftsführerin vor allem zufriedene Mieter, aber auch die verstärkte Wahrnehmung von Zittau als lebenswertes Zuhause und die Stärkung des Hochschulstandortes. “Das i-Tüpfelchen wäre ein Pächter für das Klosterstüb’l”, fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu.

Von Grit Lobstein

Sächsische Zeitung vom 14.03.2016 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Wie es bei der Mandaukaserne weitergehen soll

Von der Mandaukaserne bis zur Zusammenarbeit mit den Umlandgemeinden – seine Sicht der Dinge auf viele Themen hat Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) am Donnerstag den Mitgliedern des Allgemeinen Unternehmerverbandes Zittau und Umgebung dargelegt. Die Rede hielt er auf Einladung der über 70 Firmenchefs, die ihn und seine Politik kennenlernen wollten. Das waren einige Eckpunkte:

Umlandgemeinden: Stärkere und bessere Zusammenarbeit
Oberbürgermeister Thomas Zenker sagte, dass ihm der Name des Gastgebers gefällt. Der “Allgemeine Unternehmerverband Zittau und Umgebung” enthält genau das, was er seit seinem OB-Wahlkampf propagiert: Die Stadt muss als Mittelzentrum stärker und besser mit den Umlandgemeinden zusammenarbeiten und ihrer Führungsrolle gerecht werden. Diesen Fokus – Zittau und die Umlandgemeinden gemeinsam – wünsche er sich noch verstärkt, sagte Zenker.
Verkehr: Kampf um B 178 und Eisenbahnstrecken
Den Kampf um den Weiterbau der B 178n und den Erhalt der Eisenbahnverbindungen nannte Zenker als die zentralen Probleme beim Verkehr. Allerdings warnte er auch davor, gegen Windmühlen zu kämpfen. Seiner Ansicht nach ist der Freistaat von der Dreispurigkeit zwischen Nostitz und A 4 nicht mehr abzubringen. Laut Zenker, der selbst Mitglied der IG B 178 ist, sollte man diesen Abschnitt nicht als verloren, sondern als künftig erweiterbar ansehen und sich auf den Kampf um den schnellen Bau konzentrieren. Auch beim Eisenbahnnetz sieht Zenker wegen der anstehenden Neuordnung der Bundeszuschüsse harte Kampfzeiten für die Region heraufziehen.
Bildung: Zittau ist eine Schulstadt
Zenker wies darauf hin, dass Zittau eine Bildungsstadt mit vielen Schulen ist. Die Spitze bilden die Hochschule Zittau/Görlitz, das Internationale Hochschulinstitut und die Neiße-University. Darunter gibt es fünf Grundschulen, drei Oberschulen, ein Gymnasium, ein Berufsschulzentrum und diverse Berufsschulen. Diesen Standortvorteil will Zenker stärken und noch intensiver mit den Hochschulen zusammenarbeiten. Die Hochschulstadt-Schilder am Ortseingang reichten nicht, sagte er überspitzend. Wie er sich das Zusammenspiel von Hochschule und Zittau wünscht, verdeutlichte Zenker an einem für die Stadt schmerzlichen Beispiel: Als das Bauwesen an der Hochschule abgeschafft wurde, sei in Zittau vor allem hinterher gemeckert worden, anstatt rechtzeitig die Stimme zu erheben. Als die Informatik-Studiengänge von Görlitz nach Zittau verlegt werden sollten, traten die Görlitzer IT-Unternehmen dagegen geschlossen auf. Und was sei geschehen, fragte Zenker. Die Informatik ist in Görlitz geblieben. Ähnlich wie er sieht offenbar Bert Handschick, Chef des Unternehmerverbandes und mehrerer Zittauer Firmen, die Schullandschaft als Standortvorteil. Wenn die Hochschule zumachen müsse, bräuchte er im Industriegebiet mit dem geplanten Bau einer neuen Halle für seine Firma gar nicht erst zu beginnen, sagte Handschick vor dem Hintergrund eines drohenden Fachkräftemangels.
Mandaukaserne: Stadtrat soll über Studie entscheiden
Bei der Mandaukaserne tut sich etwas. Zwar ging OB Zenker am Donnerstag nicht ins Detail und sagte: “Bitte gedulden Sie sich noch etwas.” Aber offenbar gibt es einen Plan jenseits der Abriss-Vorstellungen, an dessen Umsetzung Zenker glaubt. “Es gibt eine sehr gute Idee”, sagte er. Zenker steht dazu mit Sachsens oberster Denkmalpflegerin und der Landesregierung in ständigem Kontakt. Auch auf SZ-Nachfrage wollte er noch nicht konkreter werden. Spätestens Ende März dürften die Umrisse der Pläne aber deutlicher werden: Dann soll der Stadtrat über die Beteiligung Zittaus an einer Machbarkeitsstudie entscheiden. Zenker machte klar, welche Prämissen er beim Thema Mandaukaserne hat: Der Erhalt ist besser als der Abriss. Die Mandaukaserne soll Zittau möglichst kein Geld kosten. Und: Ihre Nutzung darf der Innenstadt nicht schaden. Schließlich hält auch Zenker am Dogma fest, dass die Innenstadtentwicklung oberste Priorität hat.
Zittaus Image: Fakten sind besser als der Ruf der Stadt
OB Zenker war kurz vor dem Besuch bei den Unternehmern zu Gast bei der ergodia-Schule in Zittau. Dort hat er mit Bestürzung festgestellt, dass sich seiner Schätzung nach rund die Hälfte der Berufsschüler mit dem Gedanken trägt, nach der Ausbildung die Heimat zu verlassen. Das muss angesichts der Arbeitsmarktzahlen aber eigentlich gar nicht mehr sein. Zenker sieht den Grund dafür in der Wahrnehmung der Region von außen und innen. Er will am Image von Zittau und Umgebung feilen, damit möglichst viele junge Leute hierbleiben oder zurückkehren. In diesem Zusammenhang ging er auf den derzeit laufenden, massiven Generationswechsel an der Spitze von Firmen und Verwaltungen ein. Jetzt übernehmen die Jungen die Verantwortung. Viele der neuen Köpfe – nicht zuletzt Zenker – sind in die Heimat zurückgekehrt. Er hoffe, dass sie viele neue Denkansätze mitbringen, damit sich etwas zum Positiven verändert, sagte er. Und an die Firmenchefs gerichtet: “Ich möchte Sie bitten, helfen Sie bei der Veränderung mit.”
Tourismus: Strukturen neu sortieren
Mit einem einfachen Beispiel hat OB Zenker das derzeitige Dilemma im Tourismus klargemacht: An wen wendet sich ein Gast, der ins Zittauer Gebirge will, fragte er. Geht er auf die Homepage des Landestourismusverbandes, der Touristinfo Zittau, des Naturparks Zittauer Gebirge, des Outdoorlandes … ? Es gebe zu viele Organisationen, die sich gegenseitig strategisch behinderten, sagte Zenker. Das will er ändern. Er selber arbeitet daran bereits seit einiger Zeit. Zudem hat er vom Stadtrat im Februar einen Auftrag dafür erhalten.

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 05.03.2016 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Stadtgespräch

Mandaukaserne als Moschee

Was sollte die Mandaukaserne nicht alles schon werden: Landratsamt, Shopping-Paradies, Gehörlosenschule von europäischem Rang … Sogar als Asylbewerberheim war sie ganz kurz im Gespräch. Doch noch immer steht die schöne Alte ungenutzt am Wehnertplatz rum und verfällt. Nun hat ein Spaßvogel einen ganz neuen Vorschlag gemacht: Warum die Mandaukaserne nicht in eine Moschee für die Neuankömmlinge aus Syrien und Afghanistan umwandeln? Er hat sogar eine Petition dazu geschrieben und nach Wochen des Werbens Unterstützer gefunden – sieben an der Zahl. Die Petition ist zu finden unter www.sz-link.de/Kaserne (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 24.02.2016 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

FALSCH & RICHTIG

KEIN GEWACHSENER BAUM. Die Perspektive täuscht: An der Mandaukaserne ist kein Holunderast durch das Mauerwerk gewachsen, wie am 22. Februar im Artikel “Durchwachsen” auf Seite 9 geschrieben. “Beim Arbeitseinsatz am 6. Februar mit Mitgliedern des Vereins “Freunde der Mandaukaserne Zittau e.V.” und weiteren Personen wurde auch der besagte Holunderstrauch entfernt”, teilte Thomas Göttsberger, der sich um die Notsicherung des Südturms kümmert, mit. “Ein Astteil, das sich im Blitzschutz verfangen hatte, wurde jedoch noch nicht entfernt.” Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. (SZ)

Sächsische Zeitung vom 20.02.2016 Seite 9 / ZIT Zittau Lokales

Durchwachsen

Wie es um die Mandaukaserne inzwischen steht, zeigt dieser sich weitgehend ungestört entwickelnde Holunderast. Er hat sich bereits seinen Weg durch das Mauerwerk gebahnt. Foto: Bretschneider

Sächsische Zeitung vom 13.02.2016 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Geheimer Plan für Kaserne

Die Zittauer Mandaukaserne sollte Anfang der 1990er Jahre tatsächlich zum Landratsamt umgebaut werden. Im Archiv der Stadtplaner findet sich ein bisher unveröffentlichter Bauplan, der eine großzügige Bebauung des Areals um das Baudenkmal und dessen Sanierung vorsah. Die SZ berichtet, warum es nie dazu kam. Foto: Thomas Eichler Seite 7

Sächsische Zeitung vom 13.02.2016 Seite 7 / ZIT Zittau Lokales

Auf ein Wort

Alternativen gesucht!
über die Arithmetik eines Baudenkmals

Nun ist es raus. Heinz Eggert hat als Landrat in der sehr bewegten Zeit nach der politischen Wende die Weichen gestellt. Seine Entscheidung gegen die Mandaukaserne als Verwaltungszentrum basierte dabei auf einem Gutachten. Es waren also die Experten, die aus Kostengründen vor einem Umbau des monumentalen Baudenkmals warnten. Dass Politiker den Rat von Fachleuten einholen, ist gängige Praxis. In dem konkreten Fall ist der Politiker sogar der Einschätzung der Experten gefolgt. Alle anderen kursierenden Geschichten darüber, wie die Entscheidung vermeintlich zustande gekommen sei, können nun getrost ins Reich der Legenden transferiert werden.
Für so manchen Zittauer ist damals die einzige Chance vertan worden, eine Nutzung für die Mandaukaserne zu finden. Das mag stimmen. Aber die vielen unglücklichen Versuche und Konzepte in den folgenden Jahren sind ein klarer Beleg dafür, dass sich die immensen Kosten der Sanierung nie in einem überschaubaren Zeitraum amortisieren. Bisher ist es jedenfalls noch niemandem gelungen nachzuweisen, wie die anfänglichen Aufwendungen für das Objekt durch entstehende Erträge gedeckt werden können. An der kaufmännischen Arithmetik wird sich auch in nächster Zeit nichts ändern. Es ist Zeit, sich vom Traum einer halbwegs wirtschaftlichen Nutzung zu verabschieden und Alternativen zu suchen. Wie immer die auch aussehen mögen.

Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 13.02.2016 Seite 7 / ZIT Zittau Lokales

Warum die Mandaukaserne nie Landratsamt wurde
Die Pläne lagen in der Schublade. Als Verwaltungsgebäude nicht geeignet, sagten die Gutachter damals.

In der Diskussion um das Schicksal der maroden Mandaukaserne taucht immer wieder die Frage auf: Warum ist das monumentale Gebäude in den 1990er Jahren nicht zum Landratsamt ausgebaut worden?
Die SZ hat versucht, eine Antwort zu finden, sprach mit Zeitzeugen und fand im Archiv der Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft einen Bebauungsplan für den Martin-Wehnert-Platz. Der Plan ist zu keiner Zeit veröffentlicht worden und nie aus der Schublade heraus gekommen, bestätigt Bernhard Fechner. Er war bis 1990 Zittauer Stadtarchitekt und arbeitete danach bis zum Ruhestand in der Stadtsanierungsgesellschaft. “Wir wollten gleich nach der Wende das gesamte Armeegelände abreißen und der Natur zurückgeben”, erinnert er sich.

Bekanntlich kam alles anders. Der Kreis ließ auf dem ehemaligen Armeegelände an der Hochwaldstraße mehrere DDR-Plattenbauten für seine Verwaltung umbauen und erweitern. Bei der Einweihung im Mai 1994 erklärte der damalige Landrat Christian Neumann, dass die Zentralisierung der Ämter ein wesentlicher Grund für den Neubau gewesen sei. Zuvor war die Verwaltung in 13 verschiedenen Gebäuden untergebracht. Die Kosten bezifferte der Kreis mit 24,3 Millionen D-Mark. Fechner bestreitet das: “Das hat 30 Millionen gekostet”. Er kann die Standortentscheidung bis heute nicht akzeptieren und hält sie für einen folgenschweren Fehler. “Einem Stadtplaner wäre es nie in den Sinn gekommen, das Verwaltungszentrum aus dem Stadtkern zu verbannen”, sagt Fechner. Er gab einem Zittauer Planungsbüro Anfang der 1990er Jahre den Auftrag, einen Bebauungsplan für den Martin-Wehnert-Platz zu erarbeiten. Der Plan sah vor, die Mandaukaserne zum Verwaltungsgebäude für den Landkreis auszubauen. 21 Millionen D-Mark sollte die Sanierung kosten. Im Umfeld der Mandaukaserne sollten Stadt und Wohnbaugesellschaft Neubauten errichten. Auch das Technische Rathaus sollte dort einziehen, die restlichen Flächen waren in der Planung für Wohnungen und Gewerbe vorgesehen. Die sehr großzügig anmutende Bebauung ist ein Indiz dafür, dass zu Beginn der 1990er Jahre noch niemand ahnte, wie schwerwiegend der Bevölkerungsschwund in den folgenden Jahren werden würde. Nach den Vorstellungen der Planer sollte das Areal am Martin-Wehnert-Platz zum zentrumsnahen Verwaltungszentrum werden. Die Mandaukaserne spielte dabei eine zentrale Rolle.
Die Menschen, die damals Verantwortung trugen, erinnern sich, warum es nie dazu kam. Jürgen Kloß war Zittaus erster demokratisch gewählter Bürgermeister nach der politischen Wende. Er erklärt, dass die Mandaukaserne 1990 zunächst der Stadt Zittau gehörte, weil der Einigungsvertrag vorsah, dass öffentliche Gebäude mit Wohnungen den Kommunen zugesprochen werden. Weil die Stadt aber keinen Bedarf für das riesige Gebäude hatte, habe er dem Landrat Heinz Eggert die Mandaukaserne angeboten, sagt Kloß und fügt an: “Er wollte sie nicht haben”.
Gegenüber der SZ bestätigt Heinz Eggert die Offerte des Bürgermeisters. Die Kreisverwaltung sollte aus dem Gebäude in der Bahnhofstraße ausziehen, sagt Eggert. Er habe deshalb ein Gutachten in Auftrag gegeben. Die Gutachter sollten prüfen, ob die Mandaukaserne als Verwaltungsgebäude für den Kreis geeignet wäre. Das Ergebnis des Gutachtens sei eindeutig gewesen, so Eggert. Die Mandaukaserne ist zu klein, eine Änderung der Grundrisse lässt sich nicht mit dem Denkmalschutz vereinbaren, Umbau- und Folgekosten sind viel zu hoch, so das Urteil der Gutachter in Kurzfassung. “Die Fachleute hielten einen Umbau der Mandaukaserne zum Verwaltungsgebäude für reine Steuergeldverschwendung”, sagt Heinz Eggert. Auf Grundlage dieses Gutachtens habe er deshalb noch kurz vor seiner Berufung als sächsischer Innenminister im September 1991 entschieden, die leerstehenden Gebäude im ehemaligen Armeegebiet zur Kreisverwaltung ausbauen zu lassen.
Birgit Kaiser kann sich nicht mehr genau erinnern, wie die Entscheidung, das Landratsamt an der Hochwaldstraße zu bauen, letztendlich zustande kam. Die Chefin der Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft sagt mit einem Blick auf den Bebauungsplan von damals: “So würde heute niemand mehr bauen”. Der Blick in die Vergangenheit hilft den Stadtentwicklern heute wenig, daran lässt Frau Kaiser keinen Zweifel. Die Stadtentwickler müssen sich bei ihrer Arbeit ständig mit den Folgen auseinandersetzen. Sie kämpfen gegen den Leerstand zahlreicher historischer Gebäude und versuchen das Stadtzentrum zu beleben. Unmittelbar nach der Ansiedlung des Landratsamtes an der Hochwaldstraße sind das Altenheim “Haus zur Sonne”, verschiedene Hochschuleinrichtungen und das Humboldt-Center entstanden. So wurde ein zweites Stadtzentrum geschaffen, das in permanenter Konkurrenz zur Innenstadt steht. Das macht die Arbeit der Stadtentwickler nicht leichter.
1994 bekam der Freistaat die Mandaukaserne zugesprochen, nachdem ein Gericht dem Restitutionsanspruch Sachsens stattgab. Ex-OB Jürgen Kloß sagt: “Wir waren froh, als wir das Gebäude los waren”. 22 Jahre später landet die Mandaukaserne wieder auf dem Tisch der Stadtentwickler. Eine Projektentwicklungsgruppe für Standortentwicklung soll nun versuchen, eine sinnvolle Nutzung für das Baudenkmal zu finden. “Das braucht Zeit”, sagt Birgit Kaiser, um den immensen Erwartungsdruck zu dämpfen. Auf ein Wort

Abriss der Geschichte

1868 Erbauung als Regiments-Unterkunft für 1200 Mann.
Bis 1918 militärische Nutzung.
Ab 1920 Wohnungen für bis zu 500 Personen.
1960 Der VEB Kommunale Wohnungsverwaltung. übernimmt die Immobilie.
1994 Das Gebäude geht in Landeseigentum über.
1997 Baupolizeiliche Sperrung.
1999 Günter Willig kauft.
2004 stirbt der Investor. Seine Erben versuchen die Kaserne zu verkaufen.
2010 Verkauf an die Pajona-Stiftung, die eine Akademie gründen will.
2011 Rückabwicklung des Verkaufs.
2012 Erben suchen Investoren für ein “Mandau-Center”.

November 2013 Absperrung des Grundstücks mit einem Bauzaun.
August 2014 Versteigerung.
November 2014 Ein Bauunternehmer plant eine Senioren-Wohnanlage.
Mai 2015 Bauunternehmer zahlt nicht .

Oktober 2015 Stadtrat beschließt Kauf, um die Mandaukaserne abzureißen.
November 2015 Die Stadt gibt die Abrisspläne auf und sucht eine Lösung.
Dezember 2015 Das Zittauer Stadtforum sammelt Spenden, um den Südturm zu sichern.

Bildunterschrift:
Die noch nie veröffentlichte Planung für ein innenstadtnahes Verwaltungszentrum sah vor, die Kreisverwaltung und Teile der Stadtverwaltung am Martin-Wehnert-Platz anzusiedeln. Die Mandaukaserne sollte der Kreis sanieren. Quelle: Archiv Stadt- entwicklungsgesellschaft nachcoloriert: M. Heinke
Bildunterschrift:
Heinz Eggert damaliger Landrat

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 21.01.2016 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Jetzt sind die maroden Decken dran

Zittau. Die Notsicherung der Mandaukaserne schreitet voran. “Derzeit werden die geschädigten Holzbalken-Zwischendecken im Südturm freigelegt, um Baufreiheit für die Zimmererfirmen zu schaffen”, teilte Thomas Göttsberger für die Notsicherer mit. Bisher haben zwei Firmen zugesagt, kostenlos zu helfen. Weitere werden gesucht. Zudem bittet die Retter-Initiative weiterhin um Spenden. Laut Göttsberger sind inzwischen 5 400 Euro eingegangen beziehungsweise zugesagt. Wann die Sicherung beendet ist, steht noch nicht fest.

Die Südstraße wird danach trotzdem noch nicht gleich wieder vollständig für Autos und Fußgänger freigegeben. Bevor die Stadt die Sperrzäune zurücksetzt, will sie den Erfolg der Notsicherung dokumentiert haben. “Das geforderte Standsicherheitsgutachten wird durch das Stadtforum Zittau dann in Auftrag gegeben, wenn die statischen Sicherungsarbeiten abgeschlossen sind”, so Göttsberger. Allerdings werden auch dafür Spenden gebraucht.
Spendenkonto: Freunde der Mandaukaserne e.V. IBAN: DE17 1207 0024 0568 8833 60 Verwendung: Notsicherung Südturm Mandaukaserne
Bildunterschrift: Durchgebrochen ist die Holzdecke im vierten Obergeschoss. Foto: privat

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 15.01.2016 Seite 11 / ZIT Zittau Lokales

“Abriss wird das Wort des Jahres 2016 in Zittau”

Ratlosigkeit in den Fleischbänken: Für die Sanierung des architektonischen Kleinods fehlt Zittau ein Nutzungskonzept. Obwohl es hier ab dem Spectaculum wieder Veranstaltungen geben soll, sind viele User auf Facebook mit der jetzigen Situation sehr unzufrieden.
Dirk Bellmann: Anstatt sinnfrei für die Mandaukaserne Geld zu sammeln, sollten die Leute ihre paar Kröten dort in den Fleischbänken investieren, denn da kann man mit 3 500 Euro schon mehr anfangen. Oder anders gesagt: Zittau schafft es nicht, die Fleischbänke am Leben zu halten, aber große Rosinen von Mandaukaserne und Co im Kopf.

Heidemarie Zill: Ich hoffe, es werden Wege gefunden, denn die Fleischbänke sollten wieder lebendig werden und das nicht nur zu bestimmten Anlässen. Als Kind liebte ich diese schon, und heute bin ich traurig, wenn man sieht, dass da nichts mehr passiert beziehungsweise sehr wenig.
Uwe Görlich: Ich hatte dem OB Herrn Voigt einen guten und machbaren Vorschlag zur Umnutzung und Sanierung als künftiges “Eurobuffet” im Jahr 2009 unterbreitet und wäre damals als Investor mit einem Erbpachtvertrag angetreten. Leider wurde dieser Vorschlag von den Anliegern und der Woba Zittau als Eigentümer ignoriert und hintertrieben.

Soeren Miethe: Für diese Ruine der Mandaukaserne wird alles getan. Reißt sie ab. Und man sollte sich um wichtigere Angelegenheiten kümmern, wie eben diese Fleischbänke.
Gisela Derbogen: Hoffentlich gibt es ein paar kreative Köpfe, die dem Ganzen wieder Leben einhauchen.
Dominik Häusler: Privatisieren und Steuerfreiheit für drei Jahre gewähren!

Christine Runge: Ist doch privatisiert.
Monika Passoke: Lasst es nicht einschlafen, lasst wieder Bratwurst verkaufen, da habe ich viele vor 50 Jahren verschlungen. Die Wohnbaugesellschaft Zittau reißt das Gründerzeithaus in der Max-Lange-Straße 9a und b ab. Hier sollen Stellflächen für Besucher des Gewerbezentrums entstehen. Die Facebook-User haben dafür wenig Verständnis.
Stefan Schmidt: Bald sieht man auf der Landkarte nur noch einen grünen Fleck und eine kleine Gedenktafel, wo draufsteht: “Hier war mal die Stadt Zittau”.
Thomas Krüger: Bitter! Gebäude aus dieser Zeit oder älter müssten meines Erachtens per se vor Abriss geschützt werden. Es gibt so viele positive Beispiele für erfolgreiche Sanierungen in Zittau. Aber das funktioniert nicht bei jedem Haus. Anderen Gebäuden droht ja das gleiche Schicksal.
Jens Ruby: Zittau hat nicht nur mehr historische Architektur als jede andere kleine Stadt in Ostsachsen, sondern gleichzeitig auch die höchste Zerstörungsrate eben dieser historischen Architektur. Ehemalige Zoll- und NVA-Gebäude werden aber aufwendig und teuer für unsere Neuankömmlinge saniert.
Andreas Langhammer: Unter anderem werden zwei Gebäude in der Hochwaldstraße saniert. Woba hat lange und intensiv sich darum bemüht, Käufer gefunden und nun Erhaltung. Mit Unterstützung der Stadt aber auch persönlichem Risiko. Ich denke, es wird nicht per se alles weggerissen. Vor allem jeder Zittauer und alle anderen Bürger können diese Gebäude erwerben und dann sanieren. Aber es gibt anscheinend auch einfachere Möglichkeiten, als das Risiko einer Sanierung auf sich zu nehmen.
Christine Runge: Vielleicht sollte man den Sensationsjournalismus mal etwas eindämmen. Gründerzeit sind die meisten Häuser im Außengürtel von Zittau, denkmalgeschützt sind die Häuser nicht und auch nichts Besonderes. Zittau hat mehr leer stehende Bausubstanz als mit Sanierungen vermietet werden könnte. Wenn man da mal logisch nachdenkt, ist es völlig klar, dass da in den nächsten Jahren noch das eine oder andere Haus wegfallen wird.
Mario Heim: Schade um das Wohnhaus. Der Leerstand wäre mit einer Sanierung wohl Geschichte gewesen.
Ireen Littmann: Für so etwas sollte man doch eher spenden als für die marode Mandaukaserne.
Hubert Manthey: Es ist um jedes historische Gebäude schade. Der Unterschied zur Mandaukaserne liegt darin, dass es viele Personen gibt, die sich gegen den Abriss mit Arbeit und Geld einbringen.
Bettina Heyer: Ich bin echt fassungslos. Was bleibt denn von der alten Dame namens Zittau noch übrig? Man soll sich schämen!
Stefan Schmidt: Abriss wird das Wort des Jahres 2016 in Zittau.
Alena Macmillan: Schrecklich!
Andreas Scholze: Die Wohnbaugesellschaft darf offensichtlich alles wegreißen. Da ändert auch ein neuer OB nichts dran. Dominik Häusler: Steuergeförderter Abriss. Leute, ihr zahlt den Abriss als Bevölkerung.
Thomas Göttsberger: Die Abrissmeldungen häufen sich – kein gutes Zeichen.

Sächsische Zeitung vom 12.01.2016 Seite 15 / LOE Löbau Lokales

KOmmentar

Diese Initiative jetzt nicht zerreden

Ist es die Zeit zur Rettung maroder Häuser? Vielleicht ist das so, und vielleicht profitiert Löbau jetzt auch ein wenig von Dynamiken, die in Zittau, Görlitz oder anderswo zu erleben sind. Natürlich gibt es auch dort jede Menge ruinöser Gebäude, die darauf warten, aus dem Dornröschenschlaf geweckt zu werden. Das Gebäude der Zittauer Schauburg ist so eines, und die Mandaukaserne sowieso. Die ist zudem um ein Vielfaches größer als das Löbauer Gewandhaus, und auch entsprechend schwieriger zu retten. Görlitz debattiert über die Rettung der dortigen Stadthalle, hofft auf Erfolg des Kaufhausinvestors Stöcker und einiges mehr. Löbau debattiert auch, aber noch zu selten mit einem gemeinsamen Ziel und in die gleiche Richtung.
Jetzt haben sich junge Löbauer zusammengefunden, um ein Projekt anzugehen, das ihnen die geballte Aufmerksamkeit der Menschen in der Stadt zukommen lassen wird. Im Interesse der Stadt wäre es, würde diese Aufmerksamkeit in positiven Bahnen verlaufen, würde der Versuch Akzeptanz und Unterstützung in der Stadt erfahren. Wie es ausgeht, weiß jetzt noch keiner zu sagen. Doch hier wird etwas angepackt, das zum Wohle aller gelingen könnte. Die Löbauer haben mehr Einfluss auf Gelingen oder Scheitern, als es auf den ersten Blick aussieht.
Wandt.Gabriel@ddv-mediengruppe.de

Gabriel Wandt

Sächsische Zeitung vom 12.01.2016 Seite 13 / GOS Görlitz Lokales

Gefährliche Bruchbuden

In Rumänien führt er drei Jugendherbergen. Vom Tourismus am Schwarzen Meer und im Gebirge profitiert er. Auch in Görlitz sah er Chancen für Investitionen in Immobilien, schließlich gibt es hier Häuser zum Spottpreis. Einige davon sind im Internet zu finden, und so klickte sich der Rumäne, dessen Name hier keine Rolle spielt, durch die Angebote. Bei vier konnte er nicht widerstehen und kaufte sie. Seitdem ist er stolzer Inhaber von vier Gebäuden in Görlitz: eines auf der Schillerstraße, eines auf der Bahnhofstraße, und zwei Häuser auf der Cottbuser Straße, gleich neben der früheren Schule.

Während der 35-Jährige betont, dass er Tausende Euro für die Reparatur der Bruchbuden aufgewendet hat, wirft ihm die Stadt vor, an den Häusern nichts zu machen. Tatsächlich ist dem äußeren Anschein nach nur eines der Gebäude bewohnt – die anderen sind verrammelt oder verfallen weiter. Ähnliche Grundstücke wie die geschilderten oder auch jüngst in der Rauschwalder Straße, wo sich das Propangas-Unglück ereignete, gibt es in Görlitz Hunderte. Obwohl private und staatliche Investoren seit der politischen Wende schätzungsweise eine Milliarde in die Bausubstanz der Stadt gesteckt und damit vor allem in der Altstadt und manchem Viertel der Gründerzeitstadt auch alten Glanz verliehen haben, gibt es gerade in der nördlichen Innenstadt ganze Straßenzüge, wo sich unsanierte Häuser aneinanderreihen.
Für die Stadt ist es schwierig, in solchen Fällen vorzugehen. So lange keine Gefahr von dem Gebäude ausgeht, sind ihr sowieso die Hände gebunden, sagt Stadtplaner Hartmut Wilke. Grundsätzlich seien die Eigentümer für ihre Gebäude verantwortlich. Zwar sind die Baukontrolleure des Rathauses täglich im Stadtgebiet unterwegs und handeln, wenn ihnen etwas auffällt oder sie Hinweise bekommen. Doch ohne genaue Analysen sind auch für sie nicht alle Schäden erkennbar und damit nicht alle Risiken auszuschließen. Reichlich ein Jahr ist es her, dass der Kopf einer Sandsteinfigur am Kaufhaus auf die Straße fiel und ein Sturm eine Rosskastanie auf der Elisabethstraße umknickte. Monate vorher war ein Türmchen vom Gymnasium Augustum herabgefallen. Riesenglück, dass in allen drei Fällen niemand verletzt wurde.
Anders in Pirna: Hier war es im August 2015 zu einem tragischen Unglück gekommen. Eine Frau wurde neben einem seit Jahren leer stehenden Haus von einem herabfallenden Dachgesims erschlagen. Die Stadt Pirna begann danach, weitere instabile Teile des Gebäudes abzureißen, weil die Besitzerin in Österreich auf Kontaktaufnahme nicht reagierte.
Ähnliche Gefahren gibt es auch in anderen Städten: Zittau hat die Sicherheitszone um die Mandaukaserne ausgeweitet, weil diese immer stärker bröckelt und schwere Mauersteine, vor allem aus der Krone des Turms, abzustürzen drohen. In Ottendorf-Okrilla sackte Anfang Dezember ein Teil des Dachstuhls eines maroden Gebäudes in sich zusammen. Jetzt ist die Sorge groß, dass auch noch weitere Teile des Hauses umfallen könnten – und möglicherweise auch Passanten oder Fahrzeuge treffen könnten.
In Görlitz gab bislang den Ausschlag dafür, ob die Stadt den Eigentümer eines Hauses mahnt, die Tatsache, ob Fassaden-, Sims- oder Dachteile auf den Gehweg herabfielen. Mit dem Unglück in der Rauschwalder Straße aber wird diese Frage künftig noch schwerer zu klären sein: Dort fiel nichts auf die Straße, sicher war das Wohnen in dem Haus und das Leben ringsherum deswegen aber trotzdem nicht.
Bei dem rumänischen Investor hat die Stadt reagiert – und Sicherheitsleistungen erbracht. Anschließend schickte sie Rechnungen, Mahnungen und Aufforderungen an die rumänische Adresse des Eigentümers. Als keine Reaktion erfolgte, leitete die Stadt ein Zwangsversteigerungsverfahren ein. Der rumänische Eigentümer aber will die Briefe nie bekommen haben und wirft der Stadt wiederum, Enteignung vor. Die Häuser allerdings sehen in dem mittlerweile seit dreieinhalb Jahren tobenden Rechtsstreit nicht besser als zuvor aus.
Auf ein Wort
Bildunterschrift:
Gegen Vandalismus sind diese Häuser auf der Moltke-Straße gesichert. Von manch anderen fallen aber auch Fassadenteile ab. Dann stellt sich die Frage, wer handelt. Foto: P. Sosnowski

Von Daniela Pfeiffer und Sebastian Beutler

Sächsische Zeitung vom 08.01.2016 Seite 9 / ZIT Zittau Lokales

Leipziger spenden für Mandaukaserne

Zittau. Für die Rettung des Südturms der Mandaukaserne sind bislang Spenden in Höhe von 3 200 Euro eingegangen, erklärt Thomas Göttsberger vom Stadtforum Zittau. Er freut sich besonders darüber, dass die Leipziger Denkmalstiftung spontan aus ihrem Notrettungsfonds weitere 1 300 Euro bereitstellt und darüber hinaus eine eigene Spendensammlung initiiert hat.
Der vom Stadtforum beauftragte Statiker war inzwischen zweimal vor Ort, zuletzt am Montag. Er hält die Schäden im Turm für reparabel. Die Zimmerei Bühler aus Zittau hat sich zudem spontan bereiterklärt, die Arbeiten an der Holzbalkendecke im ersten Obergeschoss des Südturms in der kommenden Woche ohne Berechnung auszuführen.

Für die anderen drei Ebenen werden noch Zimmerer, Maurer, Dachdecker und Bauhelfer gesucht, die sich engagieren möchten, so Göttsberger. Die Unfallversicherung werde durch die Bauberufsgenossenschaft realisiert, versichert der Sprecher des Stadtforums.
Spenden an: Freunde der Mandaukaserne e.V.
IBAN: DE17 1207 0024 0568 8833 60,
BIC: DEUTDEDB189
Verwendungszweck: Notsicherung Südturm

2015

Sächsische Zeitung vom 31.12.2015 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Schon 3000 Euro für die Mandaukaserne

Zittau. Bisher sind etwas über 3 000 Euro an Spenden für die Sicherung des Südturmes der Mandaukaserne eingegangen. Das teilte Vereinsvorsitzender René Nestler vom Verein “Freunde der Mandaukaserne” mit. Loses Mauerteile und Steine aus der Dachkrone drohen herab zu stürzen. Das Stadtforum will die Notsicherung des Turmes in eigener Regie vornehmen und hat ein Gerüst aufbauen lassen. Kosten von rund 10 000 Euro sind für die Aktion kalkuliert, die mit den Spenden finanziert werden soll. Kurz vor Weihnachten haben sechs Vereinsmitglieder bei einem Arbeitseinsatz zudem das Gelände um den Südturm von Gestrüpp befreit. In der Silvesternacht wollen Vereinsmitglieder das Gelände im Auge behalten, damit niemand an dem 145 Jahre alten Gebäude zündelt, so Nestler. (mh)

Spendenkonto: Freunde der Mandaukaserne e.V.
IBAN: DE17 1207 0024 0568 8833 60
BIC: DEUTDE8C909, Bank: Deutsche Bank Zittau Verwend.zweck: Notsicherung Südturm Mandaukaserne

Sächsische Zeitung vom 31.12.2015 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Abriss oder Aufbau: Das Schicksal der Kaserne

Zittau. Der Abriss ist eigentlich schon beschlossene Sache gewesen, da regte sich unter den Zittauern Widerstand. Die Stadt hat Fördermittel für den Abbruch der maroden Mandaukaserne zur Verfügung. Doch dann gründete sich eine Initiative zum Erhalt des historischen Gebäudes. Das Stadtforum Zittau, der Verein der Freunde der Mandaukaserne, der Freundeskreis Mandaukaserne sowie die Bürgerinitiative “Bessere Mitte” wollen das Baudenkmal vor dem Abriss retten. Die Initiatoren wollen sogar in Vorleistung gehen, um den einsturzgefährdeten Südturm zu sichern. Auch Interessenten, die in das Gebäude investieren wollen, gebe es schon. Das neue Jahr wird zeigen, welche Ideen eine Chance haben. (SZ)

Sächsische Zeitung vom 31.12.2015 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Zittau wächst wieder

So wie Adriana und Claudius Soukup mit ihren Kindern Selma (9), Arthur (5) und Baby-Theresa muss eine glückliche Familie aussehen. Seit der Wende sind solche Bilder in Zittau aber selten. Eine ganze Generation potenzieller Eltern ist wegen fehlender Jobs aus der Heimat fortgezogen. Die Einwohnerzahl ist Jahr für Jahr geschrumpft. Doch Familie Soukup und ihre am 28. April geborene Tochter haben dazu beigetragen, dass 2015 etwas passiert ist, was die meisten Zittauer seit 25 Jahren für ihre Stadt erhoffen: Die Einwohnerzahl wächst wieder. Dieser und andere wichtige Trends des Jahres 2015 im Überblick: Einwohner: Zittaus Bevölkerung wächst um 33 Bürger

Die derzeit aktuellsten amtlichen Einwohnerzahlen des Statistischen Landesamtes gehen bis Mai 2015. Am 31. Mai hatte Zittau 25 825 Einwohner – und damit 33 mehr als am 31. Dezember 2014. Dieser seit der Wende einmalige Trend hat mehrere Gründe. So ziehen seit 2014 erstmals nach der Wende wieder mehr Menschen nach Zittau als aus der Stadt fortgehen. Betrug der Überschuss im vergangenen Jahr nur reichlich 20 Menschen, lag er nach Angaben der städtischen Statistiker in diesem Jahr bis Oktober schon bei fast 200. Dazu gehörten auch in den ersten fünf Monaten dieses Jahres Asylbewerber, allerdings nur rund 100. Zudem stabilisiert sich nach Angaben des Klinikums “Oberlausitzer Bergland” die Zahl der Neugeborenen und geht nicht – wie in vielen Jahren seit der Wende – weiter zurück. Dass Zittau trotzdem nicht noch schneller wächst, liegt an der hohen Zahl der alten Menschen, die sterben.
Arbeitsmarkt: Erstmals weniger als 3 000 Arbeitslose
Der Rückgang der Arbeitslosigkeit hält schon länger an. Seit Mitte der 2000er Jahre hat sich die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstellen in der Stadt Zittau und ihren Ortsteilen zwischen 10 500 und 11 000 eingepegelt. Da aber viele junge Menschen in den letzten 25 Jahren wegen der fehlenden Arbeit weggezogen sind und seit einigen Jahren die dagebliebenen, älteren verstärkt in Rente gehen, werden viel mehr Jobs als noch vor Jahren frei. So ist die Zahl der Arbeitslosen im Bereich der Zittauer Geschäftsstelle der Agentur für Arbeit und des Kreis-Jobcenters – im Altkreis Zittau – im Oktober erstmals seit der Wende unter 3 000 beziehungsweise die Arbeitslosenquote erstmals auf 10,0 Prozent gesunken. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren lag die Quote bei über 25 Prozent. In der Stadt Zittau waren reichlich 1 600 Menschen arbeitslos gemeldet. 47 Prozent von ihnen haben länger als ein Jahr keinen Job.
Abrisse: Mindestens sechs Gebäude
sind 2015 abgerissen worden
2013 waren es über ein Dutzend, 2014 zehn und auch 2015 haben die Abrissbagger keinen Bogen um Zittau gemacht: In Ost fielen zwei weitere Blöcke. Damit ist mehr als die Hälfte des Wohnviertels zurückgebaut. Aus dem Gebiet soll eines Tages – so wie es bereits vor seiner Entstehung war – eine Flussaue werden. In der Lessingstraße hat ein Privatmann aus Schlegel die 11 abreißen lassen. In der Friedens- und der Böhmischen Straße sind zwei Hinterhäuser zurückgebaut worden. Darüber hinaus fiel noch die ehemalige TGA-Baracke in Ost und ist das erste Loch in der bisher geschlossenen Front des Mandauer Berges entstanden. Auch 2016 und in den Folgejahren wird es so weitergehen: Die Kaufhalle in Ost soll fallen, die Burgteichschule, das Verwaltungsgebäude der Hochschule am Ring, mehrere ehemalige Kasernengebäude am Villingenring, die Gerhart-Hauptmann-Straße 73, die Amalienstraße 1, das ehemalige Dittelsdorfer Gemeindeamt und viele weitere Gebäude. Für Diskussionen hat 2015 vor allem der ins Auge gefasste Abriss der Mandaukaserne gesorgt. Derzeit wird der marode Südturm von einer Helfer-Initiative notgesichert. Wie es weitergeht, ist noch nicht klar und dürfte vor allem von dem geheimnisvollen Investor abhängen, den das Landesamt für Denkmalspflege ins Spiel gebracht hat. Auf der anderen Seite ist der geordnete Rückbau einer Stadt wie Zittau, die in den letzten 25 Jahren Abertausende Einwohner verloren hat, die bessere Alternative als einfallen zu lassen, was zuerst von allen einstürzt. Zudem sind auch 2015 wieder eine ganze Reihe historischer Gebäude saniert worden. Allein in der Innenstadt waren es mindestens sechs, allen voran die Neustadtküche/der Sächsische Hof.
Geschäfte: Das Ladensterben in der Innenstadt geht weiter
Innerhalb von acht Jahren hat sich die Zahl der leerstehenden Läden, Büros und anderer Gewerbeeinheiten in der Zittauer Innenstadt fast verdreifacht. Waren es im Jahr 2007 noch 53, sind es im Sommer 2015 bereits 140 gewesen – von insgesamt rund 400. Allein in den letzten beiden Jahren haben so bekannte und traditionsreiche Geschäfte wie Schnaps-Prenzel nach 125 Jahren und die Stempelfabrikation nach fast 90 Jahren in der Rosa-Luxemburg-Straße, der Herrenausstatter und der einzige Fischladen Zittaus in der Inneren Weberstraße geschlossen. Da helfen auch die zahlreichen Neueröffnungen wie die der Shisha-Bar in der Johannisstraße nicht, von denen die SZ berichtete. Unter dem Strich wird die Zahl der leeren Schaufenster immer größer. Nach Aussagen von Experten wird sich daran auch nichts ändern, wenn sich die Händler zum Beispiel nicht weitere Standbeine, etwa im Online-Handel, schaffen oder mit gemeinsamen Aktionen Kunden anlocken. Bildunterschrift:
Ohne junge Familie wie der von Adriana und Claudius Soukup mit ihren drei Kindern wäre Zittaus Einwohnerzahl in den letzten Jahren noch viel schneller geschrumpft. Mit Tochter Theresa, die im April zur Welt kam, haben sie am erstmaligen Bevölkerungszuwachs seit der Wende direkt Anteil. Foto: Thomas Eichler
Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 29.12.2015 Seite 16 / ZIT Zittau Lokales

JAHRESRÜCKBLICK 2015

Zwei Politikneulinge in den Chefsesseln

Im Juni wählten viele Orte der Region neue Bürgermeister. In den meisten Gemeinden waren die Wahlgewinner allerdings nicht wirklich neu, viele Amtsinhaber wurden wiedergewählt. Einige Neulinge gibt es dennoch. In Oppach und Zittau haben sogar zwei Bewerber das Rennen gemacht, die noch ziemlich neu in der Kommunalpolitik überhaupt sind. In Zittau setzte sich Thomas Zenker gegen sechs Mitbewerber durch. Dass es einen Neuen im Chefsessel des Rathauses geben wird stand fest, denn der bisherige Oberbürgermeister Arnd Voigt ging in den Ruhestand. Zenker hatte seine politische Karriere als Chef der Wählervereinigung “Zittau kann mehr” (ZKM) begonnen, die sich erst Ende 2013 gründete, um die Stadtratswahl 2014 aufzumischen. Nach nur einem Jahr im Stadtrat stellte die Wählervereinigung mit Thomas Zenker bereits einen Oberbürgermeisterkandidaten. Er stellte sich zur Wahl neben Thomas Zabel von der CDU, Jens Thöricht von den Linken sowie dem unabhängigen Kandidaten Klaus Reepen, Thomas Krusekopf, Jörg Gullus und Gunter Korschelt. So richtig bekannt waren alle sieben den Zittauern noch nicht. Zwar stimmten bereits zum ersten Wahltermin die meisten Zittauer für Zenker. Eine einfache Mehrheit erreichte er aber erst im zweiten Durchgang einige Wochen später. Seit seinem Amtsantritt haben einige große Themen die Arbeit bestimmt. Die Unterbringung von Asylbewerbern ist ein solches großes Thema. Immerhin ist Zittau die Stadt im Kreis, die bisher die meisten Flüchtlinge aufgenommen hat. Bei anderen viel diskutierten Fragen in der noch jungen Amtszeit Zenkers geht es ums Stadtbild: Soll die Mandaukaserne abgerissen werden oder nicht? Sollen Autos auf dem Markt fahren dürfen?

Kritiker ziehen bisher eine durchwachsene Bilanz über die ersten Monate der Amtszeit des neuen OB. So wird zum Beispiel kritisiert, dass er bisher die Strukturen in der Verwaltung nicht verändert hat und die Verwaltung nicht richtig führe. Auch das Haushaltsdefizit wird von Vertretern der Stadtratsfraktionen beanstandet und dass es dafür noch keine Lösung gibt.
In Oppach hatte man von Sylvia Hölzel bis wenige Wochen vor der Bürgermeisterwahl noch kaum etwas gehört. Die Kauffrau, die seit 14 Jahren in Oppach lebt, hatte sich recht kurzfristig entschieden, zu kandidieren. “Damit die Oppacher eine echte Wahl haben”, sagte sie. Überraschend war ihre Wahl dann aber doch für alle Beteiligten.

Seit dem Amtsantritt Anfang September hatte die Bürgermeisterin schon schwierige Themen auf dem Tisch. Gleich zu ihrer ersten Gemeinderatssitzung ging es um die Aufnahme von Flüchtlingen im Ort. Das bescherte der neuen Bürgermeisterin einen Besucherrekord zu einer Ratssitzung – und große Tumulte. Kritik geerntet hat die “Neue” auch schon: weil die Gemeinde den Sommerzauber für nächstes Jahr abgesagt hat. Auch der Breitbandausbau sorgte schon für viel Arbeit auf dem Schreibtisch der Bürgermeisterin. Nun ist das Thema erst einmal auf das neue Jahr verschoben, weil die Gemeinde auf neue Richtlinien vom Freistaat warten muss. Solche bürokratischen Hürden ringen der Oppacherin Geduld ab. Daran müsse sie sich noch gewöhnen, sagte sie im Interview mit der SZ. In ihrem bisherigen Job in der freien Wirtschaft sei vieles anders gelaufen als in der Verwaltung. Erfolge gibt es aber auch schon zu verzeichnen: zum Beispiel konkrete Pläne für einen neuen Spielplatz in einer Wohnsiedlung. Das war auch das erklärte Ziel der Neu-Bürgermeisterin: einen familienfreundlichen Ort gestalten.

Neue Ortschefs
Bernstadt: Bürgermeister Markus Weise (Kemnitzer Liste)
Beiersdorf: Bürgermeister Hagen Kettmann (parteilos)
Bertzdorf-Hörnitz: Bürgermeister Günther Ohmann (Freie Wähler)
Oppach: Bürgermeisterin Sylvia
Hölzel (parteilos)
Zittau: Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM)
Bildunterschrift:
Thomas Zenker und Sylvia Hölzel haben seit diesem Jahr neue Jobs. Sie sind ins Ober- beziehungsweise Bürgermeisteramt gewählt worden. Fotos: Matthias Weber/Bernd Gärtner
Von Romy Kühr

Sächsische Zeitung vom 19.12.2015 Seite 20 / ZIT Zittau Lokales

In der Mandaukaserne brennt wieder Licht

Zittau. Seit Donnerstagabend ist der Südturm der Mandaukaserne von innen beleuchtet. Der Berliner Architekt Benjamin Pfefferkorn hat eine Lichtinstallation aufgebaut. Die Beleuchtung soll das 145 Jahre alte Gebäude in der Weihnachtszeit in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rücken, so der Wunsch des Stadtforums Zittau. “Möge die Beleuchtung neben der Notsicherung des Südturms ein erster Schritt sein, um die alte Dame wieder aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken”, sagt Stadtforums-Sprecher Thomas Göttsberger. Viele Zittauer, die sich in den vergangenen Monaten für den Erhalt der Mandaukaserne engagiert haben wünschen sich, dass eines Tages die hellerleuchtete und genutzte Mandaukaserne wieder wie selbstverständlich zum Zittauer Stadtbild gehört, so der Sprecher. Das Stadtforum Zittau ruft deshalb alle Bürger zu Spenden für die Sicherung des Südturms der Zittauer Mandaukaserne auf und sucht dabei auch überregionale Unterstützung im “Netzwerk Stadtforen Mitteldeutschland”, dass sich für behutsame Stadtentwicklung, Denkmalpflege und Baukultur einsetzt. Ziel der Spendenaktion ist die kurzfristige Notsicherung des Südturms. Loses Mauerteile und Steine aus der Dachkrone drohen herab zu stürzen. Das Stadtforum will die Notsicherung des Turmes in eigener Regie vornehmen und hat bereits ein Gerüst aufbauen lassen. Kosten von rund 10 000 Euro sind für die Aktion kalkuliert, so Göttsberger. Bisher sind rund 1 630 Euro an Spenden eingegangen, sagt René Nestler vom Verein Freunde der Mandaukaserne.
Zittaus Baudezernent Ralph Höhne weist noch einmal darauf hin, dass die Stadtverwaltung und der von ihr beauftragte Statiker nie behauptet habe die Mandaukaserne sei einsturzgefährdet. Mit der Straßensperrung habe die Stadt lediglich auf die vom Südturm ausgehende Gefahr reagiert. Das sei in den Medien teilweise falsch dargestellt worden, so Höhne. Die Stadtverwaltung ist von ihren ursprunglichen Plänen, das Gebäude abzureißen, abgerückt und führt Gespräche mit einem neuen Investor, den sie selbst als seriös einstuft.
Spendenkonto, bei Adressangabe erfolgt die Zusendung einer Spendenquittung:
Kontoinhaber: Freunde der Mandaukaserne e.V.
IBAN: DE17 1207 0024 0568 8833 60
BIC: DEUTDE8C909
Bank: Deutsche Bank Zittau
Verwend.zweck: Notsicherung Südturm Mandaukaserne
Bildunterschrift: Rot leuchtete der Südturm der Mandaukaserne am Freitagabend. Foto: Thomas Eichler
Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 17.12.2015 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Neuer Mandaukasernen-Investor ist offenbar seriös

Zittau. Nach einem ersten Kennenlernen und einer ersten Überprüfung seiner Firma sieht Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM) den neuen potenziellen Investor als seriös an. Er habe bereits ähnlich schwierige Immobilien bearbeitet, sagte das Stadtoberhaupt am Mittwoch auf Anfrage der SZ. Konkreter wollte er vorerst nicht werden. “Wir wollen auch noch nicht den Zungenschlag ,vielversprechend‘ verwenden”, sagte Zenker. Aber er freue sich darüber, dass der schwierige Prozess um die ehemalige Kaserne so eine überraschende und am Ende vielleicht positive Wendung nehmen könnte. Zunächst wolle der potenzielle Investor mit Fördermittelgebern aus Dresden verhandeln, die ihm vage eine erste Unterstützung signalisiert hätten. Im Januar soll es ein weiteres Treffen im Rathaus geben. Dabei solle ausgelotet werden, wie die Stadt dem potenziellen Investor helfen könne, so Zenker.

Zumindest einer der Fördermittelgeber, der Denkmalschutz des Freistaates, hatte den potenziellen Investor auf die Mandaukaserne aufmerksam gemacht und den Kontakt nach Zittau hergestellt. Das denkmalgeschützte Gebäude gehört weiterhin der Erbengemeinschaft des verstorbenen Besitzers. Weil sich bisher aber alle Nutzungsideen und damit eine Sanierung zerschlugen, verfällt das marode und seit rund 20 Jahren leer stehende Gebäude zusehens. Zuletzt sagte ein Gutachten, dass die Stadt – die für die Sicherheit des öffentlichen Verkehrsraumes zuständig ist – vor allem wegen des besonders baufälligen Südturms reagieren muss. Daraufhin wurde die zum Schutz der Passanten und Autofahrer der Südstraße und des Kraftverkehrs bereits eingerichtete Sicherheitszone um die ehemalige Kaserne erweitert. Parallel dazu beschäftigte sich die Stadt damit, das Gebäude zu kaufen und notfalls abzureißen, weil das Gutachten weitere Schritte forderte, wenn nichts passiert. Da Zittau aber die teure Notsicherung des fremden Eigentums nicht gefördert bekommt und eine Sanierung oder eine Notsicherung nach einem Kauf ohne Nutzungsidee aus finanziellen Gründen nicht infrage kommt, war der Abriss das wahrscheinlichste Szenario für die Zukunft der Mandaukaserne.

Inzwischen ist der potenzielle Investor aufgetaucht und hat ein Bündnis aus Befürwortern des Erhalts mit Genehmigung der Eigentümer mit einer Notsicherung des Südturms begonnen. Vorerst haben sie ein Gerüst gestellt, damit Bauexperten den Zustand beurteilen können. Die angekündigte Begehung verschiebt sich allerdings, weil das Gerüst noch nicht komplett aufgebaut ist, erklärte Thomas Göttsberger am Mittwoch auf Anfrage. Spätestens am Freitag wird das Gerüst stehen, wenn das Wetter mitspielt, kündigt der Sprecher des Stadtforums an.

Von Thomas Mielke und Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 16.12.2015 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Zittauer wollen alte Gebäude erhalten

Zittau. “Was weg ist, ist weg!” Mit dieser Aussage eröffnete der denkmalpolitische Sprecher der bündnisgrünen Landtagsfraktion, Wolfram Günther, am vorigen Freitag in der Zittauer Schauburg eine Veranstaltung, bei der über Wege zur Rettung von Denkmalen diskutiert wurde. Die Veranstaltung, die von der Partei Bündnis 90/Die Grünen organisiert wurde, stand unter dem Thema “Wie viel alte Bausubstanz können wir uns leisten?”. Das teilt Matthias Böhm vom Stadt- und Regionalverband Zittau der Bündnisgrünen mit. Neben Wolfram Günther und Matthias Böhm diskutierten Barbara Ditze vom Netzwerk Industriekultur Sachsen, Elke Fasler vom Stadtforum Zittau und René Nestler, Vorsitzender des Vereins “Freunde der Mandaukaserne Zittau”, mit den über 50 Besuchern.
Wolfram Günther riet den Zittauern, leerstehende historische Bausubstanz mit einfachen Mitteln zu sichern und für spätere Nutzungen zu bewahren. Die Schauburg als Veranstaltungsort habe diese Auffassung trefflich untermauert, so Matthias Böhm. “Thomas Göttsberger vom Stadtforum Zittau hatte sie mit zwei Mitstreitern erworben und notgesichert, ohne ein konkretes Nutzungskonzept vor Augen zu haben. In diesem Jahr startet ein neues Eigentümerpaar nun mit der Schauburg als Veranstaltungsort”, so Böhm. Ähnlich geht Göttsberger nun bei der Mandaukaserne vor. “Zur Notsicherung des Südturms lässt er seit Freitag ein Gerüst aufstellen”, so Böhm. “Die veranschlagten 10 000 Euro für Einrüstung und Sicherungsarbeiten schießt er vor, hofft aber auf eine breit angelegte Spendenaktion.” Zur Frage aus dem Publikum, wie viele historische Großbauten sich die Stadt Zittau angesichts sinkender Einwohnerzahlen leisten kann, zog Matthias Böhm, selbst Stadtrat, einen Vergleich zur historischen Innenstadt: “Wir werden sicher nicht für jedes Altstadthaus eine Nutzung finden. Dennoch muss die ganze Innenstadt als Ensemble gesichert werden.” Rückendeckung erhielt Böhm vom Bauingenieur Peter Luthardt, der einst in der Stadtverwaltung Zittau tätig war. Ein Rückbau der Mandaukaserne würde eine städtebauliche Lücke zwischen Innenstadt und Südstadt reißen, sagte Luthardt. Hier werde das Schlieben-Schulzentrum gerade aufwendig saniert, die “Heimstätten” sind langfristig im Bestand gesichert.
Als Fazit der Veranstaltung fasste Matthias Böhm zusammen: “Der große Teil des Publikums war für den Erhalt der Mandaukaserne .” (SZ)
Spendenkonto Mandaukaserne: Freunde der Mandaukaserne e.V., IBAN: DE17 1207 0024 0568 8833 60, BIC: DEUTDXXX, Deutsche Bank Zittau, Verwendungszweck: Notsicherung Südturm Mandaukaserne

Sächsische Zeitung vom 12.12.2015 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Zittau

Mandaukaserne eingerüstet

Zittau. Am Freitag wurde der einsturzgefährdete Südturm der Mandaukaserne in Zittau eingerüstet. Eine Bürgerinitiative zur Rettung des Baudenkmals schafft damit Fakten. Am Donnerstag hat die Initiativgruppe aus Stadtforum Zittau, Verein der Freunde der Mandaukaserne, Freundeskreis Mandaukaserne und Bürgerinitiative “Bessere Mitte” zu einer Spendenaktion aufgerufen.

Die Initiatoren gehen mit 10 000 Euro in Vorleistung, um die Notsicherung des Südturmes zu finanzieren. Die Initiatoren zweifeln das Gutachten des von der Stadtverwaltung beauftragten Statikers an. Die Stadt ist vorerst von ihren Abrissplänen abgerückt und führte in dieser Woche ein Gespräch mit Investoren. In den Jahren nach der Wende sind alle Grundstücksbesitzer an der unermesslichen Größe der Aufgabe gescheitert. (mh) Bericht – Seite 19

Sächsische Zeitung vom 12.12.2015 Seite 19 ZIT Zittau Lokales
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Bauleute an der Mandaukaserne

Sächsische Zeitung vom 12.12.2015 Seite 19 / ZIT Zittau Lokales

Bauleute an der Mandaukaserne

Am Freitag, gegen neun Uhr, haben drei Mitarbeiter der Gerüstbaufirma Bielß begonnen, den einsturzgefährdeten Südturm der Mandaukaserne einzurüsten. Thomas Göttsberger von der Initiativgruppe zur Rettung der Mandaukaserne hatte die Rüstaktion am Morgen angekündigt.
Bereits am Donnerstag hatte die Initiative zu einer Spendenaktion aufgerufen. Gemeinsam wollen das Stadtforum Zittau, der Verein der Freunde der Mandaukaserne, der Freundeskreis Mandaukaserne sowie die Bürgerinitiative “Bessere Mitte” das Baudenkmal vor dem Abriss retten. Dazu gehen die Initiatoren nach eigenen Angaben mit 10 000 Euro in Vorleistung, um die Notsicherung des Südturmes zu finanzieren. Bei einer Begehung mit einem Statiker und mehreren Architekten habe die Initiative zudem festgestellt, dass für das Gebäude keine akute Einsturzgefahr bestehe. Auch wenn in einigen Räumen Holzbalken angegriffen seien und Decken Schaden genommen hätten, sei die Bausubstanz sehr solide und robust, heißt es im Spendenaufruf. Die Einschätzung des von der Stadt beauftragten Statikers wird damit in Zweifel gezogen.

Das befeuert die emotionsgeladene Debatte um das marode Gebäude erneut. Während ein Teil der Zittauer die Kaserne erhalten möchte, plante die Stadt noch bis Anfang Dezember den Abriss, weil dafür Fördermittel bereitstehen. Am vierten Dezember reagierte Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM) auf den Gegenwind aus Teilen der Bevölkerung und nahm die Entscheidung zur Planung des Abrisses von der Tagesordnung der Stadtratssitzung im Dezember. Außerdem kündigteer an, dass die sächsische Landeskonservatorin Rosemarie Pohlack vielversprechende Interessenten für die Immobilie gefunden habe. In dieser Woche gab es ein erstes Treffen, bestätigte Stadtsprecher Grebasch, ohne schon konkrete Details nennen zu wollen.

Am Freitag schien es so, als nehmen die Ereignisse um die Ruine immer groteskere Formen an. Der Sprecher der Initiative Thomas Göttsberger erklärte, dass der Oberbürgermeister über die Aufstellung des Baugerüstes informiert sei. Als die Stadtverwaltung jedoch Wind davon bekam, dass der Südturm eingerüstet wird, erklärte Stadtsprecher Kai Grebasch die Aktion sei illegal, weil das Gelände baupolizeilich gesperrt ist und eine Genehmigung der Bauaufsicht nicht vorliege. Mittags versicherte Thomas Göttsberger seinerseits, dass ihm eine schriftliche Erlaubnis des Grundstücksverwalters vorläge. Am Nachmittag löste die Stadtverwaltung die Verwirrung auf. “Der Grundstückseigentümer ist nicht verpflichtet, die Bauaufsicht über Sicherungsmaßnahmen zu informieren”, so OB Zenker. Das Ganze sei ein bedauerliches Missverständnis gewesen. Das Gerüst soll bis Dienstag stehen. Bauexperten können sich dann ein genaues Bild der Schäden machen und darüber entscheiden, welche Sicherungsarbeiten notwendig seien, so Thomas Göttsberger.

Die Mitglieder des Technischen und Vergabeausschusses des Stadtrates lauschten am Donnerstagabend einer Zittauerin. Patricia Bennett, jüngst aus den alten Bundesländern zugezogen, bekam Redezeit und durfte ihr Konzept zur Rettung des Kolosses vorstellen. Die Frau erklärte, aus der Kaserne eine Weltgalerie, einen Louvre machen zu wollen – mit Diskothek, Tanzsälen, Infrarotwellenheizung und Erdwärmezaun. Investoren aus der ganzen Welt, deren Namen sie noch nicht nennen dürfe, interessieren sich für das Objekt und werden 25 Millionen Euro bereitstellen, so Frau Bennett. Am Ende des Vortrages erklärte die Frau: “Ich habe schon viele Konzepte vorgestellt, keines ist bisher umgesetzt worden”.

Das Spendenkonto für die Notsicherung:
Kontoinhaber: Freunde der Mandaukaserne e. V.
IBAN: DE17 1207 0024 0568 8833 60
BIC: DEUTDXXX
Deutsche Bank Zittau
Verwendungszweck: Notsicherung Südturm
Bildunterschrift:
Am Freitagmorgen begannen die Rüstarbeiten am Südturm der Mandaukaserne. Foto: Bernd Gärtner

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 10.12.2015 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales


Mandaukaserne: Pläne von der Realität überholt


Der Abriss der Mandaukaserne steht noch in dem erst vor Kurzem beschlossenen Brachenkonzept. Seit dem Offenen Brief von Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM), den die SZ am Sonnabend veröffentlichte, ist das Vorhaben erst einmal gestoppt. Heute oder morgen will sich die Rathausspitze mit den von der obersten sächsischen Denkmalspflegerin vermittelten neuen Investoren treffen. Danach wird feststehen, ob ihr Konzept für die künftige Nutzung der Mandaukaserne seriös ist oder der Stopp auf dem Weg zum Abriss wieder aufgehoben wird. Sollte sie doch fallen müssen, soll das Gewerbegebiet zwischen Martin-Wehnert-Platz und Hochwaldstraße um die frei werdende


Fläche erweitert werden. Armeegebiet: Platz für Frischluft aus dem Gebirge

Mit dem Abriss der ehemaligen Kasernen Villingenring 2, 4, 5, 6 und der einstigen Armeemensa am Pistoiaer Weg verfolgt die Stadt ihren bereits vor einigen Jahren aufgestellten Plan zur Umgestaltung des früheren Armeegeländes weiter. Sie will unter anderem die durch die Kasernenbauten abgeschnittene Frischluftzufuhr aus dem Gebirge wieder möglich machen. Dementsprechend heißt es im Brachenkonzept, dass die Flächen künftig “Ökologie und Erholung” dienen sollen. Wann die Abrissbagger anrollen, steht noch nicht fest. Zuvor muss die Stadt sie noch kaufen. Die leer stehenden Bauten am Villingenring sind eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit, die Mensa ist ein Schandfleck.

Sächsische Zeitung vom 09.12.2015 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Diskussionsrunde zur Mandaukaserne

Zittau. Die Landtagsfraktion der Grünen lädt zu einer Diskussionsrunde zum Thema “Vom Umgang mit leerstehenden Denkmalen – Gesprächsrunde am Beispiel der Mandaukaserne Zittau” an diesem Freitag in die Stadt ein. Diese beginnt um 18 Uhr in der Schauburg am Ottokarplatz 17. Mit dabei ist Wolfram Günther, denkmalpolitischer Sprecher der Fraktion. Kulturdenkmäler sind nicht nur bedeutend für den Tourismus in der Oberlausitz, sie haben auch eine große Bedeutung für die Identität der Einwohner. Fehlende Nutzungsideen, mangelnde Finanzausstattung und gelegentlich geringe Wertschätzung erschweren den Erhalt, teilt die Fraktion mit. Den Besuchern soll ein Überblick über die gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen des Denkmalschutzes in Sachsen gegeben werden. Zentrale Fragen sind auch, welche Alternativen es zum Abriss gibt? Es diskutieren: Barbara Ditze vom Netzwerk Industriekultur in Sachsen, Projekt Zukunftsraum Industriebau, René Nestler vom Verein Freunde der Mandaukaserne, Stadtrat Matthias Böhm und Elke Fasler vom Stadtforum Zittau. Der Eintritt ist frei.(SZ)

Sächsische Zeitung vom 05.12.2015 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Gastbeitrag

Hoffnung für Mandaukaserne?

Die Diskussion um die Mandaukaserne in Zittau hat weite Kreise der Bevölkerung in Zittau, aber auch weit darüber hinaus bewegt. Mich haben zahlreiche Schreiben erreicht. Ich habe sehr viele Gespräche mit Interessierten geführt. Es gibt mir große Hoffnung für unsere Stadt, dass sich so viele Menschen hier engagieren.
Die Mandaukaserne steht sehr lange Zeit leer, doch der Verlust des Gebäudes ist schon aufgrund der Größe wirklich schwer vorstellbar. Wir haben in der Stadtverwaltung und auch mit vielen anderen Beteiligten sehr viele Optionen geprüft. Verschiedene Finanzierungs- und Nutzungskonzepte sind dabei gewesen. Dazu kamen Ideen buchstäblich aus allen Ecken der Republik. Nicht alle Argumente, die getauscht werden, sind stichhaltig, manche gar abwegig. Viele schöne Ideen schlicht nicht finanzierbar. Doch für uns alle ist die Mandaukaserne ein bedeutendes Gebäude in unserer Stadt und natürlich ist sie ein Baudenkmal.

Auch deshalb haben wir in sämtlichen Gremien des Zittauer Stadtrats intensive Beratungen geführt. Ich habe von Anfang an erläutert, dass der gefährdete Südturm und ein nötiger Eingriff nicht zwingend zum Abriss der Mandaukaserne führen muss, aber ein solches Vorgehen die einfachste Variante für den Haushalt der Stadt Zittau wäre. Natürlich dürfen wir nicht immer nur finanzielle Argumente anführen, bedenken Sie aber bitte, welche Folgen ein solch großes Bauvorhaben für alle anderen Aufgaben in unserer Stadt bedeuten würde. Auch die Frage der Nutzung ist völlig unklar – hier müssen wir genauso darauf achten, dass wir Leben und Aktivität in unserer Innenstadt brauchen. Sie ist der Kern unserer Stadtentwicklung, unser Pfund im Tourismus. Jede mögliche Nutzung der Mandaukaserne muss dazu ergänzend wirken und keine Potentiale abziehen. Obwohl die Abrissförderung der Stadt beinahe sicher zugesagt ist, werde ich es zu keinem Schnellschuss kommen lassen. Wir haben mit dem Stadtrat im November entschieden, das Gebäude zu kaufen, um handeln zu können. Natürlich mit dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit der Maßnahme. Jetzt haben sich durch die große Aufmerksamkeit und die konstruktive Zusammenarbeit mit der Landeskonservatorin Rosemarie Pohlack vielversprechende Interessenten gefunden. Ich werde mit ihnen Gespräche führen, aber auch das Konzept kritisch hinterfragen, denn es ist nicht die Zeit für Experimente dieser finanziellen Größenordnung. Aus diesen Gründen werde ich die Beschlussvorlagen zum Abriss der Mandaukaserne von der Tagesordnung des Dezember-Stadtrats nehmen.

Thomas Zenker ist Oberbürgermeister von Zittau. Der Autor

Von Thomas Zenker

Sächsische Zeitung vom 05.12.2015 Seite 21 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

Dr. T. Gottschalk aus Zittau schreibt zum Beitrag
“Architekt will Mandaukaserne einfallen lassen” (SZ, 19. November, Seite 7):
Die Idee hat doch einen gewissen Charme
Konversion gelingt immer dort, wo Ideen und Bedarf zusammenkommen. Viele ehemals militärisch genutzte Gebäude und Flächen in Sachsen sind so zu einer sinnvollen Nachnutzung gekommen. Andere, die über Jahrzehnte zweckentfremdet militärisch genutzt und dabei stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, sind wieder auferstanden. So das Festspielhaus Dresden-Hellerau, das sich zum Europäischen Zentrum der Künste Dresden entwickelt und damit eine ursprüngliche Funktion zurück erhalten hat. Eine weitere Erfolgsgeschichte ist die Sanierung des Lahmannsanatoriums in Dresden-Bühlau. Was aber, wenn Konzepte nicht greifen oder sich über lange Zeiträume nichts Sichtbares tut?
Die Idee Benjamin Pfefferkorns, die Mandaukaserne in Zittau nicht dem Abriss anheim fallen zu lassen, sondern sie als Ruine in einen weit angelegten Park zu integrieren, hat Charme. Zittau hat an dieser Stelle die Chance, dafür ein Konzept zu entwickeln, zum Beispiel gemeinsam mit der Hochschule. Grundgedanke könnte dabei sein, Flächen, auf denen die bisherigen Nutzungen aufgegeben werden, im urbanen Raum neu zu ordnen und dabei neue verbindende Grünstrukturen zu schaffen. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, da für ein solches Vorhaben die Eigentumsverhältnisse eine entscheidende Rolle spielen. Ähnliche Projekte konnten andernorts erfolgreich umgesetzt werden. Zittau kann das auch, und mit der gegebenen Struktur einer Kleinstadt im betreffenden Bereich wahrscheinlich noch viel besser, als das für die verdichteten Innenstädte der sächsischen Metropolen möglich ist. Neben der Sicherung der historischen Bausubstanz und der sukzessiven Rückgabe urbaner Flächen an die Natur sowie der Gestaltung eines Mandauparks für das Dreiländereck wären auch Lehrpfade zu Natur und Landschaft sowie zur Geschichte des Areals wünschenswert.

Sächsische Zeitung vom 04.12.2015 Seite 7 / ZIT Zittau Lokales

Südstraße an der Mandaukaserne gesperrt

Zittau. Die Sicherungsmaßnahmen an der Mandaukaserne sind erweitert worden. Deshalb ist die Südstraße ab Einfahrt Kraftverkehrsgesellschaft nur noch in eine Richtung, stadteinwärts, befahrbar. Die ausgeweitete Straßensperrung ist eine reine Vorsichtsmaßnahme und erfolgte auf Anordnung eines Statikers, erklärte Stadtsprecher Kai Grebasch gegenüber der SZ. Teile des bröckelnden Südturmes drohen auf die Fahrbahn zu stürzen. Vor allem die Krone des Turms bereitet den Experten Sorgen.

Im November 2013 ist der Bauzaun um den ehemaligen Militärbau aufgestellt worden. Seitdem ist der Fußweg durch die Grünfläche direkt vor dem Gebäude nicht mehr nutzbar. Im September dieses Jahres hat die Bauaufsicht den Absperrzaun erstmalig versetzen lassen und damit den Sicherheitsbereich um den Südturm des Gebäudes vergrößert. Dadurch kam es bereits zu Verkehrseinschränkungen auf der Südstraße, weil eine Spur wegfiel. Die Stadt plant, das Gebäude abzureißen.

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 26.11.2015 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Oberland ist Vorbild für Zittaus OB

Neugierige und kritische Fragen können ganz schön anstrengend sein. Das wissen viele Bürgermeister nur zu gut. In Ebersbach-Neugersdorf sind sie trotzdem ausdrücklich erwünscht. Die Stadt ermutigt ihre Einwohner geradezu, bei öffentlichen Veranstaltungen mitzureden und sich einzumischen. So gehört zum Beispiel der jährliche Bürgerstammtisch seit dem Zusammenschluss von Ebersbach und Neugersdorf im Oberland zur Tradition. Dabei wählen die Chefs der Stadtverwaltung Themen aus, auf die sich ihre Mitarbeiter vorbereiten müssen. Dann werden die Bürger eingeladen, dürfen fragen – und die Verwaltung muss ihre Ideen, Konzepte und Pläne direkt von Angesicht zu Angesicht verteidigen. Erst Anfang des Monats hat er wieder stattgefunden. Der nächste im November 2016 ist schon fest eingeplant, so Bürgermeisterin Verena Hergenröder (parteilos). Dann soll vorgestellt werden, welche Investitionen die Stadt in den beiden Folgejahren plant.

Diese Art von Bürgerbeteiligung beobachtet Zittaus Oberbürgermeister ganz genau. Beim Einmischen war Thomas Zenker (ZKM) schon immer ganz vorne dabei – auch als er noch gar nicht Bürgermeister war. Mit seiner erst Ende 2013 neu gegründeten Wählervereinigung “Zittau kann mehr” (ZKM) mischte er zuerst im Stadtrat mit und wurde im Sommer dieses Jahres schließlich auf den Chefsessel im Zittauer Rathaus gewählt. Jetzt sucht der Neu-Politiker nach Wegen, die Bürger bei der Kommunalpolitik einzubeziehen und die Arbeit von Stadt und Stadtrat transparenter zu machen. Wie das Ebersbach-Neugersdorf macht, findet er klasse. “Die Arbeit der Kollegen in Ebersbach-Neugersdorf ist ein gutes Vorbild dafür, wie die Beteiligung der Einwohner auch in Zittau zukünftig aussehen könnte”, so Zenker gegenüber SZ.

Für Zenker selbst sind diese Veranstaltungen kein Neuland. Schon vor seiner Kandidatur zum OB hat er zwei der Bürgerstammtische im Oberland als Moderator begleitet. Nun steht er unter anderem darüber mit der Bürgermeisterin in Kontakt.
Verena Hergenröder ist stolz, dass ihre Art der Kommunalpolitik auch außerhalb der eigenen Stadtgrenzen positiv aufgenommen wird. Und sie freut sich, wenn sie jüngeren Amtskollegen Tipps geben kann. Denn häufig, so hat sie beobachtet, sind es neue Bürgermeister, die andere Wege gehen wollen und nach Möglichkeiten suchen, wie sie Einwohner dafür begeistern können, mitzumischen. Andererseits sind die Bürgerstammtische eine Möglichkeit, an die Bürger heranzukommen, ihre Probleme aufzunehmen. Ein Diskussionsthema sind zum Beispiel – wie auch in Zittau – immer wieder Abrisse von Gebäuden. Beim diesjährigen Tag der Städtebauförderung in Ebersbach-Neugersdorf konnten die Einwohner vortragen, wo sie sich Veränderungen wünschen. Solche Veranstaltungen sind mit großem Aufwand verbunden. “Da ist viel fachliche Vorbereitung notwendig, damit die Mitarbeiter Rede und Antwort stehen können”, sagt die Bürgermeisterin. Auch der logistische Aufwand und nicht zuletzt die Verpflegung der Gäste muss gesichert sein. Frau Hergenröder hat ein Team von etwa fünf Kollegen, die immer mit dabei sind und sich um alles kümmern.

Auch Zittaus Oberbürgermeister hat erkannt, dass der Aufwand für die Verwaltung tatsächlich die schwierigste zu lösende Aufgabe ist. “Es bedeutet erhebliche Mehrarbeit”, so Zenker. Beispielsweise müssten schwierige Themen vom rechtssicheren, aber schwer verständlichen Amtsdeutsch in leicht verständliche und nachvollziehbare Materialien “übersetzt” werden. Die Vorbereitung der Mitarbeiter in der Verwaltung hierzu werde sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Trotzdem steht für Zittaus Oberbürgermeister fest: Nach dem Vorbild aus dem Oberland will er auch in Zittau Formen der Bürgerbeteiligung organisieren. Das Forum zur Zukunft der Mandaukaserne war vor zwei Wochen schon ein Beitrag in dieser Richtung. Bildunterschrift:

Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker schaut im Oberland ab: Ihm gefällt besonders, wie Ebersbach-Neugersdorf seine Bürger an der Kommunalpolitik beteiligt. Das will er auch von seiner Zittauer Amtsstube aus organisieren. Foto: Matthias Weber

Von Romy Kühr

Sächsische Zeitung vom 21.11.2015 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Entscheidung über Mandau-Kaserne vertagt

Zittau. Der Zittauer Stadtrat hat die Entscheidung zur Zukunft der Mandaukaserne auf seine Dezember-Sitzung verschoben. Er verweigerte in seiner Sitzung am Donnerstag der Beschlussvorlage, laut der die Verwaltung Fördermittel für den Abriss des denkmalgeschützten, maroden Gebäudes hätte beantragen dürfen, die Zustimmung. Daraufhin zog Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM) den zweiten Beschlussantrag zur Mandaukaserne selbst zurück. Wäre er durchgegangen, hätte die Verwaltung die Planung des mit 1,6 Millionen Euro veranschlagten Rückbaus beauftragen können.
Grund für die Ablehnung des Stadtrates waren Bedenken und Argumente, die vom Verein “Freunde der Mandaukaserne” und Kämpfern für den Erhalt der historischen Zittauer Bausubstanz in der Bürgersprechstunde vorgetragen wurden. Dazu zählten Nutzungsideen und widersprüchliche Angaben zu den Besitzverhältnissen. Bis zur Dezembersitzung wollen sich die Räte nun darüber informieren. OB Thomas Zenker (ZKM) sagte dazu, dass derzeit keine finanziell oder konzeptionell untermauerten Nutzungsideen auf dem Tisch liegen. Verhandlungen führt die Verwaltung nur mit dem im Grundbuch eingetragenen Besitzer. Einen potenziellen Käufer hat sie trotz mehrfacher Versuche nicht erreicht. Darüber hinaus machten sich die Zittauer während der Bürgerfragestunde nochmals für den Erhalt des Gebäudes stark.
Die Verwaltung gerät nach Angaben von Bau-Dezernent Ralph Höhne durch die Verschiebung “in eine missliche Lage”. Ein Gutachten sagt, dass zumindest Teile des Südturms der Mandaukaserne einzustürzen drohen. In einer ersten Reaktion hatte die Verwaltung im September kurzfristig den durch Bauzäune markierten Sicherheitsbereich um die ehemalige und seit rund 20 Jahren leerstehende Kaserne erweitert. Das Gutachten fordert aber “kurzfristig” weitere Schritte – die Zittau im Gegensatz zum Abriss nicht gefördert bekommt. Das könnten unter anderem die Notsicherung des Südturms oder der Teilabriss sein. Direkt neben dem Südturm befindet sich das Betriebsgelände der Kraftverkehrsgesellschaft “Dreiländereck”, das durch den Südturm gefährdet ist.
Durch das Gutachten ist die Verwaltung gewarnt und kann die Dinge nicht einfach ihrem Lauf überlassen. Anderenfalls macht sie sich strafbar. Laut eines Anwalts ist unter “kurzfristig” in der Regel ein halbes Jahr zu verstehen.

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 19.11.2015 Seite 7 / ZIT Zittau Lokales

Architekt will Mandaukaserne einfallen lassen

Zittau. Der Stadtrat soll heute über die Vergabe der Planungsleistungen für den Rückbau der Mandaukaserne entscheiden. Außerdem wird über den Förderantrag für den Abriss gesprochen.
Architekt Benjamin Pfefferkorn aber will sich nicht mit dem endgültigen Abriss abfinden und hat einen alternativen Vorschlag. Er möchte die Mandaukaserne einfach einfallen lassen. Das meint der Berliner durchaus ernst, denn Ruinen haben nicht nur bei der Gestaltung von Landschaftsgärten eine lange Geschichte. Spätestens seit dem 18. Jahrhundert kamen sie als gestalterische Elemente zum Einsatz, sollten Gefühle der Erhabenheit und Einsamkeit erzeugen und an die Vergänglichkeit des Menschen und seiner Werke erinnern. In zahlreichen englischen Gärten wurden dazu sogar künstliche Ruinen als Staffage-Bauten neu errichtet. Pfefferkorn hat eine Vision: Ein romantischer Park von der Spittelkirche bis zu den beiden Torhäusern an der Friedensstraße mit monumentaler Ruine könnte nach seiner Ansicht ein weitreichendes Alleinstellungsmerkmal für die kulturelle Attraktivität von Zittau werden. Ein “Mandaupark” könnte nach dem Abriss der Plattenbauten bis Zittau-Ost erweitert werden. Er hält die Idee für schnell umsetzbar und die kostengünstigere Variante, ohne Millionen an Steuergeldern zu verschwenden. Die Mandaukaserne müsste dazu lediglich eingezäunt werden. Die Bauvorschriften verlangen, dass der Abstand des Zaunes vom Gebäude größer ist als die Gebäudehöhe. Das habe zur Folge, dass die Einfahrt des Kraftverkehrs einige Meter verlegt werden müsse, so Pfefferkorn. Außerdem empfiehlt der Architekt, das Gelände mit Pflanzungen aufzuwerten. Entstehen würde für vergleichsweise wenig Geld eine reizvolle Grünanlage. Der marode Charme der einstürzenden Kaserne, dass langsam von der Natur zurück erobert wird, wäre das “Samenkorn” für die Begrünung des Umfeldes.

Pfefferkorn hat mehrere Häuser in Zittau vor dem Einsturz bewahrt und notgesichert. So konnte er das Fischhaus in der Inneren Weberstraße und das Zweikronenhaus auf der Neustadt retten. Er wünscht sich von den Verantwortlichen in der Stadt einen kreativeren Umgang mit dem baulichen Erbe. Schließlich sei die historische Architektur das einzige Pfund, mit dem Zittau wuchern könne, so der Architekt.
Bildunterschrift:
Die Mandaukaserne von oben. Die Stadt will den Bau im nächsten Jahr abreißen lassen. Luftbild: Jens Neumann

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 13.11.2015 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Rodelberg statt Mandaukaserne

Die rund 150 Jahre alte Mandaukaserne steht seit über 20 Jahren leer und verfällt. Alle zwischenzeitlich gefassten Nutzungspläne privater Investoren gingen nicht auf. Die Stadt kauft die Mandaukaserne und prüft den Abriss. Der OB hat sich dafür ausgesprochen. Viele Nutzer der Facebookseite SZ Zittau können das nachvollziehen. Und es gibt sogar Ideen für die Zeit nach dem Abriss.
Blacky Smoke: Keiner braucht diesen riesigen Kasernenbau. Zittau wird in den nächsten Jahren noch mehr Bevölkerung verlieren. Die Hochschule wird sich auch nicht mehr nennenswert vergrößern und Privatinvestoren werden ihre Hände tunlichst davon lassen. Das Geld, was man für eine Sanierung nach heutigen Vorschriften bräuchte, würde niemals durch Mieteinnahmen hereinkommen. Die wirtschaftliche und demografische Entwicklung spricht gegen den Erhalt. Und bei der Gelegenheit könnte man auch gleich noch diverse Industriebrachen von Robur am Bahnhof mit entfernen. Die dortigen Eigentümer scheinen auch nicht wirklich am Bestand interessiert. Die Gebäude brechen langsam zusammen und werden auch zur Gefahr.
Stefan Richter: Alles Lästige abreißen und es sich so einfach wie möglich machen. Warum hat man den Marstall und das Stadtbad nicht auch abgerissen? Diese Objekte stehen in den Einnahmen auch nicht im Verhältnis zur Sanierung. Da kann ich bei so Forderungen nur mit dem Kopf schütteln. Eine Notsicherung mit neuem Dach macht die Gefahr auch hinfällig und kostet wahrscheinlich genauso viel wie der sinnlose Abriss.
Thomas Göttsberger: “Der Denkmalschutz ist unser Dank an die Vergangenheit für das reiche kulturelle Erbe, die Freude daran in der Gegenwart und das Geschenk an die kommenden Generationen.” Das ist ein Zitat von Gottfried Kiesow. Der Gründer der Deutschen Stiftung Denkmalschutz hatte sich nach der Wende unermüdlich für die Rettung von Denkmalen in der Stadt Zittau eingesetzt. Im Jahr 2005 bekam er die Ehrenbürgerwürde der Stadt Zittau verliehen. Nach seinem Tod im Jahre 2011 wurde ein Weg in der Parkanlage Grüner Ring nach ihm benannt. Im Nachruf der Stadt Zittau zu seinem Ableben steht unter anderem Folgendes: “Mit großer Dankbarkeit werden wir sein Andenken bewahren und uns in seinem Sinne für den Erhalt der Kulturdenkmale weiterhin einsetzen”. Jetzt ist die Zeit gekommen, liebe Stadt Zittau, sich dieser Worte zu erinnern. Uwe Wiedemann: Denkmalschutz hin oder her: Wenn für die Kaserne eine vernünftige und langfristige Nutzung da wäre, hätte man vor 15 bis 20 Jahren sanieren sollen und können. Mittlerweile ist der Zug abgefahren. Wie schon oft geschrieben, aber scheinbar nicht verstanden: Die Mandaukaserne ist in einem schlechteren Zustand als die Burg- und Klosterruine Oybin. Hagen Richter: Ich habe doch schon gesagt, abreißen und einen großen Berg daraus machen. Erde drauf und die Kinder haben ab sofort einen Rodelberg mitten in der Stadt. Wenn das nichts ist.
Sebastian Obst: Es musste ja damals für etliche Millionen ein neues Landratsamt gebaut werden, anstatt es in der Kaserne unterzubringen. Da wäre eine Sanierung auch noch nicht zu spät gewesen.
Markus Köcher: Laut OB würde der Denkmalschutz lieber die Innenstadt sichern, als die Mandaukaserne zu erhalten. Das ist doch ein guter Ansatz, wenn seit Jahrzehnten kein Geld und noch nicht einmal ein realistisches Nutzungskonzept vorhanden sind. Schade ist es natürlich trotzdem.

Sächsische Zeitung vom 12.11.2015 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Bürger streiten um Mandaukaserne

Als René Nestler, Vorsitzender des Vereins “Freunde der Mandaukaserne”, am Dienstagnachmittag das Schaufenster des Vereins in der Reichenberger Straße 19 einweihte, hat er wohl noch nicht geahnt, wie weit die Entscheidung zum Abriss der Mandaukaserne schon gediehen ist.
Am Abend bezeichnete Nestler das Bürgerforum zur Mandaukaserne im Rathaus als “Alibi-Veranstaltung”. Vermutlich auch, weil Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM) sich bereits vor dem Forum für den Abriss ausgesprochen hatte. Birgit Kaiser von der Stadtentwicklungsgesellschaft hatte zuvor erklärt, dass die Stadt sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe und legte vier mögliche Szenarien beim Umgang mit dem monumentalen Bau dar: Ersatzvornahme auf Kosten der Stadt, Notsicherung auf Kosten der Stadt, das Abtragen einzelner Geschosse, finanziert ohne Fördermittel oder der vom Freistatt zu 95 Prozent geförderte Abriss.

Spätestens nach dem Verdauen der finanziellen Belastungen, die auf Zittau zukommen, würde die Stadt die Mandaukaserne erhalten wollen, musste jedem Zuhörer klar sein: Das kann Zittau sich gar nicht leisten. Allein die Notsicherung des Gebäudes würde auf Jahre Unsummen an Geld verschlingen, dass an anderer Stelle fehlte, so Frau Kaiser. Zwischen 200 000 und zwei Millionen Euro müsste die Stadt aufbringen, ohne zu wissen wofür. Auch nach über 20 Jahren Leerstand und Verfall gebe es keinerlei ernst zu nehmendes Nutzungskonzept.

Viele Zuhörer wollten sich dennoch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass der Abriss alternativlos sein soll. So ernteten in der Diskussion vor allem die Redner Beifall, die sich für den Erhalt des Hauses einsetzen. Architekt Benjamin Pfefferkorn fragte OB Zenker: “Wollen sie als der Oberbürgermeister in die Geschichte eingehen, der die Mandaukaserne abreißen ließ?” Pfefferkorn forderte einen grundsätzlich anderen Umgang mit Denkmalen. Für einen ganz kurzen Hoffnungsschimmer sorgte Patricia Bennett. Die aus den alten Bundesländern zugezogene Neu-Zittauerin sagte, dass sie aus der Mandaukaserne eine Galerie – einen Zittauer Louvre – machen wolle. Das notwendige Geld zur Sicherung könne sie über Spenden und ein Netzwerk im Internet beschaffen. Der ehemalige Stadtrat Klaus Zimmermann (SPD) hakte sofort nach und forderte die Frau freundlich auf, die Mandaukaserne zu kaufen. Das wollte Frau Bennett dann doch nicht versprechen. OB Zenker, der im Vorfeld der Veranstaltung mit ihr gesprochen hatte, bat um Verständnis, dass die Stadtverwaltung nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre den verheißungsvollen Versprechungen vermeintlicher Investoren skeptisch gegenüberstehe. Würde aber jemand ein tragfähiges Konzept und eine überprüfbare Finanzierung vorlegen, ließe er sich gern überzeugen. Stadtrat Thomas Krusekopf lobte zunächst das Engagement und die große Identifikation der Zittauer mit dem Gebäude, um dann die Richtung zu wechseln. “Diskutieren wir mal darüber, was wir alles nicht tun, wenn wir die Mandaukaserne erhalten.” Sollen die Zittauer Kinder marode Schulen besuchen? Schauen wir zu, wie unzählige denkmalgeschützte Häuser im Stadtzentrum verfallen, weil wir die Mandaukaserne retten, fragte Krusekopf mit Hinweis auf das Haushaltsdefizit von 2,5 Millionen Euro und den Investitionsstau von 6 Millionen Euro an Schulen und in Kindereinrichtungen. Stadtrat Jens Thöricht (Die Linke) nahm den Ball auf und fragte seinerseits: “Ist die Mandaukaserne wichtiger als Investitionen in Schulen und Kitas?” Zum Ende der Debatte kam der ehemalige Leiter der Zittauer Bauaufsicht, Manfred Bartsch, an das Mikrofon. “Menschen bauen Bauwerke, um sie zu nutzen”, so der 77-Jährige. Nur bis 1918 wurde die Mandaukaserne dazu genutzt, wozu sie im Jahre 1869 ursprünglich gebaut worden war – als Unterkunft für 1 200 Soldaten. Jetzt sind die Geschossdecken von oben bis unten durchgebrochen, die Wände stehen allein, sodass sie jederzeit zusammenbrechen können. Die Dachkonstruktion ist instabil. “Wir tun nichts Gutes, wenn wir die Verantwortung für die Ruine in die Zukunft verschieben”, appellierte Bartsch an die Menschen im Saal.

Am 19. November steht das Thema Mandaukaserne wieder auf der Tagesordnung des Stadtrates. Er hat den OB bereits zum Kauf der Immobilie ermächtigt.
Bildunterschrift:
René Nestler, Vorsitzender des Vereins “Freunde der Mandaukaserne”, eröffnete am Dienstag das Schaufenster des Vereins in der Reichenberger Straße, in dem das Modell des historischen Baus gezeigt wird. Foto: Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 12.11.2015 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Starke Argumente für den Abriss

Zittau. Die Mandaukaserne soll nach den Plänen der Stadtverwaltung abgerissen werden. Befürworter und Gegner trafen am Dienstagabend im Rathaus zusammen, um über den Umgang mit dem maroden Bau zu streiten.
Die Gegner eines Rückbaus kritisierten vor allem den zeitlichen Druck, der plötzlich von der Verwaltung aufgebaut werde, um eine Lösung für die Immobilie zu finden und unterbreiteten zahlreiche Einzelvorschläge zu einer möglichen Nutzung. Die Befürworter des Abrisses, unter ihnen Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM) und einige Stadträte, konnten starke finanzielle Argumente ins Feld führen. Sie machten deutlich, dass eine Kleinstadt sich die Sanierung oder Sicherung eines solchen Monumentalbaus einfach nicht leisten kann, ohne andere Aufgaben zu vernachlässigen. (mh) Bericht – Seite 17

Sächsische Zeitung vom 10.11.2015 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Zittau

Heute Bürgerforum zur Mandaukaserne

Zittau. Der Zittauer Oberbürgermeister Thomas Zenker lädt in Absprache mit dem Ältestenrat des Stadtrates heute Abend zu einem öffentlichen Bürgerforum zur Mandaukaserne ein. Von 18 bis 19.30 Uhr sollen dabei im Bürgersaal des Rathauses durch die verschiedenen fachlichen Vertreter der Stadtverwaltung die Grundlagen zur Entscheidungsfindung erläutert werden. Die Zukunft des prägenden, aber maroden Gebäudes soll vor dem Hintergrund der derzeitigen Situation transparent diskutiert werden. Die Stadträte sollen zudem durch die Veranstaltung Gelegenheit bekommen, das Stimmungsbild in der Bevölkerung einzufangen und in ihre Entscheidungsfindung einzubeziehen.

In der Stadtratssitzung am 22. Oktober hat der Stadtrat den Erwerb des Gebäudes beschlossen. Nun ist es Aufgabe der Stadt, eine Lösung für das Haus zu finden. (SZ)

Sächsische Zeitung vom 07.11.2015 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

OB befürwortet Abriss der Mandaukaserne

Zittau. Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM) spricht sich für den Abriss der Mandaukaserne aus. “Mir ist sehr bewusst, dass er viele ärgern würde und es uns wehtut”, sagte er auf Anfrage der SZ. Allerdings wird die Gefahr, die von dem denkmalgeschützten Gebäude unter anderem für Fußwege, die Südstraße und den Kraftverkehr ausgeht, immer größer. Eine Nachnutzung und damit eine Sanierung ist nicht abzusehen. “Die 14 000 Quadratmeter Nutzfläche bekommt man nicht einmal in einer Großstadt so schnell belegt”, sagte Zenker. Zudem könne Zittau aus finanziellen Gründen nicht alle ungenutzten Bauten erhalten. Unterstützung für diese Sicht bekommt er eigenen Angaben zufolge vom Denkmalschutz. Dieser möchte demnach, dass sich Zittau auf die historische Innenstadt konzentriert, und würde deshalb den Abriss von verfallenen historischen Gebäuden außerhalb des Rings akzeptieren.

Die rund 150 Jahre alte Mandaukaserne steht seit über 20 Jahren leer und verfällt. Alle zwischenzeitlich gefassten Nutzungs- pläne privater Investoren gingen nicht auf. Die Stadt will die Mandaukaserne nun kaufen und abreißen lassen.

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 03.11.2015 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Verein will Notsanierung der Mandaukaserne

Zittau. Der Verein “Freunde der Mandaukaserne Zittau” fordert vor dem Hintergrund der aktuellen Abrissdebatte, den weiteren Verfall der Mandaukaserne durch eine Notsanierung zu stoppen. Der Verein wendet sich dabei an Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM) und die Stadträte. “Womit nimmt sich unsere Generation das Recht heraus, über den Abriss der Mandaukaserne zu entscheiden?”, fragt Vereinschef Rene Nestler. Das denkmalgeschützte Gebäude ist einzigartig, so die übereinstimmende Meinung der Vereinsmitglieder. Sie bitten darum, bereits existierende Nutzungskonzepte in die Planung einzubeziehen.

Der Verein “Freunde der Mandaukaserne Zittau” hat sich 2009 gegründet, als der Abriss für 1,65 Millionen Euro zur Debatte stand. “Nach unseren Informationen reichte diese Summe schon 2009 nicht aus. Die Abrisskosten wurden damals auf 2,5 Millionen Euro geschätzt”, so Nestler. “Mit dieser Summe könnten mindestens das Dach und die Türme saniert werden, damit das Denkmal keinen Schaden mehr nimmt.” (SZ)

Sächsische Zeitung vom 02.11.2015 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Räte fordern aktuellen Überblick über Finanzen

Zittau. Stadtrat Thomas Krusekopf wollte in der Ratssitzung am Donnerstagabend wissen, wie hoch die zusätzlichen Ausgaben im Vorgriff auf das Haushaltsjahr 2016 bislang sind. Weder Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM) noch seine Finanzchefin konnten die Höhe der Gelder beziffern.
Deshalb fordert Krusekopf eine aktuelle Übersicht über alle bereits beschlossenen, zusätzlichen Ausgaben für das Haushaltsjahr 2016. Vor dem Hintergrund des drohenden Haushaltsdefizits von rund 2,5 Millionen Euro im kommenden Jahr stellt sich bei einigen Stadträten zunehmend Unbehagen ein, weil ihnen in jeder Sitzung seit August von der Verwaltung Beschlüsse vorgelegt wurden, die zusätzliche Ausgaben nach sich ziehen. Zu den dicksten Brocken, die das Stadtsäckel belasten, gehören die städtischen Eigenanteile zur Förderung privater Bauvorhaben, zum Abriss von Häusern, der geplante Ankauf der Mandaukaserne, die Gutachterkosten für das Förderprogramm “Soziale Stadt” oder die entstehenden Kosten für den Bürgerentscheid. Rainer Harbarth (Die Linke) unterstützte Krusekopfs Forderung. Stadtrat Andreas Mannschott (FBZ) kritisierte außerdem, dass die wahren Kosten der beschlossenen Vorhaben oft nicht bekannt sind, und verlangte besser von der Verwaltung informiert zu werden. Kerstin Buch, Leiterin des Amtes für Finanzen versprach, bis zur Novembersitzung eine Aufstellung der zusätzlichen Ausgaben vorzulegen. (mh)

Sächsische Zeitung vom 27.10.2015 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Das Ende der Mandaukaserne ist eingeläutet

Der Südturm bröckelt, die städtische Bauaufsicht befürchtet, dass Steine auf die Südstraße fallen. Deshalb ist die Sicherheitszone um das Gebäude ausgeweitet worden. Der Zustand der Mandaukaserne war am Donnerstag wieder Thema im Stadtrat. Andreas Johne (CDU) bringt es auf den Punkt. “Es ist Gefahr im Verzug”, so der Stadtrat. Wenn die Stadt nicht Eigentümer der Mandaukaserne werde, bleibe sie auf den Kosten für die Sicherung sitzen. Gehört ihr hingegen das Grundstück, ließe sich der Abriss mit Fördermitteln finanzieren, so Johne. Dass an der Mandaukaserne etwas passieren muss, davon brauchte in der Stadtratssitzung niemand mehr überzeugt werden. Jahrzehntelang hatten vermeintliche Investoren und Spekulanten hochfliegende Pläne bekannt gegeben, aus denen bekanntlich nichts wurde. Keiner der vielen Besitzer hat auch nur einen Stein bewegt, um den fortschreitenden Verfall zu stoppen. So war es nicht verwunderlich, dass der Stadtrat dem Oberbürgermeister einen Blanko-Scheck zum Kauf des Grundstücks Martin-Wehnert-Platz 2 ausstellte. Mit großer Mehrheit beschloss er den Kauf des 13 243 Quadratmeter großen Grundstücks, um wieder das Heft des Handelns an sich zu reißen. Ohne zu wissen, was das Objekt genau kostet. Ohne zu wissen, was aus der Immobilie werden soll. Ohne zu wissen, wie viel der Abriss kosten wird. Dass mit dem Kauf auch der Abriss besiegelt ist, wollte an dem Abend niemand offen aussprechen. Das wird aber immer wahrscheinlicher, seit der Freistaat eine 95 prozentige Förderung der Abrisskosten in Aussicht gestellt hat. Nach ersten Schätzungen könnte der Abriss 1,7 Millionen Euro kosten. Kommt der Abriss nicht, würde die klamme Stadtkasse vermutlich noch mehr belastet. Laut Gesetz ist die Stadt für die Sicherheit im öffentlichen Raum verantwortlich. Mit einer Notsicherung könnte die Stadt auch maximal Zeit kaufen, mehr nicht. Ob der Abriss zu einem späteren Zeitpunkt dann noch in der Höhe gefördert würde, weiß niemand.
Torsten Hiekisch (Bürgerbündnis) wollte die Kröte dennoch nicht schlucken. Er monierte, dass der Stadtrat trotz Haushaltssperre, trotz Millionendefizit und ohne Haushalt erneut Ausgaben in unbekannter Höhe beschließe. Thomas Kurze (FBZ) kritisierte, dass die Stadt das Grundstück kaufe, ohne ein Konzept zu haben. An ein tragfähiges Nutzungskonzept für das Gebäude scheint aber niemand mehr zu glauben. “Vielleicht kommt ja noch ein Scheich aus Katar”, stichelte Dietrich Thiele (FUW). Rainer Harbarth (Die Linke) zog noch die basisdemokratische Karte und beantragte ein Rederecht für den Vereinsvorsitzenden der “Freunde der Mandaukaserne”, René Nestler. Der Antrag wurde abgelehnt, Nestler musste in der Zuschauerzone verharren. Harbarth gelang es aber, einen Zusatz in die Beschlussvorlage zu drücken. So soll der Verein beim Abbruch der Mandaukaserne mit einbezogen werden. Wie das in der Praxis aussehen soll, blieb allerdings unklar. OB Thomas Zenker (Zkm) informierte darüber, dass die Verhandlungen mit der Eigentümerin noch laufen. Nach der Abstimmung schien er sichtlich erleichtert, weil seine Vorlage zum Kauf relativ problemlos eine Mehrheit fand. Keine Selbstverständlichkeit, kurz zuvor fiel der Bürgerentscheid zum zweiten Mal durch.
Ein klares Bekenntnis zum Abriss vermeidet die Stadtverwaltung aber weiterhin. “Das Ziel ist es entweder, über Fördermittel den Abbruch des teilweise einsturzgefährdeten Gebäudes zu realisieren, die Brache zu entwickeln oder doch noch Möglichkeiten zum Erhalt des historischen Gebäudes zu finden”, hieß es in einer Erklärung.
Bildunterschrift:
Seit mehreren Jahren ist das Dach offen und der Dachstuhl stark beschädigt. Das eindringende Wasser bahnt sich ungehindert seinen Weg bis ins Erdgeschoss. Im Innern der Mandaukaserne sind mehrere Geschossdecken eingebrochen. Fotos: Mario Heinke
Bildunterschrift:
Die Rückseite der Mandaukaserne.

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 24.10.2015 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Stadtrat beschließt Kauf der Mandaukaserne

Zittau. Die Stadt Zittau wird das Grundstück Martin-Wehnert-Platz 2, auf dem die marode Mandaukaserne steht, kaufen. Das hat der Stadtrat am Donnerstagabend mit 19 Ja-Stimmen und zwei Stimmenthaltungen beschlossen. Ziel ist es, den Abriss des einsturzgefährdeten Gebäudes mit Fördermitteln zu finanzieren. Andere Optionen, wie der Erhalt des prägenden historischen Gebäudes oder die Entwicklung der Brache, seien damit aber noch nicht vom Tisch, so die Verwaltung in einer Pressemitteilung. Mit dem Kauf des Grundstücks will die Stadt nun wieder Herr des Verfahrens werden, nachdem in den vergangenen Jahren die Pläne mehrerer Investoren scheiterten. Erst vor wenigen Wochen ließ die Stadt die abgesperrte Sicherheitszone um die Kaserne ausweiten, weil Steine vom Südturm zu stürzen drohen. (mh)

Sächsische Zeitung vom 22.10.2015 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Stadtrat stimmt erneut über Bürgerentscheid ab

Zittau. Auf seiner heutigen Sitzung soll der Stadtrat erneut über die Zulässigkeit des eingereichten Bürgerbegehrens zur Widmung des Marktes als Fußgängerzone entscheiden. In der ersten Abstimmung ist das Bürgerbegehren mit knapper Mehrheit abgelehnt worden. Der 17. Januar 2016 ist als Termin zur Durchführung des Bürgerbegehrens vorgesehen. Auch die Neufassung der Benutzungs- und Entgeltordnung für die städtischen Sportstätten und ein Beschluss zum Ankauf der Mandaukaserne stehen auf der Tagesordnung. Der Stadtrat soll außerdem über einen Antrag auf Erhöhung der Förderung der Modernisierung und Instandsetzung des Wohn- und Geschäftshauses Markt 7 entscheiden. Nach Angaben des Bauherrn haben sich die Baukosten von ursprünglich geplanten 1,85 Millionen auf 2,6 Millionen Euro erhöht, was eine Erhöhung der Bezuschussung erforderlich macht. (mh)

Sächsische Zeitung vom 21.10.2015 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Gegen Abrisspläne der Mandaukaserne

Zittau. Thomas Göttsberger vom Stadtforum Zittau kritisiert in einer Erklärung die Pläne zum möglichen Abriss der Mandaukaserne. Er ist der Auffassung, dass die Bausubstanz im Kern sehr robust ist und mit einer Notsicherung der weitere Verfall gestoppt werden kann.
Göttsberger schlägt vor, haupt- und ehrenamtliche Denkmalschützer der Stadt, den Verein “Freunde der Zittauer Mandau-Kaserne”, alle interessierten Bürger, Vertreter aus dem Stadtrat, der Verwaltung und den Zittauer Oberbürgermeister an einen Tisch zu holen, um gemeinsam die denkmalgeschützte Kaserne am Martin-Wehnert-Platz zu retten.
“Zittau läuft wiederholt Gefahr, mit vorschnellen Abrissabsichten die Botschaft zu verkünden, dass es dieser Stadt an der Wertschätzung des historischen Baukunsterbes und an innovativen Ideen mangelt”, schreibt der Ostritzer. Die Mandaukaserne biete nach seiner Ansicht genügend Raum, um Projekte zu fördern, die zur Profilierung der Kultur- und Sportstadt Zittau benötigt werden.
Das Zittauer Stadtforum ist eine Vereinigung von rund zehn Gleichgesinnten, die sich zum Wächter über die historische Bausubstanz der Stadt berufen fühlen. (mh)

Sächsische Zeitung vom 17.10.2015 Seite 10 / ZIT Zittau Lokales

Zittauer Besonderheiten

Die unendliche Geschichte

Unter einer dicken Überschrift hat es am 1. September 2011 in der Sächsischen Zeitung gestanden: Bis Herbst 2013, so war dort zu lesen, solle die Passage mit 20 Läden eröffnen und dann 200 Mitarbeitern Arbeit bieten. Wer sich die Fläche an der Albertstraße/Neustadt ansieht, erkennt, dass daraus bisher nichts geworden ist.
An mangelndem Engagement seitens der Stadtverwaltung liegt das aber nicht. Bereits 1994 stand das Thema in Zittau auf der Tagesordnung. Damals sollte dafür der ehemalige Praktikus auf dem Markt umgebaut werden. Auf einer Fläche von 300 Quadratmetern öffnet dort im September sogar ein Mini-Kaufhaus, schreibt die SZ. Das hält sich nicht und drei Jahre später ist das Projekt endgültig gestorben. Um diese Zeit kommt das Salzhaus ins Gespräch, aber Studenten des Fachbereichs Bauwesen der Hochschule Zittau/Görlitz weisen nach, dass es als reines Kaufhaus nicht geeignet ist. Doch erstmals gibt es Pläne für die Freifläche Albertstraße/Neustadt. Dafür findet sich noch kein Investor. Der kommt 1999 in Gestalt der Firma Feulner. Der Stadtrat gibt grünes Licht, obwohl die Innenstadthändler dagegen sind. 2004 werden diese Pläne aufgegeben, weil sich keine Mieter finden.

Im selben Jahr bekommt Bernd Lemensieck, ein Investor aus Leipzig, den Zuschlag für die Errichtung eines Shoppingcenters. Acht Monate später teilt auch er mit, nicht genügend Mieter zu finden und zieht sich zurück.
2007 gibt es einen neuen Investor. Für die Wellcome Projekt GmbH wird an der Freifläche ein Baustellenschild aufgestellt. Das steht dort vier Jahre und wird dann abgesägt. Dass es außerhalb des Ringes zu einem Kaufhausbau oder etwas Ähnlichem kommt, verhindert seit 2008 das Einzelhandelskonzept der Stadt. Das beerdigt endgültig die ganz alte Idee, eventuell die Mandaukaserne als Kaufhaus zu nutzen.

Doch für die Fläche schräg gegenüber dem Salzhaus findet sich mit der AVW Immobilien AG ein weiterer Investor. Von ihm wünschen sich die Bürger vor allem einen Lebensmittelmarkt. Der soll garantiert einziehen und auch für die anderen Flächen sind laut AVW schon Mieter gefunden. Erstmals ist von der Einbeziehung der Albertstraße die Rede. Sie soll überdacht und Teil des Fachmarktzentrums werden. In den nächsten Jahren wird um das Aussehen des Centers gerungen. Es gibt sehr viel Kritik von den Bürgern, vor allem an der Fassadengestaltung. 2014 legt die AVW neue Pläne vor. Das Center ist jetzt von über 9 000 Quadratmetern auf rund 3 000 geschrumpft, was mit hohen städtebaulichen und denkmalpflegerischen Auflagen begründet wird.

Bei den Verhandlungen mit den zukünftigen Mietern zeigt besonders die Firma Rossmann großes Interesse. Sie wird vom potenziellen Mieter zum möglichen Bauherrn. Am 25. Juli dieses Jahres schließlich titelt die SZ: “Rossmann darf Center übernehmen”. Es bleibt abzuwarten, ob dieser sechste Investor Erfolg hat.
Bildunterschrift:

So sah einer von inzwischen unzähligen Entwürfen für ein in Zittau geplantes Einkaufscenter aus. Grafik: Stadtverwaltung

Von Elke Schmidt

Sächsische Zeitung vom 16.10.2015 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Zittau

Zittau prüft Abriss von Mandaukaserne

Zittau. Die Stadtverwaltung Zittau hat erstmals öffentlich bestätigt, dass sie den Abriss der Mandaukaserne ins Auge gefasst hat. “Wir prüfen alle Optionen”, sagte Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM) der SZ. “Dazu gehört natürlich der Abriss.” Eine ernsthafte andere Option ist derzeit aber gar nicht abzusehen.
Bevor als letzte Instanz der Stadtrat grünes Licht für oder gegen den Abriss geben kann, muss die Verwaltung unter anderem klären, unter welchen Bedingungen sie das Gebäude kaufen kann und wie teuer der Abriss wird. Der Denkmalschutz hat dem Rückbau laut Zenker bereits zugestimmt.

Die Mandaukaserne ist marode und steht seit knapp 20 Jahren leer. Weil der Zustand immer schlimmer wird, hat die Verwaltung erst vor Kurzem die Sicherheitszone um das Gebäude erweitert. (SZ/tm)
Bericht – Seite 9

Sächsische Zeitung vom 16.10.2015 Seite 9 / ZIT Zittau Lokales

Bis Jahresende fällt die Entscheidung über die Zukunft der Mandaukaserne

Im Dunkeln sieht sie immer noch majestätisch aus. Bei Licht betrachtet sind die leeren Fensterhöhlen, die Risse im Mauerwerk und der bröckelnde Putz aber nicht mehr zu übersehen. Die von dem maroden Gebäude ausgehende Gefahr wird immer größer. “Wir müssen handeln”, sagt Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM).
Gehandelt hat die Stadt auch schon in den Jahren zuvor. Weil der private Eigentümer bis auf den Versuch des Verkaufs nichts unternimmt, ließ die Verwaltung vor knapp zwei Jahren die Kaserne mit einem Bauzaun absperren. Sie ist laut Gesetz für die Sicherheit im öffentlichen Raum verantwortlich. Erst vor wenigen Wochen hat sie die Sicherheitszone ausweiten lassen, weil jetzt laut der städtischen Bauaufsicht vom vorderen Süd-Eckturm sogar große Steine in Richtung Südstraße, Fußweg und Kraftverkehr zu fallen drohen. Viel mehr kann die Verwaltung nicht machen, solange sie nicht Eigentümer ist. Sie könnte zwar die absturzgefährdeten Teile entfernen lassen. Damit würde die Mandaukaserne aber zu einer echten Ruine, so Zenker. Da zudem nicht klar ist, ob der Eigentümer die Rechnung begleicht, droht der Stadt ein noch größeres Haushaltsloch, als sie ohnehin schon hat.

Um nicht mehr machtlos zusehen zu müssen, will sie nun Herr des Verfahrens werden, die Mandaukaserne kaufen und über deren Zukunft selbst bestimmen. “Wir prüfen alle Optionen”, sagt Zenker. “Dazu gehört natürlich auch der Abriss.” Die andere Option wäre die Sanierung und Nutzung. Allerdings räumt der OB auf Nachfrage ein, dass es derzeit keine wirklich tragfähige Idee dafür gibt. Auch alle bisherigen Ankündigungen von angeblichen Investoren haben sich in Luft aufgelöst. So sollte die Mandaukaserne unter anderem zu einer Gehörlosenschule von europäischem Rang, einem Einkaufscenter und einer Seniorenresidenz umgestaltet werden. Der im Internet kursierenden Idee, die Mandaukaserne als Asylbewerberheim zu nutzen, erteilt der OB eine klare Absage. “Das ist absurder Irrsinn”, sagt das Stadtoberhaupt, das sich sonst für eine Willkommenskultur ausspricht und dem Landkreis bei der Unterbringung von Asylbewerbern von sich aus hilft. Zum einen würde dafür niemand die etwa 20 Millionen Euro Sanierungskosten aufbringen. Zum anderen wäre es den Zittauern wohl kaum zu vermitteln, dass an zentraler Stelle in ihrer Stadt bis zu 1 000 Asylbewerber in einem Riesen-Heim untergebracht werden sollen.

So ist der bereits 2009 von der Verwaltung ins Auge gefasste Abriss derzeit wieder die wahrscheinlichste Lösung. Allerdings ist jetzt schon klar, dass die damals veranschlagten 800 000 Euro bei Weitem nicht ausreichen werden. Inzwischen haben sich die Gesetze verändert, ist die Kaserne so verfallen, dass der Bagger nur noch aus großem Abstand zugreifen darf, sind die Baupreise insgesamt gestiegen …

Wie hoch die Kosten genau sind, lässt die Verwaltung derzeit prüfen. Außerdem sind noch viele andere Dinge zu klären. So muss die Stadt zum Beispiel Kaufpreis und -modalitäten verhandeln. Vom Kauf hängt auch ab, ob die Stadt Fördermittel für den Abriss bekommt. 90 Prozent sind ihr schon in Aussicht gestellt worden. “Erst dadurch wäre es für Zittau überhaupt möglich und leistbar”, sagt Zenker. Er will aber noch mehr. Weil der Freistaat das Gebäude Ende der 90er Jahre nicht wie gewünscht an Zittau übereignet, sondern an den Meistbietenden versteigert hat, gibt Zenker Sachsen eine Mitschuld an der Misere. Derzeit laufen Gespräche, ob “der Freistaat uns noch weiter entgegenkommt”, so Zenker. Dem Abriss bereits zugestimmt hat seinen Angaben zufolge der Denkmalschutz. So nach dem Motto: In Zittau gibt es so viele Denkmalschutz-Baustellen, dass man sich lieber von einer großen als von den vielen kleinen in der Innenstadt trennt. Zenker persönlich würde der Abriss schmerzen. Er sieht aber auch einen positiven Aspekt: Nicht weit von der Innenstadt, in der Nähe der Grenze zu Polen und Tschechien, an einer Staatsstraße und in einem für Gewerbe geeigneten Gebiet könnte ein Filet-Grundstück für ansiedlungswillige Firmen entstehen. Zittau hat für solche Unternehmen derzeit zu wenig Platz. Hinter verschlossenen Türen haben die Beratungen der Stadtrats-Ausschüsse über die beiden Optionen zur Zukunft der Mandaukaserne bereits begonnen. Erst gestern Abend beschäftigte sich der Technische und Vergabeausschuss mit dem Thema. Wann der Stadtrat den Daumen endgültig hebt oder senkt hängt davon ab, wie schnell die Verwaltung alle offenen Fragen klären kann. “Mit Sicherheit wissen wir am Jahresende, was mit der Mandaukaserne wird”, kündigt Zenker an. Bildunterschrift:

Nachts und von Weitem ist kaum zu erahnen, wie verfallen die Mandaukaserne schon ist. Nun droht der Abriss. Archivfoto: Thomas Eichler

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 16.10.2015 Seite 10 / ZIT Zittau Lokales

Ein Hoch auf die “Lebenshilfe”

Seit 25 Jahren ist der Verein “Lebenshilfe Zittau” Ansprechpartner für behinderte, ältere, kranke oder pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige. Er unterstützt und begleitet sie und bietet Hilfe bei der Pflege an. In dieser Zeit ist der Verein immer mehr gewachsen, hat neue Mitglieder bekommen und vielfältige Aufgaben übernommen.
Johannes Neumann und seine Frau waren von Anfang dabei. Ihre Tochter ist eins der Kinder, das von Anfang an besonderer Fürsorge bedarf. Die Betreuung für geistig behinderte Kinder war in Zittau schon zu DDR-Zeiten möglich, erinnert sich ihr Vater. In der Rehabilitationspädagogischen Einrichtung auf der Goethestraße seien sie sehr gut aufgehoben gewesen. Aber sie als Eltern hätten kaum Verbündete oder Unterstützung gehabt. Auch untereinander gab es so gut wie keine Kontakte, was sich erst mit der Wende änderte. Damals begannen sie, sich regelmäßig zu treffen, um sich auszutauschen. Diese Gespräche halfen ihnen sehr. Es habe allen gut getan, weil sie merkten, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind. Um noch mehr Eltern zu erreichen, gründeten sie im September 1990 den “Verband Eltern und Freunde geistig Behinderter – Lebenshilfe Kreisverband Zittau”. Zunächst trafen sie sich in privaten Wohnungen, später hatten sie ein Büro in der Mandaukaserne und ein Betreuungszimmer für behinderte Kinder. Dort konnten die Eltern ihre Kinder hinbringen, wenn sie arbeiten waren oder Behördengänge erledigen wollten.

Der Verein ist eine Initiative der Eltern geblieben, aber Stück für Stück gewachsen. Inzwischen heißt er “Lebenshilfe Zittau”, hat 120 Mitglieder und beschäftigt 80 Mitarbeiter. Der Verein hat vier große Aufgabenbereiche. Er organisiert das Wohnen im Heim oder mit ambulanter Betreuung, den familienentlastenden Dienst und einen ambulanten Pflegedienst. Dazu kommt die interdisziplinäre Frühförderung für Kinder und eine Beratungsstelle mit Ergotherapie. Bis vor Kurzem betrieb der Verein die Kindertagesstätte “Regenbogenhaus” auf der Weststraße. Die dort betreuten Kinder gehen jetzt in die neue Innenstadt-Kita “Kleine Stadtentdecker”. Von Anfang an war es ein Ziel der Vereinsmitglieder, Kontakte zwischen Eltern, aber auch zwischen den Kindern zu fördern. Wichtig sei ihnen auch, die angebotene Hilfe an den tatsächlichen Bedarf und die Bedürfnisse der Menschen mit Handicap anzupassen, sagt Johannes Neumann.

Als besonders hilfreich wird von den Mitgliedern der familienentlastende Dienst empfunden. Das war eins der ersten und ist bis heute eines der wichtigsten Projekte. Wenn die Eltern für ein paar Tage in den Urlaub fahren wollen oder zum Beispiel ins Krankenhaus müssen, können sie sicher sein, dass ihr Kind zuverlässig in seinem gewohnten Zuhause betreut wird. So können sie sich erholen, ohne Sorgen haben zu müssen und Kraft tanken für den Alltag.
Bildunterschrift:
Der Chef des Jonsdorfer Schmetterlinghauses, Friedjof Helle, führte jetzt die beiden Betreuerinnen Birgit Gebauer (links) und Kerstin Arnhold mit ihren insgesamt neun Schützlingen fach- und sachkundig durch das Schmetterlingshaus. Foto: Thomas Eichler

Elke Schmidt

Sächsische Zeitung vom 09.10.2015 Seite 11 / ZIT Zittau Lokales

Man hätte so vieles aus der Kaserne machen können…

Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker hat auf die Veröffentlichung von internen Plänen der Stadtverwaltung durch ein Mitglied des Vereins “Freunde der Mandaukaserne” bei Facebook reagiert: “Wir wissen um die historische und städtebauliche Bedeutung der Mandaukaserne, müssen uns aber auch den Realitäten stellen”, sagte Zenker. Derzeit werden der Ankauf der Immobilie und die weitere Verfahrensweise geprüft. Wer genau hinhört, ist sich aber sicher: Die Zeichen stehen auf Abriss. Das haben auch die Nutzer der SZ-Seite auf Facebook erkannt:

Marco Christoph: Fünf Milliarden Euro kostet mittlerweile der BER und für so was ist natürlich nie Geld da, sehr traurig.
Alicia Weichert: Nehmt ruhig das letzte der schönen Dinge aus unserem Zittau. Hauptsache anderswo wird das Geld rausgeschmissen. Man hätte so vieles aus der Kaserne machen können. Aber nein. Wieder alles in Schutt und Asche hauen. Maren Martens: Ich finde es um jedes historische Gebäude schade, welches unwiederbringlich dem Verfall preisgegeben ist. In diesem Fall kommt eigentlich nichts anderes als Abriss mehr in Betracht. Sanieren wäre teurer als neu bauen.

Maik Lehmann Hier könnte der Staat auch mal sanieren… Sonst werden doch auch die Milliarden nur so rausgehämmert, ohne im Vorfeld auch nur ansatzweise darüber nachzudenken… Ach, ich vergaß, es entsteht ja kein persönlicher oder beruflicher Nutzen daraus.
Blacky Smoke: Man hätte schon in den 90er Jahren das Landratsamt und andere staatliche Institutionen dort unterbringen müssen. Nun ist es zu spät. Das Gebäude ist marode, viel zu groß für eine sinnvolle Weiternutzung. Kein Investor der Welt wird dort Geld reinstecken. Es gibt keine andere sinnvolle Lösung als den Abriss.

Claudia Oster: Sehr schade, denn das Gebäude ist einfach etwas Besonderes. Was ist eigentlich aus dem Käufer und dessen Plänen geworden? Wieso nicht sanieren und dort eine Art Einkaufspassage draus machen?
Uwe Wiedemann: Da ist nix mehr mit sanieren.
Gert Grocke: Es hängt immer von der die Entscheidung treffenden Person ab, ob sich ein Weg findet oder nicht. Anscheinend haben viele Zittauer die falsche Person gewählt. Wenn man ein Gebäude 25 Jahre, ohne jeglicher Sicherung dem Wetter aussetzt, dann muss das zu diesem Ergebnis führen.

Hanne Nikolausi: Schade, das ist ein sehr schönes Objekt.
Heiko Weidlich: Es lohnt sich bald nicht mehr, nach Zittau zu fahren. Alles was nach etwas aussieht, wird abgerissen. Andy Kluge: War doch abzusehen…
Wolfgang Domeyer: Ortsbildprägende Gebäude müssen erhalten bleiben!
Diana Richter: Hat sich doch keiner mehr drum gekümmert. Jetzt wo sie bald von alleine einstürzt. fängt man an zu diskutieren. Schade drum.
Thomas Göttsberger: Wie viele historische Gebäude will Zittau denn eigentlich noch verlieren?
Marco Scholze: Gute Frage. Und wieder ein Wahrzeichen weniger.

Sächsische Zeitung vom 06.10.2015 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Nachrichten

Mandaukaserne auf Agenda
Zittau. Der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Stadtrates wird während seiner Sitzung am Donnerstag über die Pläne der Verwaltung, die Mandaukaserne zu kaufen, beraten. Der Tagesordnungspunkt ist laut Stadt nicht öffentlich. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 05.10.2015 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Zittauer Stadtverwaltung will Mandaukaserne kaufen

Zittau. Nach einer Veröffentlichung im Internet über angebliche Abrisspläne der Zittauer Stadtverwaltung für die Mandaukaserne ist Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM) in die Offensive gegangen. “Wir wissen um die historische und städtebauliche Bedeutung der Mandaukaserne, müssen uns aber auch den Realitäten stellen”, teilte er am Freitag mit. “Wir prüfen daher aktuell den Ankauf der Immobilie und die weitere Verfahrensweise. Dazu stehen noch etliche Gespräche mit Trägern öffentlicher Belange und nicht zuletzt die politische Diskussion im Stadtrat aus.”
Damit scheint ein Abriss durch die Stadt tatsächlich nicht mehr ausgeschlossen. In der Internet-Veröffentlichung hatte es geheißen, dass die Stadt die Kaserne zum Zweck des Abrisses kaufen will. Angeblich sollen für den Rückbau bereits insgesamt 1,65 Millionen Euro vorgesehen sein. Einen Großteil der Kosten will die Stadt demnach aus Fördermitteln bestreiten. 2017 soll das Gebäude gefallen sein. Zu diesen Angaben wollte sich Zenker auf SZ-Anfrage mit dem Verweis auf ausstehende Gespräche vorerst nicht äußern.
Die ab 1868 errichtete Mandaukaserne steht seit etwa zwei Jahrzehnten leer und verfällt. Nach Angaben der Stadtverwaltung war sie vom Freistaat in Privathand verkauft worden. Mehrere Entwicklungsversuche schlugen fehl. So sollten unter anderem eine Senioren-Residenz und eine Gehörlosen-Schule von europäischem Rang darin entstehen. Erst vor zwei Wochen war die Sicherheitszone vergrößert worden, weil große Steine von einem der Ecktürme zu fallen drohen.

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 23.09.2015 Seite 16 / LOE Löbau Lokales

Die Gefahr wird größer

Die Zittauer Mandaukaserne bröckelt offenbar immer stärker: Die Bauaufsicht der Stadt hat jetzt nach einer Begehung verfügt, dass die Sicherheitszone um den einstigen Militär-Prachtbau deutlich vergrößert werden muss. Nach Angaben von Rathaussprecher Kai Grebasch ist festgestellt worden, dass vor allem von dem auf der Seite des Kraftverkehrs stehenden Eckturm eine größere Gefahr ausgeht. Es drohen große, schwere Mauersteine, vor allem aus der Krone des Turms, abzustürzen, sagte Rathaussprecher Kai Grebasch der SZ.

Nicht auszudenken, was passiert, wenn so ein Brocken in die Busse auf dem Gelände des Kraftverkehrs einschlägt. Oder dessen einzige Zufahrt verschließt und damit zumindest kurzfristig große Teile des Busverkehrs in und um Zittau lahmlegt. Oder sogar auf Passanten fällt. Erst im August waren in Pirna Teile eines maroden Hauses abgestürzt und hatten eine Frau erschlagen.

Deshalb hat die Verwaltung nun kurzfristig reagiert, gestern “den Absperrzaun vor der Mandaukaserne versetzen lassen und damit den Sicherheitsbereich um den Südturm des Gebäudes vergrößert”, wie Grebasch mitteilte. “Der Bauzaun ist rund 20 Meter in Richtung Kreuzung vorgezogen worden.” Dadurch kommt es auch zu Verkehrseinschränkungen auf der Südstraße. Die Fußgänger müssen jetzt auf einem abgesperrten Teil der Straße laufen, die Autos sich die restlichen Spuren teilen.

Die ursprüngliche Sperrung ist inzwischen fast zwei Jahre her. Im November 2013 wurde der Bauzaun aufgestellt, seit- dem ist der Fußweg durch die Grünfläche, direkt vor dem Gebäude nicht mehr nutzbar. Die Bauaufsichtsbehörde der Stadt hatte auch das angeordnet. Grund waren herabfallende Dachziegeln. Zudem sollte Unbefugten der Zutritt erschwert werden. Wie Bilder im sozialen Netzwerk Facebook zeigen, ist das nicht gelungen. Dort waren in der Kaserne spielende Kinder zu sehen. Dabei ist das Betreten des rund 150 Jahre alten Gebäudes inzwischen lebensgefährlich. Bereits vor Jahren sind erste Decken eingestürzt. In einigen Räumen stehen Bäume, die bereits in die nächsthöhere Etage wachsen. Das Dach ist an vielen Stellen offen, viele Fenster zerborsten, erste Löcher im Mauerwerk sichtbar.

Wie es nun weitergeht, hängt in erster Linie vom Eigentümer ab. Wie Dieter K. Burkart der SZ bestätigte, ist der Verkauf an einen Augsburger endgültig gescheitert. “Er ist seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachgekommen”, sagte Burkart, der sich für den ehemaligen Eigentümer um den Verkauf bemüht hat. Der Kaufpreis sei nicht geflossen. Der bei einer Auktion zustande gekommene Verkauf ist rückabgewickelt worden. Der Augsburger wollte die ehemalige Kaserne sanieren und Läden, Praxen sowie Wohnungen, vor allem für Senioren, einbauen. Dieser Traum ist damit genauso geplatzt wie der eines Vorgängers, der das riesige Gebäude zu einer Gehörlosenschule von internationalem Rang ausbauen wollte.

Burkart stimmt sich nun mit der Stadtverwaltung über die nächsten Schritte ab. Vor wenigen Tagen war er bei Oberbürgermeister Thomas Zenker. Dazu, wie die nächsten Schritte aussehen könnten, wollte er sich aber noch nicht äußern. Es sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte er. Zunächst sollten in den kommenden zwei Wochen Informationen und Unterlagen ausgetauscht werden.
Mit dem Bau der Mandaukaserne für 1 200 Soldaten war 1868 begonnen worden. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg endete die militärische Nutzung. Zu DDR-Zeiten waren in dem Gebäude mit rund 7 000 Quadratmetern Nutzfläche Wohnungen und der Sitz der Kommunalen Wohnungsverwaltung untergebracht.
Bildunterschrift:
Radler, Fußgänger und Autos teilen sich die Südstraße, weil die Sperrzone um die Mandaukaserne ausgedehnt wurde. Foto: Rafael Sampedro

von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 19.09.2015 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Zittau

Größere Sperrzone um Mandaukaserne

Zittau. Die Stadtverwaltung hat die Sicherheitszone um die Mandaukaserne gestern deutlich ausgedehnt. Die bereits stehenden Bauzäune wurden 20 Meter vom Gebäude weggerückt. Angewiesen hatte das die Bauaufsicht wegen eines maroden Eckturms.
Die Mandaukaserne steht seit rund 20 Jahren leer und verfällt. Ihr Zustand hat sich in den letzten Jahren zusehends verschlechtert: Decken sind durchgebrochen, das Dach ist offen, Ziegel fallen herunter, der Putz bröckelt, und nun drohen auch noch große Mauersteine herabzufallen.

Inzwischen ist auch klar, dass die Stadtverwaltung über die Kosten wieder mit dem alten Besitzer verhandeln muss: Der Verkauf an einen Augsburger ist gescheitert, weil er nicht gezahlt hat. Die Mandaukaserne fiel somit an den bisherigen Eigner zurück. (SZ/tm)
Bericht – Seite 17

Sächsische Zeitung vom 22.08.2015 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Zittauer Besonderheiten

Eine Brücke für alle

Zittau. Zittauer kennen das: Man steht auf der Südstraße am Andreaskreuz und sieht die Warnsignale, da nähert sich schnaufend die Kleinbahn. Während sie die Prinz-Friedrich-Albert-Brücke überquert, stehen im offenen Wagen gut gelaunte Ausflügler und winken. Für uns ein alltägliches Bild, aber das ist dieses Szenario nicht. “Sicher wird auch anderswo in Deutschland eine Brücke von Fußgängern, Kraftfahrern und Eisenbahn gemeinsam genutzt”, sagt Ulrich Sauer, Betriebsleiter der Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahngesellschaft (Soeg). “Aber da handelt es sich immer um einen Parallelverlauf von Fahrbahn und Gleisanlagen.” Eine echte Zittauer Besonderheit also. Wie kam es zu ihrem Bau?
Die Quellen sind dürftig. Das bestätigt auch Ulrich Sauer. “Bis in die 1970er Jahre wurden die Unterlagen der Bahn als ,Vertrauliche Verschlusssache’ behandelt”, berichtet er. “Deshalb ist sehr wenig Literatur vorhanden.” Die Ursache ist wohl in der Regulierung der Mandau zu suchen. Immer wieder machte das Hochwasser den Anliegern zu schaffen. Besonders arg war es 1880 und 1887. Diese Gefahr sollte zumindest teilweise eingedämmt werden. So begann man im April 1895, ein völlig neues, 40 Meter breites und 5,15 Meter tiefes Hochflussbett nebst entsprechender Dämme zu schaffen. Da die Arbeiten zwei Jahre andauerten, hatte man bereits 1890 eine provisorische Trasse nahe der Mandaukaserne angelegt und eine Holzbrücke errichtet. Über diese dampfte nun die Kleinbahn – wie im Wilden Westen – sieben Jahre.
Der erste Zug fuhr am 30. September 1897 über die neue Prinz-Friedrich-Albert-Brücke. Das eigentlich Besondere daran ist die ungewöhnliche technische Lösung: Zwei Pfeiler werden sowohl von der Straße als auch von der Bahn gemeinsam genutzt. Außerdem befindet sich auf der Brücke auch noch der Bahnübergang. Die Bahnbrücke besteht aus drei Teilen, jeweils einem Stahlträgerteil vor und hinter der Straßenbrücke und dieser selbst. Die Gesamtlänge beträgt 42,90 Meter. Leider kam es im Verlauf der Jahre immer wieder zu teilweise folgenschweren Unfällen. Um diese Gefahr zu vermindern wurde 1964 eine Haltelichtanlage installiert. Eine neue Etappe begann mit der Gründung der Soeg durch den Landkreis und Anliegergemeinden am 28. Juli 1994. Diese übernahm schließlich am 1. Dezember 1996 die Betriebsführung der Schmalspurbahn. Seither gehört sie zu den Hauptnutzern. Während des Hochwassers im August 2010 wurde die Prinz-Friedrich-Albert-Brücke durch Treibgut so stark beschädigt, dass sich eine Renovierung des Eisenbahnteils erforderlich machte. Doch der Zahn der Zeit nagt unerbittlich weiter. Nach einer Prüfung wurde die Brücke mit der Note 3,2 als “bedingt verkehrssicher” eingestuft . Während Betongleitwände die Fahrbahn weiter einengen, zusätzliche Warnbaken aufgestellt und die Belastung auf 16 Tonnen begrenzt wurde, passieren aber die Züge der Schmalspurbahn mit ihren bis zu 56 Tonnen schweren Dampfloks die Brücke bislang ungehindert. Doch es ist klar, bedingt durch das Alter und die erheblich gestiegenen Belastungen im Straßenbereich macht sich eine Grundinstandsetzung dringend nötig. Diese ist bereits ins Auge gefasst. (rc)
Bildunterschrift:
Eine historische Aufnahme von der Prinz-Friedrich- Albert-Brücke in der Zittauer Südstraße. Die Brücke ist eine echte Zittauer Besonderheit. Foto: privat

Sächsische Zeitung vom 12.06.2015 Seite 9 / ZIT Zittau Lokales

Mandaukaserne: Kein Brandstifter gefunden

Zittau. Die Polizei hat die Ermittlungen zum Brand des Nebengebäudes der Mandaukaserne im Herbst 2014 eingestellt. “Ein Tatverdächtiger konnte auch aufgrund fehlender Zeugenhinweise nicht ermittelt werden”, teilte Sprecher Thomas Knaup mit. Noch liegt das Verfahren aber ohne Entscheidung bei der Staatsanwaltschaft Görlitz. Sie wird in den nächsten Wochen entscheiden, ob es ganz eingestellt wird oder weitere Ermittlungen aufgenommen werden. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 22.05.2015 Seite 7 / ZIT Zittau Lokales

Mandaukaserne noch nicht verkauft

Zittau. Vor neun Monaten hat Karl Stocker die Mandaukaserne ersteigert. Der in Augsburg geborene Bauunternehmer lebt in Chemnitz. Gegen eine Zahlung von 19 750 Euro stimmte die Stadt damals zu, die zu Buche stehenden 27 341 Euro Grundschuld aus dem Grundbuch streichen zu lassen, um das Gebäude so lastenfrei an den neuen Eigentümer übergeben zu können.

“Der nach der Grundstücksauktion geschlossene Kaufvertrag ist unseres Wissens bisher nicht vollzogen”, erklärte Stadtsprecher Kai Grebasch gestern auf Anfrage der SZ. Der Verfall des einsturzgefährdeten Gebäudes geht indes weiter. Die Bauaufsicht forderte den Eigentümer auf, einen Standsicherheitsnachweis beizubringen. Auch der sei bislang nicht eingegangen, so Grebasch.
Im November hatte Stocker in der SZ seine Vorstellungen zur Nutzung der beiden Gebäude vorgestellt. Er plane eine Senioren-Wohnanlage mit Berufsschule zur Ausbildung von Pflegekräften und wollte in den Erdgeschossen Dienstleister, Praxen und Büros ansiedeln. Trotz mehrmaliger Anfragen war der Unternehmer für die SZ nicht erreichbar. (mh)

Sächsische Zeitung vom 19.01.2015 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Nachrichten

Mandaukasernenbrand ungeklärt
Zittau. Auch vier Monate nach dem Brand des Nebengebäudes der Mandaukaserne sind die Verursacher noch nicht gefasst. “Jedoch steht die Auswertung der am Tatort gesicherten Spuren noch aus”, teilte die Polizei auf Anfrage mit. “Hier erhoffen sich die Ermittler neue Ansätze.” (SZ/tm)

2014

Sächsische Zeitung vom 10.12.2014 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Ermittlungen zu Mandaukaserne dauern an

Zittau. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei zum Brand am Gebäude hinter der Zittauer Mandaukaserne dauern an. Das erklärte die Polizeidirektion Görlitz gestern auf Anfrage der SZ. Die Kripo geht weiterhin von einer Brandstiftung aus. Der Brand am 17. September hatte für großes Aufsehen gesorgt. 70 Kameraden der freiwilligen Feuerwehren aus Zittau und der umliegenden Gemeinden kämpften stundenlang gegen die meterhohen Flammen.

Die Löscharbeiten sind durch Unmengen von Müll, die im Inneren des heruntergekommen Gebäudes lagerten, erschwert worden. Viele Jahre lang lebte in dem leer stehenden Haus ein Mann, der inzwischen krankheitsbedingt in einer geschlossenen Wohngruppe untergebracht ist.
Der Dachstuhl brannte bei dem Feuer nieder. Haus und Grundstück gehören seit einigen Monaten einem Chemnitzer Bauunternehmer, der das abgebrannte Haus und die einsturzgefährdete Kaserne wieder aufbauen will. (mh)

Sächsische Zeitung vom 05.12.2014 Seite 7 / ZIT Zittau Lokales

Einnahmequelle Seniorenbetreuung

Es ist die neueste Idee zum Thema Seniorenpflege in der Region – und eine, die im ersten Moment ziemlich verrückt klingt. Ein Investor will aus der Zittauer Mandaukaserne eine Seniorenwohnanlage machen. Das sind zumindest die ersten, Vorstellungen des Bauunternehmers Karl Stocker aus Chemnitz. Außerdem sollen Pflegekräfte hier in einer eigenen Berufsschule ausgebildet werden. Wie Stocker sehen viele den Sektor Seniorenbetreuung als Einnahmequelle. In den vergangenen Jahren sind viele neue Einrichtungen entstanden: stationäre Heime, Betreutes Wohnen, Tagespflegestationen. Die Entwicklung gibt den Investoren Recht. In der Region leben immer mehr Ältere. Das statistische Landesamt belegt: Bis zum Jahr 2025 wird der Anteil der über 65-Jährigen im Landkreis von jetzt 28 auf über 35 Prozent ansteigen. Die Pflegekasse Barmer hat ermittelt, dass die Zahl der Pflegebedürftigen im Kreis Görlitz in der Zeit von 2009 bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent ansteigt. Als Konkurrenz sehen sich die Einrichtungen untereinander daher nicht. Dafür gebe es zu viele verschiedene Konzepte für unterschiedliche Bedürfnisse und Lebensformen, sagt zum Beispiel Rainer Scholze, Chef des ASB Löbau. Die Betreiber der Einrichtungen sehen in Zukunft hingegen ganz andere Probleme auf sich zukommen.

Bevö lkerungsstruktur: Bedarf
wird bestehen bleiben
Die Statistik bestätigt, dass die Nachfrage nach Betreuungsangeboten für Senioren auch in den nächsten Jahren nicht zurückgehen wird. Auch Stephan Kothe, Regionalleiter der Organisation “Dienste für Menschen”, ist überzeugt: “Bedarf an stationärer Betreuung wird es immer geben.” Seine Organisation betreibt mittlerweile vier Heime in Ebersbach-Neugersdorf, Seifhennersdorf und Löbau. Das jüngste in Löbau eröffnete vor knapp einem Jahr. Die Leute werden immer älter -auch, weil Krankheiten besser behandelt werden können, sagt Kothe. Die Nachfrage gibt ihm Recht. Die Einrichtungen sind voll, viele führen Wartelisten. Insgesamt gibt es im Bereich Löbau-Zittau 37 Einrichtungen, mit insgesamt 1984 Plätze zur vollstationären Pflege und 16 Tagespflegeeinrichtungen mit 225 Plätzen für teilstationäre Pflege, Tages- und Nachtpflege.
Betreutes Wohnen : Diese Wohnform wird immer beliebter
Einige Gemeinden ergreifen sogar selbst die Initiative, wenn sie keinen Investor finden. So hat es Leutersdorf gemacht. Die Gemeinde baute ein neues Heim. Der ASB ist Mieter. Hier leben die Senioren in kleinen Wohngemeinschaften. So etwas habe es in der Umgebung noch nicht gegeben, sagt ASB-Chef Rainer Scholze. Andere wollen seniorengerechte Wohnungen, in denen die Menschen allein leben, bei Bedarf aber Hilfe in Anspruch nehmen können. Diese Wohnform wird immer beliebter. Barrierefreier Wohnraum fehlt jedoch, weiß Stephan Kothe von “Dienste für Menschen”. In seinem Wohnort Seifhennersdorf will darum jetzt die Stadt selbst eine Anlage für Betreutes Wohnen bauen. Nachdem Investoren abgesprungen sind, lässt sie nun eine Machbarkeitsstudie erstellen. Eine erste Bedarfsanalyse habe ergeben, dass sich das durchaus lohnen würde, so der Planer.
Pflegeheime: Personal und Kosten werden zum Problem
An der Auslastung werden Seniorenheime auch in Zukunft nicht scheitern. Ein Problem sehen die Betreiber vielmehr darin, arbeitswillige Fachkräfte zu finden. Stephan Kothe sieht auch die Kosten künftig als Knackpunkt. “Die Frage ist, wer sich stationäre Pflege noch leisten kann.” Nachfolgende Generationen hätten geringere Einkommen, als die Senioren von heute. Bisher können sich ein Fünftel der Bewohner in seinen Heimen den Eigenanteil nicht selbst leisten. Sie müssen mit Sozialhilfe aufstocken. Dieser Anteil werde sich steigern, denn die Kosten in den Heimen würden immer höher. Die Löhne steigen, aber auch Betriebskosten. Das schlägt sich in den Beiträgen für Bewohner nieder.
Kostenproblem: Gesetzgeber bessert mit neuen Bestimmungen nach
Um Pflegebedürftige und deren Angehörige finanziell mehr zu entlasten, will der Gesetzgeber in den nächsten Jahren nachbessern, erklärt Claudia Szymula, Pressesprercherin der Barmer Sachsen. Der erste Teil des so genannten Pflegestärkungsgesetzes tritt ab Januar in Kraft. Dieses Gesetz hat das Gesundheitsministerium verabschiedet. Ab 2015 zahlen demnach die Pflegekassen höhere Zuschüsse. So erhält ein Betroffener mit Pflegestufe I dann als Pflegeheim-Zuschuss 1064 Euro pro Monat statt bisher 1023. Bei Pflegestufe III sind es 1612 Euro, bisher 1550 Euro. Aber auch die Anzahl der zusätzlichen Betreuungskräfte in den stationären Pflegeeinrichtungen soll künftig erhöht werden.
Neue Ideen: Alternative Konzepte
sind im Trend
Der Trend gehe außerdem dahin, dass immer mehr Menschen erst spät in eine stationäre Einrichtung kommen, hat Stephan Kothe beobachtet. Die meisten wollen so lange wie möglich unabhängig leben oder werden zu Hause gepflegt. Das macht sich die Tagespflege zunutze, die es immer häufiger gibt. Eine neue soll zum Beispiel bald in Ebersbach eröffnen. Hier werden Senioren tagsüber betreut und gehen abends wieder nach Hause. Dieser Trend erfordert aber auch passende Wohnformen. Karl Stocker mit seinen Plänen für die Mandaukaserne und andere Investoren wollen in Zukunft diese Lücke füllen. Auf ein Wort
Bildunterschrift:
Das gemeinsame Kochen gehört im ASB-Pflegeheim in Leutersdorf zum Alltag dazu, auch die Heimbewohner machen begeistert mit, wie hier Hedwig Hoferichter (rechts) mit Karin Scholze vom Pflegeheim. Das gehört zum Konzept des ASB. In der Region gibt es zahlreiche Heime mit verschiedenen Konzepten. Und weitere neue sollen entstehen. Foto: Rafael Sampedro

Sächsische Zeitung vom 14.11.2014 Seite 11 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

“Na hoffentlich nimmt da jemand den Mund nicht zu voll”

Einen neuen Anlauf gibt es für die Zittauer Mandaukaserne. Karl Stocker, ein in Augsburg geborener Bauunternehmer aus Chemnitz, hat große Pläne für das Haus. Wohnungen für Senioren, eine Berufsschule für in- und ausländische Pflegekräfte mit Wohnheim und Gewerbemieter gehören dazu. Bis Ostern sollen Nutzungskonzept und die Finanzierung stehen. Was die Zittauer darüber denken, schreiben sie auf der Facebook-Seite der SZ Zittau:

Jens En: “Find ich klasse. Besser als wenn die Bude verfällt.”
Oliver Kurzweg: “Glaube nicht wirklich dran. Das Gebäude hat gefühlt unzählige Male den Besitzer für symbolische Beträge gewechselt. Dieses Mal ist das Interessante, dass tatsächlich ein halbwegs ernst zu nehmender Betrag dafür gezahlt wurde. Sehe das mit der Mandaukaserne pragmatisch und votiere im Falle eines weiteren Flops für den Abriss.”
Andy Kluge: “Hatten nicht schon viele Käufer was mit der Kaserne vor? Ich glaubs erst wenn ichs sehe.”
Sabine Fiedler: “Das wäre toll. Es wäre Schade um solch ein schönes Bauwerk.”
Franky B. BlueEyes: “Bleibt nur zu hoffen, dass diesmal wirklich was passiert. Ich sehe die Kaserne eigentlich als ein Wahrzeichen von Zittau. Seht euch nur unser Rathaus an, wenn die Mandaukaserne genauso glänzen würde, wäre das mal ne echte Attraktion hier.”
Uwe Wiedemann: “Na hoffentlich nimmt da jemand den Mund nicht zu voll. Zu hoffen wäre es, dass das Gebäude erhalten bliebe. Aber ich glaube es erst, wenn es fertig ist.”
Katja Böhme: “Endlich! Ich möchte die Mandaukaserne mal renoviert sehen, ist doch so ein schönes Gebäude.”
Markus Glathe: “Das Konzept wird sicher zerquatscht, den spielen die auch noch kaputt.”
Floppy Maik: “Selbst wenn es ein Konzept gibt, wird durch den Stadtrat in Zittau alles kaputt gequatscht. Gewerbemieter gehören dazu, dann bedroht es doch wieder die Geschäfte in der Innenstadt.”
Jan Zimmermann: “Immer diese ewigen Pessimisten und Gegner von Profit. Es wäre ein tausendmal nachhaltigerer Schritt für Zittau als diese sozial und moralisch verwerfliche McDonalds-Immobilie am Stadtrand, die gerade hochgezogen und gefeiert wird! Drücken wir dem Investor die Daumen, damit er die Fehler der Stadtoberen aus der Vergangenheit in Positives umkehren kann! Ick freu mir .”
Debi Jessi Aebi: “Ich finde, man sollte einfach tolle bezahlbare Wohnungen draus machen!! Einfach Schminke drauf und es hat immer noch altbackenes Flair. Würde dann sofort einziehen.”
Vroni Ginger: “Bin auf das Konzept gespannt.”
Jana Schulze: “Ich finde es klasse, hoffe das Beste für ihn und dass er es schafft.”
Ross Killde: “Wäre gut, wenn das Konzept aufgeht.”
Carola Flammiger: “Wir werden’s sehen was passiert.”

Sächsische Zeitung vom 12.11.2014 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Was der Investor mit der Mandaukaserne vorhat

Karl Stocker macht den Eindruck, als wüsste er genau, was er da gekauft hat. Der in Augsburg geborene Bauunternehmer lebt seit vielen Jahren in Chemnitz und hat im August die Mandaukaserne mit dem dazugehörigen 13 243 Quadratmeter großen Grundstück bei einer Auktion in Dresden ersteigert.
Gegen eine Zahlung von 19 750 Euro hat die Stadt zugestimmt, die zu Buche stehenden 27 341,49 Euro Grundschuld aus dem Grundbuch streichen zu lassen und so das Gebäude lastenfrei an den neuen Eigentümer übergeben zu können, erklärt Stadtsprecher Kai Grebasch. Weder der marode Zustand noch die Dimension des architektonischen Ungetüms schreckt den Baufachmann ab. Er habe ein Faible für alte Häuser und betreibe verschiedene Sozialimmobilien – vom Pflegeheim, über Seniorenwohnungen bis zur Kita. Alle Gebäude, die sein Unternehmen – die Bantam GmbH – bisher sanierte, sind denkmalgeschützt, erklärt Stocker.

“Die Mandaukaserne ist eine neue Herausforderung für mich”, sagt der Vater von sechs Kindern. Zwei Söhne arbeiten in der Firma mit, eine Tochter ist Erzieherin, eine Altenpflegerin.
Am Freitag fand das erste Treffen mit der Stadtverwaltung statt, das der Investor als sehr konstruktiv bezeichnet. Im Anschluss besichtigte Stocker gemeinsam mit seinem Anwalt Andreas Gaukler die Brandschäden am Gebäude hinter der Mandaukaserne, das zum Grundstück gehört. Am 17. Oktober ist ein Feuer in dem leer stehenden Haus ausgebrochen und hat den Dachstuhl vernichtet. “Auch dieses Haus lässt sich retten, die Bauweise ist sehr massiv”, so der Geschäftsmann. Dann lässt der 51-Jährige die Katze aus dem Sack: Ein endgültiges Konzept gäbe es noch nicht, aber er habe schon relativ klare Vorstellungen, was die Nutzung des stadtbildprägenden Gebäudes in der Zukunft betreffe. Ihm schwebe eine Senioren-Wohnanlage zum “selbstbestimmten Wohnen” vor – so die neueste politisch-korrekte Bezeichnung für Seniorenwohnungen mit Betreuung, um sich vom Pflegeheim abzugrenzen. Außerdem plane er eine Berufsschule zur Ausbildung von Pflegekräften aus dem In- und Ausland. Die Auszubildenden aus den Nachbarländern könnten auch gleich in den Obergeschossen wohnen, so Stocker. In den Erdgeschossen der beiden Häuser kann sich der Investor zudem die Ansiedlung von Dienstleistern, Praxen und Büros vorstellen, die von den Bewohnern der Wohnanlage nachgefragt werden. Auch einen Kindergarten für die Mitarbeiter der Seniorenanlage kann der Chemnitzer sich gut vorstellen. Stocker hat jedenfalls einschlägige Erfahrungen mit ähnlichen Projekten in Chemnitz und Thalheim. In Chemnitz betreibt Karl Stocker das Seniorenzentrum “Zum Wasserschloss” mit 60 Plätzen und einen Pflegedienst in einer ehemaligen Wattefabrik, die er saniert hat. Eine weitere Seniorenwohnanlage im erzgebirgischen Thalheim wird derzeit modernisiert. Die äußere Instandsetzung ist soweit abgeschlossen, mit dem Innenausbau soll im Frühjahr begonnen werden. Ende 2015 rechnet Stocker mit der Eröffnung der Seniorenanlage “Drei Tannen”, die von der Größe her fast mit der Mandaukaserne vergleichbar ist. Außerdem betreibt die Stocker Jugendstätten gGmbH seit 2002 eine Montessori-Grundschule in Stelzendorf und seit diesem Jahr eine weitere Kindereinrichtung in Neukirchen.

Der Zeitplan für das Zittauer Vorhaben sieht vor, bis Ostern 2015 ein Konzept zu erstellen und die Finanzierung zu klären. Nach Planung und bewilligtem Bauantrag möchte der Bauunternehmer zunächst das Dach erneuern und anschließend, an einem der Flügel beginnend, das Gebäude etappenweise sanieren. Drei bis vier Jahre plane er dafür ein.
Bildunterschrift:

Aus der Mandaukaserne könnte ein Seniorenzentrum im weitesten Sinne werden. Foto: Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 21.10.2014 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Eindeutig Brandstiftung hinter der Mandaukaserne

Zittau. Unmittelbar nachdem der Brandherd am Sonnabendmorgen abgekühlt ist, haben die Brandursachenermittler ihre Arbeit aufgenommen. In dem denkmalgeschützten Haus hinter der Mandaukaserne am Martin-Wehnert-Platz ist am Freitag gegen Mittag ein spektakulärer Brand ausgebrochen. Mit 70 Kameraden bekämpften die Freiwilligen Feuerwehren aus Zittau und den umliegenden Gemeinden die meterhohen Flammen, die eine weithin sichtbare Rauchsäule erzeugt hatten. Der von einem ehemaligen Bewohner in dem Haus angesammelte Müll erschwerte die stundenlangen Löscharbeiten zusätzlich. Noch während des Feuerwehreinsatzes brach der Dachstuhl in sich zusammen.

Weil in dem leerstehenden Gebäude seit längerer Zeit alle Strom- und Gasanschlüsse abgeschalten und auch sonst keinerlei Medienanschlüsse vorhanden sind, geht die Polizei davon aus, dass hier Brandstifter am Werk waren, erklärt Petra Kirsch von der Pressestelle der Polizeidirektion Görlitz gegenüber der SZ und bittet um Mithilfe. Die Kriminalisten der Polizeidirektion Görlitz suchen jetzt nach Zeugen, die am vergangenen Freitag in der Zeit zwischen 9.30 und 11.30 Uhr verdächtige Personen oder Fahrzeugbewegungen im Bereich um das Grundstück an der Mandaukaserne wahrgenommen haben. Sachdienliche Hinweise nimmt das Polizeirevier Zittau, Haberkornplatz 2, unter 03583 620 entgegen.

Der früher in dem maroden Gebäude lebende Mann ist schon vor Monaten krankheitsbedingt von einem Betreuer in einer geschlossenen Wohngruppe untergebracht worden. Das Grundstück um die Mandaukaserne war zudem durch einen Bauzaun gesperrt. (mh)

Sächsische Zeitung vom 18.10.2014 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Dicker Rauch an der Mandaukaserne

Mehmet Can sitzt mit seiner Frau Leyla auf dem Fenstersims vor seinem Dönerladen in der Friedensstraße 7 und beobachtet den spektakulären Feuerwehreinsatz. Das Paar sitzt quasi in der ersten Reihe. Erst vor wenigen Monaten konnten die beiden den Zusammenbruch des Wohnhauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite beobachten. “Vor zwei Stunden schlugen die Flammen noch meterhoch aus dem Haus”, erzählt Can mit Blick auf das zur Mandaukaserne gehörende Gebäude. Mehrere Gruppen von Schülern pilgern von der Bushaltestelle am Ottokarplatz kommend zum Martin-Wehnert-Platz und trauen ihren Augen nicht. Eine meterdicke Rauchsäule wabert über der Mandaukaserne. Die Feuerwehren schießen aus allen Rohren Unmengen von Wasser auf das Haus hinter der Kaserne. Die Polizei hat die Straßen um die Brandstelle zwischen Martin-Wehnert-Platz und Ottokarplatz weiträumig für den Verkehr gesperrt.

Die Freiwilligen Feuerwehren aus Zittau und umliegenden Gemeinden sind mit etwa 70 Kameraden im Einsatz. Der in dem Haus angesammelte Müll erschwert die Löscharbeiten, erklärt die Polizei. Viele Jahre lang lebte in dem leerstehenden Haus ein Mann, der inzwischen krankheitsbedingt von seinem Betreuer in einer geschlossenen Wohngruppe untergebracht wurde. Der Müll gehört zu seinen Hinterlassenschaften. Auf dem Dach liegende Europaletten brennend, knallend fliegen Dachschindeln umher. Der Rauch wechselt in regelmäßigen Abständen seine Farbe – von Schwarz, Braun, Gelb bis Weiß. Klirrende Scheiben und das krächzende Geräusch der Sprechfunkgeräte sind zu hören. Die Feuerwehrleute löschen am Boden stehend von allen Seiten. Der Wasserstrahl reicht kaum bis zum Dach. Nur ein Kamerad bespritzt von der Drehleiter aus das brennende Dach von oben. Gegen 12.30 Uhr beginnt der Dachstuhl in sich zusammen zu brechen. Immer wieder schlagen vereinzelt Flammen aus den Dachfenstern. Auf der Wiese vor dem Betriebsgelände der Graphischen Werkstätten, auf dem Hof der Kraftverkehrsgesellschaft und auf den umliegenden Straßen stehen unzählige Schaulustige und verfolgen das Geschehen. Am Nachmittag erklärt die Polizeidirektion, dass es keine Verletzten gebe und dementiert Gerüchte, wonach sie bereits einen tatverdächtigen Brandstifter gefasst habe. “Die Kriminalpolizei wird nach Abschluss der noch andauernden Löscharbeiten die Ermittlungen zur Brandursache aufnehmen”, ließ die Pressestelle der Polizei am späten Nachmittag verlauten.

Bildunterschrift:
Kurz vor dem Mittag ist der Brand in dem leerstehenden Gebäude hinter der Mandaukaserne ausgebrochen. 70 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren aus Zittau und der umliegenden Gemeinden kämpften gegen die Flammen. Fotos (4): Mario Heinke
Bildunterschrift:
Der Rauch war weithin sichtbar.
Bildunterschrift:
Löschangriff von der Drehleiter.
Bildunterschrift:
Kilometerlange Schläuche im Einsatz.

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 18.10.2014 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Zittauer Haus in Flammen

Bildunterschrift:
Dicker Rauch stieg gestern Mittag am Zittauer Martin-Wehnert-Platz auf. In einem leerstehenden Haus hinter der Mandaukaserne war ein Brand ausgebrochen. Feuerwehren aus Zittau und umliegenden Gemeinden waren mit etwa 70 Kameraden im Einsatz. In dem Haus angesammelter Müll erschwerte dabei die Löscharbeiten. Foto: Jens Neumann Lokales

Sächsische Zeitung vom 29.08.2014 Seite 10 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Mandaukaserne – Lachnummer oder Wunder?

Für 21 000 Euro hat das Gebäude den Eigentümer gewechselt. Der neue Besitzer der Mandaukaserne ist ein Augsburger Investor. Er plant, dort eine Mischung aus Gewerbe und Wohnungen anzubieten, eventuell auch betreutes Wohnen für Senioren. Auf der Facebook-Seite von SZ Zittau wird kontrovers diskutiert:
Kathrin Scholz: Den Mutigen gehört die Welt, ich drück die Daumen!

Claudia Lemmer-Rustemeier: Ich freu mich ja, dass sie nun verkauft ist, aber ob der gute Mann weiß, was er da gekauft hat? Es ist zu hoffen, dass es gut läuft. Wir denken einfach mal positiv.
Mario Friedrich: Wenn das mal was wird, das wäre ein Wunder.
Anne Linke: Es wird mindestens 20 Millionen oder wenn nicht sogar mehr kosten. Aber naja, Hauptsache die gute alte Mandaukaserne. hat einen neuen Besitzer.

Richard Stumpie Stibale: Ich sehe es schon vor meinem geistigen Auge, was ich in der Zeitung zu lesen bekomme. Da ist wieder einer dagegen, werden wieder über Jahre Leserbriefe irgendwo abgedruckt und jeder kann einen Furz lassen und der Investor wird so verschenkt und eingeschüchtert, dass er sich zurückzieht. Das Ding wird bestimmt genauso eine Lachnummer wie Einkaufszentrum und Co. Aber ich lass mich gern eines Besseren belehren.

Uwe Wiedemann: Irgendwie hab ich das Gefühl, der Käufer hat nur ein paar Bilder gesehen und keine Objektbegehung gemacht und weiß am Ende gar nicht, wie kaputt das Gebäude ist.
Angela Preibisch: Somit wäre die alte Dame ja gerettet.
Dirk Buttkus: Lach. Der Nächste kauft es und dann steht das Ding wieder Jahre leer. Ich hoffe, es wurde sich auch über die finanzielle Situation des Käufers informiert, weil das Projekt wird Millionen kosten

Gert-Reiner Grocke: Es wäre sehr gut, wenn die Mandau- Kaserne von einem seriösen Investor gerettet würde! Doch wenn nicht in nächster Zeit etwas passiert, braucht er nur noch einen Haufen Schutt entfernen lassen! Sein Konzept halte ich für sehr fragwürdig und kaum realisierbar! Es gibt ja in Zittau eine ganze Reihe von Häusern, welche bis dato weiterhin verfallen und vermutlich nur zur Absetzung von der Steuer dienen! Ich hoffe, dass es eine positive Überraschung gibt!

Carola Flammiger: Die Hauptsache ist, es verfällt nicht komplett. Es wird schwer genug, es wieder zu sanieren. Bärbel Klappsenreif: Wird einfach wieder eine Nullnummer, schade drum.

Sächsische Zeitung vom 05.08.2014 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Mandaukaserne wird versteigert

Am 26. August wird die Mandaukaserne mit dem dazugehörigen 13 243 Quadratmeter großen Grundstück bei einer Auktion der Sächsischen Grundstücksauktionen AG in Dresden versteigert. Das Mindestgebot ist mit 19 000 Euro angegeben. Der Zustand der denkmalgeschützten Immobilie wird als sanierungsbedürftig beschrieben, die Nebengebäude seien in einem abrisswürdigen Zustand, heißt es im Auktionskatalog. Das Grundstück ist seit November 2013 wegen Einsturzgefahr weiträumig abgesperrt.

Die Versteigerung sei beschlossen worden, “nachdem sich unsererseits keine wirtschaftlich sinnvolle Lösung für das Objekt finden ließ”, teilte Dieter K. Burkhart, mit der Vermarktung beauftragter Ingenieur, auf SZ-Anfrage im Juni mit. “Auch der Verkauf an die Stadt Zittau zum symbolischen Wert von einem Euro war nicht möglich, da das Objekt noch einige Belastungen im Grundbuch ausweist, und die Gläubiger dem Verkauf unter diesen Bedingungen nicht zustimmen konnten.” Verschiedene Anläufe, das Objekt zu verkaufen und wieder zu nutzen, scheiterten in der Vergangenheit. So wollte eine Firma ein Gehörlosenzentrum in der Immobilie aufbauen. Burkhart selber hatte die Idee für die Umwandlung in ein modernes Einkaufscenter entwickelt.

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 18.06.2014 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Mandaukaserne kommt unter den Hammer

Zittau. Die unter Denkmalschutz stehende Mandaukaserne wird voraussichtlich im August bei der Herbstauktion der Sächsischen Grundstücksauktionen AG unter den Hammer kommen. Das sei beschlossen worden, “nachdem sich unsererseits keine wirtschaftlich sinnvolle Lösung für das Objekt finden ließ”, teilte Dieter K. Burkhart, mit der Vermarktung beauftragter Ingenieur aus Buggingen, auf SZ-Anfrage mit. “Auch der Verkauf an die Stadt Zittau zum symbolischen Wert von einem Euro war nicht möglich, da das Objekt noch einige Belastungen im Grundbuch ausweist, und die Gläubiger dem Verkauf unter diesen Bedingungen nicht zustimmen konnten.” Ob sich ein Käufer findet, ist derzeit noch völlig unklar.

Die denkmalgeschützte Kaserne steht seit Jahren leer und verfällt. Verschiedene Anläufe, sie zu verkaufen und wieder zu nutzen, scheiterten. So wollte unter anderem eine dubiose Firma ein Gehörlosenzentrum von europäischen Rang in der Immobilie aufbauen. Burkhart selber hatte die Idee für die Umwandlung in ein modernes Einkaufscenter hinter der historischen Kasernenfassade entwickelt. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 03.06.2014 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Zittauer Störenfried soll in die Psychiatrie

Zittau/Görlitz. Die Staatsanwaltschaft Görlitz schätzt ein, dass der Mann, der seit gestern vor dem Landgericht Görlitz steht, für die Allgemeinheit gefährlich ist und dass von ihm weiterhin erhebliche rechtswidrige Taten zu erwarten sind. Weil der 46-jährige Zittauer wegen einer psychischen Krankheit wohl schuldunfähig ist, geht es in diesem Fall nicht um Gefängnis, sondern um die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Dem äußerlich unauffälligen Mann , der bereits unter Betreuung steht und in einer sozialtherapeutischen Wohnstätte wohnt, werden drei Sachverhalte vorgeworfen, die sich vor Jahren im Bereich der Zittauer Mandaukaserne zugetragen haben sollen. In der Nacht 13. Juni 2010 soll er mit einer Glasflasche nach einem Pkw geworfen haben. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von 1 100 Euro. Am 18. Februar 2011 folgte eine Auseinandersetzung mit zwei Jugendlichen im Hinterhof der Kaserne. Der Zittauer hat die beiden Jugendlichen laut Anklage mit einem Ast attackiert, ihnen leichte Verletzungen zugefügt, auch mit der Faust auf den Kopf geschlagen und einen der Jungs mitgeschleift, sodass dieser in Atemnot geriet. Schließlich soll er am 31. Juli 2011 eine Frau gepackt und zu Boden gestoßen haben. Dabei hat er laut Anklage geschrien: “Ihr Schweine, ihr habt mich bestohlen.” Die Frau erlitt ebenfalls leichte Verletzungen. Angeklagt ist er wegen Sachbeschädigung, gefährlicher Körperverletzung, vorsätzlicher Körperverletzung und Beleidigung. Der Angeklagte äußerte sich gestern nicht zu den Vorwürfen. Zumindest die erste der drei Taten scheint er allerdings auch nicht zu bestreiten. Der erste Zeuge, ein Polizeibeamter, der im Juni 2010 zum Vorfall mit dem Flaschenwurf gerufen wurde, beschreibt, dass er den Angeklagten mit dem gebrochenen Flaschenhals in der Hand mitten auf Straße angetroffen habe. Wenige Meter weiter stand das beworfene Auto . Der Angeklagte habe die Flasche nach mehrmaliger Aufforderung zu Boden gelegt und einen wirren Eindruck gemacht. “Er hat dann was von Terroristen erzählt, die ihm alles kaputt machen wollen”, so der Polizist . Das psychiatrische Gutachten wird in dem Verfahren entscheiden. Die Verhandlung wird heute fortgesetzt. (fth)

Sächsische Zeitung vom 04.06.2014 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Zittauer Störenfried bleibt in der Psychiatrie

Im Verfahren gegen den 46-jährigen Zittauer, der vor dem Landgericht Görlitz wegen drei Straftaten aus den Jahren 2010 und 2011 im Umfeld der Mandaukaserne angeklagt war, wurde gestern das Urteil verkündet. Der Mann wurde freigesprochen, weil das Gericht wegen seiner psychischen Erkrankung nicht ausschließen konnte, dass er schuldunfähig war. Die Kammer ordnete aber die Unterbringung in ein psychiatrisches Krankenhaus an und setzte den Vollzug zur Bewährung aus, weil der Angeklagte bereits in einer geschlossenen therapeutischen Wohnstätte untergebracht ist. Dort ist seine Behandlung gewährleistet und sind Gefahren für die Allgemeinheit durch ihn nicht zu erwarten. (fth)

Sächsische Zeitung vom 02.01.2014 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Das Orakel

In die Zukunft sehen können – das wäre eine feine Sache. Vor allem für Journalisten. Die ja bekanntermaßen immer gleich wissen wollen, wie etwas endet, wenn es gerade begonnen hat. Warum es also nicht wenigstens einmal versuchen mit einem forschen Blick ins neue Jahr? Zugegeben, die Vorhersagen, die hier getroffen werden, sind definitiv alle mit einem Augenzwinkern versehen – und mitunter ganz schön starker Tobak. Aber: Das Leben selbst schreibt immer die schrillsten Geschichten. Vielleicht ist der ein oder andere Treffer am Ende dann wirklich dabei.


Ruine der Zittauer Mandaukaserne wird als Rodelhang freigegeben

Das Sturmtief Emma bringt Anfang September die Mandaukaserne zum Einsturz. Die Stadtverwaltung erklärt, die Kosten für die Entsorgung des Bauschutts nicht tragen zu können. Inzwischen hat sich ein Hundesportverein gemeldet, der das Areal im jetzigen Zustand langfristig zur Ausbildung von Suchhunden anmieten möchte. Im Zittauer Stadtrat stieß der Antrag auf wenig Gegenliebe und wurde mehrheitlich abgelehnt. Ein Stadtratsmitglied schlägt nun vor, den Schuttberg zu begrünen und als innerstädtischen Rodelhang auszubauen. Das Gebäude ist bereits im vergangenen Jahr weiträumig abgesperrt worden, deshalb gab es beim Einsturz wohl auch keine Verletzten. Der Schutthaufen ist an einigen Stellen bis zu acht Meter hoch.

2013

Sächsische Zeitung vom 06.12.2013 Seite 10 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Förderverein könnte mit Teilabriss der Mandaukaserne leben

Schweren Herzens würde der Verein “Freunde der Mandaukaserne” einem Abriss der Seitenflügel des historischen Armeegebäudes zustimmen. “Wir haben keine rosarote Brille auf”, sagte René Nestler, der kürzlich zum neuen Vorsitzenden des Vereinsvorstandes gewählt wurde, nach einer Gesprächsrunde der Mitglieder. Voraussetzung für die Zustimmung zum Teilabriss sei, dass “der Rest erhalten bleibt”. Der Verein hat sich zu dieser Sicht durchgerungen, weil er sich davon bessere Zukunftsaussichten für die Kaserne verspricht. Wenn die Seitenflügel abgerissen wären, würde im Hauptgebäude die Nutzfläche deutlich kleiner sein. Das wiederum erhöht die Chance, doch noch eine Nutzung für die riesige Immobilie zu finden und ihr Überleben zu sichern. Anderenfalls befürchtet der Verein, dass die Kaserne eines Tages doch zurückgebaut wird. “Und weggerissen ist weggerissen”, so Nestler.
Der Verein hatte sich 2009 gegründet, um für den Erhalt der Mandaukaserne zu kämpfen. Derzeit hat er 103 Mitglieder. Der Verein selber ist nicht stark genug, um das Gebäude in die eigene Regie zu übernehmen. Er könne nur die Akteure und Initiativen rund um die Mandaukaserne verknüpfen, sagte Nestler.
Dass diese Überlegung des Vereins umgesetzt wird, ist nicht abzusehen. Derzeit würde niemand für einen kompletten oder Teilabriss zahlen. Die Besitzer wollen das Eigentum aufgeben, wenn sich nicht Zittauer finden, die es übernehmen. Dann wäre die Kaserne herrenlos. Der Verein hofft, dass der Freistaat einspringt.

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 29.11.2013 Seite 9 / ZIT Zittau Lokales

OB: Mandaukaserne wie Frauenkirche zu DDR-Zeit

Die Mandaukaserne wird wohl eine “gepflegte Ruine” werden. Davon geht Oberbürgermeister Arnd Voigt (Freie Bürger) aus. Während des jüngsten Stadtrates sagte er, dass der Verfall des historischen Armee-Gebäudes ohne Nutzungsperspektive und Investor nicht aufzuhalten ist. Er verglich es mit der Dresdener Frauenkirche, die im Krieg zerstört wurde, die DDR-Zeit als Ruine überdauerte und nach der Wende wieder aufgebaut wurde. Die Stadt selber will und darf das Gebäude nicht übernehmen. Auch der Abriss wäre ihr inzwischen zu teuer, wenn es ihr gehören würde. “Ohne eine 100-prozentige Förderung können wir sie nicht wegreißen”, sagte Voigt.

Die Besitzer wollen ihr Eigentum aufgeben, wenn sich kein Investor findet. Dann müsste die Stadt alle öffentlichen Flächen vor herabfallenden Steinen schützen. Da die Besitzer schon jetzt nichts gegen den Verfall tun, hatte die Stadt die Kaserne mit einem Bauzaun absperren lassen. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 29.11.2013 Seite 10 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

Elke Fasler aus Zittau schreibt zum Artikel “Mandaukaserne wird Sperrzone” (SZ vom 5. November, Seite 15) folgende Zeilen:

Zittau hat die Abrissbirne nicht verdient

Im Artikel 14 des Grundgesetzes ist festgeschrieben, dass Eigentum verpflichtet und im Absatz 2 steht, dass “sein Gebrauch zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen soll” – wie wahr.

Auch die Stadt Zittau kann sich dem Grundgesetz nicht entziehen und so ist es im Fall der Mandaukaserne egal, ob das historische Gebäude sich in Privatbesitz befindet. Zum Wohl der Allgemeinheit steht die Stadt auch bei diesem Gebäude in der Obhutspflicht.
Es ist allgemein bekannt, dass dieser klassizistische Bau ein für Deutschland einzigartiger Beleg architektonischer Meisterleistung ist. Wenn man bedenkt, dass damals im Jahr 1897 wegen des Großobjektes sogar der Verlauf des Mandau-Flusses verlegt wurde, dann verdienen diese Maßnahmen großen Respekt. Doch offenbar ist wiederholt jeglicher Bezug zu den Leistungen vergangener Generationen und die damit verbundene Bedeutung der Stadt Zittau in Vergessenheit geraten.

Bereits vor Jahren wurde bekanntgegeben, dass die Mittel für den Abriss zur Verfügung stehen. Ungeachtet dessen, ob diese Fördermittel auch noch in absehbarer Zeit abgerufen werden können, steht fest, dass der Erhalt und die Nutzung des einzigartigen Gebäudes längst in der Stadtplanung keine Priorität mehr besaß, und so war die Lobby für den Verwalter des Gebäudes und seine Projektideen gleich Null. Vor jedem Neubau – ob nun ein neues Gebäude für das damalige Landratsamt am Stadtrand Zittaus, Erweiterungsbauten für die Hochschule, Neuansiedlungen wie das Frauenhofer Institut und andere – wäre es verantwortungsvoll gewesen, zu prüfen, ob nicht ein Markenzeichen wie die Mandaukaserne als Standort geeignet ist. Ich habe vor Kurzem den Zittauer Stadtwerken als Notlösung für den Teilerhalt des Gebäudes die Idee unterbreitet, dieses geschichtsträchtige Haus unter Bewahrung einzelner markanter Bauelemente zur Installation eines Solarfeldes inklusive weiterer regenerativer Energiemöglichkeiten zu nutzen. Wie das geht, verdeutlicht das Bremer-Weserstadion mit einer profitablen Photovoltaikanlage.

Zittau und die hier lebenden Menschen haben es nicht verdient, dass die Abrissbirne über die Perspektive einer Stadt entscheidet. Wertschöpfung wird dadurch erreicht, indem die Werte einer Stadt genutzt und gefördert werden.
Zum gleichen Thema schreibt Christian Böhm aus Zittau:
Kaufhaus-Gegner sollen Verein für Mandaukaserne gründen

Wie aus der Zeitung zu erfahren ist, will der Besitzer der Mandaukaserne dieses Objekt an einen Verein vergeben. Wie wäre es denn, wenn die Gegner des Zittauer Innenstadtkaufhauses, die ja alte Bauten retten wollen, einen Verein gründen würden und die Kaserne übernehmen. Der jetzige Eigentümer und die Stadt hätten bestimmt nichts dagegen und allen wäre geholfen. Martin Franze aus Zittau schreibt zur Wiedereröffnung der Mandaubrücke in der Äußeren Oybiner Straße in Zittau Folgendes: Fast vergessene Brückennamen werden wieder lebendig

Die Beiträge zur König-Albert-Brücke haben den fast vergessenen Namen dieser Brücke wieder lebendig werden lassen. Um auch die Namen der anderen Zittauer Mandaubrücken der Vergessenheit zu entreißen, hier einige Bemerkungen der Reihe nach.
Flussaufwärts: Die “versaute” Brücke in der Goldbachstraße hat keinen Namen. Flussabwärts: Die Fußgänger-Holzbrücke beim Wehrgässchen, die Külzufer und Schliebenstraße verbindet, heißt “Gärtnersteg”. Das hängt damit zusammen, dass es im Bereich der Friedrich-Schneider-Straße und der heutigen Schrammstraße viele Gärtner gab, die dadurch den kürzesten Weg zum Stadtzentrum hatten. Es gab etwa in der Brückenachse sogar einen Verbindungsweg, der bis zur heutigen Schrammstraße führte.

In der Hochwaldstraße hieß die ursprüngliche Holzbrücke “Heilige-Geist-Brücke”. Zur DDR-Zeit wurde der Brückenneubau “Brücke der Jugend” genannt, weil die Hochwaldstraße damals Straße der Jungen Pioniere hieß. Die Brücke in der Südstraße mit der Schmalspurbahnkreuzung trägt den Namen “Prinz-Friedrich-August-Brücke” und die Brücke in der Friedensstraße bei der Ratsapotheke heißt “Königin-Carola-Brücke”.

Leserbriefe geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion wieder. Sie sind persönliche Meinung der Schreiber. Meinungen senden Sie bitte an: SZ Zittau, Neustadt 18, 02763 Zittau bzw. an sz.zittau@dd-v.de.
Im Interesse der Wiedergabe möglichst vieler Leserbriefe behalten wir uns das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Sächsische Zeitung vom 28.11.2013 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Die kleine und die große Mandaukaserne

So werden viele Zittauer die Mandaukaserne bestimmt noch nicht gesehen haben: Neu und hell strahlt das Gebäude vom Martin-Wehnert-Platz – auch wenn es nur ein etwa zwei Meter langes Modell ist. Die schlechten Nachrichten der letzten Zeit um das Original und der immer stärkere Verfall waren für Bernd Sonsalla in diesem Sommer der entscheidende Anlass, es nachzubauen. “Ich habe beobachtet, wie sich der Zustand immer mehr verschlechtert hat und das tat mir einfach leid”, erklärt er. Für den 54-Jährigen ist es “ein geschichtsträchtiges Bauwerk”, wie er selbst sagt. Seit mittlerweile 15 Jahren stellt Sonsalla Gebäude aus dem Dreiländereck im Kleinformat nach. Gelernt hat er das nicht, sondern sich selbst angeeignet. “So richtig angefangen hat es damit, dass meine Frau eine Modellkirche zur Adventszeit aufstellen wollte”, erinnert er sich. Die bekam sie dann auch in Form einer originalgetreuen Nachbildung der Stabkirche Wang aus dem polnischen Karpacz. Mit der Zeit ist er dann besser geworden – schneller aber nicht. “Im Gegenteil, es dauert immer länger, weil ich von Modell zu Modell immer stärker auf Details achte”, erklärt der Zittauer. Seinen Sohn Sebastian hat er auch dafür begeistert, denn der teilt das Hobby seit fünf Jahren mit seinem Vater. Am gleichen Modell arbeiten die beiden aber nie gemeinsam. “Wenn jeder sein eigenes Projekt hat, kann er dem anderen nicht die Schuld geben, falls mal was schief läuft”, erklärt der Zittauer.

Im Mai dieses Jahres wurde die “Oberlausitzer Miniwelt” in Oybin eröffnet. Das ist ein kleines Museum mit einer Schauwerkstatt, gleich unterhalb der Bergkirche. Betrieben wird es von Sonsallas Sohn. Mehr als 50 Modelle der beiden sind dort zu sehen. Dabei wird auch klar, dass die beiden unzählige Stunden mit ihrer Arbeit verbracht haben. “Ein bisschen durchgeknallt muss man dafür schon sein”, sagt Sonsalla und lacht. Wie groß seine Leidenschaft für den Modellbau ist, merkt man schon an dem Aufwand, den er in der Vorbereitung betrieben hat. Allein zweieinhalb Monate lang hat er zwei Stunden täglich am Original verbracht. Mit Fotoapparat, Maßband und Winkelmesser bewaffnet, musste er alle erforderlichen Zahlen erfassen. Das war notwendig, weil sich die Baupläne in Privatbesitz befinden. Für Sonsalla hieß das, alle Mauern, Fenster, Türen und Türme genau unter die Lupe zu nehmen, mit dem noch so kleinsten Detail. Zu den ganzen Werten, die er ermittelt hat, sind noch zusätzlich 500 bis 600 Fotos entstanden. Anschließend hat er angefangen, den Modellbau zu planen. Das hat er an seinem Laptop gemacht. Fast sein ganzer Urlaub ist dabei draufgegangen. Das Ergebnis auf dem Bildschirm ist eine dreidimensionale Mandaukaserne, die schon andeutet, wie der Nachbau auszusehen hat. Inzwischen ist aber aus der Vorlage ein Modell zum Anfassen geworden. “Bis jetzt stecken sechs- bis siebenhundert Arbeitsstunden für die Konstruktion drin”, sagt Sonsalla. Etwa zehn Quadratmeter Sperrholz in unterschiedlichen Stärken hat er verarbeitet. Während die Grundmauern aus eher dickeren Platten hergestellt worden sind, verwendet er für Details dünneres Holz. Früher hat er die Formen mit der Hand ausgeschnitten. Jetzt nimmt ihm das eine Laserschneidemaschine ab.
Bei seiner Arbeit am Modell achtet er auf jede Kleinigkeit – zum Beispiel die Jahreszahl 1868 über dem Haupteingang. Beim Original ist die eins etwas höher eingraviert als die restlichen Ziffern. Für Sonsallas Modell bedeutet das ungefähr einen Millimeter Unterschied.
Alle einzelnen Teile werden von Hand verklebt. Einfacher Holzleim genügt, um das Ganze stabil zu machen. “Ein Modell zu erstellen heißt für mich nicht nur Zahlen ermitteln und dann drauflosbauen”, erläutert er. “Ich muss mich vielmehr damit auseinandersetzen.” Deswegen hat der Zittauer viel über die Mandaukaserne gelesen, um ihre Geschichte besser zu kennen. Bis das Modell fertig ist, muss Sonsalla unter anderem noch Fenster einsetzen und schließlich das Dach mit etwa einer halben Million Ziegeln aus Pappe decken. Zu guter Letzt bekommt die Miniatur-Mandaukaserne ihren Anstrich verpasst. Wenn das geschehen ist, wird das Modell so aussehen, wie das Original etwa um das Jahr 1900.
Dann ist es auch in der “Miniwelt” zu sehen. “Das wird aber erst im nächsten Jahr sein”, sagt Sonsalla und fügt hinzu: “Vielleicht wäre ich auch mit manchem schneller fertig, aber ich arbeite meistens an mehreren Projekten gleichzeitig.”
Derzeit zum Beispiel noch an einer Nachbildung der Großhennersdorfer Kirche. Auch das Hainewälder Schloss ist bald fertig, allerdings fehlen Sonsalla dafür noch Informationen, wie es damals ausgesehen hat. Deswegen hofft er, dass sich jemand bei ihm meldet, der noch alte Aufnahmen oder Unterlagen besitzt.
Bildunterschrift:
Der Zittauer Bernd Sonsalla zeigt sein Modell der Mandaukaserne vor dem Original. Noch ist es nicht ganz fertig. Im Laufe des nächsten Jahres soll es aber so weit sein. Foto: Thomas Knorr

Von Stephan Paul

Sächsische Zeitung vom 19.11.2013 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Zittau

Mandaukaserne bald herrenlos?

Zittau. Die Eigentümer der Mandaukaserne denken darüber nach, ihr Eigentum Anfang 2014 aufzugeben. Dann soll ihre Firma, die das historische Gebäude in Zittau und andere besitzt, liquidiert werden. Das kündigt Dieter K. Burkart, mit dem Verkauf der Immobilien beauftragter Ingenieur aus Buggingen, gegenüber der SZ an. Damit wäre die Mandaukaserne herrenlos.

Burkart hat sich mit einer letzten Idee an die Stadt gewandt: Gemeinsam mit Zittauern würde er eine Auffanggesellschaft gründen, die das Gebäude übernimmt – wenn sich Zittauer finden, die mitmachen. Der Ingenieur würde die Kaufsumme vorschießen. Die Zittauer sollen die Kosten für die Gründung der Gesellschaft aufbringen und dann nach weiteren Investoren suchen. Die Stadt selber hat signalisiert, dass sie sich nicht beteiligt. (SZ/tm) Bericht – Seite 17

Sächsische Zeitung vom 19.11.2013 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Kommentar

Rettung der Kaserne wäre ein Wunder

Wer realistisch veranlagt ist, muss zugeben: Die Mandaukaserne ist nicht zu halten. Es ist reines Wunschdenken zu glauben, dass sich über kurz oder lang eine Nutzung für das Riesenhaus ergibt. Wer soll dort einziehen? Die Armee kommt nicht zurück. Die Bildungseinrichtungen von der Hochschule bis zu den Berufsschulen haben selber genügend Räume oder brauchen nicht so viel Platz. Und die einzige wirkliche Chance, das Landratsamt dort anzusiedeln, ist in den 90er Jahren vertan worden.

Selbst wenn man das Gebäude nur notgesichert für die Nachwelt erhalten will: Wer soll die Notsicherung, die mindestens mehrere Hunderttausend Euro kosten würde, bezahlen? Die Erben des einstigen Besitzers haben kein Interesse und es gibt keine gesetzliche Grundlage, sie zu zwingen. Die Stadt? Sie konzentriert sich zu Recht auf das Zentrum. Schon da reicht das Geld oft hinten und vorn nicht. Also die Zittauer selber? Schwer vorzustellen, dass sich jemand diesen finanziellen Klotz ans Bein bindet. Laut Burkart würde eine Sanierung 18 bis 20 Millionen Euro kosten. Sprich: rund 700 Euro pro Einwohner. Trotzdem: Es gibt nicht nur Realisten auf dieser Welt. Mancher glaubt an Wunder. Vielleicht sind einige (im positiven Sinn) so verrückt und übernehmen die Last der Verantwortung. Denn die meisten Zittauer wären sehr traurig, wenn das tolle Haus wirklich zu einem herrenlosen Schutthaufen zerfallen würde.

mielke.thomas@dd-v.de

Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 05.11.2013 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Mandaukaserne wird Sperrzone

Jetzt wird es ernst. Noch in dieser Woche wird die Mandaukaserne weiträumig abgesperrt und ein dauerhafter Bauzaun um das Grundstück errichtet. Der Fußweg durch die Grünfläche direkt vor dem Gebäude ist dann nicht mehr nutzbar. Fußgänger sollen den Gehweg an der Straße nutzen. Darüber informierte jetzt die Stadtverwaltung. Die Untere Bauaufsichtsbehörde hat die Sicherung angeordnet, weil lose Dachziegel drohen, auf den Fußweg zu stürzen. Die Absperrung wird rund 3 500 Euro kosten. Mit der Einzäunung soll zudem der unbefugte Zugang zum Grundstück verhindert werden, so Ines Hirt von der Stadt. Immer wieder sind in der Vergangenheit Personen in das marode Haus eingedrungen. So hatten Unbekannte eine Piratenflagge auf dem Dach gehisst und Diebe sich der Metallgegenstände bemächtigt. Eskapaden dieser Art sind inzwischen lebensgefährlich. Schon vor zwei Jahren, waren einige Decken zwischen den Etagen eingebrochen, wie auf den oben gezeigten Bildern zu sehen ist. Aus dem Gesims und im Innern wachsen Birken und Moose. Das seit Jahren offen stehende Dach lässt ungehindert das Wasser in das Gebäude laufen, was den Verfall um ein Vielfaches beschleunigt. Die Kaserne steht seit 15 Jahren leer. Nach hochtrabenden Plänen verschiedener Besitzer und Akteure gehört das denkmalgeschützte Kasernengebäude einer Erbengemeinschaft. Nach der jahrelangen erfolglosen Suche nach einem Investor hat der Beauftragte der Besitzer im Mai angekündigt, dass die Erben erwägen, den Besitz aufzugeben. Weil die erben nichts tun, ist jetzt eine Ersatzvornahme angeordnet worden. das bedeutet, die Stadt trägt zunächst die Kosten und versucht diese später bei den Besitzern einzutreiben.

Wie es derzeit im Innern aussieht weiß niemand, denn eine geplante Besichtigung des Gebäudes für genauere Untersuchungen des Zustandes ist bisher nicht zustande gekommen, erklärt Stadtsprecherin Ines Hirt.
Das stadtbildprägende Gebäude beschäftigt die Zittauer seit Jahren. Im Jahre 2009 wurde der Verein “Freunde der Mandaukaserne” gegründet. Das Vereinsziel: Das einmalige Geschichts- und Architekturdenkmal der Stadt Zittau zu erhalten und einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Vor drei Jahren organisierte der Verein ein Militärspektakel auf dem Martin-Wehnert-Platz, um auf den Verfall aufmerksam zu machen. Jörg Domsgen war Gründungsmitglied und hat eine Fangemeinde bei Facebook organisiert. In dem Portal werden vorwiegend historische Ansichten gezeigt. Er meint, die drohende, endgültige Zerstörung des Bauwerkes stünde beispielhaft für die Konzeptlosigkeit des Stadtrates und der Verwaltung seit 24 Jahren. Ob die Vorwürfe berechtigt sind, sei dahingestellt, schließlich handelt es sich um Privatbesitz. Fakt ist jedoch: Alle Bemühungen den fortschreitenden Verfall zu stoppen und eine Nutzung für das Haus zu finden sind bislang erfolglos geblieben. Es sieht nun so aus, als hätten sich alle Beteiligten mit dem drohenden Zusammenbruch des Gebäudes abgefunden. Dessen Geschichte beginnt im Jahre 1868 zur feierlichen Grundsteinlegung. Die Fertigstellung erfolgte bereits ein Jahr später. Das für damalige Verhältnisse modern ausgestattete Garnisonsgebäude mit Zentralheizung, Dampfküche und getrennten Wohn- und Schlafräumen bot 1 200 Soldaten Unterkunft.

An das fünfgeschossige Mittelteil schließen sich zu beiden Seiten viergeschossige Seitenteile an, welche durch Ecktürme abgeschlossen werden. Deren weithin sichtbaren Zinnen vermitteln den Eindruck einer Festung. Der Zittauer Stadtbaumeister Emil Trummler und ein Militärarchitekt hatten das Gebäude mit den rund 200 Räumen und einer Wohnfläche von 7000 Quadratmetern geplant, berichten die Quellen verschiedener Heimatforscher. 1918 endete die militärische Nutzung der Mandaukaserne und ab 1920 sollen bis zu 500 Personen darin gelebt haben. 1960 übernahm die Kommunale Wohnungsverwaltung die Immobilie mit 120 Mietern.

Bildunterschrift:
Der Dachstuhl ist völlig zerstört. Fotos (3): Mario Heinke
Bildunterschrift:
Die Mandaukaserne wird seit 15 Jahren dem Verfall überlassen. Foto: Rafael Sampedro Bildunterschrift:
Das Wasser kann durch gebrochene Decken laufen.
Bildunterschrift:
Einer der extrem langen Flure in der Kaserne.

Von Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 19.10.2013 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Zittau/Görlitz

Serienbrandstifter zu drei Jahren Haft verurteilt

Das Amtsgericht Görlitz hat David S. (23) wegen Sachbeschädigung und vierfacher Brandstiftung und David H. (25) wegen Brandstiftung in Tateinheit mit Diebstahl verurteilt. Mit S. wurde der Brandstifter verurteilt, der im April dieses Jahres in Zittau und Hirschfelde für eine Reihe von Feuerwehreinsätzen gesorgt hatte. David H. wird zumindest einer der Brände zugeordnet. Den Ermittlungen zufolge sollen sich die jungen Männer über das soziale Netzwerk Facebook zu Straftaten verabredet haben. Insbesondere am 12. April dieses Jahres soll es so gewesen sein. Gemeinsam suchten sie das Gelände der Bogenschießanlage in Zittau auf. David S. öffnete den Drahtzaun, mit einer Stahlstange wurde das Fenster eingeschlagen. Nachdem sich die beiden auf diese Weise den Zutritt zum Gebäude verschafft hatten, suchten sie nach verwertbaren Gegenständen. Einiges wurde zusammengestellt und sollte später abgeholt werden. Neben Bier, Sekt und einer Kaffeemaschine handelte es sich auch noch um zwei Jogginghosen.

Diese Hosen, DNA-Abgleiche und letztlich die Erstellung eines Stimmgutachtens führten später dazu, dass David H. immer mehr ins Visier der Staatsanwaltschaft rückte. Doch der Diebstahl reichte den beiden nicht. Vor Gericht gehen spätestens jetzt die Versionen der Angeklagten auseinander. Sie beschuldigten sich gegenseitig, die Kleidungsstücke aufgehäuft und in Brand gesetzt zu haben. Bis zu dem Zeitpunkt, als die Beweise erdrückend wurden, wollte H. überhaupt nicht im Gebäude gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft ist sich aber sicher, dass er es war, der versucht hatte, die Kleidung mit einem Gasheizer zu entfachen. Das aber scheiterte an einer leeren Propanflasche. Fakt ist, dass es dann doch noch zum Brand kam, bei dem etwa 41 000 Euro Schaden verursacht wurde. Die Täter beobachten noch die Entwicklung des Feuers und flüchteten dann. Das Mehrzweckgebäude brannte teilweise ab, andere Bereiche wurden durch den Ruß in Mitleidenschaft gezogen. Möbel und Inventar wurden unbrauchbar und mussten wiederbeschafft werden.
David H. gab von Anfang nur zu, was ihm stichhaltig bewiesen werden konnte. Als er dann beteuerte, die Wahrheit zu sagen und unter dem Druck der Beweislage aussagte, war es bereits zu spät. Da er aber nicht der Haupttäter in diesem Verfahren war und ihm aufgrund regelmäßiger Arbeit eine gute Sozialprognose bescheinigt werden konnte, plädierte die Staatsanwaltschaft auf Bewährungsstrafe. Das Gericht verurteilte den Zittauer zu einer 18-monatigen Freiheitsstrafe, die sie zur Bewährung aussetzte. Außerdem muss H. innerhalb eines Jahres 1 000 Euro an einen gemeinnützigen Verein zahlen. Damit konnte er das Gericht als freier Mann verlassen.
Der Mitangeklagte David S. kam in Handschellen und wurde die auch nach dem Verfahren nicht mehr los. Zu viele Anklagepunkte hatten sich angehäuft. Zudem ist er wegen verschiedenster Delikte bereits schon zwölfmal strafrechtlich in Erscheinung getreten. Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass sie dem Hirschfelder zumindest folgende Taten zuordnen kann: den Brand einer Dixi-Toilette am 4. April dieses Jahres in Olbersdorf, einen Scheunenbrand am 7. April in Hirschfelde, eine vorgetäuschte Straftat am 8. April, den Brand mit David H. am 12. April in der Bogenschießanlage in Zittau, den Brand in der Kieslerstraße in Zittau vom 13. April und die Brandstiftung in der Mandaukaserne vom 20. April. In Hinblick auf das zu erwartende Strafmaß hatte die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz eingestellt. S. war am 16. und am 19. April mit einer Schreckschusspistole und 66 Stück 9 mm-Patronen unterwegs gewesen. Warum die Polizei ihn laufen ließ, konnte nicht geklärt werden.
Bei genauer Betrachtung der Tatserie fällt auf, dass sie alle in sehr kurzen Abständen innerhalb eines Monats verübt wurden. Es ist kein Geheimnis, dass S. schon früh Auffälligkeiten zeigte. Seine Mutter kam immer weniger mit ihm zurecht und ließ ihn schließlich in die Psychiatrie einweisen, als er 14 Jahre alt war. Dort verbrachte er sechs Monate . Mit seinen 23 Jahren ist er schon zwölfmal, vor allem wegen Verkehrsdelikten, strafrechtlich in Erscheinung getreten. Sein Rechtsanwalt weiß, das S. immer wieder straffällig wird. Derzeit sind auch noch zwei andere Verfahren am Amtsgericht Zittau gegen seinen Mandanten anhängig. Und mit jeder Verurteilung steht eine weitere Verlängerung seines Haftaufenthaltes im Raum. Aufgrund der vor dem Amtsgericht Görlitz angeklagten Taten wurde David S. wegen Sachbeschädigung und vierfacher Brandstiftung zu einer 38-monatigen Freiheitsstrafe verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte aus gutem Grund für ihn eine wesentlich höhere Haftstrafe gefordert. Sie wollte 42 Monate verhängen. Sein Rechtsbeistand plädierte auf 30 Monate. Der vorsitzende Richter am Amtsgericht Görlitz, Richter Uwe Kühnhold, verurteilte David S. aber letztendlich zu 38 Monaten Haft.
Beide Angeklagte müssen die Kosten des Verfahrens tragen. In ihren Plädoyers gingen die Verteidiger von S. und H. davon aus, dass die Tatbeteiligung ihrer Mandanten beim Brand in der Zittauer Bogenschießanlage umstritten ist. Aufgrund des Aussageverhaltens ihrer Mandanten ist nicht zweifelsfrei erwiesen, welcher Tatanteil den jeweiligen Angeklagten zuzuordnen ist. Medienberichten zufolge werden beide gegen die Urteile in Berufung gehen.
Bildunterschrift:
Schon im April war sich die SZ aufgrund ihrer Recherechen sicher: “Brandstifter sind unterwegs” Zwei von ihnen wurden gefasst und nun vom Gericht verurteilt. Allerdings haben sie nicht alle Feuer der Serie im März und April gelegt. Faksimile: SZ-Bildstelle

Jens-Rüdiger Schubert

Sächsische Zeitung vom 27.07.2013 Seite 19 / ZIT Zittau Lokales

Zittauer Straßen

Geradlinig bis zur Kaserne

Als 1896 die “neue Kaserne” eingeweiht wurde, begann die Karriere der Sachsenstraße. Geradlinig führt sie zu deren Hauptgebäude. Stolz präsentierten sich Straße und Kaserne damals auf Postkarten. Und solange in Zittau die Kaserne gebraucht wurde, brauchte man auch diese Straße. Danach ist es, bekannterweise, schwierig geworden für das Kasernengelände – und damit auch für die Sachsenstraße.

Eigentlich wäre sie eine gute Außentraverse in der böhmischen Vorstadt; gemeinsam mit der Kantstraße und der Ziegelstraße, deren Verlängerung die Sachsenstraße ja eigentlich ist. Dass sie seinerzeit nicht einfach auch Ziegelstraße genannt wurde, hatte wahrscheinlich eine verkehrstechnische Bedeutung. Die Ziegelstraße war vor den Neubauten in Zittau-Süd nämlich eher ein bescheidener Weg.

Oder es hatte eine politische Ursache. Sachsenstraße als Adresse der neuen Kaserne klang einfach gewichtiger. Und Kasernenstraße konnte sie nicht genannt werden. Diesen Namen trug schon seit dem Jahr 1875 die heutige Südstraße. Benannt war sie damals nach der knapp 30 Jahre vorher gebauten Mandaukaserne. Die wiederum ist das andere “Kasernen-Problem” der Stadt.

Bildunterschrift:
Mit der Einweihung der “neuen Kaserne” im Jahr 1896 begann auch das Zeitalter der Zittauer Sachsenstraße, die geradlinig verläuft. Foto: Thomas Knorr

Sächsische Zeitung vom 08.07.2013 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Wie soll Zittaus Innenstadt in 20 Jahren aussehen?

In Zittaus Stadtkern ist noch vieles möglich und machbar – das ist das Fazit des Workshops “Wie soll unsere Innenstadt in 20 Jahren aussehen?”. Diese Ideenbörse war der Auftakt für die Suche nach einem integrierten Innenstadtkonzept. Etwa vierzig Zittauer diskutierten am Sonnabend über die Zukunft Zittaus und sammelten ihre Wünsche und Ansichten. Anfangs mit dabei waren auch Vertreter der Stadtverwaltung wie OB Arnd Voigt, der die Veranstaltung eröffnete, oder Bürgermeister Michael Hiltscher. Dass sie nicht die ganze Veranstaltung über blieben, sorgte bei einigen Beteiligten für Stirnrunzeln. Das tat dieser ersten Ideensammlung jedoch keinen Abbruch:

Wohnen: Wann ziehen die Menschen wieder in die Innenstadt?
Vorgeschlagen wurden alternative Wohnformen und das Zulassen neuer Wohnkonzepte. Dazu soll die vorhandene Bausubstanz genutzt werden. Ein erster konkreter Vorschlag ist, die Eigentümer von baufälligen Gebäuden mehr in die Pflicht zu nehmen. Auch sollen auswärtige Finanziers gesucht werden. Angeregt wurde eine “Modellstadt Mehrgenerationen” und eine Stadtbank, die Eigentümern Starthilfe beim Finanzieren der Haussanierung gibt.
Zusammenleben: Innenstadt braucht Anreize für alle Generationen.
Mehr Kunst in der Stadt könnte neue Bewohner anlocken: An Licht- und Wasserinstallationen oder an Kunst im öffentlichen Raum dachten die Zittauer in ihrer Diskussion. Kreative Initiativen der Einwohner sollen dabei berücksichtigt werden. Eine Forderung ist auch, mehr Spielgeräte aufzustellen und einen Indoorspielplatz zu schaffen. Zudem könnte ein Mehrgenerationenzentrum Menschen mit verschiedene Erfahrungen und Wünschen vereinen. Ehrenamtliche Tätigkeit soll finanziell anerkannt und gewürdigt werden. Um all dies so transparent wie möglich zu gestalten, könnte ein Informationssystem geschaffen werden, lautet der Vorschlag.
Kultur/Baukultur: Bürger wollen lieber Häuser sanieren statt abreißen.
Die vorhandene Bausubstanz soll gesichert werden. Das war die Meinung der Mitdiskutanten. In ihren Augen muss es darum gehen, die alte Bausubstanz zu sanieren und Lösungen zu finden, wie die in den vergangenen Jahren entstandenen Baulücken geschlossen werden können. Die Stadt soll Hauseigentümer unterstützen. Ausländische Studenten werden in das Stadtleben mehr integriert. Erste konkrete Schritte seien hier, Fachleute als Ansprechpartner ausfindig zu machen und das Theater als möglichen Verbündeten ins Boot zu holen.
Gewerbe/Handel: Handel ist für das Leben der Innenstadt nötig.
Handel und Erreichbarkeit machen eine Innenstadt attraktiv: Deshalb forderten die Diskussionsteilnehmer ein die Innenstadt abdeckendes WLAN-Netz im öffentlichen Raum, denn ohne einen solchen Internetzugang ist die Stadt vor allem für die Jugend kaum attraktiv. Wichtig ist für die Zittauer auch, dass die Stadt Investoren beim Ansiedeln unterstützt und Industriebrachen auch als Ansiedlungsfläche für Gewerbe ausgewiesen werden. Verbesserungsbedürftig fanden die Zittauer auch die unterschiedlichen Öffnungszeiten der Innenstadthändler. Hier wünscht man sich mehr Einheitlichkeit und am Sonnabend längere Einkaufszeiten.
Mobilität/Verkehr: E-Autos und autofreie Innenstadt als Ideen.
Das Nebeneinander von Auto- und Fahrradverkehr, Fußgängern und öffentlichem Nahverkehr ist vielen Zittauern wichtig. Allerdings gibt es durchaus auch andere, ehrgeizige Ziele: Die erste autofreie Innenstadt könnte sich so mancher vorstellen. Dafür müsste allerdings das Parkleitsystem erneuert werden. Auch Barrierefreiheit in der Stadt ist ein großes Thema – für Menschen mit Gehbehinderungen ebenso wie für junge Familien mit Kinderwagen. Fahrradständer sind für viele Bürger ebenso wichtig wie der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. So mancher wünscht sich auch mehr Elektroautos sowie Park & Ride-Möglichkeiten.
Tourismus: Maskottchen und mehr Kooperation auch über die Grenzen.
Wie machen wir Touristen auf die Stadt aufmerksam und wie locken wir sie hierher? Diese Frage brachte viele Vorschläge: Maskottchen, Mitbringsel, Stadtfiguren sollten gefunden werden. Um für Gäste attraktiv zu bleiben, müssen Kultur und Freizeitangebote erhalten bleiben. Als wichtig sehen im Bereich Tourismus viele die euroregionale Zusammenarbeit an. Vision: Gewagte und witzige Ideen zum Zittauer Stadtbild 2033.
Hier ließen die Teilnehmer ihrer Fantasie freien Lauf. 2033 ist unter vielem anderen die Schauburg wiedereröffnet und die Mandaukaserne ein Hotel. Zittau ist familienfreundlichste Stadt und die Bevölkerungszahl hat sich stabilisiert. Das Einkaufszentrum feiert zusammen mit den Innenstadthändlern den SamsMarkt. Die Studentenzahlen haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt, die Netzwerke für regionale Produkte arbeiten wirtschaftlich. Die Blumenuhr hat eine Jukebox. Und in Zittau Süd wurde der erste Wolf gesichtet.
Kontakt und Infos: www.konzipieren.info oder direkt über Alexander Hennig 03583 778816.
Der nächste Workshop steht unter dem Motto: “Wie lassen sich erste Ideen umsetzen?” und startet am Samstag, 9. November 2013 von 10 bis 16.30 Uhr

Sächsische Zeitung vom 15.06.2013 Seite 20 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Stille zu Mandaukaserne

Ob und wann die Eigentümer der Mandaukaserne den Besitz an dem denkmalgeschützten Gebäude aufgeben, ist weiter unklar. Der von den Eigentümern mit der Verwertung Beauftragte will sich jetzt im Gegensatz zu Anfragen über frühere Pläne nicht äußern. Die Stadt hatte öffentlich gemacht, dass die Eigentümer überlegen, den Besitz aufzugeben. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 25.05.2013 Seite 20 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Ist die Mandaukaserne bald herrenlos?

Nach der jahrelangen erfolglosen Suche nach einem Investor hat der Besitzer, eine Erbengemeinschaft, der Stadt die Mandaukaserne zum Kauf angeboten. Zittau hat aber aufgrund des hohen Kaufpreises abgelehnt, sagte Oberbürgermeister Arnd Voigt (Freie Bürger). Zudem hat auch die Stadt keine Verwendung für das Gebäude.
In einem Schreiben kündigt der Beauftragte der Besitzer an, dass die Erben erwägen, den Besitz aufzugeben. In diesem Fall würde die Mandaukaserne herrenlos. Dann trifft der Freistaat die Entscheidungen über die Immobilie. Die Sicherungspflicht mit all ihren Kosten müsste allerdings die Stadt Zittau tragen. “Damit würde ein Problem auf uns zukommen”, sagte Voigt. Noch deutlicher wurde Bürgermeister Michael Hiltscher (CDU): “Dann wird uns nichts anderes übrig bleiben, als uns von diesem Denkmal zu verabschieden.” (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 16.05.2013 Seite 21 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

Zum Artikel “Zittau ist jetzt wieder die Reiche” (SZ, 26. April, Seite 9) schreibt Peter Spindler aus Zittau:
Zittau und reich,
das passt nicht
Sicherlich ist es nicht falsch, sich hin und wieder Gedanken zu machen, wie man Zittau in der Fremde besser darstellen kann, um damit Zittau erfolgreicher zu vermarkten. Dass das neue Logo Zittau bekannter machen könnte als das alte, bezweifle ich jedoch sehr. Den Machern ist nur ein nichtssagendes und ausdrucksloses Produkt “gelungen”. Da war das vorhergehende besser geeignet. Schon beim bloßen Hinsehen erhielt man eine erste Information über das, was Zittau zu bieten hat und es musste nicht interpretiert werden, was zum Beispiel zwei Dreiecke in einem rot-gelben Schnörkel bedeuten. Leider sind die anderen Entwürfe, die zur Wahl standen, nicht veröffentlicht worden, sodass ich mir kein Bild davon machen kann, ob diese eventuell nützlicher gewesen wären. Als total übertrieben erachte ich den Zusatz “Die Reiche”! Zittau und reich, das passt nicht. Und warum sollen denn die Zittauer damit provoziert werden? Damit sie sich endlich mal damit beschäftigen, was in 20 Jahren aus Zittau geworden ist? Nicht viel, eher weniger. Vom herbeigeredeten Reichtum müssen zuallererst die Einwohner Zittaus profitieren. Aber was nicht ist, davon kann man auch nicht profitieren.

An was ist denn Zittau so reich, dass man es in die Welt hinausposaunen müsste? Da sehe ich leider überwiegend nur solche Dinge und Gegebenheiten, an denen eine Stadt, ein Gemeinwesen eigentlich nicht reich sein sollte! So ist Zittau reich an fehlender Wirtschaftskraft, reich an Industriebrachen und anderen Ruinen, die dem Stadtbild nicht dienlich sind. Zittau ist reich an vielen Arbeitslosen und ALG-2- Empfängern, reich an fehlenden gut bezahlten Arbeitsplätzen als Folge einer 20-jährigen verfehlten Politik. Dadurch ist Zittau reich an Bevölkerungsverlust geworden durch eine massenhafte Abwanderung vor allem junger, gut ausgebildeter Menschen. Das zieht den Reichtum des fortschreitenden Leerstandes von Wohngebäuden, des Verfalls und des dann teuren Abrisses ganzer Wohngebiete nach sich. Es zieht den Reichtum an Überalterung der Einwohnerschaft nach sich und eine Schrumpfung der Einwohnerzahl um monatlich rund hundert, was zu weiteren leer stehenden Wohnungen führt. Zittau ist reich an einem Durchschnittseinkommen und einer Kaufkraft, die weit unter Bundes- und Sachsendurchschnitt liegen und damit ganz hinten in Deutschland und Europa. Ein mittlerweile dauerhaft gefestigter Reichtum. Das wiederum verursacht den Reichtum leerer Schaufenster in den Straßen der Innenstadt, den man dann schamhaft mit artfremder Dekoration verbirgt. Nach Zittau kommen bei Einkommen und Kaufkraft nur noch Teile Rumäniens und Bulgariens. Und last but not least ist Zittau sehr reich an schlechten Straßen und Gehwegen, und an der Vergrößerung dieses Reichtums wird kräftig gearbeitet.

Martin Sedlick aus Eckartsberg schreibt dazu:
Thema kommt einige Hundert Jahre zu spät
Es ist sehr bedauerlich, ja beschämend, wenn die Bürger der Stadt Zittau und der Region im Dreiländereck mit diesem irrigen Logo einiger Werbeagenturen konfrontiert werden. Wir sind nach der NS-Zeit mit diesem Gedanken nicht beschäftigt worden, und wollen es gegenwärtig und in Zukunft auch nicht. Es ist einige Hundert Jahre zu spät, mit diesem Thema in die Öffentlichkeit zu gehen. Uns bewegt die Wirtschaftlichkeit und Kriminalität tagtäglich. Diese Bürger, die vollkommen die Zeit verlassen, sollten sich auf eine unbewohnte Insel begeben.

S. Scholz schreibt zum gleichen Thema:
Wo findet sich denn heute der Zittauer Reichtum?
Als geborener Zittauer und mittlerweile Rentner habe ich die längste Zeit meines Lebens in Zittau erlebt. Dass Zittau seinen Reichtum erwähnen muss, ist mir in dieser Zeit noch nicht aufgefallen. Dass Zittau früher einmal diesen Beinamen trug, weiß ich wohl, aber das ist leider schon lange her und war seinerzeit wohl begründet.

Wo finden denn Zittaus “Marketinger” heute den Zittauer Reichtum? Sind es die vielen Schlaglöcher in den ohnehin geflickten Straßen, die den Autofahrer an DDR-Verhältnisse erinnern? Oder ist es das immer wieder von Schließung bedrohte Theater, das die Werbeleute zu solcher Aussage beflügelte? Mir fallen noch jede Menge weiterer Beispiele ein: die Ruinen von Schauburg und Mandaukaserne, der Abriss von Wohnhäusern infolge des Bevölkerungsrückgangs, die reichlich vorhandenen Trinker vor Lebensmittelmärkten … Sicher hat Zittau auch schon schlimmere Zeiten gesehen, aber ist es deshalb schon reich? Ich schließe mich der Auffassung von Herrn Gullus an, Zittau macht sich mit dieser an Größenwahn grenzenden Bezeichnung lächerlich. Ich bin aber trotz allem auf meine Heimatstadt stolz und möchte nicht, dass sie lächerlich gemacht wird. Warum konnte man nicht eine Bezeichnung finden, die näher an der Realität ist. Hat die Werbefirma eventuell die Realität zu wenig kennengelernt. Dann hätten aber die Stadträte anders entscheiden müssen. Jeder Tourist, den man mit der Bezeichnung “die Reiche” vielleicht mehr in die Oberlausitz lockt, wird umso enttäuschter zurückkehren und in seiner Enttäuschung negative Propaganda machen. Sind wir uns dessen bewusst?

Sächsische Zeitung vom 19.04.2013 Seite 11 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Stadt sichert Mandaukaserne gegen Eindringlinge

Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben jetzt die Eingangstür der Mandaukaserne verschraubt. Außerdem hat sich die Untere Bauaufsichtsbehörde das Gebäude angesehen und ein Bauunternehmen beauftragt, die Kellerfensteröffnung zuzumauern. Das hat die Stadtverwaltung jetzt Jens Thöricht, Stadtrat der Linkspartei, mitgeteilt.
Den Aktionen an dem markanten Gebäude am Martin-Wehnert-Platz vorausgegangen war ein Hinweis Thörichts an Oberbürgermeister Arnd Voigt, die Mandaukaserne so zu sichern, dass diese nicht betreten werden kann.

Thöricht selbst wurde von einer Zittauerin auf das Problem aufmerksam gemacht, die spielende Kinder in dem Gebäude beobachtet haben will. “Als ich mir selbst vor Kurzem vor Ort ein Bild machte, stellte ich fest, dass die Eingangstür der Mandaukaserne teilweise offen war und somit die Möglichkeit bestand, das Gebäude zu betreten”, sagt Jens Thöricht. Außerdem seien die Fenster im Erdgeschoss in nicht unerheblichem Maße beschädigt gewesen, erinnert sich Thöricht. Da der Verwalter der Mandaukaserne trotz eines Anschreibens der Stadt nicht reagierte, habe die Stadt jetzt die Sicherungsmaßnahmen vorgenommen. “Dafür möchte ich der Stadtverwaltung danken”, sagt Jens Thöricht. (SZ)

Sächsische Zeitung vom 23.03.2013 Seite 21 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

Beate Gäbler aus Zittau schreibt zu “Zu wenig Kaufkraft für das Center” in der SZ am 21.März, Seite 17:
Nicht jeder kann nach Berlin einkaufen fahren, Herr Eggert
Eine halbe Seite widmen Sie Herrn Eggert mit Riesenbild. Er bläst voll in das Horn der anderen älteren Herren, die keinen Einkauf wollen. Viele ältere Bürger, auch Leute mit kleinem Einkommen und mit Rollator gehen einkaufen und haben keinen großen Wagen, der sie nach Dresden und Berlin fährt. Das Geld wird weniger, darum müssen wir hier kaufen. Lebensmittel, Drogerie-Bedarf und andere Dinge werden immer gebraucht und nicht im Internet bestellt. Die Menschen bedauern, dass Lebensmittelgeschäfte auf dem Lande verschwunden sind, weil sie auch Begegnungsstätten waren, und wird mal so eine Begegnungsstätte im Zentrum gebaut, ist es auch wieder nicht recht. Herr Eggert hätte sich, als er noch Landrat war, für den Ausbau der Mandaukaserne als Landratsamt stark machen sollen, da wären wir in Zittau schon ein Stück weiter.

Sächsische Zeitung vom 13.02.2013 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Gastbeitrag

Ohne Fachmarktzentrum geht es weiter bergab

Brauchen wir ein innerstädtisches Kaufhaus, das nun Fachmarktzentrum heißen soll? Zittau hatte bis nach dem Krieg mehrere kaufhausähnliche Verkaufseinrichtungen. Als ich vor 46 Jahren nach Zittau kam, hatte die Stadt etwa 48 000 Einwohner. Heute haben wir in der Innenstadt noch rund 19 000 bis 20 000 Einwohner. Dank der Eingemeindungen sind es noch knapp 30 000. Nach der Wende mussten unbedingt drei große Verkaufseinrichtungen, nicht auf der grünen Wiese, aber in den Außenbereichen, errichtet werden.

Wir wurden gewarnt, die Innenstadt würde veröden. Diese Erkenntnis wurde auch durch den Besuch in unserer amerikanischen Partnerstadt erhärtet. Der Stadtrat hat mit seiner Mehrheit, trotz aller Warnungen, dafür gestimmt. Die Innenstadt wurde vernachlässigt, sie verödete.
Die nun vorhandene Potenzial- und Wirkungsanalyse gibt für jeden die Möglichkeit, Vor- und Nachteile abzuwägen. Ich gehörte schon immer zu denen, die den Einzelhandel in die Innenstadt zurückholen wollten und wollen.

Ich hatte den Vorschlag unterbreitet, alles innerhalb des Grünen Rings zu einem Kaufhaus zu gestalten, leider haben es die Händler nicht gehört.
Auch die Errichtung eines Lagerhauses am Rand der Stadt und die Belieferung der Händler durch Kleintransporter wurden aus Kostengründen nicht realisiert. Dafür fahren jetzt schwere Lkw durch unsere denkmalgeschützte Innenstadt. Dabei zerfahren sie die neu gestalteten Straßen. Ich habe noch keinen gehört, der sich dem widersetzt.

Ein Kaufhaus halten alle für gut. Einige meinen, natürlich nicht an Stellen, über die seit Jahrzehnten gesprochen wird. Nachdem die Probleme der Gestaltung einigermaßen beseitigt sind, kommt jetzt die Frage, wo sollen die Käufer herkommen? Ich frage mich, wo wären sie hergekommen an den anderen so vehement vorgeschlagenen Standorten, wie der Mandaukaserne? Die Analyse sagt es eindeutig: Viel mehr Kunden werden es nicht.
Ein Kaufhaus, ja, aber nicht so, wie es der Betreiber benötigt, sondern so, wie es diejenigen möchten, die es nicht betreiben müssen. Auch ich habe mich umgehört. Viele Bürgerinnen und Bürger, darunter auch Händler, haben mich gefragt: Wann kommt es denn nun endlich? Soll es wieder zerredet werden?
Ich habe mir am 24.Januar die Mühe gemacht, die Leerstände anzusehen. Die meisten leer stehenden Ladeneinrichtungen in der Innenstadt stehen nicht wegen des eventuell zu errichtenden Fachmarktzentrums leer. Sie stehen wegen des nicht vorhandenen attraktiven Zentrums und der mangelnden Kaufkraft leer. Wenn dieses Zentrum nicht gebaut wird, werden noch mehr Händler aufgeben müssen.
Um die Innenstadt tatsächlich wieder zum Leben zu erwecken, reicht ein solches Zentrum nicht. Es könnte aber ein Anfang sein. Man sollte es durch ein Projekt zur Revitalisierung der Reichenberger Straße erweitern. Eine wesentliche Steigerung der Kaufkraft der Bewohner unserer Stadt sowie ihres Umfeldes gehört ebenfalls dazu. Nach dem Prinzip “Wüsten gießt man nicht” kann es nicht weitergehen.
Wer heute genau weiß, wie sich der Einzelhandel in der Stadt nach Errichtung des Fachmarktzentrums entwickelt, muss starke Beziehungen zu einem Orakel haben. Vielleicht kann er auch in einer Glaskugel die Entwicklung sehen. Orakel sagen meistens die Wahrheit, werden aber häufig falsch ausgelegt. Das gilt aber auch für diejenigen, die dafür sind.
Ohne dieses Zentrum wird es mit dem Einzelhandel in der Innenstadt weiter abwärts gehen. Das ist meine Meinung. Meine Fraktion ist da noch geteilter Meinung. Einen Bürgerentscheid werden wir unterstützen. Das haben wir schon im Juni 2012 beschlossen, daran ändert sich auch nichts. Die Linke war, soweit ich weiß, die einzige Partei in Zittau, die ihre Mitglieder und Wähler zu Aussprachen eingeladen und ihre Meinung veröffentlicht hat.
Ich komme noch einmal zurück zu dem Prinzip: “Was alle angeht, soll von allen entschieden werden”. Um das durchzusetzen, gab es in grauer Vorzeit den Thing oder die Volksversammlung. Da wir Einige mehr geworden sind als vor grauen Zeiten, haben wir alle vier bis fünf Jahre Wahlen.
Außer den Nichtwählern haben alle Bürgerinnen und Bürger jemanden gewählt. Diese in den Stadtrat Gewählten müssen nun für ihre Wähler entscheiden. Sagen Sie ihr oder ihm persönlich, was Sie wollen! Sie müssen sie oder ihn doch nicht wieder wählen. Und das kann man ihr oder ihm auch heute schon sagen.

Der Autor
Dr. Rainer Harbarth ist Vorsitzender der Fraktion der Linken im Stadtrat

Von Dr. Rainer Harbarth

Sächsische Zeitung vom 05.02.2013 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Gunkel warnt vor Center-Folgen

Bundestagsabgeordneter Wolfgang Gunkel mahnt, die Existenzängste und Vorschläge der Zittauer Händler ernst zu nehmen. In einem Brief hatten sich 26 von ihnen empört an Oberbürgermeister Arnd Voigt gewandt, als Reaktion auf seinen jüngsten SZ-Gastbeitrag zum Center. Sie können nicht irren, sagt Gunkel. Da die Stadt nur von einer Einzelmeinung ausgehe, sei anzunehmen, dass in der Verwaltung eine Lücke in der Informationskette bestehe.

Gunkels Einschätzung zum höheren Verkehrsaufkommen samt Feinstaub und Staus wird durch Fachleute bestätigt. Deshalb hatte er Voigt im Dezember auf die Probleme durch die geplante Centergröße hingewiesen. Gunkel befürchtet einen weiteren Leerstand von Wohnungen. Die Innenstadtbelebung und nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Wirtschaft und Tourismus seien gefährdet, sagt er.

Gunkel empfiehlt, zu prüfen, warum in dem Wirtschaftsgutachten zum Center und dem zur Mandaukaserne derart unterschiedliche Ergebnisse bei der Verkaufsfläche aufgezeigt sind. Eine objektive Analyse sei wichtig für die Planbarkeit und Existenz aller Zittauer Händler. Wenn sich der Eindruck bestätige, dass Hinweise und Sorgen von der Stadt nicht ernsthaft hinterfragt würden, so schade das dem Ruf der Zittauer Wirtschaftsförderung, sagt er. Es sei programmiert, dass weitere mögliche Investoren Zittau als Wirtschaftsstandort von ihrer Agenda streichen. (SZ/tc)

Von Thomas Christmann

Sächsische Zeitung vom 25.01.2013 Seite 7 / ZIT Zittau Lokales

Bundespolizei fasst Schrottdiebe

Zittau. Am Mittwochvormittag gegen 9.50Uhr hat eine aufmerksame Anwohnerin die Bundespolizei darüber informiert, dass zwei männliche Personen vom Gelände der ehemaligen Mandaukaserne Metallteile entwenden, die sie mit einem Fahrradanhänger abtransportieren. Laut Bundespolizei konnte die Frau eine detaillierte Personenbeschreibung abgeben und auch den Fahrradanhänger, auf dem eine auffällige Nummer aufgemalt war, genau beschreiben. Aufgrund dieser Informationen konnte eine Streife der Bundespolizei bei einem nahe gelegenen Schrotthändler die beiden Personen mit dem Anhänger ausfindig machen. Beim Erkennen der Streife flüchtete eine Person, die andere konnte gestellt werden. Durch die Hilfe des Schrotthändlers konnten die Personalien des Flüchtigen ermittelt werden, da er zuvor unter Vorlage seines Ausweises das vermeintliche Diebesgut abgegeben hatte. Bei den beiden Tatverdächtigen handelt es sich um zwei 25-jährige Zittauer. Wegen des Verdachts des Diebstahls wurde der Sachverhalt an die Polizei Zittau übergeben. (SZ)

Sächsische Zeitung vom 16.01.2013 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

Renate Weber aus Zittau äußert sich zum Thema verfallene Gebäude (SZ, 14. Dezember, Seite 20:
Stadt soll alte Häuser Willigen überlassen
Egal, ob Mandaukaserne, Schauburg oder altes Finanzamt, das Zauberwort, diese “Bruchbuden” zu retten, heißt: Produktion. Konsumtion bedeutet weiterer Zerfall, da die abhauen, die keine Arbeit haben. Und nachdem unsere Stadträte fleißig eingekauft haben, stehen alle Häuser und Läden leer, weil niemand mehr da ist. “Wie war das möglich, dass diese blühende Stadt verschwand?” Ein Weiser wird antworten: “Es gab Stadtväter, die wollten einen Laden (FMZ), derweil verließen die anderen die Stadt, um Arbeit zu suchen.” Aber wie wäre es, diese Häuser, nicht Bruchbuden, für den symbolischen Euro Willigen zu überlassen, und die Banken, die so viel verschenken, geben zinslose Kredite, denn auch sie tragen für die Region Verantwortung, nicht nur für Vereine. Die “Bruchbuden” sind Ausdruck einer 60-jährigen verfehlten Politik, liebe Stadtstief-väter, egal, ob Mandaukaserne, Schauburg oder altes Finanzamt.

Sächsische Zeitung vom 12.01.2013 Seite 20 / ZIT Zittau Lokales

Diese Bruchbuden gehören Zittau

Egal, ob Mandaukaserne, Schauburg oder altes Finanzamt am Markt: Immer, wenn stadtbildprägende, aber langsam verfallende Gebäude zum Verkauf stehen, wird der Ruf nach der Stadt Zittau laut. Sie soll die Häuser erwerben und sanieren. So hat zum Beispiel der Verein “Stadtforum” erst im November die Stadt öffentlich gebeten, die Schauburg zu erhalten. Mehrere Leser hatten 2007 und 2009 in Briefen, die von der SZ veröffentlicht wurden, dasselbe für die Mandaukaserne gefordert. Aktuell geht es zum Beispiel um die ehemalige Kreis-Bibliothek auf der Bahnhofsstraße. Deren Decken sind bereits durchgebrochen. Nun soll die Stadt richten, was die bisherigen Eigentümer versäumt haben.
Anders als zu DDR-Zeiten darf sie das eigentlich gar nicht. Im Paragraf 89 der Sächsischen Gemeindeordnung steht: “Die Gemeinde soll Vermögensgegenstände nur erwerben, wenn dies zur Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlich ist.” Wenn die maroden Gebäude wie Mandaukaserne, Schauburg oder das alte Finanzamt die Vermögenswerte sind, steht also die Frage, welche ihrer Aufgaben die Stadt damit erfüllen könnte. Sie selber braucht keine zusätzlichen Räume: Ein Teil der Verwaltung sitzt im schönen Rathaus. Der andere arbeitet im Armeegelände. An ihm beweist die Stadt bereits ihre Liebe zu den historischen Gemäuern: Sie hat das denkmalgeschützte, marode Haus an der Ecke Breite Straße/Baderstraße übernommen und will es eines Tages sanieren, zum Technischen Rathaus umbauen und so erhalten.
Welche Aufgaben sollen also Gebäude wie Mandaukaserne, Schauburg oder das alte Finanzamt erfüllen? Sanieren und vermieten gehört genauso wenig zu den Stadt-Aufgaben wie der generelle Erhalt aller alten, schönen Gebäude als Selbstzweck. Zudem: Was würden wohl Privatbesitzer anderer Häuser sagen, wenn die Stadt den ohnehin schrumpfenden Wohnungsmarkt plötzlich mit vielen sanierten Gebäuden überschwemmen würde?
Das Innenministerium bestätigt diese Interpretation der Gemeindeordnung. Sprecher Lothar Hofner ergänzt: “Das hängt auch mit der Forderung nach einer wirtschaftlichen Haushaltsführung zusammen.” Der Kauf von Gebäuden wie Mandaukaserne, Schauburg oder altes Finanzamt würde die Stadt sicher nicht überfordern. Die Besitzer dürften inzwischen bemerkt haben, dass sich die Immobilien schlecht vermarkten lassen und moderate Preise verlangen. Doch die Sanierung würde Millionen verschlingen – mehr als sich Zittau leisten könnte. Selbst eine Notsicherung ist nicht für einen Apfel und ein Ei zu bekommen. Allein die Arbeiten an der ehemaligen Jugendzahnklinik an der Ecke Böhmische/Reitbahnstraße haben rund eine halbe Million Euro gekostet.
Abgefedert werden könnten die hohen Summen durch Fördermittel, die es für die Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden gibt. In der Regel werden diese aber nur genehmigt, wenn es für die Häuser eine sinnvolle und wirtschaftliche Nutzung gibt. Da beißt sich die Katze in den Schwanz: Welche Aufgaben sollen Gebäude wie Mandaukaserne, Schauburg oder das alte Finanzamt erfüllen? Ganz abgesehen davon, dass private Eigentümer auf Jahre hinaus umsonst Anträge auf Fördermittel für die Sanierung ihrer Häuser stellen würden. Allein die Sanierung des öffentlichen Theaters mit Fördergeld hat dazu geführt, dass mehrere innerstädtische Privatprojekte zumindest verschoben werden mussten.
Dazu kommt noch die Umstellung der kommunalen Haushaltsführung von Kameralistik auf die Doppik: Bisher hat die Stadt Gebäude saniert, wenn sie Geld hatte und Fördermittel dazu bekam. Die Folgekosten spielten keine Rolle. Seit 1. Januar muss die Stadt, wie jedes Unternehmen, Vermögenswerte abschreiben, sprich Rücklagen für die erneute Sanierung bilden. Jedes zusätzlich sanierte Haus ohne sinnvolle Nutzung wird so zur Belastung für den Haushalt. Unter anderem aus diesen Gründen hat die Stadt bereits 1998 weit über 100 und damit den Großteil ihrer aus DDR-Zeiten übernommenen Immobilien an die Wohnbaugesellschaft abgegeben. Die Gesellschaft gehört ihr zwar, ist aber privatwirtschaftlich organisiert und hat zum Beispiel die Vermietung von Gebäuden zur Aufgabe. Aber auch in ihr Portfolio und zu ihrem Geldbeutel würden Mandaukaserne, Schauburg oder das alte Finanzamt nicht passen. Trotzdem sucht die Stadt zur Rettung von wertvoller Bausubstanz immer wieder Kompromisse wie beim Technischen Rathaus. Sobald die Verwendung für ein Haus abzusehen ist oder wenigstens Grund zu berechtigter Hoffnung besteht und das Ganze irgendwie bezahlbar ist, steigt sie ein und legt die Vorgaben der Sächsischen Gemeindeordnung lockerer aus. Deshalb sitzt sie derzeit auf 31 ungenutzten, maroden Immobilien. Ein Teil stammt noch aus dem DDR-Erbe. Für viele dieser Gebäude wird sich wohl nie ein Käufer finden. Den anderen Teil hat Zittau erworben. “Diese Häuser haben wir notgedrungen übernommen”, sagt Oberbürgermeister Arnd Vogt (Freie Bürger). Dazu gehören beispielsweise der “Hirsch” und die beiden Laubenhäuser Thälmann-Platz 6 und Görlitzer Straße 1 in Hirschfelde. So kann Zittau dafür sorgen, dass das Herz des größten Ortsteils an diesen Stellen nicht eines Tages in Schutt und Asche liegt. Auch in Zittau selber sind bereits mehrere Häuser nach der Strategie gekauft worden, besondere Blickfelder oder Häuserensembles – in der denkmalgeschützten Innenstadt – zu erhalten. Dazu gehört zum Beispiel die ehemalige Jugendzahnklinik. Findet sich ein Käufer für diese Immobilien, der eine Nutzungsidee hat, verkauft die Stadt die Häuser wieder. Allerdings sind die Vorstellungen nicht immer seriös, sodass Zittau schon einige Häuser zurückgekauft hat. Andere Gebäude hat die Stadt wegen einer konkreten Bestimmung übernommen. Die Reichenberger Straße 17, 19 und 21 wurden zum Beispiel mit Blick auf den geplanten Bau des Einkaufscenters gekauft. Roseggerstraße 9 und der Villingenring 2 sind zum Abriss vorgesehen.
Unter dem Strich muss die Stadt in jedem Einzelfall abwägen: Kann sie den Kauf eines maroden, historischen Gebäudes rechtfertigen und ist das Projekt finanziell zu stemmen? Dabei gibt es natürlich einen gewissen Spielraum für Verwaltung und Stadtrat. Eigentlich aber sind in unserem heutigen Gesellschaftssystem für den Erhalt von Immobilien Unternehmen und Privatleute zuständig. Ein gutes Beispiel dafür ist ein Berliner, der aus Liebe zum schönen Zittau ein Haus nach dem anderen saniert und über den die SZ schon mehrfach berichtet hat. Zuletzt hat er zwei Häuser am Markt auf Vordermann gebracht. Nun kümmert er sich um das Noack’sche Haus. Danach könnte das Gebäude Markt 7 folgen, das er ebenfalls gekauft hat. Oder die Bürger gehen selber mit gutem Beispiel voran. So wie der Hirschfelder Geschichtskreis, der sich um “Riegers Hotel” kümmert oder der Freiraum-Verein, der den Schweizer Bazar in Zittau bewirtschaftet, oder das Stadtforum, das derzeit Spender für die Schauburg sucht.

Wie denken Sie? Ist die Stadt für alle stadtbildprägenden Gebäude verantwortlich? Wo liegt die Lösung des Problems “Erhalt all der schönen Zittauer Häuser”? Schreiben Sie uns Ihre Meinung per Post an SZ Zittau, Neustadt 18, 20763 Zittau oder an sz.zittau@dd-v.de
Zitat:

Eigentlich sind für den Erhalt von Immobilien Unternehmen und Privatleute zuständig.

Von Thomas Mielke

2012

Sächsische Zeitung vom 20.12.2012 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Mandaukaserne ist kaum noch zu retten

Die Mandaukaserne ist im Prinzip nicht mehr zu retten. “Nur mit sehr, sehr, sehr viel Geld”, sagte Dieter K. Burkart, mit dem Verkauf der Mandaukaserne beauftragter Ingenieur, gestern der SZ. “Ich weiß aber nicht, woher das kommen soll.” Seinen Angaben zufolge wäre für eine komplette Sanierung eine zweistellige Millionensumme nötig. Eine Nutzung ist nicht abzusehen. Pläne für eine Gehörlosenschule und ein Shoppingcenter waren wieder verworfen worden.

Wenn sich eines Tages doch noch eine Nutzung findet, dann werden sicher nur noch einige historische Teile wiederverwendet. Davon geht Burkart angesichts der Sanierungskosten aus. Bereits das geplante Shoppingcenter war als Glas-Stahlkonstruktion entworfen worden, die nur mit der historischen Fassade verblendet worden wäre.
Burkart sucht trotz allem weiter nach Nutzern. Er hatte 2011 gesagt: Wenn 2012 mit der Mandaukaserne nichts passiere, sei sie nicht mehr zu retten. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 10.09.2012 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

Zum Artikel “Stadt will Häuser in Ost kaufen und abreißen” in der SZ vom 5. September schreibt Wolfgang Spitzer:
Die Stadt hat andere Probleme als Zittau-Ost
Die Bewohner erfahren dies aus der Zeitung – wenn das nicht gelebte Bürgernähe ist! Haben wir in Zittau nicht andere Probleme, als eine Flussaue zu erschaffen? Die Mandaukaserne – eine endlose Geschichte, das geplante Innenstadtcenter – wird gegenwärtig zerredet, das ehemalige NVA-Gelände – eine sich bildende Ruinenlandschaft… Das Haus, in dem ich wohne, ist saniert, die Gegend ist ruhig und die Grünanlagen sind gepflegt. Die anderen Gesellschaften sehen keinen Bedarf an weiteren Abrissen, im Gegensatz zu Vertretern der Stadt. Oder gilt es, schnell noch Fördermittel abzugreifen und notfalls auch gegen die Bedürfnisse der Bürger einzusetzen? Drei Häuser sollen abgerissen werden, der Rest bleibt erstmals stehen – Hauptsache wir haben auch hier angefangen. Was mich interessiert: Welche Alternativen bietet die Stadt den Bewohnern der Liberecer Straße an?

Hans und Viktoria Zickert aus Rheinsberg schreiben zu den Leichtathletik-Senioren-Europameisterschaften in Zittau: Gelungene Festtage
des Seniorensports
Schöne Sachen gehen viel zu schnell vorüber …”, schreibt Holger Gutte in der SZ einen Tag nach den Europameisterschaften. Wie wahr! Das “Danke Zittau” unserer 4×400-Meter-Staffel brachte zum Ausdruck, was wir empfanden: Hochachtung, Begeisterung und Dankbarkeit für gelungene Festtage des Seniorensports, bei denen es nicht nur um den Erfolg, sondern um das Hineingenommenwerden in eine herzliche, sportlich perfekte Wettkampfatmosphäre ging. Wir Athleten haben uns wohl gefühlt, weil jeder der Organisatoren, Kampfrichter, Versorger und Helfer kompetent, unaufgeregt und korrekt seine Arbeit erledigte. Danke auch den vielen Zuschauern. Wir wünschen sehr, dass die Kompetenzen für weitere Großveranstaltungen genutzt werden. Wir kommen wieder.

Leserbriefe sind die persönliche Meinung der Schreiber.

Sächsische Zeitung vom 26.7.2012 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Verkauf der Mandaukaserne abgesagt

Zittau. Eine weitere Hoffnung für die Zukunft der denkmalgeschützten, maroden Mandaukaserne in Zittau hat sich zerschlagen: Ein Kaufinteressent aus Krauschwitz hat abgesagt. Ihm sei der Preis zu hoch gewesen, sagt er der SZ. Er betreibt in Weißwasser ein Einkaufscenter und hätte sich eine ähnliche Nutzung des Gebäudes in Zittau vorstellen können.

Nun ist die Zukunft der Mandaukaserne wieder offen. Experten gehen davon aus, dass das Gebäude noch in diesem Jahr notgesichert werden muss, wenn es nicht unrettbar verloren sein soll.

Die Kaserne wurde 1868 für das Militär erbaut und 50 Jahre von der Armee genutzt. Danach lebten Familien in dem Haus. Seit mehr als 15 Jahren steht es leer. Der Verkauf war mehrfach gescheitert. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 26.7.2012 Seite 19 / ZIT Zittau Lokales

Interessent für Mandaukaserne sagt ab

Dem Krauschwitzer war der Preis zu hoch. Wie es nun weitergeht, hängt auch vom Fachmarktzentrum ab.

Eine weitere Hoffnung für die Mandaukaserne hat sich zerschlagen. Der Besitzer eines Weißwasseraner Einkaufszentrums hat seine Kaufabsichten begraben. “Nach letzten Kontakten mit den Eigentümern ist kein Interesse meinerseits mehr vorhanden”, teilte er auf SZ-Anfrage mit. Die Forderungen seien ihm zu hoch gewesen.

Der mit dem Verkauf beauftragte Ingenieur Dieter K. Burkart aus Buggingen stellt die Absage des Krauschwitzers naturgemäß anders dar. “Ich konnte kein seriöses Interesse erkennen”, sagte er gestern der SZ. Das Angebot hätte nicht einmal die offenen Forderungen der Stadt gedeckt. Verschenken aber könne er die Mandaukaserne nicht. Wie es mit dem denkmalgeschützten Bau nun weitergeht, ist weiter offen. “Es bestehen noch gewisse Interessensituationen”, sagte Burkart ohne weitere Details nennen zu wollen. “Sie hängen von der weiteren Entwicklung in und um Zittau ab.” Eine ist die Entscheidung, ob das Fachmarktzentrum an der Neustadt gebaut wird oder nicht, bestätigte er auf Nachfrage. Wie das Einkaufscenter mit der Kaserne zusammenhängt, wollte er nicht sagen. Erst im März hatte er die Pläne für den Umbau der Kaserne in eine Shopping-Meile öffentlich eingestampft. “Der geplante Handel wäre in Zittau eine Totgeburt”, sagte er damals. Das Angebot wäre zu groß für die Stadt, hatten von ihm beauftragte Untersuchungen ergeben. Darin waren aber Polen und Tschechien nicht einbezogen worden.

Die Mandaukaserne wurde 1868 für das Militär gebaut und bis 1918 von der Armee genutzt. Danach wohnten vor allem Familien darin. Seit mehr als 15 Jahren steht sie leer und verfällt. Sie gehört einer Erbengemeinschaft des verstorbenen Besitzers. Burkart selbst hatte angekündigt, dass sie nach 2012 unrettbar verloren ist.

Sächsische Zeitung vom 21.7.2012 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Öffnet das Einkaufszentrum 2014?

Über Dutzende Fragen zum Einkaufszentrum hat der Stadtrat jetzt befunden. Der Planer stellt indes einen straffen Zeitplan auf.

Die Liste ist lang: 81 Fragen, Hinweise und Beschwerden zum geplanten Bau des Einkaufszentrums hat die Stadtverwaltung in den zurückliegenden Wochen beantwortet. Ob unterirdische Zufahrt (Verweis aufs Verkehrsgutachten), Prüfung der Mandaukaserne (als ungeeignet eingestuft), Bedrohung der bestehenden Händler (Verweis auf die Wirkungsanalyse), der Verlust der großen Esche (das Problem ist in die weitere Planung aufgenommen) oder ein Klotz in der Altstadt (Verweis auf die kleinteilige Fassadengestaltung): Von allen Seiten wurden mögliche Probleme erörtert – aber auch Zustimmung zur Kenntnis genommen, die in der langen Liste durchaus auch auftaucht. Eines wurde am Donnerstag im Bürgersaal immer wieder betont: Noch sind die Planungen nicht fertig, noch liegen nötige Gutachten nicht vor. Denn die Stadt hat sich für eine frühzeitige Bürgerbeteiligung entschieden. Das schafft Transparenz, bringt aber mit sich, dass noch nicht alle Arbeit getan ist. Im September sollen die fehlenden Gutachten vorliegen – und ebenfalls wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Center-Planer Jürgen Desch betonte im Bürgersaal, dass eine tiefgründige Analyse der Hinweise erfolgt sei. Mit Blick auf die historische Bebauung sei jedes Gebäude einzeln geprüft worden, inwieweit es in das Zentrum integriert werden könnte. Er betonte aber auch, dass das Center so gebaut werden müsse, dass es funktioniere. Zudem wiederholte er die Zusage, dass in das Center ein Lebensmittelmarkt einziehen werde. Und schließlich stellte er seinen Zeitplan vor. Sollte der Stadtrat gegen Jahresende grünes Licht geben und auch der Durchführungsvertrag für den Centerbau zum Jahreswechsel 2012/2013 unterzeichnet werden, könnte parallel die Baugenehmigungsplanung laufen. Klappt das, könnte im ersten Quartal 2013 der Bau starten und Ende 2014 das Center eröffnen. “Das ist eine sportliche Umsetzung”, sagte er selbst und fügte an: “Den Geschäften in der Innenstadt geht es dann gut, wenn viele Leute kommen. Die kommen wegen der Attraktivität und der Ausstrahlung – und die ist durch das Einkaufszentrum gegeben. Mit 17 Ja-Stimmen beschloss der Rat schließlich die Abwägung der Bürgerargumente. “Die hohe Zustimmung ist ein Zeichen, dass der Investor in Zittau willkommen ist”, sagte der Zittauer Oberbürgermeister Arnd Voigt (Freie Bürger) nach der Abstimmung.

Nun werden sich Räte und Ausschüsse nach der Sommerpause mit den dann vorliegenden Verkehrsgutachten beschäftigen. Grünen-Stadtrat Matthias Böhm hatte kritisiert, dass für Autos Parkdecks geplant würden, die nächste Bushaltestelle aber 300 Meter vom Center entfernt sei. Auch diese Frage werde Teil des Verkehrsgutachtens sein, erklärte der Center-Planer Jürgen Desch.

Bildunterschrift :

81 Fragen, mehrere Hundert Unterpunkte, natürlich auch zu betroffenen historischen Gebäuden: Manches wird weiter geprüft, viele Antworten sollen Verkehrs- und Wirkungsgutachten liefern. Indes könnte das Center bald gebaut werden (Entwurf unten). Foto: Weber, Grafik: nhp

Die hohe Zustimmung ist ein Zeichen, dass der Investor in Zittau willkommen ist. Zitatautor: Arnd Voigt, OB von Zittau

Von Gabriel Wandt

Sächsische Zeitung vom 14.6.2012 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

Wieland Menzel aus Dittelsdorf schreibt zu dem Artikel “Center-Gegner gründen Bürgerinitiative” (SZ vom 12. Juni, Seite 15): Eilige Pauschalurteile
sind untauglich

Ob das Fachmarktzentrum nachteilig für die übrigen Zittauer Innenstadthändler ist oder nicht, wird eine der Kernfragen im laufenden Planungsprozess sein. Gründliche Vergleiche zu anderen Städten sind daher auch in der öffentlichen Diskussion zulässig, untauglich sind aber eilige Pauschalurteile. Das zitierte bayerische Beispiel “Ansbach” zählt meines Erachtens zu Letzteren, denn das dortige “Brücken-Center” steht isoliert neben der historischen Altstadt und wird von dieser durch Fluss, Hauptverkehrsstraße und Grünanlagen getrennt. Die negativen Auswirkungen für die Ansbacher Innenstadt liegen auch mit Blick auf den umfassenden Branchenmix des Centers auf der Hand: Wer ins Center geht, findet dort eigentlich alles, was er in der Innenstadt auch fände – und muss daher nicht extra in die Innenstadt. Auf Zittau übertragen entspräche die Lage des Ansbacher Brücken-Centers in etwa dem Standort der Mandaukaserne. Und vom Sortiment her annähernd dem Bautzener Kornmarktcenter.

Beate Gäbler aus Zittau schreibt dazu:
Viele Menschen wünschen sich ein Kaufhaus

Was spricht dagegen, einen Lebensmittelmarkt und mehr Auswahl an Bekleidung in die Innenstadt zu holen. Gigantische Staus wird es wegen des einzigen Warenhauses in Zittau sicher nicht geben. Aber die älteren Leute, die auf Bus und Bahn angewiesen sind, könnten mal ein Kleid probieren und müssten nicht in Versandhäusern bestellen. Viele ältere Menschen, mit denen ich zu tun habe, wünschen sich ein Kaufhaus und es heißt doch immer, wir sind eine alternde Gesellschaft. Aber auch die jungen Leute wünschen sich mehr Auswahl. Nur die Satten wollen aus Zittau ein Museum machen, denn die haben genug Geld, um ihre schöne Jacke anderswo zu kaufen.

Leserbriefe sind Meinungen der Schreiber.

Sächsische Zeitung vom 21.7.2012 Seite 17 / LOE Löbau Lokales

Landrat staunt über Löbauer Militärgeschichte

Bernd Lange brachte gestern einen Scheck für den Verein Garnison nach Löbau. Damit werden drei Schaubanner finanziert.

Geschichte gehöre ganzzeitlich betrachtet, sagte Landrat Bernd Lange gestern anlässlich einer Spendenübergabe an den Verein Garnison Löbau, der im ehemaligen Stabsgebäude der früheren Offiziershochschule ein Museum eingerichtet hat. Wer sich dem verweigere, sei vom Schicksal oft dafür bestraft worden, was in der Vergangenheit an vielen Entwicklungen ablesbar wäre. Gleichzeitig dankte der Landrat dem Verein, dass dieser die Initiative ergriffen hat, die Geschichte der Garnisonsstadt Löbau zu beleuchten und darzustellen.

Erinnerung und Aufarbeitung von Vergangenheit seien wesentliche Voraussetzungen, um sich hinterher eine bestimmte Meinung zu bilden, so Lange. Mit der Überreichung der Spende wolle man dazu einen kleinen finanziellen Beitrag leisten. Das sei umso wichtiger, als Löbau nicht nur wichtiger Bestandteil der ehemaligen DDR-Offiziersausbildung gewesen sei, sondern ein militärischer Standort, der weit früher entwickelt wurde. “Natürlich würden wir alle ruhiger leben, wenn wir ohne Armee auskämen, aber das können wir nicht”, meinte er weiter mit Bezug auf aktuelle politische Entwicklungen. Ohne einen gewissen militärischen Schutz komme man in unserer Welt mit ihren globalen Konflikten nicht aus. Das werde auch in Zukunft so sein. Spannend für ihn bliebe der museale Ansatz in Löbau und vor allem, wie es damit weitergehe. Gleichzeitig begrüßte Lange die Anstrengungen der Stadt Löbau zur Wiederansiedlung von Wirtschaft und Verwaltung auf dem ehemaligen Armeegelände. Der Geschäftsführer der “Stiftung der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien für Kultur, Sport und Gesellschaft” Gerhard Winter aus Herrnhut sagte während der Feierstunde scherzhaft, dass für ihn als ehemaligen Wehrdienstverweigerer die Überreichung einer solchen Spende natürlich eine delikate Aufgabe sei.

Trotzdem zeigte er sich sehr interessiert an Uniformteilen und historischen Accessoires, darunter einer Zigarrenkiste der Herrnhuter Firma Dürninger, mit entsprechenden Erklärungen. In einem anschließenden Rundgang stellte Danilo Baumgarten, der Vorsitzende des Garnison Löbau e.V., die Exposition vor. Gleichzeitig brachte er seinen Dank an den Landkreis zum Ausdruck, dass es möglich wurde, hier ein kleines Garnisonsmuseum aufzubauen. Es ist jetzt schon seit einem Jahr geöffnet und zeigt historisch interessante und zugleich auch sehr seltene Stücke aus der Militärgeschichte von Löbau. Erst vor zwei Monaten hatten er und seine Vereinskameraden die Räume gemalt, renoviert und die Schauvitrinen neu eingeräumt. Mit gespannter Erwartung blicke man auf den kommenden Sonntag, an dem das Museum nach der Renovierungspause ganztägig geöffnet ist, so Baumgarten.

Das Geld von der Sparkassenstiftung wird zur Bezahlung von drei Schaubannern verwendet, auf denen ein besonderes Stück Garnisonsgeschichte dargestellt ist. Dabei handelt es sich um die Historie des 102. Regiments, das zeitweise in Löbau stationiert war, aber auch für die Militärgeschichte von Zittau Bedeutung hat. Die frühere Mandaukaserne erbaute man extra für diese militärische Einheit. Wissenschaftlich-historische Recherchen hat dazu Arnd Krenz aus Löbau gemacht, der zur Übergabe der Spende ebenfalls anwesend war und weitere geschichtliche Details erläuterte. Die Banner sind auf der Landesgartenschau im Erdgeschoss der Blumenhalle zunächst bis zum 10. August zu sehen. Sie bilden damit ein Detail der kompletten Ausstellung zur Garnisonsgeschichte unter dem Leitgedanken “Vergangenes bewahren, aufarbeiten und ausstellen”. Weil die Ausstellung mit ihrem mahnenden Charakter bereits in den ersten Tagen gut angenommen wurde, hofft der Verein sie noch bis in den Oktober präsentieren zu können.

Bildunterschrift :

Landrat Bernd Lange (rechts) und Gerhard Winter, Geschäftsführer der Sparkassenstiftung (links), besuchten gestern den Verein Garnison Löbau e. V. Sie übergaben den Vorsitzenden Danilo Baumgarten einen Scheck und schauten sich auch die Ausstellung in der Jägerkaserne an. Foto: Steffen Scholz

Von Andreas Herrmann

Sächsische Zeitung vom 31.5.2012 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

Konrad Springer aus Oybin schreibt zum geplanten Einkaufszentrum in Zittau: Lieber leer stehende Geschäfte wiederbeleben

Abgesehen vom Baustil passt dieser Bau nicht in die historische Altstadt und man sollte nicht unbedingt ein neues Gebäude errichten. Wo werden außerdem 22 (laut SZ) neue Geschäfte hergeholt, bei der geringen Kaufkraft in unserer Gegend? Denn wenn aus der Innenstadt Händler in dieses Einkaufscenter umziehen, werden noch mehr Altbauten dem Verfall preisgegeben. Und wenn wirklich neue Geschäftsleute nach Zittau kommen, sollte man lieber durch Grundsanierung der Altsubstanz in der Innenstadt die vielen leer stehenden Geschäfte wiederbeleben. Oder es wird die Mandaukaserne genutzt. Die Fassade sollte denkmalgerecht erhalten werden, aber das eigentliche Gebäude könnte dahinter neu und nach modernen Gesichtspunkten errichtet werden (viel Parkmöglichkeit). Nach meiner Ansicht erledigt heute schon ein großer Teil der Menschen ihre Geschäfte im Internet, und in fünf oder sechs Jahren werden das bedeutend mehr sein. Dann haben die Geschäfte in diesem Einkaufszentrum nach der ersten Neugier weniger Umsatz, aber die hohen Mieten bleiben, sie können nicht weiter existieren und das halbe Gebäude wird wieder leer. Man sieht es am Marstall, dort stehen wegen der hohen Mieten schon einige Läden leer. Aber auch in der Innenstadt können einige Geschäfte nicht überleben und schließen.

Sächsische Zeitung vom 19.5.2012 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

Johannes Düntsch aus Oybin schreibt zum geplanten Fachmarktzentrum in Zittau: Die Stadt muss sichentwickeln dürfen

Der Niedergang der Stadt Zittau begann weit vor der politischen Wende, erreichte aber mit dem Verlust ihrer wirtschaftlichen Bedeutung in den 1990er Jahren ihren Höhepunkt. Die Zukunft der Stadt kann nicht darin liegen, einige vom Verfall bereits gezeichnete Häuser scheinbar erhalten zu müssen. Diejenigen, die vom Abbruch der Altstadt sprechen, müssen verinnerlichen, dass dieser längst begonnen hat und die anderen vorhandenen Baustellen (Komplex Robur/Brauerei in der Bahnhof-/Eisenbahnstraße, Mandaukaserne, Bader-, Breite, Amalien- und Böhmische Straße, unterer Teil der Inneren Weberstraße) heute schon nicht mehr beherrschbar sind und Geld dafür einfach nicht da ist. Die Stadt muss sich wirtschaftlich entwickeln; das ist heute nicht mehr in erster Linie primär eine Frage nicht vorhandener wettbewerbsfähiger Produkte und fehlenden Kapitals. Durch ihre Lage im Dreieck Dresden-Wroclaw-Prag und ihre guten Bildungseinrichtungen kann sie sich eine gute Zukunft aufbauen – es fehlt aber in zunehmendem Maße an der wichtigsten Voraussetzung: leistungsbereiter, gut ausgebildeter junger Menschen. Den Abgang zu stoppen bedarf einer attraktiven Stadt ohne weiterer Vergrößerung des Abstands zu Bautzen und Görlitz, aber auch verlässlicher kultureller und sozialer Rundumbedingungen, ohne die Existenz der tragenden Einrichtungen wie Theater, Jugendclubs, Tierpark und anderer Freizeiteinrichtungen immer regelmäßig wiederkehrend infrage zu stellen. Ein erster großer Schritt für eine moderne Stadt wäre das geplante Vorhaben. Im Kontext mit wirtschaftlicher Entwicklung könnte auch mancher unerfüllt bleibender Wunsch nach Sanierung erfüllt werden.

Sächsische Zeitung vom 27.3.2012 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Mandaukaserne wird doch kein Shopping-Center

Die Zittauer werden doch nicht in der Mandaukaserne einkaufen gehen können. Das von den Besitzern mit dem Verkauf beauftragte Ingenieurbüro hat die Pläne nach Rücksprache mit Experten und potenziellen Investoren verworfen. Demnach hat Zittau schon jetzt zu viele Handelsflächen, so dass sich der Einbau von Läden nicht refinanzieren lassen würde.

Am Abriss und Neubau der Mandaukaserne aus Stahl, Glas und Beton hält das Büro indes fest. Einzig Teile der historischen Fassade sollen übrig bleiben und an das denkmalgeschütze Gebäude erinnern. Die Ingenieure hoffen, dass sie andere Mieter wie Verbände, Vereine, Kammern und die öffentliche Hand finden. Außerdem laufen derzeit Gespräche mit weiteren möglichen Mietern. (SZ/tm) Seite 15

Sächsische Zeitung vom 7.3.2012 Seite 16 / ZIT Zittau Lokales

Was vor Hundert Jahren in der Zeitung stand

10. März

Der “Zittauer Frühjahrsmarkt”, der eine ziemlich gute Beschickung aufweist, nahm gestern seinen Anfang. Hauptgeschäftstag ist der heutige Sonntag, dessen Verlauf für die Fieranten hinsichtlich des finanziellen Ergebnisses des ganzen Marktes entscheidend ist… “Im Vergnügungseck bei der Mandaukaserne findet man, wie stets, allerlei Gelegenheiten zum Amüsement, und auch unsere einheimischen Gastwirte haben in dieser Beziehung ihre Vorbereitungen getroffen.” Auf eine 25-jährige Arbeitszeit konnten in Löbau in der hiesigen Buntpapierfabrik von Gustav & Heinrich Benecke GmbH Gustav Jähne und Auguste Schuster zurückblicken. “Den Jubilaren wurde je ein Diplom des Papierindustrie-Vereines und von der Firma an ansehnliches Geschenk überreicht.”

Sächsische Zeitung vom 8.2.2012 Seite 15 / ZIT Zittau Lokal

190 Stimmen gegen das Fachmarktzentrum

Die Resonanz auf die Fragebögen blieb gering. Auch OB Arnd Voigt zeigte sich gestern verwundert.

Wird das Bild der Zittauer Innenstadt durch das geplante Fachmarktzentrum dauerhaft beschädigt? Nach Auswertung der Fragebögen des Zittauer Stadtforums sind 272 Einwohner genau dieser Ansicht. Sie stellen damit die Mehrheit derer, die sich an der Fragebogen-Aktion beteiligt haben. Mehr als 16000 Bögen wurden verschickt, 368 wurden ausgefüllt zurückgeschickt. Silvio Thamm und Thomas Göttsberger vom Stadtforum haben die Auswertung gestern dem Zittauer Oberbürgermeister Arnd Voigt übergeben.

In der Auswertung der Fragebögen überwiegen die kritischen Stimmen: 252 Stimmen sind gegen den Abriss von denkmalgeschützten Häusern, 244 Befragte fürchten negative Auswirkungen auf das historische Stadtbild, Bedenken zur geplanten Größe haben 232 Bürger. 190 Befragte lehnen den Neubau eines Einkaufszentrums ab, 120 sind dafür, 94 sprechen sich für eine kleinere Verkaufsfläche aus.

285 von 268 zurückgeschickten Fragebögen sprechen sich außerdem dafür aus, dass die Stadt Zittau unabhängige Gutachten zur wirtschaftlichen Verträglichkeit, zum Verkehrskonzept und zur denkmalschutzrechtlichen Zulässigkeit beauftragen soll sowie dafür, dass die entsprechenden Ergebnisse bindend sein sollen.

99 Befragte haben zudem ein Kreuzchen gesetzt bei der Frage, ob als Alternativstandort die Mandaukaserne geprüft werden soll.

Von denen, die für einen Center-Neubau sind, erhoffen sich 77 eine steigende Attraktivität der Innenstadt, 15 ein größeres Warenangebot und 14 verbesserte Einkaufsmöglichkeiten. Von den Neubaugegnern fürchten 44, dass bestehende Geschäfte gefährdet sind, ebenso viele sind dafür, vorhandene Substanz zu nutzen. 25 Befragte sehen in der Innenstadt ausreichende Einkaufsmöglichkeiten.

Diejenigen, die den Standort ablehnen, tun dies vor allem, weil das Stadtbild zerstört wird (94) und zuviel Verkehr in den Innenstadt geleitet wird (84).

Zittaus Oberbürgermeister Arnd Voigt nahm die Unterschriften entgegen und zeigte sich verwundert, dass die Beteiligung so gering gewesen sei. Er hingegen werde immer wieder von Zittauern angesprochen, die ihm sagen, dass er sich das Einkaufszentrum nicht kaputtreden lassen solle.

Bildunterschrift :

Übergabe der Fragebögen mit Thomas Göttsberger, OB Arnd Voigt, Wirtschaftsförderin Gloria Heymann und Silvio Thamm (v.l.) Foto: Heinke

Von Gabriel Wandt

Sächsische Zeitung vom 9.1.2012 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

Gert W. Knop aus Zittau schreibt zum Artikel “Aus der Mandaukaserne soll ein Center werden” vom 27. November: Ehemalige Mandaukaserne wäre der ideale Standort

Das geplante “Innenstadt-Center” würde nicht nur das Bild der Innenstadt verschandeln und zu einem Verkehrschaos führen, sondern auch noch vorhandene Einzelhandelsgeschäfte vor Probleme stellen. Auch eine Planung von zwei Centern (Innenstadt und Mandau) ist abzulehnen. Die ehemalige Mandaukaserne aber wäre der ideale Standort für ein Mandau-Center aus den verschiedensten Gründen. Hier ist ausreichend Gelände vorhanden für Parkplätze, die alte Fassade könnte erhalten bleiben und so als ein Wahrzeichen der Stadt neu erstehen. Die günstige Lage zu Polen und Tschechien würde Neukunden anlocken.

Leserbriefe sind Meinungen der Schreiber.

Sächsische Zeitung vom 31.1.2012 Seite 16 / ZIT Zittau Lokales

WAS VOR HUNDERT JAHREN IN DER ZEITUNG STAND

26.JANUAR

“Die militärische Feier zum Geburtstag des Kaisers findet wieder in der üblichen Form statt. Als Einleitung erfolgt Sonnabend Früh um – 8 Uhr vom Hofe der Mandaukaserne aus das Wecken, ausgeführt von der hiesigen Regimentskapelle und einem Spielmannszug … Um 11 Uhr vormittags wird dann in der Johanniskirche für die Militärpersonen evangelischen Glaubens und in der Marienkirche für die Militärpersonen des katholischen Glaubens der Militärgottesdienst abgehalten. Im Anschluß an den Militärgottesdienst findet auf dem Markt die Parole-Ausgabe mit Wachaufzug unter Beteiligung sämtlicher Offiziere, Sanitätsoffiziere, Zahlmeister und Unteroffiziere statt. Hierauf erfolgt Platzmusik und um 2Uhr nachmittags ein gemeinsames Mittagessen der Unteroffiziere im Schützenhaus und das der Offiziere im Offizierskasino”. König Friedrich August von Sachsen begibt sich heute nach Berlin, um dem Kaiser morgen seine Glückwünsche persönlich aussprechen zu können.

2011

Sächsische Zeitung vom 31.12.2011 Seite 20 / ZIT Zittau Lokales

Was vor Hundert Jahren in der Zeitung stand

25. Dezember

Ein “militärisches Wecken” findet auch in diesem Jahr am heutigen ersten Weihnachtsfeiertag früh – 8 Uhr vom Hofe der Mandaukaserne aus durch die Regimentskapelle und einen Spielmannszug statt. “Die Musik nimmt folgenden Weg: Grottauer-, Just- und Reichsstraße, Am Park, Bismarck-Allee, Schlachthof-, Görlitzer-, Frauentor- und Frauenstraße, Markt, Reichenberger Straße, Kaiser-Wilhelm-Platz, Grottauer Straße und Mandaukaserne.” Vor “Hausieren mit Goldwaren” wird eindringlich gewarnt. “Seit einiger Zeit machen mehrere Händler mit Goldwaren eine Geschäftsreise durch Nordböhmen und Sachsen und schwatzen den Leuten goldene Ketten, Uhren, Broschen usw. zu einem Preise auf, der mit dem wirklichen Wert der Golddouble-Waren in keinem Einklange steht!”

Sächsische Zeitung vom 31.12.2011 Seite 22 / LOE Löbau Lokales

Die SZ sagt, was dieses Jahr der Region brachte

Pläne, Wünsche und ein großes Augenzwinkern: So war 2011 gestartet. Wir schauen, was aus unseren Prognosen wurde.

Zu Beginn des Jahres hatte die SZ spekuliert, welche großen Ereignisse das Jahr 2011 der Region bringen würde. Offenbar waren wir Redakteure dabei etwas zu euphorisch. Denn erfüllt hat sich von den Voraussagen kaum etwas. Manches scheint auch ganz aus dem Blick der Verantwortlichen verschwunden zu sein. Hier die Auflösung:

Zittauer Mandaukaserne wird Konsumtempel

Die verbliebenen Kachelöfen sehen so aus, als könnten sie sofort wieder befeuert werden. Darüber hinaus erinnert heute bis auf in Fetzen hängende Tapeten kaum noch etwas daran, dass über ein Jahrhundert tausende Menschen in der Mandaukaserne gelebt und gearbeitet haben. Alle Versuche, den historischen Bau wiederzubeleben, sind bisher gescheitert.

Sächsische Zeitung vom 30.12.2011 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

So sieht es in der Mandaukaserne aus

Der Verfall des historischen Gemäuers ist von innen noch stärker sichtbar als von außen. Kurzfristige Abhilfe ist nicht in Sicht.

Wenigstens die verbliebenen Kachelöfen sehen so aus, als könnten sie sofort wieder befeuert werden. Darüber hinaus erinnert bis auf in Fetzen hängende Tapete kaum noch etwas daran, dass über ein Jahrhundert tausende Menschen in der Mandaukaserne gelebt und gearbeitet haben. Schon zu DDR-Zeiten waren keine Soldaten mehr im “Zittauer Schloss” untergebracht. Zum Schluss hatte das städtische Wohnungswesen sein Domizil in dem unter Denkmalschutz stehenden Gemäuer und wurden die Räume als Wohnungen genutzt – mit Gemeinschaftsklos und viel Platz für Fahrrad fahrende Kinder in den riesigen Fluren.

Seit mehr als einem Jahrzehnt steht die Kaserne leer – sieht man mal von dem verwirrten Mann ab, der angeblich ohne Strom und Wasser im Hinterhaus lebt und das Dach des Gebäudes mit allerlei zusammen gesammelten Brettern abdichtet. Seit der Sperrung 1997 hat sich der Verfall beschleunigt. Der Schwamm treibt ungehemmt sein Unwesen. Viele Räume sind bereits schwarz. Einige Zimmerdecken sind schon durchgefault und heruntergebrochen. Auch die ersten Treppen geben den Geist auf. In mehreren Räumen wachsen Bäume. Erste Bereiche sind nur noch unter akuter Lebensgefahr betretbar. Dazu gehört der Dachboden. Wahlweise scheint durch die fehlenden Schindeln die Sonne oder regnet es rein. Das Gemäuer an sich wird sicher noch ein paar Jahrzehnte aushalten. Das Innenleben der Mandaukaserne aber wird in ganz kurzer Zeit überhaupt nicht mehr zu retten sein.

Abhilfe ist nicht in Sicht. Seit 2004 suchen die Erben des verstorbenen Käufers einen Investor. Mehrere Versuche wie der mit der Pajona-Stiftung scheiterten. Derzeit versucht ein beauftragtes Ingenieurbüro ein neues Konzept an den Käufer zu bringen und hat hunderte potenzielle Investoren angeschrieben. Bisher gibt es keine positive Rückmeldung.

Bildunterschrift : Einige Decken sind durchgefault.

Das Gemäuer selbst wird noch Jahrzehnte stehen, meinen Bauexperten. Allerdings gibt es auch da schon Ecken – wie das Dach dieses Turmes, die abzubrechen drohen.

Noch sieht die Mandaukaserne von außen so aus, als würde sie noch lange zu retten sein. Innen bietet sich ein anderes Bild.Foto: Thomas Mielke/ Mario Heinke

In den Fluren hängenTapetenvondenWänden. In einigen Zimmern wachsen Bäume.

Das Dach ist löchrig, so dass es reinregnet. Die Dachteile liegen auf dem Boden, der an einigen Stellen schon durchgebrochen ist. Auch die Treppen halten nicht mehr ewig.

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 30.12.2011 Seite 6 / DRS Dresden Politik

Präsidentenfrau mit Hitlergruß verunglimpft

Auf einem Foto seiner Facebook-Seite soll ein Zittauer das Staatsoberhaupt Christian Wulff und Gattin Bettina beleidigt haben.

Dresden. Wegen Verunglimpfung des Bundespräsidenten und Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen muss sich ein Angeklagter vor dem Landgericht Dresden verantworten. Dem 45-Jährigen aus Zittau wird vorgeworfen, auf seiner Facebook-Seite im Internet Christian Wulff und dessen Ehefrau Bettina beleidigt zu haben.

Unter anderem sei auf einem Foto des Paares zu sehen, wie die Präsidentengattin ihren Arm zum Hitlergruß ausstreckt. Dazu habe der Beschuldigte angemerkt, der Frau – angeblich war sie in einem braunen Kostüm zu sehen – fehle “eigentlich nur noch ein Schiffchen auf dem Kopf”, und sie sehe aus “wie ein Blitzmädel im Afrika-Einsatz”. Weiter hieß es da zu Wulff: “Hübsch, wenn dieser Herr daneben nicht wäre.” Unklar ist, ob es sich bei dem Foto um eine beabsichtigte Montage oder einen Zufallstreffer in rechtsextremer Pose handelt. Der Angeklagte Jörg D. habe Ende 2010 das Foto auf der Pinnwand seines Profils veröffentlicht.

Als Blitzmädels wurden im Zweiten Weltkrieg Wehrmachtshelferinnen bezeichnet. Hunderttausende Frauen und Mädchen waren in den letzten Kriegsmonaten im Militäreinsatz, auch in besetzten Gebieten.

Jörg D. hat in Zittau die national orientierte Partei Vision EIP mitgegründet. Nach SZ-Informationen ist er nicht vorbestraft, engagiert sich für den Erhalt der Mandaukaserne und ist leidenschaftlicher Sportschütze. Dreimal war er Zittauer Schützenkönig. Für eine Stellungnahme zu den delikaten Vorwürfen war er nicht erreichbar.

Bundespräsident Christian Wulff persönlich zeigte den Inhaber der Facebook-Seite im Dezember 2010 an. Das sei notwendig, um den Vorwurf verfolgen zu können, so Landgerichtssprecher Ralf Högner. Der Straftatbestand sieht vor, dass sich nun die Staatsschutzkammer mit dem Fall befassen muss. Dem Angeklagten droht eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren. Es ist einer der ersten Prozesse der Staatsschutzkammer im Januar.

Von Alexander Schneider

Sächsische Zeitung vom 28.12.2011 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Verein kann mit Plan für Kaserne leben

Die “Freunde der Mandaukaserne” können mit dem in der SZ veröffentlichten Entwurf für den Umbau leben. “Hauptsache, sie wird gerettet”, sagte Vereinschef Jörg Remke der SZ. Die Eigentümer planen in der Mandaukaserne ein Zentrum mit Handel, Büros und medizinischen Einrichtungen. Von der Kaserne bliebe im Prinzip nur die Fassade stehen. Noch fehlt aber ein Investor für das Vorhaben. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 23.12.2011 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Kasernenfreunde nehmen 100. Mitglied auf

Der Verein will das militärhistorische Spektakel wieder aufleben lassen.

Der 2009 gegründete Verein “Freunde der Mandaukaserne” hat jetzt sein 100. Mitglied aufgenommen. Dabei handelt es sich um Jörg Gullus, Zittauer CDU-Stadtrat und Unternehmer. “Ich fand es toll, dass jemand versucht, etwas ins Laufen zu bringen”, begründete Gullus seinen Eintritt.

Der Verein will demnächst ein zweites Buch über die ehemalige Kaserne herausbringen. Darin soll die nähere Vergangenheit beleuchtet werden. Zudem hält er den Kontakt zu den Eigentümern, bietet ihnen Hilfe an, wird weiter die Werbetrommel rühren und plant, das militärhistorische Spektakel wieder aufleben zu lassen. Voraussetzung sei, dass es sich finanzieren lasse, sagte Finanzvorstand Rene Nestler gestern der SZ. Nach der Premiere 2010 war das Spektakel 2011 aus Angst vor Verlusten abgesagt worden.

Nachdem sich der Vorstand überworfen und ein Teil ausgetreten war, ist inzwischen ein neuer gewählt worden. Neuer Vereinschef ist Jörg Remke.

Der Verein hat sich den Erhalt der leer stehenden und verfallenden Mandaukaserne auf die Fahnen geschrieben. Die Mitglieder kommen zu 90 Prozent aus der Region. Der Rest setzt sich aus ehemaligen Zittauern zusammen, die inzwischen in vielen Teilen Deutschlands und Österreichs leben. Auch der Liquidator des historischen Gemäuers gehört dazu.

www.mandaukaserne.de

Bildunterschrift : Jörg Gullus

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 21.12.2011 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Nachrichten

Potenzieller Investor sieht sich Mandaukaserne an Zittau

Ein Krauschwitzer Unternehmer hat sich kürzlich die Mandaukaserne angesehen und überlegt, ob er in das leer stehende Gebäude investiert. Genaue Angaben über seine Pläne und wie er sich entscheiden wird, wollte er auf SZ-Anfrage noch nicht machen. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 10.12.2011 Seite 21 / ZIT Zittau Lokales

Von Einkaufscenter bis Asylbewerber

SZ-Lokalchef Thomas Mielke hat einen Tag das Zittauer Rathaus regiert. Der echte Stadtchef hat es ihm nicht leicht gemacht.

Die “Singestunde” – so nennt Oberbürgermeister Arnd Voigt (Freie Bürger) seine dienstäglichen Abstimmungen mit Bürgermeister Michael Hiltscher – beginnt um Acht im Technischen Rathaus. Voigt, der für einen Tag seinen Job an den SZ-Lokalchef Thomas Mielke abgetreten hat, begleitet den jungen Ersatzmann.

Mielke hat sich schick gemacht: Schwarzer Anzug, weißes Hemd und goldgelbe Krawatte. “Aha, die politische Ausrichtung?”, witzelt Voigt. “Nein, nein”, wiegelt der Journalist ab, “da bin ich neutral.” Für ihn wird eine ähnliche Frotzelei heute zur Realität: Oberbürgermeister Voigt hatte Ende Juli für einen Tag den SZ-Lokalchefposten übernommen, jetzt gibt es die Revanche. Es geht zuerst in Hiltschers Büro, nüchtern ausgestattet, doch mit zahlreichen Bildern dekoriert.

Nachdem Hiltscher Dampf abgelassen hat – ein großes Wochenmagazin hat gerade nutzlos gebaute Autobahnkilometer am Beispiel der neuen B178 beschrieben – widmet sich die Dreierrunde dem Technischen Ausschuss. Beschlüsse zum Ausbau der Inneren Weberstraße bis zur Poststraße, zur Gestaltung der Flächen der abgerissenen Busch-Schule und der ehemaligen Tankstelle am Ottokarplatz und zum Mandauer Berg stehen an.

Mielke hört sich die Erläuterungen an, kommentiert, stimmt zu, lehnt ab. Dann geht der Journalist mit dem “neuen OB” durch und er fragt, wie sich die Stadt zum angekündigten Center in der Mandaukaserne positioniert: “Wir werden schon in die Rolle der Verhinderer gerückt. Müssen wir da nicht reagieren?” Voigt und Hiltscher sind sich schnell einig: das Handelskonzept stehe fest und wer es in Frage stelle, arbeite mit Kalkül. “Wir müssen die Innenstadt schützen und beleben”, sagt Hiltscher. “Da können wir nicht mehrere Tausend Quadratmeter Handelsfläche in unmittelbarer Umgebung zulassen.”

Auf dem Weg zur nächsten Beratung legen die “zwei OB” einen Stopp ein. Der Flächennutzungsplan ist in Details neu geregelt und muss unterschrieben werden. Voigt zeichnet ab, das darf er seiner Tagesvertretung nicht überlassen. Er erklärt das Amtssiegel, lässt Mielke auch mal stempeln. Allerdings nur auf einen Briefumschlag. Das ist auch besser so, denn der Stempel sieht zwar gut aus, steht aber auf dem Kopf. “Das üben wir noch”, sagt Voigt und verpackt das Siegel.

Dann wird in einem nüchternen Beratungsraum über das Fachmarktzentrum gesprochen. Wirtschaftsförderin Gloria Heymann erläutert weitere Schritte, bittet um Meinungen zu teilweise strittigen Punkten. Was hier gesagt wird, bleibt vorerst im Raum, noch ist einiges zu klären. Klar ist, dass Diskussionen mit dem Denkmalschutz bevorstehen, dass die Archäologen anrücken und dass die Auswirkungen des Centers auf den Handel in der Stadt untersucht werden. Die Ausschreibung für die Analyse läuft bereits.

Gegen elf wird es unruhig. Bürgermeister Hiltscher hat eine Besprechung, Birgit Kaiser, Geschäftsführerin der Stadtentwicklungsgesellschaft muss nach Dresden und auch Arnd Voigt hat für seine Tagesvertretung wieder einen Termin. Doch das Gespräch dauert. “OB” Mielke will abkürzen: “Ich sehe, die Stadt hat einen Standpunkt zum Denkmalschutz und alte Hasen, die ihn bei der Behörde und dem Investor durchsetzen werden”, sagt er. Doch ein paar Punkte folgen noch, erst dann ist Schluss.

Die anschließende Beratung mit Pressesprecherin Ines Hirt ist heute Mielkes erster Termin in “seinem” Büro im Rathaus. Der Fotograf der SZ wartet schon, wie immer in Eile. “Lästig, diese Paparazzis”, brummelt Mielke und lacht mit dem Kollegen. Dann wird abgearbeitet. Die Einladungsliste zum Neujahrsempfang ist zu klären, die Postmappen liegen bereit und die Geschäftsführerin des Kleinen Dreiecks kommt zum Gespräch. Sie stellt neue Projekte vor, will das Kleine Dreieck in den Schulen bekannter machen. “Die Präsentationen müssen mehr aus Sicht der Kinder sein. Mit Fotos von dem, was ihnen der Städteverbund bringt”, empfiehlt Mielke.

Nun muss reichlich Papier gesiegelt und unterschrieben werden. Voigt und Mielke teilen sich die Arbeit. Der erste unterschreibt, der zweite stempelt. Zunehmend professioneller, aber die Neugier nimmt ihm die Zeit, zu interessant sind die Papiere. Voigt erklärt: “Das prüfen meine Fachleute und ich überfliege es dann nur.”

Nach einer kurzen Mittagspause geht es mit dem beachtlichen Poststapel weiter. Um halb zwei ruft Museumschef Marius Winzeler an und verlangt “OB” Mielke. Stolz gibt der Winzelers Erfolgsmeldung weiter: “Zwei seltene alte Silberpokale sind wieder in Zittau!”

Weiter mit der Post: Das Stadion Hirschfelde kann saniert werden, Städtebaumittel sind aufgestockt, überplanmäßige Ausgaben müssen bewilligt werden. “Das ist das Dezemberfieber”, sagt Voigt. Auf manchen Kostenstellen ist Geld übrig, das jetzt woanders genutzt werden kann.

Nun steht ein typischer Dezembertermin bevor: Voigt bereitet den amtierenden “OB” Mielke kurz auf die Seniorenweihnachtsfeier im Bürgersaal vor, dann muss dieser die Gäste begrüßen. Mielke wünscht ihnen eine besinnliche Feier “im schönsten Saal Zittaus” und trinkt noch einen Kaffee mit. Doch die Kaffeepause darf nicht zu lang werden, noch eine Beratung und ein Bürgergespräch sind auf der Agenda: Das geplante Asylbewerberheim bewegt die Gemüter.

Nach einem weiteren Stapel erledigter Post trifft die Arbeitsgruppe im Büro des “OB” ein. Das bisherige Vorgehen zum Asylbewerberheim wird besprochen und bald steht für alle fest, dass die Stadtverwaltung keine Fehler begangen hat. Fazit der Runde: Gegen ein Heim auf der Sachsenstraße sei rein planungsrechtlich nichts einzuwenden, die Bürgerbeteiligung hätte nicht durch die Stadt Zittau erfolgen müssen. Doch Mielke ist nicht zufrieden: “Wenn so viele Zittauer das nicht wollen, müssen wir einen Weg suchen, um an der Situation etwas zu ändern.” Das sieht auch Voigt so, will aber die Bürgersprechstunde abwarten, denn Betroffene haben sich angekündigt.

Und dann wird es aufregend für die beiden OB. Die empörten Bürger suchen die Schuld bei der Stadt. Das Gespräch ist nicht einfach, doch am Ende herrscht Zuversicht, denn gleich drei Schritte sind vereinbart: Ein runder Tisch beim OB mit Bürgervertretern und den Fraktionschefs im Stadtrat, nochmalige Verhandlungen mit dem Landkreis über alternative Standorte und eine Überprüfung des positiven Vorbescheids zur Sachsenstraße.

Den letzten Termin des Tages überlässt “Oberbürgermeister” Mielke nun großzügig dem echten Amtsinhaber. Er bedankt sich bei Voigt und meint nach all den Beratungen nachdenklich: “Ihre Geduld möchte ich haben. Ihren Job nicht.”

Bildunterschrift : Für einen Tag durfte SZ-Redakteur Thomas Mielke in die Rolle von Zittaus Oberbürgermeister Arnd Voigt schlüpfen. Dazu gehört, unzählige Briefe aus vielen Postmappen am Konferenztisch im OB-Zimmer zu lesen (gr. Foto). Später saßen am gleichen Tisch zehn Bürger, die mit den “beiden Stadtchefs” (kl. Foto oben) über das geplante Asylbewerberheim diskutieren. Die einzige Unterbrechung im Beratungs- und Gesprächsmarathon war die Eröffnung der Seniorenweihnachtsfeier im Bürgersaal des Rathauses.Fotos: Mario Heinke

Von Thomas Zenker

Sächsische Zeitung vom 9.12.2011 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Gunkel fordert Einbeziehung von Mandau-Center

Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Gunkel, Sprecher der Landesgruppe Sachsen in der SPD-Bundestagsfraktion, begrüßt es, dass Zittaus Oberbürgermeister Arnd Voigt und der Zittauer Stadtrat die Bürger an der Planungsphase des Innerstädtischen Kaufcenters beteilige. “Bürgerbeteiligung an derartigen Großprojekten bringt allerdings nur dann für alle Interessengruppen ein zufriedenstellendes Ergebnis, wenn neben den Vorteilen auch ehrlich die Nachteile benannt werden”, so Gunkel in einer Mitteilung. Deshalb müssten die Bürger detailliert über Pro und Kontra des Neubaus “Innerstädtisches Kaufcenter” informiert werden. Gunkel: “Aus meiner Sicht ist es für eine ernst gemeinte Bürgerbeteiligung erforderlich, dass die zu erwartenden Nebenwirkungen, wie eine erhöhte Lärmbelästigung, Verkehrsstau und vermehrte Feinstaubbildung, Bestandteil der Diskussion sein müssen.”

Wolfgang Gunkel verlangt aber auch, dass das kürzlich bekannt gewordene Nutzungskonzept zur Wiederbelebung der Mandaukaserne als Kauf- und Dienstleistungszentrum “Mandau-Center” in die Bürgerbeteiligung am geplanten Kauf-Center einbezogen werden muss. Nur dann werde den Bürgern eine objektive Entscheidung ermöglicht. (SZ)

Sächsische Zeitung vom 6.12.2011 Seite 15 / LOE Löbau Lokales

Wird Löbau vom Center-Boom abgehängt?

Die Pläne für neue Handelsflächen in der Konventsstadt sind alt. Trotzdem ziehen die Nachbarn jetzt vorbei.

Vor drei Jahren hat Investor Ernst-Dieter Drüke erstmals öffentlich angekündigt, das Einkaufszentrum auf der Löbauer Sachsenstraße zu vergrößern. Im März dieses Jahres wurden, von aufmerksamen Löbauern interessiert verfolgt, die jungen Birken auf dem Gelände des künftigen Parkplatzes abgeholzt. Passiert ist: nichts. Neue Bäumchen sind gewachsen, die Fläche wucherte in wenigen Wochen wieder zu. Deutlich mehr geschieht da in den Nachbarstädten ringsum: In Zittau kommen die Pläne für ein großes Innenstadtcenter zwar ebenfalls seit Jahr und Tag nicht voran, jetzt haben die Eigentümer der leer stehenden Mandaukaserne hingegen selbstbewusst Pläne für ein Mandaucenter vorgelegt, in das vor allem Behörden und Dienstleister ziehen könnten. Bautzen und Görlitz hingegen haben sich vollends auf die Überholspur begeben. Die Bautzener Pläne für ein neues Lauencenter direkt gegenüber dem Kornmarktcenter sind zwar heftig umstritten, werden aber vorangetrieben. Und in Görlitz hat vorige Woche der Investor Heinz Nettekoven aufsehenerregende Pläne für eine Ladenpassage an der Berliner Straße, um die Ecke vom neuen Landratsamt, vorgestellt. Glatte 30 Millionen Euro will er an dieser Stelle investieren.

In Löbau ist außer wiederholten Ankündigungen und der einmaligen Rodung des kleinen Wäldchens auf der Fläche des früheren “Oberlausitzer Hofs” nichts passiert. Das kennt man in Zittau. Erst im Herbst dieses Jahres haben dort substantielle Diskussionen um das Zentrum begonnen, sind konkrete Pläne bekannt. Doch schon 1999 hatte der Zittauer Stadtrat erstmals grünes Licht für den Bau eines Innenstadt-Kaufhauses gegeben.

In Löbau war es Dezember 2008, als die Stadt erstmals von den Plänen erfuhr, dass das Einkaufsareal, in dem unter anderem Edeka und Reno zu finden sind, erweitert werden soll. Vonseiten des Lebensmittelmarktes Edeka war die Erweiterung in der Vergangenheit begrüßt worden: Für ihn würde dann mehr Fläche zur Verfügung stehen. Allerdings wurde – wie die Centerpläne ringsum – auch in Löbau die anvisierte Erweiterung kontrovers diskutiert. Die Innenstadthändler fürchteten die neue Konkurrenz. Doch noch immer ist unbekannt, welche Mieter eigentlich ins neue Einkaufszentrum ziehen sollen. Laut Investor Drüke seien regionale Händler ebenso wie größere Handelsketten im Gespräch.

Weder der Investor noch die Stadt Löbau äußerten sich gestern auf Anfragen zum aktuellen Stand der Einkaufscenterplanungen. Durch den Zeitverzug könnte eine Großbaustelle an der Sachsenstraße allerdings das Stadtbild im kommenden Sommer beeinträchtigen – genau dann, wenn die Stadt zur Landesgartenschau einlädt.

Mit dem gestern einsetzenden vorsichtigen Schneefall dürften die Pläne, den Bau dieses Jahr noch vorzubereiten, endgültig geplatzt sein.

Bautzen
Zittau
Löbau?
Görlitz Bildunterschrift :

Zwei Investoren wollen in Bautzen ein zweites Einkaufscenter bauen, in Zittau gibt es neuerdings Centerpläne für die alte Mandaukaserne, und für Görlitz plant eine Firma für die brachliegende obere Berliner Straße eine Ladenpassage. Pläne gibt es auch für die Löbauer Sachsenstraße. Vor Ort wuchert die Fläche, auf der künftig neue Parkflächen entstehen sollen, jedoch weiterhin zu. Abbildungen: Archiv (3), Scholz (1)

Von Gabriel Wandt

Sächsische Zeitung vom 1.12.2011 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

AVW lässt sich von Mandau-Center nicht beeindrucken

Die neuen Pläne der Eigentümer für die Mandaukaserne beeinflussen das an der Neustadt vorgesehene Fachmarktzentrum nicht: Weder kann sich die AVW Immobilien AG aus Buxtehude laut des Pressesprechers einen Umzug ihres Vorhabens an den Martin-Wehnert-Platz vorstellen, noch beschäftigt sich der Investor mit den Auswirkungen von zwei Centern. “Wir konzentrieren uns auf unsere Projektentwicklung und achten nicht auf andere mögliche Entwicklungen”, erklärt Dirsko von Pfeil.

Die Eigentümer der Kaserne wollen diese in ein “Mandau-Center” umbauen (SZ berichtete). Laut ihrer Pläne sollen im Erdgeschoss Läden eröffnen. Darüber sind Büros für Behörden, Verbände, Ärzte, Physiotherapeuten und weiteres vorgesehen. Die AVW will an der Neustadt ein Fachmarktzentrum mit Läden auf über 10000Quadratmetern Fläche errichten. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 30.11.2011 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Stadt sucht Kontakt mit Kasernenbesitzer

Nachdem die Stadtverwaltung die neuen Pläne der Mandaukasernen-Besitzer am Sonnabend aus der SZ erfuhr, hat sie umgehend reagiert: “Wir haben den Eigentümer kontaktiert und um einen Termin gebeten, um uns die Überlegungen detailliert erklären zu lassen”, teilte Wirtschaftsförderin Gloria Heymann gestern mit. Über das Vorgehen der Eigentümer zeigte sie sich angesichts der Wichtigkeit der Mandaukaserne verwundert. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 26.11.2011 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Aus der Mandaukaserne soll ein Center werden

Die Eigentümer wollen das marode Militärgebäude in ein modernes Dienstleistungszentrum verwandeln. Die ersten Pläne liegen vor, doch der Investor fehlt noch.

Nach dem der Verkauf der Mandaukaserne in Zittau an die Pajona-Stiftung gescheitert ist und es keine weiteren Interessenten gab, haben die Eigentümer selbst einen Plan für das langsam verfallende Gebäude entworfen: Aus der Kaserne soll ein Mandau-Center (MC) werden. “Das MC ist kein Center wie zum Beispiel das Kornmarkt-Center in Bautzen oder ähnliche Center landauf und landab, wo die Flächen ausschließlich mit Einzelhandel belegt sind”, teilte Dieter K. Burkart, mit der Abwicklung des Verkaufs beauftragter Ingenieur aus Buggingen, der SZ mit. Nur im Erdgeschoss – auf 3000 bis 4000 Quadratmetern – sollen Waren an den Mann gebracht werden und zwar ausschließlich “ergänzend”, um den örtlichen Einzelhandel nicht zu gefährden. Oben drüber sollen sich Dienstleister, Institutionen, Aus- u. Weiterbildungsfirmen, Verbände und Kammern, Restaurants, Behörden, Mediziner, Pysiotherapeuten und andere niederlassen. Erste Interessenten soll es bereits geben. “Ich bitte um Verständnis, dass wir in der jetzigen Phase keine Namen nennen dürfen, da einige der Interessenten auch für das innerstädtische Center-Vorhaben gehandelt werden”, teilte Burkart auf SZ-Nachfrage mit.

Ursprünglich hatte das Büro die Mandaukaserne im Sommer (die SZ berichtete) rund 100 potenziellen Investoren angeboten. Allerdings stieß die Offerte auf wenig Resonanz. Zu groß erschienen ihnen die wirtschaftlichen und baulichen Risiken. “Es erwies sich somit, dass die Mandaukaserne nur eine Verkaufs- und Sanierungschance hat, wenn zuvor ein Nutzungskonzept definiert, Nutzer und Betreiber akquiriert und die notwendige, nachhaltige Wirtschaftlichkeit nachgewiesen ist”, so Burkart. Das aber war den Eigentümern zu teuer. So entwickelte Burkart gemeinsam mit einem Zittauer Büro und Einwohnern das jetzt vorliegende Basiskonzept. Dabei wurden die Begründungen der bisherigen Absagen analysiert und eingearbeitet. Das Konzept ist auf dem Weg an 400 potenzielle Investoren, Mieter und Projektentwickler verschickt. Angeblich gibt es schon Interesse von potenziellen Investoren.

Architektonisch wird im Entwurf besonderer Wert auf die markante Front gelegt. Sie wird unter dem Titel “Historie trifft Moderne” in einen Neubau mit Glasfassaden und Parkdecks eingebettet. Die ganze Kaserne kann laut Burkart nicht erhalten werden, weil sie den modernen Anforderungen an Büros und Läden nicht entspricht. Als Pluspunkte sieht er unter anderem die gute Verkehrsanbindung, die Nähe zur Innenstadt und – das es keine Nachbarn gibt – ausbleibende Ärger wegen Ruhestörungen.

Ein Jahr laufen jetzt weitere Vorbereitungen. In der Zwischenzeit sollen einsturzgefährdete Teile der Kaserne gesichert werden. Danach, so plant Burkart, startet der ein bis 1,5-jährige und 20 Millionen Euro teure Umbau. Eröffnung wäre demnach Ende 2013/ Anfang 2014.

Die Stadt kann sich zu dem Konzept noch nicht äußern: Oberbürgermeister Arnd Voigt (Freie Bürger) hat gestern durch die SZ davon erfahren. “Es ist ein interessanter Vorschlag”, sagte der OB. Nun müsse er geprüft werden.

Burkart, der für weitere Vorschläge offen ist, macht aber auch klar, dass die Entscheidung nun bei der Stadt liegt: Wenn sich das Konzept wirtschaftlich trägt, die Stadt aber “Nein” dazu sagt, ist die Mandaukaserne Geschichte. “Im Klartext gesprochen liegt schließlich und endlich die Entscheidung und somit auch die Zukunft über den zumindest teilweisen Fortbestand der historischen Mandaukaserne in der Hand der Bürger von Zittau beziehungsweise in der Hand der von ihnen gewählten Stadtabgeordneten”, hat er an die SZ geschrieben.

Siehe auch Seite 1 Auf ein Wort

Von Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 26.11.2011 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Auf ein Wort
Zweifel an Rettung der Mandaukaserne

Es ist zu schön, um wahr zu sein: Die Mandaukaserne soll doch noch gerettet werden. 2012 galt ja bereits als Schicksalsjahr, in dem das historische Gemäuer einfallen sollte. Wenn Burkart seine Pläne durchzieht – und das wäre nicht das erste Mal -, müsste ihn die Stadt eigentlich zum Ehrenbürger machen. Allerdings sind auch Zweifel angebracht. Zum einen schieben die Eigentümer der Stadt den schwarzen Peter zu: Ihr müsst unser Konzept abnicken, sonst müssen wir die Kaserne einfallen lassen. Dabei wissen sie, dass sie sehr wahrscheinlich das Handelskonzept ändern müsste; jenes Konzept also, wegen dem sie sich schon lange mit dem Vermieter von Pfennigpfeiffer streitet. Fraglich ist auch, ob der Einzelhandel – trotz der Ankündigung von “ergänzenden” Geschäften – so viele zusätzliche Läden verträgt. Nicht zuletzt muss man sich ein “Hurra” vorerst verkneifen, weil viel alte Bausubstanz neuer weichen muss – und uns Großinvestoren schon zu oft versprochen wurden.

mielke.thomas@dd-v.de

Thomas Mielke über die Pläne für ein Mandau-Center

Sächsische Zeitung vom 26.11.2011 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Seit 14 Jahren leer


1868 wurde die Mandaukaserne als Regiments-Unterkunft für 1200 Mann gebaut.
1893 erhielt sie ihren Namen.
1898, nach Regulierung der Mandau, entstand vor dem Haus eine Freifläche, der Martin-Wehnert-Platz.
Bis 1918 wurde sie militärisch genutzt.
Ab 1920 lebten Familien in dem Gebäude, insgesamt bis zu 500 Personen.
1960 übernahm der VEB Kommunale Wohnungsverwaltung die Immobilie mit 120 Mietern.
1983 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt.
1994 ging das Gebäude in Landeseigentum über.
1997 wurde sie gesperrt.
1999 kaufte sie Günter Willig.
2004 starb der potenzielle Investor aus dem Schwarzwald. Seit dem wollen seine Erben die Kaserne verkaufen – trotz Interessenten ohne Erfolg.(SZ)

Sächsische Zeitung vom 26.11.2011 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

So wird aus Zittaus Kaserne das Mandau-Center

Die Eigentümer der maroden und leer stehenden Mandaukaserne in Zittau wollen das historische Gemäuer zum Mandau-Center umbauen. Sie planen unter dem Titel “Historie trifft Moderne”, die Fassade so markant wie bisher zu erhalten und die restlichen Teile durch Neubauten zu ersetzen. In das Erdgeschoss sollen Händler einziehen. In den anderen Etagen könnten sich Dienstleister, Institutionen, Aus- und Weiterbildungsfirmen, Verbände und Kammern, Behörden und Mediziner ansiedeln. Die Eigentümer rechnen damit, dass die weitere Planung noch ein Jahr dauert. In der Zwischenzeit sollen einsturzgefährdete Teile notgesichert werden. Die Eröffnung ist zum Jahreswechsel 2013/ 2014 vorgesehen. Noch gibt es aber keinen Investor. Foto: SZ-Archiv/ Zeichnung: BBS Zittau
Seite 15

Sächsische Zeitung vom 18.11.2011 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Stadtgespräch

Stadtgespräch
Asylbewerber in die Mandaukaserne?

Die geplante Unterbringung der Asylbewerber in einer ehemaligen Kaserne an der Sachsenstraße hat einige Zittauer auf eine Idee gebracht: Wenn schon Kaserne, warum dann nicht gleich die Mandaukaserne? Platz wäre dort reichlich, heißt es auf der Internetplattform facebook. Allerdings sprechen aus Sicht des Kreises gute Gründe gegen die Idee: So gehört ihm die eine Kaserne, die andere nicht. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 11.11.2011 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Stadtgespräch

Schafskopf auf der Mandaukaserne

Wer steigt denn auf das marode Dach der Mandaukaserne und hisst dort eine Fahne? Seit einigen Tagen flattert das weiße Tuch mit einem Schafskopf und den Buchstaben “L” und “V” über dem einstigen Prunkbau. Der Besitzer, der Freundeskreis und auch die Stadt wissen es jedenfalls nicht, wer es war und was er wollte. Mäh! (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 8.10.2011 Seite 19 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

Das geplante Einkaufszentrum auf der Neustadt in Zittau beschäftigt weiterhin die Leser. So schreibt Architekt & Städtebauarchitekt Dipl.-Ing. Detlef H. Grösel aus Lückendorf folgende Zeilen:

Zerfall und die Zerstörung der Stadt begann nach 1945

Zittau war nach 1945 eine völlig unversehrte Stadt. Der Zerfall und die Zerstörung der Stadt begann danach. So gab es auch nach 1990 keine erkennbare städtebauliche Verbesserung der Infrastruktur, es entstanden große Brachflächen, es gibt einen erheblichen Wohnungsleerstand und heute viel zu wenige Einzelhändler in der Innenstadt. Das “Juwel” Zittau ist am Ende, wenn es nicht in einem energischen Konzept die Innenstadt so verändert, dass Brachflächen bebaut, unbewohnte Häuser der Innenstadt zeitgemäß unter Wahrung des Denkmalschutzes modernisiert werden. Eigentümer und Investoren tun dies aber nur, wenn sie an die Zukunft einer Stadt glauben. Grundsatz muss es sein, die Innenstadt zu erhalten und zu beleben und dann die Peripherie zu fördern. Leider ist es bisher in Zittau genau umgekehrt gewesen. Viele Städte in der näheren und weiteren Umgebung haben oft auch in den Jahren nach 1990 bis fast 2000 die Ränder der Städte mit Einkaufsmärkten, teilweise gigantischen Ausmaßes zugelassen. Etwa nach 1995, aber spätestens nach 2000 kehrten die Städte diese Entwicklungen um und forcierten den Ausbau der Innenstädte. Schöne Beispiele der näheren Umgebung sind Bautzen mit der Kornmarktbebauung und das niederschlesische Hirschberg (Jelenia Gora) mit der 2009 fertig gewordenen Bebauung, die sich anders als Bautzen vollständig in der Art der Bebauung, trotz enormer Marktfläche, in die gewachsene historische Altstadt einfügt. In Hirschberg ist es auch der Mix aus der planerischen Forderung nach Wohnen und Gewerbe, der wie in der inzwischen wieder vollständig bebauten Innenstadt in Leipzig einseitige Strukturen vermeidet und die Innenstädte nach 18 Uhr weiter belebt. Die Stadt Zittau hat es in der Hand, mit den hervorragenden Instrumenten des deutschen Städtebaurechts und einer selbstbewussten Verhandlungsführung die Chance, die sich derzeit bietet, zu nutzen. Nachteile wird es dann für alle Beteiligten nicht geben! Ziel sollte es sein, die Struktur der ehemaligen (und noch vorhandenen) Bebauung aufzugreifen. Die heutige Brache hatte Durchgänge, Wege, Häuser mit typischen Merkmalen. Märkte dieser Großenordnung werden als Raster geplant, aber auch Raster lassen Öffnungen, Freiräume, Passagen und so weiter zu. Investoren argumentieren in der Regel mit den “Mehrkosten”, aber das ist ein Irrtum, der Planungsaufwand, die Ideenfindung ist nur erheblich aufwendiger.

Silvio Thamm vom Stadtforum Zittau schreibt zum Thema: Bestmöglichste Lösung für unsere Stadt finden

Da das Thema innerstädtisches Einkaufszentrum wohl noch lange heiß diskutiert werden wird, sollte doch noch einiges richtiggestellt werden, um Missverständnissen vorzubeugen. Das Stadtforum Zittau hat sich bewusst nicht gegen den Bau eines Einkaufszentrums positioniert, falls dieses Center der mehrheitliche Wunsch der Zittauer Bevölkerung sein sollte. Natürlich ist es notwendig und wünschenswert, dass entstandene Baulücken, wie an der Albertstraße, wieder geschlossen werden. Der Ansatzpunkt unserer Kritik ist allerdings, dass 13, teils intakte, wertvolle historische Stadthäuser den kurzfristigen, finanziellen Interessen eines Investors geopfert werden sollen. Es geht nicht an, dass jahrhundertealte Gebäude für ein Riesengebilde abgerissen werden, dessen – wohl unpassende – Investorenarchitektur (siehe Beispiel Meißen) wahrscheinlich in 20 Jahren keiner mehr sehen will. Eventuell könnte über eine Integration der bestehenden Gebäude und eine architektonische Anpassung der Ergänzungsbauten diskutiert werden. Dass es Aufgabe des Investors ist, und nicht etwa unsere, bevor unumkehrbare Tatsachen geschaffen werden, genaueste Analysen zur Wirtschaftlichkeit, der Verträglichkeit für die Zittauer Einzelhandelsstruktur und der Integration in die denkmalgeschützte Umgebung vorzulegen sowie die Zittauer Bevölkerung einzubeziehen, sollte sich von selbst verstehen.

Wir weisen mit Nachdruck darauf hin, dass in solch einem sensiblen Fall des Center-Baus ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben werden sollte, um die bestmöglichste Lösung für unsere Stadt zu finden. Allerdings wäre eine Umnutzung bestehender, leer stehender Gebäude einem Neubau vorzuziehen. Dies wäre im Fall der Mandaukaserne durch Um- und Anbauten eventuell möglich und sollte geprüft werden.

Sächsische Zeitung vom 22.9.2011 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

Mit dem geplanten Einkaufszentrum auf der Zittauer Neustadt beschäftigen sich derzeit viele Leserbriefe. So schreibt M.Langner per E-Mail Folgendes:

Zittau braucht keinen Glaspalast

Zittau braucht keinen Glaspalast.Wir haben so viel schöne alte Bausubstanz, die leer steht und darauf wartet, mit Leben gefüllt zu werden. In diese könnte auch ein Einkaufscenter einziehen. Es hätte viel mehr Charme, in diesen alten Bauten zu bummeln. Sind dem Investor andere Standorte in Zittau überhaupt vorgestellt worden? Denn die 20 Millionen Euro könnten auch in diese fließen. Sehr schön wäre zum Beispiel die Mandaukaserne als Einkaufscenter, das Finanzamt am Markt oder auch in der Inneren Weberstraße die vielen leer stehenden Geschäfte, die man von Haus zu Haus miteinander verbinden könnte. Ich hoffe, dass der Bürgermeister “seine” Pläne überdenkt und dem Investor neue Türen öffnet. Und die Bürger in dieser Entscheidung mit einbezieht.

Martin Sedlick aus Eckartsberg meint:

Viele Bürger sind verunsichert

Seit der Bekanntgabe über das geplante Einkaufszentrum in Zittau sind viele Bürger zum Bau des Vorhabens verunsichert. Es gibt Meinungen Pro und Contra für das Einkaufszentrum. Um eine Lösung für beide Parteien zu finden, schlage ich Folgendes vor: Standort Neustadt – die Bebauungsfläche beträgt nach Informationen circa 3000 bis 4000 Quadratmeter. Ein Abriss des Hauses Nr. 21 sowie der Häuser 14, 16, 18 Albertstraße wäre keine Abwertung des Stadtbildes, im Gegenteil. Selbst zum Parken im Zentrum kann man nicht die Kunden verpflichten, abgesehen von den hohen Kosten. Zum Standort Mandaukaserne ist zu sagen: Als Bauingenieur und Baugrundgutachter hatte ich in der DDR-Zeit den Auftrag erhalten, die Bausubstanz der Mandaukaserne zu überprüfen. Das Ergebnis war bereits vor 30 Jahren – aufgrund der Bauweise – sehr marode, sodass eine Sanierung nicht mehr möglich war. Ein Totalabbruch war das Ergebnis. Deshalb kommt der Gedanke auf, die Fläche der Mandaukaserne mit einem Einkaufszentrum zu bebauen. Dieser Standort bietet den Kunden die Parkfläche sowie einen Kinderspielplatz. Auch Zittau, Stadt im Dreiländereck, würde den EU-Nachbarn Polen und Tschechien das Tor für den Einkauf und Tourismus öffnen und ihre Stadt besser präsentieren.

An der Diskussion um das geplante Einkaufszentrum in Zittau beteiligt sich auch Marika Dahms aus Zittau: Soll Zittau aussehen wie Städte um Buxtehude?

Mag sein, dass Zittau ein Einkaufszentrum guttut, aber ich bin definitiv gegen einen modernen Klotz, der in jeder Stadt zu finden ist, und damit alle Städte gleich macht. Zittau aber besitzt einen einzigartigen Charme aufgrund der historischen Bausubstanz! Soll Zittau aussehen, wie die Städte rund um Buxtehude? Dem Investor geht’s nur ums Geld, nicht um Zittau selbst. Denn was will ein Buxtehuder schon in Zittau? Wenn dem Investor ehrlich etwas an Zittau liegen sollte, kann er doch die historischen Fassaden der Albertstraße integrieren und die Hauskerne umgestalten oder besser noch: Der Investor kann die Mandaukaserne sanieren und nutzen. Das brächte ihm Pluspunkte und eventuellen Zuspruch von den jetzigen Zweiflern, Skeptikern, Kritikern. Vorteil: Die Mandaukaserne liegt viel näher bei den tschechischen und polnischen Kunden, auf welche so gesetzt wird, und Parkplätze gibt’s schon jetzt rund um die Kaserne zur Genüge, noch dazu all die Bushaltestellen. Eine Traumanbindung! Zittau sollte hier getrost mal die getretenen Pfade anderer Städte verlassen, nicht immer nur “hinterherhinken” und nachmachen, sondern mit einem Paradebeispiel der Sanierung auf sich aufmerksam machen. Und: Hat schon mal jemand dran gedacht, wie in ein paar Jahren ein leer stehender Klotz im Stadtzentrum auf Touristen wirkt, falls das Konzept fehlschlägt?

Und Gabriele Berndt aus Zittau schreibt: Vorhaben ist für diese kleine Stadt zu groß

Die wenigen Privilegierten aus Zittau reichen nie und nimmer aus, dieses Großobjekt Einkaufszentrum überhaupt zu halten, geschweige denn Gewinn zu erzielen. Es ist für diese kleine Stadt und die meist nicht gerade wohlhabenden Menschen einfach zu groß bemessen. Zittau ist keine Großstadt, wer das nicht erkennen will, trägt Scheuklappen und ist einer Schnapsidee auf den Leim gegangen. Wenn ich allein seit 1993 an die vielen Einrichtungen, Gasthäuser, Geschäfte und Hotels denke, die aus wirtschaftlichen Gründen nicht überleben konnten und schließen mussten, weil die Einwohner immer weniger und mittelloser wurden. Sonst wären ja viele Geschäfte und Gasthäuser noch in Funktion.Was ist geworden aus dem Volkshaus, dem Klosterstübl, Restaurant Stadt Görlitz, den Fleischbänken, der Mandaukaserne, dem Hotel Stadtkrug usw., aus vielen ehemaligen guten Läden in der Inneren und Äußeren Weberstraße, der Reichenberger Straße, der Altstadt überhaupt. Ein Investor holt sich doch Gutachten über den wirklichen Zustand und die finanziellen Aussichten und Möglichkeiten für so ein riesiges Objekt. Wer so ein Risiko eingeht, hat viel Geld, aber wenig Einfühlungsvermögen und wirtschaftliches Denken. Am Anfang zieht die Neugier viele an, sicher auch aus dem Umland dieser Grenzstadt, aber nach und nach werden es weniger und weniger und es geht so, wie so vielen anderen, kein Gewinn und zu hohe Kosten allein für den Erhalt. Dann steht dieser unansehnliche Klotz überflüssig da und verschandelt diese Stadt.

Leserbriefe sind Meinungen der Schreiber.

Bildunterschrift :
Auf dieser Brachfläche auf der Zittauer Neustadt, die derzeit noch Anwohnerparkplatz ist, soll das neue Einkaufszentrum entstehen. Dafür müssten auch mehrere Häuser an der Albertstraße sowie der Reichenberger Straße weggerissen werden.Foto: SZ-Archiv/Matthias Weber

Sächsische Zeitung vom 17.9.2011 Seite 20 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

Der geplante Bau eines Einkaufszentrums auf der Zittauer Neustadt beschäftigt weiterhin viele Leser. So schreibt Nicole Heidrich aus Oberseifersdorf:

Elke Fasler aus Zittau schreibt dazu:
Wenn Einkaufscenter in Zittau – dann aber richtig

Wenn schon ein Einkaufscenter in Zittau – dann aber richtig! Ein Einkaufscenter wäre für uns Zittauer und unsere Stadt eine große Verbesserung der Lebensbedingungen und ein Motor für die ganze Region rund um das Dreiländereck. Allerdings halte ich in Anbetracht der ungenutzten historischen Baudenkmäler in Zittau einen Neubau als zu kurz gedacht. Denkmalschutz muss vor Abriss Priorität haben. Warum sollte das Konzept der Buxtehuder Investoren nicht in der Mandaukaserne umgesetzt werden? Es lohnt sich in Anbetracht des Engagements der Freunde der Mandaukaserne für den Erhalt dieses geschichtsträchtigen Gebäudes und im Kosten-Nutzen Vergleich zu einem Neubau zu prüfen, wie denn die Mandaukaserne im Interesse des Investors als Einkaufszentrum umgebaut werden kann. Es ist keineswegs aussichtlos, dass die Denkmalschutzbehörde einen “Mix aus Historie und Moderne” im Interesse der Erhaltung der geschichtsträchtigen Mandaukaserne unterstützt. Die historische Innenstadt sollte, wie es schon lange erklärtes Ziel ist, attraktiver gestaltet werden, um so den Einzelhändlern den Rücken zu stärken und die würdige Innenstadt mit Leben zu erfüllen. Ein Einkaufscenter in der Mandaukaserne und individuelle Einkaufsmöglichkeiten im Stadtzentrum sind bei kluger Planung keine Konkurrenz, sondern beide Bereiche können voneinander profitieren. Darum Mut unseren Stadtplanern und dem Investor aus Buxtehude!

Sächsische Zeitung vom 24.8.2011 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Zittau
Stadt hat Anzeige wegen Aufmarsch von Nazis erstattet

Der Aufmarsch der rechtsextremen “Schlesischen Jugend” aus Görlitz in Sieniawka (Kleinschönau/Polen) und Zittau hat zumindest in Deutschland ein Nachspiel: Die Stadtverwaltung hat laut Oberbürgermeister Arnd Voigt (Freie Bürger) Anzeige wegen einer nicht angemeldeten Kundgebung auf dem Zittauer Markt erstattet. An dem Tag hätten ein Markt und im Rathaus drei Hochzeiten stattgefunden, begründete der OB unter anderem die Anzeige. Die Verwaltung rief die Polizei und unterband damit die Veranstaltung.

Die Gruppe Jugendlicher hat sich am 2. Juli offenbar an der Mandaukaserne getroffen und war in historischer Verkleidung – darunter Uniformen, die an die Hitler-Jugend erinnerten – nach Sieniawka marschiert. Danach kamen sie nach Zittau zurück und wollten offenbar auf dem Markt eine Kundgebung abhalten. Sie verteilten Flugblätter, auf denen sie an die Vertreibung der Deutschen aus den heute polnischen Gebieten am 22. Juni 1945 aufmerksam machten. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 17.8.2011 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

UMFRAGE: Was soll aus der Mandaukaserne werden?

Mario Linack aus Zittau:

Von der Bausubstanz und von der Größe wäre das Haus als Bürogebäude geeignet. Auch, wenn es gegenwärtig noch keinen Bedarf gibt, bin ich gegen einen Abriss. Das Haus gehört zum Zittauer Stadtbild.

Steffen Tempel aus Zittau:

Das Haus wäre als Behördengebäude geeignet gewesen. Auch wenn im Moment niemand einen Plan hat, sollte das denkmalgeschützte Gebäude, wenigstens gesichert werden.

Siv-Ann Hanke aus Zittau:

Ein Shoppingcenter mit Erlebnisbereich wäre super! Wenn das nicht geht, könnte man einen Indoorspielplatz in dem Gebäude am Martin-Wehnert-Platz errichten. Fläche wäre ja ausreichend vorhanden. Jörg Ulbrich aus Zittau: Wenn es kein Nutzungskonzept gibt, sollte man die Mandaukaserne abreißen. Derzeit ist die Ruine ein Schandfleck im Zittauer Stadtbild. Eine kleine Parkanlage könnte ich mir an der Stelle vorstellen.

Umfrage/Fotos: Mario Heinke

Sächsische Zeitung vom 17.8.2011 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Letzte Chance für Mandaukaserne

Zittau. Wenn die Mandaukaserne in Zittau 2012 nicht saniert oder gesichert wird, droht ihr der endgültige Verfall. Das teilen die Besitzer unter Berufung auf Bauexperten in einem offenen Brief an die Stadt, ihre Bürger und die SZ mit.

Sie wollen noch einmal eine Großoffensive zum Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes starten und in den nächsten Wochen rund 100 potenzielle Investoren im In- und Ausland anschreiben. Zugleich bitten sie die Zittauer um “zündende Ideen” für die Zukunft der 1868 erbauten Kaserne, wie es in ihrem Brief heißt. Bis Oktober wollen sie den Rücklauf ausgewertet haben. Sollte die Initiative nicht von Erfolg gekrönt sein, wird der Abriss geplant.

Die Sanierung würde rund 20 Millionen Euro kosten. (SZ/tm) Seite 15

Sächsische Zeitung vom 17.8.2011 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Letzte Chance für die Mandaukaserne

Noch einmal werden Ideen und Investoren gesucht. Wenn sich bis 2012 keines von beiden findet, tritt der schlimmste Fall ein.

Nach der Pleite mit der Pajona-Stiftung starten die Eigentümer der Mandaukaserne eine letzte Offensive: Sie wollen weit über 100 nationale und internationale Firmen sowie staatliche Stellen anschreiben und das denkmalgeschützte Gebäude unter dem Namen “Mandau-Business-Center” zum Verkauf anbieten. Dazu gehören Großprojekte-Entwickler genauso wie die Bundes- und die Landesregierung, sagte Dieter K. Burkart, beauftragter Ingenieur aus Buggingen, der SZ. Mit Rückmeldungen und Ergebnissen rechnet er bis zum Spätherbst.

Zudem hat er im Namen der Eigentümer einen offenen Brief “an die Stadtverwaltung und die Bürger von Zittau” geschrieben und an Oberbürgermeister Arnd Voigt (Fr. Bürger) sowie die SZ geschickt. Darin bittet er die Verwaltung, den Stadtrat und die Bürger “Ideen für eine mögliche zukünftige Nutzung der Mandaukaserne zu senden. “Vielleicht ergibt sich eine >>zündende Idee<<, die dann konkret weiter entwickelt und umgesetzt werden kann.”

Andernfalls sieht es schlecht für die Zukunft der Mandaukaserne aus: Über 2012 sei der Erhalt aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich, schreibt Burkart. “Ein Abbruch wäre dann unumgänglich.” Er stützt diese Ankündigung auf neue Untersuchungen von Experten. Sie haben herausgefunden, dass das Gebäude 2012 gesichert oder saniert werden muss. Passiert das nicht, ist eine wirtschaftliche Rekonstruktion nicht mehr möglich und das Haus verloren.

Burkart vertritt die Erben der Firma Wills Immobilien und Verwaltungs GmbH. Der Eigner hatte die 1868 erbaute Kaserne vor zwölf Jahren gekauft und war fünf Jahre später verstorben. Seine Firma befindet sich in Liquidation.

Seit 2008 versucht Burkart gemeinsam mit Partnern Investoren zu finden. Zurückgeworfen wurden sie durch die Wirtschaftskrise und den vermeintlichen Verkauf an die Pajona-Stiftung, die offenbar nie ausreichend Geld nachweisen konnte und zwangsweise wieder aufgelöst wurde. Der Kauf ist mittlerweile rückabgewickelt.

Die Sanierung der Kaserne würde rund 20 Millionen Euro kosten.

Mielke.Thomas@dd-v.de

Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 23.5.2011 Seite 16 / ZIT Zittau Lokales

Zittau
Hilfe für die Mandaukaserne gesucht

Der Freundeskreis der Mandaukaserne sammelt zum Spectaculum Unterschriften zum Erhalt des Gebäudes. “Leider hat die Stadt kein Geld für ihre ,Schätze’. Deshalb: Besucht unseren Stand zum Spectaculum am 1.Juni im Durchgang Markt 5, um dort Eure Unterstützung für den Erhalt der Mandaukaserne durch eine Unterschrift zu dokumentieren”, heißt es vom Verein.

Die Hoffnung in die Pajona-Stiftung war ja eine Seifenblase, die nun geplatzt ist, schreiben die Vereinsmitglieder weiter. Der einzige “Erfolg” seien weitere immense Schäden durch den Winter. Damit schreite der Verfall immer weiter voran. Es müsse nun unbedingt eine Notsicherung der Mandaukaserne erfolgen. Viele Interessenten besuchen zudem die Facebookseiten des Vereins. Dort stehen die aktuellen Einladungen zu den meist 14-tägigen Treffen (donnerstags im “Café am Stadttor”, Ottokarplatz). (SZ)

Sächsische Zeitung vom 21.5.2011 Seite 20 / ZIT Zittau Lokales

Was vor Hundert Jahren in der Zeitung stand

24. Mai

Die “militärische Feier” zum Geburtstag von König Friedrich August wird heute Abend um 3⁄4 9 Uhr mit Platzmusik und Zapfenstreich auf dem Marktplatz in Zittau eingeleitet. Vom Hof der Mandaukaserne aus erfolgt am morgigen Geburtstag (25. Mai) das Wecken in der üblichen Weise früh 7Uhr; militärische Festgottesdienste finden in der Johanniskirche für die Mannschaften des evangelischen Glaubens und in der Marienkirche für die des katholischen Glaubens statt. Im Anschluss an den Festgottesdienst erfolgt die “Parole-Ausgabe und Wachaufzug” auf dem Marktplatz unter Beteiligung sämtliche Offiziere, Sanitätsoffiziere, Zahlmeister und Unteroffiziere mit anschließender Platzmusik… (mo)

Quelle: Christian-Weise-Bibliothek Zittau, Wissenschaftlicher und heimatgeschichtlicher Altbestand

Sächsische Zeitung vom 29.4.2011 Seite 24 / ZIT Zittau Lokales

Eckartsberg

Eckartsberg
Schützen laden zum Gestiftsschießen

Der Zittauer Schützenkönig des Jahres 2010, René Scharf, lädt am Sonnabend ab 9.30 Uhr zum Königsgestiftsschießen im Schützengelände Eckartsberg ein. Die Teilnahme am Wettkampf ist nach Information der Zittauer Privilegierten Schützengesellschaft für jedermann möglich. Der Wettbewerb wird nach den im Vereinshaus ausgehängten Regeln und Preisen ausgeschossen. Die besten fünf Schützen schießen ab 15 Uhr im Stechen um die Gestiftsscheibe, auf der wie 2010 die Zittauer Mandaukaserne, diesmal in einer Fotomontage, dargestellt ist. Das heuer eingesammelte Geld soll dem Zittauer Schützenverein für die Anschaffung dringend benötigter Armbrüste zugute kommen. Diese werden dann die altersschwachen Schießgeräte für das traditionelle Adlerschießen des Vereins ersetzen. (SZ)

Sächsische Zeitung vom 14.4.2011 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Die rote Route: Rundgang durch das hässliche Zittau

Wer die hässlichen Seiten Zittaus sehen will, der kann vom Markt die mit vielen verfallenen Häusern gespickte Bader-, Amalien- und Böhmische Straße Richtung Ottokarplatz gehen. Vorbei an der Ruine der Schauburg verläuft der Rundgang zur Mandaukaserne am Martin-Wehnert-Platz, einem der Sinnbilder für den Verfall in Zittau. Am Külzufer stehen zwar auch schöne Häuser, aber auch viele marode. An den Wohnheimen gehts über die Mandau und über die Carpzov- in die Friedrichstraße. Auch dort ist der Verfall zu sehen. In der Äußeren Oybiner Straße stehen unter anderem das marode “Rechtenhaus”, am Ring zum Beispiel die verfallenen Häuser in der unteren Weberstraße. Am Ende der Zeichenstraße wird der Blick auf den furchtbar aussehenden Mandauer Berg frei. Von dort führt die Route zurück zum Markt. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 12.4.2011 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Nachrichten

Kasernenverein richtet 2011 kein Militärspektakel aus Zittau

Im Gegensatz zu 2010 wird der Mandaukasernenverein in diesem Jahr kein militärhistorisches Spektakel ausrichten. Laut Vorstand Reiner Nestler befürchtet der Verein, dass bei schlechtem Wetter ein Negativergebnis einfährt und das nicht mehr ausgleichen kann. Der Verein hatte zu Pfingsten 2010 die erste Auflage ausgerichtet und hinterher von rund 1000 Gästen berichtet. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 02.04.2011 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Stadtgespräch

Tschüss Pajona

“Der 1. April 2011 als Arbeitsbeginn steht”, hatte die Hauptstifterin der Pajona-Stiftung am 11. September 2009 in einem von ihr autorisierten SZ-Interview gesagt. An diesem Wort wollte sie sich messen lassen. Hier das Ergebnis der Messung: An der Mandaukaserne waren gestern keine Bauarbeiter, keine Container zum Start einer Akademie von europäischem Rang zu sehen. Es ist am 1. April passiert: nichts, nado, njente. Also: “Tschüss”, Pajona. Ein freundliches “Auf Wiedersehen” wäre zu viel des Guten. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 16.03.2011 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Pajona ist nicht mehr Besitzer der Mandaukaserne

Die ursprünglichen Eigentümer der Mandaukaserne sind vom Kaufvertrag mit der Pajona-Stiftung zurückgetreten. Damit ist die Stiftung nicht mehr Besitzer und hat auch kein Nutzungsrecht mehr, sagte Dieter K. Burkart, beauftragter Ingenieur aus Baden-Württemberg, gestern der SZ. Eigentümer war die Stiftung nie.

Der Anfang 2010 geschlossene Kaufvertrag sah ein Rücktrittsrecht für den Fall vor, dass die Stiftung nicht zahlt. Diese war eigenen Angaben zufolge aus verschiedenen, nicht selbst verschuldeten Gründen (die SZ berichtete) nicht zur Zahlung in der Lage. Daraufhin zog Burkart die Option zum Rücktritt.

Die Stiftung wollte eine Akademie von europäischem Rang in der Mandaukaserne einrichten. Ab April sollte gebaut werden, hatte die Hauptstifterin angekündigt. Die Eigentümer suchen nun nach Investoren beziehungsweise einem Konzept für die 1868 gebaute und langsam verfallende Kaserne am Martin-Wehnert-Platz. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 18.02.2011 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Truppen und Kasernen in Zittau

Truppen (Auszug)

1621 36 Stadtsoldaten schützen die Stadttore

1676 Kompanie des Leibregiments von Kurfürst Johann Georg II. nach Zittau verlegt

1720 Teile des Regimentes Seckendorf werden in Zittau stationiert

1831 750 Kommunalgardisten

1867 bis 1919 3. Königlich-Sächsisches Infanterie-Regiment Nr.102 in Zittau stationiert

1937 1.Bataillon des Infanterie-Regiments 52 nach Zittau verlegt

1949 (Kasernierte) Volkspolizei in Zittau

1963 Offiziersschulen der NVA-Landstreitkräfte werden in Löbau und Zittau konzentriert

alte kaserne

1836 bis 1902 diente ein Haus an der Kirch-/ Pfarrstraße, auf der Fläche des Parkhauses, als Kaserne

1906 brannte sie ab

Heute erinnert nur die Einfahrt an dieKaserne

Mandaukaserne

1868 Durch die Neuaufteilung der sächsischen Infanterie und die Stationierung des 3. Königlich-sächsischen Infanterie-Regiments Nr 102 wurde der Neubau für 1200 Mann nötig. Der Bau wurde 1868 begonnen und bis 1900 erweitert.

1893 bekam die Kaserne ihren Namen. 1918 Ende der militärischen Nutzung Heute steht sie leer und verfällt
Neue Kaserne

1897 Mit der Verstärkung des Heeres 1893 wurde die Mandaukaserne zu eng, so dass in den folgenden Jahren eine neue Kaserne im Karree Fichte-, Hefter-, Sachsen- und Kantstraße errichtet wurde. 1897 zogen vier Kompanien in drei Mannschaftsgebäude und zwei Wirtschaftsgebäude mit Wohnungen für die Offiziere ein. Die Kaserne wurde danach noch erweitert.

1963 Die Offiziersschule, später -hochschule wurde auf Grund eines neuen Bildungssystems für die Nationale Volksarmee gegründet. Das Gelände wurde auf Kosten der Kaiserfelder und einer Kleingartenanlage unter anderem um Unterkünfte, Lehrgebäude, das Haus der Armee, eine Schwimmhalle und eine Sporthalle in Richtung Hochwaldstraße erweitert.

1991 Rückübergabe durch die Armee

Heute: Ein Teil der Gebäude wird von Stadt, Landkreis und anderen genutzt. Ein Teil verfällt. Ein Teil wie die Wohnheime und die Schwimmhalle an der Kantstraße sind abgerissen worden. (SZ/tm)

Quellen: Materialsammlung Militärgeschichtliche Ereigisse in Zittau und der südlichen Oberlausitz Klaus Schöne/Heinz Kösling; Offiziershochschule derLandstreitkräfte “Ernst Thälmann”- ein historischer Abiss 1963-1990

http://www.dbwv-kerh-zittau.de
Bildunterschrift :
Die einstige Kaserne ab der Ecke Kirch-/Pfarrstraße.

Sächsische Zeitung vom 03.01.2011 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Die SZ legt die Karten für 2011

Joop und Prada in Zittau? Der Löbauer OB als Gartenschau-Maskottchen? Die SZ schaut für Sie (augenzwinkernd) in die Zukunft des Jahres 2011.

Zittauer Mandaukaserne wird Konsumtempel

Die Eigentümer der Mandaukaserne in Zittau gehen ihr neues, eigenes Konzept an: Sie wollen große Markenfirmen aus der Textilbranche von der Idee eines Outlet-Doms (Dom für Fabrikverkauf) überzeugen. Weltweit funktionieren solche Konzepte. Prada, Adidas, Joop und Co. spielen mit und geben saftige Preisnachlässe.

Spätestens 2012 beginnt die Sanierung und der Umbau. Zuvor hat der Stadtrat grünes Licht gegeben, dass die Einzelhandelskonzeption, die den Verkauf von Textilien nur in der Innenstadt vorsieht, für den Martin-Wehnert-Platz aufgehoben wird.

2010

Sächsische Zeitung vom 27.11.2010 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Kasernenverein nun mit 77 Mitgliedern

Der Mandaukasernen-Verein ist offenbar unbeschadet aus den Querelen und dem Weggang von drei Vorstandsmitgliedern hervorgegangen (SZ berichtete). “Das belegt die mittlerweile auf 77 angewachsene Mitgliederzahl deutlich”, teilte der Verein mit. Die Vorstandsposten wurden nach einer Wahl neu besetzt. Der Verein informiert während des weihnachtlichen Treibens am 11. und 12. Dezember auf dem Markt über sich. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 20.11.2010 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Zittau
Stiftung soll Mandaukaserne zurückgeben

Zittau. Die ursprünglichen Eigentümer der Mandaukaserne haben die Reißleine gezogen und fordern die Immobilie zurück. Zur Begründung heißt es, dass der Käufer, die Pajona-Stiftung, den Kaufpreis bisher nicht gezahlt hat.

Damit wackelt das Stiftungsprojekt einer Gehörlosen-Akademie von europäischem Rang und ist die Zukunft der ehemaligen Kaserne wieder offen. Die Eigentümer wollen nun selbst nach Wegen suchen, wie das große, langsam verfallende Gebäude genutzt werden kann.

Die Mandaukaserne war Anfang des Jahres von den Erben des verstorbenen Besitzers an die Stiftung verkauft worden. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 09.10.2010 Seite 19 / LOE Löbau Lokales

Zittau
Kasernenverein:Vorsitzender geht im Streit

Drei Vorstandsmitglieder sind ausgeschieden, aber die Arbeit soll weitergehen.

Nachdem bereits vor einigen Wochen ein Vorstandsmitglied des Vereins “Freunde der Mandaukaserne” das Handtuch geworfen hat, sind nun mit dem Vorsitzenden Volker Kretschmer, Jörg Domsgen und Uwe Preuß drei weitere ausgeschieden. Sie sind keine Vorstände und keine Vereinsmitglieder mehr. Sie sagten der SZ, dass sie von selbst ausgetreten sind. Die verbleibenden beiden Vorstände, Jörg Matthes und Rene Nestler, dagegen teilten gestern mit, dass sich der Verein von ihnen getrennt hat.

Hintergrund sind seit Monaten heftige Streitigkeiten über die Ausrichtung des Vereins, die nicht frei von gegenseitigen Anfeindungen blieben. So werfen die Vorstände den Gegangenen vereinsschädigendes Verhalten vor. Die Gegenseite dementiert das und erhebt Gegenvorwürfe. Ein Streitpunkt ist das Millitärspektakel, das nicht kostendeckend war. Der Verein will jetzt in ruhiges Fahrwasser kommen und sich wieder der Arbeit zuwenden. Auch die Ausgeschiedenen bleiben dran. Man wolle sich nun auf anderer Ebene engagieren, sagte Kretschmer. Der Verein hat 64 Mitglieder. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 11.09.2010 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Stiftung will Mandaukaserne bis 2015 sanieren

Zittau. Die Pajona-Stiftung hält an ihren Projekt, ein Gehörlosenzentrum von europäischem Rang in der Zittauer Mandaukaserne zu eröffnen, fest. “Spätestens am 1. April 2011 müssen wir beginnen”, sagte Stifterin Veronika Drescher im SZ-Interview. Anderenfalls würden Fördermittel verfallen.

Die Stifterin räumte Probleme bei dem 24 Millionen Euro teuren Projekt ein. So habe die Bank das Stiftungskapital der Investitionssumme zugeschlagen, sagte sie. Damit ist die Stiftung auf mehreren Ebenen blockiert und kann beispielsweise das Stiftungskapital nicht einzahlen. Aus diesem Grund hat das Land Brandenburg, in dem die Stiftung sitzt, die Auflösung angeordnet. Dagegen und gegen die Bank klagt die Stifterin. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 20.08.2010 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Stiftung arbeitet offenbar unseriös Kommentiert

über den Ausbau der Mandaukaserne zum Gehörlosen-Zentrum

Die Kritik an der Pajona-Stiftung als Mandaukasernen-Eigner ist sehr leise. Niemand will die potenzielle Investorin mit ihrer millionenschweren Vision von einem Gehörlosenzentrum samt Hunderter Arbeitsplätze verschrecken. Allerdings mehren sich die Zeichen, dass Pajona unseriös arbeitet. Bisher ist weder in die Stiftung noch in den Kauf der nötigen Immobilien Geld geflossen. Die Stiftung existiert ja nicht einmal mehr. Die bisherige Bilanz besteht aus Absichtserklärungen und Vertröstungen. Das klingt eher nach dem Staatsanwalt als nach einen Wirtschaftswunder. Aber noch gilt: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 17.07.2010 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Zittau
Wird die Mandaukaserne zur Investruine?

In einem offenen Brief bitten der Förderverein den Stadtrat um Unterstützung.

Der Verein “Freunde der Mandaukaserne” hat sich mit einem offenen Brief an die Stadträte gewandt. Er bittet darin um die Unterstützung für den Erhalt des historischen Gebäudes. “Wohl wissend, dass Ihre Mittel zur direkten Einflussnahme auf das Geschehen derzeit nur begrenzt sind, rufen wir Sie dennoch nochmals auf, Ihre politischen und kommunalen Möglichkeiten einzusetzen, um den Verfall aufzuhalten und das Gebäude einer sinnvollen Nutzung zuzuführen”, heißt es in dem Schreiben. Zwar hat der Verein derzeit einen “kleinen Anlass zur Hoffnung” und will mit dem Käufer der Mandau-Kaserne zusammenarbeiten. “Gemeinsam sollten wir uns aber dafür einsetzen, dass den Ankündigungen und Bekenntnissen nun auch Taten folgen und unsere Mandaukaserne keine >> Investruine<< wird.” Der Rat soll mit dem Käufer, der Pajona-Stiftung, und dem Verkäufer in Verbindung bleiben, um Einfluss nehmen zu können.

Um die Pajona-Stiftung, die eigenen Angaben zufolge eine Gehörlosen-Schule in der Mandau-Kaserne einrichten will, ist es indes ruhig geworden. Die für Juni angekündigte öffentliche Vorstellung der Chefs fand nicht statt, ein Pressegespräch mit der SZ wurde verschoben. Das Geld für den Kauf der leer stehenden Kita in Zittau-Ost von der Stadt ist nicht geflossen, so dass die Kaufbestätigung durch den Stadtrat verfallen ist. Ungeachtet dessen könnten neue Verhandlungen aufgenommen werden, sagte Oberbürgermeister Arndt Voigt (Freie Bürger) der SZ. Allerdings gibt es bereits einen weiteren Interessenten.

Der mittlerweile 67-köpfige Verein will erreichen, dass die Kaserne noch in diesem Jahr notgesichert wird, und sammelt dafür Spenden.

Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 29.05.2010 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Pajona-Stiftung bekommt Aufschub

Zittau. Die Pajona-Stiftung, neue Eigentümerin der Mandaukaserne in Zittau, hat noch bis zum 10. Juni Zeit, den ehemaligen Kindergarten Schlumpfenland in Zittau zu kaufen. Diese Frist gewährte der Stadtrat am Donnerstag während seiner Sitzung nach einer entsprechenden Bitte der Stiftung. Ursprünglich sollte die Verkaufsoption bereits vorgestern storniert werden.

Der Verkauf wurde im Juni 2009 vom Stadtrat gebilligt. Er kam bisher aber nicht zustande.

Die Stiftung will eigenen Angaben zufolge in der Mandaukaserne und in der Kita eine Akademie für Gehörlose von europäischen Rang aufbauen (die SZ berichtete). Zurzeit kämpft sie gerichtlich gegen ihre vom Land Brandenburg verfügte Auflösung. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 26.05.2010 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Zittau
Kita-Verkauf an Pajona-Stiftung steht auf Prüfstand

Wenn die Pajona-Stiftung, neue Eigentümerin der Mandau-Kaserne, bis morgen zum Stadtrat die ehemalige Kita “Schlumpfenland” in Zittau-Ost nicht kauft, soll der Stadtrat seinen Verkaufsbeschluss vom Juni 2009 zurücknehmen. “Der Verkauf ist bisher nicht zustande gekommen”, heißt es in der Beschlussvorlage.

Die Stiftung will eigenen Angaben zufolge in der Mandaukaserne und in der Kita eine Einrichtung für Gehörlose von europäischem Rang aufbauen (die SZ berichtete). Zurzeit kämpft sie allerdings nach übereinstimmenden Aussagen des brandenburgischen Innenministeriums und des Verwaltungsgerichts Frankfurt/Oder mit ihrer Auflösung. Das Innenministerium begründete die Aufhebung der Gründung damit, dass die Stiftungssumme bisher nicht geflossen ist.

Wird die Kita nicht verkauft, soll sie abgerissen werden. Die Fördergelder sind schon bewilligt. (SZ/tm) Stadtratstermin: morgen, 17 Uhr, Bürgersaal

Sächsische Zeitung vom 26.05.2010 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Nachrichten

Mehr als 1000 Besucher bei Militär-Spektakel Zittau

Der Verein “Freunde der Mandaukaserne” hat ein positives Fazit über sein militärhistorisches Spektakel vom Sonnabend gezogen. Es sei “ganz, ganz großartig” gelaufen, sagte Vereinsvorsitzender Volker Kretschmer gestern der SZ. Insgesamt hätten mehr als 1000 Besucher an der Veranstaltung teilgenommen. Der Verein wollte mit dem Spektakel auf die vom Verfall bedrohte Mandaukaserne aufmerksam machen. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 21.05.2010 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Zittau
König August rettet die Mandaukaserne

Der Förderverein macht morgen mit einem militärhistorischen Spektakel auf das marode Gebäude aufmerksam.

Nicht wie ursprünglich geplant Napoleon, sondern August der Starke wird die “Freunde der Mandaukaserne” bei ihrem ersten öffentlichen Trommeln für das altehrwürdige Gebäude in Zittau unterstützen. Der Kurfürst wird morgen samt seiner Untertanen vom Barockverein Dresden zum militärhistorischen Spektakel nach Zittau kommen. “Die Betonung liegt auf Spektakel und nicht auf Militär”, sagt Jörg Matthes vom Verein. Schließlich geht es nicht um eine Klientel-Veranstaltung, sondern um die Werbung für den Erhalt der Mandaukaserne und Geld für die noch in diesem Jahr geplante Notsicherung (die SZ berichtete).

Neben dem königlichen Gefolge haben sich auch der Regimentsspielmannszug aus Görlitz, Vertreter des Traditionsschützenregiments Nr. 102 aus Weißwasser, des zweiten polnischen Regiments, Zittauer Schützen, die Oberlausitzer Reservisten-Kameradschaft und weitere Gäste angesagt. Zum Fahnenappell (siehe Programmkasten) vor dem Markt 13, in dem 1813 Napoleon schlief, erwartet Vereinschef Volker Kretschmer bis zu 40 Uniformierte und Verkleidete. Sie werden wahrscheinlich drei Kanonen mitführen und abfeuern.

Beim bunten Treiben am Nachmittag wird August die Kaserne von einer Hubbühne inspizieren und den Zustand kommentieren. Gegen eine kleine Spende können es ihm Besucher gleichtun.

Der Tag klingt bei Zapfenstreich und Feuerwerk erneut mit Böllerschüssen aus. Sie sollen möglichst von vielen gehört werden.

Mielke.Thomas@dd-v.de

Bildunterschrift :

Die “Freunde der Mandaukaserne” haben diese Postkarte drucken lassen. Käufer unterstützen die geplante Notsicherung.Repo: SZ

Sächsische Zeitung vom 06.05.2010 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Nachrichten

Spende für Mandaukaserne Zittau/Eckartsberg

Frank Pecht, Architekt und Mitglied, hat das Gestiftsschießen der Privilegierten Schützengesellschaft Zittau 1584 am Wochenende in Eckartsberg gewonnen. Insgesamt beteiligten sich 32 Schützen. Dadurch kamen 400 Euro für den Mandaukasernen-Verein ein. “Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden”, teilte Initiator und Schützenkönig Jörg Domsgen mit. (SZ/tm)

Sächsische Zeitung vom 03.05.2010 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Löbau-Zittau

Neue Hoffnung für Zukunft der Mandaukaserne

Die neue Eigentümerin der Zittauer Mandaukaserne, die Pajona-Stiftung mit Sitz in Frankfurt/Oder, will die Immobilie zu einer “Europäischen Akademie für Gehörlose und Hörgeschädigte” mit bis zu 600 Schülern aus verschiedenen Ländern ausbauen. Dafür sollen 25Millionen Euro investiert werden.Seite 9

Sächsische Zeitung vom 26.04.2010 Seite 21 / BAU Bautzen Kultur

Zittauer kämpfen für ihre Kaserne

Seit Jahren verfällt die imposante Mandaukaserne, ein riesiges Baudenkmal der Stadt. Ein Bürgerverein will den Verfall stoppen.

Alles beginnt mit einer Zeitungsnotiz: Der sei Jahren baufälligen Mandaukaserne drohe womöglich der Abriss, wenn sich nicht bald ein Investor finde. Abriss?

Volker Kretschmer kann es nicht fassen. “Dieses Haus ist ein Baudenkmal. Es ist einzigartig. Es hat sächsische Geschichte geschrieben”, weiß der Zittauer Bauingenieur. Die 1867/68 gebaute Mandaukaserne ist der erste und wohl imposanteste Kasernenbau im Königreich Sachsen: Neobyzantinischer Stil, riesige 110 Meter lang und 40 Meter breit, 10000 Quadratmeter Nutzfläche – Platz für 1200 Mann des 102. königlich-sächsischen Infanterieregiments. Jahrzehnte diente die Kaserne später als Wohn- und Verwaltungsgebäude. Saniert wurde nur notdürftig – und seit langem überhaupt nichts mehr. Seit 1997 steht der Bau gänzlich leer. Die Bausubstanz ist inzwischen völlig marode, im Erdgeschoss wachsen Gräser und Bäume.

Großes Spektakel geplant

Wer braucht auch schon einen solchen Koloss? Nach der Wende kaufte ihn ein Geschäftsmann aus den alten Bundesländern, der aus der Kaserne ein Einkaufszentrum machen wollte. Aus den Plänen wurde nichts, der Mann ist inzwischen verstorben.

“Wir wollten diesem Verfall nicht mehr länger zusehen”, sagt Volker Kretschmer. Nach der Zeitungsnotiz im vergangenen Herbst fand er sich spontan mit einem Dutzend Gleichgesinnter zusammen. Sie gründeten den Bürgerverein “Freunde der Mandaukaserne”. Inzwischen hat der Verein schon über 50 Mitglieder.

Sie wollen jetzt so viel Geld beschaffen, das zumindest eine Notsicherung möglich wird. “Noch drei, vier Jahre, dann ist es vielleicht zu spät”, sagt Volker Kretschmer. Auf mindestens zehn, vielleicht 20 Millionen Euro schätzen Experten inzwischen den Sanierungsbedarf.

Der Verein hat als erstes für das Pfingstwochenende ein großes Militärspektakel auf dem Gelände gegenüber der Kaserne geplant. Das soll an die große Historie erinnern und Leute von weither nach Zittau locken, um auf das Haus aufmerksam zu machen.

Seit kurzem hat die Mandaukaserne wieder einen neuen Besitzer. Eine Stiftung für Gehörlose soll das Objekt aus dem Nachlass des verstorbenen Geschäftsmannes gekauft haben. Ende April, ließ die Besitzerin über ihren Anwalt verlauten, wolle sie über ihre Pläne informieren. Die “Freunde der Mandaukaserne” warten gespannt. “Wir werden helfen, so gut wir können”, sagt Volker Kretschmer. “Hauptsache, es bewegt sich hier nun endlich mal was”. Und wenn sich nichts bewegen sollte, ergänzt er, dann wollen die Vereinsmitglieder “weiter Druck machen”.

Zittaus Oberbürgermeister Arnd Voigt begrüßt das Engagement seiner Bürger. “Wenn es hilft, die Objekte zu retten, kann das ja nur gut sein”, sagt er. Der Stadt selbst sind – da sie nicht Eigentümer ist – die Hände gebunden. Alleine für eine Notsicherung werden geschätzte 300000 Euro gebraucht.

ulbrich.jana@dd-v.de

Bildunterschrift: Der Zittauer Bauingenieur Volker Kretschmer ist Vorsitzender des Vereins “Freunde der Mandaukaserne”, der ein halbes Jahr nach seiner Gründung schon über 50 Mitglieder hat. Mit Aktionen will der Verein auf das imposante Baudenkmal aufmerksam machen. Foto: Matthias Weber

Jana Ulbrich

Sächsische Zeitung vom 13.04.2010 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Zittau
Neues “Stadtforum” will gegen Abrisse kämpfen

Der Verein soll am 23. April gegründet werden. Bei anderen Vereinen herrscht bereits großes Interesse.

Vor allem mit der Stadtentwicklung will sich der neue Verein “Stadtforum Zittau” beschäftigen, der am 23. April gegründet wird. “Er wird sich dem Denkmalschutz verschreiben”, sagte Thomas Göttsberger aus Ostritz, Initiator und Vorstandsmitglied des Stadtforums Görlitz, gestern der SZ. Der Verein will ein Bewusstsein für die schönen alten Gebäude schaffen, weitere Abrisse verhindern und bewirken, dass die “letzten geschlossenen Ecken erhalten werden.” Zuerst will das Stadtforum mit den Entscheidern aus dem Rathaus, von der Stadtentwicklung, den Großvermietern und des Stadtrates sprechen. Danach soll eine Arbeitsstrategie festgelegt werden. In anderen Städte sorgen Stadtforen mit öffentlichen Aktionen für Aufmerksamkeit.

Göttsberger und seine Mitstreiter haben sich einen der größten Kritiker der Zittauer Stadtentwicklung, Antiquar Gert-Rainer Grocke, als Vereinsvorsitzenden ausgesucht und sind auf ihn zugegangen. “Da sind sie bei mir in offene Arme gerannt”, sagte Grocke gestern. Er sieht das Arbeitsfeld des Vereins allerdings nicht nur auf die Stadtentwicklung beschränkt. Er will alte Seilschaften, Korruption, den wirtschaftlichen Niedergang der Stadt und die schlechte Infrastruktur anprangern.

Der Antiquar hat bereits eine Reihe potenzieller Mitglieder organisiert. Insgesamt sollen es zur Vereinsgründung 20 bis 25 sein. Zudem hätten bereits die Vereine “Laureg”, der unter anderem Regionalgeld herausgibt, die “Freunde der Mandaukaserne” und der Fleischbänke-Verein, in dessen Vorstand Grocke sitzt, Interesse an einer Mitarbeit bekundet. Vorstellbar ist seinen Aussagen zufolge eine spätere, gemeinsame Interessengemeinschaft.

Der Verein will sich an Vorbilder wie dem Stadforum Görlitz, Leipzig, Freiberg, Chemnitz anlehnen.

Mielke.Thomas@dd-v.de

Bildunterschrift: Göttsberger

GrockeFotos: SZ_Archiv

Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 10.04.2010 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Zittau
Napoleon soll Mandaukaserne retten

Der Förderverein will mit einem militärhistorischen Spektakel aufmerksam machen und 300000 Euro fürdieSicherungauftreiben.

Der im September von zwölf Mitgliedern gegründete Verein “Freunde der Mandaukaserne” erfreut sich wachsender Beliebtheit. Mittlerweile engagieren sich 45 Mitglieder, teils aus anderen Bundesländern, für den Erhalt des einsturzgefährdeten, denkmalgeschützten Gebäudes. “Wir gehen davon aus, dass es zum Jahresende 100 sein werden”, sagte Vorstandsmitglied René Nestler am DonnerstagwährendeinerPressekonferenz.

Der Verein hat sich die Heimatpflege und den Erhalt historisch wertvoller Gebäude, insbesondere den der “Mandaukaserne”, zur Aufgabe gemacht. Noch in diesem Jahr will er mit Hilfe der Stadt und des neuen Eigentümers durch Fördermittel und Spenden 300000 Euro für eine Notsicherung auftreiben. “Wir haben uns vorgenommen, etwa zehn Prozent der Summe zu sammeln”, sagte Vereinsvorsitzender Volker Kretschmer. Wenn es nach dem Verein geht, sollten die Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen. Der neue Eigentümer soll bereits seine Zustimmung signalisiert haben. Kretschmer kritisierte in diesem Zusammenhang, dass die Stadt mit der Errechnung der Kosten in Höhe von rund 700000 Euro einen Abriss überhaupt ins Auge gefasst hatte (die SZ berichtete).

Um auf die Kaserne und die Spendensammlung aufmerksam zu machen, plant der – eigenen Angaben zufolge ansonsten nicht militärisch interessierte – Verein am 22. Mai ein großes militärhistorisches Spektakel. Mit Unterstützung eines erfahrenen Weißwasseraner Vereins und weiterer Partner organisiert er ein Feldlager. Der Tag soll mit einem Aufmarsch historischer Formationen und einem Appell auf dem Markt beginnen. Auch “Napoleon” könnte dabei sein. Zudem sind Kanonenschüsse, Patrouillen durch die Stadt, ein Vereinstreiben mit Kinderbelustigung, ein Tanzabend und ein Zapfenstreich auf dem Martin-Wehnert-Platz geplant. Der Verein erwartet – je nach Witterung – 100 bis 1000 Mitwirkende.

Demnächst soll die Geschichte der Kaserne mit Hilfe von Ein-Euro-Jobbern aufgearbeitet werden.

Zu den Plänen des neuen Eigentümers, einer Stiftung, wollte und durfte sich der Verein nicht äußern. Die Stiftung wollte in Zittau auch den Kindergarten an der Brückenstraße kaufen. Der Stadtrat hatte dem Vorhaben bereits im Sommer 2009 zugestimmt. Gekauft hat die Stiftung aber bisher nicht.

www.mandaukaserne.de

Mielke.Thomas@dd-v.de

Bildunterschrift :

Vor über 100 Jahren war die Mandaukaserne ein Schmuckstück, das oft und gern abgebildet wurde, nun verfällt sie.Fotos: Förderverein

Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 29.03.2010 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Löbau-Zittau

Mandaukaserne verkauft

Eine Stiftung hat die Mandaukaserne auf dem Zittauer Wehnertplatz gekauft und will sie für eines ihrer Projekte ausbauen.Seite 9

Sächsische Zeitung vom 29.03.2010 Seite 9 / ZIT Zittau Lokales

Wird die Mandaukaserne bald saniert?

Zittau. Die Mandaukaserne in Zittau ist verkauft. Das verkündete Oberbürgermeister Arnd Voigt (Freie Bürger) während des jüngsten Stadtrates. Er selber hatte sich lange um einen Käufer bemüht und den jetzigen Erwerber mit den Verkäufern zusammengebracht. Weitere Angaben machte Voigt nicht, da der Verkauf letztendlich nicht über die Stadt abgewickelt wurde.

Nach SZ-Informationen handelt es sich bei dem Käufer um eine Stiftung für Gehörlose. Angeblich plant sie ein Pilotprojekt in der Mandaukaserne. Der in Zittau für die Stiftung tätige Anwalt wollte sich noch nicht äußern. Er verwies auf eine geplante Pressemitteilung beziehungsweise -konferenz.

Die Mandaukaserne gehörte einer Gesellschaft, dessen Besitzer verstorben war und die liquidiert wird. Das Gebäude ist marode und bald einsturzgefährdet. Experten schätzen die Sanierungssumme auf 20 Millionen Euro.

Die Stiftung hatte in Zittau bereits einen ehemaligen Kindergarten erworben, ihre Pläne dafür aber bisher nicht umgesetzt. (SZ/tm)

2009

Sächsische Zeitung vom 24.12.2009 Seite 22 / ZIT Zittau Lokales

WAS VOR HUNDERT JAHREN IN DER ZEITUNG STAND

25.DEZEMBER

Ein “militärisches Wecken” findet wie alljährlich auch am heutigen ersten Feiertag statt und zwar früh 7 Uhr vom Hofe der Mandaukaserne aus. “Die Regimentskapelle marschiert mit einem Spielmannszug und einer Anzahl Begleitmannschaften durch die Grottauer, Just-, Reichsstraße, Am Park, Ottokarplatz, Georg-, Goethestraße, Augustus-Allee, Haberkornplatz, Bautzener Straße, Markt, Reichenberger, Grottauer Straße zurück zur Mandaukaserne”. Das Schöffengericht hat gestern die “böswillige Betätigung der elektrischen Feuermelder”, die kürzlich die Feuerwehr zweimal zum Ausrücken veranlasste, durch empfindliche Bestrafung der zwei Übeltäter zu vier Monaten Gefängnis gesühnt … “Das Schöffengericht ging bei der Strafzumessung von der Erwägung aus, daß angesichts der groben Verwerflichkeit der Handlungsweise der beiden Burschen eine höchst empfindliche Strafe geboten sei!”

Sächsische Zeitung vom 03.12.2009 Seite 19 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Zittau
Gerd Arnold regt Fusion von Vereinen an

“Tradition und Zukunft Zittau” und “Freunde der Mandaukaserne” hätten zusammen mehr Gewicht.

Weil sie ähnliche Ziele verfolgen und zusammen stärker sind, liegt eine Verknüpfung der Vereine “Tradition und Zukunft Zittau” (Tuzz) und “Freunde der Mandaukaserne” (FdM) nahe. “Vielleicht sollte man überlegen, dass man sich zusammenschließt”, sagte Gerd Arnold, Ortskurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, während einer Tuzz-VersammlunginAnwesenheit von Mitgliedern beider Vereine.

Beide Seiten verständigten sich vorerst auf eine intensive Zusammenarbeit. “Was daraus wird, werden wir sehen”, sagte FdM-Geschäftsführer Volker Kretschmer. Tuzz-Chefin Martina Mehnert steht dem Angebot offen gegenüber.

Der Tuzz hat sich für die Rettung verschiedener historisch wichtiger Gebäude in Zittau stark gemacht. Dazu gehören das Salzhaus, das Stadtbad und das Vereinshaus auf der Milchstraße. Kürzlich hat er sich das Noacksche Haus am Markt auf die Fahnen geschrieben. Der Tuzz leidet an Mitgliederschwund aus Altersgründen. Derzeit hat er rund 15 Mitglieder. Die FdM gründen sich derzeit und haben 29 Mitglieder. Sie wollen die Rettung der Mandaukaserne unterstützen.

Mielke.thomas@dd-v.de

Thomas Mielke

Sächsische Zeitung vom 28.11.2009 Seite 19 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Zittau
Mandaukaserne-Schau plant Ausstellung

Der Verein “Freunde der Mandaukaserne Zittau” hat die offiziellen Formalitäten für die Vereinsgründung in Angriff genommen. Nach Angaben von Geschäftsführer Volker Kretschmer hat er zurzeit 27Mitglieder und sucht sich derzeit Aufgaben. So will der Verein eine Ausstellung über das Gebäude im Markt17 zeigen. Darüber hinaus hat er eine Internetseite gestaltet (siehe Link unten).

Der Verein kämpft für den Erhalt und die Wiederbelebung des maroden, leer stehenden und in Privatbesitz befindlichen Gebäudes. Die Mandaukaserne wurde ab 1867 als Unterkunft für das stationierte Königlich Sächsische 3. Infanterieregiment Nr. 102 errichtet. (SZ/tm)

www.mandaukaserne.de

Sächsische Zeitung vom 21.09.2009 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe

U. Priever äußert sich zur Gründung des Mandaukasernenvereins in Zittau (SZ berichtete mehrfach):

Vorschlag: Solardach für die Mandaukaserne

Immer beim Vorbeifahren sage ich: “So ein imposanter Bau, die Mandaukaserne”. Jetzt nach dem Artikel in der SZ und den folgenden Leserzuschriften habe ich gemerkt, dass es doch noch Leute gibt, die das Gebäude erhaltenswert finden. Leider bin ich zu alt (78), um tatkräftig mitzuarbeiten. Ich hätte da einen Vorschlag. Das Dach an eine Solar-Firma vermieten, denn dafür gibt es Geld. Die Volksbank hat so etwas in Angriff genommen. Ich würde natürlich Anteile kaufen.

Sächsische Zeitung vom 14.09.2009 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Nachrichten

Material zur Geschichte der Mandaukaserne gesucht Zittau

Die Freunde der Mandaukaserne bitten Bürger, die über Zeugnisse, Urkunden, Bilder oder ähnliches zur Geschichte der Mandaukaserne verfügen, sich mit dem Verein in Verbindung zu setzen. Der Kontakt ist vorläufig über das Gründungsbüro, Weinauallee6, 02763 Zittau möglich, teilte der Verein mit. (SZ)

03583/704647

mandaukaserne@wrern.de

Sächsische Zeitung vom 08.09.2009 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Verein für Mandaukaserne gegründet

Zittau. In Zittau hat sich jetzt der Verein “Freunde der Mandaukaserne Zittau” gegründet. Er hat das Ziel, sich unabhängig vom Eigentümer für den Erhalt des Bauwerkes einzusetzen, Nutzungsmöglichkeiten zu finden.

Den Vorsitz des Vereins übernimmt Volker Kretschmer. Er hat bereits bei der Sanierung der Johanniskirche Erfahrungen sammeln können, heißt es vom Verein. Die Debatten im Vorfeld der Vereinsgründung haben den Beteiligten die Schwere des Vorhabens aufgezeigt und klar gemacht, teilt der Verein mit. Man hoffe nun, dass zahlreiche Bürger den Verein unterstützen beziehungsweise mitarbeiten. Die Mandaukaserne steht seit Jahren leer und ist vom Verfall bedroht. Bauexperten geben dem historischen Gemäuer noch eine Frist von etwa vier Jahren. (SZ)

Sächsische Zeitung vom 25.08.2009 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Nachrichten

Großes Interesse an Verein für die Mandaukaserne

Zittau. Mit einem unerwarteten Ansturm interessierter Bürger ging ein erstes Treffen im Vorfeld der Gründung eines Vereins zum Erhalt der Mandaukaserne zu Ende. Dieser soll nun am 3. September, 19 Uhr, im Café “Am Stadttor” (gegenüber der Schauburg) gegründet werden. Ziel sei der Erhalt der Mandaukaserne, so Jörg Domsgen von der Initiatorengruppe. (SZ)

Sächsische Zeitung vom 20.08.2009 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Zittau
Verein will die Mandaukaserne retten

Dabei setzen seine Mitglieder auf die Ideen möglichst vieler Zittauer. Heute findet dazu eine erste Beratung statt.

Kann ein Verein die Mandaukaserne retten? “Ja!”, findet Jörg Domsgen. Gemeinsam mit Gleichgesinnten lädt er heute zu einer ersten Versammlung zu diesem Thema ein. “Vereinsgründung nicht ausgeschlossen, wenn sich genügend Interessierte finden”, sagt Jörg Domsgen. Die Idee, einen Verein zur Rettung des imposanten Zittauer Bauwerkes zu gründen, sei dabei eher einer Flachserei entsprungen. Jörg Domsgen: “Aber am Ende haben wir uns gedacht: Warum eigentlich nicht?!”

Es wird sich kaum ein einzelner Großinvestor für das Haus finden, so Mitinitiator Rene Nestler. “Deshalb sehen wir es als eine Aufgabe eines möglichen Vereins, nach einem größeren Kreis an Interessenten für die Mandaukaserne zu suchen”, sagt er. Der Vereinsbeitrag soll durchaus “moderat” sein. “Wir setzen auf die breite Masse, nicht auf einige wenige Vereinsmitglieder”, so Rene Nestler. Aus der Menge der Leute, so die Hoffnung der Organisatoren, sollen dann auch die Ideen für eine künftige Nutzung des Gebäudes kommen. “Wir wollen mit dem Verein keinesfalls Geld verdienen”, sagt Jörg Domsgen. Er hat selbst schon ein paar Gedanken zur Mandaukaserne entwickelt: “Ich könnte mir eine Art ,Bürgerhaus’ vorstellen, vielleicht mit Erlebnisgastronomie, einer Bildungseinrichtung, Angeboten für Kinder. Auch der grenzüberschreitende Gedanke könnte aufgegriffen werden. Die Lage der Mandaukaserne legt dies ja nahe.”

“Vorrang hat für uns allerdings nun erst einmal die Sicherung des Hauses”, schildert Rene Nestler. Erst vor Kurzem habe er beobachtet, dass ein kompletter Fensterrahmen abgekippt ist. Der Verfall müsse gestoppt, größere Schäden, etwa am Dach, behoben werden. “Wie schlimm es um das Haus steht, wird eine erste Begehung zeigen”, sagt Rene Nestler. Zittaus Oberbürgermeister Arnd Voigt (Freie Bürger) ist über ein derartiges Engagement erfreut. “Es ist ganz wichtig, dass sich die Bürger in die Diskussion einbringen”, sagt er. Das Problem Mandaukaserne, so der Rathauschef, werde sicher nicht allein über einen Verein lösbar sein. “Aber ein Verein kann einen möglichen Investor begleiten, ihn unterstützen, helfen, neue Nutzungsmöglichkeiten zu finden”, sagt Arnd Voigt.

Heute, 19 Uhr, sind alle interessierten Bürger der Stadt und des Umlandes Zittaus ins Bistro & Café “Am Stadttor”, Ottokarplatz 16 (gegenüber der früheren Schauburg) eingeladen, über die Sicherung und den Erhalt der Mandaukaserne zu beraten.

klaus.matthias@dd-v.de

Bildunterschrift :

Die Mandaukaserne in Zittau: Heute Abend soll geklärt werden, ob sich genügend Interessenten für einen Verein finden.Foto: Matthias Weber

Matthias Klaus

Sächsische Zeitung vom 11.08.2009 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Zittau
Verein zum Erhalt der Mandaukaserne hat sieben Mitglieder

Bereits zehn Tage vor der Gründung des Vereins zum Erhalt und zur Sicherung der Mandaukaserne haben sich sieben Mitglieder gefunden. “Es werden sicher noch einige mehr”, sagte Mitinitiator Jörg Domsgen gestern auf SZ-Anfrage.

Zu einer Gesprächsrunde über das historische Gemäuer und zur Vereinsgründung sind alle Interessierten am20. August eingeladen. Bürger, aber auch die öffentliche Hand sind aufgerufen, sich an dem Verein zu beteiligen, um so die charakteristischen Gesichtszüge Zittaus am Leben zu erhalten, teilten die Initiatoren mit. (SZ/tm)

Termin: 20. August, 19 Uhr, Bistro “Am Stadttor”, Ottokarplatz 16 (gegenüber der ehemaligen Schauburg)

Sächsische Zeitung vom 18.07.2009 Seite 21 / GOS Görlitz Lokales

Neuer Verein für Mandaukaserne will sich gründen

Zittau. Ein Verein für den Erhalt der Mandaukaserne soll in Zittau gegründet werden. Interessierte Bürger sind am 20.August, 19 Uhr, ins Café “Am Stadttor”, Ottokarplatz 16 (gegenüber der Schauburg), zur Gründung eines gemeinnützigen Vereins eingeladen, teilte Jörg Domsgen mit.

An diesem Abend soll auch über die Sicherung und den Erhalt der Mandaukaserne beraten werden, um der Stadt und damit der Region eines ihrer Wahrzeichen zu erhalten. Dafür braucht es viele Mitstreiter und noch mehr Ideen, die sich mit der Bauwerkssicherung und umfassender Sanierung aber auch schon mit der Nutzung danach beschäftigen.

Die Kaserne war 1868 als Regiments-Unterkunft für 1200 Mann gebaut worden. 1893 erhielt das Haus, das bis 1918 militärisch genutzt wurde, offiziell den Namen Mandaukaserne. (SZ)

Kontakt: 03583/704647

Sächsische Zeitung vom 02.07.2009 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Im Juni 1909 feierte Zittaus Infanterieregiment seinen 200. Geburtstag

Die Garnisonsstadt beging das Jubiläum mit viel Pomp und militärischem Schmiss.

Zittau, die Garnisonsstadt, war belagert an jenem 13. und 14. Juni 1909. Sonderzüge mit Militärvereinen aus Dresden, Leipzig, Chemnitz und anderen sächsischen Städten trafen ein, von einem dichten Menschenspalier bereits an der Bahnhofsstraße empfangen. Obwohl es fast ununterbrochen regnete, wurde der 200. Geburtstag des hiesigen Infanterieregimentes Nr. 102 “Prinz Regent Luitpold von Bayern” pompös gefeiert. Am Abend setzte eine wahre Völkerwanderung zum Zeltlager auf der Schießwiese zum großen “Festkommers” ein. Sechs große Zeithainer Kavalleriezelte waren mit umfangreichen Büfetts ausgestattet. “Die Anlage zur Beleuchtung des Festplatzes umfaßte 26 Bogenlampen á 1 000 Kerzen, 50 Glühlampen und zirka 200 kleine bunte Lämpchen”, vermerkte ein Zeitzeuge. Regimentskommandeur Oberst Blaßmann hielt “mit weithin schallender Stimme” eine markige Begrüßungsansprache an die tausendköpfige Menge und beendete sie mit den Worten: “Seine Majestät, unser allergnädigster König und Kriegsherr – Hurra!”

Am Festmahl des Offizierskorps nahmen etwa 250 ranghohe Personen im Bürgersaal teil, während die Mannschaftsfeste kompanieweise in Restaurants wie “Stadt Prag”, “Stadt Zittau Althörnitz” oder “Kaisersäle Olbersdorf” abgehalten wurden.

Tags darauf formierten sich etwa 6 000 Teilnehmer bataillonsweise zum Festumzug. Darin “junge, kaum vom Militär entlassene Leute, Herren im besten Mannesalter und endlich zahlreiche Greise, die sich anstrengen mußten, um mit der jüngeren Generation Schritt halten zu können”, wie ein Reporter notierte. Der Zug durch die Stadt endete in der Mandaukaserne. Hier war neben König Friedrich August und seinen beiden ältesten Söhnen Prinz Georg und Friedrich Christian auch Prinz Ludwig von Bayern erschienen. Die “Fürstlichkeiten” schritten die Front ab und sparten nicht mit Auszeichnungen. Keine zehn Jahre später, im Ersten Weltkrieg, war dem Regiment nicht mehr zum Feiern zumute.

SZ.Zittau@dd-v.de

Bildunterschrift :

So posierten Soldaten des zur königlich-sächsischen Armee gehörenden Infanterieregiments um 1895 für die Kamera.Archivfoto: SZ

Heinz Morche

Sächsische Zeitung vom 02.07.2009 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Das Jubiläumsregiment

Das Infanterieregiment “König Ludwig III. von Bayern” Nr. 102 gehörte zum Verband der königlich sächsischen Armee.

Geworben von Friedrich Heinrich von Seckendorf, wurden die Soldaten 1709 von Kurfürst Friedrich August von Sachsen übernommen.

Bis zur Stationierung 1867 in Zittau wechselte es 31-mal seinen Standort.
Mit dem Einmarsch von Teilen des Regiments am 2./3. Juni 1867 wurde Zittau offiziell Garnisonsstadt.
Die Mandaukaserne (Grundsteinlegung April 1868) entstand, um die Soldaten unterbringen zu können.
Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 kämpfte das Regiment in der Schlacht von Sedan, im 1. Weltkrieg an der Westfront. Nach 1918 wurde das Regiment aufgelöst, die Mandaukaserne diente nun als Unterkunft für “Wohnnotleidende”.

Sächsische Zeitung vom 29.06.2009 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Leserbrief

Leserbrief
Mandaukaserne eignet sich als Seniorenschloss

Maria Richter aus Dittelsdorf, ehemalige Zittauerin, schreibt folgende Zeilen zur Mandaukaserne:

Ganz toll, wieder ein Wahrzeichen der Stadt Zittau zum Abriss freigegeben. Erst wird ewig ein Investor gesucht, und dann verstirbt dieser “Häusersammler”. Wieso nimmt die Stadt Zittau das Schicksal der Mandaukaserne nicht selbst in die Hand. Eine Chance ist ja schon vertan, das wäre bestimmt ein super Campus für unsere Studenten geworden. Aber dafür haben wir ja jetzt diesen tristen Betonwürfel. Eigentlich eine Zumutung für jeden Menschen, der etwas von Ästhetik hält.

Also mein Vorschlag ist: Aufgrund der demografischen Entwicklung unserer Bevölkerung, die Mandaukaserne in eine Art Residenz umzubauen, wo die letzten Jahre stufenweise, also von unten nach oben, durchlaufen werden können. Im Erdgeschoss befinden sich barrierefreie Wohnungen, vorzugsweise für Rollstuhlfahrer/Familien. Der erste und der zweite Stock wird für betreutes Wohnen umgebaut, also vorwiegend kleine Appartements für ein bis zwei Personen. Im dritten Stock befindet sich dann der Pflegetrakt, inklusive einer Tagespflege. Ganz oben würde ich dann ein Hospiz einrichten, wo die Menschen in ihren letzten Stunden begleitet werden.

Alle Angebote müssten durch Fremdvergabe betrieben werden, sodass sich jeder wie zum Beispiel die Pflegestation selber trägt. Die Parterre könnte weiterhin so gestaltet werden, dass sich dort verschiedene Anbieter einmieten, wie Apotheke, Frisör/Fußpflege, Therapie, Cafeteria usw. Im Gebäude müssten selbstverständlich Aufzüge installiert werden. An der Rückseite könnten Balkone angebracht werden. Der Innenhof bietet Platz für einen parkähnlichen Garten zum Spazieren. Und vielleicht könnte man die äußeren Türme als Aussichts-türme nutzen oder ein Turmcafé einrichten. Die Verkehrsanbindung ist ja zentral gelegen, und wegen der Parkplätze könnte ich mir eine Tiefgarage vorstellen.

Einen Namen habe ich auch schon: Seniorenschloss – Himmelreich. Ich bin mir sicher, dass nach der zwei- bis dreijährigen Bauzeit es genug Nachfragen gibt, trotz der bereits vorhandenen Einrichtungen. Aber nur wer wagt, gewinnt.

Leserbriefe geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion wieder. Sie sind persönliche Meinung der Schreiber. Meinungen an: sz.zittau@dd-v.de bzw. SZ, 02763 Zittau. Im Interesse der Wiedergabe möglichst vieler Leserbriefe behalten wir uns das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Bildunterschrift :
Die Mandaukaserne in eine Residenz umzubauen schlägt Maria Richter aus Dittelsdorf vor.Foto: SZ-Archiv

Sächsische Zeitung vom 25.06.2009 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe zur Mandaukaserne Zittau

Leserbriefe zur Mandaukaserne Zittau Ein Abriss wäre ein Verbrechen

Wolfram Schiffner aus Oybin schreibt zum Thema Mandaukaserne Folgendes:

Für die Mandaukaserne ist es tatsächlich fünf Minuten vor zwölf! Der Artikel in der SZ vom 17.Juni kommt für mich nicht überraschend, ich beschäftige mich schon lange mit diesem Thema, hängen doch für mich viele Jahre meines Lebens und auch schöne Erinnerungen an diesem historischen Gebäude.

Doch beginne ich beim Anfang: 1966 ging ich ins Stadtbauamt. 1969 wurden der ehemalige Stadtbaudirektor Erich Straube, Bauingenieur Heinz Günther und ich in den VEB Kommunale Wohnungsverwaltung in die Mandaukaserne versetzt. Wir waren für den größten Zittauer Wohnungsverwalter für die Instandhaltung und Instandsetzung tätig. So auch für das Haus “Mandaukaserne”.

Der VEB Kommunale Wohnungsverwaltung wurde zum VEB Gebäudewirtschaft Zittau. In den 70er Jahren wurde unter meiner Leitung der Mittelteil der Vorderfront saniert. Größere Dachschäden wurden mit “unhistorischen” Betondachziegeln ausgebessert. Das gesamte Kellergeschoss wurde als Winterarbeit komplett saniert – Putz, Fußböden, Kanalisation. Danach mussten im Südflügel und im Nordflügelturm größere Schwammschäden zur Ruhe gebracht werden. Der Einbau einer Schwerkraftheizung und der Einbau eines Lastenaufzuges haben viel Geld verbraucht, sodass es bei der Gebäudesanierung zum Stillstand kam. Eine überschlägige Kostenermittlung ergab damals eine Summe von rund 13Millionen DDR-Mark.

Nach der Wende trennte sich die Verwaltung (Gebäudewirtschaft) vom Handwerkerbereich (Bau- und Haustechnik). Aus der Verwaltung “Gebäudewirtschaft” wurde die Wohnbaugesellschaft mbH. Diese zog aus der Mandaukaserne aus und bezog das sanierte Gebäude Johannisplatz2. Die Mandaukaserne stand damit leer. Die Verantwortlichen verschlossen sich sogar einer vorgeschlagenen Erhaltungsbewirtschaftung. Als 1999 in der SZ stand, dass der neue Eigentümer Günter Willig einen neuen Namen für die altehrwürdige Mandaukaserne sucht, habe ich zu meiner Frau gesagt, dass es sich nur um einen Spinner handeln kann, der keine anderen Sorgen hat. Wie ich doch recht behalten habe! Auch der Bauingenieur Dieter K. Burkart sollte bei der Umbenennung der “Mandaukaserne” sehr vorsichtig sein. Das Gebäude prägt wesentlich das historische Gesicht Zittaus. Bei den Zittauer Bürgern kann Herr Burkart mit “Mandau Castle” nicht punkten! Wir sollten uns vielmehr Gedanken machen, wie wir das Gebäude retten können. Es ist zu prüfen, ob der Eigentümer (egal wer es im Augenblick ist) genügend finanzielle Mittel bekommt, um eine sinnvolle weitere Schadensabwendung betreiben zu können. Damit wäre Zeit gewonnen! Nach Überwindung der Weltwirtschaftskrise sind die finanziellen Wege bestimmt wieder klarer.

Als Hotel eignet sich das Gebäude nicht, als Verwaltungsgebäude auch nicht. Als Alten- und Pflegeheim oder als Objekt für betreutes Wohnen scheint es mir geeignet. Das Hinterhaus wäre als Verwaltungshaus und Schwesternhaus geeignet. Das gesamte Kellergeschoss des Hauptgebäudes eignet sich zur Einrichtung kompletter Dienstleistungen (medizinischer Dienst, Physiotherapie, Friseur, Fußpflege, Massage usw.). Der Außenbereich einschließlich der ehemaligen Schuppen und Schrebergärten der Mieter lässt sich in eine Parkanlage umwandeln. Der Hofbereich wird durch eine Schranke gesperrt.

Die “Mandaukaserne” dem totalen Verfall preiszugeben oder sogar abzureißen, wäre ein Verbrechen. Die alten Zittauer würden das niemals verzeihen. Trotz äußeren Verfalls, trotz größerer Dachschäden und trotz Schwammbefalls ist die Bausubstanz gegenwärtig noch erhaltungswürdig. An einer Beratungsrunde würde ich gern teilnehmen.

Sächsische Zeitung vom 25.06.2009 Seite 18 / ZIT Zittau Lokales

Leserbriefe zur Mandaukaserne Zittau

Leserbriefe zur Mandaukaserne Zittau Abrissgeld für Notsanierung nutzen

Elke Fasler aus Zittau äußert sich zum Thema Mandaukaserne wie folgt:

Die Mandaukaserne ist der ideale Standort für eine Europa-universität. Das architektonisch einmalige Gebäude bietet ausreichend Platz für Hörsäle, die Forschung, Bibliotheken, Mensa, Cafés, die Verwaltung und Studentenwohnheime. Sicher sagt die Denkmalschutzbehörde nicht nein, wenn aus Kostengründen nur die Außenhülle stehen bleibt und der “Kern” neu und nach modernsten Gesichtspunkten aufgebaut wird. Die Beheizung kann durch den Einsatz alternativer Energien wie Solar oder Erdwärme geregelt werden. I-Punkt der Modernisierungsmaßnahmen ist eine Schwebebahn an der Rückseite des Gebäudes, mit der Studenten, aber auch Besucher bequem von einem Turm zum anderen Turm fahren können. Diese Attraktion ist öffentlich nutzbar, da per Schwebebahn das Museum “Geschichte des III. Königlichen Infanterieregiments” sowie eine Aussichtsplattform erreicht werden können. Bevor nach dem Besuch der beiden Attraktionen wieder per Seilbahn der Panoramablick über die Stadt und das Zittauer Gebirge zum abschließenden Erlebnis wird, kann ich bei einem Kaffee entspannen oder mit der Familie im Erlebniscenter Spaß haben. Die enorme Größe des Gebäudes ist geradezu geeignet für Multifunktionalität. Ich gestehe, bis auf wenige Details ist dieses innovative Nutzungskonzept nicht meine Idee. Bereits vor etlichen Jahren haben junge Architekturstudenten der Zittauer Hochschule dieses hervorragende Projekt erarbeitet. Aus meiner Sicht hat es noch eine Chance. Die Mandaukaserne bietet gerade für unsere Hochschule ein breites Experimentierfeld. Der alte Plattenbau der Hochschule am Ring könnte eine Erneuerung vertragen, Studentenwohnheime “vom Rand der Stadt” in Zentrumsnähe verlagert werden. Ehe wieder völlig neu gebaut wird, sollte die Hochschule ernsthaft die Mandaukaserne als Standort prüfen. Sicher würden in Folge weitere Investoren mit Ideen ins Zukunftsprojekt “Kulturdenkmal Mandaukaserne” einsteigen.

Die Mandaukaserne ist ein Markenzeichen Zittaus. Das Baudenkmal spiegelt die Größe wieder, die die Stadt am Dreiländereck hatte und zukünftig haben kann, wenn mit den Ideen der Menschen und möglichen Fördermitteln verantwortungsvoll und weitsichtig umgegangen wird. Deshalb meine Meinung: Die 800000 Euro für den Abriss müssen in Startgeld für die Notsanierung “umgewandelt” werden.

Bildunterschrift :
Die Mandaukaserne ist ein großes Sorgenkind in Zittau.Foto: Thomas Knorr

Sächsische Zeitung vom 17.06.2009 Seite 1 / ZIT Zittau Titelseite

Löbau-Zittau

Die Zeit für die Zittauer Mandaukaserne läuft ab

Viel Zeit bleibt Zittaus Mandaukaserne nicht mehr. “Wenn in drei, spätestens vier Jahren nicht saniert wird, ist das Haus am Martin-Wehnert-Platz nicht mehr zu retten”, sagt der mit dem Verkauf beauftragte Immobilien-Experte. Die Kosten für die Rekonstruktion des Gebäudes werden auf 16 bis 20 Millionen Euro geschätzt. Seite 13

Sächsische Zeitung vom 17.06.2009 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Mandaukaserne steht seit über einem Jahrzehnt leer

1868 wurde das Gebäude als Regiments-Unterkunft für 1200 Mann gebaut.
1893 erhielt das Haus offiziell den Namen Mandaukaserne.
1898, nach Regulierung der Mandau, entstand vor dem Haus eine Freifläche, der Martin-Wehnert-Platz. Bis 1918 wurde die Mandaukaserne militärisch genutzt.
Ab 1920 lebten Familien in dem Gebäude, insgesamt bis zu 500Personen.
1960 übernahm der VEB Kommunale Wohnungsverwaltung die Immobilie mit 120 Mietern.
1983 wurde die Mandaukaserne unter Denkmalschutz gestellt.
1994 ging das Gebäude in Landeseigentum über.
1997 wurde die Kaserne für die Nutzung gesperrt und steht seither leer.
1999 kaufte Günter Willig das Haus.
2004 starb der potenzielle Investor aus dem Schwarzwald.

Sächsische Zeitung vom 17.06.2009 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

Die Zeit für die Mandaukaserne läuft ab

Spätestens in vier Jahren ist das imposante Haus am Zittauer Martin- Wehnert-Platz ein Fall für die Abrissbirne.

Das Wort Kaserne gefällt Dieter K. Burkart nicht besonders. “Wir nennen das Gebäude bei uns Mandau Castle, also Mandauschloss. Das passt besser zu seiner Architektur. Und klingt nicht so martialisch”, sagt der Ingenieur aus Buggingen in Baden-Württemberg.

Dieter K. Burkart ist einer von jenen Immobilien-Experten, die in den vergangenen Jahren versucht haben, einen Investor für die Mandaukaserne zu finden. Deren letzter Besitzer, Günter Willig, war offenbar ein Gebäudesammler. Rund 40 Häuser in Deutschland nannte er sein Eigen. Allerdings: Nach seinem Tod wurde ein Insolvenzantrag mangels Masse abgelehnt, ein Liquidator eingesetzt. In dessen Auftrag ist Dieter K. Burkart mit seinem gleichnamigen Ingenieurbüro unterwegs. “Etwa für die Hälfte der Gebäude haben wir innerhalb eines Jahres Investoren gefunden”, erzählt er. Die Zittauer Mandaukaserne ist das größte Objekt und sein Sorgenkind.

“Natürlich haben wir uns zum Ziel gesetzt, das Haus zu erhalten, es sanieren zu lassen und einer Nutzung zuzuführen”, sagt der Baden-Württemberger. Das gestaltet sich aber offenbar schwierig. Dieter K. Burkart und seine Mitarbeiter setzten sich mit überregionalen und internationalen Investorengruppen in Verbindung. “Wir bekamen oft zu hören: Der Standort der Mandaukaserne ist interessant, sogar hochinteressant-allerdings erst mittelfristig, also in etwa zehn Jahren”, so Dieter K. Burkart.

So viel Zeit bleibt dem Haus am Martin-Wehnert-Platz in Zittau aber nicht. “Wenn in drei, spätestens vier Jahren nicht saniert wird, ist es nicht mehr zu retten”, sagt der Ingenieur. 16 bis 20 Millionen Euro kostet die Rekonstruktion der Mandaukaserne, je nachdem, wie sie einmal genutzt werden soll. Noch, schätzt Dieter K. Burkart ein, bietet sie einen “brauchbaren Rohbauzustand”. Er hofft nun auf Ideen aus der Bevölkerung: “Hier ist ein ganzer Sack voller Kreativität gefragt. Es gibt garantiert Leute, die Ideen haben. Auch wenn sie noch so utopisch klingen, sollten wir sie anhören, ob es sich lohnt, darüber nachzudenken.”

Auch die Stadt möchte die Mandaukaserne erhalten. “Eine Lösung ist aber derzeit nicht in Sicht”, so Oberbürgermeister Arnd Voigt (Freie Bürger). Und er weiß: Findet sich kein Investor, muss der “städtebauliche Missstand” beseitigt werden. Dafür gibt es Fördermittel. Ein Angebot für den Abriss liegt im Rathaus schon auf dem Tisch: etwa 800000Euro.

Auf ein Wort

Ideen für die Mandaukaserne? Schreiben Sie uns! sz.zittau@dd-v.de. SZ Zittau,

Lokalredaktion, Stichwort Mandaukaserne,

Neustadt 18, 02763 Zittau.

klaus.matthias@dd-v.de

Bildunterschrift :

Kein schöner Anblick: eine Tür an der Rückfront der Mandaukaserne.

Auch die Fenster an der Rückseite machen keinen guten Eindruck.

Die Mandaukaserne am Zittauer Martin-Wehnert-Platz: Ein Investor wird dringend gesucht, ist aber derzeit nicht in Sicht. Bis zu 20 Millionen Euro soll die Sanierung des imposanten Hauses kosten.Fotos: Thomas Knorr (3)

Matthias Klaus

2008

Sächsische Zeitung vom 08.11.2008 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Zittau

Zittau
Modelleisenbahner starten in die Schau-Saison

Ab diesem Wochenende lädt der Zittauer Modell-Eisenbahn-Club wieder zur Ausstellung ein.

Es ist fast wie im richtigen Leben. Alles bewegt sich, Verkehrslärm und flotte Blasmusik dringen von den Gleisen der Schmalspurbahn herüber, Fahrzeuge warten an der Schranke, und die Menschen am Übergang winken Musikanten auf dem gerade vorbeifahrenden offenen Wagen zu. Nur eben, dass sich die ganze Szene nicht am Bahnhof Zittau-Süd abspielt, sondern nur wenige Hundert Meter weiter im Gebäude des Zittauer-Modell-Eisenbahn-Clubs (Zimec) an der Gerhart-Hauptmann-Straße 34.

“Die Geschichte unseres Vereins reicht bis ins Jahr 1962 zurück”, erzählt Matthias Altmann. “Damals hatten sich gerade mal fünf Leute zusammengefunden, um fortan als Arbeitsgemeinschaft gemeinsam diesem Hobby zu frönen.” Die erste Ausstellung erfolgte aber erst im August 1968 im damaligen “Grünen Ring” an der Frauenstraße. Hier konnte man den Besuchern schon eine erste Gemeinschaftsanlage vorstellen. Wesentlich bessere Arbeitsbedingungen ergaben sich für die Modelleisenbahner mit dem Umzug in die Mandaukaserne im Jahre 1977. Hier hatten sie drei Arbeitsräume zur Verfügung, eine wesentliche Voraussetzung für den Beginn einer regelmäßigen Ausstellungstätigkeit. Im Mittelpunkt stand dabei die nun schon zweite Gemeinschaftsanlage.

Wertvolle Kontakte ergaben sich 1990 infolge der Städtepartnerschaft mit der Schwarzwaldstadt Villingen-Schwenningen zu den Freunden des Villinger Eisenbahn-Clubs. Gegenseitige Besuche sowohl an der Zittauer Gerhart-Hauptmann-Straße als auch an der Webergasse im Herzen der historischen Villinger Altstadt wurden seither feste Tradition.

“Natürlich ist bei Ausstellungen zuerst einmal immer die große Clubanlage in der Nenngröße H0 der Hauptanziehungspunkt”, sagt Matthias Altmann. “Aber immer mehr Besucher interessieren sich ebenso für unsere Fortschritte beim Bau der 1995 begonnenen dritten Clubanlage, dem Nachbau von Streckenteilen der Zittauer Schmalspurbahn in der Nenngröße H0e mit Bahnhöfen, Nebenanlagen usw.” Selbstverständlich achte man hier wie da auf genaueste Detailtreue, betont er. Nur so könne man einen echten Einblick in die Geschichte der “Bimmelbahn” geben. Das ganze Typenspektrum an Fahrzeugen sei hier im Einsatz. Wenn man dann noch per Knopfdruck selbst verschiedene Effekte auslösen kann, sind nicht nur die Sprösslinge der Gäste begeistert, sondern auch bei manchem Vater erwacht das Kind im Manne.

Die 31. Modellbahn-Ausstellung des Zittauer-Modell-Eisenbahn-Clubs (Zimec) findet vom 8. bis 23. November in den Räumen des Vereins an der Gerhart-Hauptmann-Straße 34 in Zittau statt. Geöffnet ist sonnabends und sonntags sowie am Buß- und Bettag (Mittwoch, dem 19. November), 13 bis 17.30 Uhr.

SZ.zittau@dd-v.de

Bildunterschrift :

Wolfgang Göbbels (r.) und Karl-Heinz Stange haben schon 1968 die erste Ausstellung der Zittauer Modellbahner mitgestaltet.Foto: Weber

Rolf Hill

Sächsische Zeitung vom 03.11.2008 Seite 8 / GOS Görlitz Politik

“Oberlausitzer Miniwelt” eröffnet

Die Modelle Bernd Sonsallas sind künftig als Dauerschau in Zittau in der früheren Gaststätte “Am Wasserturm” an der Lessingstraße zu sehen.

Eine Frau war mal wieder “schuld”. In dem Fall die von Bernd Sonsalla. “Sie wollte für die Weihnachtszeit eine kleine Kirche im Fenster. Aber es gab ja nur die Modelle aus dem Erzgebirge”, erinnert sich Bernd Sonsalla. Auf einer Tour ins Riesengebirge kam ihm dann die Idee: “Ich baue selbst eine Modellkirche.” In diesem Fall war dies die bekannte Kirche Wang oberhalb von Krummhübel (Karpacz). Weitere Modelle folgten: eine russisch-orthodoxe Kirche in Olmütz (Olomouc), eine Reformationskirche in den Beskiden…

Schon 17 Modelle gebaut

Inzwischen stehen 17Modelle plus ein “auf der Straße gefundenes” in den Räumen der früheren Gaststätte “Am Wasserturm” an der Lessingstraße in Zittau. Bernd Sonsallas Sohn Sebastian hat hier jetzt am Sonnabend ein Cafe und die Ausstellung eröffnet. Sebastian Sonsalla arbeitete bisher als Bäcker in Baden-Württemberg,bis Ärzte eine Mehlstauballergie feststellten. Er, der bisher der Arbeit hinterhergezogen war, kehrte zurück nach Zittau, macht sich nun hier selbstständig. Der Erstling, Kirche Wang, ist nun an der Lessingstraße ebenso zu sehen wie andere Werke. Teile des Klosters St.Marienthal zum Beispiel. Das möchte Bernd Sonsalla irgendwann komplett nachbauen. 20Quadratmeter Fläche, schätzt er, werden benötigt.

Räume gibt es in der Gaststätte an der Ecke Lessing-/Gellertstraße genug. Vor vier Jahren hatte Familie Sonsalla das Gebäude gekauft. Das Erdgeschoss, die derzeitigen Ausstellungs- und Cafe-Räume, sind bereits top saniert. “Später soll es in den oberen Etagen weitergehen. Je nachdem natürlich, wie es mit der Ausstellung läuft”, sagt Bernd Sonsalla.

Denn natürlich hat der Modellbauer weitere Pläne. Die Zittauer Mandaukaserne steht auf seiner Wunschliste, ebenso das Hainewalder Schloss. Bei Letzterem fehle es ihm allerdings an den Maßen. Denn mit der Zeit setzt Bernd Sonsalla immer mehr auf höchste Genauigkeit. “Die ersten Modelle entstanden eher nach dem Prinzip Pi mal Daumen”, schmunzelt er. Inzwischen baut er im Maßstab 1 zu 50 und ist auf genaue Baupläne angewiesen.

Oberlausitzer Architektur

Schon jetzt sind in der Ausstellung nicht nur Kirchenmodelle zu sehen, sondern auch Miniaturlandschaften. In Zukunft möchte Bernd Sonsalla verstärkt die typische Oberlausitzer Architektur nachbauen. Sprich: Umgebindehäuser. “Das soll vor allem Touristen ansprechen”, sagt er und erzählt von Plänen, die Modelle als verkleinerte Bausätze zu verkaufen. Die benötigte Technik hat sich der 50-Jährige inzwischen zugelegt.

Das allerdings ist die Zukunft. Am Sonnabend sahen sich nun schon die ersten Besucher bei der Eröffnung die “Oberlausitzer Miniwelt” an.

sz.loebau@dd-v.de

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Bernd Sonsalla und sein Sohn Sebastian bei den Vorbereitungen für die Ausstellung am Modell der Dresdner Garnisonskirche. Sie ist neben weiteren Kirchen und anderen Miniaturen Bestandteil der Dauerausstellung.

In den Räumen der ehemaligen Gaststätte “Am Wasserturm” in der Zittauer Lessingstraße öffnete am Sonnabend die “Oberlausitzer Miniwelt” ihre Pforten. Hier bestaunten die Besucher unter anderem das Modell des Schlosses Leitheim in Bayern, das von Bernd und Sebastian Sonsalla im Maßstab 1:50 nach Fotovorlagen gebaut wurde. Fotos: Thomas Knorr (2)

Matthias Klaus

Sächsische Zeitung vom 29.07.2008 Seite 13 / ZIT Zittau Lokales

55 Denkmäler sind akut gefährdet

Denkmalschützer warnen davor, dass ein Teil der 9000 geschützten Bauten im Landkreis Löbau-Zittau vom Verfall bedroht ist.

Der Denkmalschutz schlägt Alarm: 55 Denkmäler im Kreis sind akut vom Verfall gefährdet. Nach Angaben des Landratsamtes gehören der Wasserturm in Neugersdorf, die Wirtschaftsgebäude des Zinzendorf-Schlosses in Berthelsdorf und die Textilfabrik Wünsche in Neugersdorf ebenso dazu wie das Rittergut Oberruppersdorf, der Alte Kretscham in Niederoderwitz, das Schloss in Hainewalde und die Mandaukaserne in der Kreisstadt.

Problem: Industrie-Gebäude

“Ein Riesenproblem sind die Industriedenkmale”, sagt Sven Rüdiger, Bearbeiter im Sachgebiet Denkmalsschutz. “Sie werden zum Teil bereits zu einem Problem für die öffentliche Sicherheit.” Zudem dämmern allein in der historischen Zittauer Innenstadt 80 Häuser ihrem Verfall entgegen. “Wir müssen uns fragen: Was wird damit”, sagt Peter-Jürgen Prinke, Leiter des Denkmalschutzes im Landratsamt.

Ähnlich wie innerhalb des Zittauer Rings sieht es bei den Umgebindehäusern aus. Rund 350 von ihnen stehen leer, allein 70 in Ebersbach. “Die Tendenz ist bundesweit, dass viele der älteren Häuser leer gezogen werden”, sagt Prinke. Die Gründe dafür sind vielfältig. Wenn die Kinder in den alten Bundesländern arbeiten, ziehen Hauseigentümer hinterher. Bei keiner oder einer schlecht bezahlten Arbeit fehlt oftmals schlicht das Geld für eine Sanierung. Auch schreckt viele der veraltete Grundriss und die altmodische Ausstattung ab.

Wer so ein Haus sanieren will, braucht viel Liebe, eine ausreichend gefüllte Brieftasche und die Einsicht, dass er von so einem Häuschen statt des Neubau-Wohnkomforts nur den Charme des Denkmals erwarten darf. Auf der anderen Seite gewährt ihm der Staat dafür Fördermittel und Steuerabschreibungen. Dazu gehören die Landesmittel, die ab 2009 an die Landratsämter weiter gegeben und von ihnen ausgereicht werden. “Noch weiß niemand, wie sie verteilt werden”, sagt Rüdiger. “Unser Wunsch ist natürlich die Verteilung nach der Anzahl im Bestand”, sagt Prinke mit Blick darauf, dass der Kreis Löbau-Zittau die meisten Denkmäler in Sachsen hat.

Wichtige Denkmäler saniert

Die beiden Fachleute betonen aber auch, dass die Entwicklung nicht in allen Bereichen erschreckend ist. “Wir treten nicht auf der Stelle, es bewegt sich was”, sagt Prinke. So seien zum Beispiel alle national bedeutenden Denkmäler (s. Kasten) gesichert oder saniert, ergänzt Rüdiger. Zudem ist ein Trend zum Wohnen in der Innenstadt zu erkennen. Damit steigt der Anreiz, zu sanieren.Auf ein Wort

mielke.thomas@dd-v.de

Bildunterschrift :

Vier der bekannteren Denkmäler sind die Mandaukaserne und das Noack’sche Haus in Zittau, die Burg- und Klosteranlage in Oybin und das Hainewalder Schloss . Ein Teil ist bereits saniert und gesichert, ein Teil ist vom Verfall bedroht.Foto: Thomas Knorr, Archiv (3)

Thomas Mielke

2007

Sächsische Zeitung vom 01.10.2007 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Mandaukaserne ohne Besitzer

Bildunterschrift :

Mandaukaserne ohne Besitzer

Bislang sind alle Bemühungen gescheitert, die Mandaukaserne in Zittau neu zu nutzen. Wie Oberbürgermeister Arnd Voigt jetzt vor Stadträten erklärte, sei der letzte Eigentümer verstorben. Die Erben suchen nun nach einem neuen Interessenten, allerdings gebe es seinen Informationen zufolge keine Bewerber.Foto: Steffen Scholz

Sächsische Zeitung vom 16.08.2007 Seite 14 / ZIT Zittau Lokales

Landrat verbietet Heß-Demo

Zittau. Landrat Günter Vallentin hat einen Gedächtnismarsch durch Zittau aus Anlass des Todestages von Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß verboten. Eine Einzelperson hatte die Veranstaltung mit rund 100Personen für Sonnabend angemeldet. Der Landrat begründet seine Entscheidung nach Angaben seiner Sprecherin mit der Gefährdung des öffentlichen Friedens und der Verunglimpfung der Opfer der Nazi-Herrschaft.

Lebenslange Haft

Hitler ernannte Rudolf Heß zu seinem Stellvertreter in der NSDAP. Er war beteiligt an der Organisation der Judenverfolgung. 1941 wurde er bei einem Geheimflug nach Schottland von Großbritannien gefangen genommen. In den Nürnberger Prozessen wurde Heß wegen Planung eines Angriffskrieges und Verschwörung gegen den Weltfrieden zu lebenslanger Haft verurteilt und in das alliierte Militärgefängnis Berlin-Spandau überführt, wo er am 17. August 1987 starb. Über die Umstände seines Todes gibt es widersprüchliche Angaben. Während eine Obduktion der Briten zum Schluss kam, es handele sich um Selbstmord, verbreitete die Familie Mord als Todesursache.

Heß gilt in der rechtsextremistischen Szene als Märtyrer. Darauf spielten auch zwei Transparente an, die am Dienstag an der Zittauer Mandaukaserne hingen. Auf ihnen war nach Angaben von Augenzeugen zu lesen: “Märtyrer Rudolf Hess”. Fahrgäste einer nahe gelegenen Bushaltestelle beobachteten, wie Polizeibeamte die Transparente entfernten. Allerdings war der Polizeidirektion Oberlausitz-Niederschlesien gestern auf SZ-Nachfrage von diesem Vorfall nichts bekannt. Es seien aber auf der Hochwaldstraße am toom-Markt, auf der Goldbachstraße und auf der Äußeren Weberstraße (alle Zittau), aber auch in Beiersdorf am Dienstag Plakate mit ähnlichem Inhalt sichergestellt worden, informierte Polizeisprecher Uwe Horbaschk. Gestern fielen die Heß verherrlichenden Plakate in Lawalde und in Zittau auf. Dort wurde auf der Bautzener Straße ein Passant beobachtet, der die Schriftstücke in die Luft warf, so Horbaschk. “Der Inhalt dieser Blätter wird eingehend durch die Staatsanwaltschaft geprüft, denn nicht in jedem Fall ist er durch die freie Meinungsäußerung gedeckt, sodass ein Straftatbestand vorliegen kann”, erklärte der Polizeisprecher. Überdies prüfe der Staatsschutz den Tatbestand der Volksverhetzung.

Flugzettel auch anderswo

Die genannten Aktionen sind nicht die einzigen dieser Art in der Oberlausitz in den vergangenen Tagen. So tauchten am Dienstag auch Plakate in Bautzen mit Bezug zu dem Nazifunktionär auf. Am Montag bereits waren in Görlitz entsprechende Flugzettel verstreut worden.

Die Polizei spricht von einer Wiederholung dieser Vorfälle, sobald sich der Todestag von Heß nähert. (SZ/sb/dD) Bildunterschrift : R. Heß

Sächsische Zeitung vom 09.06.2007 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Schüler mischen sichin die Stadtpolitik ein

Traditionell findet in der Kinderwoche der Jugend-Stadtrat statt. Dieses Mal ging es um Internetseiten und Jugendzentren.

Eine Stadtratssitzung der etwas anderen Art wurde am Donnerstagnachmittag im Rathaus abgehalten. Jugendliche aus neunten Klassen der Zittauer Weinau-Schule verwiesen erfahrene Volksvertreter der Stadt auf die Zuschauerplätze und hielten zusammen mit Oberbürgermeister Arnd Voigt eine große Diskussionsrunde ab.

Hintergrund des Jugend-Stadtrates war das “Planspiel Kommunalpolitik”, das seit 1998 von der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in mehreren Bundesländern organisiert wird. Dabei sollen die jungen Nachwuchspolitiker Fraktionen bilden und sich wie die “echten” Stadträte Gedanken über ihre Stadt machen. Das Interesse an Politik zu wecken und zum Dialog anzuregen, das sind dabei die Hauptziele.

Nach der Sitzungseröffnung ging es zunächst mit den Anfragen der Jugendfraktionen los. Wie viel wird die Einkaufspassage die Stadt kosten? Warum gibt es so wenig Treffpunkte für Jugendliche? Was wird getan, um die Sicherheit und Hygiene in der Hauptturnhalle wieder zu gewährleisten? Geduldig beantworteten Voigt und die anwesenden Stadträte sämtliche Fragen und boten Lösungsvorschläge an – nicht immer zufriedenstellend für die Schüler.

Die heiße Phase begann aber erst, als jede Fraktion ihren Antrag vorlegte. Der Vorschlag der CDU, auf einer eigens dafür erstellten Internetseite eine Jobbörse für Jugendliche in Zittau einzurichten, wurde nach kurzer Debatte einstimmig angenommen. Erfolgreich war auch der Antrag der SPD, die ein Jugendzentrum errichten möchte, um junge Leute von der Straße zu holen. Wo, blieb aber offen. Scherzhaft hieß es, man könne ja die Mandaukaserne dafür nutzen.

Als “nicht finanzierbar und überflüssig” stuften viele Nachwuchspolitiker hingegen die Idee der PDS ein, das ehemalige Restaurant “Stadt Görlitz” an der Ecke Rosa-Luxemburg-Straße/Klienerbergerplatz neu zu eröffnen und in einen Tanz- und Karaoketempel mit integriertem Cafe zu verwandeln. Nach langem Argumentieren wurde das Vorhaben abgelehnt.

Trotz dieser Schlappe war die Jugendratssitzung für alle ein Erfolg. Daniela Saaro von der Friedrich-Ebert-Stiftung dazu: “Es war überraschend, wie lebhaft und engagiert die Jugendlichen aufgetreten sind. Darüber sind wir sehr glücklich.” Die Beschlüsse dieses Nachmittages will nun der Oberbürgermeister an den “richtigen” Stadtrat weiterleiten.

Jennifer Hübner

2006

Sächsische Zeitung vom 21.11.2006 Seite 22 / ZIT Zittau Lokales

Was vor hundert Jahren in der Zeitung stand

17. November

In Zittau fand die Vereidigung der Rekruten des hiesigen Infanterie-Regimentes statt. Nach dem militärischen Kirchgang um 9 Uhr versammelten sich die Offiziere und Mannschaften auf dem Hof der Mandaukaserne, wo gegen 10 Uhr die Vereidigung vor sich ging. “Nach derselben hielt der Garnisonsälteste, der Herr Oberst und Regimentskommandeur eine Ansprache an die jungen Soldaten.” In Löbau feierte der in der “Hofpianofabrik” von Aug. Förster beschäftigte Tischler Heinrich Dietrich sein 25-jähriges Arbeitsjubiläum, “bei welcher Gelegenheit der Chef der Firma nach einer entsprechenden Ansprache dem Jubilar eine goldene Uhr überreichte”.

Sächsische Zeitung vom 16.11.2006 Seite 17 / ZIT Zittau Lokales

Putz bröckelt immer schneller

Stadtbild. Sie sind nicht nur fürs Auge ein Ärgernis, sondern manchmal auch eine Gefahrenquelle: leer stehende und verfallende Häuser.

Von den Fenstern ist nicht mehr viel übrig geblieben. Nur ein paar spitze Zacken Glas ragen noch aus den Rahmen, die auch schon bessere Zeiten gesehen haben. Das Haus Ecke Äußere Weberstraße/Rietschelstraße verfällt zusehends. Wenn Andreas Johne hier vorbeifährt, macht er sich so seine Gedanken. Vor allem die Fenster sieht der CDU-Fraktionschef im Zittauer Stadtrat als eine Gefahrenquelle. Denn schließlich, so sagt er, gebe es genügend Leute, die sich von derartigen Ruinen angezogen fühlen.

Problem Privatbesitz

Der Stadt ist das Problem bekannt. “Aber uns sind die Hände gebunden”, sagt Oberbürgermeister Arnd Voigt (Freie Bürger) während der jüngsten Ratssitzung. Denn. Das Haus befindet sich in Privatbesitz. Zumindest, so der OB, habe man den Eigentümer auf den Missstand hingewiesen. Der heißt Gerhard Bartschat und ist der Vorsitzende des Vereins Zeitzeichen. Der Verein ist als Betreiber der Suppenküche “Dicke Bohne” bekannt geworden und fühlt sich bei dem Haus über den Tisch gezogen. “Mir wurde gesagt”, erklärt Bartschat, “dass das Gebäude abgerissen werden soll und die Förderung dafür bereitsteht.” Das wollte der Verein dann auch tun, musste aber feststellen, dass es nicht an dem war. Jetzt hat Bartschat das Gebäude, weiß aber nicht, was er damit tun soll. “Wenn niemand die Absperrung verletzt, passiert auch nichts”, sagt er.

Die Stadt hat derweil selbst ihre Probleme mit verfallenen Häusern. Beispiel Mandaukaserne. 1997 zogen hier die letzten Mieter aus. Zwei Jahre später ersteigerte der Immobilienunternehmer Günter Willig das Gebäude. 2002 wollte er es dann schnellstens wieder loswerden. Dazwischen gab es Ideen wie Elite-Universität, Forschungsmuseum und Archiv für das markante Haus. Inzwischen zeigt das Haus ähnliche Zustände wie das an der Äußeren Weberstraße: Die Fenster wurden beispielsweise zur Zielscheibe unbekannter Schützen. “Leider gibt es keinen neuen Stand der Dinge zur Nutzung des Gebäudes”, bedauert Rathaus-Sprecherin Ines Heptner. Oberbürgermeister Arnd Voigt kündigt jedoch an: “Wir haben Schritte eingeleitet, um bauliche Verbesserungen zu erreichen.” Die hätte auch das Haus Neustadt XX (Samen-Schinke) nötig. Es befindet sich in privater Hand. Bau-Experten gehen davon aus, dass es nur noch abgerissen werden kann, ein Neubau die Lücke schließen muss. Das Problem wäre dann wohl, eine Nutzung für die Räumlichkeiten zu finden. Anbieten würde sich eventuell studentisches Wohnen.

Viele Ideen, keine Lösung

Auch was aus der früheren “Schauburg” wird, steht noch in den Sternen. Die Supermarktkette “Aldi” hatte zwischenzeitlich Interesse an dem Haus, entschied schließlich aber anders. Das letzte große Vorhaben war, einen großen überdachten Spielplatz in der ehemaligen Reithalle unterzubringen. Das war im vergangenen Jahr. Seither ruht der See still. Dabei hätte der sogenannte Indoor-Spielplatz sogar mit dem Segen der Denkmalschützer rechnen können. Theoretisch, so Ulrich Rosner vom Landesamt für Denkmalpflege, hätte er sich diese Lösung für die “Schauburg” vorstellen können.

Mit dem Gedanken, das Haus abreißen zu lassen, beschäftigt er sich (noch) nicht: Die Grundkonstruktion sei in Ordnung. Bildunterschrift :

Problemfälle in der Stadt (von links oben): Das Haus Ecke Rietschelstraße/Äußere Weberstraße, Samen-Schinke auf der Neustadt, die Schauburg und die Mandau-Kaserne.Fotos: Matthias Weber

Sebastian Beutler und Matthias Klaus

Sächsische Zeitung vom 24.06.2006 Seite 22 / LOE Löbau Lokales

WAS VOR HUNDERT JAHREN IN DER ZEITUNG STAND

25. JUNI

Zur Ableistung einer militärischen Übung ist eine große Anzahl von
Reservisten und Landwehrleuten, die sich aus den Landwehrbezirken Löbau
und Zittau in der hiesigen “Mandaukaserne” gesammelt hatten, mittels Bahntransports nach dem Truppenübungsplatz Zeithain befördert worden. Der übliche “Sommerausflug” der Zittauer Gymnasiasten wurde bei “allgemein günstigem Wetter” unternommen. Die Ziele der einzelnen Klassen-Wanderungen waren Tollenstein und Tannenberg, der Jeschken, das Khaatal mit dem Wolfsberg, Dittersbacher Schweiz und der Kleis; “die Oberprima wanderte
über Gabel und Niemes nach dem Bösig.”

Sächsische Zeitung vom 06.05.2006 Seite 20 / ZIT Zittau Lokales

Zwei Brüder, Jahrzehnte im Geiste vereint

Dittelsdorf. Das Museum ehrt mit einer Ausstellung die beiden Künstler Karl W. Schmidt aus Zittau und Rudolf Warnecke aus Bautzen.

Mit einem Brief fing alles an. Anfang der 20er Jahre schlug der Bautzener Gebrauchsgrafiker Rudolf Warnecke dem Zittauer Maler Karl W. Schmidt vor, ein gemeinsames Reklame-Atelier zu gründen. Die jungen Männer – Warnecke war 18, Schmidt drei Jahre älter – warfen sich in das Abenteuer und eröffneten im einstigen Kartoffelschälraum der leer stehenden “König-Ludwig-Kaserne” (heutige Mandaukaserne – erneut leer stehend) in Zittau ihren Firmenraum. Zwar hielten die unternehmerischen Bande nur wenige Jahre, ihre künstlerische Verbindung aber bestand bis zum Tode Schmidts 1976.

Das zeigt jetzt eine Ausstellung des Dittelsdorfer Museumsvereins. Dabei standen die Organisatoren um den Ostritzer Apotheker Tilo Böhmer vor der Herausforderung, eine Auswahl aus dem je reichen Fundus der beiden Künstler auszuwählen und doch ihre Eigenarten darzustellen. Das ist gut gelungen. Zudem hatte Böhmer den Ehrgeiz, andere Beispiele für Schmidts Schaffen zu zeigen als anlässlich seines 100. Geburtstages vor vier Jahren. Auch das ist der Fall.

Verschmitzte Szenen

Beide sind im grafischen Fach Meister ihrer Kunst, der Jüngere hat es auch auf malerischem Gebiet zu einigem Können gebracht. Dafür steht ein Blick auf die Bautzener Wasserkunst und die Altstadt: In gedämpften Ölfarben erhebt sich der Burgberg aus dem Tal der Spree, windschiefe Dächer von verschwindend kleinen Häusern ducken sich vor der Stadtmauer, auf dem Berg recken sich Türme in den düsteren Himmel. Eine Ansicht vom mittelalterlichen Bautzen wie man sie auch von Nürnberg beispielsweise kennt. Alt-Bautzen faszinierte Warnecke ohnehin, zahlreich sind die Darstellungen, auch in der Ausstellung. Wechselnde Techniken erlauben zudem einen hinreißenden Vergleich: Vom Holzschnitt über Öl bis zur Lithografie.

Das Malen lag hingegen dem älteren K. W. Schmidt nicht so sehr, jedenfalls erreichte er nicht jene Meisterschaft, die seine Holzschnitte unzweifelhaft verkörpern. Der sachliche Stil erzählt regelrecht Lebensbilder aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts – noch nah genug für das Erinnern und doch angesichts der modernen Zeit schier unendlich fern.

Aber nicht nur wegen der Techniken, der gewählten Themen und des gegenseitigen Vergleichs ist diese Ausstellung sehenswert, sondern vor allem auch wegen ihrer humoristischen Seite: Die colorierten Holzschnitte von Schmidt nach dem Krieg sind verschmitzte Szenen bäuerlichen Lebens, die teilweise an die Kauzigkeit der Figuren von Spitzweg erinnern. Für Postkartenverlage fertigte er seine, noch heute beliebten Darstellungenmit lakonischem Spruch an. Auch Warnecke, der nach 1945 im Westen Deutschlands lebte und dessen Werk seit dem Krieg durchaus von seinen Erlebnissen und einer Weltskepsis verdüstert wurde, konnte genauso ausgelassen mit dem Stift umgehen. Dafür stehen seine ausliegenden Eulenspiegel-Illustrationen. Auf einem Blatt hat er sogar seine beiden Lebensthemen zusammengebracht: Eulenspiegel dreht dem Tod eine Nase.

Die Ausstellung ist noch bis zum 28. Mai jeweils sonnabends und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet oder nach Vereinbarung unter 035843/2 59 59. Bildunterschrift :

Die Frühjahrsausstellung des Kunstvereins im Museum Dittelsdorf zeigt Arbeiten der beiden Künstler und Freunde Karl W. Schmidt (1902-1976) und Rudolf Warnecke (1905-1994). Die Schau gibt mit einer Vielzahl von Motiven und Techniken einen Einblick ins Schaffen der zwei Werbegrafiker.Foto: SZ/Böhme

Sebastian Beutler

2005

Sächsische Zeitung vom 27.12.2005 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

März: Kissenhüllen flattern am Zittauer Stadtring

1. Die Stadtwerke Löbau erhöhen die Strompreise. Grund: Strombeschaffung und Netznutzung seien für das Unternehmen deutlich teurer geworden.

2. Der Neugersdorfer Büromöbel-Hersteller Oka geht auf die Cebit nach Hannover. Auf der Messe stellt er den Arbeitsplatz der Zukunft vor.

3. Fünf Unternehmen und der Landkreis beteiligen sich an der Messe “Haus 2005” in Dresden. Es ist nach eigenen Angaben die größte regionale Baufachmesse.

4. Mit einer Lichterkette demonstrieren Schüler und Eltern für das freie Gymnasium in Herrnhut. Grund: Das Kultusministerium versagt der Brüder-Unität die finanzielle Mitwirkung.

5. Wegen mutmaßlichen Subventionsbetruges müssen sich zwei frühere Geschäftsführer der Zittauer Brau- und Getränke GmbH vor dem Amtsgericht Görlitz verantworten.

6. Die Sportler des Jahres aus dem Landkreis stehen fest. Die SZ-Umfrage ergibt: Holger Wippich (Badminton) siegt bei den Herren, Ulrike Hiltscher (Leichtathletik) bei den Frauen. Beste Mannschaft werden die Handball-Damen vom OHV Löbau.

8. Wegen der großen Nachfrage wird die Broschüre “Das Hochwasser am 14. Juli 1932 und andere Unwetter in Großhennersdorf” neu aufgelegt.

9. Die Zittauer Mandaukaserne schafft es ins Fernsehen – allerdings unter unrühmlichen Vorzeichen. Der MDR präsentiert das Gebäude unter der Rubrik “Schandflecke”.

11. Der Winter hat den Landkreis weiter im Griff. Auf den Straßen kommt es immer wieder zu Unfällen mit Blechschäden.

12. Die Elterninitiative für ein evangelisches Gymnasium in Herrnhut
kündigt weitere Aktionen zur Rettung des Gymnasialstandortes an. So sollen die Kreisräte angesprochen werden.

13. In Ostritz treffen sich die Herzspezialisten der Region. Sie debattieren über “neue Aspekte der medizinischen Therapie”.

15. Klaus-Jürgen Zimmermann, SPD-Kreisrat aus Zittau, geht beim 90 Kilometer langen Vasa-Lauf in Schweden an den Start.

18. Spektakuläre Aktion der Landfrauen des Landkreises: Sie hängen den Zittauer Stadtring mit 8 000 Kissenhüllen zu. Damit erinnern sie an ebenso viele weggefallene Arbeitsplätze in der Textilindustrie.

19. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Polizei hat sich seit dem EU-Beitritt der Nachbarn verbessert. So überführen beispielsweise tschechische und deutsche Kollegen aus Zittau und Hradek einen Schrottdieb gemeinsam.

22. Eine Spur der Verwüstung hinterlässt ein Opel-Fahrer in Oderwitz. Der 18-Jährige rammt mit seinem Mobil eine Hauswand, ein Verkehrsschild und eine Straßenlaterne. Der junge Mann bleibt unverletzt.

24. Ein Ensemble der Kreismusikschule qualifiziert sich für das Bundesfinale “Jugend musiziert”. Die erfolgreichen Künstler reisen nach Nürnberg.

25. Das Neiße-Hochwasser kommt der Flutung des Berzdorfer Sees zugute. Seit Tagen laufen die Flutungsanlagen auf vollen Touren. Der See hat inzwischen ein Drittel seiner künftigen Fläche erreicht.

27. Großschönau bekommt keinen Flugplatz. Einen entsprechenden Vorschlag der Verwaltung, Flächen dafür vorzuhalten, lehnt der Kreistag ab.

29. Eine Grippewelle hält den Landkreis in Atem. Das Gesundheitsamt hofft auf eine Pause wegen der Osterferien. Aber es gibt noch längst keine Entwarnung. Fast 1 000 echte Grippefälle sind gemeldet.

Bildunterschrift :

Viele Frauen halfen am 18. März beim Aufhängen der 8 000 Kissen entlang des Zittauer Stadtrings.Foto: Matthias Weber

Sächsische Zeitung vom 05.11.2005 Seite 19 / ZIT Zittau Lokales

Der Zimec und seine Ausstellung

Die Schau des Zittauer-Modell-Eisenbahn-Clubs (Zimec) ist von Sonnabend
bis zum 20. November jeweils sonnabends, sonntags und am 16. November von 13 bis 17.30 Uhr geöffnet.

Ausstellungsort ist die Gerhart-Hauptmann-Straße 34 in Zittau (gegenüber Küsters Maschinenfabrik).

Der Zimec wurde 1962 als Arbeitsgemeinschaft Modelleisenbahn gegründet. Ziel damals: eine gemeinsame Modellbahnanlage bauen.

Die erste Ausstellung fand 1968 im damaligen Jugendclubhaus “Grüner Ring” an der Frauenstraße statt.

1977 zog die Arbeitsgemeinschaft in die Mandaukaserne.
Dort begannen 1982 die regelmäßigen Modellbahnausstellungen.

Das erste Treffen mit Vertretern des Villinger Eisenbahn-Clubs kam 1990 zu Stande.

Ein Jahr später bildete sich die AG in den Zimec um. 1992 wurde er ins Vereinsregister eingetragen und in die Sächsische Modellbahner-Vereinigung aufgenommen.

Die 20. Ausstellung fand 1997 statt. Sie war gleichzeitig die letzte Schau in der Mandaukaserne. Danach zog der Verein an die Gerhart-Hauptmann-Straße.

40 Jahre Zimec wurde 2002 gefeiert. Eine Delegation der europäischen Modellbahnvereinigung besuchte den Club.

Derzeit hat der Verein über 20 Mitglieder. Nachwuchs wird gern gesehen. Mittwochs von 17 bis 21 Uhr finden die Clubabende statt.

Sächsische Zeitung vom 21.05.2005 Seite 19 / ZIT Zittau Lokales

Unerlaubter Ausflug in die Mandaukaserne

Zittau. “Mal sich die Stadt von einem Türmchen von oben anschauen”, das wollten ein 13- und zwei 14-jährige Jungen am Donnerstagmittag, als sie in die Zittauer Mandaukaserne einstiegen. Sie wurden dabei allerdings von Passanten beobachtet, die den Einbruchsversuch der Polizei meldeten. Die stellte die Jugendlichen und beschäftigte sich auf dem Revier an Haberkornplatz lange mit ihnen.

Mit dem 13-Jährigen in Abstimmung mit dem Jugendamt sogar bis 20 Uhr. Er ist nämlich absolut kein unbeschriebenes Blatt. 26 (in Worten sechsundzwanzig) Anzeigen wegen diverser Eigentums- und anderer Delikte liegen gegen ihn vor.

Nach ihrer Vernehmung, so informierte das Polizeirevier gestern, wurden die Jugendlichen ihren Eltern übergeben bzw. von ihnen abgeholt. (SZ/dD)

Sächsische Zeitung vom 09.03.2005 Seite 15 / ZIT Zittau Lokales

Notiert

Schandfleck Mandaukaserne kommt ins Fernsehen

Zittau. Für die Sachsenspiegel-Serie “Schandflecke – Was Sachsen bewegt” ist MDR-Reporterin Ines Klein morgen in Zittau unterwegs. Ab 10 Uhr dreht ein Fernsehteam vor der Mandaukaserne. Unter anderem, so eine Pressemitteilung des MDR, soll geklärt werden, was aus dem Investor geworden ist, der die Immobilie ersteigerte. Die Ausstrahlung des

Beitrages ist für den 19. März, 19 Uhr, im Sachsenspiegel geplant. (SZ)

2004

Sächsische Zeitung vom 16.11.2004 Seite 22 / BAU Bautzen Lokales

Glanz oder Verfall – dazwischen gibt’s wenig

In der Oberlausitz stehen die Denkmalpfleger immer öfter vor sehr schweren Entscheidungen.

Schloss Althörnitz ist der wichtigste Renaissance-Bau im Landkreis
Löbau-Zittau und ein Glücksfall für die Denkmalpflege. Das 350 Jahre alte, ehrwürdige Gebäude erstrahlt in nie gesehenem Glanz. Rudolf von Sandersleben, Nachfahre der früheren Besitzer, hatte 1993 eine Betreibergesellschaft gegründet, um einen Hotelbetrieb in dem Baudenkmal
zu etablieren. Kompromisse im Denkmalschutz waren dabei unumgänglich. Eine Eingangshalle aus Glas, Stahl und Aluminium verbindet den Altbau und das schlichte neue Bettenhaus im Gutshofstil. Es ist eines der Denkmäler in
der Oberlausitz, das eine sinnvolle wirtschaftliche Nutzung erfahren hat.

Fabrikantenvillen sind zu groß

Damals eine richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt, wie Ulrich
Rosner vom Landesamt für Denkmalpflege, am Sonnabend zur Feierstunde im Schloss Althörnitz würdigte. Von Sandersleben habe sich einer Denkmalgattung angenommen, die in heutiger Zeit nur schwer an den Mann zu bringen ist, vornehmlich in den ländlichen Gebieten der Oberlausitz. In
Zeiten von Stadtumbau, Bevölkerungsrückgang und Rückzug des Staates aus vielen Bereichen habe die Denkmalpflege keinen leichten Stand, wobei wohl niemand deren Wirkung als Wirtschafts- und Tourismusfaktor in Frage
stelle, sagte Rosner.

110 000 Kulturdenkmale hat Sachsen, erst 60 Prozent davon sind saniert. Denkmalwerte Fabrikgebäude, die als Geschossbauten errichtet wurden, sind technisch überholt und unwirtschaftlich: ehemalige Spinnereien, Mühlen, Bleichen, Färbereien. “Für diese Gebäude stößt auch der Versuch einer Umnutzung schnell an die Grenzen. Nicht jede Fabrik wird Technologiezentrum oder Bürohaus”, gab Rosner zu bedenken. Ebenso schwierig sei es auch mit der Nutzung von großen Fabrikantenvillen.

Leider würden aus Gründen der Wirtschaftlichkeit oft Anforderungen an ein altes Gebäude gestellt, die es nicht ohne weiteres erfüllen kann. “Dann
steht der Denkmalpfleger vor einer schwierigen Entscheidung. Denn die Alternative zu einer unpassenden Nutzung kann auch Nicht-Nutzung und damit Leerstand und Verfall sein. Diese Alternative setzt aber voraus, dass ein Bauherr überhaupt Sanierungsabsichten hat”, argumentierte Rosner. Die seien selten geworden.

Die Zahl verfallender Denkmale nimmt zu. Vor allem für Großbauten wie die Zittauer Mandaukaserne oder das Neue Schloss in Hainewalde sei es schwer, eine wirtschaftliche Nutzung zu finden. “Wir werden uns zunehmend damit auseinandersetzen müssen, dass gerade in der Oberlausitz wertvolle Gebäude nicht mehr gebraucht werden”, resümiert Rosner. Darunter sind auch 350 Umgebindehäuser.

Unersetzbares konservieren

“Die Denkmalpflege muss sich darauf einstellen und darf nicht einfach sagen, es muss alles so bleiben, wie es ist”, fordert Rosner. Ziel sei
immer das genutzte Denkmal. Das Zittauer Stadtbad zum Beispiel könne nur weiter Bad sein, wenn es einen Anbau erhalte und dadurch wenigstens ein Schwimmbecken in der heute üblichen Größe anbiete. Unersetzbare Kulturdenkmale sollten dagegen gut gesichert für bessere Zeiten bewahrt werden. Diese Aufgabe stelle sich derzeit besonders für die Zittauer Innenstadt.

Ein Problem ist zudem die Förderung für denkmalpflegerischen Mehraufwand. Leider sehe es bei den öffentlichen Denkmal-Fördermitteln für Private in Sachsen so schlecht wie noch nie seit 1990 aus, stellte Rosner fest.

Bildunterschrift :

Schlosshotel Althörnitz – hier ist die Belebung eines Denkmals gelungen. Foto: Marina Michel

Zitat: “
Ulrich Rosner, Denkmalpfleger

Die Alternative zu einer unpassenden Nutzung kann auch Nicht-Nutzung und damit Leerstand und Verfall sein.

Zitatautor:
Ulrich Rosner, Denkmalpfleger

Marina Michel

Sächsische Zeitung vom 25.09.2004 Seite 19 / ZIT Zittau Lokales

LESERBRIEFE

Heinz Lämmel aus Zittau bezieht zu Veränderungen im Stadtbild Position: Stadtschönheiten sinnlos geopfert

Seit der Wende hat sich Zittau sehr zu seinen Gunsten entwickelt, was das Äußere angeht. Leider sind aber auch einige Schönheiten verloren gegangen. Als der erste Supermarkt auf der Keimann-Straße entstand, wurde die herrliche gotische Backsteinfassade mit dem unteren Schieferplattensims einer nichts sagenden weißen, endlosen Front geopfert. Gleiches geschah Jahre später auf der Kantstraße durch den Lidl-Markt. Hier verschwand grundlos eine wunderschöne Grünanlage mit Bäumen und einem stilvollen Brunnen für Parkflächen, die bis heute nicht genutzt werden. Neuerdings

ist es der Nettomarkt an der Südstraße, durch den der kunstvolle Marktfrauenbrunnen und die Normaluhr verschwanden, die uns “Südländern” bis zu ihrem Wiederaufbau sehr fehlen. Vertragen sich diese Märkteansammlungen mit der sinkenden Einwohnerzahl, der immer geringeren Kaufkraft und dem weiteren Bestand der Innenstadtgeschäfte? Ebenso unverständlich ist der Abriss der denkmalgeschützten Jugendstilvilla an
der Kantstraße für eine nichts sagende Arbeitsamtskulisse. Dafür hätte
sich in zentraler Lage die Mandaukaserne angeboten.

Sächsische Zeitung vom 12.05.2004 Seite 21 / Lokales Zittau Lokales,

Vor Hundert Jahren

4. Mai

In der Zittauer Mandaukaserne erschoss sich ein Soldat; »die Tat scheint wegen mehrfacher Vernachlässigung als Büchsenmachergehilfe und dadurch bedingtem Rücktritt zum Kompaniedienst veranlaßt worden sein«. Einen Unfall erlitt in Zittau der Dachdeckermeister Fuhrmann. »Derselbe fuhr per Rad an der Mandaukaserne vorüber, wobei ihn ein Hund fortgesetzt verfolgte und ihn vom Rad herunter riß.« Ebenfalls mit dem Fahrrad verunglückt ist
in Gießmannsdorf der Lehrer Gruner, »als er auf schlüpfriger Wiese am Klumbusch ausrutschte und sich dabei einen doppelten Beinbruch zuzog«.

Sächsische Zeitung vom 25.03.2004 Seite 15 / Lokales Zittau Lokales, Handel

Hoffnung auf Kaufhaus lebt immer noch

Handel
Hoffnung auf Kaufhaus lebt immer noch
Neuer Investor hat Interesse / Räte sollen heute alten Beschluss aufheben

Heute steht das Thema innerstädtisches Kaufhaus wieder einmal auf der Tagesordnung der Zittauer Abgeordneten. Der bisherige Investor, der ein solches gegenüber dem Salzhaus errichten wollte, ist abgesprungen. Die Stadträte heben daher den zugehörigen Beschluss auf. Einen neuen Interessenten gibt es allerdings auch schon.

Matthias Klaus

Schade. Hätte das Thema Kaufhaus erst im Oktober auf der Tagesordnung des Stadtrates gestanden, wäre wenigstens noch ein kleines Jubiläum drin gewesen. Motto: Vor fünf Jahren erhielt die Firma Feulner den Zuschlag für den Zittauer Kaufhaus-Bau. Passiert ist seither nichts. Und das ist dann wohl doch kein Grund zum Feiern.

Mal war es der ehemalige Praktikus, mal sogar die Mandaukaserne: Das Thema Kaufhaus in Zittau geistert seit über einem Jahrzehnt durch die
Stadtgeschichte. Die Firma Feulner hatte den Zuschlag für den Kaufhaus-Bau 1999 ohne zeitliche Begrenzung bekommen. Ende 2002 fragte die Stadt nach, Manfred Feulner bekundete weiterhin Interesse an dem Vorhaben, an einer,

wie es im jetzigen Beschlusstext heißt »der aktuellen Marktsituation angepassten Variante«. Im vergangenen Jahr registrierte Zittau allerdings keine »merklichen Aktivitäten« des Investors. »Die Firma teilte uns jetzt
mit, dass sie kein Problem damit habe, wenn wir den Beschluss aufheben«, sagt Zittaus Oberbürgermeister Arnd Voigt (Freie Bürger). Ein stiller Abschied also.

Aber ein neuer Investor aus Leipzig steht schon in den Startlöchern.
»Er hat Interesse bekundet, mehr nicht«, dämpft Arnd Voigt allerdings überzogene Erwartungen. Bevor es zu ernsthaften Verhandlungen kommen könne, müsse der Stadtrat heute zunächst den Feulner-Beschluss aufheben. »Ich gehe davon aus, dass das passiert«, so der Oberbürgermeister. Der Investor wolle ein Option auf die Fläche an der Ecke Albertstraße /
Neustadt. Wo heute noch Müllcontainer stehen und Anwohner ihre Autos abstellen dürfen, könnte auf 4 000 Quadratmetern ein Kaufhaus entstehen. Wobei das »Kaufhaus« mit einem Vollsortiment das falsche Wort ist. Vielmehr wird an ein »Shopping-Center« gedacht. »Shop-in-Shop« lautet das Konzept. Das soll heißen, dass unterschiedliche mehr oder weniger kleine Läden unter einem Dach vereint sind. Das Konzept ist nicht neu, auch der bisherige Investor setzte darauf.

In der Vergangenheit waren die Pläne für ein Kaufhaus von den Händlern in der Innenstadt kritisiert worden. OB Arnd Voigt verweist jedoch auf ein Handelsgutachten für Zittau. »Das sieht in manchen Bereichen durchaus Defizite«, sagt das Stadtoberhaupt. Arnd Voigt nennt die Textilbranche als ein Beispiel.

Wenn die Räte heute den Weg für einen neuen Investor frei machen, kann dieser seine konkreten Pläne später den Abgeordneten präsentieren. Arnd Voigt: »Der Stadtrat hat dann immer noch die Chance, dazu Nein zu sagen.«

Die öffentliche Ratssitzung findet heute um 16 Uhr im Bürgersaal des Rathauses statt. Weitere Themen sind unter anderem die Fortschreibung des Haushaltssicherungskonzeptes, die Sanierung des ehemaligen Franziskanerklosters, die Vergabe für die Anmietung eines Festzeltes und der Bühne zum EU-Fest am Dreiländerpunkt und die Wahl der Leiterin des Eigenbetriebes Tourist-Information.

Wo jetzt die Autos auf einen Parkplatz an der Ecke zwischen Neustadt und Albertstraße stehen, soll ein Kaufhaus gebaut werden. Foto: SZ/Jens Böhme

die unendliche kaufhaus-geschichte (Auszug)

Vor fast genau zehn Jahren war das Thema Kaufhaus in Zittau brandaktuell. Im April 1994 ist dafür der ehemalige Praktikus am Markt im Gespräch. Ein potenzieller Investor steht auch Gewehr bei Fuß.

Inzwischen macht sich der Fachbereich Bauwesen der Hochschule Zittau/Görlitz Gedanken um das Salzhaus. Das Ergebnis im August 1994: Eine Nutzung als reines Kaufhaus ist nicht möglich. Angestrebt werden sollte
eine Mischnutzung mit Gastronomie und Ähnlichem.

Im September 1994 sind die Praktikus-Kaufhaus-Pläne noch nicht ad acta gelegt. Versichert zumindest der potentielle Investor. Auf einer
provisorisch sanierten Fläche (300 Quadratmeter) öffnet ein Mini-Kaufhaus.

Die 5. Gewerbe- und Bildungsmesse beschäftigt sich 1996 mit dem Thema. Das noch nicht vorhandene Kaufhaus wird in einer aktuellen Gesprächsrunde behandelt.

Der Plan eines innerstädtischen Kaufhauses namens »Reichenberger Hof” auf der Freifläche Albertstraße/Neustadt ist 1997 aktuell. Allerdings findet
sich noch kein Investor. Das Praktikus-Projekt ist inzwischen gestorben.

1999: Die Innenstadthändler wehren sich gegen die Kaufhaus-Pläne. Sie fürchten die Neuverteilung der Handelsfläche.

Aber der Stadtrat gibt im September 1999 grünes Licht. Die Firma Feulner will ein innerstädtisches Kaufhaus bauen.

Ein Jahr später ist die Euphorie verflogen. Es finden sich keine Mieter.

Matthias Klaus

Sächsische Zeitung vom 28.01.2004 Seite 18 / Lokales Zittau Lausitz, Stadtentwicklung

Idee: “Dreistadt” über Grenzen
Wirtschaftsförderer Holger Knüpfer über Stadtumbau und Gebietsreformen. Kritisch hat sich jetzt Zittaus Wirtschaftsförderer Holger Knüpfer zu Fragen des Stadtumbaus und der Gemeindegebietsreform geäußert. »Da ist manches schief gelaufen«, sagte er während der ersten Gesprächsrunde der neuen SZ-Talk-Reihe im Hotel »Dreiländereck«.

Matthias Klaus

Manchmal kann der Wirtschaftsförderer regelrecht traurig werden. Zum Beispiel, wenn er an die Mandaukaserne denkt. »Schade, da hätte eine Einrichtung wie das Landratsamt prima hineingepasst«, sagt Holger Knüpfer. »Oder auch in das alte Finanzamt direkt am Markt.« Traurig sei es, dass die Landkreisverwaltung nicht direkt in der Stadt zu finden sei. Beifall gibt es für diese Worte von Mitgliedern der hiesigen Werbegemeinschaft.

Eine »Fehlentwicklung« sei das Ganze, setzt der Wirtschaftsförderer noch eins drauf. »Wozu«, so fragt er, »braucht Zittau ein nagelneues Arbeitsamt? Das ist einfach nicht nachvollziehbar!« Bedauerlich finde er, dass die Stadt keinerlei Einflussmöglichkeiten auf derartige Entscheidungen habe.

»Noch nicht ganz gelungen, aber auf gutem Weg«, sieht Holger Knüpfer den Stadtumbau. »4 000 leer stehende Wohnungen sind nicht gerade ein Aushängeschild«, sagt er. Bis 2009 müsse der Stadtumbau wesentlich vorankommen. Später gebe es dafür keine Gelder mehr. Von außen nach innen laufe der Umbau in Zittau. »Die Innenstadt ist leer, weil das Umfeld nicht stimmt«, so der Wirtschaftsförderer. Das Prinzip »Rückgabe vor Entschädigung« habe sich negativ ausgewirkt. »Ein Haus ist saniert, daneben das nicht. So etwas wirkt nicht gerade anziehend«, sagt Holger Knüpfer. Attraktiv werde die Stadt, wenn man ganze Quartiere saniere. Der erste Schritt zum Stadtumbau, der Abriss des Blocks an der Gerhart-Hauptmann-Straße sei nicht überzubewerten aber ein Schritt in die richtige Richtung. Eines sieht Holger Knüpfer schon kommen: »Es werden nicht alle Denkmale zu erhalten sein.«

Ähnlich kritisch sieht er die Problematik der Gemeindegebietsreform. »Wir hatten ein Konzept mit drei Varianten ausgearbeitet«, erzählt er. Vom Innenministerium habe es dafür jedoch keinerlei Unterstützung gegeben. »Zittau ist umgeben von einem Speckgürtel. Es gibt keinen Bewegungsspielraum. Das ist fast ein Todesstoß«, so der Wirtschaftsförderer. So habe er große Probleme, bei Ansiedlungswünschen von Unternehmen, Grundstücke bereitzustellen. »Es wäre besser, wenn die Umlandgemeinden gemeinsam mit der Stadt entsprechende Flächen entwickeln würden«, sagt Holger Knüpfer.

Ihm schwebe zudem die Idee einer »Dreistadt« mit gemeinsamer Verwaltung vor: Bogatynia, Hradek, Zittau. Pläne, erste Ansätze gebe es bereits, etwa einen abgestimmten Investitionsplan. »Schwieriger, als die Polen und Tschechen ist es wohl«, so Holger Knüpfer, »die deutschen Nachbargemeinden mit ins Boot zu holen«.

Das alte Finanzamt in Zittau. Hier könnte sich Wirtschaftsförderer Holger Knüpfer eine Behörde des Landkreises als »Anwohner« vorstellen.

Matthias Klaus

Sächsische Zeitung vom 20.01.2004 Seite 11 / Lokales Zittau Lokales,

notiert

Brandstifter legen Feuer in der Mandaukaserne

Zittau. In der leer stehenden Mandaukaserne ist Sonntagmittag Feuer gelegt worden. Die Feuerwehr hatte einen Schwelbrand in der Holzbalkendecke der zweiten und dritten Etage zu bekämpfen. Der Brand war von Kindern bemerkt worden. Die unbekannten Brandstifter konnten durch offene Fenster in das Gebäude eindringen. (SZ)

2003

Sächsische Zeitung vom 10.12.2003 Seite 18 / Lokales Zittau Lokales, Straßenbau

Zittauer »Südspeiche« als Verkehrsweg mit Zukunft

Straßenbau
Zittauer »Südspeiche« als Verkehrsweg mit Zukunft

Straße zwischen Spittelkirche und AOK war vor 100 Jahren umstritten / Jetzt ist sie wieder aktuell

Dietmar Rößler

Eine neue Straße unweit der Mandau-Kaserne sorgt zurzeit bei Kraftfahrern mehr für Verwirrung, als dass man ihre Bedeutung erkennen würde. Aber es ist eine Straße mit Zukunft.

Abgesenkte Bordsteinkanten an der Friedensstraße gegenüber der Einmündung Christian-Keimann-Straße weisen seit geraumer Zeit auf eine beabsichtigte Straße hin. Von der anderen Seite, der Hochwaldstraße (gegenüber
Hochschule und AOK), gibt es sie bereits als Erschließungsstraße des künftigen Gewerbeparks. Dessen erster Mieter, die Graphischen Werkstätten, ist gegenwärtig Endpunkt der noch namenlosen Straße. Je nach Finanzlage

der Stadt und Entwicklung des Gewerbeparks, der eigenartigerweise »Ottokarplatz« heißt, wird sie in den nächsten Jahren wachsen und Ortskundigen neue Verkehrsmöglichkeiten schaffen. Für Verwirrung sorgt sie bereits jetzt, denn aus der stark frequentierten Ausfahrt der Hochschule kommende Kraftfahrer sehen sich plötzlich einer öffentlichen Straße gegenüber, wo selbst auf Linksabbieger zu warten ist.

Genau genommen wird mit der neuen Straße eine über hundert Jahre alte Idee nachvollzogen. Bereits am 30. August 1895 stritten sich die Zittauer Stadtverordneten um diese Straße. Im Zuge der Mandauregulierung war die Verlängerung der »Sedanstraße« (heute Keimann-Straße) mit leichtem Bogen bis an die Mandau geplant. An der Ecke Mandaukaserne war eine Straße in Richtung Feldstraße (Hochwaldstraße) geplant, was etwa dem Verlauf der

jetzt geplanten Straße entspricht.

Während einige Stadträte 1895 die Straße »schon um den Fuhrwerken die große Steigung über den Zirkusplatz (heute Ottokarplatz) hinweg zu ersparen« begrüßten, befürchteten andere, sie würde »die Bäcker und Fleischer usw. am Zirkusplatz und der Grottauer Straße (Friedensstraße) ruinieren«. Die größten Einwände allerdings kamen von der Textilfirma Bernhard, die sich durch die Straße eingeengt sah. Der Stadtrat wollte keinesfalls »ein blühendes Unternehmen in seiner Entwicklung hemmen« und ließ damals die Straße fallen.

Heute gibt es das Textilunternehmen nicht mehr und die Straße soll gerade die Entwicklung des Gewerbes ankurbeln. Die Zeiten haben sich geändert, die visionäre Stadtplanung des alten Zittau aber bestätigt sich wieder und wieder.

Die so genannte Südspeiche schlängelt sich von der Hochwaldstraße zur Spittelkirche hin. Foto: SZ/Jens Böhme

Dietmar Rößler

Sächsische Zeitung vom 19.08.2003 Seite 13 / Lokales Zittau Lokales, LESERBRIEF

Der Verfall der Mandaukaserne ist nicht zu verhindern

LESERBRIEF
Der Verfall der Mandaukaserne ist nicht zu verhindern

A. Henry Zimmermann aus Brand-Erbisdorf bemerkt zum Leserbrief »Rathaus Mandaukaserne« (SZ vom 16./17. 8.):

Rathaus Mandaukaserne – ein auf den ersten Blick sinnig erscheinender Vorschlag. Ist doch der leer stehende Klotz am Martin-Wehnert-Platz wahrlich kein schöner Anblick. Nur: Die Mandaukaserne ist kein Eigentum der Stadt Zittau. Bis zur Wende vom VEB Gebäudewirtschaft Zittau verwaltet, ließ der Freistaat Sachsen das ehemalige Kasernengebäude nach 1991 in staatlichen Besitz rückübertragen. Als damaliger Stadtrat in

Zittau erinnere ich mich noch recht genau, dass die Stadtverwaltung von dieser Rückforderung etwas überrascht war, aber im positiven Sinne. Entfielen doch damit für sie Investitionen an diesem Problemobjekt. Das war auch der Grund für den Leerzug der Mandaukaserne.

Eine Sanierung der Mandaukaserne, eines Baues mit überhohen Räumen, riesigen Fluren und Treppenhäusern, der 1869 fertig gestellt und schon 50 Jahre später für seinen Errichtungszweck als Garnisionskaserne nicht mehr genügte, wird wohl auch durch den Freistaat kaum erfolgen ich glaube
kaum, dass inzwischen ein Eigentümerwechsel stattgefunden hat stehen dem doch zahlreiche ruinöse Schlösser um etliches voran.

Ob sich für das markante, aber denkmalpflegerisch nicht so bedeutsame Bauwerk jemals ein Käufer finden wird, bleibt fraglich, da dazu eine Nutzung gefunden werden muss. Ein künftiger Nutzer wird sicher nicht Stadtverwaltung Zittau heißen, denn bereits seit 75 Jahren steht dieses Problem immer wieder an. Schon als Sitz der Gewerbeschule wurde das Gebäude als nicht geeignet angesehen und ein Neubau vorgezogen.

Nach wie vor wird die Mandaukaserne bei mbs-Immobilien selbst im Internet wie alte Semmeln angeboten. Daran wird sich wohl auch nichts ändern.

Sächsische Zeitung vom 16.08.2003 Seite 17 / Lokales Zittau Lokales, Vorschlag

Rathaus Mandaukaserne

Vorschlag
Rathaus Mandaukaserne

Zum Zittauer Städtebau-Artikel »Innenstadt bleibt Schwerpunkt«, SZ vom 8. August, schreibt Michael Cleve aus Herrnhut:

Es ist leider abzusehen, dass für ein großes Geschäfts- und Bürogebäude in Zittau kein Bedarf für private Investoren und private Mieter besteht. Der Stadt Zittau, der KVG und der Soeg ist jedoch ausdrücklich zu danken, den Martin-Wehnert-Platz (wieder) zu einem attraktiven Platz für den

öffentlichen Verkehr am Südrand der Innenstadt entwickelt und gestaltet zu haben.

Daher schlage ich vor, die Mandaukaserne als zukünftigen Standort für das Technische Rathaus und das Sozialamt und Jugendamt der Kreisstadt vorzusehen. Ein Rathaus mit seinen Angeboten für die Bürger der Stadt muss wesentlich besser erreichbar sein, als das jetzige Gebäude an der Sachsenstraße. Gleichzeitig kann damit dieses zentral gelegene Haus denkmalgerecht erhalten und ein dringend benötigter Zugewinn an
ästhetischer Qualität an dieser Stelle der Stadt gesichert werden. Das Verwaltungsgebäude Sachsenstraße hat eine solide Bausubstanz und kann dann offensichtlich auf einen neuen Nutzungszweck für einen neuen Mieter oder Eigentümer noch etwas warten, wenn sie sich kurzfristig nicht finden lassen sollten.

Sächsische Zeitung vom 08.08.2003 Seite 15 / Lokales Zittau Lokales,

Innenstadt bleibt Schwerpunkt

Innenstadt bleibt Schwerpunkt

Zittau beantragt für 2004 Bau-Fördermittel in Höhe von 4,3 Millionen Euro den größten Teil für das Zentrum

Matthias Klaus

Gleich fünf Programme sollen im nächsten Jahr Fördergelder in die Große Kreisstadt spülen. Mittel, die auf unterschiedliche Weise dem Städtebau zugute kommen. Allerdings: Die Stadt muss dazu auch 528 000 Euro an Eigenanteilen aufbringen.

Fast schon eine kleine Tradition: Pünktlich vor der Sommerpause beschließt der Stadtrat, Fördermittelanträge für mehrere Programme zum Städtebau zu beantragen. Vier waren das bisher. Jetzt soll auch noch der »Stadtumbau Ost« hinzukommen. »Ich bin optimistisch, dass wir in dieses Programm aufgenommen werden«, sagt Bürgermeister Gerd Arnold. Immerhin, seit 1991 laufen in Zittau die Programme »Städtebaulicher Denkmalschutz« und »Städtebauliche Erneuerung«. Drei Jahre später kam die »Städtebauliche Weiterentwicklung großer Neubaugebiete Zittau Ost« hinzu. Und seit 2000 ist Zittau im Förderprogramm »Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf

Die soziale Stadt«. Dieses ist vor allem für das Gebiet südlich des Ringes von Bedeutung.

Rund 50 Millionen Euro flossen seit 1991 aus Förderprogrammen nach Zittau. Eigenanteil der Stadt: etwa zehn Millionen Euro. Rechnet man die Mittel privater Investoren hinzu, kommt man auf die gigantische Zahl von etwa 100 bis 150 Millionen Euro. Der Förderrahmen für 2004 umfasst 4,3 Millionen Euro. Davon sollen allein 3,8 Millionen Euro der Innenstadt zugute kommen. »Natürlich ist es ein gewisser Vorgriff auf den Stadthaushalt«, so Bürgermeister Gerd Arnold. »Schließlich muss Zittau auch die Eigenanteile aufbringen.«

Die Innenstadt gilt als Sanierungsgebiet. Außerhalb soll das neue Programm »Stadtumbau Ost« greifen. Rückbau – also Abriss und Aufwertung heißt
hier das Motto. »Das ist einfach wegen des Wohnungsleerstandes notwendig«, sagt Gerd Arnold. Betroffen seien davon nicht nur Neubaublocks, sondern auch Altbau. »Wenn der Zustand desolat ist, wird die Stadt dem Abriss zustimmen«, so der Bürgermeister. Neu entstandene freie Flächen sollen auch neu genutzt werden und sei es als Grünfläche. Sogar nicht mehr benötigte Straßen könnten auf diese Weise verschwinden. Eine besondere Rolle spiele dabei der Denkmalschutz, sagt Gerd Arnold. »Aber wenn selbst Denkmalschützer einsehen, dass nichts mehr zu retten ist, kann es auch schon mal ein solches Gebäude treffen«, so der Bürgermeister. »Das heißt natürlich nicht, dass Zittau willkürlich Denkmale vom Markt nimmt«,
schränkt er ein. Und die Zusammenarbeit mit der entsprechenden Behörde sei ausgesprochen gut.

Die Innenstadt bleibt der Bau- und Sanierungsschwerpunkt. »Wir müssen das Zentrum beleben«, sagt gerd Arnold auch mit Blick auf leere Wohnungen rings um den Markt. Die Innenstadt zurückzustellen, wäre ein Riesenfehler, findet der Bürgermeister. »Die Fördermittel kommen dabei auch privaten Bauherren zugute«, erinnert er. Jedes Jahr schließe die Stadt mehrere Verträge zur Sanierung privater Häuser ab. Darin verpflichten sich die Bauherren, ihre Gebäude zu sanieren, modernisieren vor allem auch Denkmale. »Die Stadt bekommt dann die Fördermittel. Wir geben sie dann laut den geschlossenen Verträgen weiter«, erläutert Gerd Arnold. Sein Sorgenkind ist derzeit das historische Stadtbad. Noch immer ist die mittelfristige Finanzierung des Baus nicht sicher. »Aber eines steht fest«, sagt der Bürgermeister, »wenn uns die Sanierung des Stadtbades nicht gelingt, was soll uns dann in dieser Stadt überhaupt noch gelingen?«

Kurzinterview

Mandaukaserne, Schauburg, Jugendzahnklinik, Neustadt 22 – bekannte Häuser, an denen nicht mehr nur ganz massiv der Zahn der Zeit, sondern der Verfall nagt. Wie weiter mit derartigen Gebäuden? Die SZ sprach darüber mit
Zittaus Bürgermeister Gerd Arnold (Foto: SZ/Archiv).

Die genannten Gebäude stehen seit längerem leer, verfallen. Was tut die Stadt?

Wir üben Druck auf die Eigentümer aus, endlich etwas zu tun. Aber wir sind auch an lange Verwaltungsprozesse gebunden. Die Beschäftigung mit diesem Thema ist inzwischen übrigens DER Arbeitsschwerpunkt der Kollegen von der Bauaufsichtsbehörde.

Was macht die Arbeit der Verwaltung in dieser Frage denn so kompliziert?

Manche Eigentümer sind zum Teil nur nach umfangreichen Recher-echen auffindbar beziehungsweise reagieren zunächst überhaupt nicht. Ein anderes Problem ist auch der Wechsel des Eigentümers. Das kompliziert unsere Arbeit.

Aber wenn es von den Gebäuden bröckelt, Gefahr für die Bürger besteht, muss doch die Stadt reagieren.

Ja. Das letzte Mittel ist die so genannte Ersatzvornahme. Dann beauftragt die Stadt eine Baufirma, den Schaden zu beheben. Allerdings kostet das Geld, das wir dann wieder vom Eigentümer eintreiben müssen. Auch das ist unter Umständen ein langwieriger Prozess, der bis hin zur gerichtlichen Vollstreckung gehen kann.

Gespräch: M. Klaus

Matthias Klaus

2002

Sächsische Zeitung vom 27.04.2002 Seite 10 / ZITTAU

Selbst ein undichtes Dach schreckt Zittaus Modellbahner nicht ab

Oberlausitzer Geschichte und Geschichten
Selbst ein undichtes Dach schreckt Zittaus Modellbahner nicht ab

Zittauer-Modell-Eisenbahn-Club feierte am 26. April 40. Geburtstag / Jubiläumsschau in der Mandaukaserne fiel im wahrsten Sinne des Wortes fast ins Wasser

Von Heinz Morche

Jahrelang haben die Zittauer Modelleisenbahner ihr Gründungsjubiläum im März gefeiert. Nun hat es die SZ zutage gebracht: Die offizielle Gründungsveranstaltung fand am 26. April 1962 im Kulturzentrum des 17./18. Wohnbezirkes Zittau, Weststraße statt. Kein Wunder, den von den einstigen Gründungsmitgliedern gehört keines mehr dem Verein an. Aber das damalige Motiv “Wir wollen junge Menschen gewinnen und sie für dieses schöne Hobby begeistern”, hat noch heute volle Gültigkeit. Deshalb bedauert

Schriftführer Karl-Heinz Stange sehr, dass unter den derzeit 34
Mitgliedern nur drei Jugendliche unter 18 Jahren sind. Leider mussten seit
1990 auch zehn Mitglieder den Zittauer-Modell-Eisenbahn-Club (ZiMEC) verlassen, um in den alten Bundesländern wieder einen Job zu finden. Dennoch: Zahlreiche Urkunden und Auszeichnungen sowie eine Chronik, bestehend aus sechs Bänden, belegen, dass die Zittauer Modelleisenbahner schon immer zu den aktivsten Vereinen des Landkreises gehörten. Da die
erste Ausstellung im Dezember 1962 in den Räumen des Kulturzentrums von der Bevölkerung sehr gut angenommen wurde, galt das besondere Interesse der Modelleisenbahner von Anfang an dem Bau einer großen Gemeinschaftsanlage. Allerdings gab es zum damaligen Zeitpunkt erhebliche Anlauf- und Materialprobleme sowie nur notdürftige Arbeitsräume. Zunächst befanden sie sich in Herrmanns Gaststätte an der Äußeren Oybiner Straße, später in einem inzwischen längst abgerissenen Wohnhaus an der Geschwister-Scholl-Straße. Dennoch konnten die Modelleisenbahner im August 1968 im Jugendclubhaus “Zum Grünen Ring” erstmals die aus vier Teilen bestehende Gemeinschaftsanlage präsentieren. Zwischenzeitlich brachte es der Verein schon auf 24 eigene Ausstellungen. Und er nahm an zahlreichen anderen Veranstaltungen, u. a. in Budapest, Dresden und Poznan teil. Als Zittaus Modelleisenbahner 1997 in der berühmt-berüchtigten Mandaukaserne ihre 20. Ausstellung zeigten, wäre das beinahe die letzte gewesen. Denn
die Vereinsmitglieder waren auch die letzten Mieter dieses maroden
Gebäudes. Um das durch das undichte Dach eindringende Regenwasser abzufangen und die wertvolle Gemeinschaftsanlage vor herabfallendem Putz zu schützen, mussten auf dem Dachboden viele Fässer aufgestellt und an der Decke Bretter befestigt werden. Nachdem der Verein im selben Jahr mit
seinem neuen Domizil an der Gerhart-Hauptmann-Straße 34 auch großzügige Arbeits- und Ausstellungsräume gefunden hatte, bereitete er sich auf seine Jubiläumsausstellung, d. h. auf seine “Silberne” vor. Dabei dominiert die
Arbeit an der großen Gemeinschaftsanlage im Maßstab 1:87 (Spurbreite H0). Wie bei der “großen” Eisenbahn sind die Aufgabenbereiche der Modelleisenbahner in Lokschlosserei, Wagenwerkstatt, Elektrik und
Elektronik sowie originalgetreuen Landschaftbau gegliedert. Dabei bietet
die moderne Steuerungstechnik vor allem für junge Menschen interessante Details. So kann zum Beispiel seit kurzem durch eine im Führerstand des Triebwagens eingebaute Mini-Kamera die Fahrt eines Zuges bei Tunnelfahrten per Funk auf einen Bildschirm übertragen werden. Der Zittauer Verein arbeitet kontinuierlich mit Modelleisenbahnern aus solch traditionellen Eisenbahnländern wie Tschechien, Polen, Ísterreich, Schweiz, den skandinavischen Ländern und den Benelux-Staaten zusammen. Zimec nahm nach der Wende enge Partnerschaftsbeziehungen zum Villinger-Eisenbahner-Club (VEC) in Zittaus Partnerstadt auf. Seitdem gehören gemeinsame Veranstaltungen, an denen auch die Ehepartner teilnehmen, sowie der Besuch von Ausstellungen – zum Beispiel in Wuppertal, Hannover, Bochum oder im Nürnberger Verkehrsmuseum – zum festen Programm. Eine Bildungsreise führte die Vereinsmitglieder kürzlich zu Piko Sonneberg und in die Landskron-Brauerei Görlitz, in deren Ergebnis das neue Diorama “Brauerei” für die Gemeinschaftsanlage entstand. Natürlich beteiligen sich die Zittauer Modelleisenbahner regelmäßig an Veranstaltungen in der Region. In diesem Jahr stehen aus Anlass des 40-jährigen Jubiläums zwei besondere Höhepunkte bevor: Am 3. Mai besuchen die Mitglieder der Jahrestagung des internationalen Dachverbandes der Modelleisenbahner Morop den Zittauer Verein, und am 4. Mai von 14 bis 17 Uhr lädt der Verein alle Interessierten anlässlich des “Tages der offenen Tür” zu einem kostenlosen Besuch in den roten Backsteinbau, Gerhart-Hauptmann-Straße 34, ein.

Heinz Morche

Sächsische Zeitung vom 17.01.2002 Seite 08 / ZITTAU

Mandaukaserne sucht neuen Besitzer

Immobilienwirtschaft
Mandaukaserne sucht neuen Besitzer

Bisher gibt es kein schlüssiges Nutzungskonzept für das leer stehende Zittauer Baudenkmal

Zittau. Die Zittauer Mandaukaserne sucht einen neuen Besitzer: Der westdeutsche Geschäftsmann Günter Willig will die schwer zu vermarktende Immobilie wieder loswerden. Dies bestätigte Oberbürgermeister Arnd Voigt
auf Nachfrage der SZ. Willig hatte den leer stehenden Koloss bei einer
Auktion im November 1999 für 76 180 Euro (149 000 Mark) aus dem Besitz des Freistaates ersteigert. Eine schlüssige und finanzierbare
Nutzungsmöglichkeit fand er aber offensichtlich nicht. Auch die Stadt
Zittau selbst, so Voigt, habe bisher keine Konzepte für das Baudenkmal in
der Schublade. “Vorstellbar ist beispielsweise eine überregionale oder grenzüberschreitende Bildungseinrichtung”, sagte er. So sei die Mandaukaserne auch als ein möglicher Standort für ein freies Gymnasium im Gespräch. (SZ/ju)

2001

Sächsische Zeitung vom 12.10.2001 Seite 07 / ZITTAU

Mandaukaserne als Bildungsstandort?

Tagesgespräch
Mandaukaserne als Bildungsstandort?
In der Region wachsen Pläne für ein freies Gymnasium

Das trutzige Gebäude der ehemaligen Mandaukaserne steht seit Jahren leer. Über mögliche Konzepte für das denkmalgeschützte Objekt wird seit langem nachgedacht. Eine künftige Nutzung als multilingualen Bildungsstandort brachte jetzt Mike Wohne, Geschäftsführer des PEZ-Schulträgervereins, ins Spiel. Die SZ sprach mit ihm.

Sie haben eine Lösung für die Zukunft der Mandaukaserne?

Nein. Die Mandaukaserne ist zweifelsohne ein beeindruckendes Haus, aber ich bin weder Sanierer noch Projektant. Ich verfolge die Entwicklung eines Schulkonzeptes. Das ist zum Glück nicht an einen bestimmten Standort gebunden. Andererseits hat die Mandaukaserne schon ihren Reiz, aber wer sich für sie entscheidet, muss auch ein funktionierendes wirtschaftliches Konzept für ein so großes Gebäude entwickeln. Das habe ich nicht.

Sie wollen ein trilinguales Gymnasium in Zittau aufbauen.

Das greift zu kurz. Ich möchte das Projekt nicht auf drei Sprachen beschränken. Es sollen Interkultur, Sprache, offener Unterricht und andere pädagogische Formen eine Rolle spielen. Ein derartiger multilingualer Bildungsstandort wäre für die Entwicklung Zittaus eine große Chance und wird auch von vielen Menschen in der Region für wichtig gehalten. Außerdem würde damit das interkulturelle Bildungsangebot vom Kindergarten bis zur Hochschule in der Region durchgängig.

Dabei handelt es sich aber wohl eher um eine Vision, als eine bald umsetzbare Idee?

Wieso? Wir unterhalten die Grenzenlose Grundschule Hartau und die Freie Mittelschule Wirtschaft in Jonsdorf. Natürlich möchten wir auch ein weiter führendes Angebot machen. Wenn alle an einem Strang ziehen, könnte in zwei, drei Jahren ein derartiges Gymnasium existieren. Wir sind zurzeit dabei, ein Finanzkonzept zu erstellen. Schließlich müssen wir die ersten vier Jahre ohne Zuschüsse auskommen. Zittaus Oberbürgermeister hat Interesse signalisiert, die Bildungsvielfalt in der Region zu entwickeln.

Auch aus der Wirtschaft und von den Hochschulen wurde diese Idee als Schritt in die richtige Richtung gewertet. Immerhin bietet sich die Chance, dass Jugendliche zumindest zeitweise hierher ziehen. Ob es gelingt, diese jungen Menschen in der Region zu halten, wird davon abhängen, wie gut wir und die Nachfolgeeinrichtungen sind.

Ist ein neues Gymnasium angesichts der Schulentwicklungspläne überhaupt zeitgemäß?

Es soll kein staatliches, sondern ein freies Gymnasium entstehen. Damit stellen wir uns einem vorhandenen Bedarf. Es gibt bereits jetzt zwei Studienrichtungen in Zittau, in denen Kenntnisse der tschechischen und polnischen Sprache vorausgesetzt werden, aber kein Gymnasium hat sich darauf eingestellt. Die Folge ist, dass die Studienbewerber nicht einmal Sprachgrundkenntnisse mitbringen. Zum anderen sehen wir unser Gymnasium als Chance für Mittelschüler. Diese können bisher nach Klasse fünf oder sechs an ein allgemeinbildendes Gymnasium wechseln, danach erst wieder mit dem Abschluss der Klasse zehn und unter der Voraussetzung, dass sie zwei Fremdsprachen erlernt haben. Zudem müssen sie die 10. Klasse wiederholen, brauchen also bis zum Abitur 13 Jahre.

Worin besteht nun die Alternative eines freien Gymnasiums?

Wir würden die Wiederholung nutzen, um die Schüler entsprechend unseres reformpädagogischen Ansatzes speziell auf ein allgemeines Abitur vorzubereiten. Denn der Nachteil eines Abschlusses an einem Gymnasium Wirtschaft/Technik sind die eingeschränkten Studienmöglichkeiten. Mit
unserem Angebot hoffen wir, auch Schüler aus dem Raum Dresden und Leipzig anzulocken.

Das bedeutet Internat?

Ja, unser Ziel ist ein überregionales Gymnasium mit Internat. Gleichzeitig sollen auch Polen und Tschechen angesprochen werden. Dort ist die Nachfrage nach dem deutschen Abitur groß. Das Gespräch führte Peter Chemnitz.

Sächsische Zeitung vom 01.10.2001 Seite 07 / ZITTAU

Mandaukaserne als mehrsprachiger Bildungsstandort?

Projekt
Mandaukaserne als mehrsprachiger Bildungsstandort?

Zittau. Eine mögliche Nutzungsvariante für die historische Zittauer Mandaukaserne könnte die Einrichtung eines mehrsprachigen Bildungsstandorts sein. Das wurde am Wochenende bei einem Besuch von Wirtschaftswissenschaftlern bekannt, die auf Einladung des Internationalen Hochschulinstituts in Zittau weilten. Das Konzept könnte auf dem der grenzenlosen Grundschule in Hartau aufbauen. Mike Wohne, Geschäftsführer des PEZ-Schulträgervereins, erklärte, “dass über mögliche Konzepte und Umsetzungsvarianten erst diskutiert werden müsse”. Der private Eigentümer, der das leerstehende Baudenkmal bereits im vorigen Jahr bei einer Versteigerung erworben hatte, plante ursprünglich die Einrichtung eines Kaufhaus. Umgesetzt wurde dieses Vorhaben bisher nicht. (SZ/ju)

2000

Sächsische Zeitung vom 13.11.2000 Seite 07 / LÖBAU

Finanzämter sollen verkauft werden

Landkreis. Die Finanzämter in Löbau und Zittau sollen 2001 verkauft
werden. “Die bisherigen Ämter sollen in Löbau auf der Georgewitzer Straße zusammengefasst werden”, sagte Jan-Peter Krieger, stellvertretender Vorsteher des Vermögens- und Hochbauamtes in Bautzen, auf SZ-Nachfrage. Damit würden die Immobilien auf dem Zittauer Markt und der Löbauer Poststraße leer stehen. Der Freistaat benötigt die Häuser nicht mehr. Seit 1996 hat das Land Sachsen im Landkreis Löbau-Zittau 26 Immobilien im Gesamtwert von 3,2 Millionen Mark verkauft, darunter die Zittauer Mandaukaserne. ™

Sächsische Zeitung vom 24.10.2000 Seite 07 / ZITTAU

Mehrheit ist sich einig: Kaufhaus ist nötig

Mehrheit ist sich einig: Kaufhaus ist nötig
Doch wie kommt ein preiswerter Großhändler in die Zittauer Innenstadt?
Von Angelika Hoyer
D ie Mandaukaserne als Zittauer Kornmarktcenter? Das könnte sich zumindest

Herr Leutsch gut vorstellen. Groß genug sei das Gebäude, sagt er, und Flächen zum Parken gäbe es auch. Er selbst fährt nach Bautzen, Görlitz oder Dresden zum Einkaufen, seine Verwandtschaft auch. “Wir schaffen unsere Kaufkraft weg”, sagt der Leser, “es wird höchste Zeit, dass es hier endlich ein Kaufhaus gibt.” Genau dieser Ansicht sind auch

Stunden lang klingelte gestern das Telefon, sagten Leser ihre Meinung zum Thema Kaufhaus in der Zittauer Innenstadt. Die Handelsleute auf der einen, die Kundschaft auf der anderen Seite? Ganz so war es nicht. Ratsuhrmachermeister und Stadtrat Guido Hannig rief bei dieser Gelegenheit noch einmal in Erinnerung, dass sich die Händler keineswegs gegen ein Kaufhaus sperren, es auch nicht verhindern wollen. “Aber es fehlt die Kaufkraft, daran wird auch ein Kaufhaus nichts ändern. Die Mark ist nur einmal da, die der Kunde ausgeben kann.” Einen preiswerten Textilanbieter, in der Kategorie zwischen den Vietnamesen und den bestehenden Fachausstattern wünscht sich

Frau Adler aus Eichgraben. “Kleine Läden unter einem großen Dach hingegen, das bringt nichts, wenn die Preise bleiben.” Und es gibt zuwenig für die Älteren, meint sie. Diese Einschätzung teilen auch

Familie Worm und Frau Schreiber. Beide Anrufer sind schon im höheren Lebensalter und ohne Auto. Sie vermissen die Waren des täglichen Bedarfs in der Nähe des Stadtzentrums. Als Zittauer Einwohner meldete sich auch

in der Innenstadt, man hat sich die Kundschaft entwöhnt. Wenn die Händler jetzt nicht reagieren, läuft ihnen die Kundschaft davon.” Ein Kaufhaus würde viele offene Wünsche, gerade im Textilbereich erfüllen. Hier sind seiner Meinung nach Breite und Preise des Angebotes zu dünn.

Frau Koch aus Eibau kauft im Urlaub in Bayern ein, bei C& A. Früher sagt sie, sei sie auch nach Zittau gekommen. “Jetzt muss sich diese Stadt etwas einfallen lassen, um auswärtige Kunden zu locken.” Zu vereinfacht, zu pauschalisiert, sagt

Herr Wolf, hat die Zeitung ihre und andere Ansichten bisher in die Debatte geworfen. “Vor Jahren hätte man schon Regularien schaffen müssen, als auf der grünen Wiese Handel entstand.” Heute, meint Herr Wolf, habe der kleine Einzelhändler doch fast keinen Spielraum mehr. Nein, er ist ein erklärter Gegner des Kaufhauses. “Das ist nicht die Lösung. Wenn ich Bürgermeister wäre, würde ich eine Planstelle schaffen, damit wirklich mal ein Innenstadtkonzept entsteht, eines, das neben dem Handel auch Kultur und Freizeit umfasst. “Wir haben uns schon oft gefragt, wann das Kaufhaus wohl kommt”, sagt

lange Diskussion um den einstigen “Praktikus” auf dem Marktplatz. Parkplätze, Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfes fehlen in der Innenstadt. All diese Sachstandsbeschreibungen und Kritiken kennt

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Mehrheit ist sich einig: Kaufhaus ist nötig

Horst Bäsler, der in Zittau lange dem Handelsverband vorstand. Auch er war nach dem SZ-Meinungsbeitrag betroffen. Wenige Kunden nur wissen von den Zwängen der Händler. Dass der Praktikus nach langen Verhandlungen mit dem Investor nicht zum innerstädtischen Kaufhaus geworden ist, sieht er als

vertane Chance für die Stadt. “Aber ein Kaufhaus, das aus eingemieteten Händlern besteht, das ist kein Kaufhaus. Es dient der Innenstadt nicht und
es würde auch an den Preisen nichts ändern, denn wer dort verkaufen will, muss auch Miete zahlen und vielleicht einen anderen Laden dafür aufgeben.” Gegen ein richtiges Kaufhaus, das möchte er noch einmal klargestellt wissen, haben sich die Zittauer Händler nie gestellt. “Wir würden uns

sogar wünschen, dass sich ein großer Anbieter hier ansiedelt.” Aber die großen Betreiber schauen vorher auf die Statistiken: auf Bevölkerungsdichte, auf Einkommenszahlen und auf bereits vorhandene Handelsfläche. Und winken ab. Der Umsatz wird vorher kalkuliert. Anfang der 90er Jahre, da wäre vielleicht noch jemand gekommen, um aus dem Praktiker ein Kaufhaus zu machen.

Angelika Hoyer

Sächsische Zeitung vom 29.08.2000 Seite 07 / ZITTAU

Ein schlüssiges Konzept könnte 2001 vorliegen

Ein schlüssiges Konzept könnte 2001 vorliegen

Der Markt ist zwar gesättigt, dennoch sucht ein Unternehmer eine Nachnutzung

Von Tilman Steffen

“Baustelle – Betreten verboten” gebietet ein Schild an der Haupttür. Fast kniehohen Grasbewuchs muss überwinden, wer einen Blick durch die Fenster
in Zittaus größten Zweckbau, die Mandaukaserne, erhaschen will. Durch heruntergebrochene Decken bahnt sich Regenwasser seinen Weg, aus modernem Eichenparkett sprießen Farngewächse. Doch dem misslichen Zustand der Mandaukaserne soll abgeholfen werden.

Zittau. Der Immobilienunternehmer Günther Willig, seit November 1999 neuer Eigentümer des fast 15 000-Quadratmeter-Giganten, traf sich jetzt in
Zittau mit Fachplanern. Der sonst im Schwarzwald heimische Multi-Unternehmer lässt derzeit die Kosten für erste Sanierungsarbeiten an dem maroden Gebäude am Martin-Wehnert-Platz errechnen. Im Frühjahr hatte eine Löbauer Unternehmensberatung in Willigs Auftrag aus zahlreichen Einzelansätzen sechs konkrete Vorschläge für die Nutzung der Mandaukaserne erarbeitet. Darunter eine Elite-Universität, ein Forschungsmuseum, die

Nutzung als Archiv und Logistikzentrum oder das vielerorts favorisierte Wohn- und Geschäftshaus. Doch, die “schlüssige Lösung ist noch nicht gefunden”, sagt Willig in einem Gespräch. Als Willigs “rechte Hand”
betreut Dieter Burkart das Kasernenprojekt. Da sei “wenig Fleisch am Gerippe”, kommentiert Dieter Burkart, der Bauingenieur aus Furtwangen, die Zuarbeit aus Löbau. Die zum Teil recht kuriosen Vorschläge seien wirtschaftlich meist nicht tragfähig und müssten noch stark gefiltert

werden. Beide sehen die wirtschaftliche Lage der Gegend real: “Zittau ist
nicht Frankfurt”, es sei noch völlig offen, ob sich die in Frage kommenden potenziellen Nutzer in Zittau überhaupt engagieren wollen, sagt Burkart. Insgesamt ein Jahr sei noch erforderlich, um ein schlüssiges Konzept
vorlegen zu können, ergänzt Willig. Er spricht vom Europäischen Denken in Zehn-Jahres-Dimensionen. Und das ist keine hohle Phrase: Immerhin stellte
er sich bei seinem Erstbesuch im Dreiländereck als “Marktforscher” an den Grenzübergang Friedensstraße, um die Bedürfnisse der Zittauer im Land jenseits der Bundesgrenze zu erforschen. Angesprochen auf das geringfügig kleinere Konkurrenzprojekt “Marstall” auf der Zittauer Neustadt reagiert Willig gelassen: Sein Erfolg hänge direkt vom guten Willen der Stadtverwaltung und der Bürger ab. Die Pläne müssen “wirtschaftlich machbar und allseits akzeptiert” sein, fasst Burkart sein angestrebtes Arbeitsergebnis zusammen. Selbst wenn das Nutzerinteresse hinter seinen Erwartungen zurückbleibe, gäbe es noch die “kleine Lösung”, sagt Günther Willig. Lediglich die ersten zwei Etagen würde er dann ausbauen, mehr gibt er zunächst nicht preis. Aber aufgeben werde er nicht, dies sei sicher. Zu den denkmalbezogenen Sanierungskosten könnte Willig Zuschüsse von bis zu zwei Dritteln erwarten, so eine Auskunft des Technischen Dezernenten Gerd Arnold. In den kommenden Monaten soll zunächst der Gebäudeumgebung Fasson verliehen werden. Beauftragte Unternehmen werden Gras mähen und Hecken schneiden. Sofern die Kostenschätzung nicht utopisch ausfällt, könnte auch bald an einem Teil der Fassade der Meißel angesetzt werden, denkt Dieter Burkart in die Zukunft.

Tilman Steffen

Sächsische Zeitung vom 20.07.2000 Seite 13 / LÖBAU

Mandaukaserne als Universität?

Stadtsanierung
Mandaukaserne als Universität?

Neueigentümer ließ sich jetzt von beauftragter Löbauer Unternehmensberatung die Ergebnisse vorlegen

Zittau/Löbau. Wenn die Pläne des neuen Besitzers der Mandaukaserne
aufgehen, könnte das Gebäude in Zukunft eine Eliteuniversität sein. Die
Löbauer Unternehmensberatung “Werner und Team” stellte dem Eigentümer, dem Bad Krotzinger Unternehmer Günther Willig vor wenigen Tagen in Löbau die Ergebnisse ihrer rund zehnwöchigen Ideenwerkstatt vor. Mehr als 300 Einzelansätze waren dabei zu sechs Grundkonzepten verdichtet worden. Eines davon ist die Nutzung des ehemaligen Kasernengebäudes als Bildungseinrichtung. Der Schwerpunkt könnte hierbei auf der Ausbildung zum “Euro-Manager” und auf der IT-Branche liegen, sagte Werner. Statt dessen könnte aber auch ein so genanntes “Exploratorium”, ein Wissenschafts- und Forschungsmuseum entstehen. Generationsübergreifendes Wohnen und Arbeiten für mehrere hundert Menschen oder ein “Erlebniszentrum Euroregion” waren weitere Konzepte. Letzteres veranschauliche in einer Art “Mini-Euroregion”
in Figuren und Skulpturen das Leben innerhalb des Dreiländerecks. Die
mögliche Nutzung als Geschäfts-, Büro- und Wohnhaus zählte ebenso zu den Vorschlägen wie auch die so genannte “Leernutzung” als Archiv, Aktienlager
und Logistikzentrum. Bei diesen sechs Grobkonzepten sei die grundsätzliche Machbarkeit gegeben, so Klaus Werner in dem Gespräch. Die Berechnung der wirtschaftlichen Rentabilität müsse noch folgen. Bis Anfang der 90er Jahre
hatte die Mandaukaserne noch Teile der Stadtverwaltung oder die Wohnbaugesellschaft Zittau beherbergt. Im vergangenen Jahr hatte nun der Autohändler, Tankstellenbesitzer und Bauunternehmer Günther Willig das
marode Gebäude vom Freistaat Sachsen für 140 000 Mark ersteigert. In
seinem Auftrag hatte der Kreativtrainer Klaus Werner mit einer
fünfköpfigen Gruppe die jetzt vorgelegten Konzepte ausgearbeitet. (ti)

ti

Sächsische Zeitung vom 27.06.2000 Seite 08 / ZITTAU

Geisterschloss im Tiefschlaf

Geisterschloss im Tiefschlaf
Kreative Köpfe suchen nach Nutzungen für die desolate Mandaukaserne

Jahrelang herrschte in der Mandaukaserne bedrohliche Ruhe. Doch bald soll der Dornröschenschlaf ein Ende haben.

Ein Team um den Kreativitätstrainer Klaus Werner stattete dem historischen Zittauer Gebäude am vergangenen Freitag einen Besuch ab. Die in der sechsköpfigen Gruppe bisher erarbeiteten Nutzungsideen sollten mit den baulichen Gegebenheiten abgeglichen werden. Zu Beginn stand eine viertelstündige “Kontaktaufnahme” mit den desolaten Mauern. Anschließend zog sich das Team in eines der wenigen noch intakten Zimmer im Ostflügel zurück. Bevor auf den über 14 500 Quadratmetern Nutzfläche der Mandaukaserne und auf dem dahinter liegenden Grundstück wieder Leben einzieht, ist angesichts des Bauzustandes einiges zu tun. Die Rückseite

des Kolosses trägt kaum noch einen Flecken Putz. Im Inneren wellt sich der Bodenbelag in den Etagen der ehemaligen Kultur- und Sozialbehörden. Heruntergebrochener Deckenputz in der dritten und selbst Moosbewuchs auf dem eichenen Parkett der vierten Etage künden von der verheerenden Wirkung des Wassers. Das Dachgeschoss, gegliedert durch zahllose Lattengitterverschläge, erinnert heute mehr an ein Gefängnis. Durch die Fenster fällt hier das Tageslicht, durch die Löcher der Dachhaut der zerstörende Regen ins Innere. Der Bad Krotzinger Unternehmer Günther

Willig ersteigerte den Giganten im November 1999 für 149 000 Mark. Den ursprünglichen Gedanken an ein Handels- und Gewerbezentrum verwarf er wieder, die erforderliche Mehrheit des Stadtrates wäre angesichts des Handelsflächenüberschusses wohl kaum zu Stande gekommen. Auch der Brückenschlag zur Hochschule Zittau-Görlitz blieb zunächst ohne den
erhofften Erfolg. Lediglich im Rahmen von Projekten könne die Einrichtung Räume in Anspruch nehmen, hatte Rektor Dietmar Reichel ihm gesagt. Eine Mischung aus Büros, Tagungsräumen, Gastronomie oder eine Diskothek ist, so Willig selbst, am wahrscheinlichsten.

Also “Schwerstarbeit” für Werners “Kreativlinge”, die in Willigs Auftrag
in etwa sieben Wochen rund 300 Nutzungsideen und -ansätze zusammentrugen. Nach einer speziellen Methodik tasteten sich zwei Studenten der Betriebswirtschaft, eine Architekturabsolventin, ein freischaffender
Künstler und eine Psychologin unter der Leitung des Unternehmensberaters Werner an die Potenzen der Immobilie heran. Das
Rationalisierungskuratorium Wirtschaft förderte die Ideensammlung zur Mandaukaserne mit 7 200 DM. Im Juli soll das Ergebnis dieser Überlegungen
an den Eigentümer übergeben werden. (ti)

ti

Sächsische Zeitung vom 28.01.2000 Seite M01 / LAUSITZ

Kaserne sucht Mieter

Kaserne sucht Mieter
Investor kaufte vor zwei Monaten imposanten Bau in Zittau für 149 000 Mark Von Mario Sefrin

Zittau. Ratlosigkeit im Rathaus. Zittaus 2. Bürgermeister und Technischer Dezernent Gerd Arnold kann in diesen Tagen nur fragend mit den Schultern zucken, wenn das Thema auf die Mandaukaserne kommt. “Der Investor wollte sich melden”, sagt er. Das ist zwei Wochen her – Ausgang unklar. Im vergangenen Dezember war das für Zittau mindestens ebenso wie das Salzhaus markante und bekannte Gebäude am Martin-Wehnert-Platz versteigert worden. Für ganze 149 000 Mark, übrigens das Einstiegsgebot, wechselte das Haus

bei einer Auktion in Dresden den Besitzer. Für besagte Summe ersteigerte Günter Willig, ein westdeutscher Geschäftsmann und bereits mehrfacher Immobilienbesitzer im deutschen Osten, das ehemalige Zittauer Garnisionsgebäude vom Freistaat Sachsen.

Stadt sähe Freistaat als Inhaber lieber

In Zittaus Stadtverwaltung hätte man es zwar lieber gesehen, der Freistaat
hätte das Gebäude behalten und es saniert. “Im Flächennutzungsplan für dieses Gebiet hatten wir die Mandaukaserne eigentlich als Verwaltungssitz auserkoren”, erzählt Gerd Arnold. “Das Arbeitsamt, dass nun neu gebaut werden soll, und das Finanzamt hätten hier wunderbar rein gepasst.” Doch dazu kam es nicht – der neue Besitzer denkt eher an Nutzungsmöglichkeiten wie Hotel, Dienstleister und Einkaufszentrum. Um etwas über die Vergangenheit der Mandaukaserne zu erfahren, muss man schon bis ins 19. Jahrhundert zurückblättern. Errichtet wurde der imposante Bau als Regimentsunterkunft im Jahr 1868, später kamen eine Militärkammer, ein Exerzierhaus und ein Offizierskasino – übrigens das erste in Sachsen – hinzu. Nicht ohne Grund lag die Unterkunft für knapp 1 200 Mann (die im Oktober 1869 einzogen) etwas außerhalb der Stadt – wurde doch hier das Leben der Stadtbevölkerung nur wenig beeinträchtigt. Das Militär hatte bis
1918 das Sagen in der Mandaukaserne. Danach wurde diese als Wohngebäude genutzt – ab 1920 lebten in den vier Stockwerken (48 WC’s, je Geschoss eine Trinkwasserzapfstelle, fünf Waschküchen im Keller) bis zu 109 Familien, alles in allem etwa 500 Personen. 1960 übernahm die Zittauer Kommunale Wohnungsverwaltung das Gebäude, das 1983 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Zu Spitzenzeiten wohnten oder arbeiteten 120 Mietparteien
in der Mandaukaserne. Nach der Wende sank der Stern des in die Jahre gekommenen und immer baufälligeren Hauses. Kurzzeitig beherbergte es zwar noch Mieter, darunter auch einige Ämter der Stadtverwaltung, doch 1997 kam das vorläufige Aus: Die Mandaukaserne wurde für eine weitere Nutzung gesperrt. Seitdem steht der 2 000 Quadratmeter-Bau mit den großen militärtypischen Gängen leer. Der hohe Sanierungsaufwand und die Notwendigkeit, den Verfall zu stoppen, waren sicher die Hauptgründe für
den Freistaat, nach finanzkräftigen Investoren zu suchen. Doch weder nach einer Ausschreibung durch das Liegenschaftsamt Bautzen, noch durch direkte Werbung bei potenziellen Interessenten hatten sich solche gefunden.
Schließlich wurde das Gebäude versteigert.

Investor will über künftige Nutzung diskutieren

In Zittau harrt man nun der Dinge, die kommen. “Wir müssen uns nun die Vorstellungen des neuen Besitzers anhören und danach versuchen, einen gemeinsamen Nenner zu finden”, sagt Dezernent Arnold. Eins scheint aber
jetzt schon sicher: “Mit großflächigem Einzelhandel über 800 Quadratmeter
wird es Probleme geben.” Investor Günter Willig hingegen will in wenigen
Tagen seinem neuen Besitz einen Besuch abstatten. Und sich dann gemeinsam mit Stadtverwaltung und Architekten vom Zustand der Mandaukaserne überzeugen. Dabei möchte er erstmals mögliche Nutzungsvarianten diskutieren. Er gibt sich schon jetzt von der Zukunft der Mandaukaserne überzeugt: “Ich habe dazu schon viele Anrufe bekommen. Die Nachfrage ist da.”

Mario Sefrin

1999

Sächsische Zeitung vom 30.12.1999 Seite 11 / ZITTAU

November

Nach erfolgter Außensanierung werden die Baugerüste vom Zittauer Salzhaus abgebaut. Die Neustadt hat ein altes Schmuckstück zurück.

Die Zittauer Mandaukaserne wird in Dresden für 143 000 Mark versteigert.

Sächsische Zeitung vom 19.11.1999 Seite 08 / ZITTAU

Über 100 Familien wohnten einst in der Mandaukaserne

Oberlausitzer Geschichte und Geschichten

1868 wurde der imposante Bau am Martin-Wehnert-Platz als Regiments-Unterkunft errichtet

Die Zittauer Mandaukaserne kommt morgen in Dresden unter den Hammer. Nach jahrelangen vergeblichen Versuchen des Freistaates, den steinernen Koloss vom Martin-Wehnert-Platz an einen neuen Nutzer zu veräußern, soll er nun versteigert werden. SZ hat aus aktuellem Anlass noch einmal in der Vergangenheit gesucht.

1867: Nach Neueinteilung der Infanterie in Sachsen wurde Zittau Garnisonsstadt. Hier wurde das 3. Infanterie-Regiment 102 stationiert. Der Regimentsstab, das I. und II. Bataillon wurden in Bürgerquartieren und in der alten Kaserne an der Pfarrstraße untergebracht. Bald nachdem das Militär in Zittau eingezogen war, wurden Vorschläge diskutiert, um es besser unterzubringen. Es sollte eine neue Kaserne errichtet werden. Vorgeschlagen wurde der Standort gegenüber der Hospitalkirche am Mandaubogen an der Grottauer Straße. Bürgermeister Haberkorn erreichte, dass bereits im

April 1868 die Grundsteinlegung für die Kaserne an der Mandau erfolgte. Etwa 1 200 Mann mussten untergebracht werden. Die Truppe sollte außerhalb des Stadtzentrums wohnen, um das Leben der Stadtbevölkerung nicht allzu sehr zu beeinträchtigen. Die Abwässer könnten direkt in die Mandau abgeleitet werden. Der halbkreisförmige Verlauf des Flusses um die Kaserne bildete eine natürliche Einfriedung. Am gegenüberliegenden Ufer sollten im St. Jakob Stift das Lazarett und die Pferde untergebracht werden. Über die “Kuhbrücke” konnte die Truppe schnell das Schießhaus (Schützenhaus) und den Schießplatz (Schießwiese) erreichen.

1872 und 1873 erfolgte der Bau der Militärkammer und des Exerzierhauses neben der Kaserne. Heute befindet sich auf dem Gelände die Kraftverkehrsgesellschaft Zittau. Der Entwurf und die Ausführung erfolgten durch das Stadtbauamt unter Leitung des Stadtbaudirektors Emil Trummler.

Am 16. Oktober 1869 war die Kaserne an der Grottauer Straße soweit fertiggestellt, dass die Truppen einziehen konnten. Die Kaserne war mit Dampfküchen und Zentralheizung ausgestattet. Wohn- und Schlafräume waren getrennt. Zuerst bezog das I. und II. Bataillon ohne die 9. und 11.

Kompanie die Kaserne. Das III. Bataillon, bisher in Löbau stationiert,
wurde in Zittau stationiert. Bereits nach kurzer Zeit war die Kaserne überbelegt. Zwei Kompanien wurden in das Massenquartier Marstall verlegt. Hinter dem Hauptgebäude wurde das erste Offizierskasino in Sachsen errichtet. Dieses bestand bis 1902.

1893 erhielt die Kaserne offiziell den Namen “Mandaukaserne”. Alljährlich,
bei Hochwasser der Mandau, standen die Keller und Teile des Erdgeschosses unter Wasser. Die Schwammbildung wurde dadurch begünstigt.

1898, nach Abschluss der Mandauregulierung, entstand vor der Kaserne ein großer Freiraum, der Martin-Wehnert-Platz. Dadurch wurde die wuchtige, nach Macht anmutende Fassade der Kaserne sichtbar.

1903 erfolgten umfangreiche Bauarbeiten am Haupt- und an den Nebengebäuden, die im März 1904 abgeschlossen wurden.

Bis 1918 wurde die Kaserne militärisch genutzt. Anschließend diente sie
als Wohngebäude. Ab 1920 lebten in vier Stockwerken bis zu 109 Familien (500 Personen). Insgesamt gab es 48 WC’s und je Geschoss vier Trinkwasserzapfstellen. Im Keller befanden sich fünf Waschküchen. 1960 übernahm der VEB Kommunale Wohnungsverwaltung Zittau das Anwesen. Inzwischen gab es 120 Mieter. 1983 wurde die Kaserne unter Denkmalschutz gestellt. 1997 wurde das Gebäude für die Nutzung gesperrt und steht seitdem leer. (Tts)

Sächsische Zeitung vom 12.11.1999 Seite M01 / IMMOBILIEN

Zittauer Mandaukaserne kommt unter den Hammer

Zittauer Mandaukaserne kommt unter den Hammer

Am 20. November wird die Mandaukaserne im Süden von Zittau versteigert. Ein Dresdner Auktionshaus bietet die Immobilie meistbietend an. Die 1868 fertig gestellte Mandaukaserne beherbergte bis 1918 eine Garnison. Zu DDR-Zeiten befanden sich hier unter anderem der damalige VEB Gebäudewirtschaft Zittau und verschiedene Behörden. Ende 1997 zogen die letzten Mieter aus. Besitzer des steinernen Klotzes ist derzeit noch der Freistaat Sachsen. Das Einstiegsgebot für die Auktion im Dresdener Kempinski-Hotel liegt bei 149 000 Mark. Foto: SZ/Jens Böhme

Jens Böhme

Sächsische Zeitung vom 03.11.1999 Seite 07 / ZITTAU

Zum Ersten, zum Zweiten – zwölf Uhr mittags fällt der Hammer

Auktion
Zum Ersten, zum Zweiten – zwölf Uhr mittags fällt der Hammer

Die Zittauer Mandaukaserne wurde angeboten “wie Sauerbier”, jetzt wird sie in Dresden meistbietend versteigert

Die Mandaukaserne am Zittauer Martin-Wehnert-Platz steht wie ein Fels in der Brandung aller Veränderungen, die sich in der Stadt vollzogen haben.
Im Dezember 1997 zogen die letzten Mieter aus dem Riesenblock. Der steht nun nach jahrelanger Teilnutzung endgültig leer. Besitzer des steinernen Klotzes ist der Freistaat Sachsen. Der versuchte in Verkaufsoffensiven und bei Verhandlungen mit Einzel-Interessenten mehrfach vergeblich, die schwer vermarktbare Immobilie loszuwerden.

Von Jürgen Zacharias

Jetzt aber scheint es endgültig zu klappen. Das Auktionshaus Dresden e.K.
hat sich der Immobilie angenommen. Am 20. November gegen Mittag (voraussichtlich gegen 12.30 Uhr) kommt der Bau bei einer Auktion im Kempinski-Taschenbergpalais Dresden unter den Hammer. Frank Schlösser, der 25 Jahre lang Erfahrungen im Immobiliengeschäft gesammelt hat, aus dem benachbarten Freital stammt und einer der beiden Auktionatoren des Hauses ist, zum Geschäft: “Das Unternehmen hat sich auf die Versteigerung von Immobilien spezialisiert. Wir bringen Objekte aus dem gesamten Freistaat Sachsen zum Verkauf. Einleger sind Privatbesitzer, aber auch die
öffentliche Hand wie Kommunen oder der Freistaat. So sind wir auch an die Zittauer Mandaukaserne gekommen.” Gegenwärtig werde die Immobilie in verschiedenen Medien noch öffentlich ausgelobt. Auch auf der Homepage des Unternehmens (www.auktionshaus-dresden.de) werde das Objekt mit anderen am 19. und 20. November zu versteigernden Immobilien vorgestellt. Die

Chancen, die Zittauer Mandaukaserne loszuschlagen, beurteilt Frank
Schlösser mehr als gut. “Es gibt bereits jetzt mehrere Interessenten.”
Auch dafür, warum es für dieses Haus trotz des zu erwartenden hohen Sanierungsaufwandes bereits mehrere Rückläufe (Bekundungen von Kaufinteresse) gibt, hat Frank Schlösser eine Erklärung: “Das Einstiegsgebot liegt bei 149 000 DM. Das ist für die Größe und die Lage des Objekts ein durchaus annehmbares Angebot.” Worüber Schlösser freilich keine Aussagen treffen kann, ist die zur Zukunft der ehemaligen Kaserne.
Das bleibt bis auf weiteres Geheimnis der Bieter. Nur dass sich etwas tun
wird, ist ziemlich sicher. Schließlich kauft kaum jemand ein Haus dieser
Größe ohne triftigen Grund. Übrigens, falls Sie das nötige Kleingeld haben
und noch mitbieten möchten, dann können sie per E-Mail (info@auktionshaus-dresden.de) das Angebot Mandaukaserne gerne abfordern.

Jürgen Zacharias

Sächsische Zeitung vom 03.11.1999 Seite 01 / POLITIK TITEL

Mandaukaserne wird in Dresden versteigert

Zittau
Mandaukaserne wird in Dresden versteigert

Die Mandaukaserne am Zittauer Martin-Wehnert-Platz wird am 20. November im Kempinski-Taschenbergpalais Dresden durch das Auktionshaus Dresden e.K. versteigert. Das seit Jahren leer stehende Gebäude steht unter Denkmalschutz. Trotz des hohen Sanierungsaufwandes gibt es nach Angaben des Auktionators Frank Schlösser mehrere Interessenten für das Objekt. Das Einstiegsangebot liegt bei 149 000 Mark. Bereits im Spätsommer 1998 hatte das sächsische Finanzministerium als Eigentümer der 1868 fertig gestellten Kaserne finanzkräftige Investoren gesucht, um den Verfall zu stoppen. Damals sollten potenzielle Interessenten direkt angesprochen werden, nachdem eine Ausschreibung durch das Liegenschaftsamt Bautzen kein Ergebnis gebracht hatte. (SZ/pc)

Sächsische Zeitung vom 08.02.1999 Seite 08 / ZittauTAU

Was soll aus der alten Mandaukaserne werden?

Nachgefragt
Was soll aus der alten Mandaukaserne werden? Freistaat hat keinen Käufer und kein Konzept

Zittau. Imposant und unübersehbar steht die riesige Mandaukaserne am Martin-Wehnert-Platz. Leer und baufällig wird der denkmalgeschützte Koloß aber immer mehr zum Schandfleck. SZ fragte nach, was mit dem Gebäude werden soll:

Die Immobilie gehört dem Freistaat. Aber im Sächsischen Finanzministerium ist man ziemlich ratlos. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, darf es nicht abgerissen werden, erklärt Pressesprecherin Vera Kretschmer. Eine Sanierung würde Millionen kosten. Aber für welchen Zweck sollte die
Kaserne saniert werden? Ideen oder Nutzungskonzepte gibt es im Finanzministerium nicht, bestätigt Frau Kretschmer. Vor einiger Zeit hatte
die Kreissparkasse ein Auge auf das Objekt geworfen und mit der Idee geliebäugelt, es zu einer Seniorenwohnanlage auszubauen. Davon nahm die Sparkasse aber schon während des Ideenstadiums wieder Abstand. Nur soviel ist zur jetzigen Zeit klar: Das Haus soll verkauft werden. Die Offerte

könne man weltweit im Internet finden (www.Sachsen.de/SMF). Gemeldet, so die Pressesprecherin, hat sich ein potentieller Käufer allerdings bisher
nicht. Dafür meldet sich Zittaus Oberbürgermeister Jürgen Kloß regelmäßig in Dresden: “Ich habe schon mehrfach auf den desolaten Zustand der Mandaukaserne hingewiesen und dringenden Handlungsbedarf angemahnt”, erklärte er jüngst vor den Stadtrat. (SZ/ju).

SZ/ju.

1997

Sächsische Zeitung vom 31.12.1997 Seite 10 / LokalesE

Geheimprojekt Wasserschloß:

Was hinter unserm Rücken läuft
SZ-Reporter deckten Geheimpläne auf – Leser begeistert bis schockiert

Von G. Heim-Dienst

Denkmalschützer, Radfahrer, Parkhaus-Investoren, Hundehalter oder Busreisende möchten, jeweils auf ihre Weise, die nunmehr leerstehende, bundeseigene Mandau-Kaserne einer neuen sinnvollen Nutzung zuführen. So stellte Herr Ch. Müller, Inhaber der Firma Lastenaufzüge &

Transportsysteme (deshalb nicht identisch mit Herrn Ch. Müller, Sozialdemokrat) schon vor drei Tagen sein Verkehrsprojekt Zittau 2000 vor. Ginge es nach ihm, sollte aus der Mandau-Kaserne der neue hypermoderne Zittauer Busbahnhof werden. Beidseitig müßten allerdings an die historisch wertvolle Bausubstanz Aufzüge angebaut werden. An der Südseite für die Fahrgäste, an der Nordseite für Busse, komplettiert mit einem vollelektronischen Kundenservicesystem. Voll witterungsunabhängig könnten Fahrpersonal und Reisende – im dritten Stock beispielsweise für die Richtung Hartau-Unterdorf – Ankunfts- bzw. Abfahrtszeiten aussitzen.
Allerdings hat dieses Projekt schon heftigen Streit mit dem
Militaria-Verein “Vergangenheit der Mandau-Kaserne hat Zukunft” e. V. ausgelöst. Deren Sprecher, der 96jährige Reserveunteroffizier der 172. Landskron-Jäger Kompanie Fritz Meier: “Senkmalversräglich kann man die Kaserne nur nussen, wenn man das Milisär wieser rseinbrings. Sumal wir
heute keine Ferde mehr bsrauchen. Das sis auch politiss nötiss. Die Naasis
und Kommunissen hams fass fumfumsessisch Jahre verhinners, das sMilisär die Kaserne nussts. Jess bsrauchen wirs ein politisches Ssignal von ne demossratische Grsundorsdnung, dass swirs ernss meinen mis se Vergangesheitssbewälsigung!” Unerwartete Hilfe könnte Fritz Meyer aus
einer nicht erwarteten Richtung bekommen. Aus dem Bundesverteidigungsministerium und gar aus dem NATO-Hauptquartier in Brüssel. Denn in diesen beiden Einrichtungen werden im Zusammenhang mit der Osterweiterung des Bündnisses und unter dem Tarnnamen “Wasserschloß” Pläne für die Mandau-Kaserne Zittau geschmiedet. Nach diesen der SZ vorliegenden Plänen soll hier an der Nahtstelle der früheren feindlichen
Blöcke die militärisch-eiserne Klammer für die jetzt friedlich vereinten
Armeen aus Ost und West entstehen. Auf der Hardthöhe wiegelte man ab. Für Volker Rühe, der zur Zeit in Schneeberg der Premiere der nächsten 30 Fortsetzungen von “Heile Welt” beiwohnt, kommentierte der Referatsleiter (fremde) Heere Ost, Fried Helm, die SZ-Recherchen: “Gesetzt den Fall, was
sie herausbekommen haben wollen, stimmte, wer soll dann den 120 Meter tiefen Tiefbunker bezahlen, den wir unter dem Wasserschloß, äh, die Mandaukaserne buddeln müßten. Andererseits dürften Sie bei ihren Überlegungen nicht übersehen, daß wir – hätten wir ein solches Projekt – immerhin einen Bauingenieur und sechs Bauarbeiter sofort, einen weiteren Ingenieur und sieben zusätzliche portugiesische Bauleute in etwa zwei
Jahren einstellen könnten. Welche andere Maßnahme würde ihren Arbeitsmarkt so deutlich entlasten? Aber ich sage ja. Nix iss dran”. Es ist mehr dran, behaupten wir. Denn dieses Jahr fand in Zittau bereits ein Treffen von
Bundes- und Landespolitikern mit Oberbürgermeister Jürgen Kloß statt.
Jürgen Kloß bei diesem Rundgang: “Die Tarnung mit den vielen Pfützen muß bleiben. Und die Kaserne muß schön bunt angemalt werden, am besten mit Blümchen und Wiesen, Sträuchern und kleinen Schäfchen”.

Von G. Heim-Dienst